NUMMEB 103
SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK
FREITAG, 6. JULI 1951
Im Scblafanzug entwichen
EF. Ravensburg, in letzter Zeit wurden in Ravensburg drei große Schmuggelprozesse verhandelt. Gegenstand der Anklage war der Schmug- gel von Feinsilber, von Uhren und von Devisen. In allen bisherigen Fällen saßen nur Mittelsmänner der Münchener Schmuggelzentrale auf der Anklagebank. In dem Münchener Großschmuggler D a v 1 do w i t s c h, seit geraumer Zeit in Ravensburg in Untersuchungshaft, war einer der Hintermänner gefaßt worden. Er stand kurz vor seiner Aburteilung und sollte nach dem Abschluß des Ravensburger Verfahrens wegen weiterer umfangreicher Schmuggelfälle der Staatsanwaltschaft München übergeben werden. Nun aber ist er im Schlafanzug aus dem Krankenhaus entflohen, in das er vorübergehend gebracht worden war. Er sollte wegen angeblich schwerer Gallenerkrankung in das Gefangenenkrankenhaus Hohenasperg verlegt werden.
Das Ravensburger Verfahren bezog sich auf einen in den Jahren 1949/50 durchgeführten Schmuggel von etwa 10 Tonnen Feinsilber in die Schweiz, eine im August 1949 erfolgte unerlaubte Einfuhr von über 30 Tonnen Rohkaffee und einen lm August 1948 durchgeführten Schmuggel von 4*/c Tonnen amerikanischen Zigaretten, 2 Tonnen Zucker und 600 kg Kakao.
Wie wird das Weiter?
Aussichten bis Samstagabend: Wieder freundliches Sommerwetter, wolkig bis heiter und trocken, zunächst noch kühl, später wieder Ansteigen der Temperaturen auf über 25 Grad.
Große Parade in Stuttgart
8000 Amerikaner marschierten durch die König Straße / Mittelschwere Panzer und Düsenjäger
Stuttgart. Am Mittwoch, dem 175. Jahrestag der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, sah Stuttgart die erste große Parade seit dem Krieg. 8000 amerikanische Soldaten und 500 Fahrzeuge zogen vom Bahnhof durch die Königstraße über den Schloßplatz bis zur Tübinger Straße. Vom Königsbau aus nahm der Kommandeur der 7. amerikanischen Armee, Generalleutnant E d d y, die Parade ab. Auf der Tribüne war neben mehreren amerikanischen Generälen die württemberg-badische Regierung und als Vertreter der südwiirttembergisehen Regierung Staatspräsident Dr. M ü 11 e r zu sehen. Eine Militärkapelle spielte auf dem Schloßplatz vor der Parade den Marsch „Alte Kameraden“.
Die Parade wurde von acht berittenen deutschen Polizisten angeführt. Einem Regiment amerikanischer Infanterie folgte ein Bataillon Negersoldaten. Leichte und mittlere Geschütze, Flakeinheiten, leichte und mittelschwere Panzer wechselten einander im Zug ab. Den Schluß bildete eine Pioniereinheit und eine Gruppe von amerikanischen Artilleriesoldaten in Uniformen aus dem Jahre 1832. Für deutsche Ohren ungewohnt war der Marschtritt der Infanterie, von dem kaum etwas zu hören war, da alle Soldatenschuhe gummibesohlt waren.
Während der Parade brausten 17 amerikanische Düsenjäger im Tiefflug über die Stadt. Mit Kunstflugfiguren und Steilkurven erregten sie die besondere Aufmerksamkeit der Zehntausende von Zuschauern, die dicht gedrängt auf den Bür
gersteigen der Königstraße und auf dem Schloßplatz standen. Die Parade dauerte anderthalb Stunden.
Aus SüdwürUemberq
Jeder 36. Einwohner kriegsbeschädigt
Tübingen. In Württemberg-Hohenzollem ist im letzten Jahr die Zahl der anerkannten Kriegsbeschädigten um über 1000 auf rund 38 800 angewachsen, darunter befinden sich nach dem Stand von Anfang Mai 1951 32 436 Rentenempfänger. Wenn man die Kriegshinterbliebenen miteinbe- zieht, erhöht sich diese Zahl auf 67 935. Die Höhe der monatlichen Rentenzahlungen beläuft sich auf über 4 Millionen DM. (Für April wurde ein Betrag von 4,38 Millionen errechnet.) Der Aufwand für die ärztliche Versorgung einschließlich Kuren usw. schwankt in den letzten Monaten zwischen 228 000 und 395 000 DM.
Im Mai 1200 Bauanträge genehmigt
Tübingen. Im Mai 1951 sind in Württemberg- Hohenzollem weitere 1197 Bauvorhaben genehmigt worden. Auf den Wohnungsneubau entfallen 373 Anträge, durch die mit einem Kostenaufwand von 14,7 Millionen DM 992 Wohnungen entstehen sollen. Auf private Bauherren entfallen 323 der genehmigten Anträge, auf gemeinnützige Woh- nungsuntemehmen 38 und auf Behörden oder öffentlich-rechtliche Körperschaften 12. Daneben wurden weitere 299 Anträge für den Neubau von gewerblichen und landwirtschaftlichen Gebäuden und 20 Anträge für öffentliche Bauten genehmigt.
Die Zahl der Baugenehmigungen lag um 173 niedriger als im Vormonat und um 271 niedriger als im Mai 1950.
Zum Schutz der heimischen Natur
Tübingen. Der Kultminister wendet sich in einem Erlaß an alle Schulen des Landes, die Kinder über die Bestimmungen zu belehren, die zum Schutz der heimischen Natur bestehen. Es werde häufig darüber geklagt, daß Jugendliche mit Luftgewehren wildlebende, jagdbare Vögel, die unter Naturschutz stehen, abschießen und dabei auch Menschenleben gefährden.
Diese Vorfälle soll die Schule zum Anlaß nehmen, die Schüler über die Bestimmungen zum Naturschutz zu unterrichten und das Verständnis dafür zu wecken, daß die Schönheit der Heimat nicht nur durch manchen Mutwillen, sondern auch in vielen Fällen durch Unachtsamkeit gefährdet wird.
Änderung der Tarifpolitik gefordert
Reutlingen. Auf einer Bezirkstagung der Gewerkschaft Textil und Bekleidung Württemberg- Hohenzollem und Württemberg-Baden in Reutlingen wurde festgestellt, daß die bisherigen Lohnerhöhungen noch keinen befriedigenden Ausgleich gegenüber den hohen Lebenshaltungskosten gebracht hätten. Die Delegierten forderten eine durchgreifende Änderung der Tarifpolitik,
von der auch die bisher nicht berücksichtigte Akkordarbeit erfaßt werden müsse. Zum neuen Bezirksleiter wurde Willy G o e 11 e, Stuttgart, gewählt.
Rohstofffrage wird kritisch
Freudenstadt. Die Vorstände und Geschäftsführer der Handwerkskammern in der französischen Zone hielten am Dienstag und Mittwoch im Hotel Kniebis-Lamm eine Arbeitstagung ab, in deren Mittelpunkt neben der Behandlung von Steuerfragen die Behandlung der schwierigen Rohstofffrage stand. Dabei wurde darauf hingewiesen, die Schwierigkeiten besonders bei der Eisenversorgung hätten derart katastrophale Formen angenommen, daß die Gefahr von Betriebsschließungen auch im Handwerk sich immer mehr vergrößere, wenn nicht rasche Abhilfe geschaffen werde. Weiter wurde die Frage der Kreditrestriktionen und ihre Folge für das Handwerk eingehend behandelt, wobei gefordert wurde, daß das Handwerk bei der Kreditgebung durch die Bankinstitute mit Hilfe des Zentralbankensystems individuell berücksichtigt werde. An der Tagung nahmen u. a. auch Präsident Geisel und Geschäftsführer Eberhard von der Handwerkskammer Reutlingen teil.
Der Mann hinter dem Heuhaufen
Rottweil. Der in der vergangenen Woche wegen eines Mordversuchs an seiner Schwiegermutter zu vier Jahren Zuchthaus verurteilte Josef King aus Waldmössingen, der letztes Wochenende aus dem Gefängnis in Rottweil ausgebrochen war, konnte zwischen Winzeln und F 1 u o r n (bei Oberndorf a. N.) wieder gefaßt werden. Eine Bäuerin hatte beim Heuen hinter einem Heuhaufen einen verdächtigen Mann bemerkt und die Polizei verständigt, die dann mit einem großen Aufgebot die Gegend absuchte und den Flüchtling überwältigte, bevor er sich mit der Hacke, die er bei sich führte, zur Wehr setzen konnte. King war es bereits gelungen, sich mit Geld und neuen Kleidern zu versorgen.
Schiffstransport per Bahn
Friedrichshafen. Auf der Bodan-Werft in Kreßbronn wurde kürzlich ein Passagierschiff für die Schweiz, das erste seit dem Krieg, fertiggestellt. Es ist 54 m lang, 11,5 m breit und bietet 1000 Fahrgästen Platz. Da es nicht auf dem Bodensee, sondern auf dem Zürcher See eingesetzt werden soll, wurde es nach seinem Aufbau wieder völlig demontiert und über die Trajektfähre in 40 Eisenbahnwagen nach Romanshorn und weiter nach Zürich transportiert. Auf dem Zürcher See wird es von Fachkräften der Bodan-Werft wieder zusammengebaut.
Kurze Umschau im Lande
Von der Zugmaschine erdrückt wurde ein Fuhrunternehmer aus Denkendorf, Kreis Eßlingen. Auf einem abschüssigen Grundstück kam das Fahrzeug ins Rutschen und überschlug sich mehrere Male. Der Mann geriet mit dem Kopf unter die Maschine und wurde tödlich verletzt.
Schwere Verbrennungen erlitt bei der Explosion eines Spirituskochers in der Sigmaringer Jugendherberge ein in der Nähe stehendes Ehepaar. Die sich rasch ausbreitenden Flammen wurden mit Sand erstickt.
Von einem Henaufzug 10 Meter tief abgestürzt Ist ein 8jähriger Junge in Reinstetten, Kreis Bi- berach, als er mit andern Kindern an dem Aufzug herumturnte. Der Junge blieb mit einem Schädelbruch tot liegen.
Eine verkohlte Leiche wurde von einem Spaziergänger in einem Wald bei Rorschach (Schweiz) gefunden. Neben der Leiche standen ein Paar mit Wasser gefüllte Schuhe und eine Benzinkanne.
Die Kirchenfahne zerfetzt haben unbekannte Täter am Haus des katholischen Stadtpfarramts in Tuttlingen während eines Firmungsbesuchs des Rottenburger Weihbischofs Dr. Fischer.
Eine FDJ-Fahne an einem Fabrikkamin in Zell lm Wiesental (Südschwarzwald) mußte von den-
Schlepperlehrgänge in Nürtingen
Tübingen. An der DEULA-Landmaschinenschule ln Nürtingen werden ab August weitere Lehrgänge für die Ausbildung am landwirtschaftlichen Schlepper durchgeführt. Die Lehrgänge laufen vom 20. 8. bis 1. 9., 3. 9. bis 15. 9., 1. 10. bis 13. 10. und 15. 10. bis 27. 10. 1951. Während der Lehrgänge werden auch Führerscheine für die Klassen 4 und 3 und in begrenztem Umfang für die Klasse 2 abgenommen.
Schlachtviehmarkt Stuttgart
Donnerstag, 5. Juli
Auftrieb: Rinder 61, Kälber 18, Schweine 62, Schafe 2. Marktverlauf: Kälber und Schweine langsam geräumt. In Rindern verblieb ein kleiner Überstand. Preise gegenüber Dienstag nicht wesentlich verändert.
selben FDJ-Angehörigen wieder entfernt werden, die sie gehißt hatten.
Ein Haus eingestürzt ist dieser Tage in Säckin- gen, kurz bevor es die Stadtverwaltung kaufen und renovieren lassen wollte. Personen kamen nicht zu Schaden.
Ein vier Zentner schweres Eisentor tranpor- tierten Altmetalldiebe von einer von polnischen Posten bewachten Kaserne bei Mannheim mit einem Fuhrwerk ab. Das Eisentor war an der Einfriedung der Kaserne abgestellt.
500 Erkrankungen durch Speiseeis sind in Worms und Umgebung registriert worden. Die Kranken leiden an heftigen Koliken, starken Kopfschmerzen und haben zum Teil Fieber bis 41 Grad. Eine Wormser Eisdiele, die das verdorbene Speiseeis verkauft hatte, wurde geschlossen.
Soziale Marktwirtschaft gefordert
Stuttgart. Unter dem Thema „Soziale Marktwirtschaft oder Planwirtschaft?“ veranstaltete die Akademie der Diözese Rottenburg am letzten Wochenende in Stuttgart-Hohenheim eine Veranstaltung für leitende Persönlichkeiten aus dem Wirtschaftsleben. Nach einer Klarstellung der wesenhaften Unterschiede, die zwischen einer liberalen und einer sozialen Marktwirtschaft bestehen, wurde im Anschluß an die Referate von Oberregierungsrat Dr. Haas und Finanzminister a. D. Dr. Kaufmann eine Entschließung gefaßt, in der es heißt, daß im Rahmen einer christlichen Politik nur eine soziale Marktwirtschaft anzustreben sei. Die Bekämpfung des Mißbrauchs der Freiheit, wie er bespielsweise bei der Bildung von Kartellen und Monopolen zu befürchten sei oder bei der preislichen Ausnützung von Warenverknappungen bestehe, gehöre zum Wesen dieser sozialen Marktwirtschaft. Die Preise der Waren und Dienste seien in erster Linie nach der zugrunde liegenden Leistung für die Volkswirtschaft zu orientieren. Um die Spartätigkeit der breiten Volksschichten zu sichern, müsse vor allem das an den Sparern bei der Währungsumstellung begangene Unrecht im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten wieder gutgemacht und eine Stabilisierung der Preise erreicht werden.
Anklage gegen Mlsterek
Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Polen Pjotr Mlsterek Anklage wegen Mordes und versuchten schweren Raubs erhoben. Miste- rek wird beschuldigt, am 27. Dezember 1949 den Geschäftsführer der Tobi-Lichtspiele in Stuttgart erschossen zu haben.
Stuttgarter Sternwarte wird erweitert
Stuttgart. Die Stuttgarter Sternwarte wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres erweitert. Unmittelbar neben der Sternwarte soll eine zweite, ausschließlich wissenschaftlichen Arbeiten vorbehaltene Kuppel von 3 m Durchmesser gebaut werden.
Frau mit zwei Kindern war am Ertrinken
Schorndorf. Zwei Männer retteten aus dem Ziegeleisee bei Schorndorf eine Frau und deren beide Kinder vom Tod des Ertrinkens. Als die drei badeten, versank etwa 20 m vom Ufer entfernt das eine Kind plötzlich im Wasser. Als die Mutter versuchte, es zu retten, klammerte sich das zweite Kind in seiner Angst krampfhaft um ihren Hals und behinderte so das Rettungswerk schwer. Trotzdem gelang es der Frau, das Kind, das unter dem Wasser bereits verschwunden war, wieder hochzureißen. Als sie nun von beiden ängstlichen Kindern unter das Wasser gedrückt wurde, kamen zwei Männer, die in der Nähe badeten, gerade noch rechtzeitig an die Unglücksstelle, um zuerst die beiden Kinder und dann die völlig erschöpfte Frau dem Wassertod zu entreißen.
Am Baden
Drei Menschen im Kraftwagen verbrannt
Mannheim. Beim Zusammenstoß mit einem amerikanischen Lkw auf der Autobahn Heidelberg—Mannheim am Dienstagabend ging ein Personenwagen in Flammen auf. Die drei Insassen, die im Wagen eingeklemmt wurden, verbrannten und konnten nur als verkohlte Leichen geborgen werden. Es handelt sich um den 65jäh- rigen Oberbaudirektor der Stadt Ludwigshafen, seine Ehefrau und den Fahrer. Oberbaudirektor Wilhelm Oefverberg war Mitglied des Hauptvorstandes des Verbandes deutscher Gas- und Wasserfachleute.
Fleischkrieg zwischen Bauern und Metzgern
Bretten. Da die Schweinepreise in den letzten Monaten ständig im Fallen sind, die Fleischpreise jedoch konstant blieben, griffen einige Bauern in Sulzfeld bei Bretten kürzlich zur Selbsthilfe. Sie schlachteten die Schweine selbst und verkauften das Pfund Schweinefleisch zu 1.50 DM. Die Metzger sahen sich genötigt, ihrerseits den Sehweinefleischpreis von 2.- auf 1.50 DM herabzusetzen; schließlich gingen die Bauern auf 1.30 DM herab. Inzwischen war der Schweinefleischvorrat der Metzger aufgebraucht. Dia Bevölkerung von Sulzfeld und Umgebung hat ln den letzten Jahren noch nie so billiges Schweinefleisch gekauft.
Todesurteil in Freispruch umgewandeit
Rastatt. Der 34jährige Kraftfahrer August B'rucker aus Zweibrücken, der vor einem Jahr wegen Kriegsverbrechens zum Tod verur-r teilt worden war, wurde am Dienstag vom französischen Obersten Gericht in Rastatt in letztet Instanz aus Mangel an Beweisen freigesprochen. In der Revisionsverhandlung saßen außer Bruk- ker noch drei andere Männer als Statisten auf der Anklagebank. Die früher als Belastungszeugen aufgetretenen ehemaligen Buchenwald-Häftlinge erklärten, daß der von ihnen beschuldigte Wachmann nicht unter den vier Männern sei. Ehemalige Kameraden des Angeklagten rekonstruierten seine Zugehörigkeit zu den einzelnen Einheiten, so daß er als Täter der ihm zugeschobenen Verbrechen gar nicht in Frage kommen konnte. Brücker, der fast 5 Jahre Haft verbüßt hat, wurde sofort freigelassen.
Auf der Flucht im Rhein ertrunken
Weil a. Rh. Auf der Flucht vor der Kriminalpolizei ertrank am Dienstag ein Mann im Rhein. Er wollte sich mit einem andern Mann (beide wurden wegen Betrügereien gesucht) nach Frankreich in Sicherheit bringen. Kurz bevor die Polizeibeamten am deutschen Ufer angekommen waren, stürzten sie sich mit einem Sach, der ihre Kleider enthielt, nackt in den Strom. In der Mitte wurde der eine Flüchtige, der den Kleidersack schleppte, in die Tiefe gezogen. Sein Gefährte schwamm daraufhin an das deutsche Ufer zurück, wo er von der Polizei festgenommen wurde. Es handelt sich um einen Rumänen, der zusammen mit dem Ertrunkenen in einem gemieteten Kraftwagen von Bremen an die Dreiländerecke gefahren war. Die Personalien des Ertrunkenen konnten noch nicht festgestellt werden.
Weshalb gibt es so schwer Bankkredit?
Warenhortungen und Preissteigerungen solltenvermieden werden 7 Vorläufig keine Änderung
Bei der Einweihung der neuzeitlich gestalteten Schalterhalle der Sparkasse Trossingen legte Direktor Löffler von der Württ. Girozentrale Stuttgart die Auffassung der Sparkassenorganisation zur gegenwärtigen Kreditpolitik dar. Auf diese Ausführungen stützt sich die nachfolgende Darstellung.
Der Geschäftsmann, der für seinen Betrieb Kredit benötigt, stellt fest, daß sein Kreditinstitut ihn mit dem Hinweis auf Restriktionsmaßnahmen abweist. Wenn man den Ursachen und Auswirkungen der derzeitigen restriktiven Kreditpolitik nachgeht, muß man sich zunächst vergegenwärtigen, daß bei der Kreditrestriktion allein an das kurzfristige Geschäft der Kreditinstitute gedacht ist. Nach der Währungsreform war die Wirtschaft gewöhnt. Geschäftsausdehnungen weitgehend mit Betriebsmittelkrediten vorzunehmen. Man hat diese Kredite auch in den Fällen benützt, in denen aus volkswirtschaftlichen und währungspolitischen Gründen eine Geschäftsausdehnung unerwünscht erscheinen mußte. Ja, man kann sogar sagen, daß in Zeiten der Absatzsteigerung eine künstliche Steigerung der Nachfrage dadurch ausgelöst wurde, daß in den Lagern Waren aufgestaut wurden, was nur mit Hilfe einer Kreditausweitung möglich war. Die durch die weltpolitischen Ereignisse des letzten Jahres ausgelöste Absatzsteigerung trieb die Preise nach oben. Damit nicht noch eine gefährliche und schwerwiegende Auswirkung auf die Stabilität der Währung eintrete, sind entsprechende Maßnahmen zur Sicherung der Währung ergriffen worden
Man kann über die Art dieser Maßnahmen verschiedener Meinung sein. Es wäre demgegenüber auch möglich gewesen zu Bewirtschaftung und Preisbindung zurückzukehren. Der Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik entspricht aber eine solche Zwangswirtschaft nicht.
Die Verschuldung der Bundesrepublik bei der europäischen Zahlungsunion ließ gleichfalls Re-
tfleuer deutscher 1500-ffiekr-Rekord in 3. W,**
Der deutsche Juniorenmeister Lueg unterbietet in Stockholm Kaindls Rekordzeit
Landesschachverband wird gegründet
Nach zwölf Jahren gelang es erstmals einem deutschen Läufer. Kaindls (München) 1500-Meter-Rekord- zelt von 3:50,2 zu unterbieten und überhaupt erstmalig in der deutschen Leichtathletik die 3:50- Mlnutengrenze zu unterschreiten. Der 19jährige Werner Lueg aus Gevelsberg, deutscher Juniorenmeister 1950, durchlief am Dienstag im Stockholmer Stadion die 1500-Meter-Strecke ln der hervorragenden Zeit von 3:49,4 Minuten.
Trotz der Rekordzeit erreichte Lueg nur den zweiten Platz hinter dem Schweden Holmberg, der 3:49,2 benötigte.
„Tour de France“ gestartet
123 Fahrer aus sieben Ländern sind am Mittwoch ln Metz zur diesjährigen „Tour de France“ gestartet. Diese schwerste Fahrt der Berufsradfahrer, die vor allem in Frankreich Millionen von Menschen in Öen Bann zieht, geht über 4692 km Strecke durch Frankreich, Belgien und die Schweiz. Am 29. Juli endet das Rennen in Parts. Die erste Etappe wurde von dem Schweizer Rossl gewonnen.
Internationales Tennisturnier in Tübingen
Heute beginnt auf den Tennisplätzen des TC Tübingen ein großes internationales Turnier, zu dem sich auch u a. namhafte ausländische Spieler gemeldet haben. So z. B. der ehemalige Davispokalspieler Lesueurs, die Pariser Spieler Schaff, Dubois, Büchi (St. Gallen), ferner Fürst (Stuttgart), Potaß (Freiburg) und Dr. Hildebrand (Augsburg).
Auf Grund zahlreicher Anfragen aus Tübingen, Balingen, Tuttlingen, Hechingen und vieler anderer Städte aus dem Nordteil des Landes Württemberg- Hohenzollem hat sich der Oberschwäbische Schachverband (Sitz Ravensburg) als die einzige verbandsmäßige Organisation der Schachspieler im Lande entschlossen, im Einvernehmen mit dem Deutschen Schachbund die Initiative für die Gründung des Landesverbandes Württemberg-Hohenzollem zu übernehmen. Auf der Gründungsversammlung soll zugleich der Beitritt zum Deutschen Schachbund vollzogen werden. Alle Interessierten Vereine werden hiermit aufgefordert, ihre Anschrift bis zum 25. Juli an den Oberschwäbischen Schachverband, Ravensburg, Gartenstraße 104 mitzuteilen. Vorschläge über Tagungsort und Termin der Gründungsversammlung sind erwünscht.
Neues ln Kürze
Der Berliner Halbschwergewichtler Gerhard Hecht hat gegen die Aufhebung des Urteils in seinem Kampf gegen Robinson Protest eingelegt. Die Filmaufnahmen würden klar beweisen, daß Weltmeister „Sugar“ den Deutschen mtt verbotenen Schlägen getroffen habe.
•
Für das Wimbledon-Endspiel im Her- ren-Einzei qualifizierten sich der Amerikaner Sa- vitt und der Australier McGregor.
striktionsmaßnahmen als notwendig erscheinen. Die nahezu völlige Liberalisierung des Imports brachte es mit sich, daß in großem Umfang auch Luxusgüter und solche, die wir selbst herstel- len, eingeführt wurden. Auch in diesem Falle wäre es sehr einfach gewesen, durch ein Verbot der Einfuhr — mindestens bestimmter Warengruppen — das Ziel zu erreichen. Die Rücksicht auf den ausländischen Handelspartner ließ es jedoch ratsam erscheinen, auch auf dem Gebiet des Außenhandels nicht zur Planwirtschaft zurückzukehren.
Um jedoch die Warenhortung zu verhindern, Preissteigerungen entgegenzuwirken und eine unnötige Einfuhr von Luxuswaren abzustoppen, wurden die wesentlichen Schutzmaßnahmen nicht durch Organe der Wirtschaftspolitik bestimmt, sondern den verantwortlichen Stellen der Geld- und Kreditpolitik überlassen. Damit wurde auf die Erhaltung der Währungsstabilität der Nachdruck gelegt.
Zur Beeinflussung der Kreditpolitik gibt es zwei Maßnahmen und zwar administrative und die sogenannte klassischen Mittel der Zentralnotenbank. Man hat zunächst lm Oktober vergangenen Jahres mit der Anwendung der sogenannten klassischen Methoden der Notenbank begonnen und die Mindestreserve für Kreditinstitute und den Diskontsatz erhöht. Da diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg brachten, vor allem eine weitere Erhöhung des Diskontsatzes zu einer Schädigung großer Teile der Wirtschaft geführt hätte, ging die Bank deutscher Länder zu verwaltungsmäßigen Maßnahmen über, die gleichfalls in zwei Gruppen zu teilen sind. Zuerst wurden für jeden Sektor des Kreditgewerbes Kreditrichtlinien aufgestellt, nach denen das Kreditvolumen und die Liquiditätserfordernisse für jedes Kreditinstitut festgelegt wurden, und zweitens eine Sofortmaßnahme, bei der unabhängig von der Einhaltung der allgemeinen Kreditrichtlinien eine Rückführung des Gesamtkreditvolumens um eine Milliarde DM ab 31. März 1951 gefordert wurde. Die Sparkassenorganisation hat es begrüßt, daß durch diese allgemeinen Kreditrichtlinien festgestellt werden konnte, daß in ihrem Sektor eigentliche Kreditüberschreitungen eigentlich nicht vorliegen. Trotzdem wurden auch die Sparkassen von der Sofortkürzungsmaßnahme betroffen. Da die Sparkassen daran interessiert sind, daß unsere Währung gesund bleibt, wurden die Maßnahmen des Zentralbanksystems in jedem Falle unterstützt. So unerwünscht es im einen oder anderen Fall gewesen sein mag, mußten auch von Sparkassen Kreditkürzungen in gewissem Umfang ausgesprochen werden.
Kann nun mit einer Aufhebung dieser Restriktionsmaßnahmen, die beispielsweise bei der Radioindustrie zu erheblichen Absatzschwierigkeiten geführt haben, da Radioapparate seit jeher ein Teilzahlungsobjekt gewesen sind, gerechnet werden? Man kann feststellen, daß die von den Befürwortern der Restriktionspolitik erwarteten Auswirkungen, wie rückläufige Tendenz der Preisentwicklung und Rückgang der Verschuldung gegenüber den internationalen Handelspartnern, eingetreten sind. Trotzdem sieht nach Kenntnis der Sparkassenorganisation der Zentralbankrat den Zeitpunkt noch nicht für gekommen, die restriktiven Maßnahmen schon jetzt abzubauen. Seilten die Preise sich weiterhin rückläufig bewegen, so kann das nur zum Vorteil der Allgemeinheit sein.