SAMS-TAG, 2 5. AUGUST 1951

NUMMER lSt

Die Haushaitpläne des Bundes

Ordentlicher Haushalt außerordentlicher Haushalt Nachtragshaushalt in Bonn

Für den Bürger ist es etwas schwielig ge­worden, sich über die Haushaltspläne des Staates noch klar zu werden. Ordentlicher, au­ßerordentlicher und Nachtragshaushalt, das alles geht sehr durcheinander und beständig in seiner .Wiederkehr ist nur noch das Wort: Defizit. Zeigen wir also einmal den Haushalt des Bundes auf, um dessen Deckung sich ge­genwärtig Regierung und Parlament streitend den Kopf zerbrechen. Da ist zunächst der große ordentliche Haushaltsplan, der «ich aus 27, teils wieder unterteilten Plänen zusammensetzt und auf der Einnahmen- so­wie Ausgabenseite mit 13 391 666 900 DM ab- «chließt. In ihm sind die Aufwendungen der Ministerien, des Parlamentes, des Bundesprä- «identen, der Bundeskanzlei, der Berlinhilfe, der Kriegsfolgelasten, der Verteidigungslasten (einschließlich eines Teils der Besatzungsko- iten), der Bundesschuld, des Bundesrechnungs­hofes, der Allgemeinen Finanzverwaltung und der Delegationen im Europarat und in der Ruhrbehörde enthalten. Für das vom 1. April 1951 bis zum 31. März 1952 laufende Finanz­jahr wurde der Rahmen dieses ordentlichen Haushalts vom Budget des vergangenen Jah­res übernommen, u. a. in der optimistischen Hoffnung, dadurch früher zur Bestätigung durch das Parlament zu kommen. Selbstver­ständlich haben sich in diesem Rahmen gegen­über dem Vorjahr Verschiebungen ergeben, doch sie sind so unerheblich, daß sich die Hoff­nung sogar erfüllen könnte. Die Mittel zur Deckung des ordentlichen Haushalts kommen aus ordentlichen laufenden Einnahmen des Bundes und sind sicher. Also ist hier kein Defizit zu erwarten.

Das gleiche kann auch von dem sogenannten außerordentlichen Haushaltsplan gesagt werden,, der auf beiden Seiten mit 1571 482 500 DM abschließt. Grundsätzlich «ollen die Mittel zur Deckung dieses Haus­halts aus Anleihen kommen, die für produk­tive Zwecke verwendet werden, wie z. B. An-

Luft der Versöhnung

PARIS.Es weht die Luft der Versöhnung, erklärte Prinz Igor Troubetzkoi, der ge­schiedene Mann der Woolworth-Mülionenerbin Barbara Hutton.Scheidungen und Doku­mente bedeuten wenig, wenn das Herz spricht. Mehr als alles andere in der Welt wünsche ich mir Barbara zurück. Noch bevor Barbara Hut­ton die Scheidungsklage in Mexiko einreichte, habe er ihr die Treue geschworen; aber trotz­dem habe sich Barbara scheiden lassen, führte der einsame Prinz weiter aus. In den ersten Sommertagen habe er seine frühere Frau wie­derholt in Paris getroffen. Zurzeit halte sie »ich in Venedig auf und werde im Herbst zu ihm zurückkehren. Er freue sich darauf. Aller­dings bezeichnete sich der Prinz auch als .ka­pitalschwachen Kleinindustriellen.Manche Leute sagen sogar, ich sei ein erfolgloser Gau­ner, meinte er resigniert. Schuld an seinen Mißerfolgen sei der ständige Kapitalmangel «einer kleinen Motorradfabrik, klagte er,mit ein bißchen Kapital ist mir geholfen.

leihen im Rahmen des ERP. Subventionen für Lebensmittel o. ä. dürften in diesem Haus­haltsplan nicht stehen. Trotzdem war das schon im vergangenen Jahr der Fall. Das be­deutete inflatonistische Tendenzen, die jetzt wohl in einem Tilgungsbetrag (für die Schul­den) in Höhe von 155 Millionen DM zum Aus­druck kommen, die jedoch von Finanzmini­ster Schäffer, der sehr energisch eine inflatio­nistische Haushaltspolitik vermeiden will, nicht verstärkt wurden. Den größten Teil der für 1951^52 im außerordentlichen Haushalt vermerkten Bundesschuld von 438 713 000 DM hat der Bund für produktive Zwecke auf sich genommen. Die Verabschiedung des außeror­dentlichen Haushaltsplanes durch das Parla­ment kann relativ planmäßig erfolgen; denn auch hier: kein Defizit.

Dieses liegt vielmehr in den beiden zu er­wartenden Nachtragshaushalten, um die sich die ganze gegenwärtige Auseinander­setzung dreht. Im ersten werden die erhöh­ten Besatzungskosten, die 25prozentige Her­aufsetzung der Sozialrenten, die Teuerungs­zulagen, die Aufwendungen für das Gesetz nach Artikel 131, die Erhöhung der Beamten­gehälter und die Subventionen enthalten sein.

MONTREAL. Die erste lebensrettende Atom­bombe der Welt entsteht als billiger Ersatz für die teuerste Substanz der Welt Radium in einem bescheidenen Kellerlaboratorium Montreals. Diese ,.Kobaltbombe wird wahr­scheinlich selbst dem Ärmsten eine wirksame Krebsbehandlung möglich machen. Dabei ist sie stärker als dieRadiummaschine des reichen Mannes und so billig, daß jedes Kran­kenhaus sich den Erwerb leisten kann.

Viele radioaktive Isotope, die bei Kanadas Forschungsarbeiten zur friedlichen Nutzbar­machung der Atomenergie anfallen, werden in diesem Laboratorium in einer Vorstadt Mon­treals für medizinische und industrielle Zwecke erprobt. Und eines der Isotope ist Kobalt 60.

Wenn man einen Klumpen Kobalt zwölf Mo­nate lang dem intensiven Neutronenbombar­dement in Kanadas Atommeiler aussetzt, wan­delt sich das Metall in sein radioaktives Isotop um. Und dieses gibt auf längere Zeit hinaus mehr Gammastrahlen ab als irgendeine an­dere der Wissenschaft bekannte Substanz.

Die ausgesandten Gammastrahlen lassen sich durch eine Öffnung auf ein Krebsgeschwür irgendwo im Körper des Patienten konzen­trieren.

Man würde nicht weniger als für 230 DM Mill. Radium benötigen, um die gleiche Wir­kung zu erreichen wie eine Kobaltbombe. Da­bei kostet sie rund 175 000 DM weniger als ein Drittel des Preises eines verhältnismäßig un­wirksamen und schwerfälligen Röntgenappa­rates.

Wenn auch die ersteBombe noch nicht

Die neu beschlossenen Steuererhöhungen, die Inanspruchnahme von 31,3 v. H. des Steuer­aufkommens der Länder sollen zur Deckung reichen. Wohlgemerkt: sie sollen, bisher tun sie es nicht und die Schätzungen des Defizits Sind so hoch, daß Finanzminister Schäffer Schon davon sprach, wenn es weder zu einer Reduzierung der Besatzungskosten, noch zu einer Ausländsanleihe komme, dann wäre die Zahlungsunfähigkeit des Bundes zwangsläu­fig. Dabei sind noch nicht einmal die 31,3 v. H. des Steueraufkommens der Länder nach dem Einspruch des Bundesrates gesichert. Der zweite Nachtragshaushaltsplan, der, obwohl wir schon wieder in der Mitte des Finanzjah­res stehen, noch ganz im Nebel liegt, wird weniger bedeutend und tatsächlich nur ein Nachtrag sein, der sich aus der Neuerrichtung von Verwaltungs- und ähnlichen Stellen im Laufe des Finanzjahres gibt. Er wird gewis­sermaßen den Anschluß an das dann 1952 fol­gende Hauptbudget hersteilen.

Rekapitulieren wir: das gegenwärtige Di­lemma des Bundeshaushaltsplanes konzen­triert sich auf den ersten Nachtragshaushalt, um dessen Fehlbetrag von etwa zwei Milliar­den DM es nach den Parlamentsferien und schon vorher in den deutsch-alliierten Ver­handlungen zu scharfen und, wie wir glau­ben, für unsere Volks- und Finanzwirtschaft sehr entscheidenden Auseinandersetzungen kommen muß. H. F.

fertiggestellt ist, so liegen doch schon Aufträge vor von verschiedenen kanadischen Kranken­häusern, von zwei amerikanischen Kliniken und je einem Krankenhaus in Portugal und Argentinien.

Die erste medizinischeAtombombe ist 500- mal so stark wie dieRadiummaschinen, die in Kanadas größten Krankenhäusern in Ge­brauch sind. Besonders wirksam soll sie bei der Behandlung von tiefsitzenden Krebsge­schwüren sein. Ihre Baumeister betonen aber, daß man von der neuen medizinischen Atom­waffe keine Wunderdinge erwarten darf, ob­wohl sie sicherlich stärker ist als alle an­deren bisher benutzten Krebsmittel. Sie ver­bessert lediglich alte, erprobte Methoden und gibt mit geringeren Kosten mehr intensive Strahlung ab als die bisher üblichen schwer­fälligen Röntgenapparate oder Radiumnadeln. Außerdem ist dieKobaltbombe viel leichter anzuwenden. B. F.

Weniger Zigaretten mehr Bier BONN. Im Juni ist der Absatz für Zigaret­ten und Zigarren im Bundesgebiet um 10 bzw. 13 Prozent gegenüber dem Vormonat zurückge­gangen, wie aus einer Mitteilung des Statisti­schen Bundesamtes hervorgeht. Es wurden ins­gesamt 2 243 400 000 Zigaretten und 290 000 000 Zigarren versteuert. Der Bierkonsum hat sich dagegen im Monat Juni weiter erhöht und lag mit 2,156 Mill. Hektoliter um 8,5 Prozent höher als im Vormonat, und um 20,3 Prozent höher als im gleichen Monat des Vorjahres., Der Bier­export stieg auch an, und zwar um 9 Prozent.

Die Herren vom Petersberg:Hauptsache- daß die Lasten schön gleichmäßig verteilt sind. Dann brauchst du auch nicht so nationalistisch zu stöhnen1"

Noch einmal Auerbach

MÜNCHEN. Vor dem parlamentarischen Un­tersuchungsausschuß über die Vorgänge im bayerischen Landesentschädigungsamt (LEA) sagte der Staatssekretär im bayerischen Fi­nanzministerium, Dr. Richard Ringel- mann, Auerbach habe mit seiner Ansicht recht gehabt, daß das LEA nicht nach behörd­lichen Grundsätzen geführt werden könne. Auf den Treppen und in den Räumen dieses Amtes habe man alle Sprachen der Welt hören und or­ganisierte Zigeuner und andere Menschen an­treffen können,denen das Messer locker saß. Bei seinen Besuchen habe er sich stets durch eine Menge von Menschen hindurchdrängen müssen, denen er nachts nicht hätte begegnen mögen. Die Wiedergutmachung seiein Betä­tigungsfeld für Betrüger und Geisteskranke gewesen und Auerbach sei der Mann ge­wesen, der mit diesen Leuten habe umgehen können.

Streit um die Erbschaft

HOF. Um das Erbe der 1942 in New York verstorbenen amerikanischen Millionärin Eli­sabeth Schlemmer ist ein heftiger Streit ausgebrochen, durch den die 240 000 DM, um die es sich dreht, durch Prozeßkosten bereits auf 172 000 DM zusammengenschmolzen sind. Die Verstorbene hatte ihrer oberfränkischen Heimatgemeinde Stammbach ,aus der sie 1887 ausgewandert war, 50 000 Dollar vermacht Die Gemeinde soll 30 000 Dollar zur Unterstützung notleidender Kriegsopfer und 20 000 Dollar für den Bau einer Schule verwenden. Das Wört­chenSchule ist aber gerade der Stein des An­stoßes! Die Kirche hält sich nämlich für allein erbberechtigt, da sie das englische Wort für Schule im übertragenen Sinne auf sich bezieht. Es sei imzweifelhaft, die Millionärin habe in ihrem Testament die Kirche gemeint, und es sei fraglich, ob die Verstorbene wirklich alle Kriegsopfer oder nur die Opfer früherer Kriege unterstützen wollte; das Testament sei bereits vor dem ersten Weltkrieg abgefaßt worden. In den nächsten Tagen wird der amerikanische Testamentsvollstrecker in Stammbach erwar­tet, so daß man der Hoffnung Ausdrude geben darf, daß die Erbschaft sich nicht ganz in Pro­zeßkosten auflösen wird.

Lebensrettende Atombomben

Kobalt als Ersatz für Radium / Einbilliges und wirksames Mittel gegen Krebs

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