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Freitag. 31. Dezeber 1926

Wu, besaßen miteinander die Erinnerung an Stunden, in denen wir mit diesem Leben, läche.nd säst, abgeschlossen hatten. Und mit dem gleichen Lächeln empfingen wir es noch einmal zurück. Angrisssschlachten, trotzige Verteidigungsgefechte hatten wir Schulter an Schulter durchlebt, zwar räumlich getrennt, jeder mit seiner Kompagnie, aber in dem Wissen, daß der eine auch für das Heil des andern focht. Einmal hatte ich ihm. den ich schon verloren glaubte. Entsatz bringen können. Es war ein Wiedersehen in Not und Blut gewesen. Aber unser Mut war stärker geblieben Ein anderes Mal war er mein Retter ge­worden. Waren wir sonst beide rcdcfroy, in diesen Augen­blicken waren wir stumm geblieben. Und auch von unseren Taten sprachen wir nie Sie redeten in uns So waren wir Freunde.

In dieser letzte» Nacht des blutigen Sviiimeiahres. ul - ick ineine Kompagnie zur Ablösung vorsührte. schwiegen die Arliüe rien. Die gefährlichen Mulden, vor denen wir sonst in langen, Warten gelegen hatten, weil das Feuer leichter Granaten sie marterte, träumten heute in unschuldiger Ruhe Aber es kam von selbst, daß unsere Schritte sich beflügelten, als wir uns durch ihre Trichter vorwärts mühten, wo Drahtverhau uns um

schlang uns der zu Eis gewordene Schlamm unseren Fuß strau cheln lieh. Dann endlich rückten wir in die vorderste Stellung.

Der Bataillonsführer und ich bewohnten den gleichen Unter­stand Erst wenige Stufen in das Erdreich hinein hatte der Fleiß unserer Grenadiere, dem wir nicht müßig zugesehen Hal­len. die spärlich geschützte Behausung getrieben, das Werk weni­ger Wochen. Bor ihrem Einlaß empsing uns de'- Stab der- iiliere. der Kompagnieführer der Neunten, die wir «bzulösen hatten, mit einem vergnügten Lächeln im Gesicht Wie Eltern, die rnii die Weihnachtsfreudc ihrer Kinder besorgt sind, und sich selbst die größte Freude bereiten, dünkte mich dieses Lächeln O ja. die Guten! Sie hatten ihren Heiligen Abend wenige Meter vom Feinde getrennt verbringen müssen. Nun würden ivir am Silvestertage die Wache für sie halten. Gruß. Hand­schlag, aus Wiedersehen!

Wir tappten die schlüpfrige, schmale Treppe hinab in den dumpfigen Raum, aus dem uns ein Heller Glanz entgegen leuchtete. Und nun wußten wir, warum die harten Männer, die Kameraden, die jetzt schon auf dem Heimmarsch waren, in heim lickcr Freude uns begrüßt hatten. Dort unten empfing uns v''i

dem Kistendeckel, der über einen Baumstamm genagelt als fürst sicher Tisch des Unterstände-- größte Verschwendung bedeutete, ein Tannenbäumchen, mit brennenden Lichtern besteckt Und ein Notizbuch-Zettel lag darunter, daraus zu lese» stand: Deutsches Neujahr 1917!

Es ist seltsam, eine törichte Behauptung scheinbar, daß die Härtesten oft auch zugleich die Weichsten sind. Wie ich meinen Blick wieder von dem Papier emporrichtetc, fing er sich in de: Glasscheibe an der Lehmwand, die hier die Stelle des Spiegels versah. Und ich sah den Baum darin im glitzernden Wieder­schein und sah den Freund, wie er sich abgewandt hatte und mit dem Aermel zaghast, in Scham -nst. über die Augen suhr.

Dann saßen wir lange im Gespräch. Nicht nur die Heimat allein tönte aus unserem Herzen wieder, die Grußworte der Liebsten, um die wir uns sorgten. Wenn ich an jene Neujahrs­nacht heute denke, dann steigt es wieder vor mir auf sagenhaft, das stolze deutsche Gebäude, das aus unsere» Gedanken wuchs. Wo war damals ein Zweifel daran, daß -s unzerstörbar sei! Und unser war doch das fromme Wissen, daß wir selbst uns zum Opfer dasür hingeben mußten! 'Nur der unerschütterliche Glaube lebte, der stärker ist als alle Menschenkraft, wenn ihn der Meister zu lenken weiß. Und doch war unser die nahe Erinnerung an das Grausen, das die erste gewaltige Maschinenschlacht in uns geweckt hatte, der wir Deutschen anfangs nichts mehr als nur den Menschen entgegenzustellen gewußt hatten!

In unser Gespräch hinein fuhr ein Donnerschlag. Splitter surrten singend vor der Höhle. Und noch einmal und zum dritten. So plötzlich in die rauhe Wirklichkeit gerissen, fuhren wir verstört auf. griffen »ach Handgranate und Pistole. Ein An­griff! Noch ehe wir aber den Ausgang gewonnen hatten, klärte uns fröhliches Gelächter ausProst Neujahr 1917!" polterte es uns entgegen, unsere drei-Melder. Wild hing das zer­

zauste Haar unter der Mütze in die braunvcrbrcmnten Gesichter. Und wie sie dann vor uns standen, wurden sie plötzlich verlege» und senkten beschämt die Augen. Aber mein Freund lächelte nur verstehend.Mit Handgranaten vor unserer Tür kündet Ihr uns das neue Jahr. Mit Gott. Iungens. Ihr wißt, was es uns bringt!"

Ich glaube nicht, daß er in diesem Augenblicke ahnte, daß er den Tod gerufen hatte. O nein, er war immer Leben, ganz Leben, und nur,an das Eisen dachte er. Zehn Monate später

hat es ihn am Ehemi» des Daines begraben, so lehr oegraveu, daß niemand seine Leiche mehr fand. Ich bin einer der wenigen gewesen, der in letzter Sekunde noch entrinnen durste, als der Rückzugsbefehl endlich erging. Und auch die drei Grenadiere hat es ereilt, den einen bei Craonne, den andern bei Cambrat und den dritten irgendwo in der Champagne. Aber das wußte« wir damals noch nicht. und ich glaube, es Hütte uns diese«

Wissen nicht einmal unsere Freude nehme» können. Denn setzt, ob deshalb, weil die zwölfte Stunde heran war oder weil der Welsche de» Handgranatengruß unserer Braven iibelgenommen katte: aus seinen Gräben stiegen allenthalben weiße und rote Leuchtkugeln aus und lockten in Lärm und Glanz Sofort rauschte das Sperrfeuer seiner Artillerie Die unsrige gab Ant­wort. Auch an der deutschen Front, soweit unsere Blicke reichten, flogen rote und grüne und weiße Sterne in den Abend­himmel. Die Schlacht an der Somme lebte noch einmal auf, wie um nach hüben und drüben grimmigen Abschiedsblick zu werfen. Es war das Soldatenneujahr 1917.

Noch einmal, als es zum letzten, schwersten Jahr des großen Krieges ging, feierte ich Silvesternacht Neue Gesichter um mich her. einsam ich und doch noch unter Männern und immer uner­schüttert der Glaube an ein deutsches Neujahr. Und dann die schweren anderen Nächte, die danach kamen, die voll Verzweif­lung. Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit. Wo blieben sie. die da­mals mit mir glaubten? Tot, verschollen, tot. immer nur tot. Offizier und Grenadier, Arbeiter und Bauer, Deutschlands Veste. Und du und ich, wir waren wohl die Schlechtesten unter ihnen, denn wir leben noch. Leben voll Verzweiflung. Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit? Denn nahmen sie »ich! den Glauben mit sich in das Grab? Oder steht er als ein Wächter über allen Gräbern, als ein Mal, zu dessen Hüter sie uns gesetzt haben, die wir von ihrem Blute sind? Wollen wir den Willen, die Kraft vergessen, die auch wir Seite an Seite mit ihnen bewiesen haben?

, Wir sind die Letzten. Wir sind die einsainen Träger ihres l großen Glaubens, ihrer wissenden Hoffnung, die sie nicht trügen . dürfen. Von den Neujahren des Großen Krieges spannt sich i über unsere Schultern die Brücke zu dem deutschen Neujahr, um das die Brüder starben. Sie werden nicht zerbrechen, wie auch jene Toten unseres Blutes ungebrochen in Ko« Grab gesun­ken sind.

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vorm. '/,10 Predigt (harsch) Sonntag 2 . Jan, H 2 I 0 Uhr Predigt,

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Ebhausen Neujahr u. Sonntag 2 Uhr und Donnerstag 8 Uhr Got­tesdienste.

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Fieitag, 3l. Dez. abends 8 Uhr Iahresschlußfeier.

Samsiag, I. Jan. Fest Christi Bejchneidung.

V,8 Uhr Gottesdienst in Nohrdorf.

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Kinder und Auswärtige.

7 Uhr Weihnachlsfeierfiir die Psarrgemeinde mit Klip- penspiel.

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AmSilvesterabend 31. Dez. '/,6 Uhr Iahresschlnßgottes- dienst, Presse!)

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Borm >/riO UH> Predtgi (Otto). Anschließ, hl. Abend­mahl rn. voraus irhend. Vor­bereitung und Beichte.

Sonntag nach Neujahr 2. Jan. Vorm V»10 Uhr Predigt (Gös).

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