SAMSTAG, 13. OKTOBER 1951

NUMMER 160

Aus der christlichen Welt

Gottes Haus

Nodi zu keiner Zeit wurden so viele Gottes­häuser erbaut wie heutzutage. Ein sichtbarer Beweis, daß unser Volk noch etwas übrig hat für Gott, daß es durch all die häßlichen Bilder der Zerstörung und Not das feine Gespür für das Heilige nicht verloren hat:Deinem Haus ziemt Heiligkeit, o Gott! Es ist unwürdig und für die Pflege echten religiösen Lebens äußerst ungesund, immer nur ln Behelfsräumen, deren gottesdienstliche Ausstattung in einem einzigen Koffer Platz hat, Gottesdienst zufeiern, oder in Lokalen, deren Wände und Atmosphäre recht unfromme Erinnerungen wachrufen.

Schon immer stand die Kirche mit der großen Kunst in einem heiligen Bündnis. Sie bot die be­geisternden Motive und vergab die bedeutend­sten Aufträge. Alle süßlichen Geschmacklosig­keiten da und dort bedeuten im Grunde nichts gegen ihr inneres wahres Gefühl für die Kunst. Zu welchen Höhen erhob sich Künstlersinn und menschlicher Erfindergeist, wenn es galt, dem Herrn ein Werk zu weihen! Soll doch alles in einer Kirche den Menschen helfen, die Erden­schwere zu überwinden, wahre Geistigkeit in ihm zu wecken. Und auch im Alltag soll er das Sursum corda zu Gott und den höheren Werten nicht vergessen. Deshalb ragen die Gotteshäuser empor über die Kaufläden und Bürgerhäuser, sind die Türme Wegweiser zum Ewigen hoch hinweg über alles lärmende Getriebe.

Und doch sind es nicht immer die herrlichen Dome und Kathedralen, die dem stillen Beter lieb geworden sind, sondern die kleinen Heilig­tümer und Kapellen, die Kunstkenner vielleicht sogar verächtlich abtun. Er spürt darin ein an­deresunaussprechliches Geheimnis, dessen nur das gläubige Herz gewahr wird. Raststätte der müden Seele, waches Ohr für alle Geheimnisse und Anliegen, stille aber reiche Segensquelle für die Kämpfe des Lebens.Erschreckend ist die­ser Ort. Hier ist Gottes Haus und die Pforte des Himmels. Da geht es nicht mehr zuerst um Kunstkritik, sondern um die Anbetung und Ver­herrlichung Gottes, derunter uns wohnen will. Unter seiner nahen Segenshand sollen hier im Hause des Vaters die Kinder Gottes heranwach­

sen und sich zusammenfügen zu einemgeistigen Tempelbau, zu einer Gemeinde im heiligen Geiste, die nichts Größeres kennt, als durch ihr Gotteshaus und den Lebenswandel ihrer Glie­der Gott zu .verherrlichen.

H. Rathgeb

.Japans Missionsstunde hat geschlagen Der Bischof von Hiroshima sprach in Altötting

Als Auftakt zu dem Pax Christi- Gebetstag sprach im oberbayerischen Wallfahrtsort Alt­ötting der Apostolische Administrator von Hi­roshima, Bischof Aloisius Akira O g i h a r a , zur katholischen Jugend. Der Bischof schilderte einleitend den apokalyptischen Untergang seiner Bischofsstadt im Jahre 1945 und erklärte, durch die Zerstörung von Hiroshima und den verlore­nen Krieg seien die Bindungen des japanischen Volkes zum Buddhismus und Schintoismus schlagartig gelöst worden und die Herzen seien für die Friedensbotschaft Christi aufgeschlosse­ner denn je. Japans Missionsstunde habe ge­schlagen.

Dieser religiösen Aufgeschlossenheit stehe ein ungeheurer Priestermangel gegenüber. Das christliche Abendland und nicht zuletzt Deutsch­land seien aufgerufen, an der Missionierung Ja­pans mitzuarbeiten. Wenn es ihm gelinge, die deutsche Jugend für die Mission und Japan zu begeistern und in ihr die Liebe zum Missions­beruf zu wecken, dann sei seine Deutschlandreise nicht ergebnislos gewesen.

BEURON. Der frühere Erzabt von Beuron, Dr. Raphael Walzer OSB., will in TIemcen in deT Nähe von Oran ein neues Benediktiner­kloster errichten. Damit wird in diesem Ge­biet erstmals wieder seit 1400 Jahren ein Kloster gegründet.

KÖLN. In einemHirtenwort der F u 1 - daer Bischofskonferenz zu Filmfra- g e n rufen die Bischöfe die Katholiken auf, in dieFilmliga einzutreten, die auf der letzten Tagung der katholischen Bischöfe in Fulda ein­dringlich bejaht worden sei und jetzt in allen Diözesen eingeführt werden solle. Die Filmliga möchte alle Katholiken über 16 Jahre zusammen­fassen, die bereit sind, den schlechten Film ab­zulehnen und sich für den guten Film einzuset­zen.

HAMBURG. Die deutschen Mormonen­gemeinden begehen am 9. Oktober die 100. Wiederkehr des Tages, an dem der Mormonen­missionar John Taylor aus Salt Lake City in Hamburg eintraf und noch im gleichen Jahre drei Mormonengemeinden gründete. Heute zählen die Mormonen in Deutschland 180 Gemeinden mit etwa 17 500 Mitgliedern. In der Nachkriegszeit waren sie besonders auf caritativem Gebiet tätig.

ST. GALLEN. Die Stadt St. Gallen begeht am 16. Oktober den 130 0. Todestag des hl. Gallus mit besonderen Feierlichkeiten, zu de­nen u. a. der irische Ministerpräsident De Va- lera, der Berner Nuntius Bernardinl, der öster­reichische Bundesminister Dr. Kolb, die Gesand­ten Österreichs und Irlands in Bern, der franzö­sische Botschafter in Bern sowie eine Reihe ho­her geistlicher Würdenträger aus den benach­barten Ländern erwartet werden.

ROM. Der Generalrat des Internationalen Bü­ros der Katholischen Jugend beschloß auf seiner römischen Tagung die Gründung eines Inter­nationalen Katholischen Jugend­bunde s._

BEIRUT. Die Regierungen von Syrien und Li­banon haben die alten Kreuzritterbur­gen, die während der Kreuzzüge von den Jo­hannitern an der Küste und im Innern des Lan­des angelegt worden waren, zu Nationaldenk- mälem erklärt und erhebliche Mittel für die Re­staurierung dieser bedeutsamen abendländischen Kulturdenkmäler zur Verfügung gestellt.

Geist und Feuer

Die gesamte Entwicklung der christlichen Theo­logie ist gezeichnet und geprägt von jenem Mann, den man den größten Theologen der christlichen Kirche genannt hat: von dem Alex­andriner O r i g e n e s. Unter dem TitelGeist und Feuer legt Hans Urs von Balthasar einen Aufbau aus den Schriften dieses Vaters der kirchlichen Wissenschaft in zweiter Auflage vor (Otto Müller Verlag Salzburg 1951, 542 S., 14.50 DM). Durch das Studium des Buches soll der Le­ser einen Blickin jene Esse tun,in der, zweihundert Jahre nach Christi Tod und zwei­hundert vor dem Tod Augustinus, die Gestalt der christlichen Theologie gehämmert wurde (S. 41). Über tausend Stellen aus den Werken des großen Clemensschülers hat Balthasar zu einem kunst-

Eiuera Landpfarrer zum Geleit

Acht nicht der Disteln, die die Felder tragen Die gute Emte lohnt des Landmanns Schweiß: Pfleg Gottes Saaten, ohne zu verzagen Der Herr im Himmel lohnt des Knechtes Fleiß. Sieh, überreich wird dich dann Gott belohnen Und deinem Fleiße wird der Lohn gerecht: Komm in mein Reich, um ewig hier zu wohnen;

Du warst ein guter und getreuer Knecht!

Nach Josef Steck

vollen Mosaik zusammengefügt. Aus ihm leuchtet jenes Bleibende hervor, das, nicht betroffen von den späteren Verurteilungen des Origenes. das theologische Denken bis auf den heutigen Tag durchtränkt. Es ist von höchster Bedeutsamkeit, gerade für den heutigen Leser, daß der Begrün­der der christlichen Bibelwissenschaft zugleich ein Meister der allegorisch-mystischen Schrift­auslegung ist Dieses pneumatische Verständnis der Heiligen Schrift ist Ausdruck jener echten Gnosis, die sich sehr wohl absondert von einem falschen Gnostizismus. Die Gnosis (die Überset­zungErkenntnis gibt nur einen Teil-Sinn wie­der) ist neben der Pistis, dem Glauben, der zweite Pfeiler, auf dem das christliche Leben ruht. Täte nicht der heutigen Theologie oft etwas mehr Gnosis not? Möge die Vertiefung in die Welt des Alexandriners vieles Vergessene wieder erwecken und viele Herzen entzünden.

Ewiges Mönchtum

In dem BändchenMönchtum und Liturgie (Gesellschaft für Buchdruckerei und Bastion Ver­lag Düsseldorf, 96 S.) gibt der Laacher Mönch Theodor Bögler eine knappe und doch tiefe Einführung in das Leben und das Wesen des Mönchtums. 12 wohlausgewählte Bilder verschö­nern das Büchlein. Innerhalb der Kirche hat das Mönchtum die Aufgabe, die Liturgie in ihrer ganzen Fülle und Vollkommenheit zu feiern und damitStimme der Braut (S. 57) zu sein. Ein­drucksvoll ist das über das Ringen des Mönches mit der Macht der Finsternis, über denKampf auf der Brücke vom Tod zum Leben Gesagt« (S. 74).

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