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Arbeit und Mühe im Bundeshaus

Keine Tcnöre / Was darf es kosten?

W. W. Ein geistvoller italienischer Jouma-wir, bei allem die Frage stellen: Was kostet

das? Der neue Präsident des Bundestages, Dr. Ehlers, ein ebenso kluger wie energischer Mann, hat diese Frage kürzlich beantwortet: Für Besatzungskosten bezahlt jeder Staats­bürger durchschnittlich im Jahr 95 Mark, für das Bonner Parlament nur 39 Pfennig. Das sind für den Raucher 4 Zigaretten weniger im Jahr und als Gegengabe ein gerüttelt Maß innerer Sicherheit und Ruhe, dessen Ursprung er sich kaum klarmacht. Nehmen wir an, 20 Prozent der Abgeordneten wären ausgespro­chen unfähig und trügen nichts zur Arbeit bei, so wären damit höchstens 8 Pfennig im Jahre verschwendet.

Die übrigen 80 Prozent verdienen aber min­destens die 30 Pfennig im Jahr, die wir an sie wenden. Viele unter ihnen geben uns mehr, als sie zu geben verpflichtet wären. Es ist kein Zufall, daß kürzlich der Vorsitzende eines Ausschusses im Alter von 43 Jahren einem Herzschlag zum Opfer gefallen ist und ein anderer Ausschußvorsitzender zusammenbrach und für Wochen aufs Krankenlager geworfen wurde. Die körperlichen und geistigen Anfor­derungen an die Masse der Abgeordneten, die sich ihrer Arbeit ganz hingeben, sind groß und

list hat einmal festgestellt, in diesem Parla­ment fehlen die Tenöre. Gewiß hat er diesen offenkundigen Mangel nicht in der Morgen­andacht beim Choralsingen entdeckt, sondern in den Sitzungen des Bundestages beim An­hören der Redner. Dennoch bleibt seine Fest­stellung richtig. Das Pathos und der Schmelz der Opernsänger, wie man sie in den schwung­vollen und erhitzten Debatten südlicher Volks­vertretungen findet, geht diesem ersten deut­schen Nachkriegs-Parlament völlig ab. Ein paar gute Redner der Sozialdemokrat Karl Schmid und sein Tübinger CDU-Kollege Kurt Kiesinger, der ätzend scharfe Revolutionär und Staatsanwalt Dr. Arndt (SPD) und der konservative Anwalt Dr. von Merkatz ver­suchen zuweilen ihr Glück mit wohlgeform­ten und ausgezeichnet vorgetragenen Reden. Sie finden wohl auch ein dankbares Echo. Aber was hier gilt, ist weniger die glänzende Beredsamkeit des Volkstribunen als Sach­kenntnis und gesunder Menschenverstand. Schlechte Zeiten für Tenöre!

Der Besucher, der das Bonner Bundeshaus betritt, staunt wohl zuerst über den moder­nen Komfort, der ihm aus allen Ecken ent­gegenleuchtet. Im Vorraum des großen Sit­zungssaales strahlt schon das blendend weiße Licht der Neon-Leuchter, bequeme Polster­zessel stehen vor niedrigen Rauchtischen, und der rote Boden erzeugt eine angenehme Stim­mung von Wohlstand und Gemütlichkeit. Was hier gebaut und eingerichtet worden ist, ent- zpricht jedoch kaum mehr als dem Notwen­digen. Der große Sitzungssaal des Bundes­tages wirkt mit seinen in weitem Halbrund angeordneten 400 Plätzen vor der meterhohen Regierungsbank imponierend. Indes hatte man in ganz Deutschland keinen ausreichenden Saal, der in Betracht kam, und mußte des­halb einen neuen bauen. Daß man dann auch gleich bequeme, verstellbare Sitze hinein- ztellte, in denen die Abgeordneten auch nach 8stündiger ununterbrochener Sitzungsdauer noch ohne Rückenschmerzen aufmerksam zu­hören können, war nur vernünftig. Die Tep­piche und tiefen Backensessel im Lesezimmer gehen vielleicht etwas über das Maß des not­wendigen Komforts hinaus, aber wer weiß da die sicheren Grenzen ..

Die Hauptsache ist, daß sich in diesen Äußerlichkeiten nicht das Wesen des Bundes­parlamentes erschöpft. Wie man zuweilen denTenören unter den Rednern gerne lauscht, aber die trockene, sachliche Darlegung im allgemeinen doch bevorzugt, so ruht auch Zuweilen gerne der Blick auf der angeneh­men Umgebung, ohne daß darüber die wich­tigere Arbeit vergessen wird. Die großen Sit­zungen, in denen Reden gehalten, Gesetze verabschiedet und Regierungserklärungen ent­gegengenommen werden, bilden nur die Fas­sade der Parlamentsarbeit, die leider fast ausschließlich vom Publikum gesehen wird. Hinter dieser Fassade aber beginnt eigentlich erst das weite Feld der Mühen, das Sekre­tärinnen und Abgeordnete über ihre Über­lastung stöhnen läßt.

Die Arbeit, die Fülle zäher Arbeit, wird in der Stille der fast 40 Ausschüsse geleistet, denen die Öffentlichkeit keinen Zutritt hat.

Dennoch darf, wer so arm geworden ist wie

Australiens Zukunft

BRISBANE. Bei Anhalten der gegenwärtigen Entwicklung dürfte Australien im Jahre 1985 eine Bevölkerungszahl von 25 Millionen haben, erklärte Volkswirtschaftler Colin Clark in Brisbane. Er fügte hinzu, daß mit einer weite­rem Zunahme der Bevölkerung nicht zu rechnen esA, da nach Erreichen dieser Zahl der Lebens­standard vermutlich unter den britischen ab- Sinken würde. Der Hauptanreiz zur Einwan­derung nach Australien sei aber im Augenblick die Tatsache, daß das durchschnittliche Einkom­men dort 25 Prozent über dem britischen liegt.

übersteigen manchmal das Vermögen des Ein­zelnen. Jede Woche finden zwei Plenarsitzun­gen statt. Der Arbeitsandrang ist aber so un­geheuer, daß die Ausschüsse sich nicht damit begnügen können, an den übrigen Tagen ihre Sitzungen abzuhalten, sondern noch während der Plenarsitzungen zu Besprechungen zu­sammentreten. Bis in die Nächte hinein wird beraten und diktiert, verhandelt und ge­schrieben.

Aus alledem kommt das Verlangen der Ab­geordneten nach eigenen Arbeitszimmern. Was jeder selbständig Arbeitende in einem mitt­leren Betrieb hat, ist dem Abgeordneten bis­her versagt. Die wenigsten haben einen Raum, in dem sie ungestört arbeiten können. Bei weitem nicht jeder Ausschuß hat einen eige­nen Sitzungsraum. Leseraum und Fraktions­zimmer müssen für Sitzungen mitbenutzt wer­den. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat sich das Präsidium jetzt schweren Herzens ent­schlossen, noch einen großen Anbau zu errich­ten, in dem nun immerhin je 2 Abgeordnete einen kleinen Arbeitsraum mit Schreibtisch, Stühlen, Schrank und. einer billigen Couch erhalten sollen. Was darf es kosten? Bei spar­samster Ausführung (jetzt schon ohne Mes­singbeschläge an Türen und Fenstern!) etwas mehr als 1 Million ein Tropfen im Ver­gleich zu dem heißen Stein der Verteidigung, den wir in irgendeiner Formwerden in die Hand nehmen müssen.

Physik analysiert Goethes Stimmungen

Versuchsreihen am ersten Tonhöhenschreiber

H. L. Sch. Von Goethes Versen bis zu Zarah- Leander-Schlagern reicht das Repertoire an Lyrik und Prosa, das jetzt an einem neuarti­gen Gerät in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig auf seinen Stimmungsgehalt geprüft wird. Studienrat Werner Stüben, der begonnen hat, die Sprache der deutschen Dichter in einem ganz neuen Schriftbild zu zeigen, ist mit dem gedruckten Bücherwort nicht einverstanden. Es überlie­fert nicht die Sprachmelodie, wie zum Bei­spiel eine Notenpartitur. Jeder Dichter hat aber eine ganz bestimmte Grundstimmung, aus der heraus er seine Werke geschrieben hat. Es bleibt dem guten Schauspieler über­lassen,, diese Stimmungslage aus dem ge­druckten Wort zu deuten. Jetzt wird die Ton­höhe der Sprachmelodie zum ersten Male auf Papier sichtbar gemacht und kann abgelesen werden.

Werner Stüben kann bereits mit den ersten Ergebnissen seiner Untersuchung aufwarten: Nicht jede Kunstrichtung bevorzugt eine ganz bestimmte Tonhöhenlage. Eichendorff liebt den hellöl Klang, die höheren Tonlagen, Brentano dagegen, ebenfalls ein typischer Romantiker, den dumpferen, gedeckten Ton. Der stüle Mörike spricht in seinen Gedichten leise und dumpf, sein Zeitgenosse Gottfried Keller aber wählt die hohen Töne in der Partitur aus. Nur Goethe ist von den bis­her untersuchten Dichtem allen Tonlagen gewachsen und beschränkt sich nicht auf eine für ihn typische Tonhöhe.

Diese Eigenarten der Dichtersprache kön­nen jetzt am Tonhöhenschreiber erforscht werden. Er ist einer der ersten Apparate zur Aufzeichnung der. Musikalität der Sprache. Professor Dr. Grützmacher und Pr, Lotter­moser haben ihn nach eigenen Ideen konstru­iert. Jeder Laut, der in ein Mikrophon ge­sprochen wird, erscheint auf dem Leucht­schirm als charakteristischer grüner Strich bestimmter Länge mit verschiedenen Unter­brechungen. Eine Kamera filmt die Bewegun­gen dieses Striches während des Sprechens. So entsteht ein ganz typisches Sprachbild aus waagerecht übereinandergelagerten Wellen­linien und senkrechten Strichen.

Die Buchstaben geben an, wie Worte aus­gesprochen werden sollen, die Tonhöhenauf­zeichnung aber verrät, wie sie wirklich aus­gesprochen worden sind. Sie scheidet die gu­ten Sprecher, Schauspieler oder Sänger von den schlechten. Dr, Werner Kallenbach, der

den Apparat bedient, besaß genug Humor, seine eigene Physikerstimme als abschrecken­des Beispiel auszuwerten. Er ließ das Volks­liedAm Brunnen vor dem Tore von einem geschulten Künstler singen und sang es an­schließend selbst in der Art, wie Männer beim Rasieren singen. Auch Feinheiten der Sprache, die dem Ohr entgehen, zeichnet der Tonhö­henschreiber unbestechlich auf. Göttinger Uni­versitätslektoren halten versuchsweise Fremd­sprachenunterricht an Tonhöhenaufzeichnun­gen, weil sie den Studenten Eigentümlichkei­ten der Aussprache sichtbar demonstrieren.

Viele Schlagersänger und Varietekünstler sind heute beliebt, weil sie bewußt von der alltäglichen Aussprache abweichen. Jeder er-

Krebse als Scheidungsgrund

LOS ANGELES. Herr Alexander Hazel, Tex­tilkaufmann in Los Angeles, hatte die Ange­wohnheit, seiner Frau kleine Sternchen, Kirsch­kerne und ähnliches in die Suppe zu tun, um damit zu beweisen, daß das Dienstmädchen eine Schlampe sei und entlassen werden müsse. In Wirklichkeit aber war das Mädchen nur sehr häßlich und im übrigen 55 Jahre alt. Herr Hazel versuchte auf diese Weise, seine Frau zur Ein­stellung einesappetitlicheren" Mädchens zu be­wegen. Doch behauptete die Dame des Hauses, die Perle sei wirklich eine Perle, und sie dächte gar nicht daran, sie zu entlassen. Um sich an ihrem Mann für die Steinchen und Kirschkerne zu rächen, tat sie ihm lebende Krebse in die Bade­wanne und trübte das Wasser derartig mit Sei­fenschaum, daß ihr Mann die Krebse erst be­merkte, als er in der Wanne saß. Zwei Wochen danach war das Ehepaar geschieden.

Kangaroo, der Wunderschwamm

FRANKFURT, In den USA wurde unter der BezeichnungKangaroo ein aus Nylonge-Zellu­lose bestehender Schwamm entwickelt, der in sei­nem Inneren eine schaumbildende Substanz von großer Lebensdauer enthält.

Der Schwamm ist so konstruiert, daß der Schaum nur auf einer Seite austreten kann. Diese Seite dient daher zum Einschäumen, während die andere zum Abwaschen verwendet wird. Der Schwamm läßt sieh in heißem und kaltem, sowie in hartem und weichem Wasser verwenden.

Australier bestimmten Mond-Temperaturen

CANBERRA.Council für Scientific and Indu­strial Research in Australien hat die thermische Strahlung, die der Mond im Bereich der Zenti­meterwellen aussendet, gemessen und daraus die Temperatur des Mondes bestimmt. Hierbei zeigte sich, daß dessen Oberflächentemperatur regel­mäßig schwankt und die aufgenommenen Tempe-

Am Fiügel: Präsident Truman

WASHINGTON. Harry S. Trumans Musi­kalität die sich anscheinend in gleichem Maße auf seine Tochter Margret vererbt hat zeigte sich schon sehr früh. Als er zehn Jahre alt war, kaufte sein Vater, ein kleiner Farmer in Independence im nordamerikani­schen Staate Missouri, ein altes Klavier, da­mit Harry S. Musikunterricht nehmen konnte. Er plagte sich mit Czerny-Etüden und Cle- menti-Sonatinen, während seine Schulkamera­den Fußball spielten und ihn alsVersager über die Achsel ansahen. Als er später als Bankangestellter nach Kansas City ging, setzte er seine musikalische Ausbildung mit leichte- renen Stücken von Mendelssohn, Weber und Grieg fort.

Später begann er sich mit Chopin zu be­schäftigen, dessen romantisch-schwärmerische Musik ihn besonders anzog. Heute noch ge­hören Chopins berühmter Trauermarsch und der langsame Satz aus Beethovens Pathetique zu seinen ausgesprochenen Lieblingsstücken

Präsident Truman hört am liebsten Beetho­vens vierte und Tschaikowskys fünfte Sym­phonie. Der zeitgenössischen Musik bringt er nur geringe Sympathie entgegen. Jazz lehnt er rundweg ab. Einmal spielte er vor einem sehr erlauchten Publikum. Das war bei der Konferenz von Potsdam, als er sich an den Flügel setzte und Stalin und Churchill Pade- rewskis berühmtes Menuett vortrug. Es heißt, daß Stalin und Churchill diesem Spiel mit sichtbarem Interesse lauschten und daß dieses Konzert von Potsdam ein großer Erfolg für Truman gewesen sei.

innert sich schon beim Lesen der Namen von Zarah Leander, Rudi Schuricke, Peter Igelhofl und Laie Andersen bestimmter Sprach- und Gesangseffekte, die ihnen die Sympathien von Millionen eingetragen haben. Diese Ef­fekte konnten aber bisher nur kopiert oder mit spröden Worten beschrieben werden. Der Tonhöhenschreiber macht sie sichtbar. Er zeigt ganz typische Abweichungen von einem ge­wöhnlichen Sprachbild. Psychologen könnten an Hand dieser meßbaren Unterschiede viel­leicht verraten, worauf der verführerische Zauber der heute im Rundfunk am meisten gehörten Stimmen beruht.

raturkurven sinusförmig mit der Mondphase ver­laufen. Die Temperaturen der Äquatorzone liegen zwischen 200 und 300 Grad abs.

Die Kellerlans im Anmarsch

BERLIN. Seit dem Jahre 1943 hat der Kartof­felkäfer ln Deutschland einen Bundesgenossen gefunden, der es gleichfalls auf unser Haupt­nahrungsmittel abgesehen hat: Die Kellerlaus!

Diesem Schädling, der im Jahre 1926 aus Ame­rika nach England eingeschleppt wurde, ist wäh­rend des Krieges auch der Sprung nach dem europäischen Festland gelungen, und bereits im Jahre 1947 waren 57 Prozent aller Keller in Württemberg von diesen lästigenHaustierchen" befallen.

Die Kellerlaus vermehrt sich mit Vorliebe in warmen Kellern auf keimenden Kartoffeln. In­folge ihrer feuchten Ausscheidungen werden die Kartoffeln naß und schmierig. Hierdurch wird die Entwicklung von Pilzen und Bakterien ge­fördert

Als wirksamstes Bekämpfungsmittel hat sich Gesarol bewährt, das über die Kartoffeln ge­stäubt wurde.

Hund mit Armbanduhr

BRIGHTON (England). In den Straßen Brigh­tons verhaftete ein Revierpolizist einen lang­haarigen Hühnerhund, der mit einer Armband­uhr im Maul spazierenging. Die Polizei war der Ansicht, daß der Hund die Uhr zur Ausübung seines Wachdienstes nicht benötigte und fand es verdächtig, daß der Festgenommene über ihre Herkunft keine befriedigende Erklärung geben konnte.

Der Verdacht bestätigte sich, als sich später der Eigentümer des Hundes auf dem Polizeire­vier meldete und zu Protokoll gab, ihm gehöre zwar der Hund, aber die Uhr müsseCharlie" sich selbst besorgt haben. Nach dem Vorbesitzer wird noch gesucht.

Trossinger Musiktage 1951

Zu den VII. Trossinger Musiktagen vom 13. bi* tfc. Juli, veranstaltet von der städtischen Musik­hochschule Trossingen in Verbindung mit dem Hochschul-Institut für Musik unter der Ge- samtleitung von Prof. Hugo Herrmann, tra­fen mehrere hundert Gäste aus Deutschland, Frankreich, England, Belgien, Holland, der Schweiz, Italien, Österreich und den USA ein. Als Komponisten, Arrangeure, Musikprädagogen, Vir­tuosen, Orchesterleiter, Musikalienhändler und als Freunde de« Hauses Hohner ging es ihnen darum, sich über den gegenwärtigen Stand des kultivierten Akkordeonspieles zu unterrichten.

Musikprogramme für neue Originalmusik für Chromonlka, Saxophon, Harfe und Akkordeon mit Orchster neue Unterhaltungsmusik für Ak­kordeon und Orchester, das Konzertprogramm einer Musikschule mit Harmonika-Instrumenten, neue Hausmusik mit Akkordeon und Mundhar­monika und alte und neue Volkstänze in ver­schiedenen Besetzungen mit Harmonikas wur­den vorgeführt. Darüber hinaus waren nur Aufführungen von Originalwerken und Bearbei­tungen für Harmonika-Instrumente, u. a. von den Komponisten Darlus Milhaud, Alexander Olasunor, Paul Hindemith, Igor Stravinsky, Hermann Erdlen, Hans Brehme, Friedrich Haag, Gerhard Fromm, Ernst-Lothar von Knorr, Rudolf Moser, Hugo Herrmann zu hören. Überaus in­teressante Referate hielten Prof. Dr. Mat 2 ke, Konstanz, Prof. Hugo Herrmann und Musik- «chriftsteller Rudolf S o n n e r. Donaueschingen, der überDie musikgeschichtliche Entwicklung der Mundharmonika sprach, wobei der Redner aachwies, daß bereits Michael Prätorius zwischen den Jahren 1615 und 1620 die durchschlagenden Zungen als das musikbildende Grundelement aller Harmonikainstrumente in Deutschland ver­wendete.

Mit großer Spannung folgte man dann der Vor- Mhrurag des elektro-akustischen Instruments -Elektronium, dessen Grundlage von Ren 6 Jeybold entwickelt und das vom Orchester des Hauses Hohner vorgeführt wurde. In seinem Äußeren unterscheidet sich das Elektronium nicht Tom Akkordeon, wenn auch seine Tonerzeugung auf elektrischem Weg erfolgt. Der Tonraum des

Instruments liegt im Bereich der normalen Ton­frequenz. Da der Ton des Elektroniums bis heute nur einem Schwingungskreis entnommen werden kann, ist nur ein monophones, d. h. einstimmiges Spiel möglich. Die Vorführungen mit dem Or­chester des Hauses Hohner zeigten überraschende Wirkungen, aber wieweit sich ein Einbau dieses neuen Instruments in das Orchester als zweck­mäßig erweist, wird die Zukunft lehren. WZ,

Vom Geheimnis der Wasserzeichen

Was ein Wasserzeichen ist, dürfte wohl allge­mein bekannt sein, denn jeder hat schon einen Geldschein oder ein Briefbogenblatt gegen das Licht gehalten und das Zeichen so beobachtet. Auch über die praktische Bedeutung dieser Was­serzeichen dürfte sich wohl jeder klar sein, da es Warenzeichen sind, die ein bestimmtes Papier gegen unberechtigte Nachahmung schützen. Bei Banknoten und Wertpapieren spielen sie eine besondere Rolle.

Die wenigsten Menschen werden wissen, daß der 1839 in Genf geborene Schweizer Briquet es war, der die Kunde von den Wasserzeichen zur Wissenschaft erhob. Er hat systematisch. 31 000 Vorlagen in Archiven auf Wasserzeichen durchge­sehen und allein 44 00 Pausen nach Wasserzeichen hergestellt. Und 1907 erlebte der inzwischen er­blindete Forscher noch die Drucklegung seines großen Werkes, das einmalig ist und der Weg­bereiter der Wasserzeichen-Forschung wurde Zu Beginn der Neuzeit gab es schon 16 000 ver­schiedene Wasserzeichen, doch ist ihre Anwen­dung wesentlich älter, die mit den Zünften un­trennbar verbunden ist. Bekanntlich hatte ja das frühe Mittelalter eigene Gewerbezeichen, die von den Steinmetzen beispielsweise in Mauern gemeißelt wurden. Das erste uns bekannte Was­serzeichen hat Briquet in einer italienischen Ur­kunde des Jahres 1282 gefunden, während in der Schweiz und in Deutschland erst anfangs des 15. Jahrhunderts die ersten Wasserzeichen auftau- chen und sehr bald gesetzlich geschützt waren. Manche Wasserzeichen kehren in den verschie­densten Spielarten innerhalb der europäischen Kuiturwelt vom Mittelalter bis zur Gegenwart wieder, so das Posthorn, der Ochsenkopf, die Lilie und das Stadtwappen. Erstaunlich ist, wie sich eine Fortdauer des Wasserzeichens von den ältesten Zeiten der Papierbereitung in Europa

bis heute beobachten läßt, so daß sich in alten und neuen Papieren aller Art unter Druck und Schrift geheimnisvolle Bilder und Zeichen ver­bergen, eine Fundgrube für stille Forscher. Dr. I. S.

Für den Bücherfreund

Tübingen im Bild

Tübingen, Ein Bildband von Carl Näher mit einem Geleitwort von Theodor Haering mit 80 ganzseitigen Bildern. Alma-Mater-Ver- lag, Tübingen.

In der reichhaltigen Literatur über die schwä­bische Musestadt hat dieser repräsentative Bild­band von dem auch den Lesern unseres Blattes bekannten Landschaftsfotografen Carl Näher eine Lücke ausgefüllt. Ein ganzes Jahr lang hat der Fotograf zu jeder Jahreszeit die anheimelnde Stadt am Neckar durchstreift und die besten Aufnahmen aus diesem Kundfahrten durch die Gassen und Plätze der Stadt und durch ihre Um­gebung von Bebraihausen bis zum Hohehzollem in diesem repräsentativen Bildband vereinigt. Theodor H a e r i n g, der Tübinger Sohn und Professor, der Autor des bekannten BuchesDer Mond braust durch das Neckartal, öffnet in sei­ner Einführung das Verständnis für die im Lichtbild gezeigten Schönheiten. Dieses Buch wird allen, denen Tübingen am Herzen liegt, ein Stück köstlicher Erinnerungen bewahren helfen.

lk.

Von Andri Gide entdeckt

James H o g g : Vertrauliche Aufzeichnungen und Bekenntnisse eines gerechtfertigten Sün­ders. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. Gzl. 11.80 DM. 360 S. Einführung Von Andre Gide. Aus dem Englischen übertragen von Peter Dülberg.

Lassen wir uns eingangs belehren, wer James Hogg ist: Ein schottischer Volksdichter, geboren 1770. gestorben 1835, Verfasser vieler Balladen und Volkserzählungen. Hogg war völlig in Ver­gessenheit geraten, bis Andrö Gide ihn vor eini­gen Jahren entdeckte und die Aufmerksamkeit auf diesen 1824 erstmals verlegten Roman lenkte In der Tat sind wir Gide hierfür, besonders nach Vorlage der Übertragung ins Deutsche, zu Dank verpflichtet. In seiner Einführung schreibt der vor kurzem verstorbene große französische Dich­

ter:Seit langem hat mich kein Buch mehr der­maßen gefesselt, so wohlig gequält. Ich nehme es einfach so, wie es ist, ohne zu fragen und voller Bewunderung und Entsetzen angesichts dieser ungeheuerlichen Frucht vom Baume der Er­kenntnis.

Wer ist dergerechtfertigte Sünder? Ein fana- tisierter junger Mann, Sohn eines heuchlerischen geistlichen Vätern und einer bigotten Mutter, der seinen Halbbruder mit tödlichem Haß ver­folgt, einen vom Teufel besessenen teuflischen Doppelgänger aus sich herausstellt, den Bruder tötet und selbst schließlich mit Selbstmord endet, bis zum Ende um seine Selbst-Rechtfertigung bemüht. Nur E. T. A. Hoffmann sind derart schauerliche Seelengemälde gelungen, vielleicht noch E. A. Poe. Der eigentliche Sinn der Über­tragung liegt für uns primär in der Gegenwarts- bezogenheit des Themas von der Gespaltenheit des Menschen und der Unmenschlichkeit jeg­lichen Fanatismus. Wohin führen Heuchelei und wohliger Selbstbetrug? Hogg antwortet darauf mit seinem satirischen Roman, ein faszinierendes Bild des Urbösen in meisterlicher Sprache, cz.

Kulturelle Nnrhrinhten

204 Werke zeitgenössischer badischer Maler und Bildhauer, darunter Bilder von Karl Hofer und Otto Dix, umfaßt die achteAusstellung der badischen Sezession, die in An­wesenheit von Vertretern der staatlichen und städtischen Behörden aus Nord- und Südbaden am Sonntagvormittag in der gleichzeitig der deut­schen Öffentlichkeit wieder zugänglich gemachten Staatlichen Kunsthalle in Baden-Baden von dem badischen Staatspräsidenten Leo Wohieb eröffnet wurde. Die Ausstellung, die unter dem Protek­torat des badischen Staatspräsidenten und des Oberbürgermeisters der Stadt Baden-Baden. Dr. h. c. Schlapper, steht, dauert bis zum 30. Sep­tember.

Das vor etwa einem Jahr in Balingen gegrün­dete Institut für Herderkrankungen und Neuraltherapie ist in den letzten Tagen seiner Bestimmung übergeben worden. Leiter des Instituts ist Dr Walter Huneke. Die Errichtung des Instituts wurde durch eine Stif­tung des Seniorchefs der Bizerba-Waagenfabrik in Balingen, Wilhelm Kraut, ermöglicht.