MITTWOCH, 2 8. N O V E MB iC R 1951
RI SCHAFT
NUMMER 1 84
Firmenberichie
STUTTGART. — C. Lorenz AG und Mix & Genest, beide Stuttgart. Von beiden Finnen, die unmittelbare bzw. mittelbare Tochter gesell sch allen der „International Telephone and Telegraph Corporation“ (ITT) in New York sind, liegen nunmehr die Geschäftsberichte für 1948 49 und 1950 vor. Bei Mix & Genest ist in 1950 der Rohertrag (Immer in Mlll. DM) auf 26.31 gegenüber 24 87 in 1948/49 angestiegen. Von dem Gewinn in Höhe von 142 000 DM wird ein Betrag von 80 000 DM der gesetzlichen Rücklage zugeführt und der Rest von 62 000 DM auf neue Rechnung vorgetragen. Die freiwilligen sozialen Leistungen für die Belegschaft wurden gegenüber dem Vorjahr um 84 Prozent gesteigert und betrugen 0.71 Mill. DM.
Bei C. Lorenz AG wurde 1950 ein Rohüberschuß von 22.83 (1948/49 in 18 Monaten: 27.76) erreicht. Der Reingewinn beträgt 65 008 DM und wird auf neue Rechnung vorgetragen. Trotz der Anspannung der Mittel wurde bei Lorenz und deren Tochtergesellschaft G. Schaub, Apparatebau-Gesellschaft mbH., mit der ein Organschaftsvertrag besteht. 1950 1.14 Mill. DM für freiwillige soziale Leistungen aufgewendet. Für 1948/49 verzeichnet Schaub einen Verlust von 1.93 Mill. DM, der vornehmlich auf Wertberichtigungen zurückzuführen ist, die in Anbetracht der Preiseinbrüche auf dem Rundfunkgebiet hinsichtlich der Warenvorräte notwendig waren.
HANNOVER. — Reichswerke Salzgitter stellen 2il um. Wie aus dem Geschäftsbericht der Reichswerke AG für Bergbau und Eisenhütten, Berlin, hervor- geht, wird der am 28. November stattfindenden Hauptversammlung eine Umstellung des Grundkapitals im Verhältnis von 2:1 von 400 Mill. RM auf 200 Mill. DM vorgeschlagen. Bei einer gesetzlichen Rücklage von 105 Mill. DM beträgt das Reinvermögen der heute in Bundesbesitz befindlichen Gesellschaft in der DM-Eröffnungsbilanz 3(15 Mill. DM.
Günstige Außenhandelsbilanz
Optimistischer BdL-Bericht bezeichnet auch Entwicklung der Spareinlagen als günstig
FRANKFURT. Eine weiterhin günstige Außenhandelsbilanz, Ansteigen der Spareinlagen und eine Nachkriegsrekordhöhe der Stahlerzeugung verzeichnet der Oktoberbericht der Bank deutscher Länder.
Durch den Rückfluß von 1,4 Milliarden DM aus dem im September aufgelösten Bardepots für Einfuhrbewilligungsanlrfige haben sich die flüssigen Mittel der Wirtschaft bis zum 15. November beträchtlich vermehrt
Der. seit dem zweiten Quartal dieses Jahres mit Ausnahme des Septembers anhaltende Außenhandelsüberschuß betrug im Oktober rund 151 Millionen DM, so daß die deutsche Rechnungsposition zum erstenmal seit Bestehen der euro- frischen Zahlungsunion so gut wie ausgeglichen werden konnte. Die Verschuldung der Bundesrepublik bei der EZU hatte Ende Februar dieses Jahres ihren höchsten Stand mit 457 Millionen Dollar erreicht.
Auch die Entwicklung der Spareinlagen bezeichnet der Bericht als günstig. Für Oktober wird ein Spareinlagenzuwachs von 90—100 Millionen DM geschätzt. Der Sparwille der Bevölkerung wird dabei als „ein besonders erfreuliches Symptom der Normalisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse" gewertet.
In seiner Wirtschaftsanalyse stellt der Bericht fest, daß die Oktoberproduktion von Rohstahl und Walzerzeugnissen die höchste seit Kriegsende war. Das Preisniveau habe sich nach monatelanger relativer Stabilität im Oktober
1951 wieder etwas erhöht, was zum geringeren Teil auf die Festigung einiger Weltmarktpreise zurückzuführen sei, überwiegend aber auf die Anpassung gebundener inländischer Preise an die erhöhten Kosten sowie saison- oder nachfragebedingte Preiserhöhungen auf den Nahrungsmittelmärkten. Zum Rückgang der Ausfuhr im Oktober äußerte die BdL, neben statistisch-technischen Ursachen seien auch die seit einiger Zeit bestehenden Lieferschwierigkeiten in wichtigen Exportindustrien, vor allem aber die Zahlungsbilanzschwierigkeiten einiger Abnehmerländer, verantwortlich.
England ist jetjt Schuldner
Geänderte Voraussetzungen für Handelsabkommen
LONDON. Bei den am Montag in London aufgenommenen Besprechungen über ein neues Handelsabkommen wird es darum gehen, die Handelsbilanz zwischen den beiden Ländern wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das letzte Handelsabkommen wurde geschlossen, als die Bundesrepublik Schuldner der europäischen Zahlungsunion war. Großbritannien fand sich deshalb bereit, seine Exporte nach Deutschland um die Hälfte einzuschränken und seine Einfuhren von Deutschland zu verdoppeln; heute aber let England selbst Schuldner der EZU.
Weiterhin angespannte Energieversorgung
Geschäfts- und Reklamebelcuchtung darf nicht über den Ernst der Situation täuschen
Wirlschaftsspiegei
Roh- und Grundstoffpreise ziehen an
WIESBADEN. Die Indexziffer der Grundstoffpreise stieg vom 7. Oktober bis 7. November um 3,7 Prozent auf 261 (1938 = 100).
Der Gruppenindex für Industriestoffe erhöhte sich in dieser Zeit um 4,6 Prozent, während der Gruppenindex für Nahrungsmittel um 0,9 Prozent zurückging.
ESSE 4. — Kohlenförderung weiter gestiegen. 2 878 557 Tonnen betrug die Steinkohlenfördeiung in der nur fünf volle Arbeitstage zählenden Woche vom 18. bis 24. November gegenüber einem Förderergebnis von 2 431 808 Tonnen in der Vorwoche mit sechs Arbeitstagen. Das Arbeitstagesergebnis betrug 408 937 Tonnen gegenüber 405 301 Tonnen in der Vorwoche.
STUTTGART. — Stromverbrauch um 16 Prozent höher. Der Stromverbrauch aus der öffentlichen Versorgung war im Oktober gegenüber- dem Vormonat um 6,7 Prozent, gegenüber dem Oktober des Vorjahres jedoch um 15,8 Prozent höher.
BONN. — Hohes Steueraufkommen. Die gesamten Steuereinnahmen des Bundes und der
Börsen: Uneinheitlich, aber freundlich
STUTTGART. An den westdeutschen Börsen war die Kursentwicklung am Montag zwar uneinheitlich, jedoch überwiegend freundlich. Montanwerte Infolge neuer Anlägekäufe im allgemeinen wieder fester, so daß sich gegenüber dem vergangenen Wochenende teilweise erhebliche Kursgewinne ergaben. Stuttgart vörzeichnete wieder zunehmende Umsätze, heimische Werte verkehrten verschiedentlich 1—1,5 Prozent höher.
Baumwolle: Preise sprunghaft erhöht
WASHINGTON. Die Erwartung, daß sich die Erntevorschätzung der Regierung weiter verringern werde, sowie die relativ knappe Menge der auf den Markt kommenden Rohware haben die Terminpreise in der vergangenen Woche sprunghaft nach oben getrieben Die Kontrakte verbesserten sich durchweg von 3,25 bis 5,30 Dollar pro Ballen.
Länder waren im September dieses Jahres mit 2377 Millionen DM um 436 Millionen oder knapp • 23 Prozent höher als im steuertechnisch vergleichbaren Monat Juni.
BONN. — Devisen für den Touristenverkehr. Das Bundeswirtschaftsministerium hat zur Förderung des nichtgeschäftlichen Reiseverkehrs nach den OEEC-Ländern (alle westeuropäischen Länder mit’Ausnahme Spaniens) für die Wintersaison 1951/52 6 Millionen Dollar bereitgestellt.
TÜBINGEN. — Neue Beleuchtungszeiten. Für die Schaufenster-, Reklame- und Außenbeleuchtung von Einzelhandelsgeschäften sind einheitlich im Bundesgebiet neue Beleuchtungszeiten festgesetzt worden, und zwar täglich von 15 bis 20 Uhr. Eine Beleuchtung vor 15 Uhr, insbesondere auch in den Morgenstunden, ist damit allgemein untersagt'.
NAGOLD. — Keine Vorliebe für Konsumbrot In einer Bezirksinnungsversammlung der Bäk- ker in Nagold führten die Versammelten Klage über den geringen Absatz des verbilligten Konsumbrotes Gerade von den Kreisen, für die man es mit Hilfe von Subventionen des Bundes herstelle, werde es nicht abgenommen.
Die Einschränkung des Stromverbrauchs der industriellen Abnehmer ist bekanntlich deshalb notwendig geworden, well die für die Elektrizitätsversorgung für das 4. Quartal 1951 vorgesehene Kohlenmenge in Höhe von 2,8 Mill. Tonnen nicht ausreicht, um den Strombedarf zu befriedigen. Der Stromverbrauch hatte — neben der saisonüblichen Steigerung — u. a. auch deshalb zugenommen, weil viele Industriebetriebe versuchten, die Kohlenknappheit durch höhere Stromentnahmen zu kompensieren. Daß die den Stromverbrauch einschränkenden Maßnahmen in erster Linie die industriellen Abnehmer betreffen, ergibt sich daraus, daß die Industrie auch in Württemberg-Hohenzollern mit Abstand der größte Energieverbraucher ist und 45 Prozent des zur Verfügung stehenden Stromes entnimmt, während auf die Haushalte immerhin 15 Prozent, auf den Verkehr nur 1 Prozent, auf die öffentlichen Einrichtungen (Wasserwerke, Krankenhäuser usw.) 10 Prozent, auf Handel und Gewerbe ebenfalls 10 Prozent, auf die Landwirtschaft 7 Prozent und auf sonstige Verbraucher und auf Verluste 12 Prozent entfallen.
Die Stromversorgung Württemberg-Hohenzol- lems erfolgt bekanntlich zum größeren Teil aus dem westdeutschen Verbundnetz, einem System von Hochspannungsleitungen, das sich über das ganze Bundesgebiet erstreckt und das praktisch ein Sammelbecken aller irgendwo anfallenden Energien darstellt; als wichtigste benachbarte Energiequellen seien außer dem Bezugsanteil aus den Vorarlberger Illwerken und den Wasserkraftwerken der EVS an der Iller die Dampfkraftwerke Marbach, Stuttgart und Ulm und die badischen Werke am Hochrhein mit dem Schluchseewerk genannt.
Wenn nun in diesen Tagen die Länderwlrt- schaftsministerien beim Einzelhandel in der Reklame- und Schaufensterbeleuchtung den Bedürfnissen der Geschäftswelt entgegenkommen und die Beleuchtungszeit auf 15 bis 20 Uhr festlegen, so darf daraus keinesfalls geschlossen werden,
Kfz-Steuerreform zurückgestellt
Demnächst „kleine Reform" mit großen Wirkungen
räder unter 50 ccm und für bestimmte Arbeitsmaschinen gewisse Vergünstigungen vorgesehen. Verschärft werden sollen die Steuerbestimmungen für alle anderen Arbeitsmaschinen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 20 km/st, für landwirtschaftliche Zugmaschinen, für Dreiräder und für Lastkraftwagen mit mehr als 2.41 Eigengewicht. Bei letzteren scheint man von der Die Überraschung der reformierten Kraftfahr- Überlegung auszugehen, daß die schweren Lastzeugsteuer steht , uns also noch bevor. Unab- züge mit ihren hohen Achsdrücken die Straßen hängig von dieser befaßt man sich zurzeit mit und Ihren Unterbau unverhältnismäßig stärker einer sogenannten kleinen Reform, deren Grund- beanspruchen als selbst massierter Verkehr lelch- züge festliegen sollen. Danach sind für Kraft- ter Fahrzeuge.
BONN. Wie bekannt wurde, ist die vom Finanzministerium geplante und inoffiziell auch angekündigte Reform der Kraftfahrzeugsteuer — die Berechnungsgrundlagen bei Pkw, die bisher nach dem Hubraum ausgerichtet sind, sollten auf das Gewicht des Wagens ümgestellt werden — zunächst zurückgestellt worden.
daß wir in bezug auf die Stromversorgung schon wieder „über dem Berg" wären, zumal dis Differenz zwischen dem Mehr oder Weniger an Reklamebeleuchtung energiemäßig ohnedem nicht zu Buch schlägt. Die allgemeine Kohlenvorratslage bei den Dampfkraftwerken ist vielmehr nach wie vor durchaus unbefriedigend und man weiß aus Erfahrung, daß bei eintretendem Frost beispielsweise die Schiffahrt auf dem Rhein und damit der Kohlennachschub für unsere Dampfkraftwerke unter Umständen stark behindert werden kann. Da aber die Stromdarbietung der Wasserkraftwerke bekanntlich nur etwa 25 Prozent der Gesamtdarbietung ausmacht erscheint es dringend nötig, die Kohlenzuteilung an dl« Elektrizitätswirtschaft bis Ende dieses Jahres sehr wesentlich zu erhöhen, wenn nicht erhebliche wirtschaftliche Schäden eintreten sollen. Daß die Industrie ihrerseits voll guten Willens ist, den gegebenen Verhältnissen Rechnung zu tragen, beweist die zurzeit anlaufende Energiesparaktion, deren Einzelmaßnahmen vom Bundesverband der deutschen Industrie in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsmlniste- rlutn und mit dem Zentrallastverteiler ausgearbeitet wurden; so soll u. a. durch rationelle Arbeitsweisen und entsprechende Energiesparmaßnahmen ln den Betrieben ein Absinken des Produktionsvolumens vermieden werden.
Zur wirksamen Durchführung wurden im Erfahrungsaustausch zwischen Energiefachleuten der Betriebe und den Energiesparingenieuren Einsparungsvorschläge ausgearbeitet, die durch richtige Anwendung und systematische Durchführung in den Betrieben die Höhe des Ausstoßes und die Qualität der Fertigung erhalten. D« neben der Anwendung dieser technischen Vorschläge ein Einsparungserfolg nur erzielt werden kann, wenn durch Aufklärung der Belegschaften diese zur Mitarbeit an der Energieeln- sparung herangezogen werden, wurde von dem obengenannten Gremium ein entsnrechencles Bi'd- und Schriftmaterial ausgearbeitet, das den Belegschaften die betrieblichen Energieeinsparmaßnahmen nahebringt.
Durch alle diese Aktionen und Maßnahmen wild aber das vordringliche Kardinalproblem des Ausbaus der Energieversorgung bzw. der Kraftwerksleistung der Elektrizitätswerke natürlich nicht gelöst. Fachkreise erwarten innerhalb der nächsten zehn Jahre einen verdoppelten Energieanspruch, dem natürlich nur durch einen Neubau von Kraftwerken bzw. durch die Erweiterung bereits bestehender Anlagen Rechnung getragen werden kann. Soviel steht Jedenfalls fest, daß die bisherigen Investitionen auf dem Gebiet der Elektrizitätswirtschaft unzulänglich sind und in den kommenden Jahren sosar mit erhöhten Stromfehlbeträgen gerechnet werden muß, wenn nicht bedeutende Mittel für den rechtzeitigen Ausbau neuer Kraftwerke bereitgestellt werden. Dr. F. E.
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