Der Mittlere Osten schwimmt auf einemMeer aus Öl 66

Westeuropa braucht sk& keine Sergen zu machen Milliarden von Tonnen liegen noch unter dem Wüsentsand

Die Wirtschaftsexperten in aller Welt fra­gt n sich mit liecht, Inwieweit ein eventueller Ausfall der persischen Ölfelder und der Raf­finerien von Abadan sich auf die Industrien des westlichen Europas auswirken wird. Ist ein Zusammenbruch der Wirtschaft zu be­fürchten oder sind noch genügend andere Öl­quellen aus den reichen, schier unerschöpf­lichen Schätzen unter dem Wüstensand des Mittleren Ostens vorhanden? Nach der neue­sten Übersicht, die von Fachleuten kürzlich in den führenden Zeitungen der Weltpresse gegeben wurde, darf man diese Frage mit Ja beantworten. Westeuropa braucht sich keine Sorgen über den Verlust des iranischen Öls zu machen, wenn es einmal wirklich soweit kommen sollte, daß die Tankerflotten von Abadan in anderer Richtung fahren.

Die europäische Wirtschaft bezieht fünfzig Prozent ihrer Kraft- und Treibstoffe aus dem Mittleren Osten und verdankt ihre verhält­nismäßig schnelle Erholung von den Schäden des Krieges der erhöhten Produktion, die nach 1945 in den Gebieten der arabischen Länder und Persiens einsetzte. Aber sie kann auch ohne das öl Persiens existieren, da «Hein in den übrigen Ländern rund um den persischen Golf das Erdölvorkommen auf etwa 5,3 Milliarden Tonnen geschätzt wird, von denen heute, trotz gewaltiger Produk­tionszahlen, nur ein kleiner Teil sozusagen angekratzt" ist. Wenn die augenblickliche Ölgewinnung nur um dreißig Prozent erhöht wird, macht sie einen möglichen Ausfall Per­siens wett.

Die internationalen mächtigen Ölkonzerne in Saudi-Arabien, Irak und Kuweit, diesem geheimnisvollen Fürstentum mit den reich­sten öllagern der Welt, haben bisher die Pro­duktion bewußt in bestimmten Grenzen ge­halten, um den Weltmarktpreis zu stützen. Sie brauchen ihre Maßnahmen zur Drosse-

dan, das zur Zeit die größten Raffinerien der Welt auf einem Platz vereint, l*t keineswegs der einzige Ort im Mittleren Osten, von dem die Wirtschaft Westeuropas abhängig ist. Der alte Kontinent hat zwanzig Prozent der Gel­der aus der Marshal-Plan-Hüfe im Bau von eigenen, umfangreichen Raffinierien ange­legt, die mit ihrer hohen Kapazität jederzeit in der Lage sind, die anfallenden Mengen Rohöls auf den Reservoiren des Mittleren Ostens zu verarbeiten.

Während der Streit der Meinungen um das persische öl immer höhere Wogen schlägt, sind die arabischen Länder eifrig dabei, ihre Stellung gegenüber den Ölgesellschaften zu stärken. Sie haben nicht die Absicht, auch nun ihrerseits mit Maßnahmen zur Verstaat­lichung zu beginnen, doch üben sie einen wirksamen finanziellen Druck auf ihre Ge­schäftspartner aus. König Ihn Saud, der un­umschränkte Herrscher Saudi-Arabiens, schloß kürzlich einen Vertrag mit der Ara­bisch-Amerikanischen Ölgesellschaft, der ihm sein bisheriges Einkommen von jährlich 60 Millionen Dollar auf 95 Millionen erhöht. Seine wirtschaftliche und politische Macht steigt im gleichen Verhältnis wie die Mil­lionen in seinen Tresoren.

Die Vertreter Iraks Unterzeichneten in Bagdad und London Staatsverträge, die das Land mit einer Summe von 50 Millionen Dol­lar jährlich an der Ausbeutung seiner Öl­quellen beteiligt, die ein reiner Gewinn für die Staatskassen sind.

Die Regierungen der arabischen Staaten sehen in der augenblicklichen Lage auf dem ölmarkt eine gewisse Chance, mehr Einfluß auf die große Politik zu bekommen. Sie ge­

ben und nehmen, und bilden in vielen Fällen das Zünglein.an der Waage im Spiel der poli­tischen Kräfte um den so kostbaren Wüsten­sand und seine unterirdischen Schätze äh Erdöl auf der arabischen Halbinsel.

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Obwohl heute der Mittlere Osten neben den Erdölfeldern Amerikas und Rußlands elfte der Hauptversorgungsquellen der Welt ist, versuchen die Großmächte immer neue Quellen zu erschließen, um sich so weit wie möglich autark in ihrer Versorgung zu machen. So entdeckte man an der Küste von Britisch-Bomeo im Gebiet von Brunei 1945 reichhaltige Ölvorkommen, die heute bereits fünf Millionen Tonnen im Jahre Uefem. Von den Bohrtürmen an Borneos Westküste wird das öl in Ermangelung von Hälfen durch eine mehr als drei Kilometer lange Pipe-Line in die im flachen Wasser der Küste ankernden Tanker gepumpt. Hauptverladeplatz ist die Bucht von Brunei, an deren ölufem die ge­waltigen Bunker in der tropischen Sonne glühen, und die noch nicht einmal einen Hafen besitzt, um den Schiffen Schutz vor den stän­dig drohenden Taifunen zu geben. Man trägt sich mit Plänen, einen Petroleum-Hafen aus- zubaggern, die allerdings noch fern ihrer Ver­wirklichung sind. Die Ölfelder von Borneo sind noch lange nicht erschöpft und in ihrem ganzen Umfange erforscht. Sie könnten ein­mal für den Fernen Osten größte wirtschaft­liche Bedeutung erlangen.

Die Welt und insbesondere der Mittlere Osten schwimmt auf einemMeer aus öl, um dessen Besitz seit Jahrzehnten hinter den Kulissen heftige Kämpfe geführt werden, wie die jüngste Gegenwart wieder beweist.

Ein symbolhaftes Haus in den Niederlanden

Die alte und die neue deutsche Botschaft im Haag, Nieuwe Parklaan 77

Von unserem Amsterdamer Korrespondenten

Kongo-Kolonie wird kartographiert

Die belgische Kolonialverwaltunig hat sich entschlossen, nunmehr das riesige Gebiet Ihres Kolonialbesitzes am Kongo mit einem Aufwand von 14 Millionen Dollar zu karto- gbaphieren. Diese gewaltige Aufgabe wird einen Zeitraum von 60 Jahren in Anspruch nehmen, sofern nicht schnellere und bessere Methoden der Landesaufnahme wie bisher gefunden werden. Man hat bereits mit den Luftaufnahmen des Herzens des schwarzen Erdteils begonnen, die dann in einem kompli­zierten Verfahren sich ln die neuesten Kar­ten bisher kaum erforschter Gebiete verwan­deln werden.

lung des Ausstoßes nur aufzuheben, um eiben für lange Zeit »fast unversiegbaren Strom des kostbaren Betriebsstoffes für die Adern der Weltwirtschaft in die Bunker und Tanker rinnen zu lassen.

Ein wichtiges Kapitel von ausschlaggeben­der Bedeutung im Kampf um die Gewinnung des Öls sind die Verarbeitungsanlagen. Aba-

DerOl Man River, dergroße alte Fluß, auf dem Mark Twain jahrelang als lotse fuhr, ist für den Amerikaner das, was für der. Deutschen derVater Rhein ist. Er lat hier wie dort der lebenspendende, frucht­bare, von Geschichte und Sage umwobene große Vater der Flüsse, um den noch heute die Sehnsucht des Volkes in seinen Liedern kreist.

Vor rund achtzig Jahren war der Mississippi vielleicht noch mehr als heute das Symbol für Freiheit und Größe des gewaltigen Kon­tinents, den er auf seiner mehr als 6000 Kilo­meter langen Reise in den Golf von Mexiko durchläuft. Um diese Zeit belebten den brei­ten Strom Hunderte von charakteristischen Raddampfern, wie wir sie heute nur noch aus historischen Filmen kennen. Sie lieferten sich spannende und aufregende Wettrennen, die nicht selten mit einer Kesselexplosion ende­ten. Diese Dampfer auf dem Mississippi wa­ren schwimmende Hotels, auf denen man es sich auf wochenlanger Flußfahrt wohl sein Meß.

Das Gebäude der alten deutschen Botschaft im Haag befand sich am Lange Vijverberg No 9, in schönster Lage gegenüber der burg- artigen Häusergruppe des Binnenhof und von diesem durch den von Schwänen beschwom- menen Vijver (Weiher) getrennt. Es war eins der ansehnlichsten Gebäude der Stadt und für den deutschen Staat unter dem Kaiser­reich erworben. Hier hatten nach dem ersten Weltkrieg der Gelehrte Dr. Rosen residiert, Übersetzer aus dem Persischen, der sich mit seinem türkischen diplomatischen Kollegen auf Arabisch zu unterhalten pflegte, hernach der lebenslustige, von Anekdoten überspru­delnde Junggeselle Baron von Lucius, schließ­lich der feinsinnige Musikfreund Graf Zech, der mit einer Tochter des früheren Reichs­kanzlers Bethmann-Hollweg verheiratet war. Nach dem zweiten Weltkriege wurde das Ge­bäude enteignet.

Zur Unterbringung ihres neuen diploma­tischen Vertreters im Haag hat die west­deutsche Bundesregierung ein Gebäude an

vor Augen, die mit ihren landschaftlichen Schönheiten eine Fülle des Anregenden und Interessanten bieten.

Da sind die typischen Landsitze der Baum- wollbarone mit ihren weißen Veranden und den charakteristischen, prächtigen, ^ ulen­überdachten Vorhallen, da sind die endlosen Baumwollfelder des Südens und die Eichen­haine, in deren Schatten sich die Großgrund­besitzer ihre Schlösser bauten. Das Leben an Bord wird auch hier wie überall von der überreichen Folge und Fülle der Mahlzeiten bestimmt, die auch den Gaumen des Fein­schmeckers noch zu kitzeln vermögen, wäh­rend auf den Feldern zu beiden Seiten des Stromes die gebeugten Rücken der Neger wie zu den Zeiten vonOnkel Toms Hütte von der gleißenden Sonne beschienen werden, nur daß sie heute gleichberechtigte freie Männer sind. Ihre schwermütigen Lieder klingen über den Strom, denOl Man River, dessen be­rühmtester Lotse Mark Twain war.

dem nach Scheveningen führenden Nieuwe Parklaan 77 erworben. Es ist ein breitgela­gerter villenähnlicher Bau mit freiem Aus­blick auf die gegenüberliegenden Parkanlagen. Der alte Name des Hauses war Huize Husum, und die Wetterfahne ist von einem sich lustig ihr Winde drehenden, rötlich bronzierten Kauffahrteischiff geschmückt.

Dieser deutsche diplomatische Amtssitz ist unter der Führung von Dr. Karl Dumont zur Botschaft erhoben worden, nachdem vor­her die Niederlande ihren diplomatischen Vertreter in Bonn, Vize-Admiral J. M. de Booy, in den Stand eines Botschafters erho­ben hatten. Nur wenige Schritte von Huize Husum entfernt liegen zwei andere Gebäude, in denen bereits in voller Tätigkeit befind­liche deutsche Dienststellen untergebracht sind. Die eine dieser Dienststellen ist die deutsche Paßzentrale, seit März das Nach- folgerinstdtut desAllied Military Permit Office, wo die Einreisesichtvermerke nach Deutschland ausgestellt und die noch in Hol­land lebenden Deutschen mit neuen Pässen versehen werden. Ihre Zahl beträgt an­nähernd 25 000 Personen, eine verschwindend kleine Zahl im Vergleiche mit den starken deutschen Kolonien in den holländischen Hauptstädten und dem Limburger Kohlen­revier vor dem Kriege.

Vor der Ernennung zum Botschafter hatte Generalkonsul Dr. Karl Dumont sein vorläu­figes Hauptquartier in Amsterdam aufge­schlagen, wo die Geschäftszimmer bei dem in Amsterdam herrschenden Wohnungsman­gel einigermaßen behelfsmäßig untergebracht waren. Dr. Dumont hatte gleich nach seiner Ernennung im Herbst vorigen Jahres mit seinen Mitarbeitern die Beziehungen zum niederländischen Außenamt und zu den füh­renden holländischen Wirtschaftskreisen, dar­unter auch zur holländischen Presse aufge- nomimen, die er sofort nach seinem Amts­antritt empfing, um ihr die Versicherung zu geben, daß er und seine Mitarbeiter der Presse stets gerne mit Auskunftserteilungen zur Verfügung stehe.

Tomaten, Kartoffeln und Touristen

Zwanzig Tage auf dem Mississippi

Eine Fahrt mit dem Raddampfer wie zu den Zeiten Mark Twains

Heute ist die Romantik einer Reise auf dem Mississippi, die in den Jahren der weit­gehenden Technisierung fast verschwunden war, zu neuem Glanz wiedererwacht. All­jährlich während der Sommermonate fährt einer der alten Dampfer mit dem großen Schaufelrad am Hede für zwanzig Tage den Mississippi hinunter. Die Reise beginnt rund 4000 Kilometer stromauf in Cincinnati und endet im schönen, alten Neu Orleans, das mit seiner klassischen, französischen Vergan­genheit noch mancherlei für den Fremden an Sehenswertem in seinen alten Gassen auf­bewahrt hat.

V/enn man sagt, einer deralten Damp­fer fährt diese Strecke, trifft dieses nur auf das äußere Bild zu.Delta-Königin heißt das mit modernstem Luxus ausgerüstete Schiff, auf dem man eine der schönsten Fluß­reisen des weiten Kontinents unternimmt. Zwar dreht sich auch hier noch das große Schaufelrad unablässig am Heck des Fluß­bootes und treibt es Meile um Meile seinem Ziel entgegen, doch die moderne Schiffsbau- technik hat ein wahres Ferienparadies aus der Deltakönigin gemacht. Auf den geräu­migen Decks und in den eleganten Kabinen ist für die Bequemlichkeit auch des verwöhn­testen Reisenden gesorgt. Wie auf den großen Luxusdampfern stehen ihm Bäder, Sportmög­lichkeiten und all die Dinge zur Verfügung, die eine Schiffsreise zum unvergeßlichen Er­lebnis werden lassen. Nur die Unendlichkeit oes Meeres fehlt. Man hat immer die Ufer

Unzerstörbarer Aberglaube

Der französische Brauchtumsforscheir A. Ruffat bat unter dem Titel:Der Aberglaube im Laufe der Jahrhunderte ein Buch er­scheinen lassen, worin er aufzeigt, daß auch im modernen Menschen mittelalterlicher, ba­bylonischer und selbst vorgeschichtlicher Aberglaube fortlebt. Da ist zum Beispiel das Gähnen, bei dem wir aus Höflichkeit die Hand vor den Mund halten. Doch ist es nicht eigentlich die Höflichkeit, die uns zu dieser Handbewegung nötigt, sondern die von den alten Hindus übernommene abergläubische Befürchtung, es könnten beim Gähnen in den offenen Mund böse Geister ednfahren.

Die Sitte, den Trauring am vierten Finger, dem Goldfinger, zu tragen, geht auf den Aberglauben der alten Römer zurück, die meinten, dieser Finger beherberge eine Ader, die direkt zum Herzen hinführe. Niemand geht gerne unter einer angelehnten Leiter hindurch. Was ihn daran hindert, ist nicht die Besorgnis, die Leiter könnte Umfallen, vielmehr die unbewußte Furcht, das magische Dreieck zu verletzen, das schon in der Phara­onenzeit geweiht war.

Die Sitte der Frauen und bei einigen Völ­kern auch der Männer, Armbänder oder Hals­ketten zu tragen, ist nicht allein als Ausfluß des Schmuckbedürfnisses zu verstehen; nach altägyptischer Auffassung ist das Leben ein Etwas, das sich vom Körper trennt und das man jedoch durch Arm- und Halsbänder an den Körper fesseln kann.

Jersey, die größte der Kanal-Inseln, die die Vorposten Englands an Frankreichs Küste sind, ist im besten Sinne des Wortes ein Paradies des Friedens und des Wohlstandes in unserer so unfriedlichen Zeit Im zweiten Weltkriege war sie neben Guemsey das ein­zige Stück englischen Bodens, das jemals von deutschen Truppen besetzt wurde, und für ungezählte deutsche Soldaten des Heeres und der Marine ist sie eine bleibende Erinnerung an friedlich auf ihr verlebte Stunden.

Heute hat man in diesem kleinen Insel- Staat mit eigenem Parlament und eigener Gerichtsbarkeit die trüben Zeiten des Krieges vergessen und freut sich eines Wohlstandes, der in krassem Gegensatz zu dem sparsamen Leben des Mutterlandes steht. Grundlage für das Wohlergehen der Bevölkerung, die sich stolz als die Nachkommen der Normannen be­zeichnet, sind drei Dinge: Frühkartoffeln, To­maten und die Touristen. Für die Reisenden ist Jersey eine Art modernen Schlaraffen­landes, wo man für billiges Geld und ohne Karten und Marken alle die Dinge kaufen kann, die man heute immer noch in England so schmerzlich vermißt und entbehrt. Wan­dert man einmal durch die engen, malerischen Straßen der Hauptstadt St. Helier, gerät man geradezu in Entzücken über die Fülle der Auslagen in den eleganten Schaufenstern zahlreicher prächtig ausgestatteter Geschäfte. Hier geben sich französische Charme und Chic und britische Gediegenheit ein Stell­dichein.

Seemacht Schweiz

Kürzlich beging man in der Schweiz das Jubiläum des zehnten Jahrestages der Grün­dung einer Handelsflotte, deren Schiffe ihre Fahrten im Jahre 1941 begannen. Heute hat dieses ausgesprochene Binnenland 21 Schiffe mit einer Gesamttannage von 120 000 Ton­nen, die unter der Schweizer Flagge fahren. Weitere 60 000 Tonnen sind in europäischen Schiffswerften in Auftrag gegeben. Die kleine Handelsmarine stellt ein gewisses Kuriosum dar, weil ihre Schiffe keine Heimathäfen an- laufen können. Sie benutzen die großen deut­schen, holländischen, italienischen und fran­zösischen Hafenstädte, um ihre Ladungen zu löschen. Das größte der Schiffe ist der 14 000 Tonnen-Tanker Neuchätel, das kleinste der 440 Tonnen-Frachter Leman, der in den Ge­wässern des Mittelmeeres kreuzt.

Die Schweizer Handelsflotte wurde zu einem Kind des zweiten Weltkrieges, als die Schweiz sich von Griechenland mehrere Schiffeausborgte, um unter eigener neu­traler Flagge ihre lebenswichtigen Güter aus allen Teilen der Welt zu holen. Die Schweiz bemüht sich zur Zeit darum, eigene Schiffs­besatzungen heranzubilden, da bisher nur 20 Prozent aller Offiziere und Mannschaften der Handelsflotte Schweizer waren.

Die Landschaft kommt ins Zimmer

Eine amerikanische Firma bringt als neu­este Errungenschaft zur Verschönerung der Wohnung eine besondere Art von Fenster­vorhängen heraus, auf die große Fotos von den schönsten Landschaften der Welt auf- gedruckt wurden. Sie sollen die Wohnungsin­haber, aus deren Fenstern man nur auf öde Straßenfluchten blickt, nicht nur die Illusion verschaffen, in einer schöneren Welt zu le­ben, sondern sie erfüllen auch gleichzeitig den Zweck, die einzelnen Räume größer er­scheinen zu lassen, wenn sie vor den Fenstern herunter gelassen sind. Die Landschaft kommt auf diese Weise billig und bequem bis in die Bienenwaben-Zimmer der nüch­ternen Wolkenkratzer. Die Fotographien zeichnen sich durch besondere Farbenfreu- digkeit aus.

Eton-Boys als Fremdenführer

Die in der ganzen Welt bekannten Eton- Boys und Oxford-Studenten gehen trotz aller traditionellen Belastungen notgedrungen mit der Zeit. An den beiden weltbekannten In­stituten gründeten die jüngeren Jahrgänge der Studenten besondere Fremdenführer-Ko­lonnen, die die Aufgabe haben, die zahlrei­chen Besucher aus allen Ländern der Erde durch die ehrwürdigen Räume und Anlagen von Oxford und Eton zu führen, um ihnen einen rechten Begriff vom Leben der eng­lischen Studenten zu geben, die wie überall durchaus nicht auf Rosen gebettet sind. Man veranstaltet lehrreiche Führungen durch die heiligen Hallen der Wissenschaft, die sich großer Beliebtheit bei den Touristen erfreuen und in vielen Fällen mit einem Teenacbmit- tag in den bisher streng abgeschlossenen Pri­vaträumen der Studierenden enden.

Renntiere hinterm Drahtzaun

Im nördlichsten Finnmarken, weit über den Polarkreis, haben seit Jahrzehnten die rie­sigen Renntierherden Norwegens und Finn­lands einträchtig nebeneinander die endlosen Flächen Lapplands und des hohen Nordens abgeweidet. Nunmehr hat man sich ent­schlossen, die Renmtierherden zunationali­sieren. Man rief zu diesem Zweck eine nor­wegisch-finnische Renntierkommission ins Le­ben, welche die Aufgabe hat, die norwegi­schen von den finnischen Renntieren zu schei­den, was mit Hilfe eines zwei Meter hohen Drahtzaunes geschieht, der entlang der Gren­ze beider Länder über eine Strecke von mehr als dreihundert Kilometer gezogen wird.

insei im Kanal

machen den Reichtum desStaates aus

Durch das ganze Leben und Treiben der Einwohner von Jersey weht der frische Wind des Kanals. Man ist den Dingen seiner Um­welt mit fröhlichem Herzen und französi­schem Esprit aufgeschlossen und weiß sich die Tage auf der sonnigen Insel so angenehm wie möglich zu machen.

Man kümmert sich wenig um diegroße Politik. Diese wird sowieso in Dingen der Außenpolitik und der Verteidigung in London gemacht. Da die Insel ein autonomes Mit­glied des britischen Weltreiches ist, hat kei­ner das Recht, in die innere Verwaltung Jer­seys dreinzureden. Man ist allein dem König, der als Herzog der Normandie über die Ka­nalinseln herrscht, verantwortlich. Der Zivi­list hat im Parlament das Wort. Dies wird auch schon äußerlich dadurch symbolisiert* daß derPräsident auf einem höheren Stuhl sitzt, als der von London eingesetzte Mili" tärgouverneur, der für die Sicherheit der Kanal-Inseln zu sorgen hat.

Jahr für Jahr ist die große Zeit für dte Touristen während des Sommers, der Jersey in eine Flut von Licht und Sonne badet und es zu einem idealen Ferienaufenthalt macht. Man fährt mit den Fischern weit hinaus, o® bis nach Cherbourg hinüber, das schon auf dem französischen Festland liegt. Man wan­dert stundenweit längs der felsigen Küsten entlang und sonnt sich am ausgedehnten Strand dieser glücklichen Insel, auf der sich einst die normannischen Krieger für die Er­oberung Englands vorbereiteten.