FREITAG, 14. DEZEMBER 1951

WIRTSCHAFT

NUMMER 19»

Die Ursadien der Bauverteuerung

Nicht allein die Löhne auch die Materialpreise

Jt. An gleicher Stelle erschien in den Ausga­ben vom 16. 11. 1951 ein BerichtBilanz der Bau­wirtschatt 1951*, ln dem u. a. vom Hauptverband der deutschen Bauindustrie als Gründe £ür die in diesem Jahr angestiegenen Baupreise die Lohn­erhöhungen im Baugewerbe angeführt werden, demgegenüber die Preiserhöhungen der Baustoffe nur wenig ins Gewicht falle.

Diese Deutung r sieht nach Untersuchungen, die in Württemberg-Hohenzollem angestellt wurden, nicht aus. Seit April 1951 haben sich die Bau­kosten ständig erhöht, wobei an dieser Erhöhung sowohl die Löhne als auch die Baustoffpreise be­teiligt sind.

Die Löhne: + 25 */.

Innerhalb dieses Zeitraumes haben zwei Er­höhungen der Tariflöhne stattgefunden, die erste »m 20. September 1950 bewirkte einen Lohnan- itieg um etwa IO'*, die zweite, die in zwei Stu­fen am 23. April und 15. Juni 1951 durchgeführt wurde, hatte einen Lohnanstieg um etwa 14'* mr Folge; insgesamt von April 1950 bis Juli 1951 ergibt sich ein Anstieg um etwa 25'*.

Die Baustoffe: + 26'*

Im gleichen Zeitraum haben sich die Baustoffe Insgesamt um 26'* verteuert, wobei die einzel­nen Waren unterschiedliche Verteuerungsgrade sufwiesen: Baueisen und Bauholz um etwa 37*, gement um 36* und Kalk um 20 '*.

Berücksichtigt man die Verhältnisse im ersten Halbjahr 1951 allein, so ergibt sich durchaus ein ähnliches Bild. Während sich die Tariflöhne wie oben bereits genannt um etwa 14'* erhöht haben, steht dem eine Verteuerung der Baustoffe um 11/» gegenüber. In diesem Zeitraum ergeben

sich beachtliche Anstiege der Preise für Baueisen und Zement um 21 '*, des Kalkes um 13 und der Mauersteine und des Bauholzes um etwa 8 **.

Di« Vergleidismethode

Die Ursachen dieser Verteuerungen sind man­nigfacher Art und umfassen neben Anstiegen der Grundstoffpreise, Erhöhungen der Transport­kosten, Verknappungserscheinungen. Freigabe bisher gebundener Preise auch Lohnerhöhungen in den Industrien, die die Baumaterialien her- steilen. Auf keinen Fall aber kanrf davon die Rede sein, daß die Verteuerung der Baustoffe nicht Ins Gewicht falle. Irreführend wird insbesondere dann der Vergleich, wenn man einen Zeitab­schnitt wie das zweite Quartal heranzieht, da sich

wirtschafissptegei 8 Prozent Ford er Steigerung

die Preise für Baustoffe, wenn auch mit wech­selndem Schwerpunkt, ständig erhöht haben, während die seit September 1950 stabil geblie­benen Löhne gerade in diesem Quartal eine Er­höhung erfuhren, eine Erhöhung, die den gestie­genen Lebenshaltungskosten gerecht wird.

Nach statistischen Berechnungen betrug der Anteil der Ausgaben für Bauarbeiterlöhne ein­schließlich sozialer Aufwendungen und sonstiger Unkosten an den gesamten Baukosten im Jahre 1936 25 '*. Dieser Betrag wurde seit Kriegsende noch nicht wieder erreicht, denn der entspre­chende Wert lag im Juli 1951 bei 23 '*. Bei Bau­stoffen hingegen betrug der Kostenanteil im Jahre 1936 27 */ und im Juli 1951 29 Wenn sich auch die Löhne der Bauarbeiter nicht unbeträcht­lich erhöht haben und zwar aus der Notwen­digkeit, eine schwere Arbeit gerecht zu entloh­nen und den sozialen Frieden zu erhalten, so Ist darin jedenfalls nicht allein die Ursache der Verteuerung des Bauens zu suchen.

Firnen und Unternehmungen ' IG-Farben-Bifanz fertig

DÜSSELDORF. In den ersten 11 Monaten die­ses Jahres stieg die Steinkohlenförderung in der Bundesrepublik im Vergleich zur selben Zeit des Vorjahres von 101169 700 t um nahezu 8 Prozent auf 109 162 100 t.

Die Braunkohlenreviere förderten ln den er­sten 11 Monaten 75 730 000 t Rohbraunkohle oder fast 10 Prozent mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Arbeitstäglich wurden im westdeutschen Stein­kohlenbergbau tn den erstem 11 Monaten des lau­fenden Jahres 391 000 t (Vorjahr 361 000 t) geför­dert und bei Braunkohle 271 400 t (246 000 t).

TÜBINGEN. Stark erhöhter Industrieumsatz. In Württemberg-Hohenzollern hat sich der In-

16,2 Prozent auf 285,3 Millionen DM erhöht; be­reits der Vormonat hatte eine 9prozentige Stei­gerung gebracht.

DÜSSELDORF. Befriedigender Möbelabsatz. Bei leicht steigenden Preisen ist die Absatzlage am Möbelmarkt zurzeit als befriedigend zu be­zeichnen, teilt der Einzelhandelsverband Nord­rhein mit.

BONN. Kein heileres Konsumbrot. Zu Pressemeldungen erklärt das Bundesernährungs­ministerium Konsumbrot sei auch weiterhin aus dem Roggenmehl der Type 1370 und Weizenmehl Type 1600 herzustellen.

BONN. Pläne für die große Steuerreform. Ein Gremium führender Finanz- und Wirtschafts­politiker des Bundestages wird nach den Weih- nachtstagen in Bonn mit der Erörterung von Plänen für die beabsichtigteGroße Steuer­reform beginnen.

IG-Farben-Bilanz fertig

FRANKFURT.' Die DM-Eröffnungsbilanz der ehemaligen IG-Farben-Industrie ist jetzt fertigge- ftellt und von den zuständigen Stellen bereits ge­prüft worden. Das Aktienkapital wird mit einem Wert von 1,36 Milliarden DM tri der Bilanz ausge­wiesen werden, womit das Kapital 1:1 umgestellt ist. Nach Ansicht unterrichteter Kreise erscheint das AK bei der Eröffnungsbilanz nur als Anhaltspunkt für eine Bewertung des Anlagevermögens, da es «ich bei der in Liquidation befindlichen Gesellschaft nicht um eine Umstellung im eigentlichen Sinne handelt. Bei den Alliierten wird gleichzeitig mit der Bilanz ein Memorandum über den gesamten IG-Far- benkompiex ausgearbeitet. Mit der Bekanntgabe von Bilanz und Memorandum soll, wie ein alliierter Sprecher, sagte, mit Sicherheit spätestens Anfang 1952 zu. rechnen sein.

HAMBURG. Gewinnabschluß bei Salzdetfurth. Die Salzdetfurth AG ln Bad Salzdetfurth legt für das verbundene Geschäftsjahr 1948/49 einen Ge­winnabschluß vor unter gleichzeitiger Wiederauf­nahme . der Dividendenzahlung mit 5 Prozent auf 49 Millionen DM StA das Kapital wurde 10:7 unte­rteilt. Die Wiederherstellung der Kapazitäten der Werke wurde dem Geschäftsbericht zufolge verstärkt

betrieben, so daß die Produktion von 235 000 t KOc im Jahre 1948 auf 313 000 t im Jahre 1949 stieg. Der Jahresertrag. stellt sich auf 19.2 Mill. DM und der Reingewinn bei 0,08 Abschreibungen und 3 4 Zuwei­sung zur Risikorücklage auf 2,47 Mill. DM. Die VA erhalten 6 Prozent Dividende; der Gewinn dient voll der Dividendenausschüttung.

BONN. Geschäftsbelebung bei den Realkredit- Instituten. Das Aktivgeschäft der Boden- und Kom­munalkreditinstitute hat sich nach Mitteilung des statistischen Bundesamtes Im Oktober erneut belebt. Der Zuwachs an langfristigen Darlehen einschließ­lich der Kredite aus durchlaufenden Mitteln war mit 187,5 Millionen DM um 34,4 Mill. DM größer als tm Vormonat. Der Gesamtdarlehensbestand be­trug Ende Oktober 4 054,7 Millionen DM.

Börsen: Leicht ermäßigt

STUTTGART. An den westdeutschen Börsen fand am Mittwoch das kleine Angebot auf fast allen Märkten bei meist leicht ermäßigter Basis nur zö­gernd Aufnähme. Montane notierten bis zu 2 Pro­zent niedriger: In Stuttgart waren jedoch heimische Werte gut behauptet und teilweise höher gesucht, u.a. wieder K i e n z 1 e plus 1 (121).

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MÜNCHEN. Mietervereine wollen Verfas­sungsklage erheben. Die Mietervereine der Bun­desrepublik beabsichtigen, gegen die sogenannte kleine Mietpreisreform vom 27. November Ver­fassungsklage zu erheben.

PARIS. Westeuropa soll Eisenbahntarif­system vereinheitlichen. Für eine Koordinierung der westeuropäischen Eisenbahntarife, mit dem Endziel eines einheitlichen Tarifsystems sprachen sich Fachleute aus 12 europäischen Marshallplan- ländem nach einem sechswöchigen Studium der Eisenbahnen in den USA aus.

BONN. GATT-Arbeitsgruppe für Zollsen­kung trat zusammen. Gestern nahm die GATT- Arbeitsgruppe für die allgemeine Senkung des Zolltarifniveaus in London Beratungen auf.

MAILAND. Aufhebung der italienischen Einfuhrliberalisierung? Die italienische Agentur ASTRA meidet ausgewöhnlich gut unterrichte­ter Quelle, in den zuständigen römischen Mini­sterien werde erwogen, die Anfang November 1951 angeordnete weitgehende Liberalisierung im Januar 1952 wieder aufzuheben.

Die schon seit längerem angekündigten neuen Fünf mark-Stiidte werden gegenwärtig geprägt hnd in Kürze in Umlauf gebracht. Die Münze trägt auf der einen Seite die Ziffer fünf mit der inneren UmschriftDeutsche Mark 1951 und im äußeren KreisBundesrepublik Deutschland". Die Rückseite zeigt den Bundesadler und trägt die WorteEinigkeit und Recht und Freiheit. Die Münze besteht aus einer Legierung von Fein- filber und Kupfer und ist 11,2 Gramm schwer.

Deutsches Auslandsvermöuen

. Bis zum 10. 1. 1952 Meldebogen anfordern

BREMEN. Die bisher vorliegenden Meldungen über Auslandsverluste lassen erkennen, wie die Studiengesellschaft für privatrechtliche Auslands­interessen e. V., Bremen, mitteilt, daß die Ge­samtverluste wahrscheinlich noch höher sind, als die bisher von deutscher Seite zugrunde gelegten zurückhaltenden Schätzungen erwarten ließen.

Die Studiengesellschaft nimmt, wie bereits er­wähnt, zurzeit Anmeldungen von Auslandsver­lusten im Einvernehmen mit den Spitzenverbän­den der Wirtschaft und den Organisationen der Westvertriebenen entgegen. Auslandsgeschädigte werden aufgefordert, bis zum 10. Januar 1952 den notwendigen Meldebogen bei der zuständigen Industrie- und Handelskammer anzufordern. Das Ergebnis soll bei der Londoner Konferenz über die deutschen Auslandsschulden Anfang kommen­den Jahres verwertet werden.

Genehmigungsptlidil beachten

Landesarbeitsämler prüfen Zuverlässigkeit der Auslandsfirmen

BONN. Das Bundesarbeitsministerium weist darauf hin, daß deutsche Arbeitskräfte nur mit Genehmigung der Landesarbeitsämter in das Ausland vermittelt werden dürfen. Auch Anwer­bungen und Verpflichtungen ins Ausland seien genehmigungspflichtig. Wer diese Gegebenheiten nicht berücksichtige mache sich strafbar. Die Ge­nehmigungspflicht sei im Interesse der deut­schen Arbeitnehmer notwendig, da die Zuverläs­sigkeit ausländischer Firmen häufig nicht aus­reichend überprüft werde.

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