SAMSTAG, 13. OKTOBER 1951
NUMMER 160
Fast 9 3 / 4 Milliarden Sozialausgaben
Grenzen der Soziallelstungen Von Bundestagsabgeordnetem Karl Gengier, Rottweil
Der Bundeshaushalt der sozialen Kriegslolgelasten — Einzelplan XXVI — und von Einzelplan XI die Kapital la — Arbeitslosenhilfe —, lb — betriebliche Altersfürsorge — „ad ic 1. Sozialversicherung — bilden zusammen den Sozialhaushalt, dessen Aufwendungen nach Artikel 120 des Bundesgesetzes vom Bund zu tragen sind.
Die soziale Bedeutung und der tief in das Finanzgefüge der Bundesrepublik eingreifende materielle Umfang des Sozialhaushalts des Bundes erfordern größte Beachtung. Der Sozialhaushalt ist der größte Ausgabeposten des Bundes. Es sind fast durchweg zwangs-
HörUKWmit
Fragen Sie 0 Ihren fachhändler
RADIO
läufige Ausgaben, die sich bei allem Drang zur Sparsamkeit leider nur wenig beeinflussen lassen.
Ein Überblick über die großen Gruppen der Sozialaufwendungen des Bundes — ohne Nachtragshaushalt — ergibt in runden Zahlen folgendes Bild, wobei die Einnahmen von den Ausgaben abgesetzt sind. Der hiernach ermittelte reine Zuschußbedarf im Haushaltsansatz 1951 beträgt:
Berlin in die Regelung des Uberleitungsgesetzes berücksichtigt werden.
Für den Rest des Rechnungsjahres 1951 beträgt hier die zusätzliche Mehrbelastung des Bundes
») für das Rentenzulagengesetz 937 Mill. DM
b) für Arbeitslosenhilfe und
Teuerungszulagen 235 Mill. DM
Die Übersicht über den Sozialaufwand des Bundes — soweit er in den Einzelplänen XXVI und XI enthalten ist — ergibt unter Einschluß des im Nachtragshaushalt angeforderten Mehrbetrags von 1793 Millionen DM einen Gesamtbetrag von 7611,2 Millionen DM.
Das Gesamtbild der Soziallasten des Bundes ist folgendes:
1. Eigentlicher Sozialaufwand 7693 Mill. DM
2. Finanzhilfe für Berlin 372 Mill. DM
3. Sozialer Wohnungsbau 400 Mill. DM
4 . Subventionen, die nach ihrem Wesen (Lebensmittel usw.) den Soziallasten zugerechnet
werden müssen 752 Mill. DM
9217 Mill. DM
Diese fast 9 1 /« Milliarden soziale Aufwendungen stellen allein 47,7 Prozentdes 19335MillionenDM betragenden Gesamthaushalts des Bundes dar. Enthalten sind hierbei nicht die außerhalb
des Bundeshaushalts laufenden Sozialleistungen des Soforthilfefonds, die im. Jahr 1950 fast 2 Milliarden DM betrugen.
In diesen fast 9 1 /« Milliarden sozialer Leistungen (ohne Soforthilfe) sehen wir einen wesentlichen Teil der Kriegsfolgen und schlimmen Erbschaft des Dritten Reiches. Wir sehen weiter den Umfang der sozialen Nöte, wie aber andererseits auch die großen sozialen Leistungen des Bundes. Diese Sozialleistungendes Bundes zeigen die Größe der neuen Aufgaben und der Kriegsfolgelasten. Diese Riesensummen müssen täglich durch die Arbeit des ganzen Volkes erarbeitet werden. Die enormen sozialen Leistungen des Bundes verdienen Würdigung und größte Anerkennung; auch bei denen, deren Beziehungen zum Staat nur im Fordern bestehen. Zu einem wesentlichen Teile ist dabei auch die Frage des Steuerzahlers beantwortet, wohin sein Geld kommt und für was es verwendet wird.
Zu diesen Sozialleistungen des Bundes treten die sozialen Leistungen der Länder, Kreise, Gemeinden und der Träger der Sozialversicherungen. Mit diesen ergibt sich ein Sozialaufwand im ganzen in Höhe von etwa 19V4 Milliarden DM. Rechnet man mit einem Gesamt- Volkseinkommen von 90 Milliarden DM, so beträgt die Sozialbelastung hierbei annähernd 22 Prozent.
Die Grenzen der Sozialleistungen liegen im Ertrag der Produktion, in Beitragsbelastung und Steuerhöhe; sowie sachlich und moralisch aber auch dort, wo das Arbeiten uninteressant wird. Letzten Endes lebt das gesamte Volk nur vom Ertrag seiner Arbeit.
Neues Straf recht der Bundesrepublik
Kriegsfolgenhilfe 449,7 Mill. DM
Umsiedlung und Auswanderung 26,3 Mill. DM Versorgung verdrängter Beamter und ihrer Hinterbliebenen 300,0 Mill. DM
Versorgung der Berufssoldaten , und berufsmäßiger Angehörigen des Reichsarbeitsdienstes und
ihrer Hinterbliebenen Kriegsopferversorgung Arbeitslosenhilfe Betriebliche Altersfürsorge Sozialversicherung
150,0 Mill. DM 3053,7 Mill. DM
987.2 Mill. DM 10 0 Mill. DM
861.3 Mill. DM
5818,2 Mill. DM
Die Mehrbelastung des Bundes durch das Gesetz nach Artikel 13 1, das Rentenzulagengesetz und Teuerungszulagengesetz 1951 ist im Nachtragshaushalt veranschlagt. Ferner wird imNa-ch- tragshaushalt die Einbeziehung des Landes
Staatsgefährdung, Verfassungsverrat, Hoeh- und Landesverrat
RJZ. Durch das Strafrechtsänderungsgesetz v. 30. 8. 51 wurden die Vorschriften über den Hochverrat und den Landesverrat neu gefaßt und die bisherigen Vorschriften des Strafgesetzbuches in diesem Bereiche zum Teil erheblich erweitert und ergänzt, zum Teil auch völlig neu umgestältet. Eine Neuerung ist insbesondere der Begriff der sogenannten Staatsgefährdung, die in den §§ 88—98 des StGB im einzelnen gesetzlich geregelt wurde. Die Bundesrepublik hat bekanntlich einen schweren Kampf um ihren verfassungsmäßigen und territorialen Bestand zu führen, denn starke Gruppen unternehmen laufend den Versuch, diesen westdeutschen demokratischen Staat in seiner freiheitlichen Grundordnung anzutasten und schließlich zu beseitigen. Der Gesetzgeber hat daher mit Recht neue Bestim
mungen in das Strafgesetzbuch eingefügt, die dieser Sachlage Rechnung tragen spllen. Geschützt ist daher vor allem die Selbständigkeit und territoriale Integrität der Bundesrepublik.
In dem Abschnitt über die Staatsgefährdung werden als Verfassungsgrundsätze bezeichnenderweise im einzelnen aufgeführt: Das Recht des Deutschen Volkes auf freie, gleiche und geheime Wahlen — die Bindung der Gesetzgebung an die verfassungsmäßige Ordnung — die Bindung der Exekutive und der Legislative an Gesetz und Recht — das Recht einer parlamentarisch - verfassungsmäßigen Opposition — die parlamentarische Verantwortlichkeit der Regierung (also auch der Länderregierungen) — die Unabhängigkeit der Gerichte und der Ausschluß jeder Gewalt- und Willkürherrsehaft.
Europa, der Ochsensepp und die Mindelheimer
Hinter den blauweißen Grenzpfählen
Der bayerische Minister Dr. Joseph Müller, von seinen Landsleuten kurz und bündig der Ochsensepp genannt, reist zurzeit im Land hemm und wirbt für die Europa-Union. Einzelmitglieder sind aber schwer zu bekommen; jeder hat eine andere Ausrede. Da geht der Ochsensepp jetzt her und sucht die Landräte auf: Der Kreis soll korporativ der Europa- Union beitreten, Kostenpunkt 200 Mark im Jahr und der Herr Minister wird selbst in der nächsten Kreistagsversammlung sprechen. Gesagt, getan. Der Ochsensepp entwickelt sein europäisches Programm: Marshallplan, Marshallhilfe, jeden Tag geht’s uns besser, pfeil- grad marschieren wir in den Himmel. Und 200 Mark’ln im ganzen Jahr, das ist doch kein Geld für den reichen Kreis Mindelheim! Der Herr Landrat stellt fest, keiner ist dagegen; es hat aber auch keiner gesagt, er ist dafür; alles genehmigt, Schluß — und jetzt aber a Maß und drei Paar Weißwürscht für an jed’n!
Beim Häupter im „Rößle“ wird über die Sache dischkuriert. „I woaß nöt“, sagt der Graf, .jetzt samma allaweil guat boarisch g’wesen im ganzen Kreis Mindelheim und jetzt soll ma uff oimal europäisch wer’n? Na, na,
da bin i dageg’n!“. Die andern sind auch dagegen und die Herren Kreisräte schweigen bedrückt, vor allem wegen der 200 Mark, die sie schon im voraus für das neue Europa genehmigt haben.
Jetzt hat man den Mindelheimern eine Europa-Ausstellung vorgesetzt, um sie vielleicht doch noch in den europäischen Stiefel hineinzubringen. Ich habe beim Portal dieser Ausstellung in der Hauptbesuchszeit über eine Stunde lang geparkt, weil ich auf einen Kollegen warten mußte, der beim Zahnarzt war. In dieser ganzen Zeit habe ich keinen gesehen, der hineingegangen ist. Es ist aber auch keiner herausgekommen.
Nichts für ungut und nichts gegen den Ochsensepp! Er muß ja wissen, warum er jetzt mit Teufelsgewalt europäisch werden will, wo er doch seither immer ein guter Bayer gewesen ist. Und die Herren überm großen Wasser, im Weißen Haus und im Pentagon und wo sie sonst sitzen, die haben ja sowieso die Gescheitheit in Erbpacht genommen. Nur in Mindelheim, glaube ich, haben die Marshallplaner ihre Dollars ganz umsonst ausgegeben.
-er
In weiteren Bestimmungen wird der Verfassungsverrat (Mißbrauch oder Anmaßung von Hoheitsbefugnissen) unter schwere Strafdrohung gestellt, ebenso der Angriff oder die Störung von Eisenbahn, Post oder sonstigen öffentlichen Unternehmen. Interessant ist auch § 90 a, wonach die Gründung einer die Völkerverständigung sabotierenden Vereinigung oder einer Organisation, die die Verfas- sung—g-efährdet, mit Zuchthaus bedroht wird, allerdings in der Regel nur nach einer rechtskräftigen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes. Nach Sachlage' kann angenommen werden, daß über diese Fragen das Bundesverfassungsgericht in Kürze häufig zu entscheiden haben wird.
Neue Vorschriften wurden auch über Spionage aller Art erlassen. Die Ehre und das Ansehen des Bundespräsidenten ist. unter besonderen Strafschutz, ähnlich wie früher die des Monarchen und des Reichspräsidenten, gestellt worden; eine Verfolgung der Tat bedarf aber einer Ermächtigung des Präsidenten.
Unter den Begriff der Staatsgefährdung fallen übrigens auch die Beschimpfung und die böswillige Verächtlichmachung der Bundesrepublik Deutschland, der Länder, der Verfassungen, der Farbenflaggen und der Hymne, sowie der beschimpfende Unfug, die Entfernung und Zerstörung von Hoheitszeichen. Keine wesentlichen Neuerungen bringen die
Sieben Tage im Bild
«**«•*
»V vs
Die Atlantikpaktflagge wurde am 5. Oktober zum erstenmal als die neue grün-goldene Flagge der Atlantikpakt-Organisation, deren Entwurf teilweise von General Eisenhower (rechts auf dem Bild) stammt, vor dem Pariser Hauptquartier gehißt. Das grüne Flaggentuch trägt in der Mitte zwei gezogene Schwerter mit Olivenblättern aus Gold, die die friedvollen Ziele und den Verteidigungswillen der Atlantikpakt- Organisation symbolisieren sollen. Außerdem trägt die Flagge mit goldenen Buchstaben die Inschrift „Vigilia Pretium Libertatis“ (Die Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit).
Der Riesengugelhopf, den die tsücicer des Kreises Sigmaringen für die hohenzo 1 ierisehe Landwirtschaftsausstellung aus 20 Doppelzentnern Mehl gebacken haben, war der größte Kuchen der Welt. Er konnte natürlich nicht aus einem Stück gebacken, sondern mußte aus einzelnen Teilen, die in Gußformen des Hüttenwerkes Lau- chertthal hergestellt wurden, zusammengesetzt werden. Am vergangenen Sonntag wurde der Kuchen stück- und laibweis spottbillig verkauft.
wieder eingefügten Vorschriften über den Hochverrat und über den Landesverrat (§ 80 ff. StGB), die durch Kontroll- ratsgesetz Nr. 11 seinerzeit aufgehoben wurden.
Vom Wert des Lesens
Aus Anlaß der „Woche des Buches“ Bücherlesen schafft Freude und Freunde. Bücher sind dem Menschen die beste Gesellschaft, die es auf Erden gibt, sagte einmal Paul Ernst, der die glücklichsten Stunden seines Lebens den Büchern verdankte. Die guten Bücher schenken viel und verlangen nichts, dem ernsthaften Menschen können sie Grundlagen seines geistigen Lebens sein, dem einfachen Leser ist das Lesen ■weniger als Arbeit und Mühe; er liest ein Buch *o, wie ein anderer einen Film sieht, er will unterhalten sein im besten Sinne. Bücherlesen ist letztlich eine Zusammenfassung der persönlichen Neigungen und Vorlieben. Es Ist mehr als bloßer Zeitvertreib, es ist ein Weg zum Schönen der Hinge, die bewußt-unbewußt irgendwie zum Lehen gerechnet werden. Dem Bücherleser öffnen •ich Wege, die ihn weiterschreiten lassen, die neue Wissensgebiete erschließen. Der Leser wächst beim Lesen. Es vertiefen sich seine Erfahrungen, er wird reifer und die Zwiesprache mit der Welt des Buches wird ihm unentbehrlich werden. Stefan Zweig bedauerte einmal die Menschen, die das Lesen nicht verstünden, werden ihnen doch viele Werte verloren gehen.
Uas Lesen kann ein Abenteuer sein, ein Sich- neranpirschen an all das, was der Alltag nicht *u bie*en vermag. Mit einem guten Buch in der Hand kann man Vergessen finden, kann man herauslangen aus der eigenen Welt in die des Traumes, der Illusion. Die Werte, die im Buche verborgen sind, können zum Austausch und Ausgleich der Kräf*e dienen, die Beruf und Umwelt v on uns verlangen. Bücherlesen ist Abwechslung ünd Entspannung.
Bücher sind Mittel der Kulturförderung. Sie •tnd nicht immer zum Lesen da, sie leisten auch andere Dienste. Von ihnen wollen wir nicht re- oen sie sind wirtschaftlicher Natur. Nur eins. Bücher sind eine besondere Ware — und Oskar Pu.. saste mit Recht: Möchten Verleger und Buchhändler mehr auf ihren Wert sehen als auf “«n Preis.
wir gestehen, im schnellen Ablauf der Gegenwart ist das Buch ein Stiefkind für viele geworden. Lesen wird von manchen gar als Zeit- *F a ®wendung angesehen. Das Buch nimmt nicht nr L.^ en p 'atz ein, den es einmal innehatte. Die -Woche des Büches“ die in der Zeit vom 12.
bis 19. Oktober im gesamten Bundesgebiet und in Westberlin stattflndet, will wieder für das Lesen werben, will weiteste Kreise auf die Bedeutung des gedruckten Wortes aufmerksam machen und erneut die Freude am Lesen fördern. Autoren und Verleger wenden sich in diesen Tagen mit der Mahnung an uns: daß wir über der Hist der Zeit die Substanz nicht vergessen. ' wn.
Herbstlicher Büchertisch
Die zahlreichen Verlagsprospekte, die in den letzten Wochen die Herbstneuerscheinungen ankündigten, verlockten immer wieder zu längerem Betrachten und zum Vormerken. Die Frankfurter Messe zeigte erneut, daß die Grundlage der bedeutenden deutschen Verlage ein breites, universal gehaltenes Programm ist. Nicht weniger als 30 000 Buchtitel wurden genannt und 7200 Neuerscheinungen allein in diesem Jahr gezählt Es ist nicht leicht, sich in der Fülle des Gebotenen zurechtzufinden. Ein erster Überblick, ein wenig wahllos zwar, soll hier helfen.
Offenkundig ist, daß beim Einband der aufgelegten Bücher der feste, besonders der Leinenband vorherrscht. Das broschierte Buch scheint sich nicht durchgesetzt zu haben und das buntfarbige Taschenbuch Rowohlts ist wohl der einzige in der Nachkriegszeit entstandene neue Buchtyp. Volksausgaben und gut ausgestattete Kleinbuchreihen tauchen wieder häufiger auf. D ; e Mehrzahl der deutschen Verleger, die gerade während der „Woche des Buches“ sich an den Leser wenden, sind davon überzeugt, daß es heute mehr den je darauf ankommt, klare gei- s'ige Positionen zu schaffen. Nur durch sie kann dem Buchkäufer ein wirklicher Dienst erwiesen werden.
Im Mittelnunkt des Interesses stehen naturgemäß die Neuerscheinungen der schöngeistigen LPeratur. Der herbstliche Biichertisch ist reich mit ihnen versehen. Die J. G. Cottasche Buchhandlung bringt ein von Ernst Glaeser herausgegebenes Reisebuch deutscher Dichter „Mit offenen Augen“ und den Roman „Ein König allein“ von Jean Giono. Die Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart zeigt außer dem Tagebuch von Andrö Gide und dessen Briefwechsel mit Francis Jam- mes von Henry Benrath „Der Kaiser Otto ITT.“ und aus dem Nachlaß von Jochen Klepper „Die Flucht der Katharina von Bora“ und mit den „Stemausgaben" eine neue Geschenkbuchreihe.
Der altbekannte Reclam-Verlag hat außer neuen Bändchen der Universalbibliothek den Roman „Das Labyrinth der Welt“ von Hans Künkel und die Erzählung „Advent im Hochgebirge“ von Gunnar Gunnarsson in seinem Herbstprogramm. Der als Buchverlag junge Eßlinger Bechtle-Ver- lag verlegt Koestlers Buch „Der Yogi und der Kommissar“. Suhrkamp veröffentlicht die „Ausgewählten Gedichte“ von T. S. Eliot und aus einem neuen Sammelwerk „Zwischen den beiden Kriegen“ als die ersten Bände „Die Philosophie“ von Max Bense und „Neue Musik“ von H. H. Stuckenschmidt. S. Fischer bringt Koestlers Roman „Gottes Thron stand leer“ und Kafkas „Tagebücher“, Rowohlt „Über den Fluß in die Wälder“ von Hemingway, der Insel-Verlag außer dem neuen Carossa „Ungleiche Welten“ auch wieder Arbeiten von Ernst Beutler. Der Verlag Scherz und Goverts in Stuttgart und Hamburg publiziert Faulkners „Griff in den Staub“, Weismann in München Hermann Brochs Roman „Die Schuldlosen“, Desch — ebenfalls in München — Remarques Roman „Drei Kameraden“. Robert Neumanns Roman-Renortage „Sir Basil £aha- roff“ und die Neuauflage von Kasimir Edschmids „Afrika — nackt und angezosen“. Der Eugen Diederichs Verlag setzt die Kierkegaard-Gesamtausgabe fort und veröffentlichte neue Erzählungen von Agnes M'egel.
Freunde der nordischen Literatur werden Gunnar Gurmarssons ..Leute auf Borg“ (Hoffmann- Comoe-V erla"V Sigrid Boos’ heiteren Roman „Herz im Glück" (Universitas-Berlin) und Ivar Lo-Johanssons preisgekröntes Buh „Rya-Rva . .. nur eine Mutter“ (Teßloff) dankbar be^nifien. Aus dem Italienischen wurden die berüßrolen „Pensieri“ Leonardis von Rihard Peters (M. v. Schröder, Hamburg übertragen. Maiaparte kommt ln diesen "Wochen mit einer politischen Satire ,.(beschichte von Mcr-sen“ (Stahlberg) bei uns zu Wort und Alberto Moravia schrieb pioen Roman ans der mondänen Gesellschaft „Gefährliches Sniel“ (Schaffrath). Auch ein griechischer Roman ist zu verzeichnen — die „Griechische Passion“ von Niko Kanzantzakis (Herbig). ja selbst das Chinesische ist vertreten: Franz Kuhn übertrug mit gewohnter Meisterschaft eine Reihe von altchinesischen Novellen „Der Turm der fegenden Wolken“ (Klemm-Verlag, Freiburg) und einen Roman aus der Tsing-Zeit „Der Traum der roten Kammer“ (Insel).
Das wissenschaftliche Schrifttum haben die Verleger trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse ebenfalls nicht vergessen. Richard Newalds „Deutsche Literatur vom Späthumanismus bis 2 ur Empfindsamkeit“ erschien als Band 6 der de Boor-Newaldschen Literaturgeschichte des C. H. Beck-Verlags in München. Friedrich v. Falkenhausens „Dante“ (de Gruyter, Berlin), A. Fran- pois-Poncets Studie über „Goethes Wahlverwandtschaften“ (Kupferberg) und eine „Rainer- Maria-Rilke-Bibliographie“ von Walter Ritzler, die in Deutschland Hauswedell in Hamburg ausliefert, sollen genügen und andeuten.
Hans Krähe läßt im Heidelberger Carl-Winter- Verlag seine Tübinger Antrittsvorlesung unter dem Titel „Sprachverwandtschaft im alten Europa“ erscheinen. Der gleiche Verlag veröffentlicht auch eine Grammatik des Päli, der heiligen Sprache der Buddhisten. Die Zahl der theologischen, philosophischen und wissenschaftlichen Neuerscheinungen anderer Disziplinen ist nach wie vor groß. Die deutschen Verleger bieten zum Herbst und Winter wiederum eine grandiose Auswahl, hochwertige Werke und unterhaltende Bücher in einer Fülle, aus der jeder nach Geschmack, Lust und Veranlagung wählen kann. um.
Kultur ollp Ni’rhrit'hff’n
In der zweiten „Woche des Buches“ nach dem Krieg, die der deutsche Buchhandel vom 12. bis 19. Oktober im Bundesgebiet und in West-Berlin veranstaltet, wird ein Preisausschreiben mit 5000 DM für die besten Einsendungen gestartet. In den Preisfragen ist zu beantworten und zu begründen, welches Buch im Leben des Einsenders in geistiger oder beruflicher Hinsicht eine besondere Rolle gespielt hat. wie der Leser zu seinen Büchern kommt (Kauf beim Buchhändler entleihen) und wieviel Geld er im Monat für Bücherkäufe ausgibt.
Der Germanist Professor D. Dr. Johannes Luther in Greifswaid vollendete gestern das 90. Lebensjahr.
In Freudenstadt wurde eine Balzac-Ge- dächtnls-Ausstellung gezeigt. Die Ausstellung vermittelte einen Einblick in Leben und Werk des berühmten französischen Schriftstellers.
Seit Anfang Oktober erscheint in Köln eine Tiefdruck-Illustrierte „Lies ml t". Sie ist ein« Illustrierte aus der Welt des Buches.