Jahre 1880 berichtet wird, wo am 30. Juli nachmittags 3—4 Uhr ei» schwerer Hagelschlag niit Ueberschivciiuuung unsere Markung heimsuchte.
Der verursachte Schaden, von dein auch einige benachbarte Orte betroffen wurden, betrug für Haiterbach nach der damaligen Schätzung 18000 Gulden. Von der Größe dieses Unwetters zeugen heute noch die damals entstandenen „Gräben" im Zwerenberg.
Ackerbau ».Viehzucht waren die hauptsächlichsten Erwerbszweige. Obwohl die klimatischen Verhältnisse nicht besonders günstig sind, wurde früher an der nördlich vom Ort gelegenen „Weinhalde" sogar Weinbau getrieben.
„Die Wintersaat wurde frühe bestellt mit einem
Scheffel Dinkels auf de» Morgen Ackers, oder mit 4 Simri bloßer Frucht. Der Morgen trug im Durchschnitt 60 Garben gutes Korn."
Seit etwa 100 Zähren sind auf den beiden Seiten des Salzstetter Tälchens die vorher mit schlechtem Wald und Weiden bedeckt waren, Allmaudteile angebaut, die heute nach jahrzehntelanger sachgemäßer Bewirtschaftung des Bodens teilweise reiche Erträge liefern.
Auf die Erhaltung eines kräftigen Rindviehschlags hat bei unserem bergigen Gelände die Gemeinde immer gehalten. Mit Genugtuung stellt auch der Vorsitzende des Gemeinderats im Protokoll vom 25. 8. 1916 fest: Die im Bezirk Nagold vorgenommen Farren- schau ergibt, daß die hiesige Stadt mit 5 eigenen Farren sowohl den besten Farrenbestand besitzt als auch mit 550 Milchkühen den größten Viehbebestand des Oberamts und sogar Sulz überflügelt hat.
Für Schweinezu ch t wurden vor 100 Jahren noch bedeutende Summen ausgegeben und zwar wurden die Schweine vom Ausland angekaust. Diese Tiere wurden im Sommer auf die Weide getrieben, sie „reinigten die Aecker von Würmern und Mäusen". Zm Zahr 1916 stand die Schweinezucht auf einem solchen Tiefstand, das; die eigene Eberhaltung als »ichtrentierend ausgegcben wurde. Fm Zahr 1918 betrug die Zahl derselben 20 Stück.
Die Waldungen gehörten teils den Landeshecrn, teils der Gemeinde. Heute ist der Wald ausschließlich Besitz der Gemeinde.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann allmählich auch das Gewerbe seinen Einzug im Städtchen zu halten. Während noch vor 150 Zähren weder ein Schlosser noch ein Glaser, ja „nicht einmal ein Seiler oder guter Schmied" in Haiterbach war, arbeiteten 1837 schon verschiedene Kübler, im Jahr 1860 etwa 60 Meister für die ganze Umgegend, sowie nach Reutlingen, Metzingen, Tübingen, Stuttgart und andere entferntere Plätze. Einige Strumpfweber und Tuchmacher besuchten mit ihren Fabrikaten die benachbarten Märkte. (2 Webstühlc sind noch heute zeitweise im Betrieb). Viele Zeugmacher arbeiteten für die Calwer Kompagnie und arme Weibsleute nährten sich mit Wollspinnen für dieselbe. 2m Zahre 1860 waren etwa 25 Zeugmacher im Städtchen, die vorzugsweise Flanell fabrizierten und ihre Waren hauptsächlich nach Stuttgart, auf benachbarten Märkten und teilweise nach Baden und in die Schweiz absetzten. Die Ziegler und Töpfer lieferten gute Waren, wozu sie im Tälcheu nordwestlich gegen Altnuifra am kleinen Stauchbach sehr guten weißen Letten gruben, aus dem dünnere und doch haltbare Ziegel verfertigt wurden.
Die Mehrzahl dieser Handwerke, die früher eine beträchtliche Anzahl Hände beschäftigte, ist in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Der Großbetrieb, die Fabrik, hat diese
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Handwerke wie im übrigen Lande verdrängt. Zmnierhin ist das Gewerbe noch zahlreich vertrete», weitaus überwiegend die Küblerei und Schreinerei, welch letztere zum Teil fabrikmäßig betrieben wird und ihre Erzeugnisse in großen Wagenladungen nach allen Richtungen, teilweise auch ins Ausland absetzt. Insgesamt zählt Haiterbach heute 39 Schreiner und 40 Kübler, die meist nebenher Landwirtschaft betreiben.
Eine obere und untere Mühle sind schon im Zahre 1624 erwähnt. Sie waren damals Erblehen der Kellerei in Nagold. Ihre Besitzer mußten die Früchte bei den Bürgern holen und das Mehl sodann ihren .Kunden vors Haus führen, wofür sie den 14. Teil als Mahllohn bezogen. Jede der Mühlen hatte im Zahre 1837 2 Mahlgänge und einen Gerbgaug. Zn früherer Zeit hatten sie nur einen Gang, bis der alte Müller Haizmann den Fall des Wassers besser ausuützte.
Berneck
(376 Einwohner, 360 ev., 16 kath.)
ist das zweitkleinste Städtchen Württembergs. Es liegt auf einem schmalen Bergrücken, der sich zwischen den tiefeiugeschnittenen Tälern des Köllbachs und Bruderbachs hinzieht. Das Wappen ist das Gültlingeii'sehe: Drei schwarze Adler im silberne» Feld. Aus nebenstehendem Bild sehen wir das Schloß Berneck in seiner ursprünglichen Gestalt,
cs gehört zu den schönsten u. interessantesten, wenn auch nicht zu den größten des Landes. Stolz u. kühn schaut es mit seinem trotzigen Burghof- mantel (38 Meter hoch, 23 Mtr. lang und 3 Meter dick- hinunter ins Tal. Das obere Schloß stammt in seiner jetzigen Gestalt aus den Zähren
1846/47, das untere wurde 1768 erbaut. Die Kirche rührt aus dem Zahr 1753 her; das Schnlhaus wurde 1820 u. das Rathaus 1876 erstellt. Oberhalb des Sees, der durch eine Schwellung des Köllbachs gebildet wird, ist die 49 Weiher zählende Forellenzuchtanlage des Freiherr» Wilhelm von Gültlingeu, gegründet 1898. Das früher zusammenhängende 109 Morgen große Hofgut Roßrücken besteht seit 1905 nicht mehr- die Häuser wurden abgebrochen und die Güter teilweise aufgesorstet, teilweise auch einzeln verpachtet. Zn den letzten 30—35 Jahren wurde an dem Bau der Straßen, der Wasserleitung und der Einrichtung des elektrischen Lichts gearbeitet. 1893 baute man die am Nordosthang hinaufführeude Straße nach Gaugenwald—Martinsmoos, einige Jahre später die zum Bahnhof führende Straße und 1905 06 zugleich mit der Korrektion der Etterstraße die Straße nach Hornberg. Seit langer Zeit bezog Berneck das Wasser vom Bruderhaus. 1900 wurden die Hauswasserleitungcn eingerichtet. Das Sägewerk Maier liefert seit etwa 18 Zähren den elektrischen Strom an Privatabnehmer und erst seit den letzten 2 Jahren an die Gemeinde zum Zweck der Straßenbeleuchtung. Berneck ist seit vielen Jahren ein gerne besuchter Luftkurort. Die romantische und ruhige Lage und die unmittelbare Nähe des Waldes ziehen im Sommer viele Luftkurgäste an. So konnte man im letzten Zahre 800 bis 1000 Gäste zählen. Die Arbeiterschaft der hiesigen Bevölkerung findet in den Fabriken von Altensteig reichliche Beschäftigung.
Wir verweisen unsere Leser auf die Fortsetzung dieses Aufsatzes in der Beilage des heutigen „Gesellschafters".
Stuttgart, den 30. November 1926.
„Oer Gesellschafter" unä äie ev. Pressearbeit.
Bon Pfarrer H. Pfisterer, Geschäftsführer des Evang. Presseverbauds.
Seit langen Zahre» bestehen ersprießliche Beziehungen der Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Evang. Presseverband für Württemberg und dem Nagolder „Gesellschafter". Dessen 100 jähriges Jubiläum gibt Anlaß, seiner Leserschaft davon Näheres zu sagen.
Es ist durchaus im Wesen und in der Aufgabe einer Tageszeitung begründet, wenn sie die kirchlichen und religiösen Belange ausgiebig berücksichtigt, die von der evangelischen Pressearbeit in der Oeffentlichkeit vertreten werden. Soll doch die Tageszeitung ein Spiegel der Gegenwart sein mit all ihrem bunten Leben. Und zu all den mannigfaltigen Erscheinungen, die sie daher zu beleuchten hat, gehört nicht nur die Politik, die äußere und innere Entwicklung des neuen deutschen Reiches und unseres württembergischeu Staatswesens, Volkswirtschaft und Volksbildung in Stadt und Land, und was vom Rathaus, von den Gewerben, Ständen, der Rechtspflege und Verwaltung, der Arbeiterfrage und dem Vereinsleben zu berichten ist. Ganz wesentlich mit zum öffentlichen Leben unserer Zeit gehört auch das kirchliche und religiöse Leben, ob sichs nun um mehr äußere Dinge wie Kirchenwahlen, Kircheubauten und Kirchensteuer handelt oder um liefere Anliegen, wie die Abcndmahlsfrage im Landeskirchentag, das Wirken der Geistlichen, die Arbeit des Evangelischen Bolksbundes in den Gemeinden, das neue Aufleben des Kirchengesangs. Niemand kennt sich in uuserm Land richtig aus, der nicht ein Wissen hat von den erzieherischen Leistungen unserer Anstalten der Znnern Mission, die gegen 3000 Knaben und Mädchen beherbergen, oder von ihrer Fürsorge für Alte und Sieche, die auch in Wildberg eine Heimat gesunden haben, von den über 100000 Kranken, die jährlich in unser,» Land von evangelischen Diakonissen verpflegt werden, von den Kinderkirchen, die jetzt für 100000 Kinder unseres Landes Weihnachtsfeiern vorbereitcn, von den gegen 40000 Iungmädchen und Iungmännein, die sich in Stadt und Land zu evangelischen Zugendvereiuen zusainmeu- finden, oder auch von den vielen Hunderten schwäbischer Männer und Frauen, die seit mehr als einem Jahrhundert unter der Tropensoune von Westafrika, Südindien, Borneo und China evangelisches Christentum mit schwäbischer Gemütstiefe und zäher Geduld in lichthungrige Herzen pflanzen und damit zugleich ihrer Heimat in fernster Ferne einen guten Namen machen. Und schließlich muß heute jeder, der sich in der weilen Welt umsieht, etwas wissen von den Welttaguugcn der christlichen Kirchen und der christlichen Fugend, die auch für die Beziehungen der Völker uiitereinander, wie neulick in Bern für die Klärung der Kricgsschuldfrage, etwas Wichtiges zu bedeuten haben. An diesen paar willkürlich herausgegriffenen Beispielen kann man sich klarmachen, wie nahe gerade heutzutage Zeitliches und Ewiges, und darum auch Zeitung und kirchliche Berichterstattung zuslimmengehörcn.
Aber die Zeitung will nicht nur ividcrspiegeln, was geschieht, will nicht nur das Fenster sein, durch das man die Welt da draußen erblickt, sondern sie will zugleich auch ein Wegweiser für ihre Leserschaft sein, will Mitarbeiten an der fruchtbaren Gestaltung des öffentlichen Lebens, an der Bekämpfung jeder Art von Volksschäden. Neben der mehr oder weniger bestimmten politischen Richtung, die sie vertritt, sucht sie die großen gemeinsamen Anliegen der Nation zu fördern, und gibt das Wort allen, die sachverständig am Dolkswohl Mitarbeiten, seien es Staats- und Gemeindebehörden, Vertreter der Schule und der Seminare, der Wohlfahrtspflege, der freien gemeinnützigen Bestrebungen und überhaupt jedem, der etwas für die Oeffentlichkeit Wertvolles zu sagen hat. In den Kreis der Mitarbeiter am Gemeinwohl darf sich aber auch die evangelische Kirche rechnen, die mit uuserm Volk auf Gedeih und Verderb verwachsen und für sein seelisches und sittliches Wohl wie für seinen sozialen Geist in besonderer Weise verantwortlich ist, und hieher gehören auch die Leiter und Mitglieder ihrer Gemeinden und freien Verbände. Sonntagsgedanken in der Zeitung, Anregungen für die Zugenderziehung, Kampf für die christliche Ehe und gegen all den Schund und Schmutz, gegen die sittliche Verlotterung, die uuserm Volk am Marke zehrt, Teilnahme an der Not der Wohnungs- und Erwerbslosen, Fürsorge für die ortsfremde Jugend, für die Wanderer und Auswanderer, Arbeit an einem regen christlichen Gemeindeleben, das alle seine Glieder trägt und anspannt, Arbeit an der Heranbildung eines bodenständigen, innerlich gesunden Iuugbauerutums, Freizeiten für Industriearbeiter, wie in Ebhausen diesen Summer eine war, für erholungsbedürftige Frauen, für die erwerbstätige Zugend edler, bildender Unterhaltungsstoff, herzerhebendc Feiern, all das und noch vieles andere gehört mit in den Bereich evangelischer Oeffentlich- kcitsarbeit, für die der Evang. Prcsseverband die Unterstützung des „Gesellschafters" findet.
Der „Gesellschafter" ist keine großstädtische Zeitung. Die reiche Ausmachung der großen Presse, ihre langen Leitartikel, ihre Parteikämpfe oder auch Berliner Sensationen kan» und will er nicht bieten. Aber er ist eine Hcimatzeitung; er atmet den Tannenduft des Schwarzwalds, die Nebel des Nagoldtals, er ist für seinen Bezirk unentbehrlich. Was in Haiterbach, Effringen, Rotfelden oder Sulz sich Bemerkenswertes in Gemeinde, Kirche, Schule, Feld- und Forstwirtschaft, geselligem Leben ereignet oder sonstwo im Oberamt oder in der Bezirksstadt, das ist auch ein Stück schwäbischer Bolksgeschichte, oft ein Stück Menschenschicksal, und es ziemt jedem zu wissen, was seine Heimat in den Jahrhunderten erlebt und welch tüchtige Menschen aus ihr hervorgegaiigen find. Die Zeitung, die davon berichtet, setzt die Bezirksgenossm miteinander in Verbindung und mit den vergangenen Geschlechtern, hilft ihnen zum gemeinsamen Lebe», zur inneren Verwurzelung und knüpft auch die Fortgezogenen in Pforzheim, Stuttgart oder über dem großen Wasser an die Heimat. Schafft Heimatliebe und Gemeinsinn auf christlicher Grundlage in jedem Bezirk, und ihr habt ein erneuertes, wetterfestes Volk! Das ist's, was den Evang. Presseverband und seine Vertreter mit den Bezirkszeituugen besonders verbindet und auch dem „Gesellschafter" ein glückliches Fortleben und Wirken im zweiten Jahrhundert seines Bestehens von Herze» wünschen läßt.
Bis unser „Sesel in mehr als einer Bl ringen cies öffentliche! hinter unseren Sroßv druck; das Dand wm nung auf cien verschie seine Zeit unä seine h an diesen Umstellunge eines kleinen Bmtes g bezirks, eines Oberain Nagold, Bltensteig um unä ritterschaftlichen 6 Unä diese erhöhte Be weitere Entwicklung ä nicht zu den großen Neuerwerbungen besaß vor 100 Jahren so r Segen Schluß des 18. durch Nuswanderung, wohnerzahl 1808 auf entsprechend war auch sich dieselbe im verlau entlang weiter ausged emporklettert, so war schränkt, die der Stadt das Stadtgebiet, das n Stadt bezeichnen. Nur mals schon außerhalb Stadtmauer eingeschloss der Bnfang zur Durch Schranken war schon o der neuen Zeit und d nungsfreiheit strebende! reits deutlich wahrnehr Die Stadtmaue meist genannt wurde, ehrwürdige Erbstück ai Zeit, einst zum Schul räuberische Ueberfälle, Bewohner von Stadt u ihre Bedeutung und il bildete für die weiter ein oft empfundenes L sie auch wie in anderes Jahren zum größeren D doch so, daß 1826 nod Händen waren, wie st Spuren der einstigen 5 und für jedermann leich abgetragen waren dar Dore, die immer mc schlossen worden waren lichen Dortürme, die m ankommenden wander Stadt hat damit zwar kommene Erbe mußte Dor" blieben als Orts längst keine Dore mehr Jahrzehnte lang; sie dem Abbruch desselbei Stadtgraben, der gefüllt werden konnte, und dort deutlich erk Scheunen in den Srabe! die einst über den Sral worden; eine Dämmen noch lange führten die die Bore gestanden hatt jettingen, u. wer von II „Obere Dor", und wer Nohrdorf kam, mußte e Cs läßt sich denke zu wohnen und ihre ( schmal gebaut waren u Sasse heute noch sehen oberen zum unteren Do bis zur alten Bpoth Bogen verlaufend und treffend; der zwischen war durchbrochen durc der Nagold und Wald dem früheren herrschas Schmidgasse. Der „Zwi an die Zeit von BIt-Na Nus dem enggeba 5 tadtkirche, „unser stammend, in gotischem nicht ohne einzelne hüb neubaus auf einem and nismäßig neuer Bau m Punkt der Stadt. Das Stadtmauer, früher die des Oberamtmanns und Das Oberamtsgericht bef z. „Engel". Das Dekai Marktstrahe. Die Schi Sasse, mit seiner präch tors und des Kollaboi wohnung war darin; (c waren 2 vorhanden, di«
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