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STADT UND LAND

HEIMATBLATT FÜR

FREITAG, 17. AUGUST 1951

ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG

7. JAHRGANG/NR. 127

Dulles: Japan erhält den Frieden auch bei sowjetischer Störung

34 Nationen zur San-Franzisko-Konferenz / Revidierter Entwurf veröffentlicht

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Die eine und die andere Seite in Korea: Die Vereinten Nationen setzen ihre Luftangriffe auf das rote Hinterland in verstärktem Maße fort. Unser Bild zeigt einen amerikanischen Feldwebel, der die UN-Flagge auf einer abgeschossenen rotchinesischen Jagdmaschine setzt. Rechts übergibt wäh­rend der Waffenstillstandsverhandlungen in Käsong ein nordkoreanischer Offizier einem ameri­kanischen Leutnant eine Karte, auf der die von den Kommunisten gewünschte Pufferzone ein­getragen ist. AP

Bemerkungen zum Tage

WASHINGTON. Der amerikanische Sonder­botschafter John Foster Dulles führte in ei­ner großen Rundfunkansprache in Washington aus, es lägen Anzeichen dafür vor, daß mehr als die Hälfte der nach San Franzisko eingela­denen Staaten den Friedensvertrag mit Japan zu unterzeichnen beabsichtigten. 31 der 52 zur Teilnahme eingeladenen Partner hätten sich bereits angesagt. Dulles bezweifelte, daß die Sowjetunion mit der Annahme der Einladung zur Konferenz einen Beweis der Aufrichtigkeit geliefert habe. Man wisse nie, welche Absich­ten sie verfolge. Sollte die Sowjetdelegation in San Franzisko aber versuchen, die Verhand­lungen zu stören, so werde sie keinen Erfolg haben. Die Aufforderung, an der Friedens­konferenz teilzunehmen, stelle die Einladung dar, den Frieden mit Japan zu den Bedingun­gen abzuscfaließen, die der gegenwärtige Ver­tragsentwurf nenne.

Dulles, der im Aufträge der USA-Regierung den Entwurf zum japanischen Friedensvertrag ausgearbeitet hat, wies darauf hin, daß der am Mittwoch veröffentlichte revidierte Vertrags­entwurf gegenüber dem ersten Plane keine entscheidende Änderung aufweise. Der Frie­densvertrag mit Japan enthalte keine Straf­bestimmungen und sei auch nicht diskriminie­rend. Er werde die Würde und Gleichberech­tigung Japans wiederherstellen und seine Auf­nahme in die Gemeinschaft der Nationen er­möglichen.

Neu an dem jetzt veröffentlichten Entwurf ist die ausdrückliche Anerkennung der japani­schen Souveränität. Die betreffende Klausel lautet:Die alliierten Mächte erkennen die volle Souveränität des japanischen Volkes über Japan und seine Territorialgewässer an. Im Artikel über die Reparationsleistungen wird an der Verpflichtung Japans zu Reparations­zahlungen im Grundsatz festgehalten, jedoch gleichzeitig anerkannt, daß Japan zurzeit zu angemessenen Reparationszahlungen nicht im­stande sei. (Burma und die Philippinen hatten

TEHERAN. Der Sonderbeauftragte Präsi­dent Trumans, Averell Harriman, unter­nahm gestern nachmittag einen neuen Versuch, die festgefahrenen britisch-persischen Erdöl­verhandlungen in Teheran wieder in Fluß zu bringen. Harriman sprach beim Schah vor, um ihn dazu zu bewegen, seinen mäßigenden Ein­fluß auf das Kabinett geltend zu machen.

Aus amerikanischen Kreisen in Teheran verlautet, Harriman wolle die Perser überzeu­gen, daß die britischen Vorschlägewahr­scheinlich das Beste sind, was die Perser er­zielen können. Die nächste Sitzung der briti­schen und persischen Erdöldelegation wird vor­aussichtlich erst morgen stattfinden. Inzwi­schen verhandeln nur technische Sachverstän­dige.

Die kritische Lage spiegelt sich in den wi­dersprechenden Erklärungen beider Seiten wi-

Aufiebende Kampftätigkeit

Demarkations-Ausschuß gebildet

KÄSONG. Auf der 26. Sitzung der Waf­fenstillstandskonferenz in Käsong erklärte sich gestern die kommunistische Delegation mit dem am Vortag von dem UN-Chefdelegier- ten Admiral Jojf gemachten Vorschlag ein­verstanden, einen Unterausschuß zur Überwin­dung des toten Punktes in der Frage der De­markationslinie einzusetzen. Der vierköpfige Ausschuß je zwei Mitglieder beider Parteien

wird heute zum ersten Male Zusammentref­fen. Wie verlautet, werden die vollen Dele­gationen erst wieder Zusammenkommen, wenn sich der Unterausschuß über eine Demarka­tionslinie geeinigt haben sollte. Die Kampf­tätigkeit lebte etwas auf. Vor allem aber flogen die alliierten Luftstreitkräfte äußerst schwere Angriffe auf das kommunistische Hin­terland.

An allen Abschnitten der Front trafen alli­ierte Späh- und Stoßtrupps auf starken kom­munistischen Widerstand. In zwei Wellen wur­de Pjöngjang von 350 schweren Bombern an­geflogen. Nach kommunistischen Meldungen beläuft sich die Zahl der roten Verluste in der nordkoreanischen Hauptstadt auf 1500 Tote und etwa 2000 Verletzte.

Pas alliierte Hauptquartier General R i d g - wäys in Tokio erklärte am Mittwoch, die Streitkräfte der Vereinten Nationen würden

falls es sich als'notwendig erweisen sollte die Kommunisten aus Korea vertreiben und vernichten. Hauptziel der Vereinten Nationen in Korea sei die Wiederherstellung von Be­dingungen, die es dem koreanischen Volk ge­statteten, die Probleme zu besprechen, die durch die Teilung entstanden seien.

Reparationen verlangt.) Der neue Entwurf ver­pflichtet Japan schließlich, Friedensverträge mit Staaten zu schließen, die wie Vietnam, Laos und Kambodscha am Kriege im Femen Osten beteiligt waren, jedoch seinerzeit noch keine Selbständigkeit genossen. Damit ist den fran­zösischen Einwendungen Rechnung getragen.

Eine Klausel, die sich auf Deutschland be­zieht, sieht vor, daß die japanische Regierung vorbehaltlich der Gegenseitigkeit auf alle An­sprüche Schulden eingeschlossen gegen Deutschland und die deutschen Staatsbürger verzichtet. Ausgenommen sind nur Ansprüche, die sich aus Abmachungen vor dem 1. Septem­ber 1939 herleiten, sowie Ansprüche, die sich aus den Beziehungen zwischen Japan und Deutschland nach dem 2. September 1945 er­geben.

Der Außenminister der Chinesischen Volks­republik, Chau En-lai, lehnte am Mittwoch in einer Rede über den Pekinger Rundfunk den gegenwärtigen Entwurf zum Friedensvertrag mit Japan ab. Der Entwurf verletze internatio­nale Abmachungen, da die Volksrepublik China zu der San Franzisko-Konferenz nicht eingela­den worden sei.

Die indische diplomatische Mission In Tokio bezeichnete in einer amtlichen Erklärung Be­richte als unbegründet, wonach Indien nicht an der Konferenz von San Franzisko über den ja­panischen Friedensvertrag teilnehmen wolle. Am Dienstag war aus Tokio verlautet, Indien werde mit Japan einen Separatfrieden schlie­ßen. Indien kritisierte am vorliegenden Ent­wurf die Nichtrückgabe Formosas an China, weiter den Verbleib der Riu-Kiu-Inseln und der Bonin-Inseln bei Japan.

Der stellvertretende sowjetische Außenmini­ster Gromyko wird voraussichtlich morgen seine Reise nach San Franzisko zur Teilnahme an der Japan-Friedenskonferenz antreten. Er wird über Paris, New York und Washington reisen, wo er sich jeweils einige Tage aufhal­ten wird.

der. Aus den Darstellungen ergibt sich nur: Die britische Regierung hat eineZusam­menarbeit auf der BasisBesitz persisch, Ab­satz britisch mit einer gemischten Betriebs­gesellschaft als Bindeglied vorgeschlagen. Auch die Raffinerie von Abadan würde also auf die staatlich-persische ölgesellschaft, die NIOC, übergehen, welche Konzession in London über­raschte.

Die Perser lehnen die Einschaltung einer besonderen Gesellschaft zwischen Besitz und Vertrieb ab und möchten unmittelbar aus der Produktion heraus an die Verkaufsorganisation liefern. Auf der anderen Seite legen sie auf das Weiterarbeiten der britischen Techniker Wert. Der britische Stab wiederum verlangt die Zwischeninstanz und will nicht unter rein persischer Leitung arbeiten.

Der finanzielle Ertrag für Persien würde in dem Preis liegen, den die Verkaufsgesellschaft der Besitzgesellschaft zahlen soll, nicht in der Teilung des Gewinns, wie ursprünglich vor­gesehen war. Auf diese Weise würden die ge­samten Einnahmen der NIOC der persischen Regierung zufließen. Diesem Vorteil stände aber der Nachteil gegenüber, daß der Über­nahmepreis für das öl ausgehandelt werden müßte. Bei jeder neuen Preisverhandlung könnte so aber der gesamte Ölkonflikt von neuem aufgerollt werden.

BONN. Zu den im Anschluß an ein Presse­interview des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzen- den Heinrich v. Brentano entstandenen Ge­rüchten über eine unmittelbar bevorstehende Amerikareise Bundeskanzlers Dr. Adenauer zur direkten Fühlungnahme mit Präsident Truman teilte ein Sprecher des USA-Außen- ministeriums inzwischen mit, bisher sei von der amerikanischen Regierung noch nichts für einen solchen Besuch unternommen worden. Es sei keineswegs notwendig, Fragen, die mit einem deutschen Verteidigungsbeitrag Zusam­menhängen, in Washington zu diskutieren. Auch zuständige Stellen des Auswärtigen Am­tes in Bonn erklären, daß bisher für Bundes­kanzler Adenauer keine Einladung der ameri­kanischen Regierung zu einem Besuch in Wa­shington eingegangen sei.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende v. Brentano selbst meinte, seine Äußerungen über die Reise des Bundeskanzlers nach den USA seien miß­verstanden worden. Am Mittwoch hatte v.

Unter die Gürtellinie

hr. Der französische Hohe Kommissar in Deutschland, Frangois-Poncet, hatte jüngst in einer Rede vor Besatzungsbeamten in seiner vornehm-literarischen Weise, die ihm schon im Vorkriegs-Berlin einen gewissen Namen ver­schafft hatte, an denjenigen deutschen Kreisen Kritik geübt, die sich mit den letzten einseitigen Schritten der Alliierten Be­satzungskosten und Kohlenexportquoten nicht anfreunden wollten. Er verglich dabei Dr. Kurt Schumacher mit Dr. Faust; ungefähr in dem Sinne, daß Schumacher niemals zufrie­den sei. Schumacher solle doch an das Elend der Displaced Persons (die verschleppten Per­sonen) denken. Francois-Poncet ist gewiß ein eleganter Fechter mit Worten. Aber hier hatte er sich mit einem Gegner eingelassen, der sich über alleRegeln der diplomatischen Florettkunst hinwegsetzt und dafür zum Knüppel greift. Was die Displaced Persons angehe, so sei Fran- gois-Poncet in den Augen der Deutschen schon lange eineMisplaced-Person, eine Person am falschen Platze. Und dann rechnet Schu­macher mit diesem misplaced Frangois-Poncet im Kasemenhofton ab. Er vergißt ihn auch nicht zu guter Letzt noch unter der Gürtellinie zu treffen, indem er ihm einen Waggon Prali­nen vorhält, den jener, laut Hitler inHitlers Tischgespräche, habe aus Frankreich kommen lassen, um seine Beziehungen in Berlin auf diese süße Weise zu befestigen.Es steht dem ganzen deutschen Volk bis über den obersten Kragenknopf, die pädagogischen Reden seiner Erzieher zu hören, von denen es weiß, daß ihre Beurteilung der politischen Situation 20 Jahre hindurch falsch gewesen ist.

Soweit Kurt Schumacher. Hier ist die Spra­che gewiß nicht mehr da, um die Gedanken zu verschleiern. Das versteht jeder. Man sollte auch die Attacke Schumachers auf den Hohen Kommissar nicht zu tragisch nehmen. Schu­macher ist impulsiv. Noch falscher aber wäre, sie zu bagatellisieren, denn sie bringt die Stimmung zum Ausdruck, der die Bundesregie­rung heute zwar noch widersteht, vor der sie aber schon morgen vielleicht, wenn sich die Haltung der Alliiertöl in lebenswichtigen Fra­gen nicht ändern sollte, kapitulieren muß.

Gesamteuropäischer Rahmen?

jk. In wirtschaftspolitischen Fragen haben die USA gelegentlich gegenüber der Bundes­republik einen erfreulich sachlichen und neu-

Brentano vor Pressevertretern erklärt, der Bundeskanzler trage sich mit dem Gedanken, nach Washington zu reisen, um dort in direk­ten Verhandlungen mit der amerikanischen Regierungdie vordringlichsten politischen deutschen Probleme einer Lösung näher zu bringen. Vorher werde der Kanzler aber auf alle Fälle noch London besuchen. Eine Lösung derumstrittenen und heiklen Probleme, wie der Frage der Besatzungskosten, der Ablösung des Besatzungsstatuts durch Verträge und des deutschen Verteidigungsbeitrags könnte am besten in direkten Gesprächenvon Regierung zu Regierung in Washington herbeigeführt werden.

In dem gleichen Interview bestätigte v. Bren­tano, daß eine Änderung der bisherigen Politik der Bundesregierung nicht beabsichtigt sei. Er glaube nicht, daß eineandere Politik als die bisherige der verständnisbereiten und ver­ständnisvollen Aufgabenerfüllung im Rahmen der westlichen Welt möglich sei.

tralen Standpunkt eingenommen. Daß sie in einem so fundamentalen Problem wie der Kohlenexportquote von dieser Linie anläß­lich der kürzlichen Verhandlungen der Ruhr­behörde abgegangen sind, mußte zwar ent­täuschen und überraschen, konnte aber im­merhin noch mit politischen Rücksichten er­klärt werden.

Unerklärlich dagegen erscheint, wenn von Washington aus nun auch noch der Versuch gemacht wird, die amerikanische Haltung in der Frage des Kohlenexports mit dem Hin­weis auf den europäischen Gedanken logisch zu begründen, wie das in diesen Tagen durch einen Sprecher derStimme Amerikas geschehen ist. Und geradezu unerträglich ist, wenn damit sogar der Vorwurf verknüpft wird, daß diese gesamteuropäischen Erwägungen in der gegenwärtigen Debatte in Deutschland fast völlig zu fehlen scheinen.

Zur Sache muß sich der Kommentator der Stimme Amerikas sagen lassen, daß Frank­reich im 2. Quartal 1951 nur 1,53 Millionen t Kohle exportiert hat und England bei Förde­rungs- und Bevölkerungszahlen wie in der Bundesrepublik gar nur 1,24 Millionen' t. Die Bundesrepublik hat im 2. Quartal aber 6,14 Millionen t Kohle exportieren müssen nahe­zu das Fünffache des britischen Kohleexports.

Wo bleibt hier dergesamteuropäische Rah­men? Und was ist angesichts dieses Mißver­hältnisses von der Berechtigung britischer Kreise in Bonn zu halten, der Bundesrepublik die Kohlenrationierung nahezulegen, wie das soeben geschehen ist? Wir sind überzeugt, daß auch nach Einführung einer als Voraus­setzung für die Senkung der deutschen Export­quote verlangten Rationierung alles beim alten bleiben und andere Ausreden gefunden wür­den. Man will eben nicht, weil es so bequem ist, dort zu holen, wo man befehlen kann. Aber dieses eine muß doch wenigstens feststehen: wenn sich irgend jemand beklagen kann, daß bei den Entscheidungen der Ruhrbehörde den gesamteuropäischen Perspektiven nicht Rech­nung getragen wird dann ist es die Bun­desrepublik.

Der Zeitungskönig

lh. Der am Dienstag im Alter von 88 Jahren verstorbene amerikanische Zeitungskönig Wil­liam Randolph Hearst hatte seine Karriere zwar nicht als Schuhputzer oder Zeitungsjunge begonnen, aber sein Aufstieg ist dennoch im­ponierend genug. Mit 22 Jahren war es Hearst mit Hilfe des väterlichen Vermögens gelun­gen, in San Franzisko aus einem Abendblatt, das noch 300 Leser hatte, eine bedeutende Zei­tung zu machen. Von da ab kaufte er sich, von dem Willen zur Macht beseelt, eine Zeitung um die andere Als Vollblutjoumalist hatte er ei­nen natürlichen Instinkt für alles, was von dem großstädtischen amerikanischen Publikum ge­wünscht wird, und seine Zeitungsleidenschaf; hat ihn auch auf seinem langjährigen Kran­kenlager nicht verlassen. In seiner Villa in Be­verly Hills war er umgeben von Telefonen und Fernschreibern. Sobald sein Gesundheitszu­stand es ihm erlaubte, schreckte er die Redak­tionen seiner 25 Zeitungen, in denen insgesamt 31 000 Angestellte beschäftigt sind, mit The­menvorschlägen und mit scharfer Kritik auf.

Hearst schuf den Typ der Sensationspresse, und er führte in seinen Magazinen als erster den Buntdruck ein. Seine Kampagnen, die er in seinen Zeitungen eröffnete, waren höchst zwiespältiger Natur. Für und wider eine Sache lösten sich bei ihm ab. Er konnte interessie­ren, aber nicht überzeugen. Daß er in der Po­litik nichts erreichte, mag darauf zurückzu­führen sein, daß er selbst weder packend schreiben noch reden konnte. Seine Stärke war, die besten Journalisten aufzuspüren und sie seinem Zeitungskonzern einzugliedern.

Erneut auf dem toten Punkt

Noch ein Vorstoß Harrimans / Persien lehnt britischen Kompromißvorschlag ab

Vorerst nicht zu Truman

Adenauers Reisepläne noch unbestimmt /Von Regierung zu Regierung