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SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK

MITTWOCH, 19. MÄRZ 1 9 5 1

Hohenheim erhält eine

Enge Zusammenarbeit zwischen

Stuttgart. Auf der Landesausschußsitzung der württembergischen Obst- und Gartenbauvereine gab der Ordinarius für Obstbau, Prof. Rudloff, bekannt, daß an der landwirtschaftlichen Hoch­schule Hohenheim eine Akademie für Obstbau errichtet wird. Die Akademie soll in kurzen Fortbildungskursen Obstbautechniker und Obst­züchter über den neuesten Stand der Wissen­schaft auf dem Gebiet des Obstbaus unterrich­ten. Dr. Rudloff betonte, daß der harte Kon­kurrenzkampf. den der deutsche Obstbau zu führen habe, eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Praxis erfordere. Die Obstbauwis­senschaft habe die Aufgabe, die Wirtschaftlich­keit des Obstbaues zu sichern und dem Obstbau Möglichkeiten zu zeigen, wie der Ertrag gestei­gert und die Qualität des Obstes verbessert wer­den könnte.

Zur gleichen Zeit soll eine Fachschule für Obstbau an der Höheren Landbauschule in Nür­tingen eingerichtet werden.

Akademie für Obstbau

Wissenschaft und Praxis geplant

tuts für technische Physik in Stuttgart-Degerloch ist jetzt im Rohbau fertiggestellt. Die Bau­arbeiten, mit denen im Oktober vorigen Jahres begonnen wurde, werden jedoch zu keinem end­gültigen Abschluß kommen, da die Dechen, die inneren Wände und die Fenster des Schallabo­ratoriums immer wieder für neue Schallmessun­gen ausgewechselt werden. Als amtliche Prüf­stelle des württembergisch-badischen Wirtschafts­ministeriums untersucht das Institut neue Bau­weisen auf ihre Brauchbarkeit.

Abholdienst für Autofahrer

Stuttgart. Die Landesverkehrswacht Württem­berg-Baden hat jetzt in Stuttgart einen offiziel­lenAbholdienst für Autofahrer -eingerichtet. Der Abholdienst stellt Autofahrern, die infolge von Übermüdung, Unpäßlichkeit oder Alkohol­genuß inr Fahrzeug nicht mehr sicher lenken können, Lotsen zur Verfügung. Ein derartiger

Lotsendienst war schon früher auf privater Grund­lage in Stuttgart eingerichtet worden. Für die Gaststättenbesitzer ist dies von besonderer Be­deutung, da sich das Strafgesetzbuch auch mit der Frage der Verantwortlichkeit des Gastwirts bei einem durch Alkohol verursachten Unfall sei­nes Gastes befaßt.

Die Haller Freilichtspiele 1952

Schwab. Hall. Der Theaterausschuß von Schwäb. Hall hat jetzt die Pläne für die Festspielsaison 1952 bekanntgegeben Die vor 25 Jahren einge­führten Haller Freilichtspiele auf der Treppe von St. Michael werden auch in diesem Jahre wieder von Regisseur Wilhelm Speidel gelei­tet. Sie beginnen am Pfingstsamstag mit einer Neueinstudierung desSalzburger Gro­ßen Welttheaters von Hoffmannsthal. Während der Sommermonate wird außerdem SchillersBraut von Messina gespielt,die bereits im Vorjahr gegeben wurde. Der Höhe­punkt der Saison wird die Faust-Woche sein, die am 26. Juli mit Freilichtaufführungen von Goe­thesFaus t durch bekannte Film- und Büh­nendarsteller eingeleitet wird.

Aus Südwürttemberg

Stuttgart protestiert gegen Armeeflugplatz Stuttgart. Die 7. amerikanische Armee beab­sichtigt, hinter der ehemaligen Panzerkaserne in Stuttgart-Vaihingen eint- 750 Meter lange und 75 Meter breite Startbahn für Kurierflugzeuge anzulegen. Für den Bau des Flugplatzes müßten rund 43 000 qm von Kleingärtnern besiedelten Landes geopfert werden, das die Kleinsiedler in jahrelanger mühevoller Arbeit durch Roden eines von Bomben zerstörten Waldstückes gewonnen hatten. Die restlichen Waldteile würden damit dem Windbruch preisgegeben und auch die an­grenzende Saatschule mit rund 800 000 Pflanzen würde stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Oberbürgermeister von Stuttgart, Dr. K1 e 11, hat gegen diese Maßnahme Einspruch erhoben.

Ein Haus, das nie fertig wird

Stuttgart. Der neue Versuchsbau für Schall­schutz und Erschütterungsmessungen des Insti-

Helft die Not lindern!

Tübingen. Der Landesverband Württemberg- Hohenzollern des BVD ruft alle Heimatvertrie­benen auf, durch Spenden die Not der durch das Pfullinger Einsturzunglück betroffenen hei­matvertriebenen Familien zu lindern. Unter den Opfern der Katastrophe befindet sich auch ein heimatvertriebenes Ehepaar, dessen vierjähriges einziges Kind nun ohne Eltern und Angehörige ist. Geldspenden sind auf das Postscheckkonto Stuttgart 819 erbeten.

Ein- und Zweifamilienhaus setzt sich 1951

Tübingen. In Württemberg-Hohenzollern wur­den im Januar 728 Baugesuche genehmigt. Es waren 85 mehr als im Januar 1951 und 126 mehr

als im gleichen Monat, des Jahres 1950. Ein Ver­gleich mit den Vorjahren zeigt ferner, daß sich das Ein- und Zweifamilienhaus noch stärker als bisher durchsetzt.

700 Ar Gras- und Waldfläche niedergebrannt Dettingen. Während einer Rast setzte ein Schüler, der mit einigen Kameraden eine kleine Wanderung unternommen hatte, mit einem Ver­größerungsglas ein Stück Papier in Brand. Das Feuer griff in dem dürren Gras so schnell um sich, daß es erst durch das Eintreffen der Det- tinger Feuerwehr gelöscht werden konnte. In kürzester Zeit waren 700 Ar Gras und Wald­fläche niedergebrannt. Der Schaden steht noch nicht fest.

Kurze Umschau im Lande

Als Leiter des württemberg-badischen Landes­amts für Kriminalerkennungsdienst und Polizei­statistik in Stuttgart ist am Montag Oberregie­rungsrat Erich Haas eingesetzt worden. Ober­regierungsrat Haas wird den Aufbau der Krimi­nalpolizei im Südweststaat übernehmen.

Unter den Anhänger eines Lastwagens geriet in Stuttgart-Zuffenhausen ein 48 Jahre alter Mann. Er war sofort tot.

Zwischen die Puffer geriet ein Rangierauf­seher auf dem Schorndorfer Bahnhof. Er wurde mit zertrümmertem Kopf aufgefunden.

Von einer explodierenden Bombe wurde ein 11- jähriger Schüler in Weil im Schönbuch, als er sie in das Feuer warf, schwer verletzt.

Zwölf Einbrüche in Privatwohnungen wurden in einer Nacht in Bad Wimpfen von einer Ein­brecherbande verübt. Es wurden Geldbeträge von insgesamt 1400 DM gestohlen.

Sechs verendete Rehe wurden in den Waldun­gen um Roigheim und Möckmühl aufgefunden. Sie waren von wildernden Hunden zu Tode ge­hetzt worden.

In Württemberg-Hohenzollern werden in die­sem Jahr voraussichtlich 12 000 Jungen und eben­soviel Mädchen aus der Schulentlassen.

In die Fahrbahn eines Kraftwagens lief ein 71 Jahre alter Rentner in Ehingen. Er erlitt einen tödlichen Schädelbruch.

Zum Treffen der 78. Sturmdivision am 24J25. Mai in Tübingen liegen bereits über 2000 Anmel­dungen aus allen Teilen des Bundesgebiets vor. Man rechnet mit 5000 Besuchern. Eine Festillu-

Schlachtviefimarkt Stuttgart

Dienstag, 18. März

Auftrieb: Rinder819, Kälber 1146, Schweine 1744, Schafe 15. Preise: Ochsen a 103 bis 112, b 82 bis 95; Bullen a 102 bis 111, b 95 bis 100; Färsen a 108 bis 120, b 95 bis 100; Kühe a 80 bis 92, b 72 bis 80, c 63 bis 71, d bis 60; Kälber a 138 bis 142, b 125 bis 135, c 105 bis 120, d bis 100; Schafe nicht notiert; Schweine a, bl, b2 123 bis 127, c 120 bis 126, d 115 bis 124, e, f 105 bis 115, gl 115 bis 120, g2 bis 112. Marktverlauf: Großvieh belebt, kleiner Überstand; Kälber an­fangs belebt, später abflauend; Schweine lebhaft, geräumt.

strierte mit der Geschichte der Division wird zu diesem Treffen fertiggestellt werden.

Ein 21 Jahre alter kaufmännischer Angestellter aus Waldsee hatte zu einer angeblichen Fahrt nach Mengen einen Pkw gemietet, den Wagen aber nicht zurückgebracht. Mit einigen Freunden fuhr er nach Stuttgart und in andere Städte.

Nach achtjähriger Trennung konnte ein Bauer aus Isny seinen 30 Jahre alten Sohn wieder in die Arme schließen. Der Sohn war in der Zwi­schenzeit in Italien, Afrika, Amerika, Frankreich und zuletzt in Indochina gewesen.

Eine Postkarte aus der Sowjetunion erhielten die Eltern eines als vermißt gemeldeten Soldaten in Neusatz, Kreis Calw.

Bei Freudenstadt kam ein Motorradfahrer ins Schleudern und stürzte direkt vor einem entge­genkommenden Omnibus, dessen Lenker nicht sofort halten konnte und den Kraftfahrer einige Meter vor sich herschob. Dieser hielt sich jedoch geistesgegenwärtig an der Stoßstange des Omni­busses fest und wurde so nicht überfahren. Als der Omnibus hielt, prallte auf ihn ein weiterer Omnibus von hinten auf, so daß an beiden Fahr­zeugen beträchtlicher Schaden entstand.

Gemütlich spazierte ein Jüngling zur Nacht­zeit im Neckartal bei Tübingen. Plötzlich sah er sich von einem Rudel Schwarzkittel umkreist, die langsam in Angriffsstellung übergingen. Was sollte er allein gegen ein Rudel Wildschweine anfangen? Fliehen konnte er nicht mehr und zur Abwehr hatte er auch nichts bei sich. So fing er in der Not zu pfeifen an und siehe da, die Borstentiere verstanden die musikalische Aufforderung und trollten sich langsam davon.

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Ein Bauer in Niedersachsen stand vor einem Rätsel, denn in letzter Zeit waren ihm kurz hin­tereinander mehrere Hühner aus dem Stall ver­schwunden. Nachdem er anfangs angenommen hatte, daß ein Marder dort seine Freßlust befrie­digt hatte, mußte er jetzt erleben, daß sein eige­nes Schwein der Hühnerdieb war. Die Sau hatte die Hühner aus dem über dem Schweinestall be­findlichen Hühnerverschlag heruntergezerrt und

Heimatvertriebene verzichten auf Vergeltung

Sigmaringen. Bei der ostdeutschen Woche er­klärte der Sachverständige für Ostfragen, Prof. Bolko v. Richthofen, daß zwischen den deutschen und ausländischen Heimatvertriebenen weitgehende Übereinstimmung dahingehend be­steht, daß man jede Gewaltmethode zur Wie­dererlangung der alten Heimat ablehne und auf Vergeltung und Rache verzichte.

Richthofen berichtete über die Verhandlungen, die er vor kurzem bei einem Besuch in England mit maßgeblichen polnischen, tschechischen und russischen Emigranten über eine Zusammenar­beit zwischen deutschen und ausländischen Hei­matvertriebenen geführt habe. Unter den Erfol­gen, die schon erreicht worden seien, müsse man besonders den neu gegründeten Freiheitsbund deutsch-polnischer Freundschaft erwähnen.

Neben Referaten und Tagungen einzelner Ar­beitskreise sollen in dieser Woche auch kultu­relle Veranstaltungen mit Künstlern aus den Ostgebieten stattfinden.

Läden im RottweilerKaufhaus

Rottweil. Das historische Kaufhaus am Fried­richsplatz in Rottweil soll umgebaut und prak­tisch ausgenutzt werden. Ein Plan, der den Ein­bau einer großen Kongreßhalle bzw. Markthalle vorsah. wurde vom Gemeinderat mit der Be­

sieh so mehrere Male einen saftigen Hühnerbra­ten geleistet.

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Beim Zollamt Rheinfelden wollte eine Frau mit einem außerordentlich wohlgenährten Kind die Grenze passieren. Den Beamten kam das Kind doch etwas zu rundlich vor. Bei einer näheren Untersuchung entdeckten sie als Ursache der Fettleibigkeit achtzehn Päckchen Zigaretten, die das Kind in einer richtigen Schmuggelweste auf sich trug.

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Well sie Dieter Bor sehe sehen wollten, schwänz­ten am Montagnachmittag sämtliche Schülerinnen einer Klasse der Ulm er Mädchenoberschule ge­schlossen den Unterricht. Die Mädchen legten dem Schauspieler das Klassenbuch vor mit der Bitte, seinen Namen einzutragen. Die Mädchen sagten, sie wollten seinen Namenszug gewisser­maßen als Entschuldigungsgrund ihrer Lehrerin vorzeigen.

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Stuttgarter Staatsoper in Paris

Selbst die Veteranen unter den Premierenbe­suchern stellten fest, schon lange nicht mehr ein solch bemerkenswertes Publikum in Pariser Theatern gesehen zu haben, wie bei der Auffüh­rung derPhädra von Mihalovici und derCar- mina burana von Orff durch die Stuttgarter Staatsoper. Der Maler Chagall, die Komponisten Milhaud, Poulenc und Mihalovici, die Pianistin Monique Haas (die mit Mihalovici verheiratet ist) und die Witwe des Librettisten Ywan Goll saßen Im Parkett. Allerdings war dasTheatre des Champs Elysees. in dem sonst Jean Vilar in­szeniert und Gdrard Philipp zurzeit alsPrinz von Homburg einen Serienerfolg hat, nicht aus­verkauft wie beimTristan und derZauber­flöte, denn die Pariser begegnen der modernen Musik mit ähnlicher Reserve wie die Deutschen.

Die Tristanaufführung mit Martha Modi und Wolfgang Windgassen ist in der Pariser Presse geradezu enthusiastisch besprochen worden. Die Tatsache, daß die Stuttgarter Oper reich mit Bayreuthsängern bestückt ist und daß Martha Mödl dort die Isolde, Windgassen den Parsifal singen wird, wirkte als Sog auf das Pariser Publikum, das nach der Aufführung in Ovatio­nen von fast Wagnerscher Lautstärke ausbrach. Sehr freundlich aufgenommen wurde auch die Aufführung derZauberflöte, die unter der primitiven Bühnentechnik litt. Generalmusikdi­rektor Leitner, der, seit er Strawinskys Wüst­ling in Venedig und Mailand einstudierte, inter­nationalen Ruf hat, wurde von der Pariser Presse mit dem TitelTriumphator versehen. Besonders gerühmt wurde seine Fähigkeit, die Stimmen der Sänger nicht vom Orchester Zu­decken zu lassen.

Mit MihalovicisPhädra", die in Stuttgart mit mäßigem Erfolg uraufgeführt und in Frankreich noch nicht gespielt wurde, konnte auch das Pa­riser Publikum nicht viel anfangen. In den freundlichen Beifall mischte sich ein ganz schüch­terner Pfiff. Auch Orff wurde zum erstenmal in Frankreich uraufgeführt. Während jedoch die Catulli carmina im sittenstrengen Stuttgart nur zwei Protestbriefe ausgelöst hatten, waren den Parisern die Liebesszenenzu direkt. Ei­nige Zuschauer verließen das Theater während der Aufführung, ein großer Teil ging ohne Ap­

plaus, die Minderheit rief Darsteller und Diri­gent oft vor den Vorhang.

Im ganzen gesehen, war das Gastspiel ein gro­ßer künstlerischer, und, wie Generalkonsul Hau­senstein betonte, auch politischer Erfolg. Für den deutschen Besucher war es erstaunlich, daß die Schikanederei des Zauberflöten-Librettos wohl gerügt wurde, daß aber der Tristan, dessen Mu­sik dem französischen Wesen so ganz und gar entgegengesetzt ist, von den Franzosen, unter denen erfreulich viel Jugend war, so gefeiert wurde. Die Aufführung allerdings war auch vol­lendet. Hans Bayer

Die gute Industrieform

Immer wieder greift die Mannheimer Kunst­halle unter ihrem Direktor Dr. Walter Passarge mit ihren Ausstellungen in das ein, was zwar nur Randgebiete des Kunstschaffens sind, was aber imerhin zu unserem täglichen Leben gehört. Im vorigen Frühjahr war es die Ausstellung Das zeitgenössische Plakat, heuer geht es um Die gute Industrieform. Ein eminent wichtiges Thema ist damit angeschlagen. Denn auf vielen Gebieten hat es sich bei den internationalen Aus­stellungen und für unseren Export gezeigt, daß wir nicht mehr im Kontakt mit der Formentwick­lung draußen in der Welt waren. Die Mannhei­mer Ausstellung will mm industriell hergestellte Geräte zeigen, die ihren sachlichen Zweck auf der heute erreichbaren technischen Stufe erfüllen und dabei schön in der Form sind. In ihren besten Beispielen beweist die Ausstellung, daß das möglich ist. Sie reicht von in ihren Strom­linienformen auch ästhetisch bezwingenden Mo­torfahrzeugen bis zum Kochtopf. Allgemein kenn­zeichnend für sie ist die einfache, klare Form, die möglichst ohne Umwege zu ihrem Ziel, also zur Zweckerfüllung kommen will. -cker.

Ein kostbares Vermächtnis

Herr Paul Gachet hat die Gemäldesammlung seines Vaters, des Arztes Dr. Gachet, überall be­kannt durch van Goghs berühmtes Porträt, be­stehend aus drei Cezanne, einem Renoir, einem Pissarro, einem Sisley, einem Monet, zwei Guil- laumin, und dem letzten Bild van Goghs,Die Kirche von Auvers, dem Louvre noch zu seinen Lebzeiten vermacht. Gleichzeitig gehen auch eine

von Cözanne gebrauchte Palette, mehrere Gegen­stände, die diese Künstler als Vorwürfe für ihre Stilleben benützt hatten, und van Goghs letzte Palette in den Besitz des Louvre über. Sie sind, zusammen mit den oben erwähnten Bildern, zur­zeit im Musee du Jeu de Paume zu sehen.

Diese Ausstellung bedeutet schon deshalb eine Sensation, weil die Gemälde bisher so gut wie unbekannt waren. Denn ihr früherer Besitzer, Paul Gachet, ist ein Sonderling, der in größter Abgeschiedenheit, in bedrängten Verhältnissen in seinem väterlichen Hause in Auvers-surOise lebt. Er hat seine Schätze so ängstlich gehütet, daß noch nicht einmal eine Photographie von ih­nen gemacht werden durfte. Nun kennen wir das Haus, das eine Zuflucht für van Gogh wer­den sollte: Cözanne hat es gemalt. Denn auch er gehörte zu den Künstlern, die im Hause des kunstsinnigen Arztes aus- und eingingen. Van Gogh schrieb über ihn an seinen Bruder:M. Gachet scheint mir ebenso krank und nervös zu sein wie Du und ich und ist dazu noch viel älter... aber er ist durchaus Arzt, sein Hand­werk und sein Glauben halten ihn aufrecht. Wir sind schon ganz Freunde... Ohne Zweifel verdanken wir es ihm, daß die letzte Schaffens­periode des unglücklichen Malers noch so frucht­bar wurde. Der Sohn handelte ganz im Sinne seines Vaters, als er in hochherziger Weise sei­nem Volke das zum Geschenk machte, was nicht nur einem einzelnen gehören darf. K. J.

Kulturelle Nachrichten

Die Hochschule für Politik, Ar­beit und Wirtschaft in Wilhelmshaven- Rüstersiel hat den Status einer selbständigen wissenschaftlichen Hochschule erhalten.

Paul Hindemith dirigiert am 30. März um 20 Uhr sein drittes Gastkonzert im Südwestfunk als öffentliches Sonderkonzert. Am 3. April liest Paul Ginsberg, Zürich, im Südwestfunk die ersten Kapitel eines Roman-FragmentsDer neue Christophorus aus dem Nachlaß von Ger- hart Hauptmann.

Im Württ. Kunstverein in Stuttgart ist gegen­wärtig eine Ausstellung von Werken des Malers Hans Brasch zu sehen. Brasch, Schüler von Hans Thoma und Ferdinand Hodler, wird am 2. April 70 Jahre alt.

Arbeiterwahlfahrt

sammelt * 21.-2F. März

Die Arbeiterwohlfahrt sammelt mit Genehmi­gung des Innenministeriums in diesem Jahr als erste der vier großen, staatlich anerkannten ca- ritativen Wohlfahrtsorganisationen im Lande Württemberg-Hohenzollern.

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gründung abgelehnt, daß eine solche Halle nicht rentabel wäre. Dagegen sollen im Erdgeschoß Verkaufsläden eingerichtet werden. Die ur­sprüngliche Bauart des Hauses bleibt erhalten.

Neue Futterkalk-Nährsalzmischimg

Die älteste deutsche Fabrik für mineralische Bel- futtermittel, Brockmann, Holzminden, hat ein« gewürzte Futterkalk-Nährsalzmischung entwickelt, die dank ihrer Zusammensetzung aus Kalzium, Phosphor, Kochsalz und den Spurenelementen El­sen, Mangan, Kupfer und Jod die für die rationell« Tierhaltung erforderlichen aufbauenden Eigenschaf­ten besitzt. Sie ist als Brockmanns Futterkalk Zwergmarke" in den einschlägigen Geschäften er­hältlich.

Aus Baden

Weihbischof Dr. Burger t

Freiburg. Am Samstag starb im Alter von nahezu 72 Jahren der Freiburger Weihbischof Dr. Wilhelm Burger an einer Gehirnblutung. Er war schon längere Zeit zuckerkrank und befand sich seit einigen Wochen im Krankenhaus. 1880 in Stühlingen, Kreis Waldshut, geboren, wurde Dr. Burger 1924 vom damaligen Erzbi­schof Carl Fritz zum Bischof geweiht. Seit dieser Zeit wirkte er als Mitarbeiter von drei Erzbi­schöfen, Dr. Carl Fritz, Dr. Konrad Groe- b e r und Dr. Wendelin Rauch. Im November 1948 wurde er zum Generalvikar für den südba­dischen Teil der Erzdiözese Freiburg bestellt.

Jugendschutzaktion im Bundesgebiet

Freiburg. Im gesamten Bundesgebiet wird im Lauf dieses Jahres eine Jugendschutzaktion durchgeführt werden. Wie der deutsche Caritas­verband in Freiburg mitteilte, soll die gesamt« Bevölkerung für die Mitarbeit am JugendschutB auf breitester Ebene gewonnen werden. Im ver­gangenen Jahr haben in zahlreichen Städten ört­liche Jugendschutzaktionen stattgefunden.

Mord nach zwei Jahren aufgeklärt

Karlsruhe. Die Kriminalpolizei konnte jetzt den vor zwei Jahren an dem 9 Jahre alten Gün­ther Staubach begangenen Mord aufklären. Als Täter wurde der 31jährige Schwachsinnig« Fritz Frauenfeld ermittelt, der bereits ein Geständnis abgelegt hat. Der Junge war von Frauenfeld erwürgt und in den Tender einer Lokomotive gelegt worden, wo er schon halb verwest aufgefunden wurde.

Wie wird das Wetter?

Aussichten bis Donnerstagabend: Am Mittwoch wolkig bis heiter mit Temparaturen etwas über 10 Grad. Nächtliche T 1 'efsttemperaturen meist über 0 Grad. Am Donnerstag allmählich zuneh­mende Bewölkung, jedoch ohne stärkere Nieder­schläge. Langsamer Temperaturrückgang. Schwa­che Winde.

Das Kulturwerk Ebingen veranstaltet gemein­sam mit der Stadtverwaltung am 5. und 6. April wiederum einenTag der Universität T ü b i ng e n Diese beiden Tage, an denen Pro­fessoren der Landesuniversität über Erwachse­nenbildung, die Grenzen der Technik und reli­giöse Fragen sprechen werden, sollen engere Be­ziehungen zwischen der Landesuniversität und der Bevölkerung schaffen.

Der Verband für Erwachsenenbil­dung Württemberg-Hohenzollern, der vor einem Jahr gegründet worden war. trat in Ebingen zu seiner Jahrestagung zusammen. Nach einem Vortrag des Rektors der Landesuni­versität, Prof. H. Thielicke, überDie Frag« nach dem Sinn des Lebens berichtete der Vor­sitzende des Verbandes, Oberstudiendirektor Mühleisen, Ravensburg, über das erste erfolg­reiche Arbeitsjahr.

Unlängst fand in Ansbach eine Tagung über das ThemaDer Mensch statt, die zu einem Gespräch zwischen evangelischer Kirche und Judentum führte. Die Fakul­täten Münster, Tübingen und die Kirchlich« Hochschule Bethel waren mit einer stattlichen Anzahl von Studenten vertreten. Die Tübinger Abordnung wurde von den beiden Neutestament- lem Michel und Bauernfeind geführt.

Mit der Verfilmung desFröhlichen W e i n b e r g, eines Erstlingswerkes von Carl Zuckmayer, will die London-Film-GmbH. Mitte August am Schauplatz der Handlung in Nacken­heim am Rhein beginnen.

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Aus dem SammelwerkDeutsche Sprache im Aufriß (hersg. von Prof. W. Stammler) erschien dieser Tage als Sonderdruck ein Beitrag des Ge­neralsekretärs des Instituts für Auslandsbezie­hungen, Dr. Dr. Franz Tierfelder, Stuttgart: Deutsche Sprache im Ausland. Die kleine Broschüre enthält die erste umfassende Übersicht über die Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland und liefert den Beweis, daß das Deutsche noch immer zu den großen inter­nationalen Verkehrssprachen zählt und daß di« Bereitwilligkeit, es zu lernen, sichtbar wieder zunimmt (81 S., DM 3.75, Verlag Erich Schmidt in Berlin).