NUMMER 106

AUS DEM HEIMATGEBIET

MITTWOCH, 11. JULI 1951

Abschied von Karl Ehnis

Nagold. Eine fast unübersehbare Men­schenmenge gab dem so jäh dahingeschiede­nen Forstsekretär Karl Ehnis das letzte Ge­leit. Superintendent Poguntke hielt in der Re- paigiuskirche den Trauergottesdienst. Das Turmbläserquartett spielte das Lied, das zum arsten Mal in einem Jägerhaus gesungen wurde:Wer weiß, wie nahe mir mein Ende. Dann trugen Forstkameraden den Sarg durch das Spalier der Helferinnen vom Roten Kreuz hinüber zum Grab ganz in der Nähe, wo erst vor kurzem Revierförster Wagner die letzte Ruhe gefunden hatte.

Als der Geistliche unter Erinnerung an den Hochzeitstext des Verstorbenen, der am Hoch­zeitstag beerdigt wurde, den Sarg der Erde übergeben hatte, folgte eine lange Reihe von Nachrufen. Bürgermeister Breitling erwähnte die Pflichttreue und nimmermüde Schaffens­kraft, Forstmeister Binder die bewunderns­werte Energie und seine heiße Liebe zum Wald. Es erklang der Jagdhornruf: Jagd vor­bei! und J. Nestlen nahm im Auftrag der Na­golder Jäger Abschied von dem Heger und Pfleger des Waldes und Wildes. Landrat a. D. Wagner (Calw) schilderte in kurzen Zügen die Arbeit des Kreisbereitschaftsleiters im Ro­ten Kreuz und dankte ihm ein letztes Mal auch namens des Präsidiums für Württemb.- Hohenzollern. Dr. med Lehmann stellv. Kreisbereitschaftsarzt) betonte, daß Geist und Person des Verstorbenen in Nagold weiterle­ben werden. J. Brezing sprach für die Alters­genossen und Ehrenvorstand G. Köbele vom VfL Nagold widmete dem Verstorbenen, der seit 1911 als Mitbegründer des Fußballver­eins und Ehrenmitglied des VfL auch im Sport seinen großen Idealismus bewies, herz­liche Abschiedsworte. Zahlreiche Kranzspen­den wurden am Grab niedergelegt.

Beisamo kommt nach Bad Liebenzell

Bad Liebenzell. Das Veranstaltungs­programm der Kurverwaltung sieht für den kommenden Freitag einen Abend mit dem bekannten Experimentalpsychologen Beisamo und Vortrag der Astrologin Elisabeth Kabuth vor.

Am folgenden Samstag will derW ider- p i e g e 1 mit seinem ErfolgsprogrammRe­serve hat keine Ruh die Liebenzeller Gäste erfreuen. Wer am vergangenen Freitag die Globetrotter sah und hörte und sich von Ihrem pointenreichen Feuerwerk der Satire blenden ließ, der wird sicherlich nicht ver­säumen, sich auch ihre Kollegen von der glei­chen Fachrichtung anzuhören. Zum Ausklang der Woche wird an diesem Abend noch die neuverpflichtete Tanzkapelle Rosswag zum Tanz aufspielen.

Der Sonntag bringt wieder ein großes Nach­mittagskonzert der Kapelle Happel, einen Tanztee und einen Tanzabend auf der Kur­hausterrasse und im Kursaal.

Bei Verkehrsunfall tödlich verletzt

Höfen. Als am Sonntagabend ein Kraft­radfahrer aus Schwann die Hindenburgstraße passierte, wollte eine 71jährige Frau die Stra­ße überqueren. Es kam zu einem scharfen Zusammenstoß. Der Kraftradfahrer stürzte. Bk erlitt eine Gehirnerschütterung, die Grei­zin einen doppelten Oberschenkelbruch und ebenfalls eine Gehirnerschütterung. Beide Verunglückte wurden ins Krankenhaus ein­geliefert, wo die Greisin ihren Verletzungen erlegen ist. Ein Mitfahrer auf dem Soziussitz des Motorrads kam mit dem Schrecken davon.

Hotelier Funk f

Dobel. Unter starker Beteiligung von Ein­heimischen und Auswärtigen wurde letzten Freitag Hotelier Funk zur letzten Ruhe ge­leitet. In über 40 Jahren unermüdlicher Ar­beit hat er aus kleinsten Anfängen eines Bäk- kereibetriebes seinHotel Funk geschaffen, das im ganzen Nordschwarzwald zum Be­griff wurde. Dobel verdankt dem Verstorbe­nen die Entwicklung und den Aufstieg zum vielbesuchten Luftkurort. Er sorgte für die Errichtung von Anlagen, Aufstellung von Bänken, Anlage von Wegen und auch für den Bau der Sprungschanze, die seinen Namen trägt.

Obstbau steht nicht auf verlorenem Posten

Tagung der Württ. Baumwarte des Schwarzwaldkreises in Nagold

Nagold. Schon am Sonntagvormittag wies der Rundgang durch Obstanlagen und Forst­baumkulturen unter der bewährten Führung von Kreisbaumwart Walz (Nagold) eine große Teilnehmerzahl auf. Nachmittags bei der Ta­gung im Traubensaal sah man das große In­teresse der Baumwarte, die aus nah und fern gekommen waren; auch die jüngeren Jahr­gänge waren erfreulich gut vertreten. Vor­stand Strobel (Waiblingen) begrüßte Teilneh­mer und Gäste, darunter u. a. Kreispfleger Sternbacher (Calw), Bürgermeister Breitling (Nagold), Bürgermeister Mutz (Ebhausen) und den stellv. Vorstand des Landesobstbauver­bandes Roller (Balingen).

Kreisobstbauinspektor Strobel schilderte in eindringlichen Worten die Sorgen und Hoff­nungen des Obstbaues. Zwar haben die Bäu­me in diesem Jahr endlich das nötige Naß bekommen, aber Schädlinge und Krankheiten machen sich stark bemerkbar. Die Schäden aus den Jahren 1947 und 1949 sind unverkenn­bar, bedauerlich ist auch das um sich grei­fende Birnbaumsterben. Die allgemeine Er­fahrung des Obstbaus: Wer etwas Gutes zu verkaufen hat, kann seine Ware stets abset­zen, findet heute ihre Bestätigung. Also steht der Obstbau nicht auf verlorenem Posten. Kreisbaumwart Walz, der die Tagung organi­siert hatte, sowie Herr Spindler vom Landes­obstbauverband begrüßten die Tagungsteil­nehmer ebenfalls herzlich.

Für 25 und mehr Jahre Baumwarttätigkeit wurden mit einer Urkunde des Landesverban­des Württemberg der Baumwarte ausgezeich­net: Otto Breitling (Gechingen), Johannes Ehrsam (Emmingen), Friedrich König (Otten­hausen), Friedrich Lutz (Beinberg), Paul Rau (Birkenfeld), Georg Steeb (Beuren), Georg

Ungericht (Rotfelden), Karl Walz (Rohrdorf), Adolf Wuchter (Arnbach).

In einem sehr eingehenden Vortrag be­faßte sich Landwirtschaftsrat Schüle (Stutt­gart) mit der auf dem Generalplan zur För­derung des Obstbaus an erster Stelle stehen­den Umpfropfaktion. Die geforderte Umstel­lung ist notwendig, denn dem Ansturm des Auslandsobstes kann nur mit Qualitätserzeug­nissen wirksam begegnet werden. Umam Markt" bleiben zu können, muß die Verein­heitlichung neben den anderen Förderungs­und Verbesserungsmaßnahmen im Obstbau durchgeführt werden. Vor allem sollten die vielen Herbstsorten, die gegen die starke Konkurrenz der Birnen, Zwetschgen und Weintrauben nicht aufkommen können, um­gestellt werden. Dasselbe gilt von den Lokal­sorten, die ein Aschenbrödeldasein auf dem Markt führen. Der Erlös aus dem Obstbau steht in Württemberg an 2. Stelle, gleich nach den Stallerlösen, also muß ihm alles Augen­merk geschenkt werden. Man muß erzeugen, was der kritische Verbraucher will, nicht ihm aufdrängen, was man selbst erzeugen möchte. Die Umpfropfung eines ertragsfähigen Bau­mes verursacht etwa 8 DM Kosten und bringt in kurzer Zeit das Mehrfache davon wieder ein. Der Redner gab noch zahlreiche An­regungen und Ratschläge aus der Praxis und bat die Baumwarte, bei den Erzeugern für die angeführten Gedanken zu werben.

Herzlicher Beifall dankte ihm für seine Ausführungen. Kreisoberinspektor Strobel un­terstrich diese Forderungen und meinte mit Bedauern, daß man eigentlich auch die Obst­bauern selbst in die Umpfropfaktion einbezie­hen müßte. Nach kurzer Aussprache wurde die Tagung mit dem Dank an Teilnehmer, Mitwirkende und Veranstalter geschlossen.

Nach wie vorder kleine Kopf

Friseure unseres Landes tagten in Wildbad Ein vielbeachtetes Preisfrisieren

W i 1 d b ad . Am vergangenen Samstag nahm in Wildbad der Landesverbandstag der selbständigen Friseure von Württemberg-Ho- henzollem seinen Anfang. Er brachte u. a. eine Ausstellung von Friseurbedarfsartikeln und anderen Hilfsmitteln neuzeitlicher Schön­heitspflege, die aufmerksame Begutachter fan­den. Der Willkommgruß von Obermeister Emil Seeger (Neuenbürg) und Bgm. Kieß­ling (Wildbad) galt vor allem den zahlreichen Teilnehmern dieser Tagung, besonders aber dem Landesverbandsvorsitzenden Karl Mat­tes (Reutlingen), dem Präsidenten des Zen­tralverbandes des deutschen Friseurhand­werks, Vulpes (Köln), wie auch dem Präsiden­ten des Landesverbands Württemberg-Baden, Ackermann (Stuttgart), die ihrerseits Gruß­worte an die Kollegen richteten.

Am Nachmittag begann der Wettbewerb mit dem Damenfrisieren, zunächst an Model­len, deren Wasserwelle zuvor in Wildbader Geschäften eingelegt und getrocknet worden war. Alles ging streng nach der Uhr: 14.07 er­scholl das StartkommandoFrisierende bitte beginnen durch das Mikrophon, 14.57 Uhr aber das definitiveFrisierende bitte, zurück­treten! Zwischen diesen beiden Aufforde­rungen aber lagen fünfzig Minuten ange­spanntester Arbeit, in denen es jedoch hieß, trotz allem Eifer nicht die Ruhe, trotz aller Eile nicht die Fertigkeit der leichten Hand zu verlieren. Unter geschickten Händen und prü­fenden Blicken erwuchsen in dieser Zeit­spanne wahrhafte Gedichte aus lockerer Haarfülle.

Das Fazit des Geschauten aus diesem und dem dann folgenden Damenfrisierwettbewerb dürfte besonders unsere Leserinnen inter­essieren. Nach wie vor ist derkleine Kopf dominierend. Devisekürzer als lang und länger als kurz (da dieses Charakteristikum für schwerfällige Männerhime nicht ohne wei­teres verständlich ist, sei speziell für sie noch angeführt: Haar im Nacken 57 cm lang). Die Tendenz neigt neuerdings zur stärkeren Bevorzugung von Wellen, wogegen man sich mit Locken Beschränkung auferlegt. Typisch ist besonders auch die an der Seite leicht an­steigende Form. In der Farbe sind die hellen

Tönungen nach wie vor bevorzugt. Platin­blond ist allerdings nur noch wenig gefragt, dagegen Gold- und Teeblond, und weiter geht die Farbskala von Tizianrot bis zu Mahagoni­tönen.

In ähnlicher Weise wurden anschließend die Wettbewerbe im Ondulieren und im Her- renfrisieren (Fagonschnitt) durchgeführt.

Der Präsident des Zentralverbandes, Vul­pes, nahm zwischendurch die Gelegenheit wahr, die dringlichsten Probleme des Berufs­standes kurz zu erörtern. Für den Berufs­stand gelte es, in nächster Zeit vor allem drei Forderungen durchzusetzen: Eine Verlänge­rung der Lehrzeit (die im Krieg auf drei Jahre verkürzt wurde) auf vier Jahre bei männ­lichen und dreieinhalb Jahre bei weiblichen Lehrlingen. Die ständige Verfeinerung der Techniken, die Entwicklung neuer Methoden mache eine Verlängerung der Lehrzeit unum­gänglich nötig. Das zweite Hauptanliegen sei eine energische Bekämpfung der Schwarz­arbeit. Das dritte Bedürfnis schließlich ist es, den großen Befähigungsnachweis auch dort wieder einzuführen, wo er durch die Gewer­befreiheit weggefallen ist.

In fachlicher Hinsicht ging der Präsident kurz auf modische Fragen ein. Er hob die Vorteile deskleinen Kopfes hervor, der mit entsprechendem Schnitt jung mache und seiner Trägerin zudem den Vorteil bringe, ihn leicht regieren zu können.

Am Abend, bevor der gemütliche Teil in einem Unterhaltungsabend zu Wort kam, wurden die Preisträger ausgezeichnet. Es waren dies:

Meisterklasse

Ondulation: 1. Fred Sagasser (Langen- enslingen), 2. Heinz Laible (Reutlingen), 3.

CALWER ZEITUNG Verlag Paul Adolff, Calw, in der Schwäbischen Verlagsgesellschaft m. b. H.

Chefredakteure:

Will Hanns Hebsacker und Dr. Ernst Müller.

Für den Lokalteil verantwortlich: F. H. Scheele.

Redaktion und Geschäftsstelle Calw: Lederstraße.

Telefon 735.

Druck: A. Oelschiägersche Buchdruckerei, Calw.

Karl Roth (Reutlingen). Wasserwelle:

1. Heinz Laible (Reutlingen), 2. Fred Sagasser (Langenenslingen), 3. Gertrud Bernhard (Tail­fingen). Gesamtwertung (Ondulation und Wasserwelle): 1. Heinz Laible (Reutlin­gen), 2. Fred Sagasser (Langenenslingen), 3 . Ernst Bieser (Reutlingen).

A-Klasse

Wasserwelle: 1. Inge Endreß (Reutlin­gen), 2. Lore Merz (Loßburg), 3. Inge Gundel (Reutlingen).

Lehrlinge

Wasserwelle: 1. Elisabeth Anwander (Reutlingen), 2. Herta Oppold (Neuenbürg), 3. Strobel (Tailfingen).

Herren Wettbewerb Fagonschnitt A-Klasse: 1. Heinrich Mammele (Calw),

2. Gerhard Fauth (Neuenbürg), 3. Bernd Winkle (Tuttlingen). Lehrlinge: 1. Her­bert Skülfort (Rottweil), 2. Kurt Merz (Tail­fingen), 3. Jörg Gerstenecker (Endingen).

Herrenberger Schweinern arkt vom 7. Juli

Zufuhr: 13 leichte Ferkel (bis 6 Wochen);

30 mittlere Ferkel (68 Wochen); 30 schwere Ferkel (812 Wochen). Verkauf: 10 Fer­kel (bis 6 Wo.) 8590 DM; 52 Ferkel (6 bis 8 Wo.) 90100 DM; 30 Ferkel (812 Wo.) 100 bis 110 DM.

Von Händlern waren 38 Stück zugeführt.

Es waren wenig Käufer am Platz. Der Ver­kauf ging gut Begehrt waren Milchschweine. Die Preise waren gegenüber dem letzten Markt am 30. Juni gleichbleibend.

Ein Blindgänger krepierte

Pforzheim Auf der Landstraße Itters­bach Langensteinbach wurden bei Straßen­verbreiterungsarbeiten drei Arbeiter verletzt, als plötzlich ein Blindgänger krepierte, der unter dem weichen Straßenbankett verborgen lag. Einer der Arbeiter wurde von der De­tonation buchstäblich in die Luft geschleu­dert und trug schwere Verletzungen davon. Ein hinter ihm stehender Arbeiter wurde j durch Splitter verletzt, während ein weiterer ; mit leichteren Verletzungen davonkam. Die Herkunft sowie die Art des Sprengkörpers konnten nicht geklärt werden, doch nimmt man an, daß es sich ein Artilleriegeschoß aus dem Jahr 1945 handelt.

Schuljahrbeginn und ABC-Schützen

Wie aus der Presse ersichtlich, werden demnächst Schulneulinge aufgenommen. Der erste Schritt zur Schule war immer ein be­sonderes Ereignis. Wie viel Freude, aber auch oft wie viel Leid stellt sich im Laufe des 1. Schuljahers ein. Schuld daran ist in bei­nahe allen Fällen die zu frühzeitige Einschu­lung der Kinder.

Das 7. Lebensjahr allein ist nach Ansicht aller Fachleute das Jahr, das dem Lesen- lernen, und um das handelt sich es doch im 1. Schuljahr, gemäß ist. Alle anderen Ge­sichtspunkte sind zurückzustellen!

Eltern! Ist euer Kind geistig so weit ent­wickelt, daß es das Lesenlernen, das Schrei- benlemen schafft, ohne daß es körperlich und seelisch darunter leidet? Bedenkt, daß es bes­ser ist, euer Kind sitzt das ganze Schuljahr vorne, als daß es sein ganzes Schulleben nachhinkt! Laßt euch nicht verführen von dem dummen Geschwätz gewisser Besserwis­ser! Bedenkt ferner, daß dieses 1. Schuljahr, das demnächst beginnt, zudem ein verkürz­tes ist. Auch wenn das Lehrziel nicht er­reicht werden kann in einem Bericht aus Altensteig steht protzig, daß alle Schwierig­keiten überwunden werden werden die Lehrer gezwungen sein, das Wissen und Kön­nen möglichst voranzutreiben. Das geschieht auf Kosten des Kindes. Schickt daher nur vollentwickelte, gesunde Kinder! Die andern laßt zurückstellen!

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