1 . Jahrgang
FREITAG, 2 8. DEZEMBER 1951
Nummer 202
Heues in Kürze
Das sowjetische Olympische Komitee gab am Donnerstag in Moskau bekannt» daß die Sowjet* Union an den Olympischen Spielen teilnehmen wird, die im kommenden Jahr in Helsinki stattfinden.
Der Deutsche Turnerbund will zu den Olympischen Spielen in Helsinki in eigener Regie eine Reise för seine interessierten Turner veranstalten. Die Reise wird voraussichtlich vom 18. bis 30. Juli dauern, mit sechs Tagen Aufenthalt in Helsinki, zwei Tagen ln Stockholm und einem Tag in Kopenhagen. Vorbedingung für die Teilnahme an dieser Fahrt, die 400 bis 600 DM kosten soll, ist der Besitz einer Eintrittskarte für die Wettkämpfe in Helsinki.
Das Berliner Team Irrgang/Otto gewann am zweiten Weihnachtsfeiern^ in der Halle Münsterland ein 500-Runden-M annschaftsrennen der Renn- aimteure mit 27 Punkten vor den punktgleichen Münsteranern Krachten/Hartweg.
„Die Industrie wird sich weiterhin unterstützend einschalten und in engster Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Radfahrer soll auch der Straßenrennsport der Berufssportler 1952 gefördert werden“. diese Erklärung gab der Geschäfts f iihrer der Interessengemeinschaft zur Förderung des Radfahr- wesens und des Radsports in Hannover ab.
Die deutschen Meisterschaften im Eiskunstläufen werden am 12. und 13. Januar im westdeutschen Eisstadion Düsseldorf ausgetragen. Ursprünglich sollten die Titelkämpfe zum gleichen Zeitpunkt im Berliner Sportpalast stattfinden.
Vertreter der Eissportverbände von Belgien, Frankreich. Holland und Deutschland werden sich am 10. und 20. Januar in Lüttich zu einer Tagung zusammenfinden, auf der Probleme des westeuropäischen Eissports besprochen werden sollen. — Von deutscher Seite wird voraussichtlich nur DEV- Präsident Kunze (Düsseldorf) an der Zusammenkunft teilnehmen.
Spanien vom 1 IC Hütnberg begeistert
Altmeister zweimal erfolgreich / Reger internationaler Spielverkehr über Festtage
Westdeutschlands führende Fußballvereine nütaten die punktspielfreien Weihnachtsfeiertaee reichlich für internationale Kräftevergleiche. Den größten Erfolg konnte dabei der l. FC Nürnberg verzeichnen, der in zwei Begegnungen gegen führende spanische Clubs erfolgreich blieb und auf Grund seiner überragenden Spielkunst bei den Spaniern helle Begeisterung ausldste Bei den internationalen Treffen in Westdentschiand, vor allem gegen österreichische und Jugoslawische Mannschaften, kämpften die deutschen Vereine mit wechselndem Erfolg.
fußbatt über Weihnachten
1. Liga Südwest: 1. FC Kaiserslautern — Tura Ludwigshafen 8:0, Borussia Neunkirchen — VfL Neustadt 4:0. Phönix Ludwigshafen — Mainz 05 1:1, SpVgg Weisenau — L FC Saarbrücken 0:1.
Freundschaftsspiele: Schwaben Augsburg/BC Augsburg (kombiniert) — Vienna Wien 2:6, Ulm 46 gegen München 1860 3:2, ASV Feudenheim — SV Waldhof 3:2, Kickers Stuttgart — Wormatia Worms 1:3, Me- stalle Valencia — VfR Schwenningen 8:1; FV Ebingen — FV Tailfingen 1:2, TSG Balingen — SC Schwenningen 2:1. SV Trossingen — ASG Gosheim 3:5 (0:2), Rotweiß Essen — Hajduk Split 4:1, Con- cordia Hamburg — Viena Wien 0:0. SpVgg Fürth gegen Wadcer Wien 1:6, VfR Mannheim — FC Sera- Jewo 3:1, FC Barcelona — 1. FC Nürnberg 0:2, Hamburger SV — Stade Reims 8:0. TuS Neuendorf gegen Spora Luxemburg 6:3, Fortuna Düsseldorf gegen Haiduk Split 3:4, Horst/Emscher — Borussia Dortmund 1:2, Bayern München — Wadcer Wien 5:3, Hannover 96 — Arminia Hannover 2n, 1. FC Köln — Partizan Belgrad 1:2, VfL Benrath — FC Christianstad 1:2 (1:2), Werder Bremen — Schalk* 04 tu (2:2), Erkenschwick — Eintracht Osnabrück 2:0. Rheydter SV — SC Serajewo 1:8, Hamborn W gegen Roter Stern Belgrad 1:2 )0). SV Darmstadt gegen Karlsruher SV 4:0, VfL Konstanz — Singen. 04 4:2, Phönix Karlsruhe — ASV Landau 3:2, Union Sportive Luxemburg — Eintracht Trier 0:7.
FC Barcelona — 1. FC Nürnberg 0:2 (0:1). Zu der Begegnung zwischen dem mehrmaligen Deutschen Meister und dem jetzigen Tabellenvierten der spanischen Nationalüga hatten sich im Las Cortes-Sta- dion 40 000 Zuschauer eingefunden. Die deutschen Gäste zeigten ein technisch ausgezeichnetes Spiel. Das erste Tor fiel in der 28. Minute durch den Halblinken Gehring, der eine Vorlage von Nationalspieler Morlodc aufgenommen hatte. In der 72. Minute war es Winterstein, der an fünf Spaniern vorbei- drippelte und das Leder zum 2:0 einsandte. Torhüter Schaffer hatte verschiedene Male alle Mühe, unhaltbar scheinende Tore der Gastgeber auszuwehren.
Mestalle Valencia - VfR Schwenningen 8:1. Die Elf des ln der württembergischen Amateurliga spielenden VfR Schweningen unterlag am Mittwoch in Valencia dem spanischen Fußbal’.verein Mestalle (2. spanische Liga) vor 26 008 Zuschauern mit 1:8 Toren. Das einzige Tor der Gäste erzielte Mittelstürmer Richter.
Hamburger SV — Stade Reims 3:0 (1:0). Der französische Poka’.melster mußte auf seine verletzten Nationalspieler Meano und Appel verzichten, während der HSV in erster Besetzung antrat. Nur in den ersten 15 Minuten konnten die Franzosen das Spielgeschehen offen gestalten, dann wurde der HSV mit seinem flüssigen Sturmspiel und seinen Mittelfeld-beherrschenden Außenläufern Spundflasche und Liese zeitweilig drückend überlegen. Hätten die Gäste nicht in dem katzengewandten Na
tSrut scher schtägt schwedische Spitzenklasse
Dan-Netzell nur dritter / Im Schwarzwald alle Wintersportveranstaltungen ausgefallen
Die Wintersportveranstaltungen über die Welb- nachts*eiert?*?e litten teilweise stark un f er den schlechten Wetterbedlngungen. Während alle Veranstaltungen im Schwarzwald aus diesem Grunde au^fallen mußten, kam es nur im Bereich der Bayerischen Alpen zu den geplanten Wintersportvorhaben.
Das herausragende Ereignis war der Sieg Toni Brutschers em zweiten We’hnachtsfeiertag auf der Tmmens*ädter Mtttaes c ch»n7e über die .schwedische Spitzenklasse mit Dan-Netzell, der den Win- tersportfreunden von den Oberstdorfer Skiflugwo- chen her gut bekannt ist. Der Oberstdorfer Lokal- ma+ador erreichte Snrungweiten von 75 und 7? Metern und erzielte dabei die Note -221. An zweiter Stelle olacierte sich der Schwede Nordin mit 79 Metern. Dan Netzei (78 und 73 m) kam mit der Note 216 5 vor dem Deutschen Schäfer, Füssen, auf den . dritten Platz.
Tn Mittenwald mußte siöh der deutsche Spi;unglaufmeister Sepp ICleisl, Partenkirch^n, von dem 22*ährif?en österreichischen' voriahresmelster Rudi Dietrich schlagen lassen. Auch Hohenleitner und Eisgmber, die ebenfalls zur deutschen Spitzenklasse zählen, konnten dem Jungen Österreicher nicht gefährlich werden.
Die deutsche alpine Elite, die Ihr Trainingslager in MÖrren im Berner Oberland aufgeschlagen hat, unterbrach auch während der Feiertage nicht ihr intensives Training. Nach den bisher gezeigten Leistungen schnitten bei den Männern Bello Er
ben, Bern! Obermüller und der deutsche Abfahrtsmeister Karl Maurer am besten ab. Auch Erwin Mühlbauer. Heint BierUng und Sepp Behr haben Aussicht, sich für das Os!o-Team zu qualifizieren. Während man Jedoch bei den Männern keine überragende Persönlichkeit finden kann, da alles mehr oder weniger besserer Durchschnitt ist, hat bei den Damen Mil Büchner unbestreitbar die besten Aussichten aller Olvmniateilnehmer für eine Goldmedaille in Oslo. Durch gle l chmä*ßig gute Leistungen zeichneten sich ferner gfusi Gärtner. Evi Lanig, Han- helore Franke, Dr. Hüdesuse Gärtner, Ossi Reichert, Lia Leismüüer und Rosl Amort aus.
Albert Mohr (Hindelang) gewann einen 12-km- L a n g l a ü f als Abschluß eines Trainings der Oslo- Kandidaten in Unterjoch vor Juka Fent und Ludwig Gehring.
Strömender Kegen beeinträchtigte auch das Weihnaehtäspringen auf der kleinen Olvmoia- schanze tu Gsrmtsch, Sepp Kleisl, Partenkirchen, konnte hier mit - We 1+ en von *4 und M m und Note 221 4 vor Dietrich (Österreich) als Sieger hervorgehen.
Beim Skilanglauf rund um den Alpsee über 14 km, der am Tmmenstädter und am Gschwendter Horn ausgetragen wurde, Überragte die Langlauffamilie Gehring aus Unterjoch. Fünfmal tauchte auf der Siegerliste der verschiedenen Rennen ihr Name auf. Tagesbester blieb Ludwig Gehring, der die 14 km in 48:17 Minuten zurücklegte.
Erhält „tfein" Jitetchanee gegen Weltmeister?
Walcotts Manager bereit zum Revanchekampf gegen ten Hoff in Deutschland
Das Vordringen deutscher Berufsboxer in die internationale Klasse hat auch die geschäftstüchtigen Manager des In- und Auslandes auf den Plan gerufen. Revanchekämofe und Weltmeisterschaftsn’.äne werden gerade zum Jahreswechsel stark diskutiert. So erfährt der in Köln erscheinende „Boxsport" durch seinen amerikanischen Korrespondenten von Felix Bocchicchio, dem Manager Jersey Joe Wal- cotts, daß sein Schützling prinzipiell bereit sei, den Weltmeistertitel in Deutschland gegen Hein ten Hoff zu verteidigen Bocchlcchlo sagte ausdrücklich, daß er das deutsche Publikum für objektiv genug halte, die Entscheidung eines neutralen Ringrichters anzuerkennen. Uber den Zeitpunkt eines Treffens äußerte sich Bocchicchio nicht. Er setzte wohl voraus, daß Walcott im Frühjahr, wenn eine derartige Veranstaltung möglich ist, noch den Welt-
tionaltorwart Sinibaldi, der sich immer wieder Sonderapplaus holte, einen so überragenden Schlußmann gehabt, dann wäre es nicht nur bei den drei Toren durch Rechtsaußen Krüger (14. Min.), Mittelstürmer Harden (47. Min.) und den Halbrechten Pendorf (70. Min.) geblieben.
Stuttgarter Kickers — Wormatia Worms 1:3 (0:2). Völlig verdient unterlagen die Stuttgarter dem Südwest-Vertreter, der zu einem fast mühelosen Sieg kam, da die Platzherren eines der schlechtesten Spiele seit langem lieferten. Umstellungen ln der zweiten Halbzeit vermochten dann auch nicht mehr das Blatt zu wenden.
TSG Ulm 46 — 1860 München 3:2 (3:1). Die Münchener „Löwen" lagen im Fußball-Freundschaftsspiel gegen die Ulmer „Spatzen“ bis zur 41. Minute bereits mit 3:0, durch Treffer von Wähler (2) und Gauß, im Rückstand. Erst kurz vor Halbzeit und nach Wiederanpfiff kamen die Münchener besser in Fahrt und konnten durch ein Tor von Mondschein und einen von Link verwandelten Elfmeter noch auf 3:2 herankommen.
Schwaben/BC Augsburg — Vienna Wien 3:0 (0:2). Nach ihrem 6:0-Erfolg über die Concordla am ersten Weihnachtsfeiertag ln Hamburg schlug Vienna Wien am zweiten Festtag in Augsburg eine Kombination Schwaben BGA mit 6:2 (2:0) Toren. Vor 18 000 Zuschauern fanden sich die Kombinierten zu keiner einheitlichen Leistung, und die Wiener Gäste waren in allem überlegen.
1. FC Köln — Partizan Belgrad 1:2 (0:1). Die Jugoslawische Fußballelf von Partizan Belgrad überzeugte am zweiten Weihnachtsfeiertag 10 000 Kölner Zuschauer. Kölns Außenläufer Mebus und Röhrlg, der überhaupt nicht ins Spiel kam, wurden von dem Belgrader Nationalspieler Cajkowski in den Schatten gestellt. Die technisch und kämpferisch ausgezeichneten Gäste gingen durch Valok (4. Min.) in Führung. Meier (58. Min.) glich aus, aber fünf Minuten vor Schluß köpfte Valok im Hochsprung zum Siegestreffer ein.
Australien führt USA Im Davis-Cap-Doppel geschlagen Australien ging am Donnerstag in der Endrunde zum Davis-Cup gegen Amerika 2:1 ln Führung. In einem nur 75 Minuten dauernden Spiel fertigten Frank. Sedgman und Ken McGregor im wichtigen Doppel ihre amerikanischen Gegner Ted Schröder und Tony Trabert ohne Mühe in drei Sätzen «:L 0:7, 6:3 ab. In Jedem Fall gelang es den Australiern, den Aufschlag Schröders zu durchbrechen und sich die einzelnen Sätze zu holen.
Nach Ansicht von Beobachtern wird damit dar Davis-Cup mit ziemlicher Sicherheit auch in diesem Jahr wieder im fünften Erdteil bleiben. Man rechnet damit, daß in den beiden restlichen Einzeln Schröder den Jungen Australier Mervyn Rose und Sedgman den Amerikaner Vlc Selxas besiegen wird. Mit einem 8:2 hätte Australien den Amerikanern damit den Pokal wieder einmal entführt.
Einwandfrei am stärksten Strom/Arnold gewinnen KS-Stunden-Rennen Australiens Sechstagekönige Strom/Arnold gewannen das internationale 25-Stunden-Mannschaftsrennen, das an beiden Weihnachtsfeiertagen auf der Frankfurter Fasthallenbahn ausgetragen wurde, als die einwandfrei stärkste Mannschaft verdient und sicher. Wenn es nicht zum Rundenvorsprung für die „Känguruhs“ reichte, so lag es daran, daß sich in den Schweizern Bucher/van Bueren ein Kontrahentenpaar gefunden hatte, das den Siegern an Können und Härte wenig nachstand
Müller — de Keersgieter unentschieden
Die Mittelgewichtsmeister von Belgien und Deutschland, de Keersgieter und Peter Müller, trennten sich im Hauptkampf einer Kölner Berufs- boxveränstaltung am zweiten Weihnachtstag vor 5000 Zuschauern nach zehn Runden unentschieden.
Die wichtigsten Aufgaben für 1952
Führende Persönlichkeiten beantworten eine Umfrage
meistertitel besitzt. Obwohl Bocchicchio sich ln keiner Welse festlegte, gewann der „Boxsport-Korrespondent" doch den Eindruck, daß der gewitzte Manager des Champions überzeugt ist, daß die in Amerika bei den zuständigen Steilen entstehenden Schwierigkeiten überwunden werden könnten.
Diese Meldung bestätigte nach den Ausführungen des „Boxsport" auch Fred Kirsch, der Manager ten Hoffs. Allerdings fände die Revanche, wenn sie zustande käme, seiner Ansicht nach dann in den USA statt. Man könnte die sich entgegenstehenden Meinungen der beiden Manager acis dem SKele lassen, meint die Zeitung und folgert, daß ten Hoffs Manager sich zuerst das Einverständnis Bocchicchios sicherte, um dann dem Madison Quare Garden internationaler Boxring Club) feste, endgültige Pläne vorzulegen.
HAMBURG. „Was sind die wichtigsten Aufgaben, die 1952 in der Bundesrepublik angefaßt werden müßten?", fragte die Deutsche Presseagentur (dap) führende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Bundespräsident Prof. H e u ß , „Der Kampf gegen die Volksnot ist zugleich ein Kaip.pt um den Völkerfrieden. Wenn es gelingt, der argen sozial- wirtschaftlichen Spannungen Herr zu werden, mit denen — Erbe einer bösen und kurzsichtigen Politik —• die Gegenwart belastet ist. dann wird die seelische Atmosphäre einen Ausgleich finden, indem der politische Radikalismus, lärme er rechts oder lärme er links, kein Echo findet."
Bundeskanzler Dr. Adenauer v „Die Bundesregierung wird ihren außen- 'und innenpolitischen Kurs auch im kommenden Jahr fortsetzen. Sie ist darüber hinaus entschlossen, ihre Energie zur Erreichung ihres Zieles zu verdoppeln: im Innern die Schaffung eines sozialen und demokratischen Staates und nach außen die Sicherung des Friedens und die Rückgewinnung der deutschen Gleichberechtigung und die Wiederherstellung des deutschen Ansehens in der Welt Das Jahr 1952 wird das deutsche Volk vor folgenschwere Entscheidungen stellen. Die Entwicklung ist an einem Punkt angelangt, wo klare Bekenntnisse von uns gefordert werden Der deutsche Verteidigungsbeitrag und die Eingliederung der deutschen Bundesrepublik in die Gemeinschaft der freien Völker wird Opfer von Jedem fordern, die aber zur Sicherung der Freiheit Jedes Einzelnen notwendig sind. Unsere Europapolitik bleibt positiv und aktiv. Oberstes Ziel unserer Politik bleibt die Wiederherstellung Deutschlands. Wir begrüßen alle Schritte, die zu diesem Ziele führen, mit warmem Herzen."
Bundesfinanzminister Schäffer: „Ich halte für die wichtigste Aufgabe des Jahres 1852 die, den Weltfrieden zu sichern und der Welt die stetige Furcht und Angst vor einem neuen Kriegserlebnis zu nehmen. Im neuen Jahr stehen neue Lastendem deutschen Volk bevor. Die Bundesregierung glaubt, durch die Gesetzgebung des vergangenen Jahres sich finanziell gerüstet zu haben, diese Lasten im neuen Jahr ohne neue wesentliche Erhöhung von
Steuern für die breiten Schichten der Bevölkerung meistern zu können.“
Bundesernährungsminister Professor Niki»»: „Wichtigste Aufgabe des Bundesministeriums für Ernährung Landwirtschaft und Forsten ist es, tm kommenden Jahre die Versorgungsbasis noch zu erweitern. Wir müssen unabhängig werden von den Schwankungen auf dem Weltmarkt und dürfen euch bei Verknappungen infolge unabwendbarer politischer oder ökonomischer Ereignisse nicht ln Not kommen.
Bundesarbeitsminister Storch: „Reform der Sozialversicherung, Zusammenführung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gemeinsamem Wirken, Beseitigung der strukturellen Arbeitslosigkeit."
Bundeswohnungsbauminister Wlldermuth: „In demselben Umfang und Ausmaß weiterzubauen wie in den Jahren 1950 und 1951 und damit an der Spitze, des westeuropäischen Wohnungsbaues zu bleiben "
Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Fritz Berg: Die Steigerung der Ergiebig, keit der Wirtschaft in Produktion und Vertrieb lat oberstes Gesetz. Auf diese Weise können wir den besten Beitrag zur Hebung des Lebensstandards dar breiten Masse, insbesondere der Arbeiter, leisten.“
Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Dr Raymond: „Für dl* wichtigste Aufgabe ln der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände halte ich das unermüdliche Werben für den Gedanken, daß wir all« zusammengehören — Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Und daß aus solcher Gesinnung die Lösung unserer Urprobieme immer wieder und mit niemals erlahmender Kraft versucht wird.“
Vorsitzender des DGB. Christian Fette; „Dia Verwirklichung des Mltbestimmungsrechts der Arbeitnehmerschaft und ihrer Gewerkschaften in der gesamten deutschen Wirtschaft und im öffentlichen Dienst ist die wichtigste Aufgabe des DGB für daa Jahr 1952. Eine bessere Verteilung des Sozialprodukte und somit eine Hebung des Lebensstandards für alle war stets die vornehmste Aufgabe der Gewerkschaften."
Am Morgen danach
Von Rudolf Schneider-Schelde
Am Morgen nach dem Fest ist alles noch neu.
Uhren werden aufgezogen — so vorsichtig, als wären sie aus Staub, Goldstaub natürlich, Taschentücher werden in die Falten gelegt; ward Je erhöhrt, daß Taschentücher dazu dienen, um sich hineinzuschneuzen? Krawatten werden mit der Behutsamkeit gebunden, die man sonst nur an feuchten Nudelteig wendet. Und dann hat man alles noch einmal angesehn im wachen Licht des Tags — und sieht alles noch einmal an. Man zählt die Chrysanthemen und erwägt wieder, daß es fünf sind. Warum fünf? Gab es Musen oder so etwas in dieser Zahl? Der Herr betrachtet sinnend die aehatne Aschenschale, auf der ein bronzener Frosch sitzt, und dreht sie um. — Nein, auf der Rückseite steht nichts. Sein Auge schweift sinnend über den Gabentisch. Es ist ihm peinlich, daß der Mixbecher von Kollege Dingskirchen dort steht, er hatte Dingskirchen ganz vergessen. Ob man sich rasch noch revanchieren könnte? Man läßt nicht gern etwas auf sich sitzen, und wenn es Geschenke sind. Ob man vielleicht ...? Und des Herrn Blick kehrt sinnend zu der Aschenschale zurück.
Außerdem gibt es Geheimnisse. In einer Westentasche steckt eine Zigarettenspitze. In einem Handtäschchen steckt ein kleiner Ring. Sie sind nicht offiziell. Sie blühen im Verborgenen, und es sind nicht die kostbarsten Geschenke, die man erhielt, aber die richtigsten und wichtigsten sind es, weil es die zärtlichsten sind. Niemand weiß davon außer i h m und ihr und — vielleicht noch seiner Schwester und ihrer Freundin, die dabei geholfen haben. Wenn e r und s i e sich nun treffen, heute nachmittag, wird sie den Ring am Finger haben und er die Spitze im Mund. — „Hast du den Rling an?“ wird er fragen, nachdem er ihn längst gesehen hat, und sie wird lächelnd auf die Spitze schauen, aus der er eine Zigarette nach der anderen qualmt, und beide werden glücklich sein.
Es wird vielleicht nicht immer alles so bleiben, aber vorderhand ist es gut. Eines Tags wird man zu Papa oder Mama oder sonst jemand sagen: „Ach, der alte Ring, den hab’ ich schon lang“, und eines Tags, eines fernen Tags kehrst auch du, mein Freund oder meine Freundin, an eine Schublade zurück, wo in müder Eintracht
die zärtlichen Geschenke der Vergangenheit schlummern. Dann siehst du den Bleistift wieder, der einst dein ganzes Entzücken war, weil er von ihr kam, und du holst die Blume aus Flitter hervor, die e r dir gab, und träumst
Träume schon jetzt! Am Morgen danach ist alles noch frisch, aber eines fernen Tags ziehet du deine Uhr so achtlos auf, als wäre sie an» Gußeisen, und schneuzt dich nosaunend in den Knäuel, der dein Taschentuch bildet. Du würgst dir deine Krawatte um den Hals, als sei sie eine tote Blindschleiche, die nur Geringschätzung wert ist, und der Aschenbecher aus Achat, der doch nichts für Kollege Dingskirchen war. steht auf deinem Tollettetlsch als Behälter für alte Rasierklingen.
Denke daran! Vergiß nie ganz, was alles einmal werden wird, dann wirst du nicht vergessen, was alles einmal war. Fühle schon jetzt in dem Morgen danach und in all dem neuen Glanz die Patina früherer Feste mit. und du wirst der Vergänglichkeit alles Irdischen entrinnen und beginnen, deine Geschenke, deine Freunde und dich zu besitzen.
Die zwölf heiligen Nächte...
Von Martin Sdileker
Die Zwölf Nächte oder die Geheimnisvolle nennt man die Zeit von Weihnachten bis Dreikönigstag, vor alters Fretnächte der Geisterbeere, die hoch in den Lüften ein unsichtbares, wildes Wesen trieben — sowohl der bösen, die oft in brausenden Stürmen und heftigen Schneeschauem über das Land jagten, als auch der guten Geister, der Engel Gottes, die 'dem allzu lauten Wüten der anderen wehren und zugleich das neugeborene Kindlein im Stall zu Bethlehem schützen sollten. Die heiligen Nächte werden sie außerdem genannt und haben oder hatten früher, zumindest in manchen Gegenden so allerlei auf sich! — Der Bauer deutet aus ihnen das Wetter der zwölf Monate des kommenden Jahres. Je nachdem die Nächte klar und trocken oder stürmisch und niederschlagreich sind, gestaltet sich die Witterung des Januar, Februar, März, April usw.
Mancherorts werden zwölf Zwiebelschalen der Reihe nach aufgestellt, für Jeden Monat eine. Bleibt z. B. die erste trocken, wird es der ganze Januar sein; zieht eine Schale Feuchtigkeit, wird auch der betreffende Monat ein nasser. Für andere gelten die Träume, die man in diesen Näch
ten hat und die alle genau in Erfüllung gehen sollen.
Ja, es ist eine besondere Zeit, die Spanne zwischen den letzten Tagen des alten und den ersten Tagen des neuen Jahres, früher eigentlich eine einzige zusammengehörige Festzeit, wo alle Arbeit zu ruhen hatte, wenigstens die schwerere, so war insbesondere das Dreschen in der Zeit streng verboten. Dagegen mußten die Pferde möglichst oft ausgeritten werden, hauptsächlich am Stefanstag, damit sie gesund bleiben. Die Neujahrsnacht, in der Mitte der Zwölf Nächte liegend, gilt als diejenige, die dem einen Blick in die Zukunft gestattet, der die Zeichen der Natur versteht. Bleigießen war im allgemeinen auf dem Lande unserer Gegend weniger zu Hause. Dagegen tauchte die Bäuerin früher um Mitternacht einen Tonscherben ins Wasser, hielt diesen herausziehend schnell über ein Feuer, um an den Schatten der trocknenden Stellen Glück oder Unglück abzulesen. — Die letzte der Zwölf Nächte ist den heiligen drei Königen geweiht. + K + M + B + schreibt der Bauer am Morgen des Tages über seine Stubentüre. Das heißt nun nicht, wie Schelme es spaßhaft deuten; Kartoffel, Milch und Butter — sondern Kaspar, Melchior, Balthasar, und die mit geweihter Kreide geschriebenen heiligen Namen sollen dem Haus Glück bringen. Das an diesem Tage ebenfalls geweihte Salz gilt als heilkräftig für Mensch und Tier.
In manchen Orten auf der Schwäbischen Alb
— vielleicht auch anderswo — stellte man am Abend vorher ein Simri Gerste im Hof auf mit dem Spruch; Ihr heiligen drei Könige reitet über meinen Hof! — Normalerweise wurde die für die Pferde der drei heiligen Reiter gedachte Gabe In der Nacht nicht abgeholt, dafür am Morgen dann den eigenen Pferden z>’m Fressen gegeben, damit sie die Gelbsucht nicht bekommen sollten.
Nur einmal soll es in Ehestetten auf der Alb drei als heilige drei Könige verkleideten Spitzbuben aus der Umgebung darauf angekommen sein, die bereitgestellte Gerste aus den Simri zu nehmen. Leise schlichen sie sich von Hof zu Hof, die Gerste einzusammeln. Die vielen Simri gaben schließlich manchen Sack voll, und es soll eine ziemlich schwere Schlittenfuhr zusammengegeben haben. Seitdem stellt man auch dort kein Simri Gerste mehr in den Hof
— und seitdem weiß man, daß es nicht nur heilige, sondern auch unheilige Könige geben kann!
Eine „Studentenfibel“ der Gesellschaft für Bürgerrechte
Die Studentengruppe der Freiburger Gesellschaft für Bürgerrechte hat eine „Studentenfibel* herausgebracht, die den Studenten zeigen soll, welchen rechtlichen Status die Universität einnimmt und welche Stellung der Student innerhalb der Hochschule hat. So wird erläutert, wie weit der Student der akademischen Diszlpllnar- gerlchtsbarkelt untersteht. Ferner wird das Verhältnis der ln der Verfassung garantierten Grundrechte zu dem Status des Studenten lm Rahmen seiner Zugehörigkeit zur Universität behandelt. Am Schluß des Heftes findet man ein kleines Verzeichnis von Schriften und Aufsätzen, die sich mit Universitätsproblemen auseinandersetzen.
Kulturelle Nachrichten
Von sUdamerikanischen Schulen werden drei deutsche Lehrer gesucht. Bewerber müssen im deutschen Schuldienst entweder fest angestellt sein, oder die Befähigung zur endgültigen Anstellung erworben haben. Sie sollen jung und unverheiratet sein. Bewerbungen können über das Tübinger Kultusministerium an di* Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes tn Bonn gerichtet werden.
Als ergfinzbare Löse-Blatt-Sammlung für den kleineren Geschäftsmann aller Branchen erscheint jetzt tm Luchterhandverlag das „Rechts- und Steuerhandbuch“ für den selbständigen Handwerksmeister, den Einzelhändler und den kleinen Gewerbebetrieb. Trotz der hohen Zahl von jährlich etwa 18 000 neuen Buchtiteln fehlte bisher ein Auskunftswerk über solch* Rechts- und Steuer-Fragen, mit denen der Kleingewerbetreibende sich ln der alltäglichen Arbeit auseinandersetzen muß.
Knapp eineinhalb Jahre nach seiner Gründung konnte der „Lesering Das Bertelsmann-Buch“ seinem 150 000. Mitglied ein* Prämie überreichen. Sie bestand aus zwei Inhaltsschweren Bücherschränken lm Wert von etwa 1500 DM. Die Überreichung des Preises, der auf einen Maschinensetzer bei der Hamburger Zeitschrift „Funkwacht“ fiel, fand in Gegenwart eines Vertreters des NWDR, der „Jungen Film- Union" und der Presse statt.