KUMMER 113
AUS DEM HEIMATGEBIET
MONTAG, 23. JULI 1951
Haydns „Schöpfung“ in der Calwer Stidtkirche
Erhebende Oratorienaufführung der Ciiorveieinigung „Liederkranz-Concordia“
' Wenn der Gesangverein einer Kreisstadt es unternimmt, ein Oratorienwerk wie Haydns „Schöpfung“ aufzuführen, dann ist dies ein wirklich erfreuliches Zeichen von ernstem Streben und großem Wagemut. Unsere Chorvereinigung „Liederkranz - Concordia“, die sich durch die liebevolle Pflege klassischer deutscher Musik — wir erinnern nur an die Aufführung der Oper „Orpheus“ von Gluck — seit langem einen klangvollen Namen über die Grenzen des Kreises hinaus erworben hat, durfte sich an ein solches, sonst nur Chören von bedeutendem Ruf vorbehaltenes Werk heranwagen und bei der in Calw gepflegten Tradition guter Kirchenmusik der Unterstützung einer verständnisvollen Hörerschaft gewiß sein. Der rund 130 Sänger und Sängerinnen umfassende Chor hatte sich durch eine mehrere Monate hindurch geführte Probenarbeit unter Chorleiter Erwin Collmer auf die Aufführung gründlich vorbereitet, hatte durch eingehendes Studium ein sicheres Verhältnis zu der klaren, formschönen und erfindungsreichen Musik Haydns gefunden und durfte nun gemeinsam mit ausgezeichneten Solisten und den Verdienstvoll mitwirkenden Stuttgarter Philharmonikern als köstlichen Lohn aller Mühen das von einer wunderbaren Lebensbejahung erfüllte Werk in seiner ganzen Schönheit und Tiefe erstehen lassen.
Erwin Collmer führte die frische Musik, in der so viel reales Schauen, so viel Naturfreude und Frömmigkeit steckt, klar gliedernd und aufbauend. Die oft sehr kurzen Schilderungen wußte er musikalisch zu erschöpfen und charakteristisch zu prägen und diese reiche Mannigfaltigkeit zu einer höheren Einheit zu binden. Herrlich ausgeformt waren besonders die großen Chorhymnen, in denen Haydn von Händel kommt und ekstatisch schöpferisch wird bei einfachstem harmonischem Rüstzeug. Der Chor verdient hier alle Anerkennung. Er sang klangrein, sicher, präzis in den Einsätzen und vornehm zurückhaltend in der Dynamik, mit Sinn für weite Steigerungen des Klanges wie für allmäh-
Ausklang eines Schuljahres
Oberschule Calw hielt in der Stadthalle ihre SdiluBfeier ab
Eltern, Lehrer und Schüler versammelten sich am Samstagvormittag in stattlicher Zahl in der Calwer Stadthalle, um hier die Schlußfeier der Oberschule Calw zu begehen.
Nach der vom Schulorchester unter Leitung von Th. Laitenberger gut vorgetragenen Ouvertüre in G-Dur von G. F. Händel und einem gemeinsam gesungenen Lied „Wach auf“ begrüßte der Schulleiter, Oberstudiendirektor Dr. Messerschmid, die Erschienenen, unter ihnen besonders Dekan Höltzel, Schulrat Schweikert, Rektor Dr. Helber, Gewerbeschulrat Wöhr und im weiteren Verlauf der Feier auch Bügermeister Seeber. Dr. Messerschmid gab sodann einen Jahresbericht, der einen Rückblick auf die wesentlichsten schulischen Ereignisse des numehr zu Ende gegangenen Schuljahres darstellte. Er erwähnte dabei zunächst die Veränderungen im Lehrkörper und befaßte sich dann mit den räumlichen Verhältnissen der Oberschule. Es sei zwar gelungen, jeder Klasse einen eigenen Klassenraum zur Verfügung zu stellen, doch habe dies auf Kosten der Sammlungszimmer geschehen müssen. Ungünstig für Lehrer wie Schüler wirke sich auch die getrennte Unterbringung der Klassen im eigentlichen Oberschulgebäude und der Akademie aus. Der seit langem geplante Erweiterungsbau stelle daher eine unumgängliche Notwendigkeit dar, doch habe man einsehen müssen, daß seine Verwirklichung hinter dem noch dringlicheren Projekt des Gewerbeschulneubaues zurückzustehen habe. Der Schulleiter richtete in diesem Zusammenhang an die Stadtverwaltung den Appell, in ihren Bemühungen um die Lösung des Schulraumproblems nicht nachzulassen und sprach zugleich der Stadt für die der Oberschule zuteil gewordenen Unterstüt-
Hausrathilfe — Butterpreis — Zuckerversorgung
Einzelhändler besprachen Tagesfragen ihres Berufes
liehen Aufbau. Gleich der erste Chor mit der berühmten Stelle „Es ward Licht“, im Wechsel c-moll in strahlendes C-Dur, war ein beglückendes Beispiel; gut gegliedert auch die große Chorszene „Vollendet ist das große Werk“ mit der Macht und Feierlichkeit figurierender Chöre und zum Schluß als Krönung die gewaltige Doppelfuge „Des Herrn Ruhm er bleibt in Ewigkeit“. Man spürte aus allem die gute Chortradition und den Idealismus der Vereinigung, die diese eindrucksvolle Wiedergabe mit den bis ins einzelne ausgearbeiteten Chören zu ihren bedeutendsten Konzerterfolgen zählen darf.
Schon in der Fassung des ersten Duetts „Adam und Eva“ lag der starke und unmittelbare Eindruck, den die Solisten brachten. Konzertsängerin Claire Faßbender-Luz (Freudenstadt) sang die Sopranpartie mit bester Kenntnis des Oratorienstils, beweglich und elastisch in der Erfassung jeder Note wie im Ausdruck, besonders in den Arien des zweiten und dritten Teils sehr wahr und innerlich. Der bekannte Tenor Alfons Fügel (Stuttgart) wußte sein Organ mit wohlempfunde- riem Ausdruck einzusetzen und seinen Part eindringlich zu gestalten. Neben ihm leistete der mit einer schönen Stimme begabte Bassist Peter Dupont (Bad Liebenzell), sehr überlegt und fein gerundet vortragend, einen ausgezeichneten Beitrag zum Gelingen der Aufführung, an der nicht zuletzt auch das hervorragend spielende Orchester der Stuttgarter Philharmoniker und an der Orgel Th. Laitenberger (leider stand ein Cembalo nicht zur Verfügung) wesentlichen Anteil hatten.
Die Calwer Stadtkirche war nahezu bis auf den letzten Platz besetzt. Man empfang als Hörer die Klarheit und Geschlossenheit der Haydnschen Altersschöpfung, einer Musik, die in ihrer Einfachheit Ausdruck höchster Kunst ist, als Beglückung und innere Festigung in der Unruhe der Zeit und die festlichen Stunden musikalischen Erlebens als dankbar aufzunehmendes Geschenk.
zungen mannigfacher Art seinen Dank aus.
Dr. Messerschmid befaßte sich weiter mit dem Problem der Prüfungen und stellte dazu fest, daß sowohl die Aufnahmeprüfung wie auch die Prüfung für die mittlere Reife unumstritten seien. Demgegenüber gehe die Diskussion um das Zentralabitur nach wie vor weiter. Es habe jedoch nun allmählich eine Form gewonnen, bei der die Vorteile die Nachteile überwiegen. Ueber den Rahmen schulinterner Betrachtungen hinausgehend, setzte sich der Schulleiter bei dieser Gelegenheit kritisch mit dem Prüfungswesen im allgemeinen auseinander, wobei er die Meinung vertrat^ daß speziell in Südwürttemberg dem Prüfungswesen ein Gewicht gegeben werde, das ihm eigentlich nicht zukomme. Ganz offensichtlich seien hier die Akzente falsch gesetzt, indem die Persönlichkeit zu wenig berücksichtigt und dafür die „Tüchtigkeit“ überschätzt werde.
Weitere Betrachtungen galten der Schulbuchfrage und der Unehrlichkeit der Schüler, der der Schulleiter für das kommende Schuljahr den Kampf ansagte. Mit Worten des Dankes gedachte Dr. Messerschmid der Arbeit des nunmehr scheidenden Dekans und richtete schließlich beherzigenswerte Ermahnungen an die Abiturienten, die durch einen Wortführer später ihren Dank an die Lehrerschaft zum Ausdruck brachten.
Ein von Schulorchester und Schülerchor dargebotene Kantate des zeitgenössischen Tonsetzers Fr. Zipp leitete über zur Verteilung der Preise und Belobigungen, wobei die besten Schüler aller Klassen für ihre Leistungen mit einem Buchgeschenk bedacht wurden. Musik und Gesang gaben der Feier in herkömmlicher Weise den Ausklang.
Der Tod sitzt im Getreidehalm
Wie schön es ist, in diesen Sommertagen Irgendwo im Grünen zu liegen, in den blauen Himmel zu träumen und an einem Grashalm — nein! bitte nicht an einem Grashalm zu kauen! Wir beschwören zwar jedes Kind, es nicht zu tun, aber Hunderttausend Erwachsene tun es dennoch, ohne zu wissen, daß sie damit ihr Leben in größte Gefahr bringen.
Denn ir bzw. am Grashalm kann der Tod lauern, der Tod in Gestalt eines winzigen Strahlenpilzes, der sich auf Getreidehalmen (Gerste bevorzugt) auf Stroh, Heu und Gräsern niederläßt. Wer eine Gerstengranne unterm Mikroskop betrachtet, der sieht hundertfach vergrößert zuweilen fast erbsengroß diese gefährlichen Pilze, die sich auch im menschlichen Körper ansiedeln und wohlfühlen könen. Durch hohle Zähne oder durch die Schleimhaut des Mundes können sich diese Strahlenpilze ins Gewebe einsenken, wo sie zu wuchern beginnen.
Auch auf dem Wege der Blutbahn können diese Pilze in die inneren Organe, in Gelenke, Muskel und sogar ins Gehirn getragen werden, wo sie dann ihre Kolonien errichten. Ein weitverzweigtes Geflecht, das häufig zum Tode führt, weil es operativ nur schwer und immer nur unter entstellenden Narben entfernt werden kann. Dieser gefährliche Strahlenpilz ist einem anderen Pilz verwandt, dem Empusa muscae, der sich im Herbst am Körper unserer Stubenfliegen festsetzt und diese in kurzer Zeit mit seinem weißen Geflecht so überwuchert und aussaugt, daß die Fliegen unmittelbar dem Tode verfallen sind.
Es gibt Fälle von Strahlenpilzerkrankungen, die schon in wenigen Wochen zu einem qualvollen Tod führten, während andere ein jahrelanges Siechtum zur Folge hatten. In allen Schulen und Elternhäusern sollte man die Kinder vor der Gefahr der Strahlenpilze warnen. Der Tod sitzt am Gras- und im Getreidehalm.
Bunte Sterne über Hirsau
Hirsau. Eine fast unübersehrbare Menschenmenge fand sich am Samstag im Hirsauer Kurpark ein, um das erste diesjährige Prachtfeuerwerk mit Anlagenbeleuchtung zu erleben. Man wird bei diesen Veranstaltungen immer wieder gefangen genommen von dem festlichen Bild, wenn der gepflegte Kurpark im Lichterglanz erstrahlt.
Bei bengalischem Licht stellte sich die neu gegründete Laientanzgruppe Hirsau unter Leitung von Märtel Kling erstmalig der Oef- fentlichkeit vor, wobei Irmgard Kling als Solotänzerin besondere Aufmerksamkeit erregte. Die Leistungen der neuen Tanzgruppe verdienen wirkliche Anerkennung.
Das anschließende Feuerwerk setzte alle Besucher in Begeisterung. Nach dem Feuerzauber strömten die Gäste in den Kursaal, um den Abend bei Tanz und geselliger Unterhaltung zu beschließen, doch gelang es den .wenigsten, sich noch einen freien Platz zu ergattern. So wurde die am letzten Wochenende ausgefallene Veranstaltung diesesmal zu einem vollen Erfolg.
Stichwahl in Altensteig notwendig
Ältensteig. Bei der gestrigen Bürgermeisterwahl in Altensteig waren 2091 Bür-
f er wahlberechtigt, von denen 1746 ihre
timme abgaben. 2 Stimmscheine waren ungültig.
Von den drei Bürgermeisterkandidaten erhielten
Wilhelm Hirschburger 644 Stimmen
Gottfried Fischer 631 Stimmen
Friedrich Schleeh 467 Stimmen.
Der Bewerber Paul Kolb hatte seine Kandidatur noch vor der Wahl zurückgezogen, erhielt jedoch trotzdem 2 Stimmen.
Da keiner der Kandidaten die Zweidrittelmehrheit erreicht hat, ist eine Stichwahl notwendig geworden, die nach dem Vorschlag von Bürgermeister Hennefahrt schon am kommenden Sonntag durchgeführt werden soll. Der Altensteiger Gemeinderat wird in seiner heutigen Sitzung darüber entscheiden.
Stadtamtmann Friedrich Schleeh hat nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses seine Kandidatur für die Stichwahl zurückgezogen, so daß nur noch 2 Bewerber verbleiben. Stadtamtmann Schleeh hat damit die Konsequenz aus dem Entscheid der Altensteiger Bevölkerung gezogen, die sich in eindeutiger Weise für eine „neue Gemeindepolitik“ ausgesprochen hat.
Monika Gwinner — Opfer eines Sittlidikeits> Verbrechens?
In Ludwigsburg wurde ein sechsjähriges Mädchen von einem unbekannten Mann in die Schloßanlagen gelockt und dort mißbraucht Nach dem Täter wird gefahndet. Da das Verbrechen an der gleichen Stelle geschah, an der die gleichaltrige Monike Gwinner vor Jahresfrist zum letztenmal gesehen worden und trotz Großfahndung unauffindbar geblieben ist, vermutet die Polizei, daß zwischen dem jetzt begangenen Verbrechen 6*n Zusammenhang besteht. Das Kind, an dem letzte Woche das Sittlichkeitsverbrechen begangen wurde, sieht außerdem Monika Gwinner ähnlich.
Im Nebenzimmer des Gasthofs zum „Hirsch“ in Calw trafen sich am Freitagabend die Einzelhändler der Kreisstadt, um hier fachliche Tagesfragen, besonders aber die praktischen Maßnahmen für die Durchführung der Hausrathilfe zu besprechen. Der Ortsbeauftragte des Einzelhandelsfachverbands, Gerhard Vin- gon, gab zunächst einen Ueberblick über die verschiedenen Bestimmungen (wir haben darüber in unserer Mittwochausgabe eingehend berichtet) und teilte weiter mit, daß etwa 10 Millionen DM in bar zur Ausschüttung gelangen werden, von denen 6—7 Millionen beim Handel und der Rest beim Handwerk umgesetzt werden dürften. Der Einzelhandel hat von sich aus einen Sozialbeitrag von 3 Prozent zugesagt, der jedoch nicht für Artikel des Sommerschlußverkaufs gewährt wird. Die für die Hausrathilfe in Frage kommenden Geschäfte sind durch Aushang gekennzeichnet.
Der zweite Punkt der Tagesordnung galt aktuellen Fragen des Lebensmitteleinzelhandels, unter denen besonders die Butterversorgung breiten Raum einnahm. Die Einzelhändler bezeichneten es als unverständlich, daß der Butterpreis gerade in der Zeit der Milch
schwemme erhöht worden sei. Der Verband habe von sich aus beim Bundes-Landwirt- schaftsministerium den Antrag gestellt, den Butterpreis einer erneuten Ueberprüfung zu unterziehen. Im übrigen wurde festgestellt, daß der Butterverbrauch seit der Preiserhöhung nicht zurückgegangen und Schweineschmalz trotz des verhältnismäßig niedrigen Preises (1.60—1.90 DM je Pfund) nicht sehr gefragt ist. Erörtert wurde ferner die Lage hinsichtlich der Margarineversorgung.
Eine lebhafte Aussprache entspann sich um die Zuckerversorgung, die nun so geregelt werden soll, daß bis zum Großhandel Bezugscheine ausgegeben werden. Der Großhandel wird dann seinerseits den Einzelhandel nach Maßgabe der Jahresbezüge 1950 beliefern. Auf diese Weise hofft man (zumal eine Erhöhung der Kontingentsmengen geplant ist) eine etwas bessere Versorgung der Haushalte zu erreichen. Es wurde ferner dazu gesagt, daß die Abgabe von Zucker auf keinen Fall mit der Abnahme anderer Waren gekoppelt werden darf.
Der Ortsbeauftragte erinnerte sodann an verschiedene Lebensmittelgesetze, die in Vergessenheit geraten sind und eröffnete an-
Im Spiegel von Calw
Calwer Wochenmarktbericht
Bei dem am letzten Samstag in Calw abgehaltenen Wochenmarkt wurden für Gemüse folgende Preise bezahlt: Bohnen 50 bis 70, Kartoffel 10—12, Weißkraut 15—20, Rotkraut 30, Tomaten 60—80, weiße Zwiebel 25, Wirsing 15—30 DPfg. das Pfund. Salat 10 bis 15, Blumenkohl 50—70, Gurken 40—60, Kopfkohlräbchen 12 DPfg. das Stück. Gelbe Rüben 15—20, Rettich 30—35 DPfg. je Bund.
Beeren: Heidelbeeren 40—45, Gartenhimbeeren 50—60, schwarze Johannisbeeren 40, rote Johannisbeeren 35, Stachelbeeren 35—40 DPfg. das Pfund. Obst, einheimisches: Birnen 50—55, Aepfel 40, Pflaumen 40, 50 und 60, Mirabellen 50 DPfg. je Pfund. — Ausländisches Obst: Pfirsiche, große schöne 110, kleinere Ware 90—100, Bananen 90—100, Paprika 55 DPfg. je Pfund.
Geflügel: lebende Hähne 2 bis 2,50, geschlachtete Hähne 2 DM je das Stück.
Der Besuch des Wochenmarktes durch die Hausfrauen ist jetzt wieder gut; Auswahl ist im allgemeinen genügend vorhanden. Auffallend gering war das Angebot in Heidelbeeren.
Fahrermäßigung für landw. Hilfskräfte
Die Bundesbahn erinnert daran, daß landwirtschaftliche Hilfskräfte während des Sommers bis zum 30. November für die Fahrt zwischen Wohn- und Arbeitsort im Personenzug dritter Klasse eine 50prozentige Fahrermäßigung erhalten können. Voraussetzung ist, daß Wohn- und Arbeitsort nicht weiter als 200 Kilometer auseinander liegen und ein Antrag genehmigt worden ist. Antragsformulare sind auf jedem Bahnhof zu erhalten.
Wer ist Spätheimkehrer f
Als Spätheimkehrer galten bisher alle diejenigen, deren Heimkehr aus Kriegsgefangenschaft nach dem 1. Januar 1949 erfolgte. Nach dem ESt-Aenderungsgesetz vom 27. 7. 1951 gelten ab 1. Juli 1951 als Spätheimkehrer alle Personen, die nach dem 30. September 1948 aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrt sind. Die Zahl der Spätheimkehrer ist also wesentlich erweitert worden. Die Spätheimkehrer sind bekantlich den Flüchtlingen, Vertriebenen, politisch Verfolgten und Totalgeschädigten steuerlich gleichgestellt.
Kriegsgefangene und Altgeldumtausch
Kriegsgefangene, die vor dem 1. Mai 1951 nach Deutschland zurückgekehrt sind, können noch bis zum 31. Oktober 1951 Ansprüche auf Umtausch von Altgeldbeträgen geltend machen, die ihnen in der Kriegsgefangenschaft abgenommen worden sind. Für Kriegsgefangene, die erst später zurückgekhrt sind oder zurückkehren werden, endet diese Frist 6 Monate nach der Rückkehr. Noch nicht Entlassene oder in Untersuchungs- oder Strafhaft befindliche Kriegsgefangene können ihren Umtauschanspruch an ihren Ehegatten, ihre Eltern oder Kinder abtreten.
Gesetz über Personalausweise
Nach Mitteilung des Inenministeriums von Württemberg-Hohenzollern ist mit dem Erlaß des Landesgesetzes über Personalausweise vom 2. Juli 1951, das jetzt im Regierungsblatt veröffentlicht wurde, in Württemberg-Hohenzollern die Voraussetzung für die Ausstellung der neuen Personalausweise geschaffen worden. Die bisher zur Ausstellung von Kennkarten zuständigen Behörden werden in Kürze die Vordrucke der neuen Personalausweise und die näheren Anweisungen über ihre Ausstellung erhalten. Für die Oef- fentlichkeit ist in diesem Zusammenhang von Interesse, daß die bisherigen Kennkarten, soweit ihre Gültigkeitsdauer noch nicht abgelaufen ist oder inzwischen verlängert wurde, bis zum 31. 10. 1951 nicht beanstandet werden. Auch nach diesem Zeitpunkt, jedoch längstens bis 31. 12. 1954, gelten als Personalausweise alle von einer Behörde im Bundesgebiet nach dem 8. Mai 1945 ausgestellten Lichtbildausweise, die Name, Geburtsort und Geburtsdatum sowie Wohnort und Wohnung des Auszuweisenden bescheinigen.
Arbeitsvermittlung nach Frankreich
Das französische Landeskommissariat für Württemberg-Hohenzollern hat nach einer Verlautbarung des Arbeitsministeriums die Auskunftsbüros für deutsche Arbeiter in Bi- berach und Reutlingen aufgelöst. Die bisherige Form der Anwerbung für freiwillige Arbeitsleistungen in Frankreich besteht damit nicht mehr. An seine Stelle tritt die neue, im Bundesgesetzblatt veröffentlichte Vereinbarung, nach der sich Bewerber um Arbeitsplätze in Frankreich bei ihrem zuständigen Arbeitsamt vormerken lassen können.
schließend die Aussprache. Sie galt u. a. dem Verkauf von Textilien in Gasthäusern, der erhöhten Umsatzsteuer, dem Werkshandel und anderen aktuellen Problemen des Einzelhandels. Dabei kam immer wieder zum Ausdruck, daß der Einzelhandel an erhöhten Preisen nicht interessiert ist, sondern sich einen raschen Warenumschlag wünscht, für den ja niedrige Preise Voraussetzung sind.
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