NUMMER 107

SODWESTDEUTSCHE CHRONIK

FREITAG, 13. JULI 1951

Oberndorf lebt und baut auf

Vom 14. bis 22. Juli feiert die Stadt ihr 700jähriges Bestehen

Oberndorf a. N. Noch sind die Wunden nicht verheilt, die Krieg und Nachkriegszeit der Stadt Oberndorf a. N. geschlagen haben, deren einzige und größte Industrie zu einem erheblichen Teil auf die Herstellung von Waffen eingestellt war. Weit über 10 000 Personen hatten zeitweise in den ehemaligen Mauser-Werken Beschäftigung gefunden. Auf Befehl der Alliierten wurde die Fabrik nach dem Krieg nicht nur stillgelegt, son­dern völlig demontiert. Sämtliche Einrichtungen mit den wertvollsten Maschinen wurden wegge- schaft, ein großer Teil der Gebäude wurde ge­sprengt. Nur ein Trümmerhaufen blieb übrig. D'e Arbeiter mußten entweder stempeln gehen oder sich in anderen Städten eine Beschäftigung suchen. Nicht jedem gelang die Umstellung auf einen anderen Berufszweig. Viele warten heute noch darauf, in ihrem Fach wieder eine Beschäf­tigung zu finden.

Stadt und Staat haben sich nach dem Zusam­menbruch eifrig bemüht, neue, andere Industrien nach Oberndorf zu bekommen. Die Schwierigkei­ten waren groß, doch gelang es einigen beherz­ten Männern, zur Gründung neuer Unternehmen zu verhelfen oder auswärtigen Firmen die Um­siedlung nach Oberndorf zu ermöglichen. So konnten einige wenige der noch übriggebliebe­nen Mauser-Bauten wieder belegt werden. Zwei große Werkhallen stehen allerdings noch immer leer. Heute haben annähernd 2000 Menschen wie­der Beschäftigung gefunden, es bleiben aber im­mer noch mehr als 1000 Arbeitssuchende, vor al­lem Metallarbeiter, übrig.

Seit das Verbot der Besatzungsmächte, metall­verarbeitende Betriebe in Oberndorf anzusie­deln, gelockert worden ist, konnten auch einige Firmen dieser Branche beginnen. Damit wurde für die zunächst angesiedelten Textilbetriebe ein beachtliches Gegengewicht geschaffen. Außerdem sorgen ein pharmazeutisches Werk und verschie­

dene andere Unternehmen dafür, daß nicht wie­der eine einseitig orientierte Wirtschaft aufge­baut wird.

So hat Oberndorf, das sich nach schwersten Schicksalsschlägen wieder gefunden hat und auf­zubauen beginnt, allen Grund, ein Heimatfest unter dem MottoOberndorf lebt und baut auf zu feiern. Den äußeren Anlaß dazu bietet die 700. Wiederkehr der Erhebung des Fleckens Oberndorf zur Stadt.

Die festlichen Tage beginnen am Samstag, 14. Juli, mit der Eröffnung der AusstellungS ch a f- fendes Oberndorf durch Bundesminister Wildermuth, die mit einer Marshallplan-

Sonderausstellung verbunden ist. Am Abend fin­det in der Klosterkirche die Uraufführung des FestspielsStadt in Not von Dr. Herbert Vetter statt. Beim Festakt zur Eröffnung des Heimat- und Jubiläumsfestes am Sonntag spricht der Ehrenprotektor, Staatspräsident Dr. Gebhard Müller. Der große Festzug am Nach­mittag wird neben der geschichtlichen Entwick­lung der Stadt auch deren wirtschaftlichen Wie­deraufbau veranschaulichen. Die folgende Woche bringt eine Fülle von Veranstaltungen. Ein Gau­turnfest aus Anlaß des 90jährigen Bestehens des Turnvereins Oberndorf wird die Festlichkeiten beschließen.

Die Bundesbahn gibt am 14, und 15. Juli, fer­ner am 21./22. Juli von allen Bahnhöfen im Um­kreis von 75 km um Oberndorf sowie von Stutt­gart Sonntagsrückfahrkarten aus.

Aus Nord Württemberg

Neue Nummern von Kriegsgefangenenlagern

Stuttgart. Seit einigen Wochen stehen auf den Karten von Kriegsgefangenen aus der Sowjet­union neue Lagernummern. Man vermutet, daß die Gefangenen nicht in neue Lager verbracht worden sind, sondern ihre Lager nur neue Num­mern bekommen haben.

Dieser Wein war zu teuer

Stuttgart. Eine Preisbehörde in Württemberg- Baden hat einen Gastwirt wegen Preistreiberei bestraft, weil er seinen Wein mit einer Gewinn­spanne von 108 Prozent ausgeschenkt hatte. Das zuständige Amtsgericht hat die Entscheidung der Preisbehörde mit der Begründung aufrechterhal­ten, daß Wein unter den Begriff des lebenswich­tigen Bedarfs falle. Die von dem Gastwirt be­rechnete Gewinnspanne müsse im Sinn der Preis­treibereibestimmungen als unangemessen bezeich­net werden.

Aus Südwürttemberg

Jeder zehnte Einwohner ist Rentenempfänger

Tübingen. In Württemberg-Hohenzollern erhält gegenwärtig jeder zehnte Einwohner eine Rente aus der Invaliden- oder Angestelltenversiche­rung. Bei der Invalidenversicherung wurden im Mai 93 472, bei der Angestelltenversicherung 18 359 Rentenempfänger festgestellt. Im einzelnen erhalten aus der Invalidenversiche­rung nach dem Stand vom Mai 55 885 Personen Invalidenrenten, 19 927 Personen Witwenrenten und 17 660 Personen Waisenrenten. Der Gesamt­aufwand für die Leistungen der Invalidenver­sicherung beläuft sich monatlich auf rund 5 Mil­lionen DM. Aus der Angestelltenver­sicherung empfangen nach dem Stand vom Mai 10 291 Personen Ruhegeld und 7232 Personen Hinterbliebenenrente. Dazu kommen 836 Waisen­renten. Der monatliche Gesamtaufwand für Lei­stungen der Angestelltenversicherung beläuft sich auf rund 1,5 Millionen DM.

Monatlich 2000 Führerscheine

Tübingen. Im Zeichen der Steigerung des Kraftverkehrs werden in letzter Zeit in Würt­temberg-Hohenzollern Monat für Monat über 2000 Führerscheine aller Klassen ausgestellt. Nach den letzten vorliegenden Zahlen waren es im Mai 2338 Führerscheine, von denen 1192 auf die Klasse IV, 546 auf die Klasse III, 379 auf Klasse II und 231 auf Klasse I lauteten.

Gefahrenquellen im Straßenverkehr

Tübingen. Das Innenministerium von Württem­berg-Hohenzollern hat die Landratsämter ange­wiesen, dafür zu sorgen, daß alle Verkehrshin­weise instandgesetzt und regelmäßig überprüft werden. Eine Signalschau in den Kreisen des Landes hat gezeigt, daß die Verkehrszeichen oft unzweckmäßig aufgestellt und Gefahrenpunkte nicht oder nur ungenügend gekennzeichnet waren. Als Gefahrenquelle wurde auch die Häufung von Werbeplakaten an öffentlichen Straßen ange­sehen, da sie geeignet sind, die Kraftfahrer von den amtlichen Warnungszeichen abzulenken.

DerSchellemattheis wird 50 Jahre alt

Ebingen. Am 13. Juli sind es 50 Jahre, daß die Nebenbahn EbingenOnstmettingen als eine der

ersten württembergischen Privatbahnen dem Ver­kehr übergeben wurde. In den vergangenen fünf Jahrzehnten wurden vomSchellemattheis, wie die Bahn im Volksmund heißt, 16,5 Millionen Personen und zwei Millionen Güter befördert.

Mittelwellensender Ravensburg ab August

Ravensburg. Von Mitte August an wird der zurzeit noch im Bau befindliche Mittelwellensen­der des Südwestfunks bei Ravensburg das Pro­gramm des SWF ausstrahlen. Die Rundfunkver­sorgung Württemberg-Hohenzollems durch den SWF ist damit nahezu abgeschlossen. Der neue Sender arbeitet auf gleicher Welle wie Reutlin­gen, nämlich mit 195 Metern.

Zur Sicherstellung der Rundfunkversorgung Oberschwabens wird noch im Herbst ein 3-kW- UKW-Sender auf dem Galgenberg bei Wald­burg aufgestellt, der durch Verwendung eines 60 m hohen Sendemastes, auf dem eine 18 m hohe Rundstrahlantenne montiert ist, weite Teile Württembergs mit dem Programm des SWF ver­sorgen wird.

Ein gemeiner Trick mißlang

Stuttgart. Einen besonders gemeinen Trick hatte sich ein 29jähriger Kraftfahrer aus Stuttgart aus­gedacht. Von einem Dorf bei Hof (Bayern) aus telegrafierte er an eine ihm bekannte Frau in Stuttgart und gab sich als ihr seit acht Jahren in Rußland vermißter Mann aus. Er bat um so­fortige Übersendung eines größeren Geldbetrags, damit er vollends nach Hause fahren könne. Die Stuttgarterin schöpfte jedoch Verdacht und wandte sich an die Polizei. Der falsche Heimkehrer war sehr erstaunt, als in seinem Gasthofzimmer statt des Geldbriefträgers zwei Polizeibeamte erschie­nen und ihn ins Hofer Gefängnis schafften.

Schlechter Gesundheitszustand

Stuttgart. Nur etwa ein Drittel der 19- bis 22- jährigen Bewerber für die Bereitschaftspolizei in Württemberg-Baden hält bei den Tauglichkeits- Untersuchungen den scharfen gesundheitlichen Bedingungen stand, wie das Stuttgarter Innen­ministerium am 'Donnerstag mitteilte. Viele der jungen Leute sind zwar nicht krank, weisen je­doch Mängel auf, die sie für den Polizeidienst untauglich machen. Die schlechte körperliche Ver­fassung dieser Jahrgänge wird zum großen Teil auf die ungünstigen Entwicklungsbedingungen in der Kriegs- und Nachkriegszeit zurückgeführt.

Der angeheiterte Bürgermeister

Göppingen. Der Gemeinderat von Faurn­dau, Kreis Göppingen, hat jede weitere Zu­sammenarbeit mit seinem Bürgermeister abge­lehnt. Der Bürgermeister, so behaupten die Ge­meinderäte, sei zu zwei Sitzungen in stark ange­heitertem Zustand erschienen. Eine Untersuchung des Landratsamts ergab, daß der Bürgermeister seine Geschäfte bisher ordnungsgemäß geführt hat.

Zuchtviehversteigerung in Herrenberg

Herrenberg. Der Fleckviehzuchtverband des württembergischen Unterlandes, Ludwigsburg, und der Württ. Fleckviehzuchtverband für den Sülch­gau, Herrenberg, führen gemeinsam am 20. Juli in der Herrenberger Tierzuchthalle ab 9.30 Uhr eine Versteigerung durch, zu der 130 Bullen und 40 tragende Kalbinnen angemeldet sind. Sonder­körung bzw. Bewertung der aufgetriebenen Tiere am 19. Juli ab 13 Uhr.

Hier tummeln sich die Forellen

Ein Besucht in der größten Fischzuchtanstalt Südwürttembergs

EF. Ravensburg. Drückend brütet die Hitze. An solchen Tagen springen die Fische. In ele­ganten, hohen Sprüngen zeigen die Forellen er­staunliche Akrobatik. Frisches Quellwasser aus dem Berg speist die 54 Teiche der größten Fisch­zuchtanstalt Süddeutschlands in W a 1 d s e e, Kr. Ravensburg, zu der auch 44 Teiche in P f u 11 e n- d o r f gehören. Die Temperatur des Quellwas­sers, das mit 89 Grad aus dem Berg kommt, begünstigt auch im Winter das Wachstum der Fische. Die Beschaffenheit des Wassers, seine Be­ständigkeit, seine Temperatur sind wichtige Vor­aussetzungen für eine ertragreiche Zucht, für ge­sunde Fische, für die Schmackhaftigkeit der Forellen.

In der Zeit von Januar bis März werden den selbstgezüchteten Muttertieren die Eier abge­streift sechs bis acht Tiere haben rund 10 000 Eier. Die Eier werden befruchtet und in den

Kurze Umschau im Lande

Vom Müllauto tödlich überfahren wurde ein älterer Arbeiter auf einem Auffüllplatz bei Stutt­gart-Degerloch, als das Auto plötzlich rückwärts fuhr.

Längere Gefängnisstrafen erhielten zwei junge Burschen aus Stuttgart, die letzten Monat in Stuttgart-Vaihingen ein bronzenes Grabmal im Wert von tausend DM gestohlen hatten. Sie hat­ten es anschließend zerschlagen und für 90 DM an einen Altwarenhändler verkauft.

Für 500 DM wurde einer Stuttgarter Firma ein französischer Pkw angeboten. Die Firma ver­ständigte die Polizei, die in dem Verkäufer einen französischen Staatsangehörigen feststellte. Er hatte das Fahrzeug in Freiburg einem Lands­mann gestohlen.

Von einem Güterzug erfaßt und zu Boden ge­schleudert wurde ein 37jähriger Maler aus As- perg, Kreis Ludwigsburg, beim Anstreichen von Hochspannungsmasten. Er starb kurze Zeit nach dem Unfall.

Die Wahrzeichen des Ehninger Schlosses (Kreis Böblingen), zwei bronzene Pferdestandbilder, wurden von Metalldieben entwendet. Ihr Kunst­wert wird auf 5000 DM geschätzt.

Der württembergische Gärtnerverband hält vom 28. bis 30. Juli in Ravensburg seine dies­jährige Gartenbautagung ab.

Die Arbeiterwohlfahrt Württemberg-Hohenzol- lers hält am kommenden Wochenende ihre sech­ste Landeskonferenz in Ravensburg ab.

Nach über vierjähriger Trennung konnte ein 15jähriges Mädchen zu seinen Eltern zurückkeh­ren, die als Ostflüchtlinge in Rietheim, Kreis Münsingen, eine neue Heimat gefunden hatten. Das damals 10jährige Kind war bei der Aus-

Schlachtviehmarkt Stuttgart

Donnerstag, 12. Juni

Auftrieb: Rinder 69, Kälber 10, Schweine 170, Schafe 39. Keine Notierungen. Preise für Kälber und Rinder gegenüber dem Dienstagmarkt nicht geändert, Preise für Schweine leicht rück­läufig. Marktverlauf: Kälber und Schweine langsam geräumt, bei Rindern kleiner Überstand.

treibung aus Ostpreußen von seinen Angehöri­gen getrennt worden und hatte seither in einem Lager in Lettland gewohnt.

Die LandesausstellungSchaffendes Schwaben in Tailfingen (30. Juni bis 8. Juli) wurde von 65 000 Personen besucht.

Sechs Todesopfer des Verkehrs verzeichnete die Stadt Mannheim in den ersten Julitagen.

Eine Bombe und drei Granaten entdeckten Ar­beiter einer Mannheimer Firma beim Sortieren von Schrott. Die Sprengkörper wurden sofort entschärft.

Zwanzig Meter tief abgestürzt ist an einer Steinwand eines Kalkwerks in Tauberbischofsheim ein 46jähriger Arbeiter. Er war sofort tot.

Einen Toten und drei Schwerverletzte forderte ein Verkehrsunfall in Baden-Baden. Ein fran­zösischer Jeep fuhr gegen einen Lichtmasten, wo­bei der Beifahrer den Tod fand. Im Weiterfah­ren überrannte das Auto zwei Radfahrer und zwei Fußgänger, von denen drei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Der Fahrer des Jeeps blieb unverletzt.

Ein vierjähriger Bub kletterte in Schönfeld, Kreis Tauberbischofsheim, auf ein im Hof abge­stelltes Motorrad. Dabei kippte das Fahrzeug um und fiel auf das l'/ijährige Schwesterchen des Jungen, das zu Tode gedrückt wurde.

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Zwei Männer brachten in einem Heidel­berger Vorort einer Frau ihren eigenen Sarg. Die Frau erholte sich erst wieder von ihrem Schrecken, als die Namensverwechslung festge­stellt wurde. Doch nicht lange dauerte es, und an der Glastür erschien die Leichenfrau und auch der Leichenwagen kam angefahren. Schließlich stampften sogar die Leichenträger die Treppe herauf, um die Frau abzuholen.

Ein betrunkener junger Mann schwang sich am Sonntagnachmittag im Zürcher Zoo plötzlich über die Brüstung des Eisbärenbassins. Die Eis­bärinGretel" stürzte sich sofort auf den Ein­dringling, der sich nunmehr verzweifelt mit Fuß­tritten zur Wehr setzte. In letzter Minute ge­lang es einem Zoowärter mit Hilfe einiger Pas­santen, den jungen Mann der erbosten Gretel zu entreißen.

Ausbrütungsapparaten zur Entwicklung gebracht. Nach 40 Tagen kommen in diesen laufend mit Frischwasser gespeisten offenen Kästen die Fischlein zum Ausschlüpfen. Nach 14 Tagen schon werden sie mit Milz angefüttert (bis dahin leben sie vom Dottersack) und anfangs Mai in den Brutteichen ausgesetzt. 2 Millionen Forellenbrut enthalten die zwei vollen Bruthäuser. Im Herbst werden die Setzlinge abgefischt. Die schönsten Sömmerlinge, wie sie heißen, werden ausgesucht und stehen dann im Mai oder Juni bereits auf der Speisekarte. Das sind die Vorwüchslinge, die rentabelsten Sprößlinge der Fischzuchtanstalt. Waldsee hat mit 500 000 bis 600 000 Setzlingen die größte Setzlingsproduktion der Bundesrepublik. Nicht nur der eigene Bedarf wird gedeckt, in großem Umfang werden die Fische auch ver­kauft, so in die Schweiz. Etwa 2000 ausgesuchte Vorwüchsige kommen in einen Naturteich. Dort, wo sie ihr freibeuterisches Leben führen, wo sie Naturfutter haben, wachsen die gesündesten Fische. Und gesund müssen zuvörderst die Mut­tertiere sein.

Alle Lebensalter tummeln sich in dem klaren Wasser der Teiche. Da sind die köstlichen Jung­fischlein, ein paar Zentimeter groß, die schon in frühester Jugend ihre Naturanlage erkennen las­sen: die Forelle ist ein Raubfisch. Wehe den im Wachstum Zurückgebliebenen, den Schwächlichen, die erbarmungslos in den Schlund stärkerer Art­genossen wandern, wenn das hungrige Mäulchen zu lange auf die Mahlzeit wartet. 40 000 bis 50 000 der kleinen Fischlein schwimmen in unermüd­lichem Hin und Her in einem einzigen Teich. Da sind die kaum Eineinhalbjährigen, die Zwei-, Zweieinhalb- und Dreijährigen, und drüben die Prachtexemplare der Zuchtfische, die Muttertiere.

Aus Baden

Schwere Hagelunwetter

Lörrach. Über Lörrach und Umgebung ging in den Mittagsstunden des Mittwochs ein schweres Hagelunwetter nieder. In den Industriebetrieben und Gärtnereien wurden 2000 bis 3000 Fenster­scheiben durch die teilweise taubeneigroßen Ha­gelkörner eingeschlagen. In den am meisten be­troffenen Gebieten einschließlich des oberen Markgräfler Landes ist mit Zweidrittel- bis To­talausfall der Ernte zu rechnen. In den Obst­und Weingärten wurde der Behang fast völlig vernichtet.

Während das Unwetter auf dem badischen Ge­biet niederging, trat auf der Schweizer Seite, vor allem in den Grenzkantonen mit Schwerpunkt Basel, die Hagel Schutzabwehr in Aktion. Dabei sollen mit den Hagelschutzraketen, deren Donner sich mit dem Gewitter und dem Hagel­geprassel auf der badischen Seite vermischte, gut# Erfolge erzielt worden sein.

Einige Stunden später ging zwischen den süd­badischen Städten R e n c h e n und Bühl ein schweres Gewitter nieder. Hagelschlag und ein orkanartiger Sturm richteten auf den Feldern schwere Schäden an. Entwurzelte Bäume legten vorübergehend den Verkehr auf der Bundes­straße 3 (FrankfurtBasel) lahm.

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Auch über dem Kreis Ludwigsburg ging am Mittwochnachmittag ein schweres Unwetter mit Hagelschlag nieder. In Neckarweihin­gen blieben 15 Autos in Wasser und Schlamm stecken. In mehreren Ortschaften wurden die Keller überflutet und auf den Gemarkungen ein großer Teil der Ernte vernichtet. Über Stutt­gart entlud sich an diesem Nachmittag ein Un­wetter, das von heftigen Windstößen begleitet war und zahlreiche Straßen zeitweise Unterwas­ser setzte.

Flucht in die Schweiz

Lörrach. Der ehemalige Inhaber eines Liebes­gabengeschäftes in G r e n z a c h bei Lörrach, der sich am Donnerstag vor dem Schöffengericht Lörrach wegen gewerbsmäßiger Zoll- und Steuer­hinterziehung verantworten sollte, ist mitsamt seinen Angehörigen mit ordentlichen Reisepapie­ren in die Schweiz geflohen. Die Anklage wirft dem Kaufmann vor, tonnenweise Kaffee, Tee und Zucker aus schweizerischen Liebesgabensendun­gen verschoben und dabei große Gewinne erzielt zu haben.

Seenachtstfest bei Radolfzell

Radolfzell. Am 15. Juli feiert Radolfzell sein traditionellesHausherrenfest. In derHaus­herrenprozession werden die Reliquien der drei Schutzheiligen (Hausherren) der Stadt mit­geführt. Abends ist ein Seenachtsfest mit Feuer­werk. DieMooser Wasserprozession, die am 16. Juli mit zahlreichen geschmückten Fischer­booten in aller Frühe von der Gemeinde Moos über den See nach Radolfzell fährt, ist eine der wenigen Wasserprozessionen, deren Tradi­tion in Deutschland noch gepflegt wird.

König Faruk soll dabei sein

Baden-Baden. Die Kurdirektion von Baden- Baden hat König Faruk von Ägypten eingela­den, der Wahl derM Germany am 4. August in Baden-Baden beizuwohnen. König Faruk gehört der Jury an, die am 17. November in Kairo dieMiß Europa wählen wird.

Wie wird das Wetter?

Aussichten bis Samstagabend: Am Freitag vor­wiegend freundlich und warm. Tagestemperatu­ren um 25 Grad. Schwache Winde aus Südwe­sten, später aus Westen. Zum Wochenende eben­falls vorwiegend heiter, zeitweise schwül und vereinzelte Gewitterbildungen möglich.

In den isolierten Teichen in Pfullendorf, deren jeder direkten Wasserzufluß hat, ist das Eldorado der Jungfische. Tausende von köstlichen Forellen eine Übersetzung des Wassers wird sorgfältig vermieden, die Fische brauchen viel Wasser treiben ihr munteres Spiel in jedem Teiche. Ein überraschendes Schauspiel ist die Fütterung. Drei­mal am Tage wird gefüttert. 500 bis 600 kg Fleisch und Seefische verzehren die freßlustigen Tiere. Ein einziges Gezappel ist das Wasser, wenn die Köpfe emporschnellen und nach dem in der Hackmaschine zerkleinerten Futter schnappen. Augenblicke nur, und die Mahlzeit ist ver­schwunden.

Alle Vierteljahr werden die Teiche abgelassen, abgeflscht und mit Ätzkalk gereinigt. Mit dem Sortierapparat, einer Art Sieb, werden die Fo­rellen gleichzeitig sortiert. In einer besonderen Anlage werden die Fische für den Versand be­reitgehalten. Groß ist die Nachfrage, größer als die hohe Liefermöglichkeit. Die Kurorte des Schwarzwalds,- deren Bedarf im eigenen Gebiet nicht gedeckt werden kann, und die Schweiz zäh­len zu den vielen Kunden. Lebend werden die zuvor nüchtern gehaltenen Forellen versandt, in großen Spezialbehältem, mit regulierter künst­licher Sauerstoffzufuhr.

derunschlagbare Robinson enfthronl

Randolph Turpin schlägt denbesten Boxer der Welt und holt sich den Weltmeistertitel

Was sich am Dienstagabend in der Riesenhalle von Earls-Court in London ereignet hat, kann man getrost die größte Sensation im Boxsport nennen: RaySugar Robinson, jener großartige Amerika­ner, den alle Fachleute dfs Faustkampfsportes als den besten Boxer der Welt bezeichneten, wurde von dem 23jährigen Mulatten Randolph Turpin in einem mörderischen 15-Runden-Kampf entthront. Die Mit­telgewichtsweltmeisterschaft ist damit an Großbrit- tannien übergegangen.

Wie soll man dieses Wunder erklären? Man könnte vielleicht sagen, daß Robinson durch seine vielen kurze Siege in Europa übermütig geworden ist und sich nicht energisch genug vorbereitet hat. Aber richtiger ist die Feststellung, daß die Welt in Turpin einen Boxmeister geschenkt erhielt, der zu den größten aller Zeiten gehört. Der ungeheuere Punsch Turpins, seine präzisen, genau auf die Sekunden­bruchteile kommenden Schläge in Robinsons Ge­sicht zermürbtenSugar. Nach der siebten Runde riß Turpin das Kommando endgültig an sich und demonstrierte von der zehnten bis zur fünfzehnten Runde ein Finish, wie man es selten gesehen hat.

42 Sprinter über 100-m-Distanz Gesamte süddeutsche Elite in Balingen

Das Meldeergebnis für Balingen hat alle Erwar­tungen übertroffen. Sämtliche Leichtathleten aus allen Teilen Süddeutschlands, die bei Meisterschaf­ten ein Wort mitreden können, haben ihre Meldung abgegeben. Unglaublich stark sind vor allem die Kurzstrecken besetzt. 42 Sprinter, von denen der größte Teil in diesem Jahr bereits 10,8 Sekunden, und darunter gelaufen ist, sind allein über 100 m am Start, darunter Zandt, Fütterer, Karlsruhe, der die diesjährige Europabestleistung von 10,4 Sek. hält, Kraus, München, der vorjährige deutsche Jugend­meister, den viele für den besten deutschen Sprin­

ter halten, Wittekind, der Studentenmeister. Luther und Wigner aus München, Sturm aus Ludwigshafen, Kosinna, Schwabdorf, Wagner, Nürnberg, und die gesamte Sprintergarde von Nordrach. Im mit großer Spannung erwarteten 200-m-Lauf, dessen Entschei­dung bereits am Samstagnachmittag ausgetragen wird, treffen erstmals Kraus, der Inhaber der Euro­pabestleistung, Zandt, der deutsche Meister, und der letztjährige Juniorenmeister Haas aus Nürnberg zu­sammen. Wer wird hier am Schluß die Brust zuerst ans Zielband bringen? Wird es einen neuen deut­schen Rekord geben!? Ulzheimer. Eintracht, der deutsche Waldlaufmeister Müller, der Pforzheimer Schneider, der am Sonntag dem deutschen Stab­hochsprungrekord mit 4,135 m bedenklich nahekam, und der vielleicht schon in Balingen als erster Deut­scher über 4,20 m springen wird. Dr. Luh, Gießen, der Altmeister im Kugelstoßen, Blask, der Rekord­halter im Hammerwerfen Knopenwallner, stührk, Sick, Hipp, Marktanner seien nur an Stelle von vie­len anderen noch hier aufgezählt.

Auch bei den Frauen ist alles da, was Rang und Namen hat. Das Interesse für dieSüddeut­schen wächst ln ganz Süddeutschland von Tag zu Tag. Die Tribünenkarten waren im Nu vergriffen.

Kurz berichtet

Die achte Etappe derTour de France über 241 Kilometer von Angers nach Limoges gewann am Mittwoch der Belgier Jean Roesseel in 7:08:20 Std. vor Nello Lauredi (Frankreich). Das gelbe Trikot trägt weiter der Franzose Roger Leveque.

Die deutsche Davispokal-Mannschaft mit Gottfried v. Cramm, Emst Buchholz, Rolf Göp- fer tund Helmuth Gulcz beendete am Mittwochabend das Training für den heute beginnenden Davis­pokalkampf gegen Italien.