MONTAG, 12. NOVEMBER 1951
AUS STADT UND KREIS CALW
NUMMER 177
3CeeAstgedanken
Seltsam, wenn ein schöner Falter durch den Blätterreigen schwebt Und sich, während Blätter fallen tonnwärts hoch und höher hebt.
Nichts weiß wohl, so will es scheinen, diese kleine Kreatur von dem letzten Tanz und Spiele einer sterbenden Natur.
Unbekümmert und lebendig fliegt er seiner Sone zu, sie allein kann ihn erhalten,
Mensch, bedenke das auch du.
Als der Schöpfung edle Krone müßtest du, wör das nicht schön? all dein Streben und dein Leben nach der Sonnenseite drehn.
Doch, mir scheint, vor lauter Habsucht, Geldgier, Neid und Streit um Macht hast du wenig von der Sonne, die dir friedenspendend lacht.
Seltsam, wenn ein schöner Falter durch den Blätterreigen schwebt und sich, während Blätter fallen, sonnwärts hoch und höher hebt. Erbe.
„Ein Spiel von Tod und Liebe“
Allmählich bildet sich um die „Szenischen Vortragsabende" ein kleiner, aber desto geschlossenerer Zuhörerkreis, der erkannt hat, d»n diese Einrichtung eine glückliche Mittelstellung und vielleicht auch Mittlerrolle zwischen Theater und Funkhörspiel einnimmt.
Der Samstagabend brachte Romain Rollands „Spiel von Tod und Liebe“. Wiederum gab Dramaturg Gerhard Klocke nicht nur eine Einführung in Wesen und Werk des Autors, sondern schaltete sich auch als Spielleiter dort ein, wo der Gang der Handlung (im Paris des Revolutionsjahres 1794 spielend) notwendigerweise den Rahmen des Ensembles sprengen mußte. Uebrig blieben die für Romain Rolland so entscheidenden Dialoge mit ihren dramatischen Verdichtungen auf die Kernpunkte des Geschehens. Das Wort nahm die ihm zukommende beherrschende Stellung ein. Aufgestellte Kerzen, die den Georgenäumssaal mit ihrem feierlichen Schein erfüllten, unterstrichen die tragische Grundstimmung der dichterischen Aussage.
Von dem Ensemble der „Kleinen Stadt" war nur Gertrud Seitz geblieben, die diesmal die vervielfachte Möglichkeit fand, ihre kultivierte Sprachtechnik zur Geltung zu bringen. Als Partner stellte sich Franz Scharwenka vor, der der Gestalt des Konventmitglieds Järöme de Courvoisier jene menschliche Größe zu verleihen vermochte, die seine Frau davon überzeugt, wo ihr Platz in der entscheidenden Stunde zu sein hat. Ebenso eindringlich und von leidenschaftlichem Temperament erfüllt der Claude Vallöe von Jonny Goertz. Gerhard Klocke selbst übernahm die Randfigur des Lazare Camot.
An diesem Abend (so schien es uns) trat die „Verzauberung“ des Publikums noch früher ein als beim letzten Mal. Die klar- lintge Konzeption der Handlung erleichterte dies. Die Zuhörer sahen, abstrahierend und tief in das Geschehen versunken, die über Sich selbst und über ihre eigenen Wünsche hinausgewachsene Frau den bitteren Weg gehen, von dem es keine Wiederkehr gibt.
Der Beifall am Schluß des Abends tat nach dem ergriffenen Schweigen fast körperlich weh. Vielleicht wäre diesmal der Verzicht auf die gewohnte Art der Dankesbezeugung eine bessere Anerkennung für die Sprecher gewesen.
Die Kandidaten für die Kreistagswahl am 18. November Im Spiegel von Calw
Einer Bekantmachung des Landratsamts entnehmen wir die Vorschlagslisten, die in unserem Bezirk für die Kreistagswahl am kommenden Sonntag aufgestellt worden sind.
Wahlbezirk 1: Calw, Hirsau (3 Sitze)
Wahlvorschlag Nr. 1: Kennwort Freie Wählervereinigung: Reinhold Seeber, Bürgermeister; Karl Proß, Verw.-Dir.; Friedrich Frick, Ober-Ing.; Karl Schechinger, Ge- achäftsführer; Oskar Sackmann, Fabrikant; Willy Seiferheld, Geschäftsführer (Hirsau).— Wahlvorschlag Nr. 2: Kennwort Einheitsliste Hirsau-Ernstmühl: Hermann Silberberger, Gemeindeamtmann (Hirsau); Max Haas, Kreisgartenmeister (Hirsau); Gerhard Weber, Fässer (Emstmühl); Otto Bott, Säger (Hirsau); Georg Mast, Maurermeister (Hirsau); Georg Schütz, Gastwirt (Hirsau). — Wahlvorschlag Nr. 3: Kennwort Arbeitsgemeinschaft Deutscher Handwerker: Hans Ballmann, Tapezier- und Kreisinnungsmeister. — Wahlvorschlag Nr. 4: Kennwort SPD.: August Meyle, Bürgermeister a. D., Calw; Wilhelm Müller, Bauunternehmer, seitheriges Kreistägsmitglied; Ernst Kern, Weichenwärter a. D., Hirsau.
Wahlbezirk 2; Bad Liebenzell
(Schömberg, Unterreichenbach, Möttlingen, Grunbach, Bieselsberg, Kapfenhardt, Maisenbach, Unterhaugstett, Schwarzenberg, Mona- kam, Beinberg, Unterlengenhardt, Oberlengenhardt, Oberkollbach, Igelsloch, Ottenbronn.
4 Sitze.)
Wahlvorschlag mit Kennwort Gemeindewahlvorschlag: Gottlob Klepser, Geschäftsführer und Bürgermeister (Bad Liebenzell); Walter Brenner, Bürgermeister (Schömberg); Wilhelm Mast, Kaufmann und Bürgermeister (Unterreichenbach); Harry Schulz, Kaufmann und Bürgermeister (Möttlingen); Jakob Stoll, Landwirt und Bürgermeister (Maisenbach); Ernst Rentschler, Kaufmann und Bürgermeister (Monakam); Otto Fuchs, Goldschmied und Bürgermeister (Bieselsberg); Pius King, Fabrikant (Bad Liebenzell).
Wahlbezirk 3: Altburg
(Altbulach, Neuweiler, Neubulach, Bad Tei- nach, Breitenberg, Sommenhardt, Würzbach, Liebeisberg, Oberreichenbach, Oberhaugstett, Oberkollwangen, Zavelstein, Rötenbach, Agen- bach, Emberg, Schmieh. 3 Sitze.)
W a h l v o r s c h 1 a g mit Kennwort Gemeindevorschlag: Jakob Mast, Bauer und Bürgermeister (Sommenhardt); Karl Walz, Bürgermeister (Altburg); Hans Lörcher, Landwirt und Bürgermeister (Oberkollwangen); Martin Bufkhardt, Bürgermeister und Landwirt (Würzbach); Georg Hammann, Architekt und Bürgermeister (Oberreichenbach); Friedrich Stepper jun., Landwirt (Oberhaugstett).
Wahlbezirk 4: Stammheim
(Althengstett, Deckenpfronn, Simmozheim, Gechingen, Ostelsheim, Neuhengstett, Holzbronn, Dachtel. 3 Sitze.)
Wahlvorschlag mit Kennwort Gemeindevorschlag: Ernst Kirchherr, Bürgermeister (Stammheim); Karl Röttinger, Bürgermeister (Althengstett); Gottlob Aichele, Landwirt und stellv. Vorsitzender des Kreisbauem- verbandes (Deckenpfronn); Robert Gaiser, Bürgermeister (Simmozheim); Otto Weiß, Landwirt und Bürgermeister (Gechingen); Jakob Schneider, Landwirt und Bürgermeister (Dachtel).
Wahlbezirk 5: W i 1 d b e r g
(Sulz, Gültlingen, Effringen, Emmingen, Rotfelden, Schönbronn, Ebershardt, Mindersbach, Pfrondorf, Wenden, Gaugenwald, Martinsmoos, Wart. 3 Sitze.)
Wahlvorschlag mit Kennwort Gemeinden des Wahlbezirks 5, Wildberg: Friedrich Schechinger, Bürgermeister (Sulz); Paul Widmann, Bürgermeister (Wildberg/Gültlin- gen); Matthäus Keck, Bürgermeister (Rotfel- den/Mindersbach); Emst Renz, Maschinenarbeiter (Emmingen); Willi Wöhrle, Fabrikant (Wildberg); Johann Georg Hartmann, Bürgermeister (Wart).
Wahlverfahren
In den Wahlbezirken 1 (Calw), 6 (Nagold), 7 (Altensteig), 8 (Wildbad) und 10 (Birkenfeld) finden die Kreistagswahlen nach den Grundsätzen der Verhältniswahl statt. Bei der Verhältniswahl ist der Wähler an die vorgeschlagenen Bewerber gebunden. Die Stimmzettel werden auf grünem Papier amtlich hergestellt, andere Stimmzettel sind ungültig.
Auf dem abzugebenden Stimmzettel darf der Wahlberechtigte Bewerber aus anderen Wahlvorschlägen des gleichen Wahlbezirks übernehmen (Panaschieren).
Innerhalb der zulässigen Gesamtstimmenzahl (Sitzzahl) dürfen einem Bewerber bis zu 3 Stimmen gegeben werden (Kumulieren).
In den Wahlbezirken 2 (Bad Liebenzell), 3 (Altburg), 4 (Stammheim), 5 (Wildberg), 9 (Neuenbürg) und 11 (Herrenalb) finden die Kreistagswahlen nach den Grundsätzen der Mehrheitswahl statt. Für die eingereichten Wahlvorschläge werden nichtamtliche Stimmzettel auf grünem Papier hergestellt. Der Wähler kann eigene Stimmzettel aus grünem oder grünlichem Papier verwenden. Stimmzettel von anderer Farbe sind ungültig. Der Stimmzettel darf höchstens soviel Namen enthalten, als Mitglieder des Kreistags für den Wahlbezirk zu wählen sind, andernfalls werden zuerst die gedruckten und dann die anderen Namen in der Reihenfolge von hinten gestrichen. Ein Bewerber kann nicht mehr als eine Stimme erhalten.
Bei der Mehrheitswahl sind die Wähler nicht an die vorgeschlagenen Bewerber gebunden.
Stimmzettel
Es ist zu beachten, daß nur ein Stimmzettel abgegeben werden darf.
Wahlversammlung des Helmkehrerverbands
Der Kreisverband Calw des Verbands der Heimkehrer, Kriegsgefangenen- und Vermißtenangehörigen hält morgen um 20 Uhr im „Bürgerstüble“ in Calw eine Versammlung ab. Es sprechen Stud.-Rat E. Kapp und der Kandidat des Heimkehrerverbandes, Karl Buhl, über die bevorstehenden Gemeinderatswahlen! Alle Heimkehrer und die Angehörigen der Kriegsgefangenen und Vermißten sind dazu herzlich eingeladen.
Rotes Kreuz hatte Alarmübung
Was ist wohl passiert, werden sich die Angehörigen des Roten Kreuzes der Bereitschaft Calw gedacht haben, als sie am Sonntagmorgen durch telefonischen Anruf „unverzüglich zur Unfallstelle in der Stuttgarter Straße zu eilen“ aus den Federn gejagt wurden. Belm Eintreffen im Kolonnenlokal zeigte es sich, daß es sich um eine Alarmübung handelte, welcher folgender Gedanke zugrunde lag: Ein Omnibus stiefijückwärts aus der Garage in die Stuttgarter Straße, gleichzeitig kam ein Omnibus in scharfer Fahrt die Stuttgarter Straße herunter. Der unvermeidliche Zusammenprall forderte eine Anzahl Verletzter, die nun zu bergen und zu versorgen waren. Unverzüglich machten sich die Helfer und Helferinnen unter der Leitung von Bereitschaftsarzt Dr. Kasten, Bereitschaftsführer Otto Dit- tus und Bereitschaftsführerin Hannelore Wagner an die Arbeit. Auf Tragen wurden die „Verletzten“ zum Uebungslokal bei der „Linde“ getragen, wo ein provisorischer Verbandsplatz eingerichtet wurde. Hier wurde den „Verletzten“ sachgemäße Erste Hilfe zuteil. Jeder Verletzte wurde mit der Art seiner Verletzung bezeichnet und danach die verschiedenen Verbände angelegt. Die „schweren Fälle“ wurden sofort mit dem Krankentransportwagen zum Krankenhaus befördert. Eine anschließende Kritik durch den Bereitschaftsarzt und den Bereitschaftsführer brachte deren Anerkennung für den vorbildlichen und raschen Ablauf der Uebung und die tadellose Versorgung der „Verletzten“ zum Ausdruck.
(Weitere Calwer Nachrichten auf Seite 8.)
Mitgliederversammlung der VdK-Ortsgruppe Calw
Referat über die Entwicklung der Sozialversicherung — Hinweis auf Termine
Im „Saalbau Weiß“ fand am Samstagabend eine Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Calw des VdK. statt, die von Ortsgr.-Vors. Barth eingeleitet wurde.
Auf Einladung sprach Verw.-Insp. Maser von der Allg. Ortskrankenkasse Calw in einem einstündigen, vorzüglich durchgearbeiteten Referat über die Entwicklung der Sozialversicherung seit der Proklamation der kaiserlichen Botschaft im Jahre 1881 bis zur Jetztzeit. Er referierte über die Betreuung des Personenkreises nach dem, Bundesversqr- gungsgesetz durch die reichsgesetzlichen Krankenkassen und die zu gewährenden Leistungen nach diesem Gesetz bezüglich der Kriegsbeschädigten, Schwerbeschädigten, Angehörigen Schwerbeschädigter und Hinterbliebenen. Ferner erwähnte Herr Maser noch das Rentenzulage- und Teuerungszulagegesetz bzw. die Gewährung von Zuschlägen zum Kassenkranken- und Hausgeld. Seine Ausführungen, denen zahlreiche praktische Fälle zugrunde lagen, wurden von den interessierten Anwesenden dankbar aufgenommen. Vors. Barth dankte dem Redner und stellte mit Befriedigung fest, daß Herr Maser die Belange der Mitglieder dem Versorgungsamt gegenüber stets in vorbildlicher Weise vertreten habe.
Hirsau will ein neues Schulgebäude erstellen
Bürgerversammlung in der Klostergemeinde — Der Kurbetrieb trägt sidi — Gemeindesteuern seit 1939 unverändert
Hirsau. Bürgermeister Bock gab am Samstagabend anläßlich der kommenden Gemeinderats- und Kreistagswahlen in einer Bürgerversammlung im Kursaal einen Rechenschaftsbericht über die kommunale Arbeit in den letzten drei Jahren. Einleitend dankte er den fünf Gemeinderatsmitglie- dam, die sich nunmehr zur Neuwahl stellen bzw. ausscheiden, für die Arbeit, die sie in den vergangenen Jahren in über 50 Sitzungen für die Gemeinde geleistet haben.
Dann ging Bgm. Bock näher auf die Probleme ein, mit denen sich die Gemeinde zu befassen hatte. Ihr besonderes Augenmerk richtete die Gemeindeverwaltung auf die Bautätigkeit. Seit Herbst 1949 wurden in Hirsau 17 Gebäude mit insgesamt 32 Wohnungen neu erstellt, 6 weitere Häuser mit 9 Wohnungen •ind für die nächste Zukunft geplant. Zu diesem Zweck hat die Gemeinde 75 ar Grundstücke als Bauplätze verkauft und die entsprechenden Kanalisationsarbeiten übernommen. Weiteres Baugelände wird am Altburger Weg und am Conventrain erschlossen.
In der Wasserversorgung traten in den Jahren 1949 und 1950 Schwierigkeiten durch versteckte Rohrbrüche auf. Mit einem eigens angeschafften Horchgerät wurden die schadhaften Stellen gefunden. Das Leitungssystem wurde in Emstmühl, in den Alten Anlagen und am Altburger Weg erweitert. Im Sommer 1951 wurden sämtliche Ortsstraßen und Gehwege ausgebessert.
Ein Problem, das schon lange auf eine Lösung wartet, ist die S c h u 1 h a u s f r a g e. Der bisherige Plan zum Neubau eines Lehrerwohnhauses wurde nunmehr verworfen, nachdem die Gemeinde in einem selbstentworfenen Plan die endgültige Lösung gefunden hat. Danach soll ein neues Schulgebäude in 12 m Abstand neben dem alten errichtet werden. Dieser Erweiterungsbau wird zwei Klassen- tflume, ein Lehrerzimmer sowie einen Dusch
raum, Umkleideraum und weitere Nebenräume enthalten. Der Bauaufwand ist mit rund 100 000 DM veranschlagt. Davon trägt die Gemeinde 40 000 DM, während 30 000 DM aus Staatsmitteln erwartet werden, so daß der Gemeinde noch eine Schuldaufnahme von 30 000 DM bleibt. Eine Erhöhung der Gemeindesteuern wird durch dieses Projekt nicht notwendig. Man hofft, im März nächsten Jahres mit dem Bau beginnen zu können.
Ein weiteres Sorgenkind war die Feuerwehr. Der Mannschaftsstand wurde in diesem Jahr verdoppelt. Die Gemeindeverwaltung sah in einer drastischen Erhöhung der Feuerwehrabgaben (Mindestabgabe 15 DM) die einzige Möglichkeit, die Einsatzfreudigkeit zu erhöhen und so die vorgeschriebene Zahl zu erreichen. In diesem Zusammenhang sprach Bgm. Bock dem Kommandanten der Freiw. Feuerwehr, W. Jourdan, seinen Dank aus und gab seine Ernennung zum Brandmeister bekannt. Gleichzeitig wurden J. Geiger zum Oberlöschmeister und Chr. Volz (Tankwart), F. Heilemann, E Weber, K. Spät und Chr. Mienhardt zu Löschmeistern ernannt.
Eine der undankbarsten Aufgaben der Gemeindebehörde ist die Wohnraumbe- schaffung. Bgm. Bock bat die Bevölkerung in dieser Hinsicht um Verständnis und Vertrauen. Vor allem gab er der Hoffnung Ausdruck, daß die Zuweisung von Umsiedlern bald ein Ende nehmen möge. Die Arbeit der Gemeindeverwaltung wurde in letzter Zeit durch einen Erlaß der Wohnungsaufsichtsbehörde sehr erschwert, durch den alle freiwerdenden Altwohnungen mit Flüchtlingen belegt werden müssen.
Einen breiten Raum im Bericht von Bgm. Bock nahm das Kurwesen ein. Mit 2670 diesjährigen Gästen und 22 845 Uebernach- tungen liegen die Ziffern rund 10% über denen des Vorjahres, machen aber nur etwa die Hälfte derjenigen von 1937 aus. Trotz
dem sind die Einnahmen gegenüber 1937 fast um das Doppelte gestiegen. Sie beliefen sich ln diesem Jahre auf 19 593 DM gegenüber 12 662 DM im Vorjahr und 10 702 RM im Jahre 1937. Die Ausgaben liegen in diesem Jahre bei 17 450 DM, worin die Tilgung für den neuen Kursaal bereits enthalten ist. Der Kurbetrieb trägt sich also in seiner derzeitigen Form ohne Inanspruchnahme von Steuer- geldem Es blieb ein Ueberschuß von 2145 DM. Bgm. Bock bat die Einwohner um ihre Mithilfe bei der Beschaffung von Fremdenzimmern. Es fehlten in dieser Saison rund 100 Betten. Erschwerend fällt dabei ins Gewicht, daß in den letzten Jahren verschiedene Pensionen ihren Betrieb eingestellt haben. Ein kurzer Ueberblick über die Entwicklung des Kurortes seit 1948 beschloß diesen Teil des Berichtes.
Aus der Landwirtschaft berichtete der Bürgermeister u. a., daß sich der Verband der Rinderzüchter bereit erklärt hat, den Ge- meindefarren auf dem Lützenhardter Hof unterzubringen. Damit ist auch dieses seit langem fällige Problem gelöst.
Zum Abschluß gab Bgm. Bock einen kurzen Einblick in den Haushalt der Gemeinde. Die Verpflichtungen der Gemeinde (Kreisverbandsumlage, Lehrerbesoldung usw.) belaufen sich auf rund 45 000 DM jährlich. Dem stehen Einnahmen aus Grundsteuer mit 47 000 DM und aus Gewerbesteuer mit 40 000—45 000 DM gegenüber, ln Hirsau wurden die Steuerhebesätze von 1939 beibehalten und keine Einwohnersteuer eingeführt. Hirsau hat demnach in weitem Umkreis die niedrigsten Steuersätze.
Der Bürgermeister schloß mit dem Wunsch, daß der neue Gemeinderat ebenso erfolgreich arbeiten möge, wie dies bisher möglich war. Anschließend erläuterte Amtmann Silberberger praktisch den Vorgang des Kumulierens und Panaschierens bei den Wahlen.
Die diesjährige Weihnachtsfeier wird am 23. Dezember um 14.30 Uhr für Kinder und um 20 Uhr für Erwachsene durchgeführt. Wie bereits an anderer Stelle berichtet, hat die Stadtverwaltung dem VdK. wieder einen Beitrag für die Kinderbescherung bewilligt. In den nächsten Tagen sollAi die Geschäftsleute aufgesucht und um Spenden gebeten werden.
Herr Barth streifte kurz die kommende Gemeinderatswahl und bat die Mitglieder, ihre Stimmen nicht zu zersplittern, damit die Kriegsbeschädigten sich wieder einen Vertreter im Gemeinderat sichern könnten. Das seither von Herrn Barth innegehabte Amt des Kreisgeschäftsführers ist nunmehr Kamerad Walter Richter übertragen worden. In Zukunft finden Sprechtage Donnerstag mittags und abends in der Geschäftsstelle statt.
Schriftführer Neuweiler sprach über neue Bestimmungen aus dem Versorgungswesen und ermahnte insbesondere die kinderlosen Witwen unter 40 Jahren, sie sollten vor ihrer Wiederverheiratung einen Rentenantrag stellen, da im Unterlassungsfälle keine Heiratsabfindung gewährt werde Der letzte Termin zur Stellung eines Antrags laufe am 30. 9. 1952 ab, nach diesem Tage (dies gelte auch für Beschädigte) erlösche der Anspruch auf Rente. Da in Zukunft nur noch zwei Paar Prothesensehuhe bewilligt werden, sollen die Prothesenträger einen Antrag auf Erhöhung der Kleiderverschleißzulage stellen. Ferner forderte er die berufstätigen Witwen auf, unter Vorlage ihrer Steuerkarte und des Rentenbescheides beim Finanzamt einen Antrag auf Bewilligung eines steuerfreien Betrages in Höhe von 50 DM einzureichen. Vors. Barth schloß die Versammlung mit der Feststellung, die Anwesenden hätten dazu beigetragen, den Abend wertvoll zu machen.
Sonatenabend Hans Spengler
Im Rahmen der musikalischen Veranstaltungen des Kulturwerks Calw gab am vergangenen Freitag der Cellist Hans Spengler, ein Schüler der Professoren Saal und Mainardi, im Georgenäumssaal einen Sonatenabend. Wenngleich uns der musikalische Gehalt der eingangs wiedergegebenen Sonate in E-Dur von G. Valentini, gemessen an den folgenden Werken, weniger wertvoll dünkt, so zeigte der Solist des Abends hier schon sein virtuoses Können und seine starke individuelle Gestaltungskraft. Die Sonate in g-moll von L. van Beethoven mit ihrem blühenden Adagio und den beiden folgenden Sätzen wurde unter den Händen des Künstlers zu einem demutvollen Dienen am Werke des großen Meisters. Brahms leidenschaftlichbewegte F-Dur-Sonate mit ihren rhythmisch und dynamisch hohen Anforderungen bildete den Abschluß des Konzerts In ihrer vitalen Wiedergabe zeigte der Künstler, abhold aller Effekthascherei und alle technischen Schwierigkeiten mühelos meisternd, erstmals sein reifes Können. Mit Prof. B Maischhot er am Flügel stand dem Solisten ein überragender Partner zur Seite, der dem wohlgelungenen Abend seinen musikalischen Ductus gab. Eine aufgeschlossene Hörerschar dankte den beiden Künstlern für die selten Feierstunde.
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