Latrobe das Tal der Hoffnung für zehntausend Einwanderer

Deutsche Techniker bauen eine Industriestadt im Braunkohlengebiet von Yallourn in Australien

Im Staate Viktoria in Australien erstreckt sich inmitten endloser Weideflächen das fruchtbare Tal von Latrobe. Bis vor wenigen Jahren war es ein Weidegrund für die Schafzüchter wie tausend andere in Sfidost-Australien. Eines Tages entdeckten Pro­spektoren, die im Aufträge der Regierung das Land nach Bodenschätzen absuchten, Braunkohlenvorkommen, die sich bei näherer Forschung als so reichhaltig und hoch­wertig erwiesen, daß man sie mit Recht als das größte zur Zeit bekannte Braunkoh­lenlager der Welt nennen kann. Bereits heute werden 27 Milliarden Tonnen Braun­kohle geschätzt, die des Abbaues harren. Weitere Flöze mit nochmal 20 Milliarden Tonnen sind im Verlauf der Bohrungen festgestellt worden.

Das Tal von Latrobe mdt der kleinen Stadt Yallourn eis Mittelpunkt wird allgemein als dieRuhr des australischen Kontinents be­zeichnet. Die Braunkohle wird hier im Tage­bau gewonnen. In den vergangenen Jahren dies intensiven Abbaues schuf die Technik den berühmtenCanyon von Yallourn", eine der gewaltigsten offenen Kohlengruben der Welt. Steht man am Rande dieser mehr als vier­hundert Meter tiefen riesigen Grube, ist man vom Anblick überwältigt. Tag und Nacht ar­beiten Bagger größten Formates an der Er­weiterung der Grube und fressen Tauserde

§ Tonnen des kostbaren Brennstoffes in unersättlichen Mäuler, der dann zum Etwerk von Yallourn weitergeleitet wird, den gesamten Staat mit Energie versorgt. Die Braunkohlengrube ist voll mechani- tert. Endlose Seilbahnen befördern die Kohle zu den Verarbeitungsstätten, von denen sie auch als Kraftstrom über Hunderte von Kilo­metern in das Land geleitet wird. Der Laie stellt sich ein Bergwerk im allgemeinen und «Ine Braunkohlengrube im besonderen von Menschen wimmelnd vor.

In der Grube von Yallourn ist der Mensch heute bereits von der Maschine verdrängt. Die mechanischen Greifer, die elektrischen, fast lautlos arbeitenden Seilbahnen, an denen ia unendlicher Kette die kleinen Wagen hän­gen, leisten alle schwere Arbeit. Mechaniker und Ingenieure sind an Stelle der Gruben­arbeiter getreten. Ein besonderes System von Sirenen. Pfeifsignalen und Gongs regelt den Betrieb, der etwa die Größe einer Quadrat- xneile hat, in dem die wenigen Menschen ameisenklein werken und schaffen. Das Kraftwerk hat eine Kapazität von 500 000 Kilowatt und versorgt in erster Linie die Stadt Yallourn und den Staat Viktoria mit Energiestrom.

Yallourn ist ein Ort, der in seinem Aus­sehen ganz den Fionierstädten der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gleicht. Er entstand gewissermaßen über Nacht am Rande der Grube und zählt heute rund 5000 Bewohner, Arbeiter, Ingenhure, Techniker und Verwaltungsangestellte. Die australische Regierung schuf vor etwa zehn Jahren dieses Industriegebiet, dessen Entwicklung ständig steil aufwärts geht. Kernpunkt ist das Tal von Latrobe. Es liegt wie eine Spinne im Netz der Verbindungen zu allen Teilen Süd­ost-Australiens.

Doch schon entsteht in diesen Monaten eine neue Stadt. Morweli ist ihr Name. Deutsche Ingenieure und Fachkräfte bauen sie auf und aus. Sie wird der Mittelpunkt für die vier größten Brikettfabriken jenseits des Äqua­tors se ; n, die an Ort und Stelle den Rohstoff verarbeiten.

Mit diesen Fabriken hat es eine besondere Bewandtnis. Von den gewaltigen Pressen bis zum kleinsten Schräubchen werden sie Stück für Stück von Deutschland eingeführt. Die ersten Maschinen treffen zur Zeit am Ort

Ein Hilfe für den Autofahrer

Die Esso-Gesellschaft hat kürzlich eine neue, vorzügliche Karte der Länder West­europas und eines Teiles von Nordafrika her­ausgegeben. Sie soll vor allem dem Tou­ristenverkehr dienen und ist ganz auf diese Zwecke abgestellt. Die mehrfarbig gedruckte Auto- und Straßenkarte verzeichnet alle wich­tigen Straßen und Autobahnen in den betref­fenden Gebieten, gibt die Entfernungen zwi­schen den Hauptstädten an und vergißt auch nicht die Autofähren über die Flüsse aufzu­zeichnen. Sie ist in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache ge­druckt und stellt eine wertvolle Hilfe für den Auto-Touristen von Übersee dar.

der neuen Siedlung ein. Jedes Teilchen ist genau numeriert und wird nach deutschem Muster aufgebaut und eingerichtet. Während dieser Bericht geschrieben wird, haben die deutschen Fachleute bereits das für sie im Gebiet von Morweli erbaute Lager bezogen, um an die Arbeit zu gehen. In wenigen Mo­naten werden zum erstenmal die Zehnton- nen-Pressen laufen und die ersten australi­schen Briketts von den Fließbändern in die Güterwagen poltern. In sorgsam ausgearbei­teten Verträgen hat die australische Regie­rung mit den deutschen Firmen die Lieferung

dieser Großaufträge für die deutsche Wirt­schaft festgelegt, ebenso die Arbeitsbedin­gungen für das deutsche Personal. Vor kur­zem wurde eine weitere Vereinbarung über die Lieferung einer Werksanlage zur Ver­gasung und Verflüssigung der im Tal von Latrobe gewonnenen Braunkohle unterzeich­net. Es ist ein Projekt von insgesamt 650 000 Pfund Sterling. Das Gas ist für die Industrien von Melbourne bestimmt, wohin es durchPipe-Lines geleitet wird.

Das Tal von Latrobe ist heute zumTal der Hoffnung" für rund zehntausend Einwan­derer aus allen Tellen Europas geworden, die mit Hilfe eines großzügigen Siedlungsplanes der Regierung hier eine neue Heimat finden werden. Deutsche Ingenieure und Techniker, schufen und schaffen die Grundlagen zu einem neuen Industriegebiet. Sie bauen Städte und Fabriken, die dem Namen Deutsch­lands, seiner Wirtschaft und Technik alle Ehre machen.

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An den blauen Seen reift der wilde Reis

Romantik und Geschäft um die Reisernte im Lande der Chippewa-Indianer

An den blauen Seen von Minnesota und Wisconsin, in den ehemaligen Jagdgründen der Chippewa-Indianer, reift in diesen Wochen eines glühenden Sommers die begehrte Frucht

verfügte die Regierung strenge Gesetze, die die Reisernte wieder in die Hände der In­dianer von Wisconsin legte.

Nach Urväterbrauch sammeln sich Jahr für

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Der Reis wird wie vor Generationen mit den Füßengedroschen'

des wilden Reises. Hier, in einer Landschaft, fern von jeglicher Zivilisation, wodie Stra­ßen sich im Busch verlieren, scheint die Zeit still zu stehen. Hier leben die Indianer noch wie vor hundert Jahren, da sie die unum­schränkten Herren des Landes waren, bis sie der weiße Mann mit seinem Gewehr und demFeuerwasser aus den angestammten Sitzen der Vorfahren verdrängte. Aber eins hat die Ausrottung von Mensch und Tier durch den weißen Siedler überdauert: Der wilde Reis, der wie riesige Schilfwälder die zahllosen Seen der Landschaft umgibt und jahrhundertelang die Hauptnahrung der Indianerstämme ausmachte; Heute wie da­mals geht er seiner Reife und der Ernte entgegen, um für hohe Preise im späten Som­mer in die Städte und an die das Land durch­reisenden Händler verkauft zu werden. Wil­der Reis ist drei bis viermal so ausgiebig und kalorienreicher wie der in den Plantagen gepflanzte und darum in ganz Amerika eines der beliebtesten und auch heute noch weit­verbreitetsten Nahrungsmittel. Die Jahres­ernte beträgt rund 500 000 Pfund, gemessen am Verbrauch ein Tropfen auf den heißen Stein. Daher sind die Preise außerordentlich hoch und der wilde Reis ist heute schon eine gewisse Kostbarkeit, mit der ein blühendes Geschäft getrieben wird.

Nachdem die Städter in die Reisgebiete ein­gebrochen waren und in ihrer Gier nach dem Gewinn rücksichtslos die natürlichen Reisfel­der an den Seerändern zu vernichten drohten,

Jahr die Angehörigen der Chippewa-Stämme im späten Sommer an den Ufern der Seen, um den dann gereiften wilden Reis zu ern­ten. Über Nacht wachsen die .Wigwams aus Birkenrinde am Uferrand in die Höhe. In Gruppen von fünf bis sechs Familien hat man sich vereint und den gesamten Hausmat auf Booten mitgeführt, so daß man für lange Zeit von den Siedlungen unabhängig ist. Die Redslager sind bereit, um mdt der Ernte zu beginnen.

Am frühen Morgen fährt man mit den Booten durch den hochgeschossenen wilden Reis am Seeufer. Vorne sitzt der Mann und staakt das Boot vorwärts, hinten die Squaw, die mit einer Art Dreschflegel die Körner von den Stengeln streift und sie auf den Boden des Bootes fallen läßt. Von der Ferne glaubt man Scbilfschneidter am Werk zu sehen.

Ist ein Boot voll, kehrt man zum Lager zurück und breitet die Ernte aus. Etwa drei Zentner Reis für jedes Boot ist der Tages- ertrag. Wenn die Ernte beendet ist, opfert der Häuptling eine Handvoll Körner den alten Göttern der Vorfahren und bittet um den

Die Berliner Botschaft Rußlands

Vor zwei Jahren begann manUnter den Linden in Berlin, knappe hundert Meter vom Brandenburger Tor entfernt, unter strengster Geheimhaltung mit dem Bau der russischen Botschaft, die nunmehr ihrer Voll­endung entgegengeht. Es ist der prächtigste, luxuriöseste und teuerste Bau, der nach dem Kriege in Berlin und der ganzen Ostzone Deutschlands entstand. Seine Kosten werden auf 120 Millionen Mark geschätzt. Zwei Jahre lang arbeiteten über siebenhundert Handwer­ker, Künstler und Techniker hinter scharf bewachten Bauzäunen an der Fertigstellung der Botschaft, in die in Kürze der sowjetische Gesandte Pushkin mit einem Stab von meh­reren hundert Mitarbeitern einziehen wird

Man erzählt sich in Berlin Wunderdinge von der Einrichtung des Botschaftsgebäudes. An edelsten Hölzern, Marmor und kostbaren Mosaiken wurde nicht gespart. Wandmale­reien erster Künstler schmücken die Räume, deren jeder den Namen einesHelden der ! Sowjetunion trägt. Die Wandgemälde vc-r-J herrlichen die Siege Rußlands im letztenj Krieg und zeigen vor allem Szenen vom Ent-| scheidungskampf um Berlin. Allen am Eauj Beteiligten war eine strenge Geheimhaltung' auferlegt.

Der größte Fernseh-Sender der Welt

Nach einer Verlautbarung des britischen Rundfunks wird zu Beginn des kommenden Jahres in Kirk OShotts, einer Station zwi­schen Edinfourg und Glasgow, der größte Fernsehsender der Welt errichtet werden. Die neue Sendestation bestreicht ein Gebiet mit einer Bevölkerung von 3,5 Millionen Men­schen. Das Sendeprogramm wird von Lon­don, Birmingham und Manchester bestritten.

Ein Kapitän sucht seine Besatzung

Der 49 Fuß lange SegelkutterViking und sein Kapitän suchen eine Besatzung, um mit ihr eine Vergnügungsfahrt von einjähriger Dauer rund um die Welt zu unternehmen. Der Eigner des Schiffes, das einst als Be­gleitboot der norwegischen Fischerei-Flotte auf den Lofoten diente, verlangt von seinen sechs Passagieren, die er mitnehmen kann, die runde Summe von viertausend Mark, um die Fahrt zu finanzieren. Der mit einem Hilfsmotor ausgerüsteteViking wird im kommenden Herbst von Panama aus starten. Die Route führt über Trinidad und die Kari­bische See zuerst nach Florida, dann mit Hilfe des Golfstromes nach den Bermudas, um von dort aus den großen Sprung nach den Azoren zu wagen. Die romantische Reise, bei der von den Be&atzungsmitgliedem kein seemän­nisches Können verlangt wird, geht dann längs der Küste Portugals, Spaniens und Frankreichs bis in einen Hafen Englands, wo man wohlbehalten nach einem Jahre einzu­treffen hofft. Bis jetzt hat sich noch kein Wagemutiger gefunden, sich für tausend Dol­lar einem so kleinen Boot anzuvertrauen.

Segen der Unsichtbaren, die in der Natur und seiner gesamten Umwelt walten.

Es ist ein Stück Romantik um die Ernte des wilden Reises an den blauen Seen der Chippewa-Indianer gebreitet, das sich bis auf den heutigen Tag in aller Ursprünglichkeit erhalten hat. Ein Tag in einemReislager gehört zu den Dingen, die unvergeßlich sind; doch eines Tages werden auch sie dahin­gegangen sein. Motorboote und Erntemaschi­nen werden die kostbaren Pflanzen schnei­den und die Indianer werden keine Wigwams mehr bauen.

Die Stare erobern Englands Städte

Selbst die Uhrzeiger am Parlamentsgebäude bleiben stehen

Wo diefliegenden Hotels überholt werden

Die Sicherheit in der Luft ist oberstes Prinzip der Fluggesellschaften

Wer einmal in Frankfurt, München, Köln oder Berlin eine Stunde im Flughaftenrestau­rant saß und das Starten und Landen der großen Flugmaschinen der internationalen Verkehrsgesellschaften beobachtete, macht sich wohl kaum einen rechten Begriff, wel­cher geradezu weltweite Apparat für jede ein­zelne Maschine in Bewegung gesetzt werden muß, um die Sicherheit der Fluggäste zu ge­währleisten.

Die Menschen, die Passagiere derfliegen­den Hotels, kümmern rieh noch weit weniger darum, wenn sie auf einem Transozeanflug in rund siebentausend Meter Höhe bei einer Dutrchschn i ttsgeschwindigkeit von 500 Kilo­metern in der Stunde ihre Mahlzeiten ein- nehmen, ruhen oder arbeiten und lässig in die bequemen Sessel hingestreckt mit dem Nach­barn plaudern.

Eine der größten Fluggesellschaften der Welt, die in den vergangenen fünf Jahren rund fünf Millionen LuftkUometer ohne den kleinsten Unfall einer ihrer Passagiere zu­rücklegte, hat ein Sicherungssystem für Ihre Maschinen ausgearbeitet, das alle Achtung verdient.

Im Dienst der Gesellschaft stehen heute die viermotorigen Riesenvögel vom TypCon- »tellation, die allein im vergangenen Jahre 66 000 Passagiere über den Atlantik flogen. Jede dieser Maschinen stellt einen Wert von einer Million Dollar dar. Sie werden sorg­samer behandelt als ein rohes Ei und jeweils »ach 1700 Flugstunden in der größten Repara­

tur-Werkstatt der Welt bis zur letzten Schraube überholt. Dreitausend Männer und Frauen arbeiten in den Werkstätten der Gesellschaft am Missouri Tag und Nacht an den von ihren weltumspannenden Luftreisen zurikkkehrenden Maschinen. Auch das kleinste und unbedeutendste Teilchen der Flugzeuge wird überprüft und bei dem ge­ringsten sich bemerkbar machenden Schaden ausgewechselt. Dieser Vorgang ist alsOpera­tion 5 ein technischer Begriff geworden und gleichzeitig die Gewähr für das Höchstmaß an Sicherheit und Zuverlässigkeit, das nach menschlichem Ermessen einem Passagierflug­zeug gegeben werden kann. Wenn die Ma­schinen die Werkstätten verfassen haben, darf man behaupten, daß auch ein vollkommen neues Flugzeug sich in die Luft erhebt.

Die mehrere Quadratkilometer Werks­gelände umfassenden Anlagen sind die modernsten zur Zeit bekannten ihrer Art. Von hier aus werden auch sämtliche Luftsiche­rungsanlagen bedient, die jedem der Flug­zeuge ihren Weg durch Sturm und Ungewit­ter über Ozeanen und Gebirgsstehlünden in aller Welt weisen. In der Luftsicherungs- Zentrale wird die Reise jeder Maschine vom Starten bis zum Landen verfolgt und aus allen Ecken unseres so klein gewordenen Globus treffen Tag und Nacht die Meldungen der Kapitäne ein. Eine weltumspannende Bodenorgamsation ist hier an der Arbeit, die allein zum Wohle der Fluggäste geschaffen wurde.

Man hat den Star einmal denMenschen unter den Vögeln genannt. Sein Gehirn ißt nämlich fast so kompliziert eingerichtet wie das des Herrn der Schöpfung. Es gestattet dem Vogel eine voneinander unabhängige Kontrolle über Beine und Flügel. Der Star kann beim Laufen einen Fuß vor den an­deren setzen, während der Spatz und viele andere Vogelarten nur hüpfen können. Das zurPsychologie des klugen Vogels, der sich in den letzten Jahren zu einer außerordent­lichen Plage in den englischen Großstädten entwickelte, der man bis zur Stunde voll­kommen machtlos gegeniübersteht.

Die Stare bevölkern zu Hunderttausenden die großen Gebäude Londons, Manchesters und Birminghams, nisten auf Kaminen, Ge­simsen und Fensterbrettern in den beleb­testen Zentren des Verkehrs und sind durch keine Macht der Welt und durch keine noch so gut durchdachten Vernichtungsmittel zu vertreiben. Ihre Vorliebe für hochragende Baulichkeiten erklären sich die Vogelkundler daher, daß sie in früheren Entwicklungs­stadien auf den Felsenklippen der Meeres­küsten und Gebirge nisteten.

Heute haben sie im wahrsten Sinne des Wortes die Städte eines ganzen Landes er­obert und lichten dort beachtlichen Schaden an. Kürzlich ereignete es sich in London, daß sie sogar die Uhrzeiger des berühmtenBig Ben, der Parlamentsuhr, zum Stehen brach­ten. Sie hatten sich in so großer Anzahl auf den fast fünf Meter langenGroßen Zeiger gesetzt, daß zum erstenmal in der neunzig­jährigen Geschichte der weltberühmten Uhr diese ihre Stunde nicht schlagen konnte. Es war eine Verzögerung von vier Minuten ein­getreten, eine Tatsache, welche die traditions­bewußten Engländer geradezu in Schrecken versetzte.

Nun begann sich die Öffentlichkeit mit der rätselhaften Starenplage zu beschäftigen, über deren Ursache sich die Wissenschaftler noch nicht einig sind. Man versuchte es mdt Katzen, um die Stare zu dezimieren. Die Katzen ergriffen die Flucht, wo sie nur ein paar dar frechen Burschen sahen. Man ging mit Schallwellen gegen sie vor und streute schließlich Gift in großen Mengen. Die Stare blieben und bleiben. Ja, sie vermehren sich noch jedes Jahr um einige Millionen.

Gegen Morgen bietet sich den Bewohnern der englischen Städte ein phantastischer An­blick, wenn die Starenschwärme auf Nah­rungssuche für ihre zahlreiche Nachkommen­schaft gehen. Obwohl sie keinen ausge­sprochenenFührer, wie zum Beispiel Wiid- gänse, Wildenten und andere Zugvögelarten halben, sind Hure Bewegungen in der Luft von der Exaktheit, die man sonst nur bei Luftmanövem der Flugzeuge bewundern kann. Jeder einzelne Vogel macht nach ge­heimnisvollen Gesetzen die gleichen'Flug­bewegungen wie sein Nachbar.

Die Stare vermehren sich sehr rasch. Vor sechs Jahrzehnten führte man 120 Stare aus England in Amerika ein. Sie wurden im Zentral-Park von New York freigelassen. Heute schätzt man die Zahl der Stare allein im östlichen Teil der USA auf hundert Mil­lionen. Eine kleine Zahl, bemessen an den zur Zeit in England geschätzten Plagegeistern. Fünfzehn Milliarden (!) werden von maßgeb­lichen Stellen angegeben. In weiteren fünf­zig Jahren soll diese Zahl wenn die bis­herige Entwicklung anhält und man kein Gegenmittel findet auf zwanzig Milliar­den angestiegen sein. Freude daran werden nur die Gärtner und Landwirte haben, da der Star ein ausgezeichneter Insektenvertil­ger ist. Wie aber werden die Häuser in den englischen Städten ausseben?