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HEIMATBLATT STADT UND LAND
ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG
7. JAHRGANG / NR. 123
MONTAG, 27. AUGUST 1951
Interzonen-Geldverkehr
Nur noch 50 DM Reisegeld
BERLIN. Die sowjetzonalen Grenzkontroll- behörden haben ohne vorherige Ankündigung gestern neue Bestimmungen über den Geldverkehr zwischen Westberlin und der Bundesrepublik in Kraft gesetzt. Danach dürfen Reisende aus der Bundesrepublik nach Westberlin und in umgekehrter Richtung nur noch 50 Westmark mitnehmen.
Bisher lag die obere Grenze des mitgeführten Geldes bei 5000 Westmark. Die Reisenden, die gestern mit mehr als 50 Mark an der Zonengrenze angetroffen worden sind, wurden von der Volkspolizei zum Teil wieder in die Bundesrepublik zurückgeschickt, zum Teil wurde ihnen ihr Geld über 50 DM beschlagnahmt.
Mossadeq im Kreuzfeuer
TEHERAN. Die gestrige Sitzung des persischen Parlaments ging mit einem Tumult zu Ende, nachdem oppositionelle Abgeordnete Ministerpräsident Mossadeq angegriffen hatten, weil er die Erdölverhandlungen mit Großbritannien abgebrochen habe. Mossadeq wurde vorgeworfen, es seien bereits vier Monate vergangen, seit das Verstaatlichungsgesetz verabschiedet wurde, doch sei noch nichts geschehen, um es in Kraft zu setzen.
Die Regierung Mossadeq mußte am Samstag das Volk auffordern, sich mit künftigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten abzufinden. Nach dem Zusammenbruch des Ölexports ließen sich neue und höhere Steuern nicht mehr vermeiden. Gleichzeitig betonte Mossadeq in einem Schreiben an Averell Harriman seine Bereitschaft, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, wenn sich Großbritannien an die persischen Bedingungen halten würde.
Inzwischen setzte die Anglo-Iranian die Evakuierung ihrer restlichen Fachkräfte aus den südpersischen Ölfeldern fort. In wenigen Tagen sollen die gesamten Ölfelder geräumt sein. Die letzten Amtshandlungen des britischen Personals waren die Bezahlung der persischen Angestellten und Arbeiter und die Übergabe der Anlagen an Vertreter des persischen Ölamtes.
Ueberlegene Exportfortschritte der Bundesrepublik im Jahre 1951
Ein Lob im UN-Wirtschaftsbericht / Düstere Prognose für England
GENF. Die Bundesrepublik hat sich in diesem Jahr als Ausfuhrland eine überraschend starke Stellung auf den Weltmärkten erobert, heißt es im ersten Teilbericht der UN-Wirt- schaftskommission für Europa (ECE) für das Jahr 1951, der soeben in Genf veröffentlicht wurde. Zwischen Oktober 1950 und März 1951 habe die Bundesrepublik ihre Gesamtausfuhr um 70 Prozent gesteigert und inzwischen in noch nicht übersehbarem Umfang weiter erhöht. Sie liefere dem europäischen Markt zurzeit mehr als doppelt soviel Chemikalien als Großbritannien. Die deutsche Ausfuhr an Metallen und Fertigwaren in alle Teile der Erde liege nur noch um 13 Prozent hinter der britischen, während die Bundesrepublik in Europa bereits doppelt soviel Güter dieser Art als Großbritannien verkaufe.
Dies sei, so heißt es im UN-Bericht, eine „beachtliche Leistung“ für einen Staat, dem die „von abhängigen Überseeterritorien dem dem Mutterland eingeräumten Handelsvorrechte“ nicht offen stünden. Die Bundesrepublik habe es ohne fremde Hilfe verstanden, sich neue Absatzmärkte der westlichen Welt zu sichern, nachdem Osteuropa als Abnehmer der Hälfte der deutschen Gesamtausfuhr — wie früher — nicht mehr in Frage komme.
Aus einer Statistik der UN-Wirtschaftskom- mission geht hervor, daß der Wert des deutschen Weltexports im ersten Jahresquartal 1951 rund 2,97 Milliarden DM erreichte, gegenüber Großbritannien mit 6,77 und Frankreich mit 4,28 Milliarden. Die Bundesrepublik habe ihr Exportvolumen schneller als alle westeuropäischen Staaten gesteigert und die veränderte Marktsituation zu ihren Gunsten ausgenutzt, ohne daß es zu heftigen Reaktionen der Konkurrenz gekommen ist.
Auf die gesamteuropäische Wirtschaftslage eingehend, bemerkt der Bericht, daß in zahlreichen europäischen Ländern die Löhne und die Einzelhandelspreise im Mai noch gestiegen
seien und zu dieser Zeit um 7 bis 8 Prozent über depi Stand von Dezember 1950 gelegen hätten.
Die Wirtschaft Großbritanniens trage alle Zeichen schwerster Belastung. Die Kosteninflation, d. h. die rasche Steigerung von Löhnen und Gestehungskosten, nehme allmählich überhand und werde vermutlich am Ende des Jahres durch das schlimmere Übel, hemmungslose Gütemachfrage, abgelöst, an der das „größte Aufrüstungsproblem Westeuropas“ die Schuld trage. _
„Letztes Angebot“
Die rassischen Schulden an ÜSA
WASHINGTON. Die sowjetische Delegation bei den kürzlich in Washington wieder aufgenommenen Besprechungen über die Begleichung der sowjetischen Pacht- und Leihschulden aus dem zweiten Weltkrieg erhöhte ihr Angebot, als Abfindung für die während des Krieges von den USA gelieferten Güter 240 Millionen Dollar zu zahlen, auf 300 Millionen Dollar.
Die Amerikaner sind mit diesem sogenannten „letzten Angebot“ jedoch nicht einverstanden. Die Sowjetunion hatte bei Kriegsende ein Schuldenkonto von 11 Milliarden Dollar. Die Amerikaner fordern zur Begleichung dieser Schuld mindestens 800 Millionen Dollar.
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Geoffrey Buke, der Weltmeister in der 350- und 500-ccm-KIasse, holte sich auch auf der Solitude beim „Großen Preis von Deutschland“ mit seiner Norton-Werk- maschine den erwarteten Doppelsieg.
Weltmeister 16:8 besiegt Im Handball-Länderspiel gegen den Weltmeister Schweden kam die deutsche Mannschaft zu einem überraschenden und verdienten 16:8-Sieg.
West-Süd-Toto: 1110001201
Bemerkungen zum Tage
Vv'.rspätete Rechnungsprüfung
Chancen für Käsong schwinden
Kommunisten antworten nicht / Alliierte Luftwaffe schlägt zu
TOKIO. Die kommunistische Heeresleitung in Korea hat bis Sonntagnacht Tokioter Zeit die letzte Botschaft des Oberbefehlshabers der Streitkräfte der Vereinten Nationen, General R i d g w a y, nicht beantwortet. Ridgway hatte darin am Samstag in ungewöhnlich scharfen Worten die kommunistischen Beschuldigungen einer Bombardierung Käsongs zurückgewiesen, sich aber zur Wiederaufnahme der abgebrochenen Verhandlungen bereit erklärt, wenn die Kommunisten einverstanden seien.
Radio Peking zitierte gestern den Kommentar der Pekinger „Volkszeitung“, in dem es heißt, daß die Amerikaner ihre Haltung zu dem Vorfall revidieren müßten, da sonst eine Wiederaufnahme der Verhandlungen unvorstellbar sei. Dem chinesischen Sender zufolge beschuldigte ein Sprecher der kommunistischen Waffenstillstandsdelegation den Alliierten Delegationschef, Vizeadmiral J o y , seinem Oberbefehlshaber einen einseitigen und völlig verzerrten Bericht über den Vorfall gegeben zu haben. Angesichts dieser Handlungsweise müsse man zu dem Schluß kommen, daß die Vereinten Nationen mit Hilfe des Vorfalls die Verhandlungen vollständig abbrechen wollten.
Im nordkoreaniseben Hinterland werden inzwischen neue kommunistische Nachschubkolonnen gesichtet,, die nach Ansicht alliierter Frontoffiziere auf Offensivvorbereitungen der Kommunisten hindeuten. Amerikanische Bomber und Schlachtflieger belegten das nordkoreanische Hinterland in fast pausenlosen Einsätzen mit Bomben- und Bordwaffen. Die Ver-
Aegypten droht England»
Antibritische Demonstrationen
KAIRO. Der ägyptische Ministerpräsident Nahis Pascha erklärte dem britischen Botschafter Sir Ralph Stevenson gestern, daß die Verhandlungen über den britisch-ägyptischen Vertrag, dessen Unterzeichnung sich am Sonntag zum 15. Male jährte, abgebrochen würden, falls Großbritannien nicht bis Mitte September neue konstruktive Vorschläge mache. Ägypten würde in diesem Falle das Ende der Verhandlungen formell bekanntgeben und den Vertrag aufheben.
Der ägyptische Ministerpräsident überreichte dabei dem britischen Botschafter die an Außenminister Herbert Morrison gerichtete Note, die eine Antwort aufs dessen zwei Schreiben an Nahas Pascha und Außenminister Saian El Din darstellt. Morrison soll darin zu verstehen gegeben haben, daß die Verhandlungen über die Evakuierung der britischen Truppen aus der Suezkanalzone zu einem für beide Seiten befriedigenden Ergebnis führen könnten.
schiebebahnhöfe und Fabrikanlagen der nordostkoreanischen Stadt Roschin wurden mit 3001 Bomben belegt. Über 800 kommunistische Fahrzeuge sollen allein am Samstag in Nordkorea vernichtet oder beschädigt worden sein.
Der Großangriff auf Raschin war der zweite Angriff auf dieses strategisch wichtige Versorgungszentrum seit Ausbruch des Koreakrieges. Nach dem ersten Angriff am 12. August 1950 hatten die Chefs des gemeinsamen Stabes der amerikanischen Streitkräfte weitere Angriffe wegen der unmittelbaren Grenze zur Sowjetunion verboten. Der frühere alliierte Oberbefehlshaber, General MacArthur, hatte in seiner Aussage vor dem Außenpolitischen- und Wehrausschuß des Senats erklärt, daß er wiederholt um die Genehmigung zur Bombardierung Raschins gebeten habe. Diese Genehmigung sei jedoch stets verweigert worden. 7
hf. Wiederholt haben wir darauf hingewiesen, daß es nicht angeht, wenn das Parlament über die Haushaltspläne erst dann beschließt, wenn alle oder der größte Teil der vorgesehenen Ausgaben durch die Regierung schon getätigt sind. In diesem Jahr wurde extra ein „Überrollungsbudget“ eingeführt, um wenigstens Im kommenden Jahr vor Beginn des Finanzjahres über das Budget entscheiden zu können. Aber fast die Hälfte des Finanzjahres ist vorbei und es werden noch Monate vergehen, bis ordentlicher, außerordentlicher und Nachtragshaushalt verabschiedet sind. Einmal mehr ist es dann nur die Bestätigung der getätigten Ausgaben, auch wenn diese vom Haushaltsausschuß des Bundestages „vorbewilligt" worden sind.
Wann endlich werden die Parlamentarier aller Parteien es erreicht haben, daß eine tatsächliche Kontrolle der RegierungBpolitik durch das Budgetrecht garantiert ist? Es ist kein Grund in der Erwartung dieser in einer Demokratie normalen Lage optimistisch zu sein. Mitbestimmend für diese Skepsis ist die Tatsache, daß wir in der für die künftigen Haushalte ja grundlegenden Prüfung der vergangenen Budgets durch den Bundesrechnungshof jetzt erst so weit sind, daß die Prüfung der Rechnung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes aus dem Jahre 1947 (!) dem Haushaltsausschuß
Amerika sidiert Japanfrieden
Strenge Verfahrensregeln für San Franzisko / Indien nimmt nicht teil
SAN FRANZISKO. Wie von unterrichteter Seite in Neu-Delhi verlautet, soll sich die indische Regierung jetzt endgültig entschieden haben, an der japanischen Friedenskonferenz in San Franzisko nicht teilzunehmen. Burma und Jugoslawien werden ebenfalls nicht auf der Konferenz vertreten sein. Nachdem Pakistan, Kambodscha, Laos und Vietnam zugesagt haben, sind es bis jetzt 44 Staaten, die die Einladung der USA zur Japankonferenz angenommen haben.
Die Vereinigten Staaten haben, wie die „New York Times“ erfahren hat, strenge Verfahrensregeln für die bevorstehende Konferenz ausgearbeitet. Es soll von vornherein eindeutig festgelegt werden, daß die Konferenz nur zur Abstimmung für oder gegen die Annahme des bereits ausgearbeiteten Textes für den Japanvertrag einberufön wurde. Jede Möglichkeit, den Vertragstext zu verändern, zu ergänzen oder den Abschluß des Friedensvertrages durch ein Veto zu verhindern, soll ausgeschlossen sein. Jedem der teilnehmenden Staaten soll lediglich eine Stunde zur Stellungnahme zur Verfügung stehen. Diese Verfahrensregeln müssen bei Beginn der Konferenz in San Franzisko gebilligt werden. Regierungskreise in Washington erklären, daß man derartig scharfe Verfahrensregeln eigentlich gar nicht wünsche, daß man aber der Sowjetunion jede Möglichkeit abschneiden müsse, die San-Franzisko- Konferenz durch endlose Debatten zum Scheitern zu bringen.
Der indische Ministerpräsident N e h r u wird heute im Parlament in Neu-Delhi bekannt geben, warum Indien an der japanischen Friedenskonferenz in San Franzisko nicht teilnimmt. I
„Arbeitsabkommen“ mit Spanien
Amerikanische Pläne nehmen Gestalt an
MADRID. Am Samstag traf in Madrid eine amerikanische ECA-Studiengruppe (Marshallplanverwaltung) ein, um über den Bedarf der spanischen Wirtschaft Untersuchungen anzustellen. Sie steht unter der Leitung von Prof. Sidney S u f r i n und wird zusammen mit der von Generalmajor James S p r y geleiteten amerikanischen Militärmission in den nächsten Wochen mit den zuständigen spanischen Stellen ein „Arbeitsabkommen“ vorbereiten, das voraussichtlich folgende Punkte umfassen wird: 1. Ausbau der drei wichtigsten spanischen Marinestützpunkte Cartagena, Cadiz und El Ferrol, sowie Maßnahmen zum Schutz der großen Ankerplätze in der Arosabucht und den Buchten von Pollensa und Palma auf den Bale- arischen Inseln; 2. Erweiterung und Ausbau von etwa 540 spanischen Flugplätzen; 3. Vereinbarungen über die Möglichkeit der gemeinsamen Benutzung dieser Stützpunkte durch die spanischen und amerikanischen Streitkräfte; 4. Instandsetzung des spanischen Eisenbahnnetzes sowie des rollenden Materials; 5. Förderung" der spanischen Energieerzeugung.
des Bundestag* '‘erliegt. Die Prüfung des Budgets von 1948 oder gar derer des 1949 konstituierten Bundes fehlen. Das Parlament soll also nicht nur nachträglich, sondern auch noch ohne Prüfungsunterlagen, ob die letzten Haushaltspläne ohne verbotene Verschiebungen eingehalten wurden, über das Soll und Haben des Bundes beschließen.
So geht es nicht. Wir wissen, daß der Bundesrechnungshof seine Arbeit erst spät aufnehmen konnte und daß es seine Zeit braucht, bis der Haushaltsplan dem Parlament zum erstenmal rechtzeitig vorgelegt werden kann, aber sollten nicht die fleißigen Abgeordneten von Bonn ein wenig Druck hinter die Entwicklung setzen, damit es nicht bis zum St. Nimmerleinstag dauert, bis der Bundestag die Regierung durch das Budgetrecht kontrollieren kann? Eine Demokratie will und braucht diese Kontrolle. Ein Parlament, das sich ihrer begibt, entwertet die Bedeutung der Legislative gegenüber der Exekutive.
Die Rechnung ohne den Wirt
jk. Das Bundeskabinett hat am vergangenen Freitag den ordentlichen, den Nachtrags- und den außerordentlichen Haushalt verabschiedet. Alles in allem 20,5 Milliarden. Im außerordentlichen Haushalt besteht bereits jetzt ein Milliardendefizit; ob im übrigen die Ausgaben- und Einnahmenseite richtig geschätzt werden konnte, muß die Zukunft erst noch lehren. Zuviele unberechenbare Faktoren — die Entwicklung der gesamten Produktion, überhaupt die Gestaltung unserer Wirtschaftslage — spielen dabei eine Rolle. Gewiß kein Vergnügen, unter solchen Umständen Finanzminister zu sein.
Zugleich mit der Verabschiedung der Haushaltvorlagen hat das Kabinett, wie es heißt, die Aufwandsteuer und die Autobahngebühr gebilligt. Beide Steuerpläne, jeder auf seine besondere Art, erwecken uns den Eindruck ausgesprochener Verzweiflungsmaßnahmen. Vom Standpunkte der wirtschaftlichen Vernunft sind beide auch unklug. Die Autobahngebühr aber führt sich so, wie sie anscheinend geplant ist, selbst ad absurdum. Es ist völlig unbegreiflich, wie die Verfechter dieser Vorlage mit einer Jahreseinnahme von 100 Millionen rechnen können.
Eine Autobahngebühr kann man nur von Benutzern der Autobahn erheben. Daraus folgt, daß der Kraftwagenfahrer die Wahlfreiheit haben muß, welche Straße er benutzt. Und er wird — darauf möchten wir jede Wette ein- gehen — sich unbedingt für das übrige Bundesstraßennetz entscheiden, wenn man ihn zwingt, sich gegen eine hohe Jahresgebühr den Ausweis für die Autobahnbenutzung zu beschaffen. Ohnehin sind ja die Belastungen schon höher als in irgendeinem westeuropäischen Staate, höher als dem Kraftfahrer lieb und der Wirtschaft dienlich ist Die Folge der Autobahngebühr also mit Sicherheit: weitere Überlastung des Bundesstraßennetzes, Zunahme der Verkehrsunfallziffem. Aber keine 100 Millionen im .fahr an Einnahmen; vielleicht ein Zehntel davon, bei hohen Verwaltungskosten infolge des notwendigen Staatlichen Kontrollapparats. Hier wurde doch wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht.