MITTWOCH, 14. NOVEMBER 1951
Wirtschaft
NUMMER 178
Kohle - Schwerpunktprogramm
Besondere Maßnahmen sollen Förderung auf 45000« t steigern
BONN. Die Bundesregierung hat am Montag ein Programm zur Produktionssteigerung im Kohlenbergbau verkündet, das u. a. ein Erfolgsanteil-System für die Bergarbeiter, Finanzierung der notwendigen Investitionen und den Bau von 40 000 Bergarbeiterwohnungen im Jahre 1952 vorsieht. Dadurch soll die Steinkohlenförderung der Bundesrepublik in kürzester Zeit auf 450 000 t täglich gesteigert werden.
Nach einer amtlichen Mitteilung wurde das Programm vom Arbeitssausschuß zur Produktionssteigerung im Kohlenbergbau ausgearbeitet, der unter Vorsitz von Vizekanzler Blücher und in Anwesenheit des ECA-Missionschefs Frank Harris in Bonn tagte. An der Sitzung nahmen, auch die Bundesminister Storch und Wilder- muth teil. Im Kommunique heißt es, die Regierung und die übrigen Beteiligten hätten die Vorschläge des Ausschusses angenommen. Im einzelnen sieht das Programm folgendes vor: 1. Einführung eines Erfolgssystems für die Bergarbeiter. das einen „hinreichenden Anreiz für Fördersteigerungen“ bietet; 2. Verbesserung der menschlichen Beziehungen im Bergbau; 3. Ausweitung der Mechanisierung und Rationalisierung unter Tage und Sicherstellung der Materialversorgung für diese Zwecke; 4. Finanzierung der notwendigen Investitionen und des Bergarbeiterwohnungsbauprogramms für 40 000 Wohnungen im Jahre 1952. Der Gesamtbedarf an Bergarbeiterwohnungen, den die Regierung in drei Jahren befriedigen will, beläuft sich auf 92 000 Wohnungen.
Der Ausschuß wurde mit der Fortführung der Arbeiten auf den Einzelgebieten und mit der Be-
Weitere Stromeinschränkungen
BONN. Die immer noch angespannte Stromerzeugungslage veranlaßt das Bundeswirt- echaftsminlsterium, weitere Stromeinschränkungsmaßnahmen zu planen oder die Kohlezuteilungen an die Kraftwerke zu erhöhen. Falls es nicht gelingt, den Kohlenkraftwerken die zu einer geregelten Versorgung notwendigen 100 000 Tonnen Steinkohlen bis Ende dieses Jahres durch Abzweigung von anderen Kohlenverbrauchern zur Verfügung zu stellen, würde sich die Notwendigkeit ergeben, den Stromverbrauch besonders der bisher privilegierten Stromabnehmer spürbar zu kürzen. — Die Empfehlungen des Bundeswirtschaftsministeriums vom 13. Oktober an die Länder hinsichtlich Stromeinschränkungsmaßnahmen sollen zugunsten der Beleuchtung für Werbezwecke ergänzt werden. Danach sollen Reklame- und Schaufensterbeleuchtungen an Werk-, Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 15 bis 20 Uhr gestattet werden; bisher waren solche Beleuchtungen nur bis 19.30 Uhr erlaubt.
obachtung der Durchführung des Programms beauftragt. Die Mieten der Wohnungen sollen so niedrig wie möglich — etwa 70 — 80 Pfg. je qm — angesetzt und den Bergleuten als besonderer Ansporn für den dauernden Verbleib im Bergbau das Eigentumsrecht an den Wohnungen gewährt werden. Der Erfolgsanteil an der Mehrförderung soll steuerbegünstigt sein, doch ist diese Frage noch umstritten, da Bundesflnanzmi- nister Schäffer und Vizekanzler Blücher aus grundsätzlichen Erwägungen heraus Einspruch erheben. Andere sozialpolitische Forderungen des
Programms sind: Die Vertiefung der „Public Re- lations“ (der Unterrichtung der Bergleute über die gemeinsamen Anliegen von Unternehmen und Betriebsangehörigen, sowie u. a. in sozialpolitischer Hinsicht), verbesserte hygienische Fürsorgeeinrichtungen der Zechen und die gesicherte Hausbrand Versorgung.
Preiserhöhung der Braunkohlenbriketts
BONN. Die schon seit längerem geplante teilweise Erhöhung der Braunkohlenbrikettpreise um 5 DM je t ist jetzt rüdewirkend ab 1. November in Kraft getreten. Hausbrand- und Kleinverbraucher, Verkehrs- und Versorgungsbetriebe, Schiffahrts- und Nahrungsmittelbetriebe sowie die Düngemittelindustrie sind ausgenommen.
Wlrtschaftsaptepel
Chance für Exporte nach Italien
ROM. Die vorübergebende Liberalisierung in der italienischen Wareneinfuhr aus den EZU- Länclern, verbunden mit einer zehnprozentigen Zollsenkung und einer Krediterleichterung für italienische Importeure, bietet eine einmalige Chance für den deutschen Export nach Italien.
Die Einfuhrgenehmigungen werden vorübergehend nach formlosem Antrag von den italienischen Grenzzollstellen erteilt. Fast alle deutschen Erzeugnisse außer Kraftfahrzeugen, Druckmaschinen, bestimmten Nahrungs- und Genußmitteln sowie Penicillin und Medikamenten mit Penicillinbeigaben können ohne Erlaubnis italienischer Ministerialbehörden nach Italien eingeführt werden.
ROM. — Deutscher Aktivsaldo mit Italien. Im deutsch-italienischen Warenverkehr ergab sich im Oktober 1951 ein Aktivsaldo zugunsten der Bundesrepublik von mehr als drei Millionen Dollar. Da die im geltenden Handelsabkommen vorgesehenen italienischen Lieferkontingente für Obst und Gemüse wahrscheinlich im Laufe dieses Monats erschöpft sein werden, hat Italien eine Aufstockung um mindestens vier Millionen Dollar gefordert.
ESSEN. — Weiterer Anstieg der Kohlenförderung. Die westdeutsche Steinkohlenförderung ist auch in der Woche vom 5. bis 11. November weiter gestiegen. Insgesamt wurden 2 396 312 t gegen 2 261766 t in der Vorwoche gefördert, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß in der Vorwoche wegen des Allerheiligentages nicht voll gearbeitet wurde.
FRANKFURT. — Kraftfahrzeugproduktion übertrifft beseits ganzes Vorjahresergebnis. Die bisherige Kraftfahrzeugproduktion 1951 übertrifft mit 313 346 Kraftwagen und Straßenzugmaschinen (davon 223 568 Pkw) bereits das gesamte Vorjahresergebnis von 306 059 Einheiten (216 107 Pkw). Im Oktober stellte sich die Gesamtproduktion von Kraftfahrzeugen und Straßenzugmaschinen end
gültig auf 34 068 Einheiten gegenüber nur 26 212 Einheiten im September.
TÜBINGEN. — Belebung des Textilgeschäftes. Die Textilindustrie in Württemberg-Hohenzollem verzeidmete im September 1951 eine neunprozentige Steigerung ihres Umsatzes. Wertmäßig belief sich die Zunahme gegenüber dem Vormonat auf 3,8 Millionen DM. Die Einbußen, die die Textilindustrie in den letzten Wochen verzeichnen mußte, sind damit zu einem Teil wieder wettgemacht. Das Auslandsgeschäft allerdings mußte einen erheblichen Rückschlag im Absatz um rund 700 000 DM oder 40 Prozent ln Kauf nehmen.
WASHINGTON. — Baumwollernte geringer als erwartet. Die Baumwollernte der Vereinigten Staaten in der Saison 1951, die noch am 1. Okto-
Firmenberichte
TÜBINGEN. — Württembergisch-Hohenzollerische Privatbank AG. Tübingen. Auf Ihrer ao. HV teilte die Württembergisch-Hohenzollerische Privatbank AG. Tübingen, am 10. November mit, daß nach der Währungsreform beachtliche Erfolge erzielt worden seien. Infolge der guten Fundierung der Bank könne die Kapitalausstattung zum 21. Juni 1948 zu dem verhältnismäßig günstigen Satz von 20 Prozent der ehemaligen Eigenmittel erfolgen, was eine erhöhte DM-Umstellung des Grundkapitals ermöglichen werde. Auf Grund der hohen eigenen Aktiva benötige die Bank nur in beschränktem Ausmaß Ausgleichsforderungen des Landes. — Aufsichtsrat: W. Keller, R. Holzwarth und Dr. F. Ruislnger, sämtlich Stuttgart; Vorstand: Dr. C. Linder, Tübingen.
FRANKFURT. — Montangesellschaften stocken auf. Günstige Bilanzen und zum Teil Kapltalaufstok- kungen verschiedener C-Gesellschaften geben in Börsen- und Finanzkreisen Anlaß zu Vermutungen über Kapitalaufstockungen bei den großen Montangesellschaften. Beispielsweise stellt die Bergwerksgesellschaft Dahlbusch das Kapital im Verhältnis von 1:1,2 um. das gleiche Umstellungsverhältnis wird bei der Bergbau-AG. Concordia erwartet. Man rechnet mit Dividendenausschüttungen. Die Kursent-
ber auf 16,931 Millionen Ballen geschätzt worden war, wird neuerdings vom Landwirtschaftsministerium in Washington mit 15,771 Millionen Ballen von je 500 englischen Gewichtspfund angegeben.
DÜSSELDORF. — 48 000 t Altpapier importiert. Wie der Verein zur Förderung des Altpapieraufkommens mitteilt, wurden für den Import von 48 000 t Altpapier im Jahre 1950 rund 14,2 Millionen DM an Devisen ausgegeben, wobei der gesamte Rohstoffimport für die westdeutsche Papierwirtschaft einen Wert von 253 Millionen DM (1937 108,6 Millionen RM) hatte. Der Verein fordert unter Hinweis auf die besseren Altpapieraufkommen in den USA. Schweden und Großbritannien nachdrücklich eine stärkere Ablieferung von Altpapier, das gegenwärtig rund 30 Prozent der Rohstoffe für die Papier- und Pappenerzeugung stelle.
STUTTGART. — 120 DM Steuern auf einen Hektar. Auf die Erklärung des Hamburgischen Bürgermeisters Brauerim Bundesrat,daß neue Steuern nicht zu verantworten seien, solange in der Landwirtschaft praktisch überhaupt keine gezahlt würden, erklärt der württembergische Bauernverband, daß der Steuersatz für die Landwirtschaft im Bundesgebiet heute durchschnittlich bei 120 DM je ha liege gegenüber 9 Mark je ha im Jahre 1938.
KAISERSLAUTERN. — Erhöhung der Düngerpreise zu erwarten. Die Landeshandelsvereinigung Rheinhessen-Pfalz kündigt eine Erhöhung der Düngemittelpreise zum 1. Januar 1952 an. Die Bundesbahn habe die bisher von der allgemeinen Tariferhöhung noch nicht betroffenen Tarife für Kalk- und Kalitransporte zum 1. Januar gekündigt, so daß eine Frachterhöhung um 15 Prozent eintreten werde.
Wicklung an der Börse dürfte darauf zurückzuführen sein daß die möglichen Aufstockungen zum Teil schon etnkalkuliert wurden.
HAMBURG. — Puch will Roller bauen. Die Verlegung des Motorradbaus der Puchwerke von Graz nach Thondorf wird der Firma die Möglichkeit geben, mit dem modernsten Zweiradfahrzeug, dem Motorroller, auf den Markt zu kommen. Aller Voraussicht nach wird sie zwei Modelle bauen, wobei das eine mehr für den Stadtverkehr, das andere als ausgesprochene Tourenmaschine gedacht ist Der Steyr- bzw. Puch-Roller wird stärker und widerstandsfähiger sein als die in anderen Ländern gebauten Typen: es soll ein besonders bergfreudiger Motor entwickelt werden.
Börsen: Hausse für Montanaktien
STUTTGART. Auch zum Wochenbeginn hielt di« Nachfrage nach Montanaktien unvermindert an. Unter Führung von Gutehoffnungshütte und Stahlverein ergaben sich im allgemeinen Kursgewinne von 2 bis 4 Prozent. Nach neuen Berechnungen und wie in Frankfurt bekannt wurde, soll sich der innere Wert der Stahl Vereinsaktien auf etwa 200 Prozent stellen. In Stuttgart verzeichneten heimische Werte Kursgewinne,
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