SAMSTAG, 18. AUGUST 1951

AUS DEM HEIMATGEBIET

NUMMER 128

Die £teße stkU aus

Als der alte Demokrit den BegriffAtom in das menschliche Denken einführte, setzte er das erste Stäubchen einer Lawine in Be­wegung, die jetzt, nach mehr als zweitausend Jahren wie eine gewittergeladene Drohung am Himmel eines Zeitalters hängt, das wir getrost dasuranerne nennen dürfen, nach­dem die Versuche mit anderen Metallen zu nichts geführt haben. Uran, das erinnert uns an Uranos, den Vater der Göttin der Liebe. Mehr aber noch an den Uranos Sohn Kro­nos, den Gott der Zeit, der seine eigenen Kin­der fraß.

Uran ist ein gefährliches Erz, unter seinen Strahlen welkt die Liebe dahin, ja, die Liebe Stirbt uns aus, wenn man den Urteilen der Enzyklopädien trauen darf. 1786, also etwa zu einer Zeit, als Goethe denWerther schrieb, opferte ein englisches Lexikon dem Wort Liebe fünf volle Folioseiten, demAtom ganze vier Zeilen. Das gleiche Werk erschien nach dem Kriege neu, mit fünf SeitenAtom, das romantische Wörtchen Liebe taucht nicht mehr darin auf. Denn was ist Liebe? Kann sie eine Turbine betreiben, vermag sie eine Rakete zu den Sternen zu schleudern? Sterne? Ja, da war sie einmal zu Hause, die Liebe, als der Hans seiner Grete die Sterne vom Himmel holen wollte, wunderbar einfältig, so beglückend naiv seit Sappho, Catull und Ro­meo, bis zu dem Pärchen im Heu auf der nächtlichen Sommerwiese.

Ist dieses Glück vorbei? Die Enzyklopädien registrieren Liebe nicht mehr. Wovon sie wohl flüstern werden, die Liebespaare des Atom­zeitalters?Die Sterne, Liebling? Welchen willst du besuchen, den Aldebaran? Komm, steig ein, wir fliegen zu ihm. Vielleicht wer­den sie ihn erreichen, seis drum. Hier unten auf der guten Erde wird der altmodischen Liebe auch dann noch ein Glühwürmchen im dunklen Gebüsch genug sein zum GbVk.

BeimBrüderlichen Fest der deutsdien Stämme

Die Trachtengruppe Bad Liebenzell bei der

1. Deutschen Trachtenrooche

Gespannt und voller Erwartung waren die 25 Liebenzeller Teilnehmer in der heimat­lichen Tracht vor 14 Tagen abgefahren, um als Vertretung des ganzen Schwarzwaldes bei der 1. Deutschen Trachtenwoche in Neu­stadt (Holstein) an der Ostsee teilzunehmen. Gestaltete sich bereits die Fahrt dorthin und der Empfang durch die dortige Bevölkerung zu einem fröhlichen Erlebnis, so waren die Tage dort ein Ereignis ganz besonderer Art. Aus ganz Deutschland, von Bayern, dem Westen, dem verlorenen Osten, von Mittel­deutschland und aus dem ganzen Norden waren Trachtengruppen zusammengekom­men, um an diesembrüderlichen Fest aller deutschen Stämme, so wurde es genannt, teilzunehmen. Unter Beteiligung von Regie­rungsmitgliedern und einer vieltausendköp­figen Besucherzahl wurde die Woche auf dem Neustädter Marktplatz mit einer Begrüßungs­veranstaltung eingeleitet, in der jede Gruppe die Grüße ihrer Heimat an das gastgebende Holstein überbrachte und einen kurzen Aus­schnitt von der jeweiligen Eigenart ihrer Landschaft in Lied, Tanz oder Musik dar­stellte. In mehreren Veranstaltungen der dar­auffolgenden Tage war dann noch genügend Gelegenheit geboten, in einem noch größeren Rahmen das ganze Können der vielen Trach­tengruppen zu zeigen. Die Schwarzwälder versuchten dabei, mit Volkstänzen und Volks­liedern oder auch mit einem fröhlichen Wort für die eigene schöne Heimat zu werben und durften jedesmal und überall reichen Beifall ernten.

Große Mühe hatte sich die Festleitung ge­macht, um allen Trachtenteilnehmern einen Einblick ins Holsteiner Land, in die Beson­derheiten seiner Landschaft, seiner Seen, seiner Städte und Dörfer und deren Bevöl­kerung zu gewähren. Besonders eindrucks­voll waren die Besichtigung der alten Hanse­stadt Lübeck und ein Besuch im Ostseebad Travemünde. Die größte Ueberraschung aber War neben dem guten und kameradschaft­lichen Einvernehmen mit den anderen Trach­tengruppen das herzliche Verhältnis zur Hol­steiner Bevölkerung. Ihre Höflichkeit, Bereit­willigkeit und Zuvorkommenheit werden alle Teilnehmer dauernd im Gedächtnis behalten. Die einzelnen Familien hatten sich gegensei­tig überboten, um ihren Trachtengästen, für welche sie fast durchweg Freiquartiere ge­währten, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. So war es nicht ver­wunderlich, wenn am Ende allen der Ab­schied von Neustadt, seiner Ostsee und von ganz Holstein recht schwer gefallen ist.

Mit einer erhebenden Schlüßfeier am letz­ten Samstagabend fand die Trachtenwoche ein schönes Ende. Mit dem Versprechen, be­stimmt im nächsten Jahre wiederzukommen, wurde geschieden. Die Schwarzwälder und Liebenzeller kehren mit einer selten schönen Erinnerung zurück und hoffen, ihre Heimat in der alten Tracht würdig vertreten zu haben.

Bad Teinach übers Wodienende

Bad Teinach. Heute abend findet eine festliche Illumination der Kuranlagen und der Kurgebäude statt. Tausend bunte Licht­becher und Girlanden werden wieder wie vor 6 Wochen unser Bad verzaubern. Anschlie­ßend ist Tanz im Hotel zumHirsch. Sonn­tagabend folgt eine große Internationale Mo­denschau im Kurhaussaal des Bad-Hotels. Es conferiert der bekannte Ansager Heinz Goedecke (Berlin). Anschließend ist Tanz im Kursaal. Sämtliche Hotels und Pensionen ind z. Z. belegt.

Aus dem Calwer Gerichtssaal

Sie tranken den Wein aus der Milchkanne

ImHirsch war eine Hochzeitsgesellschaft. Da es dort zu voll war, verzogen sich Karl und Jakob, die aus einer Nachbarortschaft gekommen waren, in dieKrone. Hier war es jedoch nicht viel besser. Der Andrang und der Verbrauch war so groß, daß die Bedie­nung nicht mehr schnell genug bedienen konnte. Die Stimmung war mit jedem Viertele gestiegen und Jakob und Karl waren schon leicht angeheitert. Als sie aber dann zu lange warten mußten bis ihr Glas wieder voll war, beschlossen die beiden, sich ihren Wein selbst zu besorgen. Sie gingen hinaus in die Küche, organisierten eine Milchkanne und stiegen in den Keller hinab, wo sie auch im Lichte ihres Feuerzeuges sofort mit sicherem Instinkt das richtige Faß fanden. Der Durst konnte nun­mehr gelöscht werden. Mit gefüllter Kanne stiegen die beiden wieder nach oben, riefen noch zwei Kameraden und ließen vor dem Hause die Kanne kreisen, die etwa 5 Liter faßte. Anstatt sich nun mit der Kanne in die Wirtschaft zu begeben und den Wein zu be­zahlen, marschierten die vier Angesäuselten wieder in denHirsch, wo die Kanne schließ­lich vollends geleert wurde. Wie die Kanne dann schließlich in den Nachbarort kam, blieb ungeklärt. Hier klaffte eine breite Erinne­rungslücke, die dem Gericht nur zu verständ­lich war. Wäre die Milchkanne aber nicht vermißt worden, wäre der Weindiebstahl viel­leicht gar nicht bemerkt worden. Die vier Kameraden, die den Wein getrunken hatten, hätten nicht daran gedacht, diesen auch zu bezahlen. Sie mußten bestraft werden, wenn sie auch inzwischen die Wirtin für den ge­trunkenen Wein reichlich entschädigt hatten. Mundraub kam nicht in Frage, da die Wein­menge hierfür zu groß und der Wein auch nicht gerade von geringem Wert war. Jakob und Karl wurden zu Geldstrafen von je 20 DM verknackst. Die beiden andern, die genau ge­wußt hatten, daß der Wein gestohlen war, erhielten Geldstrafen von je 15 DM aufge­brummt.

3 Termine wegen eines Strafzettels über 10 DM

Niemand sage, er habe nicht genügend Ge­legenheit, um sich zu verteidigen, zu seinem Recht zu kommen. Oskar hatte einen Straf­zettel über 10 DM bekommen und fühlte sich im Unrecht. Er erhob Einspruch und benannte einen Zeugen, der zu seinen Gunsten aussagen würde. Das Gericht mußte insgesamt dreimal Zusammenkommen, da der Zeuge nie erschien. Beim dritten Mal klappte es. Die Sache konnte verhandelt werden. Oskar hatte in einer Kurve an der gefährlichsten Stelle seinen Wagen abgestellt. Der Polizeibeamte hatte den Wagen stehen sehen und hatte einen des Wegs kom­menden Bekannten darauf aufmerksam ge­macht. Nun behauptete der Angeklagte, er hätte nicht an der in der Zeichnung des Poli­zeibeamten festgehaltenen Stelle geparkt, son­dern vor der Kurve. Dies sollte auch der von ihm benannte Zeuge, ein Viehhändler, mit

welchem der angeklagte Metzgermeister an dieser Stellen gesprochen haben wollte, be­zeugen. Nach eindringlicher Ermahnung zur Wahrheitsangabe sah jedoch Oskars Zeuge davon ab, sich festzulegen und vielleicht einen Meineid zu schwören. Das war ihm die Sache denn doch nicht wert. Er konnte sich auf einmal\ nicht mehr richtig erinnern. Oskars Verteidigung war zusammengebrochen. Er mußte bestraft werden. Da er genau gewußt haben mußte, daß er sich strafbar gemacht hatte, war es mit der Langmut des Gerichts vorbei. Aus den 10 DM wurden 25.

Im Gestrüpp der Bestimmungen

Für die Omnibusunternehmer ist es all­mählich nicht mehr leicht, sich in dem dichten Gestrüpp der für sie geltenden Bestimmungen zurechtzufinden. Es wäre durchaus zu be­grüßen, wenn bald ein neues Gesetz in dieser Richtung herauskommen würde. Es würde zu weit führen, die einzelnen Verfehlungen eines Omnibusunternehmers aufzuzählen. Er, be­ziehungsweise sein Fahrer, der ebenfalls auf der Anklagebank saß, hatte im Grunde ge­nommen jede Gelegenheit erfaßt, um Geld zu verdienen. Dabei hatten sie nicht jedesmal die erforderlichen Genehmigungen. Der Om­nibusunternehmer wurde schließlich zu fünf Geldstrafen von insgesamt 180 DM, der Fah­rer zu zwei Geldstrafen von insgesamt 15 DM verurteilt. Im Urteil wurden hierbei nicht weniger als 6 verschiedene Gesetze angeführt.

Nur Hautabschürfungen

Nennenswerter Sachschaden war nicht ent­standen bei dem Unfall. Lediglich einige un­bedeutende Hautabschürfungen blieben übrig. Der Unfall hatte sich bei einer Tankstelle in der Stuttgarterstraße ereignet. Ein Pkw wollte dort tanken und stellte deshalb seinen linken Winker heraus, da er aus Richtung Stuttgart die Straße herabkam. Als der Fahrer jedoch einen Motorradfahrer in seinem Rückspiegel bemerkte, wurde er unsicher und fuhr wieder von der Straßenmitte aus rechts heran, ver­gaß aber hiebei, den linken Winker wieder herein und den rechten herauszustellen. Der Motorradfahrer, der den Pkw hatte links ein­biegen lassen wollen, konnte nun nicht mehr wie beabsichtigt an der rechten Seite des Pkws vorbei, trat auf die Bremsen und riß das Steuer links herum. Er konnte es aber nicht verhindern, daß er mit dem Pkw noch leicht zusammenstieß.

Beide Fahrer hatten sich strafbar gemacht. Der Pkw-Fahrer hätte seine Fahrtrichtungs­änderung anzeigen müssen und der Kradfah­rer hätte entweder langsamer fahren oder einen größeren Abstand halten müssen. Die größere Schuld hatte zweifellos der Pkw- Fahrer, weshalb er zu der Geldstrafe von 15 DM verurteilt wurde. Der Kradfahrer da­gegen kam mit einer Geldstrafe von 10 DM davon.

Unsere Kreisgemeinden berichten

Breitenberg. Am Dienstag konnte Landwirt Jak. Bätzner das Fest seines 79. Ge­burtstages feiern. Jakob Bätzner ist trotz seines hohen Alters auch heute noch sehr rüstig und nimmt am Tagesgeschehen nicht nur in seiner Gemeinde regen Anteil. Wir gratulieren!

Nagold. Der VfL. Nagold veranstaltet morgen nachmittag ab 14 Uhr auf dem Fest­geländeam Kleb ein Sommerfest.

Walddorf. Seit 10 Tagen befindet sich hier eine Jungschar des Evgl. Jungmänner­werks Stuttgart. Es handelt sich um 55 Jun­gen aus Heslach und Botnang, die mit ihren Führern im hiesigen Pfarrhaus untergebracht sind. Von der Gemeindeverwaltung wurden die Schulküche sowie der Gemeindesaal zur Verfügung gestellt.

Gündringen Am Sonntag fiel das fünfjährige Mädchen vom Bäckermeister Geißler einem schrecklichen Unfall zum Op­fer. Das Kind befand sich bei seinen Groß­eltern auf dem Dürrenhardter Hof. Während das Kind spielte, löste sich ein schadhaftes Scheunentor durch einen Windstoß aus sei­ner Befestigung und fiel auf das ahnungslose Kind, das kurz darauf an den erlittenen schweren Verletzungen starb.

Altensteig. Bei den Wegarbeiten im Schnaitbachtal brach bei einer Felssprengung der Weg ein und es entstand ein JCinstieg- loch in eine Felsspalte. Geologische Unter­suchungen ergaben, daß es sich um Kluft am Hang handelt, wie sie im Buntsandstein vorkommt. Die Kluft ist sehr eng und ist teilweise verschüttet. Sie erstreckt sich über eine Strecke von etwa 8 m.

W i 1 d b a d. Dr. med. Karl Bätzner, ein Sohn des früheren Bürgermeisters der Stadt, hat die Absicht, ein eigenes Krankenhaus in Wildbad einzurichten, welches er als Fach­chirurg selbst leiten will. Vorgesehen ist das leider noch von der Besatzungsmacht belegte Gebäude der Parkvilla in der Bätznerstraße. Es soll nach Freigabe für 30 Betten ausge­baut und als Klinik organisch entwickelt werden, so daß Wildbad in 10 bis 15 Jahren ein vollwertiges Krankenhaus hätte. Der Vorschlag Dr. Bätzners hat bei der Stadtver­waltung starken Anklang gefunden.

Sprollenhaus. Auf der Strecke Enz- klösterle Strollenhaus stießen zwei Per­sonenkraftwagen zusammen, von denen der eine aus unerklärlichen Gründen auf die linke Fahrbahnseite abgekommen war. Sämt­liche Insassen der eine Wagen war mit vier, der andere mit drei Personen besetzt erlitten Verletzungen. Vier davon mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Neuenbürg. Hier konnten drei junge Leute festgenommen werden, die zahlreiche

Diebstähle von Buntmetallen auf dem Ge­wissen haben. Sie schreckten auch nicht da­vor zurück, ihre Beutezüge sogar auf den alten Friedhof an der St. Georgskapelle aus­zudehnen und montierten dort an verschie­denen Grabmälern Metallornamente wie Ur­nen, Leuchter und ähnliches ab.

Birkenfeld. Die Bundesstraße 294 Pforzheim Wildbad (Wildbader Straße) wird bis einschließlich Montag wegen Bau­arbeiten auf Gemarkung Birkenfeld für den gesamten Fährverkehr gesperrt. Die Umlei­tung erfolgt über die alte Pforzheimer Str.

Conweiler. Am Donnerstagvormittag suchte die 48jährige ledige Rosa Schönthaler im hiesigen Feuerwehrteich den Tod. Sie konnte nur noch als Leiche geborgen werden. Der Anlaß zu der tragischen Tat dürfte in seelischer Depression zu suchen sein.

Dobel. Im hiesigen Revier des Forst­amtes Neuenbürg wurden in einem Saufang nicht weniger als 20 Frischlinge, die Nach­kommenschaft wohl von drei Bachen, mit dem stattlichen Einzelgewicht bis zu 15 kg zur Strecke gebracht. Die Bachen waren leider noch rechtzeitig dem gleichen Schick­sal entgangen.

Blick über die Kreisgrenzen

Pforzheim. Die Buckenberg-Kaserne wurde zu Ehren des am 12. Mai 1940 gefalle­nen früheren Regimentskommandeurs Oberst Burnol von den Franzosen inBurnol- Kaserne umbenannt. Es wurde eine Gedenk­tafel zu Ehren der Gefallenen enthüllt. Der Oberkommandierende der französischen Trup­pen in Deutschland, General Guillaume, nahm eine Parade des Regiments ab.

Pforzheim. Ein 62 Jahre alter Mann nahm sich in seinem Garten das Leben, in­dem er sich mit einem Karabiner durch den Kopf schoß. Wie der Polizeibericht meldet, wurden in der Gartenlaube des Toten noch ein Stockgewehr, drei Pistolen und verschie­dene Gewehrmunition vorgefunden.

Horb. Am Dienstag trafen einige heimat- vertriebene Familien mit insgesamt 37 Per­sonen für den Kreis Horb ein. Die Heimat­vertriebenen wurden, da ein großer Teil be­reits in Tübingen seinen Arbeitsplatz hat, vorwiegend in Bieringen und einigen Gäu­gemeinden untergebracht. Die Unterbringung machte erhebliche Schwierigkeiten.

Freudenstadt. Die Stadt Freudenstadt hat beim großen Festzug in Bühl, wo am Sonntag das Zwetschgenfest gefeiert wurde, mit einem Festwagen teilgenommen, der mit zahlreichen Blumen geschmückt war.

12goldene Tips für Pilzfreunde

1. Wer glaubt, nach Merkregeln ein guter Pilzkenner werden zu können, läßt seine Hände besser weg von den Pilzen.

2. Allgemeine Merkregeln über Eßbarkeit und Giftigkeit der Pilze gibt es nicht; daß die Probe mit der Zwiebel oder mit dem silbernen Löffel zutreffend sein soll, ist ein Märchen.

3. nur solche Pilze, die du ganz genau und als unschädlich kennst.

4. Der Anfänger sammle nur die bekann­testen Arten, wie Pfifferlinge und Steinpilze, die bei genauem Hinsehen gar nicht ver­wechselt werden können. Achte aber dar­auf, den Steinpilz nicht mit dem bitteren Gallen-Röhrling zu verwechseln.

5. Was du nicht kennst, lasse ruhig im Walde stehen. Nur Rohlinge treten alle Pilze um oder zerschlagen sie.

6. Der Pilzreichtum unserer Heimat und die Artenzahl ist größer, als meist angenom­men wird. Nur leichtsinnige Prahlhänse kennenalle Pilze. Der Steinpilz zum Bei­spiel hat etwa 50 ähnlich aussehende Ver­wandte. Blätterpilze, Verwandte des Cham­pignon, gibt es bei uns etwa 1500 verschie­dene Arten, deren Genußwert bei weitem noch nicht wissenschaftlich erforscht ist.

7. Sammle stets nur frische Pilze. Durch­wässerte, zu alte, laß im Walde zurück.

8. Benutze als Sammelbehälter einen Korb oder Kasten, damit die Pilze nicht zerdrückt werden und sich nicht erhitzen.

9. Pilze enthalten zu 90 Prozent Wasser und sind leicht verderblich. Sofort nach der Heimkehr putzen und zubereiten, kühl und luftig lagern.

10. Pilzspeisen müssen gut gekaut werden, denn sie sind schwer verdaulich. Abends sind größere Pilzmahlzeiten nicht zu emp­fehlen.

11. Die meisten Pilzvergiftungen werden durch den grünen Knollenblätterpilz hervor­gerufen, der leichtsinnigerweise als Cham­pignon angesehen wurde.

12. Bei den geringsten Anzeichen einer Pilzvergiftung sorge .man für sofortige und gründliche Entleerung des Magens durch Brech- und Abführmittel. Und dann sofort zum Arzt!

Versdiiedene Zweimarkstücke im Umlauf

Im Zahlungsverkehr werden häufig Zwei- Mark-Münzen angetroffen, bei denen die Buchstaben der Rundbeschriftung, im Gegen­satz zu anderen Münzen gleichen Wertes, von der Vorderseite aus betrachtet auf dem Kopf stehen. Diese Verschiedenartigkeit ist auf technische Vorgänge während des Prägens in den Münzstätten zurückzuführen. Beide Münzarten sind echt und umlauf fähig. Wenn Zweifel an der Echtheit einer Münze zu fünf­zig Pfennigen, einer Mark und zwei Mark bestehen, so empfiehlt es sich, die Randbil­dung der Münze zu beachten. Die gute Nach­ahmung der Randbildung bereitet dem Fäl­scher besondere Schwierigkeiten, so daß er sich gewöhnlich mit einer glatten oder plump ausgearbeiteten Randform begnügt. Das Fünf- zig-Pfennig-Stück hat einen geriffelten Rand, der Rand des Ein-Mark-Stückes zeigt Ara­besken, der des Zwei-Mark-Stückes die In­schriftEinigkeit und Recht und Freiheit.

Aufschlußreiche Fremdenverkehrsstatistik

Die Ziffern der amtlichen Fremdenverkehrs­statistik im Gebiet des Landesverkehrsverban­des Württemberg weisen in den ersten zwei Monaten des Sommerhalbjahres 1951 eine Stei­gerung in Höhe von rund 20 % gegenüber dem Vorjahr auf, der Ausländerverkehr hat sogar um 30% zugenommen.

Interessant ist ein Vergleich der Gesamt­ziffern des Fremdenverkehrs im Süden und Südwesten Deutschlands. Während das Land Bayern in der Zeit vom 1. April 1950 bis zum 31. März 1951 (Sommerhalbjahr 1950 und Win­terhalbjahr 1950/51) 2,738 Millionen Gäste mit 10,701 Millionen Uebernachtungen zählte, wurden in den 3 Ländern des Südweststaate* 2,886 Millionen Gäste mit 10,452 Millionen Übernachtungen registriert. Die Zahl der Aus­landsgäste belief sich in Bayern auf 187 064 bei 775 000 Übernachtungen, in den 3 süd­westdeutschen Ländern dagegen auf 238 909 Gäste mit 496 657 Übernachtungen.

Stellt man diese Ziffern der 4 Länder im Süden und Südwesten Deutschlands denen der übrigen deutschen Länder gegenüber, so ist festzustellen, daß die rund 5,6 Millionen Gäste mit 21,1 Millionen Uebernachtungen im Süden und Südwesten mehr als die Hälft« des gesamten Gäste- und Uebernachtungs- verkehrs der Bundesrepublik Deutschland aus­machen. Von den im Sommerhalbjahr 1950 gezählten 1,5 Millionen Ausländerübernach­tungen entfielen sogar 60% auf die Länder Bayern, Baden und Württemberg einschließ­lich Hohenzollern. :

Die Kündigung war berechtigt

Einen interessanten Fall hatte kürzlich das Arbeitsgericht in Reutlingen zu entschei­den. Eine Stenotypistin hatte sich krank ge­meldet und war vom Arzt auch krank ge^- schrieben worden. Während ihrer Rekon­valeszentenzeit wurde sie nun nachts um zwei Uhr in einer Bar gesichtet, wo sie einen keineswegs leidenden Eindruck machte. Der Arbeitgeber kündigte ihr darauf fristlos. Die Stenotypistin beantragte beim Gericht, das Arbeitsverhältnis aufrechtzuerhalten. Nach­dem sie den vom Arbeitgeber bei Krankheit für sechs Wochen weiterzuzahlenden Lohn zu ihren Extratouren in der Bar verwendet hat, sah das Gericht die fristlose Kündigung als berechtigt an und begründete sein Urteil damit, daß eine Stenotypistin einen gehobe­nen Beruf ausübe und deshalb zu besonderer Treuepflicht gegen ihren Betrieb verpflich­tet sei.