Samstag, 21. juli 1951
NUMMER 112
Das Ende des „Rentiers“
Geldhortung in Frankreich/Landwirtschaft, Handel und Kleinbürgertum erholt
Von unserem Frankreich-Korrespondenten Dr. E. G. Paulus
An der Fassade des Palast-Hotels in Trou- ville hängt ein großes Schild: „Appartements ä vendre.“ Das gleiche Plakat findet man an großen Hotels in Biarritz und anderswo. Mit diesen Anschlägen wird aber nicht nur die Aufteilung großer Luxushotels in Privatwohnungen, sondern gleichzeitig die Zerrüttung der bürgerlichen Schicht in Frankreich bekanntgegeben, die einstmals die Stammkundschaft dieser Hotels bildete. Das Pariser Modehaus Robert Piguet, das am 15. Juli seine Pforten schloß und damit dem Beispiel der ebenfalls weltberühmten Modehäuser von Le- long, Molineux und Marcelle Dormoy folgt, ist ein anderes Beispiel für den gleichen Vorgang. Wer kann heute für ein Damenkostüm 80 000 bis 120 000 Francs (1000 bis 1500 DM), für ein Abendkleid 200 000 bis 300 000 Francs (2500 bis 3800 DM) ausgeben? Daß für den Besitzer des Modehauses die Gewinnspanne sich nach Kriegsende nicht erhöht hat und die Kosten für Löhne und Sozialausgaben allein 70 Prozent des Preises ausmachen, tröstet den Käufer wenig.
Im Hotelwesen liegen die Dinge nicht anders. Der Übernachtungspreis im Pariser Hotel Claridge (welches nicht zur allerteuersten Klasse gehört) beträgt für ein kleines Hof- cimmer ohne Bad 4300 Francs zuzüglich 12 Prozent Taxen und 15 Prozent Bedienung, also umgerechnet etwa 70 DM. Solche Preise und erheblich mehr werden gern in Paris, in Cannes, in Deauville, also dort gezahlt, wo sich ein internationales Publikum, meist Nord- und Südamerikaner und Orientalen zusammenfindet. Für den Europäer und die französische Bourgeoisie, von der einstmals die großen Hotels und die großen Pariser Modehäuser lebten, sind diese Preise unbezahlbar.
Frankreich und seine besitzende Schicht haben keine radikalen Geldabwertungen erlebt wie Deutschland 1923 und 1948. Doch die jahrelange schleichende Inflation und die Minderung der Einkommen aus Aktien-, Staatsrenten- und Grundstücksbesitz hat ihre Wirkung getan. Ein Vergleich der versteuerbaren Einkommen von 1938 und 1949 zeigt, daß der Anteil der reinkapitalistischen Einkommen von 23,1 Proz. (1938) 1938 auf 4 Proz. (1949) 1949 gesunken ist. Die von ihren Renten lebenden großen und kleinen Kapitalisten, die klassischen französischen „Rentiers“ haben sich bei der zunehmenden Entwertung des französischen Francs vielfach in Gold geflüchtet. Der Goldbestand, der sich heute in Frankreich in Privathand befindet, wird auf 2500 bis 4000 Tonnen geschätzt, wobei also durchschnittlich auf jeden Einwohner in Frankreich ein Pfund bis 1 Kilo Gold entfällt, was wertmäßig einer privaten Goldhortung von 2,8 bis 4,5 Milliarden Dollar entspricht. Doch so wertbeständig das Gold auch sein mag — es bringt keine Zinsen.
In den gleichen Jahren, in denen die ererbten Vermögen in Frankreich und damit die noch bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges bestehende soziale Struktur des Landes er-
Der Schlüssel zur Bastille
WASHINGTON. Der Originalschlüssel der Pariser Bastille, deren Erstürmung am 14. Juli 1789 zum Symbol des französischen Nationalfeiertags geworden ist, wird weiter in den Vereinigten Staaten bleiben und entgegen einigen Gerüchten nicht an Frankreich zurückgegeben werden.
Präsident Truman versicherte dies am Donnerstag auf die Frage eines Pressevertreters hin. Der Schlüssel, erklärte er, sei Privateigentum des ersten amerikanischen Präsidenten, George Washington, und liege daher außerhalb der Verfügungsgewalt der amerikanischen Regierung. Das umstrittene Stück befindet sich zurzeit im alten Hqus Washingtons in Mount Vernon im Staate Virginia.
schüttert wurde, hat sich die Lage der Arbeiterschaft und der Lohn- und Gehaltsempfänger trotz der Unsummen, welche die staatliche Sozialversicherung verschlingt, nicht wesentlich verbessert. Die „sozialen Errungenschaften“ der Nachkriegszeit sind durch eine dauernde Steigerung der Lebenskosten reichlich auf gewogen. Wohl aber gelangten in der Kriegs- und Nachkriegszeit die Bauern und das im Kleinhandel und Gewerbe tätige Kleinbürgertum zu einem über dem Vorkriegsniveau liegenden Wohlstand. Wenn heute die sozialistische Gewerkschaft La Force Ouv- riäre das Existenzminimum an Stelle des noch gültigen und als monatlichen Mindestlohn geltenden Satzes von 17 400 Francs mit 20 224 Francs (also rund 250 DM) festsetzt, dann entspricht diese Summe gleichzeitig der Monatspension, welche die Witwe eines aktiven Generals erhält.
Ist trotzdem in Frankreich heute noch keine Proletarisierung des Bürgertums eingetreten, wie wir sie vielfach in Deutschland und Österreich erlebten, so hat das seinen Grund darin, daß auch die in der Großstadt Lebenden noch über irgendwelchen ererbten Grundbesitz auf dem Land verfügen, der einen gewissen Rückhalt bietet. Der zweite Grund ist die Wohnungsmiete, die auch bei der Aufstellung des Existenzminimums nur mit 5 Prozent des Monatseinkommens veranschlagt wurde und im französischen Familienbudget nicht ins Gewicht fällt. In Paris zahlt der glückliche Besitzer einer Wohnung und eines Mietvertra
ges für eine 5—6-Zimmerwohnung mit Bad etwa 2500 bis 4000 Francs Monatsmiete, also weniger, als eine Flasche Champagner in einem Nachtlokal kostet. Wenn der Wohnungsinhaber dann 1 bis 2 Zimmer zu je 20 000 bis 25 000 Francs möbliert in Untermiete an Ausländer abgibt, ist nicht nur die Wohnungsmiete, sondern gleichzeitig eine Lebensrente gesichert.
Wer bei diesem in Tausenden Fällen praktizierten Geschäft in die Luft schaut, ist der Hausbesitzer, der seinen Mieter weder kündigen, noch im Mietpreis steigern kann. Der Hausbesitz ist auf kaltem Wege sozialisiert, mit der Folge, daß nicht nur die Klasse der Hausbesitzer, die von ihren Renten lebte, seit Jahren um die Einkäufe aus ihrem Vermögen gebracht wurde, sondern außerdem die Häuser sich in einem beispiellos verwahrlosten Zustand befinden. Kein Wunder, daß die Hausbesitzer danach trachten, die drückende Besitzlast loszuwerden, und da sich zwar für das Miethaus kein Käufer findet, wohl aber genügend Anwärter für leere Wohnungen vorhanden sind, wird jede freiwerdende Wohnung als Stockwerkseigentum verkauft. Wie die leerstehenden Hotelpaläste in Badeorten, werden große Pariser Mietshäuser in Stockwerkseigentum aufgeteilt und parzelliert.
Sind also die Hausbesitzer, die Rentner, die Beamtenschichten ärmer geworden, so haben sich dafür die Bauern und das handel- und gewerbetreibende Kleinbürgertum während der Lebensmittel- und Warennot in den Kriegs- und Nachkriegsjahreen um so besser erholt. Die G inne des Sr- /a ■ •••.-•kres sind zwar in manchen Fällen, aber keineswegs in der Regel verlorengegangen. Der Zwischenhandel hat sich daran gewöhnt, mit erheblich höheren Gewinnspannen zu arbeiten als vor
Das neue Beamten geselj
Zu der Tradition des deutschen Beamtenrechts / Gleichschaltung der Geschlechter
Von unserer Bonner Redaktion
BONN. In den kommenden Monaten wird das neue Bundesbeamtengesetz, das von der Regierung dem Bundesrat zugeleitet wurde, seine endgültige Fassung erhalten, die auch für die Beamtengesetze der Länder grundlegend sein soll. Der Regierungsentwurf berücksichtigt wohl einige Vorschläge, die von der Seite der Alliierten im Laufe der Jahre gemacht wurden, ist jedoch in seinem Kern eine Befolgung der Tradition des alten deutschen Beamtenrechts und soll nach der Ubergangslösung des Bundespersonalgesetzes die neue Grundlage für eine generelle Regelung der Stellung der Beamten bilden. Unmittelbar von dem neuen Gesetz betroffen, werden zunächst nur die Beamten des Bundes und der bundesunmittelbaren Körperschaften, der Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, zu denen u. a. Bundesbahn und Bundespost gehören. Nun die Grundsätze des Gesetzentwurfes, der sich auf den Artikel 33 des Grundgesetzes stützt:
Die Dreiteilung in Beamte, Angestellte und Arbeiter wird beibehalten. Die Gleichstellung von Frauen und Männern wird absolut verwirklicht und es soll keinerlei Gehalts- oder Beförderungsunterschiede mehr geben. Was im folgenden von den Beamten gesagt wird, gilt also in vollem Umfang auch für die weiblichen Beamten. Das betrifft auch die Verwirklichung des Leistungsprinzips in der Gesetzesvorlage. So sieht z. B. der sogenannte „Trottel-Paragraph“ vor, daß ein Beamter bei Unfähigkeit oder gröblichem Versagen unter die Beförderungssperre fallen bezw. in eine niedrigere Gehaltsstufe zurückgestuft werden kann. Dienstentlassungen dürfen jedoch nur bei „schuldhaftem Versagen“, das in einem Disziplinarverfahren zu beweisen ist, verfügt werden. Die aus anderen Berufen kommenden Bewerber sind in keiner Form gegenüber den Berufsbeamten benachteiligt und die Zeit, in der sie sich ihre Fähigkeiten außerhalb des öffentlichen Dienstes erworben haben, kann auf das Ruhegehalt angerechnet werden. Es gibt kein Monopol der Juristen mehr, son
dern — genau wie im Konsulargesetz — entscheiden die generelle Eignung, die Befähigung und die Leistung über Beförderungen, wobei jedoch keine Beförderungsgruppen übersprungen werden sollen.
Neben den Beamten auf Lebenszeit wird der „Beamte auf Probe“ und der „Beamte auf Widerruf“ gestellt. Die beiden letzten Gruppen bekommen Kündigungsfristen von zwei bis sechs Wochen zum Quartalsschluß zugesichert. An die Stelle des bisherigen Wartestandes tritt der „einstweilige Ruhestand“, in dem der Dienstherr zur Zahlung von Pensionen und zum Vorschlag eines anderen, der bisherigen Stellung entsprechenden Amtes aufgerufen ist. Das gilt natürlich auch für die sogenannten „politischen“ Beamten, die in Spitzenstellungen der Ministerien und des Auswärtigen Dienstes stehen. Was die versorgungsrechtliche Regelung angeht, führt der Bonner Regierungsentwurf die zehnjährige Wartezeit für die Versorgungsberechtigung wieder ein. Schließlich wird bestätigt, daß sich der Beamte jeder aktiven politischen Betätigung enthalten muß und z. B. als Abgeordneter eines Parlaments automatisch in den Ruhestand tritt, jedoch im Fall, daß er bei Neuwahlen nicht wieder gewählt wird, kann der „Ruheständler“ wieder Beamter werden. Das freiwillige Ausscheiden eines „Beamten auf Lebenszeit“ aus dem Dienstverhältnis wird durch den Gesetzentwurf wesentlich erleichtert. Nach Stellungnahmen von Experten der großen Fraktionen des Bundestages sind wohl Änderungen einzelner Bestimmungen des Gesetzes bei den Beratungen im Bundestag zu erwarten, die Grundzüge des Gesetzes werden jedoch allgemein positiv beurteilt und auch von seiten der Hohen Kommission ist kein Einspruch zu erwarten. Der Ausgangspunkt für die Ausfüllung des Vakuums, das mit der Außerkraftsetzung des Beamtengesetzes von 1937 entstand, ist also gegeben. Die Beratungen werden trotzdem so viel Zeit in Anspruch nehmen, daß vor Ende dieses Jahres nicht mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zu rechnen ist.
Fenster in die Vergangenheit
2000-Jahresfeier in Paris
Es gibt Völker, die nur für die Zukunft leben und ständig „vorwärtskommen“ wollen und solche, die von der Zukunft wenig erwarten, dafür aber um so zärtlichere Gefühle für die Vergangenheit hegen. Die Franzosen gehören zur letzteren Kategorie. Sie benutzen zwar Rundfunk- äpparate. Flugzeuge und Automobile, doch ihr Herz gehört der Zeit, in der die Errungenschaften der Technik noch kaum entwickelt waren. Jedes Fest, das in Frankreich heute gefeiert wird, wird deshalb zum Kostümfest, zur Flucht in die so besonnt erscheinende Vergangenheit. Auch wenn die Stadt Paris dieses Jahr in einer endlosen Festfolge ihren 2000jährigen Geburtstag begeht, werden die Fenster in die Vergangenheit wieder weit aufgesperrt. Doch der Blick geht nicht in die Entstehungszeit von Paris, ins 1. Jahrhundert vor Christi Geburt, sondern verweilt wie immer in jener „Belle öpoque“. Das ganze vorige Jahrhundert wird in diesem Pariser Sommer noch einmal heraufbeschworen, lebendig gemacht und die Pariser selbst verfolgen noch begeisterter als die devisenbringenden Touristen an jeder Straßenecke das, was geboten wird.
Gelbe Postkutschen aus der Zeit der Madame Bovary neben gestiefelten Postillionen im roten Radmantel, den grauen Zylinder auf dem Kopf, die pralle schwarze Rösser beklopften, die voll Ungeduld schnaubten, waren zur Stelle um die Reise durchs automobilüberfüllte Paris anzutreten. In der über und über mit Trikoloren und Sternenbannern, Fahnen und Wimpeln geschmückten Avenue Franklin D. Roosevelt, am Rond-Point der Champs Elysöe, ist man in der Erinnerung noch etwas weiter zurückgegangen. Um neben der 2000-Jahresfeier gleichzeitig die (von den französischen Volksmassen oft nicht sehr tief empfundene) französisch-amerikanische Freundschaft zu feiern, stehen dort vor einem Restaurant statt des Portiers zwei französische Wachen aus der Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Weiße, enganliegende Hosen, weiße Gamaschen, die Perücke sorgfältig gepudert, gerade so mögen sie einst vor der Residenz des Generals La Fayette die Wache gehalten
haben. Die Chewing-Gum kauenden G.I.s, an denen es im Pariser Straßenbild immer weniger mangelt, stehen höchst amüsiert vor diesen lebendigen Denkmalen, die daran erinnern wollen, daß Frankreich einst für die Erringung der amerikanischen Unabhängigkeit ebenso mitkämpfte, wie die Nachfahren Washingtons heute sich für die Erhaltung der Unabhängigkeit Europas einsetzen. Auf den Champs Elysee haben die Kaffeehausterrassen sich in Grinzing-Lauben verwandelt und des Abends wetteifern Tausende von Glühbirnen, welche diese Kaffeehaustriumphbögen garnieren, mit dem blendenden Scheinwerferlicht, in das der Arc-de-Triumph ebenso wie die öffentlichen Bauten und Kirchen, die Denkmale und die Springbrunnen der Place de la Concorde getaucht sind. Uber Paris funkelt unter dem schwarzen Nachthimmel das schneeweiße Zuckerwerk der Sacrö-Coeur. Paris erinnert sich, was Paris einmal war und die Kellner, die sich wieder die längst abgeschafften langen weißen Schürzen vorgebunden haben, geben acht, daß sie nicht stolpern. Auch das Zigarettenfräulein mit Kapotthut und Krinoline fühlt sich nicht immer ganz sicher im langen, weiten rauschenden Rock.
Diese 2000-Jahresfeier, deren Festkalender bis in den Oktober hineingeht und am 8. Juli seinen Höhepunkt erreichte, hat den Parisern einen solchen Auftrieb gegeben, daß man in diesem Sommer sogar Handwerker an der Arbeit sieht, welche hie und da die Häuserfassaden renovieren. Bitter nötig haben sie es fast alle, denn die Pietät vor dem, was frühere Generationen geschaffen haben, wirkt allein nicht konservierend und auch die Patina ist nicht immer ein ausreichender Schutz gegen den Verfall. Doch die Franzosen sind ein genügsames Volk, das außer an das Essen und Trinken keine Ansprüche stellt, das Geld lieber hütet und hortet, statt es für Neubauten, Modernisierung, Staubsauger und elektrische Kühlschränke auszugeben. Wie die Großmutter an Feiertagen aus der alten Kommode den erstaunten Enkeln das Brautkleid und die Erinnerungen aus ihrer Jugend vorzeigt, so schmückt sich heute das 2000jährige Paris mit den Requisiten aus seiner Glanzzeit, die alle Kriege und Stürme der Zeit überdauert haben.
Dr. E. G. Paulus, Paris
Ludwig Heck gestorben
Der Nestor der Tiergärtnerschaft der ganzen Welt, Geheimrat Prof. Dr. Dr. Ludwig Heck, der am 11. August 91 Jahre alt geworden wäre, ist am Dienstag nach kurzem Leiden in München gestorben. Zu seinem 90. Geburtstag schrieb Geheimrat Heck, der von 1888 bis 1932 den Berliner Zoologischen Garten geleitet hatte, in einer kurzen Autobiographie: „Mein ganzes Interesse, meine ganze Liebe galt von Kindesbeinen an der Tierwelt, der Tierkunde und auch der Tierkunst.“ Von Hecks schriftstellerischen Arbeiten ist die Bearbeitung der vier Bände „Säugetiere“ in „Brebms Tierleben“, dem wohl berühmtesten Standardwerk der Fauna, das für Wisssehenschaft und breite Öffentlichkeit bedeutendste Werk.
Kulturelle Nachrichten
Lyonei Feininger, der „Kubist aus dem Geiste Johann Sebastian Bachs“ vollendete in New York das 80. Lebensjahr. Der Künstler, der von 1919 bis 1933 am „Bauhaus“ tätig war und 1930 als Unerwünschter Berlin verließ, um in sein* Vaterstadt New York zurückzukehren, repräsentiert die tiefe Beziehung zwischen moderner Malerei und Musik. Der Sohn eines deutschen Musikerehepaares, der als 15jähriger bereits einige Stücke komponiert hatte, entschied sich für die Malerei, als seine Eltern nach Deutschland zurückkehrten. Er begann sein Studium in Hamburg, setzte es dann an der Berliner Akademie und später in Paris fort.
Professor Dr. Walter Schoenichen ln Goslar vollendete das 75. Lebensjahr. Er ist in Deutschland und darüber hinaus als führende Persönlichkeit des Naturschutzes bekannt.
Das Gastspiel des weltberühmten amerikanischen Dirigenten Leopold Stokowski, der das Orchester des bayerischen Rundfunks im Kongreßsaal des deutschen Museums leitete, war das größte Ereignis der Münchner Konzertsaison. Es war das erste und einzige Konzert seit 20 Jahren, das Stokowski in Deutschland gab.
Das württemberg-badische Kultusministerium hat einigen Mitgliedern der württembergischen Staatstheater für die Dauer ihrer Zugehörigkeit zu dieser Bühne folgende Amtsbezeichnungen verliehen: Johannes D ü n n w ald wurde„Staats
Heuß malt Fresken
Bundespräsident im Urlaub
A.D. Zum zweitenmal erlebte das romanische Kirchlein von Urschalling bei Priem mit seinen unter tausendjähriger Tünche neu entdeckten Fresken den Besuch des Bundespräsidenten Dr. Heuß, Er kam, wie im Vorjahr, vom benachbarten Aschau, wiederum mit einer Zeichenmappe unterm Arm. Fast täglich werden vom Kurerholungsheim Dr. Carl Fahsel, aus, wo Heuß mit Gattin, Sohn, Schwiegertochter und Enkelin zum zweitenmal seine Ferien verbringt, kleine Exkursionen unternommen etwa zum mittelalterlichen Klo- steridyll der Fraueninsel oder nach Seeon, und stets entstehen dabei kleine Zeichnungen und Gemälde. Hier in diesem einsamen Alpental des Chiemgaus, unweit der Tiroler Grenze, ist es dem Bundespräsidenten möglich, seinen Urlaub wirklich als Privatmann, ohne jedes öffentliche Aufsehen, zu verleben. Es gibt keine Kundgebungen und Ovationen. Er wird nur, wie im Vorjahr, gegen Urlaubsende einem ihm zu Ehren gegebenen Heimatabend beiwohnen und sich dabei an alten Trachtentänzen und Volksliedern erfreuen. Im Kurerholungsheim lebt die Familie Heuß unter den Kurgästen ganz der Gesundheit und Erholung. Das kleine Schwimmbad auf der Bergkuppe hinterm Haus wird fleißig benutzt. Die dienstliche Begleitung, auf wenige Personen beschränkt, wohnt außerhalb des Heims und hält die notwendigste Verbindung mit Bonn aufrecht.
dem Krieg. Eine wirtschaftsliberalistische freie und starke Konkurrenz ist nicht wieder aufgekommen. Die Berufsverbände sorgen für eine Einhaltung der Mindestpreise und den Syndikaten der Arbeitnehmer stehen die ebenso straff organisierten Syndikate der Unternehmer, des Handels und des Gewerbes gegenüber. Die außerordentliche Bescheidenheit dea französischen Kleinbürgers, der auch bei einem Anwachsen seines Vermögens nicht daran denkt, seinen Wohnungs- und Lebensstandard zu verändern und mit kostspieligen Investierungen oder Renovierungen seines Betriebes ein Risiko auf sich zu nehmen, erleichtert diese Methode, lieber für eine höhere Gewinnspanne wenig, als für eine kleinere Gewinnspanne viel umzusetzen.
Die sicherste Garantie dafür, daß beim Bauern, beim kleinen Familienbetrieb das Vermögen weiter wächst, ist aber die Möglichkeit der Steuerhinterziehung, von der ausgiebig Gebrauch gemacht wird. Der Anteil von Industrie und Handel am versteuerbaren Einkommen ist von 1938 bis zu 1949 von 12,9 Prozent auf 24,3 Prozent und bei der Landwirtschaft von 0,03 Prozent auf 2,1 Prozent gestiegen — der Anteil der versteuerbaren Einkommen aus Löhnen und Ruhegehältern wuchs von 59,7 Prozent auf 64,3 Prozent. Wenn Averell Harriman bei seinem letzten Besuch in Paris dringend empfahl, mit einer Steuerreform eine gerechte Lastenverteilung anzustreben, zeigte er, daß ihm die Wirtschaftsund Sozialprobleme Frankreichs, aus denen ein großer Teil der politischen Unzufriedenheit herrührt, wohl vertraut waren.
Faruk ist böse
LUGANO. König Faruk von Ägypten brach am Donnerstagabend unvorhergesehen seinen Aufenthalt in Lugano ab. Ein Pressefotograf hatte eine Aufnahme von ihm gemacht. Die Leibwache des Königs, der als fotografenfeindlich bekannt ist, hatte sich daraufhin des Films bemächtigt. Der Kameramann jedoch rief die Schweizer Polizei zu Hilfe. Sie forderte den König zur Rückgabe des Films auf. Darauf erklärte Faruk, wenn er den Film zurückgeben müßte, würde er Lugano sofort verlassen. Die Polizei blieb höflich, aber ungerührt. Der Film wurde zurückgegeben und König Faruk, Königin Narriman und ihr Gefolge von 60 Personen verließen Lugano und begaben sich nach Como. Faruk hatte zwei Wochen in Lugano bleiben wollen.
kapellmeister“. Res Fischer, Olga Moll und Lore W i ß m a n n „Kammersängerin“, Wolfgang Windgassen, Otto v. Rohr „Kammersänger“, Erich P o n t o, Theodor Loos und Paul Hoffmann „Staatsschauspieler“.
Eine große Versammlung von Berliner Theaterfreunden begrüßte am Donnerstagabend auf Einladung der „Freien Volksbühne“ im Schöneberger Rathaus den bekannten Theaterkritiker und Mitbegründer der deutschen Volksbühnenbewegung, Julius B a b, der aus der Emigration zu einem Besuch in Deutschland weilt.
Ein „Institut für mens chliche Stammesgeschichte und Biotypologie“ wurde an der Mainzer Universität unter Prot Dr. Dr. Frederic Falkenburger eingerichtet.
Das dänische Forschungsschiff „G a 1 a t h e a“, das zurzeit Tiefseeforschungen in der Südsee durchführt, hat einem Funkspruch zufolge im Gebiet des Philippinengrabens Bodenproben aus einer Tiefe von 10 330 m (weichen braunen Lehm) eingebracht.
Für den Bücherfreund
Deutsch-Englisch/Englisch-Deutsch
Langenscheldts Taschenwörterbuch, Deutsch - Englisch / Englisch - Deutsch, Langenscheidt KG-Verlagsbuchhandlung, Ber- Un-Schöneberg. 1951. 560 S„ 548 S„ jeder Teil 6.45 DM; beide Teile in einem Band 12 DM.
Nachdem unlängst das neue Langenscheldtsche Deutsch-Französisch- und Französisch-Deutsch- Wörterbuch angezeigt werden konnte, liegt nunmehr auch das englische Wörterbuch in gewohnter Ausstattung wieder vor. Es ist von Professor Klatt und Dr. Moslö völlig neu bearbeitet worden und bietet einen wesentlich erweiterten Wortschatz. Die Amerikanismen und die zahlreichen Neubildungen der letzten Jahre sind verarbeitet worden, zahlreiche idiomatische Redensarten und Phraseologien wurden neu aufgenommen. Di« Angabe der Aussprache erfolgt nach der Tous- saint-Langenscheidt-Lautschrift, im 1. Teil der englischen und amerikanischen Wörter für den deutschen Benutzer, im 2. Teil der deutschen Wörter für den Ausländer. Nach langer Zeit das zuverlässige Wörterbuch für den täglichen Gebrauch. -e-