AMSTAG, 13. OKTOBER 1951
27 Prozent grundsätzlich an den Bund
Bundestag billigt Steuerverteilung ' Gegen die Zensur der'Besatzungsmächte
BONN. Der Bundestag billigte gegen Ende seiner Donnerstagsitzung den Beschluß des Vermittlungsauschusses beider Häuser über den Anteil des Bundes an der Einkommen- und Körperschaftssteuer, die den Ländern zufließt Danach erhält der Bund grundsätzlich 27 Prozent der Einnahmen der Länder aus diesen Steuern.
Im letzten Halbjahr 1951 zahlten die Länder 29 Prozent, um den Unterschied gegenüber dem ersten Halbjahr auszugleichen, in dem sie nur 25 Prozent gezahlt haben.
Auf Antrag des Zentrums ersuchte der Bundestag die Regierung, die in der Zeit des Na- tionalsozialimus behördlich an Funktionäre der NSDAP, Hohe Offiziere und Beamte zugewendeten Dotationen und Geschenke nach Grund und Betrag festzustellen und zu prüfen, durch welche gesetzgeberischen Maßnahmen diese Werte zurückerstattet werden könnten.
Bei Stimmenthaltung der KPD nahm das Plenum ferner einen SPD-Antrag an, durch den
Sowjets ste'len Bedinoungen
Der italienische Friedensvertrag
MOSKAU. Die Sowjetunion hat am Donnerstag den drei Westmächten eine Note über die beabsichtigte Revision des italienischen Frie- denv^rtrags zugeleitet. Die drei Geschäftsträger der Westmächte in Moskau wurden nacheinander in das sowjetische Außenministerium gerufen, wo ihnen Außenminister Wy- s c h i n s k i ähnlich abgefaßte Noten überreichte.
Aus diesen Noten geht hervor, daß die Sowjetregierung einer Revision des Friedensvertrags mit Italien nur dann zustimmen will, wenn Italien aus dem Nordatlantikpakt austritt und keine ausländischen Militärstützpunkte oder Streitkräfte auf seinem Hoheitsgebiet duldet. Damit hat die Sowjetunion auf entsprechende Noten der Westmächte vom 26. September, ln denen eine Revision des italienischen Friedensvertrages gefordert worden war. geantwortet.
Darüber hinaus brachten die Sowjets zum Ausdruck, daß sie keine Einwände gegen eine Revision des Friedensvertrags und gegen die Aufnahme in die UN erhöben, falls eine entsprechende Revision bei den Friedensverträgen mit Bulgarien. Ungarn, Finnland und Rumänien vorgenommen und diese Länder gleichfalls in die UN aufgenommen würden. Die Revision des Friedens Vertrags sei von den Westmächten lediglich gefordert worden, um Italien „für die Interessen des aggressiven Atlantikblocks auszunutzen“. Dies dürfe unter keinen Umständen geschehen.
Umfangreiche SuchHfte des DRK
Sämtliche Kriegsgefangenenlager erfaßt
MÜNCHEN. Nach jahrelangen mühseligen Vorarbeiten ist es jetzt dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes möglich, eine umfassende Liste sämtlicher Kriegsgefangenenlager in der Sowjetunion und den Satellitenstaaten vorzulegen. Die Liste besteht aus drei Hauptteilen. Der erste Teil bringt die wichtigsten Sammellager der ost- und südosteuropäischen Kriegsschauplätze. Der zweite Teil ist die „alphabetische Liste“. Sie weist von A bis Z die Namen der Standorte auf, an denen sich ehemalige Kr gsgefangenenlager oder Hospitäler befunden haben. Der dritte Teil schließlich ist die „numerische Liste“, die die Lagernummem und ihre Standorte nennt.
Die neue Lagerliste wird allen Landesnachforschungsdiensten und Kreisnachforschungsstellen des DRK sowie allen an der Nachforschung nach verschollenen Kriegsgefangenen interessierten Stellen zugänglich gemacht werden. Die neue Lagerliste wird bei der Nachforschungszentrale des Deutschen Roten Kreuzes in München die Grundlage für die Klärung von Kriegsgefangenenschicksalen sein.
Dr. Adenauer beauftragt wird, in seiner Eigenschaft als Außenminister bei den Hohen Kommissaren die sofortige Einstellung der Überwachung des Post- und Fernsprechverkehrs durch die Besatzungsmächte zu fordern. Die Bundesregierung soll dem Bundestag unter Vorlage des gesamten Materials berichten, wenn die diesbezüglichen Verhandlungen bis zum 1. Dezember 1951 nicht abgeschlossen sein sollten. Dr. M o m m e r (SPD) begründete den Antrag. In Lörrach seien beispielsweise sämt
liche politischen Parteien, Gewerkschaften das Rathaus und der Sohn des Bundespräsidenten, Dr. Ernst H e u ß , von der französischen Besatzungsmacht überwacht worden. Derartige Maßnahmen erinnerten an das Dritte Reich. S'e verstießen gegen die im Grundgesetz garantierte Unverletzlichkeit des Postgesetzes.
Bundesposten’nister Schuberth erklärte, es sei der Bundesregierung bekannt, daß->der Post- und Fernsprechverkehr von den Besatzungsmächten überwacht werde. Die Bundesregierung verhandle schon länger mit den Alliierten mit dem Ziel, daß die Zensur aufgehoben oder auf ein durch die Sicherheit der Besatzungsmächte bedingtes Mindestmaß beschränkt werde.
Bemerkungen zum Tage
„Stillhalte-Aktion*
hf. In ihrer Sitzung Anfang der Woche hat die Bundesregierung eine „Stillhalte-Aktion“ plädiert, soweit man die von einem Reigerungs- sprecher gemachten Angabe nicht als einen Appell, eine Bitte oder gar eine Warnung auffassen will. Gemeint ist mit dieser Aktion die Bereitschaft aller zuständigen Organisationen, parlamentarischen Stellen und Behörden, keine neuen sozialpolitischen Forderungen zu stellen, soweit diese den Staat Geld kosten. Die 7.6 Milliarden DM, die der Bund im laufenden Finanzjahr für soziale Zwecke aufzubringen hat, sind — so argumentiert die Bundesregierung — nicht nur „eine soziale Tat erster Ordnung“, sondern auch das Maximum dessen, was die Bundesregierung gegenwärtig leisten kann. Es sei nun dahingestellt, ob das Maximum schon heute oder nach wenigen neuen sozialen Stützungsaktionen, außer den laufenden aber noch nicht beschlossenen, tatsächlich gegeben ist; sicher ist, daß die Grenze der finanziellen Leistungsfähigkeit des Bundes auch in sozialer Hinsicht einmal erreicht sein wird. Addiert man zu den sozialen Aufwendungen noch die Besatzungskosten, deren Vermehrung uns bei ihrer Änderung in Verteidigungskosten überdies bevorstehen werde, dann ergibt sich schon eine Summe, die nicht nur einem Finanzminister schlaflose Nächte bereiten muß. Wenn die Stillhalte-Aktion aber verwirklicht werden soll, dann müßten einmal die bestehenden sozialen Gesetze verwirklicht werden (Kriegsopfer u. a.), wären zum anderen die Verwal- turfgskosten und die Verwaltungsarbeiten weitgehend zu rationalisieren, damit auch Reserven für soziale Zwecke gebildet werden, und sollte die Vereinheitlichung der sozialen Fürsorgeleistung des Staates allmählich ins Auge gefaßt werden. Auch dürfen Wirtschafts- und Steuerpolitik nicht Wege beschreiten, auf denen den Empfängern der sozialen Unterstützung wieder genommen wird, was ihnen an Renten-, Pensions- oder Teuerungszulagen gegeben worden ist. Dieses Problem greift aber auf die Preispolitik über, denn was nützen alle Appelle für eine vorläufige Stillhalte-Aktion, wenn Preissteigerungen und folgende Lohnerhöhungen die praktische Bedeutung der sozialen Aufwendungen des Staates illusorisch machen würden? Es spricht gegenwärtig n’chts dafür, daß sich diese Gefahren in absehbarer Zeit bannen lassen. Was zu ihrer Verringerung in der gesamten Wirtschafts- und Finanzpoli- tik getan werden muß, sollte die Bundesreg’e- rung daher unternehmen, wenn sie Einsicht und Gefolgschaft für die „Stillhalte-Aktion“ gewinnen will.
Noch keine E'niewiQ
Neuer Zwischenfall in der neutralen Zone
TOKIO. Die alliierten und kommunistischen Verbindungsoffiziere haben gestern eine weitere vierstündige Zusammenkunft zu Besprechungen über die Wiederaufnahme der Waffenstillstandsverhandlungen in Pan Mun Jon gehabt. Die Alliierten bestehen darauf, die Verbindungsoffiziere alle technischen Fragen klären zu lassen, so daß die Unterhändler unverzüglich mit den eigentlichen Waffenstillstands- Verhandlungen beginnen könnten.
Verbindungsoffiziere der UN begaben sich gestern abend mit dem Kraftwagen nach Pan Mun Jon, um kommunistische Beschuldigungen über eine angebliche Verletzung der neutralen Käsöngzone durch Flugzeuge der Vereinten Nationen zu untersuchen.
Berg über die SPD
BONN. Der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Fritz Berg, äußerte am Mittwoch in Bonn, die SPD setze sich aus einem vorzüglichen und äußerst qualifizierten gemäßigten Flügel, der knapp drei Viertel der Mitglieder umfasse, und 30 Prozent Kommunisten zusammen, die die SPD zu ihren Zwecken mißbrauchten. Berg nannte als prominente Vertreter des gemäßigten Flügels die Bürgermeister Reuter, Brauer und Kaisen.
Südwestfunk-Staatsvertrasr
„Keine Einschränkung der Intendanten-Initiative“ / Schärfste Kritik
MAINZ. Die Länderregierungen von Rheinland-Pfalz, Südbaden und Württemberg-Ho- henzollem haben am Donnerstag eine gemeinsame Erklärung zum Staatsvertrag über den Südwestfunk herausgegeben, der am 27. August von den drei Regierungschefs unterzeichnet worden ist. Der Vertrag legt die Arbeitsweise und Programmgestaltung des Senders fest. In der Erklärung heißt es, daß die Regierungen und die Gremien des Südwestfunks Wert auf eine gedeihliche Zusammenarbeit legen und bestrebt sind, „eine Synthese zwischen dem notwendigen Minimum an Staatsaufsicht und einer möglichst weitgehenden Selbstverwaltung des Rundfunks sicherzustellen“.,
Die Landesregierungen erklären, daß sie den Verwaltungsrat des Südwestfunks nicht durch ihre Vertreter in diesem Gremium majoris’eren wollen. Nach der Satzung des Rundfunks könne eine Bestimmung aufgenommen werden, die den Verwaltungsrat nur dann beschlußfähig sein läßt, wenn von mindestens fünf anwesenden Mitgliedern drei gewählte Mitglieder sind (die Regierungsvertreter sind nicht gewählt). Ferner betonen die Landesregierungen, es sei
Kleine Weltchronik
FREIBURG. Das badische Ministerium für Kultus und Unterricht gab am Donnerstag die Verwaltungsanordnung über die Einführung der konfessionellen Lehrerbildung bekannt.
BONN. Bundeskanzler Adenauer traf am Donnerstagabend innerhalb einer gesellschaftlichen Veranstaltung mit dem amerikanischen Hohen Kommissar McCloy auf dessen Amtssitz in Mehlem zusammen. Es wird angenommen, daß Adenauer mit McCloy die Situation erörterte, die sich aus der Antwort Grotewohls auf das 14- Punkte-Wahlprogramm des Bundestags für gesamtdeutsche Wahlen ergeben hat.
RECKLINGHAUSEN. Bundesinnenminister Lehr kündigte in Recklinghausen die Bildung eines technischen Hilfswerks an. Gegen Unruhen genüge der polizeiliche Schutz nicht. Das Hilfswerk werde keine Streikbrecherorganisation sein. Lehr empfahl der Industrie, einen innerbetrieblichen Se’bstschutz aufzustellen.
DÜSSELDORF. Der amerik. Hohe Kommissar McCloy besprach mit dem DGB-Vorsitzenden Fette in einer 4 , '' ! stündieen Aussprache wirtschaftliche und politische Probleme, insbesondere die Ausdehnung des Mitbestimmungsrechts auf alle Großbetriebe Westdeutschlands und die Neuordnung der Eisen- und Stahlindustrie.
CUXHAVEN Der deutsche Fischkutter „Sam- land“ ist am Frei*agfrüh bei Bombenübungen britischer Flugzeuge auf Helgoland versenkt worden. Die Besatzung konnte gerettet werden.
LONDON. Die Konferenz zur Regelung der deutschenVorkriegsschulden ist nachMitteilungder britischen Schatzamtes auf Januar nächsten Jahres verschoben worden. Ursprünglich sollte sie im Oktober zusammentreten. Als Grund für die Verzögerung wird angegeben, es sei mehr Zeit für die Vorbereitung der Konferenz nötig als ursprünglich angenommen wurde.
LONDON. Die britische Armee begann am Donnerstag mit über 55 000 Mann, 15 000 Panzern und Armeefahrzeugen in Südengland ihre bisher größten Manöver der Nachkriegszeit.
PARIS. Die französischen Finanzbehörden haben einschneidende Maßnahmen zur Bekämpfung der wachsenden inflationistischen Erscheinungen
nicht ihr Wunsch, durch ihre Vertreter im Verwaltungsrat „der Aktivität und Initiative des Intendanten Fesseln anzulegen“.
Staatspräsident Leo W o h 1 e b erklärte dazu, er hätte es lieber gesehen, wenn man den Staatsvertrag über den Südwestfunk geändert hätte, anstatt ihn durch ein Zusatzprotokoll zu ergänzen. Baden sei aber mit seinen Vorschlägen in Tübingen und in Mainz nicht durchgedrungen.
Der Intendant des Südwestfunks, Friedrich B i s c h o f f, meinte zu dem Zusatzprotokoll, daß es den Staatsvertrag noch verschärfe. „Der Vertrag mit diesem Zusatzprotokoll etabliert den Staatsrundfunk in der krassesten Form.“ Bischoff betonte, daß ihm das sogenannte „Zusatzprotokoll“ erst durch die Presse bekannt geworden sei. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des Südwestfunks, Dr. Knecht, sagte, das Zusatzprotokoll scheine zwar den guten Willen der Verfasser zu dokumentieren, sei aber so unbestimmt abgefaßt, daß es „keine Sicherheit für Freiheit und Unabhängigkeit des Südwestfunks“ bedeute.
eingeleitet. Durch Erhöhung des Diskontsatzes als Gegenmittel gegen die Währungsspekulation und durch Kreditrestrik.ionen soll der übermäßig hohe Geldumlauf eingedämmt werden.
MOSKAU. Zurzeit ist keine der drei westlichen Großmächte in Moskau durch einen Botschafter vertreten. Der neue britische Botschafter Gascoigne wird am 19. Oktober erwartet, der französiche, Chataignau, befindet sich im Urlaub und für den bisherigen amerikanischen, Admiral Kirk, ist überhaupt noch kein Nachfolger bestimmt worden.
STOCKHOLM. Die Außenminister von Dänemark, Norwegen ,, Schweden und Island haben nach einer zweitägigen Konferenz über die Tagesordnung der kommenden UN-Vollversamm- lung die Forderung erhoben, daß die dänische Minderheit von Schleswig-Holstein auch weiterhin im Landtag des Landes vertreten sein müsse. Das neue Wahlgesetz Schleswig-Holsteins beraube die dänische Minderheit jeder Möglichkeit, im Parlament von Schleswig-Holstein vertreten zu sein. Es handelt sich dabei um die Erhöhung der 5-Prozent-Klausel auf 7,5 Prozent, die in einem neuen Wahlgesetz eingeführt wurde.
MOSKAU. Uber sowjetische Pläne zum Bau eines Wel'raumschiffes. mit dem ein Flug zum Mond unternommen werden soll, berichtete am Donnerstag die sowjetische Zeitschrift „Rote Flotte“. Aus den Einzelheiten geht hervor, daß das Weltraumschiff 1000 Tonnen schwer sein solle, eine Länge von 60 und einen Druchmesser von 15 Meter haben werde und mit 20 Düsenmotoren von einer Gesamtstärke von 350 Millionen PS angetrieben würde. Das Weltraumschiff befände sich vorerst noch im Stadium des Entwurfs.
TOKIO. Der japanische Kaiser Hirohito forderte den Reichstag in einer Thronrede auf, den in San Franzisko Unterzeichneten Friedensvertrag für Japan zu billigen, vermied es aber, auf den japanisch-amerikanischen Sicherheitspakt einzugehen. Gleichzeitig eröffnete er damit die neue Sitzungsperiode des japanischen Parlaments, das jetzt die Aufgabe hat, beide Verträge zu ratifizieren.
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Lm heiterer Roman mm I r am Goßt.
„Nachsaison"
Copyright by Schwäb. Verlagsgesellschaft. Tübingen
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Herr Myera hatte sich offenkundig einen festeren Griff nach dem Glück erhofft und so meinte er ziemlich kühl; „Kaum der Mühe wert, aber wie Sie wollen, Obermoser.“
Ob nun das „Herr“ aus Freundschaft weggefallen war oder weil der Bauer nicht mehr als zwei von den Minen kaufen wollte, das bleibe dahingestellt. Der Obermoser jedenfalls überhörte es. denn das Wörtchen „Herr“ vor seinem Namen war ihm ohnehin störend. Denn im Dorf hieß er durchwegs bloß Ander, und Obermoser nur dann, wenn Auswärtige mit ihm auf dem Markt zu tun hatten.
Er sollte übrigens die Erschütterung seines Innenlebens noch lange nicht überstanden haben Als er nämlich wegen des Preises der zwei M ; nen auf den Busch klopfte, kam eine solche Ziffer aus dem Munde Herrn Myeras, daß dem Obermoser mitten im Schnaufen der Atem stockte.
„Das ist ja scheußlich“, jammerte er. „Ich habe höchstens auf ein Viertel davon geschätzt.“
„Ja. mein Lieber“, meinte der Amerikaner sehr von oben herab, „für das, was Sie meinen, kauft man eine Senkgrube, aber keine Mine.“
Daß er den alten Geizkragen vielleicht bettelte, hatte er, der Herrscher über ungezählte Minen, schon nicht nötig. Und außerdem kannte er sich bei den Menschen aus: den Obermoser hatte die Sucht nach mühelosem Besitz bereits derart fest am Wickel, daß er ihn» nimmer ati'i'»"’ Da ! hn die Angst vor
d»'—> r kermauiea :c * vieien Geldes noch s» t äUU ..,
Wie recht er hatte, bewies schon der nächste Sgtz, der dem Obermoser entfuhr. Er fragte stockend: „Und — sagen Sie — ist es wirklich ganz sicher — können Sie mir fest versprechen — daß das Geld für die Minen soviel einbringt.“
, So wahr ich das Stamperl Enzian da trinke“, beschwor Herr Myera, und ließ dem Schwur die Bekräftigung folgen. Beides ging wie geschmiert über seine Lippen.
„Gut“, stieß der Obermoser hervor, als wolle er sich selbst den Weg zu weiteren Überlegungen verrammeln, „es gilt!“
Leider war die Prüfung für den Obermoser auch dam't noch nicht vorbei. Herr Myera hatte es e'lig, was auch verständlich war. Es bot sich ihm gerade in diesen Tagen d ! e gute Gelegenheit, e'nen größeren Posten M'nen günstig zu kaufen, und da mußte er zu "reifen. So könnte er, wie er erklärte, unauffällig die Kleinigkeit vom Obermoser mitnehmen
Im allgemeinen gab er sich mit dem Kleinhandel in M’nen ja nicht ab. Und so wäre es das beste, wenn er das Geld gleich mitbekäme. Das war für dpn Obermoser ein neuer Schlag. Sich die Hunderter so schnell vom Herzen reißen! — Es war ein sch'er unmenschliches Verlangen. Doch was sein mußte, mußte eben sein Aber mitgeben konnte er das Geld nicht. Herr Mvera müsse sich schon bis zum Sonntag gedu’den weil er erst dann das Nötige von der Kasse holen könne.
Nun gut, solange werde er aus Rücksicht *uf den Herrn Obermoser zuwarten — plötzlich war der „Herr“ wieder da — versprach der Fremde, wenn er auch dadurch viel verliere. denn jeder Tag, d°n das Geld nicht für Ihn, sondern noch für andere arbeite, sei für Ihn ein schwerer Gewinnentgang.
Wie beweglich der Gei«t des Amerikaners war. das sah man so r’cht'g erst aus seinem weiteren Verhalten Sobald der M ; rmnhandel zu einem gedeihlichen Ende bekommen war, •haltete er seine Gedanken ab wie der Mül
ler sein Wasser und ließ wieder das Gemüt zu seinem Recht kommen. Er mußte in einer etwas schwermütigen Stimmung se : n, denn er sprach davon, wie schön es sein müßte, ein warmes Heim zu haben mit einer sorgenden Frau um sich und einem Rudel Kinderchen. Bei ihm schien alles im großen zu gehen, Minen dutzendweise, Kinder rudelweise — nun ja, wer es so gewohnt ist...
Der Obermoser horchte nur mit halbem Ohr hin, denn die Minen lasteten doch schwer auf seinem Denken. Erst als der Amerikaner in sehe Reden die Andeutung wie Honig hineinfließen ließ, er möchte um alles in der Weit aber nur eine Frau aus einfacher, aber gesunder Umgebung mit gefestigten Grundsätzen, zum Beispiel die Lisi des Obermosers Tochter, da wurde er munter und schnupperte wie ein Hund, der eine Wurst riecht.
Er war doch hellhöriger, als man es unter seiner zieml’ch dicken äußerlichen Schwarte vermuten mochte. So zart und nebelhaft der Amerikaner antupfte — es war stark genug, eine weitere Saite im Obermoser zum Klingen zu bringen. Er fand es begreiflich, wenn ein vom Leben so gehetzter Mann das Bedürfn’s hatte, in den wenigen Stunden se ; ner Ruhe an einem soliden Busen auszuruhen, sozusagen am unverfälschten Busen der Natur. Für so einen Mann wäre freilich die Lisi die rechte Frau.
Seine Gedanken aber hatten doch wohl einen zu weiten Sprung gemacht, was man ihnen nach der Enge, in der sie vorher umhergehetzt worden waren, nicht verdenken konnte. Herr Mvera zupfte auf dieser Saite nicht weiter herum, und so blieb vom ersten aufhorchen machenden Klang nur ein ganz leises Schwingen übrig, das erst voll zur Ruhe kam, als es vom Schnarchen des Obermoser übertönt wurde.
„Oho Ander! Willst einen Wald kaufen?“ fragte erstaunt der Kassenwart der Railfei-
senkasse am Sonntag den Obermoser, als die- ; ser die Summe nannte, die er abheben wollte.
Fröhlich war dem zukünftigen Minenbesitzer von vornherein nicht zumut, als er den Gang zur Kasse antrat und dann die dumme Aushorcherei dazu! Darum entgegnete er mürrisch: „Man wird mit seinem Geld wohl machen dürfen, was man will, ohne dich drum fragen zu müssen.“
Der Kassenwart seinerseits war dem Obermoser nichts schuldig und brauchte sich deshalb nicht anknurren zu lassen wie von ein°m Hund, dem man den Knochen wegnehmen will- So war die Gegenrede gleich freundl'ch:
„Verbietet dir auch memand! Aber fragen wird man wohl noch dürfen.“
„Das geht dich einen Dreck an, was ich mit meinem Geld anfang.“
„Da hast dein Geld alter Granthafen!“
Damit zählte ihm der Kassenwart die Scheine hin. „Setz dich drauf und brüt es aus!“
Auf diesen n’cht alltäglichen Vorschlag hin konnte es sich der Öbermoser doch nicht verkneifen, mit einem höhnischen Unterton anzudeuten:
„Wirst schon noch sehen, was da für geh dene Vögelein ausschlüpfen.“
Sorgfältig verstaute er die Scheine in der Brieftasche und zog ab. Etwas überfragt schaute ihm der Kassenwart nach, schüttelte nicht verstehend den Kopf und kritzelte dann wieder an seinen Eintragungen weiter.
Der Obermoser ging schnurstracks auf den „Hirschen“ zu. Ein guter Wind wehte ihm den Amerikaner unter dem Tor in d ; e Arme. Wenn dieser auf den Bauern gewartet hätte, hätten sie sich nicht günstiger treffen können.
„Jetzt hab ich’s“, flüsterte der Bauer g e " heimnisvoll. .
„Das ist gut“, antwortete Herr Myera, -j® habe gerade gestern Nachricht bekommen, daß es höchste Zeit ist, e ! nzuspringen. Am besten ist’s wohl, wir schließen das Geschäft ln mel" neoa Zimmer ab.“ (Fnctsetzuiut lolgv
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