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Lob des schwäbischen Weines

Trinkst du schwäbischen Wein, so brauchst du Zeit, Ruhe und Beschaulichkeit. Schwäbi­scher Wein trinkt sich besonders gut, wenn du dich allein zur Gesellschaft hast. Wie an den Schwaben selbst, muß man sich als Fremder auch zuerst an seinen Wein gewöhnen. Denn er ist eigenwillig und drängt sich nicht auf. Trinkst du schwäbischen Wein, so vergiß Sor­gen, Alltag und Hast; lasse dich nicht zur Zi­garre oder Zigarette verleiten, denn sie töten den blumigen Geschmack des Weines. Setze dich still vor dein Glas. Eine Laugenbrezel oder ein Käsebrot mögen dir noch gestattet sein. Jedoch Zusätze zum Wein sind vom Übel. Erinnern wir uns an die kleine Ge­schichte von dem Weingärtner, der einen miß­ratenen Sohn hatte. Als er hörte, ein Mäd­chen habe von diesem Sohn ein Kind bekom­men, meinte er, das sei menschlich. Als der Sohn ihm zehn Mark stahl, wurde er wütend und sagte, das sei nicht recht. Schließlich hörte er,-sein Sohn habe mit Zucker gesüßten Wein getrunken. Da wies er ihn aus dem Haus.

Wer Wein in großen Zügen trinkt, versteht nichts davon. Vom Wein soll man nur nippen. Das Schlürfen, das sonst als unschicklich gilt, Ist nicht nur gestattet, sondern sogar er­wünscht. Vor dem ersten Schluck atmet man den Duft ein, beim Trinken schließt man die Augen. Mit der Zunge drückt man den edlen Saft gegen den Gaumen, um den Geschmack voll auskosten zu können. Schwäbischer Wein schmeckt nach Sonne und nach Boden. Er ist wie der Schwabe selbst: zuerst scheu und oft unliebenswürdig, doch wenn man ihn näher kennt, schwer und voll Tiefe. Er macht nach­denklich. Er verleitet zum Grübeln, zum Spin­tisieren, vielleicht über ganz abwegige und nebensächliche Dinge, vielleicht über der Weisheit letzten Schluß

Versucht die Phantasie nach dem Genuß ei­niger Viertele stark über die Stränge zu hauen, oder beginnt sich der Zungenschlag schon beim Aussprechen einfacher Wörter hemmend bemerkbar zu machen, so soll man mit dem Trinken aufhören. Denn der schwä­bische Wein istknitz und bringt den allzu hingegebenen Zecher vom Stadium der Behag­lichkeit und Wärme leicht in den Zustand der Hitze. Dabei zieht man dann gerne den kür­zeren, wie es jenem Tübinger Bäckermeister erging.

Der saß es mag vor etwa 40 Jahren ge­schehen seinallabendlich an seinem Stamm­tisch, der nach Tübinger Brauch aus Wein­gärtnern, bejahrten Studenten und Hand­werksmeistern bestand. Besagter Bäck kam recht oft in diesen hitzigen Zustand und nahm dabei den Mund etwas voll.Wenn einer ein Wort der Widerred sagt, duellier ich mit ihm

auf Pistolen, pflegte er dann zu schreien. Die Tafelrunde beschloß, ihm das anzukreiden.

Im Unterland hat die Lese begonnen

Aufn. Mauritius

Als er wieder einmal seine Drohung in die Runde brüllte, sagte ihm einer der Studen­ten, er sei doch viel zu feig, sich mit ihm zu schießen. Der Bäck raste vor Wut und ver­

langte sofort Genugtuung. Die Tafelrunde be­schloß wie es schon vorher verabredet war , das Duell müsse sogleich im Saal ausgetra­gen werden. Ein paar alte Pistolen, die mit Platzpatronen geladen waren, wurden herbei­geholt. Der Metzgermeister, auch ein Mitglied des nahrhaften Stammtischs, hatte vorher dem Studenten unbemerkt eine Schweinsblase mit Blut gefüllt unters Hemd gebunden. Der Un­parteiische kommandierteFeuer! Zwei Schüsse. Wie verabredet fiel der Student um. Die Blase lief aus, sein Hemd war über und über voll Blut. Da wurde der streitbare und besoffene Bäck gutmütig und nüchtern.Um Gotteswillen, ich hab ihn erschossen! Mein Lebtag find ich keine Ruh mehr. Ich gäb alles her, wenn er wieder lebendig wär! So, was er denn hergäbe, fragten ihn die Zechgenossen. Sparsam, wie die Schwaben sind, wimmerte er:Ein Fäßle Wein und einen Korb voll rote Würst. Nun, ein Mitver­schworener gab sich als Arzt aus und rief den Toten wieder ins Leben zurück. DenPisto­lenbäck kannte von dem Tag an jeder in Tübingen.

Nein, zu viel sollte man nicht von unserem schwäbischen Wein trinken, der die Phantasie beflügelt. Sorgen, die dich bedrücken, macht er leicht. Und er zeigt dir, daß alle Dinge zwei Seiten haben. Das fördert die Toleranz. Er läßt dein Herz leichter und rascher schlagen und den Abglanz fernen Glücks stärker leuch­ten. Er verspricht dir, daß der Blütentraum deiner Luftschlösser zur baldigen Reife ge­lange und er baut mit an diesen Luftschlös­sern. Wie gut tut es manches Mal, daran zu bauen, auch wenn man weiß, daß das Leben mit dem Baumaterial geizig ist. Thaddäus Troll

Anhalter Bahnhof"mit Fahrplan

Unter dem MottoReisen bequem und bil­lig wurde vor kurzem in Hamburg eine Ein­richtung eröffnet, die beim Publikum ein un­gewöhnlich starkes Echo fand und bereits heute von einer großen Anzahl Urlaubs-, Geschäfts- ünd sonstigen Reisenden ständig benutzt wird: die Mitfahrerzentrale. Die Idee zu dieser Ein­richtung, die man einenAnhalter Bahnhof mit Fahrplan nennen könnte, lag eigentlich auf der Hand. Fast alle, die einmal per Winke-winke gereist sind, d. h. an irgend­einer Ausfallstraße gestanden haben und dort mit mehr oder weniger Glück auf ein Auto in ihrer Richtung warteten, haben schon ein­mal gedacht, daß man dieses Mitfahren or­ganisieren müsse auf einer gesunden Basis für beide Teile.

Dieser Gedanke ist jetzt in derMitfahrer­zentrale Hamburg Wirklichkeit geworden und darf auch als Grundlage ihres schnellen Er­folges bezeichnet werden.Wir wollen mit un­

serer Einrichtung beiden Teilen helfen er­klärte uns der MFZ-Chef, den wir in seinem Büro in der Alsterchaussee 28 besuchten,so­wohl dem Kraftfahrer als auch dem Mitfahrer. Durch unsere Vermittlung beseitigen wir das

Baden-Baden ist jung geworden

Baden-Baden hat in diesem Jahr bis Ende August rund 70 000 Gäste aufgenommen mit mehr als 250000 Übernachtungen, darunter einen wesentlichen Anteil Ausländer, es hat seine Bäder dem modernen Stand der Thera­pie angepaßt, seinen gärtnerischen Anlagen neue Gestalt gegeben, die Fassaden und die Innenräume seiner Hotels renoviert, seinen Personalbestand verjüngt und mit derGro­ßen Woche in der Verbindung von rennsport­lichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen nach zwölf Jahren wieder einen glanzvollen Höhepunkt der deutschen Fremdenverkehrs­saison gegeben.

Alles in allem: eine Regeneration, die von wenigen erhofft und von vielen alsWunder bezeichnet wurde. Bei einer sachlichen Be­trachtung schrumpft diesesWunder jedoch zusammen und macht der Einsicht Platz, daß natürliche Kräfte und Voraussetzungen, wie sie Baden-Baden von seinem Ursprung an ge­geben waren, selbst durch umwälzende soziale und politische Entwicklungen nicht zu ent­werten sind, und daß das, was einmal orga­nisch gewachsen ist, noch lange nicht abge­lebt ist, wenn es sich in einer stillen Regene­rations-Periode von einigen Jahren in seiner Substanz erneuert.

Gar vieles in Baden-Baden erinnert noch an die Glanzzeit vor hundert Jahren,

als der Zauberer Benazet Baden-Baden zur Hauptstadt des Sommers" deklarierte, mit einem Abglanz der westlichen Metropole und dem Pomp einer saturierten, schon ein wenig Überreifen Gesellschaft.

Sicherlich haben auch die Benazets und ihre Zeit jenes Fluidum, jene Atmosphäre gespürt, die heute wieder den innersten Reiz der Kur­stadt ausmacht. Wenn man aus den Großstäd­ten des Nordens kommt, so sagen heute man­che Gäste, erscheint in dieser Luft aus Heiter­keit und Helle alles viel weniger kompliziert als zu Hause, und auch die Probleme des All­tags nehmen etwas von dieser Unbeschwert­heit an, die gleichsam in der Luft liegt.

Georg Basner

Bärenhöhle mit Besucherrekord

Die Bärenhöhle, eine bekannte Tropfstein­höhle auf der Schwäbischen Alb, die erst vor zwei Jahren entdeckt wurde, brachte in diesem Jahr wieder einen großen Fremdenstrom in den benachbarten kleinen Ort Erpfingen, der nun unmittelbar an der Höhle ein Rasthaus ge­baut hat, das bis zu 300 Gäste verpflegen kann. Die letzt jährige Besucherzahl von 230 000 wird, wie schon jetzt feststeht, 1951 erheblich übertroffen werden Allein im Mai wurde die Höhle von 70 000 Besuchern besichtigt.

Wird der nächste wohl anhalten?

beim Kraftfahrer vielfach vorhandene Miß­trauen und dem Mitfahrer ermöglichen wir eine billige und schnelle Fahrt ohne vergeb­liches Warten am Straßenrand.

Die Organisation einer Mitfahrerreise ist denkbar einfach: Beide Teile melden ihre ge­plante Reise frühzeitig oder in dringenden Fällen auch kurzfristig der Mitfahrerzentrale. Die MFZ vereinbart dann für beide Teile eine gemeinsame Abfahrtszeit.

Ein entscheidender Punkt für beide Partner, den Kraftfahrer und den Mitfahrer, ist natür­lich der Preis.Der Mitfahrer beteiligt sich an den Unkosten der Fahrt erklärte uns der MFZ-Chef zu dieser Frage,und zwar mit 3,5 Pfg pro km zuzüglich einer geringen Vermitt­lungsgebühr für die Zentrale. Dieser Un­kostenbeitrag wird dem Kraftfahrer vom Mit­fahrer vor Antritt der Fahrt übergeben. Dann kann die gemeinsame Reise beginnen.

Ernst Schmacke

Reise-Abc der 7Schwaben

Algier Man kann mit bequemen Flug­zeugen II. Klasse nach Nordafrika fliegen und zahlt dafür nicht mehr als Schiff-Touristenklasse. Der Wein ist fast billiger als Mineralwasser, und unser schwäbischer Dialekt wurde überall mit Balkansprachen verwechselt

Benzin In Italien pro Liter 1 DM, gleich­wie in Spanien, Touristen erhalten verbilligte Gutscheine.

C6te dAzur zwischen Marseille, Nizza und Mentone ist die Hälfte der dortliegenden herrlichen Besitzungen zum Kauf ausgeschrieben.

Deutsche Feriengäste am Mittelmeer fallen abends in den Trattorias und Weinstuben sofort auf, weil sie dauerndWarum ist es am Rhein so schön? singen und krampfhaft bemüht sind, ausländisch" zu reden.

Entgegenkommen gegenüber deutschen Touristen zeigen vor allem in Frankreich ehe­malige französische Kriegsgefangene.

Fremdenführung muß so gelernt sein, wie es die Touristen bei der ägyptischen Sphinx unweit Kairo erleben.

Grenzstationen eine der modernsten ist seit 20. September der Grenzübergang Chiasso (SchweizItalien), dessen erste deutsche Passan­ten bei der Einweihungsfeier die 7 Schwaben waren.

HotelsSage mir, mit wem du reisest und ich sage dir, was dir bevorsteht." In auslän­dischen Erholungsorten ist schon wieder das Bild zu beobachten, daß sich diebesseren deut­schen Gäste von den einfacheren distanzieren.

Intermezzo In Ajaccio (Korsika) saßen derSeehas und derAllgäuer" in schwäbischer Tracht in einem Weinlokal in Unterhaltung mit Korsen. Eine deutsche Reisegruppe kam auf einer Rundfahrt in dieses Lokal und bewunderte sofort dieschönen alten korsischen Volkstrach­ten der beiden.Dieses echte Volksbild Korsi­kas hat den Besuch gelohnt, erklärte ein Herr dieser Gruppe seinen Damen. Allgäuer und See­has freuten sich. Die Reisegruppe waren Landsleut aus der Umgebung Stuttgarts.

Kraftfahrer auf den Fernstraßen Süd­europas erwiesen sich durchweg als rücksichts­voll, auf Zeichen wird sofort ausgewichen.

Lire Note aus Papier, ohne irgendwelchen Pfennigwert, solange nicht 3 Nullen dahinterhän­gen.

Marseille am schönsten die Spiellokale, romantisch die Kopf an Kopf geschmiegten jun­gen Paare, die für 20 frs mit Kopfhörern ihre Lieblings-Schallplatten abhören, welche in einem Kasten ablaufen.

Obst besser und billiger bei uns zu Hause, im Mittelmeerraum sind Trauben und Pfirsiche teurer, die besten Sorten werden exportiert.

Paßkontrollen überall ausgesprochen freundlich, wenn man freundlich ankommt, ohne Schikanen; wenn man angibt dagegen, stun­denlangesVergnügen".

Quartiere im kleinsten Dorfwirtshaus in den romantischen Ländern werden vollendete Menus serviert.

Reklame sorgt dafür, daß man auf ita­lienischen Autobahnen nicht einschlafen kann, da die farbigen Riesen-Reklametafeln den Fah­rer wie ein Bilderbuch unterhalten. Die beste Reklame zeigtPersil.

Touristen führend in Europa die engli­sche Jugend, dann Holländer und Schweden, alle beimAnhalten" kenntlich an der Nationalflagge am Rucksack.

Umstärde werden nicht viel gemacht, wenn man ein Zimmer belegt. Ausgenommen Großstadthotels, braucht man nirgendwo einen Meldezettel auszufüllen.

Vespern kann man in südlichen Ländern fast nirgendwo am Nachmittag, Bars gibts ge­nug, getrocknete Kartoffelrädchen dienen als Vesoerersatz.

Wellenlängen gibts viele, aber Radio Stuttgart liegt besonders gut, es konnte mit einem Autoemnfänger in allen Ecken des Mittel­meers verstanden werden.

X für ein U ließ sich der Blitzschwab nicht vormachen, als man ihm in Italien bedeutete, die Spaghetti auf der Gabel aufzurollen. Er nahm das Messer zu Hilfe und wurde dafür von den Italienern als interessantester Mann des Jahres bezeichnet.

Yoga- Schulen kann man überall an der Riviera und C6te dAzur finden. Beleibte Pro­vinzler und ältliche hagere Engländerinnen trei­ben dortindischen Kult die Jugend ist nur im Wasser zu sehen.

Zufälle sind oft reizvoll, besonders der, als derAllgäuer in Bastia auf Korsika eine leere Bierflasche über die Brüstung der Küsten­straße warf, ein kleines Fischerboot traf, worauf sofort korsisch-französisch ein wütender Wort­schwall heraufschallte. Allgäuer rief verblüfft Pardon, Entschuldigung, worauf der Fischer beruhigt schrie:Narr, wenn f des gwußt hätt, hätt ich .Grasdackel sagen könne. Ein entlas­sener Fremdenlegionär und Schwabe, der dort Bootsfahrten arrangiert.So ischs noa au wieder.

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