Festschrift'
zum lmndertjMinyenPubttaum
Der OeseUsckalkter
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Jubiläumsgruß äes Nagoläer Oagblattes
Ciil herzlich „Grüß Gott" macht' ich heut euch rntliielen, Ich komm, wie ihr wißt, ja als Jubilar;
Ks ßnd meinem Leben miilmchr belchieden Schon hundert volle, zliicklichr Jahr.
Drob bi» ich festlich gestimmt «nd voll Freude Macht teilen mit euch meine Freude — mein Glück, Und was ich erlebt, erfahre», wird heute Mir wieder neu, wen» ich blicke zurück.
Ein zärtliches Mnzlein zur Erde gclegct,
Muchs fröhlich heran zum krüstigr» Daum,
Der Lenz hat Knospen nnd Zweige erwecket,
Heut mnlrt's nur an, als war es ein Traum.
Wir danke» es dem, der mitten in Stürmen,
In allen Men trotz Kader und Streit
Uns freundlich will segnen und schirmen
Und führet »ns tren durch die Möge» der Zeit.
Mir dauken's auch euch, liebe Leser nnd Freunde, Ihr bliebet uns treu; wir danken euch hrnt.
Der Klick aus das Ganze nnd was uns vereinte, Kleib' Leitstern uns allen in Freude und Leid!
Dun möchten wir alle heute so gerne In Dankbarkeit grüßen und drücken die Kand In Stadt, aul dem Land und weit in der Ferne Den knüpfen das alte, das segnende Dand.
Geschichte äes Nagoläer Oagblattes „Oer Gesellschafter" im ersten Zahrhunäert seines Bestehens (1826-1926)
„Der Gesellschafter" freut sich, bei seinem heutigen Gang i»r Festgewnud vor seine Leser treten und sie alle in Stadt und Land als Jubilar herzlich grüßen zn dürfen nnd er glaubt, ein volles Recht zn seiner Festfreude zn haben. Denn bei seinem Jubiläum handelt cs sich nicht nur »in ei» paar Fahre, auf die er znrück- schant, sondern es sind seht volle hundert Jahre, daß er als Gesellschafter für alt nnd jung hinanszieht nnd in die Häuser des Bezirks nnd weit darüber hinaus inhaltsvolle Botschaft bringen nnd über die neuesten Ereignisse ans den verschiedensten Gebieten des öffentliche» und des privaten Lebens berichten darf. Und da möchte er heute gerne etwas aus seinem Leben erzählen in der Annahme, daß auch die lieben Leser, zn denen er täglich kommt, sich dafür interessieren werden, wie cs dem „Gesellschafter" seither ergangen ist, wie er ins Leben getreten ist, was er seither erlebt hat nnd wie er zn dem erfreulichen Stand von heute gekommen ist.
Es war am 20. Dezember 1826; da erschien in dem Tübinger Wochenblatt, das damals in Nagold nnd in den Bezirksorten in einzelnen Exemplare» verbreitet war, die Ankündigung, daß B n ch - d rucker Wilhelm Friedrich Bischer „in Nagold eine Buchdrnckerci in Gang bringen und Drnckarbeiten aller Art fertigen, Bestellungen auf Bücher besorgen, ganz besonders aber für die Obcramtsbezirke Nagold nnd Frendenstadt ein Fntelligcnzblatt herausgebcn werde". Dabei ist allerdings zn bemerken, daß schon seit 1819 von Buchdrucker Wilhelm Heinrich Schramm in Tübingen für die Bezirke Tübingen, Rottcnbnrg, Herrenberg, Horb nnd Nagold ein IntMgenzblatt hcrans- gegeben worden war. Dieses Tnvmger Blatt konnte aber die Nagoldcr Verhältnisse nur wenig berücksichtigen und war zudem nach Umfang nnd Inhalt »och sehr bescheiden wie die sonst bestehenden Blätter ähnlicher Art überhaupt. So wurde in Nagold wie in anderen Städten die Herausgabe eines eigenen, besonderen Blattes angestrebt. Das war aber in jener Zeit, zumal in mehr ländlichen Verhältnissen, ein wirkliches Wagnis, da das Verlangen nnd das Bedürfnis einer Zeitung weit nicht in dem Maße wie jetzt vorhanden nnd jedenfalls gar nicht geweckt war. Die meisten Leute lebten ohne Zeitung. Als nun aber Bischer von Nagold ans die Ausfordeiung hiezu erhielt, war er sofort entschlossen und griff freudig zn, stammte er ja doch auch aus dem Nagoldcr Bezirk.
Friedrich Wilhelm Bischer war 1803 in Altensteig als Sohn des dortigen Amtsschreibcrs geboren nnd hatte nach Absolvierung der Lateinschule daselbst bei
Oas alte Geschäftshaus
Schramm in Tübingen und Cotta in Stuttgart die Bnchdrnckerei erlernt nnd nachdem er in Karlsruhe und Heilbronn in Stellung gewesen war. auch 2' - Jahre beim Reiterregiment in Eßlingen gedient hatte, erging an ihn die Aufforderung zur Gründling einer Bnchdrnckerei in Nagold. Da er glänzende Zeugnisse ausznweiscn hatte, erhielt er auch sofort von der Regierung die Konzession zur Gründung seines Geschäftes. Er kaufte das H a ns in der M a r kt st r a ß e, das damals an der Stelle des heutigen Zaiser'schen Hauses stand. Gleich mit Beginn des Jahres 1827 erschien
die erste Nummer unter dem Titel „Fntelligcnzblatt für die Obcramtsbezirke Nagold und Freudenstadt". Das Blatt erschien wöchentlich zweimal nnd hatte das Format eines Viertelbogens (Onartformal); der Bezugspreis betrug halbjährlich 45 Kreuzer; die Einrücknngsgebühr wurde mit 1 Kreuzer für die Zeile berechnet. Der Ilmsang des Blattes war ein halber Bogen. Auch inhaltlich war die „Intelligenz" nahe beisammen. Das war aber bei den übrigen Intelli- gcnzblältern der damaligen Zeit auch nicht anders; cs mar in den Verhältnissen jener Zeit begründet. Solche Fntclligcnzblätter hatten bisher nur die größeren Städte des Landes wie Stuttgart, Ulm. Reutlingen n. a. Unter den kleineren Oberaintsstädtcn war Nagold eine der ersten, die ein eigenes Blatt bekamen. Der „Gesellschafter" in seiner heutigen Gestalt ist, wie die meisten der heute existierenden Tageszeitungen ans zwei ursprünglich getrennten Wurzeln entstanden. Bei Beginn des vorigen Jahrhunderts gab cs in Württemberg nur ganz ivcnige Blätter und zwar waren die einen die politischen Zeitungen, die die neuesten Tagesereignisse brachten, so der „Schwäbische Merkur". Außer diesen politischen Zeitungen gab cs noch die sog. Intelligcnz- blättcr, die Anzeigen amtlicher nnd privater Natur enthielten; diesen Intelligenz- oder Anzcigcblättern war strengstens untersagt, in ihre Spalten politische Artikel anszunchmen. Auch der württembergische Staatsanzciger war ursprünglich ein solches Intelli- gcnzblatt gewesen; noch bis zum Jahr 1871 führte er den Nebentitcl: Intelligenzblatt (und politische Zeitung). Alle diese Intelligenzblättcr waren ans dem Bedürfnis der Zeit hcrausgewachsen, da sowohl die Neuordnung der öffentlichen Angelegenheiten in jener Zeit als der Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens neue Wege, neue Kanäle für die Verbreiterung der Verordnungen und für die Bekanntmachung von Angebot nnd Nachfrage notwendig machten. So war der Inhalt des Nagoldcr Blattes nach der Ankündigung Vischers folgender: Ver-
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