NUMMER 10 4
SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK
SAMSTAG, 7. JULI 1951
Weinlaub statt Efeu
ah. Ein bedeutender Kulturhistoriker sagte einmal, eine Epoche, die sich selbst als denkwürdig hinstelle, sei zur Unfruchtbarkeit verurteilt und dem Untergang geweiht. Wir haben eine solche Epoche hinter uns. Das Naziregime nahm, kaum daß es begonnen hatte, die nächsten tausend Jahre auf Vorschuß und pochte gleich kräftig auf die Anerkennung seiner historischen Einmaligkeit. Man war damals sehr darauf bedacht, sich spruchfertig und in künstlich nachgedunkeltem Rahmen (der größeren Ehrwürdigkeit halber) der Nachwelt zu überliefern. Die Vorschußlorbeeren blieben allerdings grün und bitter
Man denkt unwillkürlich an dieses übersteigerte Bedürfnis, sich im Gedächtnis der Nachwelt zu verankern (was auf ganz andere Art schließlich doch gelungen ist), wenn man im Gegensatz dazu hört, Bundespräsident Heuß sei ohne weiteres damit einverstanden gewesen, daß sein Geburtshaus in Brackenheim, Kreis Heilbronn, abgebrochen würde, um einer Weinkelter Platz zu machen. Die Weinkelter wurde, wie berichtet, am vergangenen Sonntag eingeweiht.
Solche Bescheidenheit muß herausgestellt und festgehalten werden. Professor Heuß hat damit nicht nur für seine Person jeden überflüssigen Kult abgelehnt, sondern gleichzeitig der öffentlichen Gedenkwut, die seit einigen Jahren bei uns wieder grassiert, ein sonst nahegelegenes, baulich jedoch uninteressantes Objekt entzogen. An seiner Stelle steht nun ein „Haus der sorglichen Pflege des Weins“, wie Heuß in einem Grußwort an seine heimischen Weingärtner schrieb. Auch uns ist der Rebensaft und das frische Weinblatt sympathischer als künstlicher Efeu.
Bilanz einer Spielzeit
Zum Rechenschaftsbericht des Landestheaters
em. Tübingen. Das Landestheater Württemberg- Hohenzollern hat in einer Spielzeit von 9 Monaten 257 Vorstellungen an 279 Spieltagen gegeben. Das ist für ein Schauspielensemble mittlerer Stärke eine überdurchschnittliche Leistung, ja fast ein „Zuviel“ an Beanspruchung des technischen und künstlerischen Personals, selbst wenn 22 Vorstellungen auswärtiger Ensembles abgerechnet werden müssen.
Die Intendanz hat einen Spielplan durchgeführt, in dessen Mitte die Klassik stand und dessen Umrahmung die bewährten naturalistischen Stücke bildeten, während das zeitgenössische Theater mit Ausnahme einer einzigen Uraufführung von fremden Ensembles bestritten wurde und nur in Tübingen und Reutlingen zu sehen war. Diese Aufteilung entsprach in etwa den Wünschen der kleineren Kommunen. Wie wir hören, wird die kommende Spielzeit gegenwartsnähere Stücke bringen.
Fast zwei Drittel der obengenannten Vorstellungszahl fallen auf die Städte Tübingen und Reutlingen, wobei die Regierungsstadt mit 110 Vorstellungen weitaus an der Spitze steht, denn Reutlingen folgt erst mit 42 Vorstellungen nach. Der Vergleich zwischen dem der Einwohnerzahl nach größeren Reutlingen und Tübingen stimmt doch etwas bedenklich. Wir können uns den schwachen Besuch in Reutlingen nur dadurch erklären, daß viele Reutlinger die Stuttgarter Theater besuchen.
Bemerkenswert ist, daß die Industriestädte Ravensburg, Ebingen und Tailfingen mit je 9 Vor-
Aus Süd Württemberg
Artikel 131 stand im Mittelpunkt
Tübingen. Am vergangenen Wochenende fand hier die diesjährige Vertretertagung des Landesverbandes Württemberg-Hohenzollem des „Bundes versorgungsberechtigter ehemaliger Wehrmachtsangehöriger und ihrer Hinterbliebenen“ statt. Der Verband hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr aus kleinsten Anfängen zu einer Vereinigung von 28 Ortsgruppen mit 1400 Mitgliedern entwickelt. Daß der Landesverband bemüht ist die ehemaligen Berufssoldaten aller Dienstgrade zu erfassen und zu betreuen, geht daraus hervor, daß 70 Prozent seiner Mitglieder frühere Unteroffiziere sind. Die Kernfrage aller Beratungen war das Gesetz gemäß Art. 131 GG, das in seinen Auswirkungen durch einen Beamten des Finanzministeriums und einen Juristen behandelt wurde. Der Bund will künftig alle Soldaten, Wehrmachtbeamten und ihre Hinterbliebenen einbeziehen.
Katholikentag in Reutlingen
Reutlingen. Einer der zehn Katholikentage der Diözese Rottenburg findet am 15. Juli in Reutlingen statt.
Vom Omnibus überfahren
Reutlingen. Der dritte Pfarrer an der ev. Reutlinger Marienkirche, Paul Erhard L e c h 1 e r, wurde am Donnerstag das Opfer eines Verkehrsunfalls. Als er mit dem Fahrrad auf der vorgeschriebenen Seite fuhr, wurde er von einem Omnibus gestreift und mit dem linken Hinterrad überfahren. Pfarrer Lechler starb nach einer halben Stunde.
Haarkünstler auf der Rampe
Wildbad. Am kommenden Sonntag und Montag wird hier die Obermeistertagung des Fachinnungsverbandes der Friseure von Württemberg- Hohenzollem durchgeführt. Auf der Tagung wird in der neuen Trinkhalle bei einem offiziellen Preisfrisieren die Landesmeisterschaft im Herren- und Damenfrisieren ausgetragen. Man rechnet damit, daß dieses Ereignis auch das besondere Interesse der zurzeit besonders zahlreich in der Thermalbäderstadt weilenden Kurgäste finden wird.
Tagung der Graphischen Betriebe
Ravensburg. Der Verband der Graphischen Betriebe in Württemberg-Hohenzollem hält hier am Sonntag, 8. Juli, seine 5. Jahreshauptversammlung ab. Am Montag findet sich ein Teil der Tagungsteilnehmer zu einer Studienreise in die Schweiz zusammen.
Stellungen die größte Zahl von Aufführungen unter den Landstädten hatten, ihnen folgen in knappem Abstand mit je 6 bis 8 Aufführungen Rottweil, Oberndorf, Hechingen, Freudenstadt, Burladingen, während Sigmaringen, Lindau, Schwenningen, Nagold, Schramberg, Urach, Waldsee, Wangen, Wildbad je nur 2 bis 7 Aufführungen zählen. Im negativen Sinne erstaunlich ist, daß Rottenburg und Calw nur 1 Vorstellung abgenommen haben. Die sehr verschiedene Verteilung der Aufführungen auf die genannten Spielorte mag zum Teil mit dem Spielplan, zum Teil auch mit den Sälen Zusammenhängen, die jeweils zur Verfügung standen.
Daß die klassischen Stücke, also Shakespeares Lustspiele, Schillers Braut und Grillparzers Me- dea am meisten gewünscht wurden, versteht sich von selbst. Gleichwohl erreichten die Meisterkomödie des Russen Gogol und Thomas lustige Einakter im Verhältnis die höchste Aufführungsziffer (20), was wohl mit der ausgezeichneten Inszenierung und Darstellung zu begründen ist.
Einen Sonderbeifall errang Traute Roses Posse mit Gesang „Der Mann mit dem Zylinder" (21). Romain Rolands „Die Zeit wird kommen“, ein modernes Antikriegstück, hatte gleichfalls mit 13 Aufführungen einen vollen Erfolg.
Hoffen wir, daß die Besucherzahl von 90 000 Menschen auch in der nächsten Spielzeit erreicht wird.
Spielplan der WUrtt. Staatstheater Stuttgart
Staatsoper: So. 8. J.. Graf von Luxemburg, 19.30—23.00; Mo. 9. J„ Pik Dame, 19.30—22.30; Di. 10. J„ Othello, 19.30—22.45; Mt. 11. J., Rosenkavalier. 18.00—22.00; Do. 12. J., Hochzeit des Figaro, 19.00 bis 22.30; Fr. 13. J., Don Giovanni (Walter Ludwig als Gast), 19.00—22.30; Sa. 14. J„ Rigoletto, 19.30—22.15; So. 15. J„ Graf von Luxemburg (Kammersänger Dietrich), 19.30—23 00.
Staatsschauspiel: So. bis So. 8. 7. bis 15. 7., Jim und JU. 19.30—22.00.
Gilden und Pflegestätten der Kultur Reutlingen. Vor einiger Zeit wurden in Reutlingen durch den Präsidenten des „Deutschen Kulturwerkes europäischen Geistes“, den Dichter Herbert Böhme, München, die Pflegestätten des Alb-Neckargebiets ins Leben gerufen. Im Bundesgebiet gibt es bereits über 50 Pflegestätten, deren Aufgabe es ist, Kulturgemeinschaften zu schaffen, die den künstlerischen und schöpferischen Menschen in ihrem Lebenskampf unterstützen Daneben gibt es „Gilden des Deutschen Kulturwerks“, die Künstler aller Sparten, also Dichter, Schriftsteller, Komponisten, Maler, Bildhauer und Menschen der nachschaffenden Kunst ähnlich einer Gewerkschaft zusammenschließen und damit auch dem Staat gegenüber sich eine Vertretung ihrer Belange verschaffen.
Aus Baden
Feuerzauber am Bodensee
Oberlingen. Am heutigen Samstagabend veranstaltet die Stadt Überlingen ein großes Seenachtsfest. Beide Seeufer, die Höhenzüge von der Mainau bis Bodman, die Ruinen, Schlösser und Burgen werden bengalisch beleuchtet. Rings um den Überlinger See werden Höhenfeuer leuchten. Vor Überlingen wird ein Riesenfeuerwerk abgebrannt. Fast die gesamte deutsche Bodenseeflotte wird, verstärkt durch Sonderschiffe aus der
Kurze Umschau im Lande
Ein katholisches Lehrlingsheim, das dritte dieser Art in der Diözese Rottenburg, wird in Stuttgart gebaut. Es soll 80 heimatlosen Jungen Unterkunft bieten.
Mit dem Elektrowagen tödlich verunglückt ist ein 18jähriger Lehrling in Stuttgart-Vaihingen. Der Meister hatte ihm das Fahren mit dem Wagen verboten. Als der Lehrling trotzdem fuhr, stieß er nach wenigen Metern gegen eine Laderampe und zog sich tödliche innere Verletzungen zu.
Mit dem Arm in die Motormähmaschine geraten ist ein lOjähriger Junge auf der Markung Essingen, Kreis Aalen, als er neben der Maschine herging. Dem Jungen wurde die rechte Hand abgeschnitten.
Durch den morschen Fußboden gestürzt ist eine 60jährige Frau in Oberjettingen, Kreis Böblingen, als sie im ersten Stock ihrer Wohnung ein leerstehendes Zimmer betrat. Sie fiel auf eine Steintreppe im Erdgeschoß und erlitt beträchtliche Verletzungen.
Ans sieben Meter Höhe abgestürzt ist ein 35- Jähriger Lehrer und ein 19jähriger Maurer in Unterjettingen, Kreis Böblingen, als sich eine Haltekette an einem Schomsteinneubau löste.
Vollen Erfolg hatten die Tübinger Künstler mit ihrem neuartigen Versuch der „Woche der offenen Ateliers“, in der jedermann die Werkstätten der Maler, Bildhauer und Graphiker besichtigen konnte. Der Süddeutsche Rundfunk, Stuttgart, hat diese „Offenen Ateliers“ für eine Reportage genützt.
82 Prozent der Schulkinder zwischen acht und zwölf Jahren leiden in Tübingen an Zahnkaries.
Eine offene Kerze verursachte im Dachstock eines Rottweiler Wohnhauses einen Brand, der 3000 DM Schaden verursachte.
Beim Baden ertrunken ist eine 13jährige Schülerin bei Dietfurt, Kreis Sigmaringen.
Die staatliche Bezirksrindviehschau in Riedlin
gen wird vom 14. Juli auf 9. Juli vorverlegt. Zur Schau sind 17 Farren und 170 weibliche Tiere angemeldet.
Mit der Zugmaschine durch das Brückengeländer gefahren ist ein Landwirt bei Wangen i. A. Während der Mann und sein Fahrzeug am Ufer des Baches aufschlugen, stürzte sein fünfjähriges Kind, das auf der Zugmaschine mitgefahren war, in den Bach und ertrank. Der Fahrer selbst erlitt einen komplizierten Oberarmbruch.
Beim Spritzen gegen Kartoffelkäfer verletzte sich ein Landwirt aus önsbach, Kreis Bühl (Südbaden), schwer. Als er die plötzlich aussetzende Spritze nachsehen wollte, flog ihm infolge des Drucks der Spritzbrühe ein Bolzen mit solcher Gewalt gegen die Stirn, daß er mit einer schweren Gehirnerschütterung und einem Bluterguß in beiden Augen ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte.
fJadj basf mavbe bevi<fy1ei
Als eine schlechte Pflegemutter hat sich die durch einen Rundfunkaufruf vermittelte Schäferhündin Alfa erwiesen, die in Stuttgart vor einigen Tagen zur • Amme für zwei Löwenbabys in der „Wilhelme“ auserwählt worden ist. Den einen der beiden kleinen Löwen biß sie nachts tot. Die Hündin wurde sofort aus dem Tierpark der „Wilhelme“ entfernt. Das letzte der ursprünglich drei Löwenjungen muß nun mit der Flasche aufgezogen werden. Das erste war kurz nach der Geburt von der eigenen Mutter aufgefressen worden.
•
Ein gewaltiger Schreck fuhr einer Frau beim Heuen im Büchtal bei Möhringen (Hegau) in die Glieder, als sich kaum zwei Meter von ihr ein Wildschwein grunzend aus dem Gras erhob. Zwei beherzte Männer liefen herbei und bearbeiteten das Vieh mit Heugabeln. Es gelang ihnen, die Wildsau nach verzweifelter Gegenwehr zu töten.
Schweiz und Österreich, zu diesem Seenachtsfest auffahren, das 30 000 DM kosten soll.
Überschwemmungsgefahr gebannt
Konstanz. Nach dem Witterungsumschwung der letzten Tage ist die Überschwemmungsgefahr am Bodensee vorerst gebannt. Das Hochwasser ist in den letzten fünf Tagen zurückgegangen. Verschiedene Uferplätze, die bereits überschwemmt waren, sind wieder trocken und passierbar.
Das Wetter per Telefon
Konstanz. Seit 1. Juli gibt es hier eine Wetterberatungsstelle des Badischen Landeswetterdienstes und der Bundesbahn. Bodenseeschiffahrt, Fremdenverkehr und Landwirtschaft können sich hier durch einen einfachen Telefonanruf die neuesten Wetteraussichten für das Bodenseegebiet und den Hegau holen.
Zwei Jungen stahlen ein Auto
Mosbach (Nordbaden). Hier wurden zwei Jungen im Alter von 15 und 18 Jahren festgenommen, die in einem gestohlenen Personenwagen von Stuttgart nach Hamburg fahren wollten, um sich dort als Schiffsjungen anheuem zu lassen. Bevor sie den Pkw klauten, besorgten sie sich bei einem Garageneinbruch zwei Monteuranzüge und Benzin
Am Nordwürttemberg
Strafverfahren gegen Kneer eingestellt
th. Stuttgart. Durch eine Entscheidung des Oberlandesgerichts in Stuttgart ist ein gegen den Stuttgarter Kriminaldirektor Kneer eingeleitetes Strafverfahren eingestellt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ifn Februar gegen Direktor Kneer, ferner gegen einen Stuttgarter Kriminaloberkommissar und einen Polizeibeamten Anklage wegen Untreue erhoben. Ihnen wurde zur Last gelegt, daß sie Fundgegenstände, die bei der Polizei abgeliefert worden waren, „freihändig“ verkauft und den Erlös von 1000 DM in einer Schwarzen Kasse angelegt hätten. Das Oberlandesgericht erkannte auf Untreue. Da aber Kneer mit einem Strafmaß von höchstens einem halben Jahr Gefängnis zu rechnen hätte, fielen die Verfehlungen unter das Amnestiegesetz. Kneer ist bei der Eröffnung des Strafverfahrens von seinem Amte suspendiert worden. Ob ein Dienststrafverfahren gegen ihn eingeleitet wird, steht noch nicht fest.
Kartengruß aus dem Hofbräuhaus
Stuttgart. Auf einen originellen Einfall kamen drei Stuttgarter Journalisten, die an der Versammlung der Altbadener am vergangenen Sonntag im Münchener Hofbräuhaus tellnahmen. Sie ließen sich auf einer Postkarte das Autogramm des südbadischen Staatspräsidenten W o h- 1 e b geben und sandten die Karte an den würt- tembergisch-badischen Ministerpräsidenten Dr. Maier. Auf die Karte schrieben sie: „Gruß aus dem Münchner Hofbräuhaus“. Auf der letzten Kabinettsitzung erregte diese Karte zunächst beträchtliches Aufsehen. Einige der Minister sahen in der Postkarte eine absichtliche Brüskierung, andere meinten, Wohieb habe seine Freude über den Verlauf der Versammlung in München aus- d rücken wollen. Erst nach einiger Zeit kam man im Kabinett darauf, daß die Karte gar nicht von Wohieb stammte.
Der Trick mit den Backsteinen
Ulm. Hier wurde ein Packer bei der Güterabfertigung der Bundesbahn festgenommen, der August 1950 bis Juni 1951 während seines Dienstes Textilien im Wert von 25 000 DM gestohlen hätte. Um die Textilien imbemerkt aus der Güterabfertigung verschwinden zu lassen, ließ der Packer durch seine Frau Gepäckstücke aufgeben, die mit Backsteinen gefüllt waren. Er wußte es so einzurichten, daß diese Sendungen durch seinen Ladebezirk gingen. Aus den Koffern und Körben, die seine Frau mit Backsteinen gefüllt hatte, nahm er die Steine heraus und packte dafür die gestohlenen Textilien hinein. An den Zielbahnhöfen, die durchweg in der Nähe von Ulm lagen, nahm die Ehefrau die Gepäckstücke dann in Empfang. Ein Arbeiter, der ein paarmal Schmiere gestanden hatte, erhielt 900 DM Belohnung aus dem Erlös des Diebesguts. Der Packer und ein Kaufmann aus Neu-Ulm, der die gestohlene Ware gekauft hatte, sind festgenommen worden. Die Polizei konnte einen Teil der gestohlenen Textilien im Wert von 10 000 DM sicherstellen.
Wie wird das Werter?
Aussichten bis Sonntagabend: Am Samstag heiter und freundlich Tagestemperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Am Sonntag anfangs noch heiter und warm, gegen Abend aufkommende Gewitterneigung.
Schlechtwetter ln der 2. Julihälfte
Wie uns der Landeswetterdienst mitteilt, werden die Tiefdruckstörungen über dem Atlantik und Nordwest-Europa in den nächsten Tagen in etwas stärkerem Maß auf Norddeutschland und in abgeschwächter Form zeitweise auch auf Süddeutschland übergreifen. Daher wird die Witterung bei uns im großen und ganzen auch weiterhin bis etwa zur Monatsmitte überwiegend freundlich und größtenteils warm sein. Dagegen muß in der zweiten Monatshälfte, besonders im letzten Julidrittel, mit häufigen Gewittern und wiederholt mit regnerischem, kühlem Wetter gerechnet werden. Der Juli 1951 wird in seinen Temperaturen insgesamt ähnlich wie die vier Vormonate März bis Juni nahezu normal ausfalleo. Die Niederschläge werden in einigen Orten die langjährigen Durchschnittswerte übertreffen.
Aulendorf feiert seine Stadterhebung
Aulendorf. Bereits letztes Jahr ist Aulendorf zur Stadt erhoben worden. Die Feier dieses Ereignisses wurde aber auf diesen Sommer verschoben, und zwar auf die Tage vom 7.—9. Juli. Am Sonntag, 8. Juli, wird Innenminister Renner im Rahmen eines Heimattag-Programms sprechen.
Aulendorf hieß ursprünglich „Alidorf“. Das stattliche Schloß, ehedem Residenz der Grafen von Königsegg, wuchtig über dem ^chussen- tal thronend, war von altersher der Mittelpunkt des stattlichen Marktfleckens. Noch erinnert der schöne Schloßhof mit seinem prächtigen Portal in eindringlicher Weise an vergangene Jahrhunderte. Hier reiht sich Gebäude an Gebäude, die aus der romanischen und gotischen Zeit und aus der Renaissance stammen. Eines der schönsten oberschwäbischen Baudenkmäler ist abep der im „Neuen Schloß“ von dem französischen Baumeister d ’ I x n a r d erbaute Marmorsaal. In der benachbarten Martinskirche verbindet sich gotische Bauart mit barocker Ausstattung.
Wie wichtig Aulendorf als Eisenbahnknotenpunkt ist, vermag derjenige zu ermessen, der einmal ein paar Stunden dem Kommen und Gehen der Züge zugesehen hat. Hier treffen sich die Züge aus dem Allgäu, aus dem bayerischen Schwaben, aus Stuttgart, dem Donautal und dem
badischen Oberland. Aber schon früher, als Kaiser Leopold I. ,1682 dem Dorf das Marktrecht verlieh, war es "als „Gütterstätterei“ eine Zentrale der Personen- und Güterbeförderung.
Es ist fast ein „internationales“ Völklein, das im Städtchen wohnt. Kaum mehr als ein Viertel der Bewohner sind „Ur-Aulendorfer“. Uber die Hälfte der Einwohner sind Beamte, Angestellte und Arbeiter der Bundesbahn und der Post. Nur etwa 20 Prozent sind in Handwerk, Handel und Industrie beschäftigt. Selbst der durch seine eigene Auffassung von den Aufgaben eines Buchhändlers weithin bekannt gewordene Buchhändler Riek ist kein Einheimischer, sondern ein „Reingeschmeckter“. Sie alle fühlen sich aber in Aulendorf außerordentlich wohl.
Auch als Lehrmittelpunkt der Landwirtschaft ist die Stadt weithin bekannt geworden. Die seit 1931 bestehende Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung mit ihrem 120 Hektar umfassenden Musterbetrieb ist eine einmalige Einrichtung in SUdwestdeutschland, wie es ebenfalls die vor wenigen Jahren gegründete Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Grünlandwirtschaft und Futterbau ist. Auch das Aulendorfer Kneipp-Bad, das letzthin sein 25jähriges Bestehen feierte, hat Aulendorfs Namen bekannt gemacht. K. K.
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