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HEIMATBLATT STADT UND LAND
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57/122. JAHRGANG/ NR. 105 ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG 7. JAHRGANG / NR. 105
Waffenruheverhandlungen laufen morgen in Käsong an
Vorbesprechungen nach achtstündiger Dauer abgeschlossen
Großaktion der FDJ
Massierte Grenzübertritte verhindert
HANNOVER. Durch den Einsatz aller verfügbaren Polizeikräfte in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Teilen Rheinland-Westfalens wurde am Samstag ein großangelegter Plan der FDJ verhindert, die 6000 ihrer Mitglieder über die Grenze in die Sowjetzone bringen wollte.
Bis in die Nacht hinein stellte die Polizei 70 Omnibusse sicher und fing über 2000 FDJler im Alter von 11 bis 17 Jahren ab, die dann in ihre Heimatorte zurückgeleitet wurden. Nur in Schleswig-Holstein soll bei Lauenburg der Massenübertritt von etwa 1000 FDJ-Angehörigen gelungen sein. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
Beendigung des Kriegszustands
Italien und Mexiko gingen voran
WASHINGTON.. Großbritannien, Frankreich und die Vereinigten Staaten werden voraussichtlich in der kommenden Woche die notwendigen Schritte zur Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland unternehmen. Den drei westlichen Besatzungsmächten werden 33 andere Regierungen der freien Welt folgen, die sich im Augenblick dem Buchstaben nach noch im Kriegszustand mit Deutschland befinden.
Eine direkte Bestätigung des geplanten Schrittes ist noch nicht zu erhalten.
Im amtlichen italienischen Mitteilungsblatt wurde am Samstag ein Dekret veröffentlicht, durch das der Kriegszustand zwischen Deutschland und Italien praktisch beendet wird. Auch die mexikanische Regierung hat am Samstag den Kriegszustand mit Deutschland beendet. In der Verlautbarung heißt es, Mexiko hoffe, bald wieder intensive Handelsbeziehungen zu Deutschland zu unterhalten.
BONN. Das Bundespresseamt bestätigte am Sonntag, daß die militär-technischen Gespräche auf dem Petersberg zu einem völligen Abschluß gekommen seien und daß gleichzeitig die Pariser Verhandlungen über die Aufstellung einer europäischen Armee im Rahmen des Ple- ven-Planes noch zu keinem konkreten Ergebnis geführt haben. Nach der Mitteilung des Bundespresseamts ist bei den Petersberger Besprechungen in vielen Punkten Übereinstimmung erzielt worden. Der Bundestagsabgeordnete Blank, der mit den ehemaligen Generalen Heusinger und Speidel die Gespräche mit den alliierten Sachverständigen führte, ist nun gestern nach Paris gereist, um dort zu versuchen, eine Übereinstimmung zwischen den auf dem Petersberg erzielten Ergebnissen und den französischen Ansichten zu erzielen.
Das Bonner Bundespresseamt betont u. a. wörtlich: „Wenn auch die Pariser Verhandlungen die Schaffung einer europäischen Armee zum Gegenstand haben, während die Petersberg-Verhandlungen im Zeichen des atlantischen Verteidigungssystems standen, so müßten doch beide. Aufgaben so gelöst werden, daß keine Behinderung, sondern eine Förderung des gemeinsamen Zwecks, nämlich der Verteidigung Europas, eintritt.“
Dieser Verlautbarung vorausgegangen waren
Entwurf des Beamtengesetjes
Völlige Gleichstellung der Beamtin
BONN. Der Entwurf eines endgültigen Bundesbeamtengesetzes, der in dieser Woche von der Bundesregierung verabschiedet wurde, sieht gegenüber dem bisherigen Rechtszustand, der durch das vorläufige Bundespersonalgesetz bestimmt ist, zahlreiche Neuerungen vor. Einige Hauptmerkmale sind die völlige Gleichstellung der Beamtin, die Betonung des Leistungsprinzips und die Ablehnung des Juristen- cnonopols für den höheren Verwaltungsdienst.
Der Entwurf kennt neben den Beamten auf Lebenszeit Beamte auf Probe und Beamte auf Widerruf. Beamte auf Probe sind frühere Beamte auf Widerruf, die sich, nachdem sie voll ausgebildet und für ihre Laufbahn vorbereitet *ind, für die Anstellung auf Lebenszeit zu bewähren haben. Außer dem sogenannten Laufbahnbewerber, der den vorgeschriebenen oder üblichen Ausbildungsweg geht, wird der freie Bewerber anerkannt, der die erforderliche Befähigung durch Lebens- oder Berufserfahrung nnerhalb oder, außerhalb des öffentlichen Dienstes erworben hat. Bei ungenügenden Leitungen können die Dienstbezüge gekürzt werden.
Die Versorgung der Beamten soll ln einem dem erdienten Gehalt und der Dauer der Dienstzeit entsprechenden Verhältnis stehen. Die zehnjährige Wartezeit für die Versor- ßungsberechtigung wird wieder eingeführt.
TOKIO. Die Delegierten der UN und der Kommunsten einigten sich am Sonntag in Käsong darauf, daß die Waffenruheverhandlungen am Dienstag am gleichen Ort beginnen sollten. Ein Verbindungsoffizier des UN-Ober- kommandierenden, General Ridgway, gab In Tokio bekannt, die vorbereitenden Bespre-
NORDKOREA
Pyonggang
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• Ch unchon
SÜDKOREA
S£OUL m Wonjy
30 Km
chungen in Käsong seien „durchaus harmonisch“ verlaufen. Nach einer offiziellen Ankündigung des Hauptquartiers von General Ridgway werden zu den Hauptverhandlungen als kommunistische Delegierte am Dienstag zwei nordkoreanische und zwei chinesische Generale erscheinen.
Die Delegation der UN für die Hauptverhandlungen wird aus einer amerikanischen Abordnung unter der Leitung des Kommandeurs der amerikanischen Seestreitkräfte vor Korea, Vizeadmiral J o y, stehen. Außerdem werden der Delegation je ein hoher Offizier der amerikanischen Land-, See- und Luftstreitkräfte in
die Konferenzen des amerikanischen Hohen Kommissars M c C1 o y mit Bundeskanzler Dr. Adenauer, mit den Führern der Bonner Koalitionsparteien und mit Dr. Schumacher. Wie unsere Bonner Koalition zuverlässig erfährt, hat McCloy keinen Zweifel darüber gelassen, daß die USA entschlossen sind, die Entscheidung über einen deutschen Verteidigungsbeitrag in absehbarer Zukunft herbeizuführen. McCloy soll dabei dem Bundeskanzler auch die Versicherung gegeben haben, daß er sich bemühen werde, die französische Saarpolitik in dem Sinne zu beeinflussen, daß Frankreich den Status quo an der Saar sichtbarer respektiert als bisher. In politischen Kreisen Bonns sieht man in einer solchen Änderung der französischen SaarpoMtik eine der Voraussetzungen nicht nur für die Ratifizierung des Schuman-Plans, sondern auch für jede Stellungnahme des Parlaments zu einem Verteidigungsbeitrag. In diesem Zusammenhang verweisen Abgeordnete verschiedener Fraktionen auf Adenauers Erklärung während der Saardebatte: Das Saarproblem würde bald schon in einem Sinne gelöst werden, der der Auffassung der Bundesregierung entspräche.
Wohlinformierte Kreise in Bonn sind davon überzeugt, daß die konkrete Diskussion eines deutschen Verteidigungsbeitrags nur im Rahmen des atlantischen Verteidigungssystems, aber nicht in dem des Plevenplans, aufgenommen werden kann. Bundeskanzler Adenauer soll den Hohen Kommissar McCloy nachdrücklich auf die Forderungen der SPD und FDP hingewiesen haben, nach denen die Gleichberechtigung als Voraussetzung jedes Verteidigungsbeitrags angesehen werden müßte.
LONDON. Die neue nationalpersische Ölgesellschaft hat über das Wochenende ihr Angebot, billiges öl abzugeben, erneuert. In Ko- penhagener Zeitungen wurde von Persien inseriert, jetzt bestellende Käufer würden mit Vorrang beliefert, wenn sie größere Mengen als bisher von der „ehemaligen“ Anglo-Iranian zu erhalten wünschen.
Die Lage im britisch-persischen ölstreit versteift sich immer mehr. Nachdem die persische Regierung auf eine britische Note, in der Persien aufgefordert wurde, ebenso wie Großbritannien sich zur Entsendung von zwei Mitgliedern in den vom Weltgerichtshof vorgeschlagenen fünfköpfigen gemeinsamen Schlichtungsrat zur vorläufigen Verwaltung der ölbetriebe bereit zu erklären, festgestellt hatte, sie betrachte den Haager Spruch als „nicht rechtskräftig", erhob Außenminister Herbert Morrison am Samstagabend die bisher sebörf-
Korea sowie ein Vertreter der südkoreanischen Armee angehören.
Die drei alliierten Unterhändler — Oberst K i n n e y (US-Luftstreitkräfte), Oberst Murray (US-Marinekorps) und Oberstleutnant Soo Young Lie (Südkoreanische Armee) — kehrten am Sonntag nach rund achtstündigen Besprechungen aus Käsong mit ihren beiden Hubschraubern zu den eigenen Linien zurück. Die kommunistischen Unterhändler waren bereits am Samstagnachmittag in Käsong, der alten Hauptstadt des früheren Königreichs Korea, eingetroffen, um alle Vorkehrungen für den Empfang der alliierten Vertreter zu treffen. Ein Kilometer nordwestlich war von kommunistischer Seite ein kleiner Landeplatz für den Empfang der alliierten Hubschrauber hergerichtet und mit einem großen „W“ in den Farben rot und weiß als Erkennungszeichen aus der Luft versehen worden.
Nach Meldungen aus Washington rechnet man damit, daß vielleicht in 14 Tagen, möglicherweise auch erst in vier Wochen, ein Waffenstillstand . zustandekomme. Von den für morgen beginnenden Hauptbesprechungen erwartet man die Ausarbeitung eines Vorvertrags, der dann in den Hauptquartieren und von den kriegführenden Regierungen geprüft wird. Der nächste Schritt wäre die Annahme der Waffenstillstandsbedingungen durch General Ridgway und den Oberbefehlshaber der Kommunisten. Mit Nachdruck wird darauf verwiesen, daß es sich bei dem Waffenstillstand um eine rein militärische Angelegenheit handeln müsse, die nicht von politischen Fragen beeinflußt sein dürfe.
Ausländische politische Kreise in Moskau sind der Ansicht, daß die Nordkoreaner voraussichtlich folgende Forderungen stellen werden: Zurückziehung aller ausländischen Truppen aus Korea; allgemeine Wahlen nach einer angemessenen Zeit in Nord- und Südkorea; Bildung einer Regierung für ganz Korea durch Personen, die aus diesen Wahlen siegreich hervorgegangen sind.
Zum Kirchentag in Berlin
®m. Am Mitt\ och dieser Woche beginnen in Berlin die Tagungen, Reden, Zusammenkünfte und Gespräche der Mitglieder der Evangelischen Kirche und ihrer leitenden Pfarrer. In vorausgegangenen Pressekonferenzen wurde auf die Bedeutung des Tages der gesamten evangelischen Kirche in Deutschland hingewiesen. Man fand gute und eindeutige Formulierungen, indem man die Berliner Tage als eine Art Waffenstillstand zwischen West- und Ostdeutschland bezeichnete und von einem Wagnis des Glaubens sprach, auf das sich die deutsche und evangelische Christenheit hier einlassen wolle, wenn sie unter auch von Adenauer und Heuß anerkanntem Verzicht auf jede politische Zielsetzung das brüderliche Gespräch der religiösen Einigung und der Einheit im Glauben trotz verschiedener politischer Aspekte führen will. Die evangelische Kirche, die ja seit ihrem Bestehen enger an Land, Volk und Regierung gebunden war als etwa die katholische Kirche, ist sich mit ihrem Ruf in das doppelgesichtige Berlin darüber klar, daß sie keine billige Propaganda für Ost oder West treiben darf, sondern ihren Freunden jene Botschaft mitteilen wird, die in jedem Land und unter jeder Regierung bei den Gläubigen zu gelten hat, falls die Existenz der Kirche nicht in Frage gestellt werden soll. Ihr Patron und Haupt, Martin Lü
sten Vorwürfe gegen Persien. Er erklärte, die persische Regierung sei dabei, die Gans zu schlachten, die die goldenen Eier legt. Persien besitze nicht das Geschick und die Erfahrung, um sein öl zu fördern, zu raffinieren und damit auf dem Markt aufzutreten. Wenn Persiens Regierung fortfahre, ihr unglückliches Volk dem Ruin entgegenzuführen, und wenn der Kommunismus diese Lage ausbeute, dann werde nicht nur Persien, sondern die ganze Welt unter den Folgen zu leiden haben.
Inzwischen hat Persien auch die irakische Forderung, die Ölversorgung zwischen Abadan und Basra wieder aufzunehmen, abgelehnt. Der persische Konsul in Israel ist nach Mitteilung des persischen Außenministeriums angewiesen worden, sein Konulat zu schließen. Politische Beobachter sehen darin die Vorbereitung für eine Zurückziehung der Anerkennung Israels durch Persien.
Schmmmenieg über dlatien
Im ersten Schwimmländerk<f,mpf nach dem Kriege, der am Samstag and Sonntag in Schwäbisch Gmünd ausgetragen wurde, kamen die deutschen Schwimmer über ihre italienischen Gegner zu einem klaren 88:59 Punktsieg. Schon am Samstag lagen die Deutschen mit 39:32 Punkten in Führung. In 12 Einzeikonkurrcn- zen errang die deutsche Mannschaft insgesamt sechs Doppeierfolge (Damen und Herren). Die größte Überraschung war der 6'3-Wasserballsieg am Sonntag, der erste, der überhaupt gegen Italien erspielt worden ist.
USA und Australien Wimbledon-Sieger
In allen Konkurrenzen gab es int dies jährigen Wimbledon-Turnier neue Sieger, die erwartungsgemäß von den USA und Australien gestellt wurden: Dick Savitt (USA) im Herreneinzel, Doris Hart (USA) im Dameneinzel, Sedgman/Mc- Gregor (Australien) im Herrendoppel, Hart/Fry (USA) im Damendoppel und HarUSedgman (USA und Australien) im gemischten Doppel.
Japan-Friedenskonferenz
Vom 4. bis 8. September in San Franzisko
WASHINGTON. Das USA-Außenministe- rium gab bekannt, daß die Konferenz für den Friedensvertrag mit Japan zwischen dem 4. und 8. September in San Franzisko stattfinden wird. Alle an dem Vertrag interessierten Staaten wurden unterrichtet. Die Unterzeichnungszeremonien sollen im Opernhaus in San Franzisko ablaufen, wo im Jahre 1945 auch die UN- Charta unterzeichnet worden war.
Der amerikanische Sprecher erläuterte, daß England und die Vereinigten Staaten beschlossen haben, die Frage, welches China den Vertrag unterzeichnen solle, einstweilen zurückzustellen, und weder Rotchina noch die Nationalregierung einzuladen. Nach ihrem Plan soll die japanische Regierung nach der allgemeinen Unterzeichnung des Vertrages selbst entscheiden, ob sie mit dem kommunistischen oder dem nationalen China Frieden schließen wolle.
ther, dachte einmal daran, um der unverletzlichen Verkündigung willen aus seiner sächsischen Heimat nach Frankreich auszuwandern, so übervölkisch und überregional begriff er die Botschaft der Christenheit, die sich seither in einer eigenen Kirche gesammelt hat. Wir werden über den Kirchentag berichten.
Mäßigung ratsam
cz. Die Entscheidung des Staatsgerichtshofes vom 2. Juli, wonach das „Gesetz über die Regelung der Rechtsverhältnisse der aus politischen Gründen vom Amte entfernten Beamten vom 22. Dezember 1948" rechtswidrig ist, und der sich anschließende „amtliche Kommentar“ der Staatlichen Nachrichtenstelle von Württemberg-Hohenzollern (s.unsere Mittwoch- und Freitagausgaben voriger Woche) haben beträchtliche Beunruhigung hervorgerufen. Nun liegt uns wieder eine Entgegnung auf den amtlichen Kommentar vor, so daß wir befürchten müssen, in eine Debatte hineinzugeraten, die wir für unfruchtbar halten. Keinem, der am politischen Leben der Nachkriegszeit auch nur als stiller Beobachter teilgenommen hat, ist es wohl entgangen, wie im Laufe der Jahre die Dinge sich fortgesetzt komplizierten und nur die Böswilligen werden aus begangenen Fehlern, zu wessen Lasten sie auch fallen, Stricke drehen wol’en, ohne die eigene Position scharf unter die Lupe zu nehmen. Eben weil wir guten Glaubens sind, wollen wir Vorder- und Hintergründe, die zur jetzigen Situation geführt haben, außer acht lassen und nur einige sachliche Bemerkungen machen: Der Staals- gerichtshof hat entschieden, der Staat wiederum zeigte auf, welche Nachteile bei Rüdegriff a.i* die bundeseinheitliche Regelung für Einzelne nach Ergehen des Staatsgerichtshofsurteils entstehen könnten.
Was nun? Macht der Staat seine unter dem jetzt als verfassungswidrig befundenen Gesetz von 1948 ergangenen Entscheidungen rückgängig, sehen wir kein Ende der Angelegenheit ab. Diese Sorge bewegt uns auch dazu, im Bewußtsein unserer Mittlerfunktion allen Beteiligten zu Überlegung und Mäßigung zu raten. So wenig Grund wir zur Annahme haben, die in dem amtlichen Kommentar als möglich erwähnten Verschlechterungen für verschiedene Betroffene auf Grund des Urteils des Staatsgerichthofs könnten realisiert werden, da damit nur eine Quelle neuer Auseinandersetzungen aufgetan würde, so sehr erhoffen wir auch, daß dieGegenseite einem ergangenen Urteil nicht durch unbedachte Aktionen den Beigeschmack eines „billigen Triumphes" über den Staat verleiht.
Blank wird in Paris verhandeln
Verteidigungsgespräche intensiviert Drahtberlcht unserer Bonner Redaktion
Bemerkungen zum Tage
Persien sucht Käufer für sein Oel
Schlichtungsrat schroff abgelehnt / Morrison: „Sie gehen in den Ruin“