Sette 2 Nr. 274

Dienstag, 2S. November 1926

Württemberg

Stuttgart, 20. Nov. Wohnungsfragen im Fi­nanzausschuß. Der Finanzausschuß des Landtags nahm einen Antrag Bock, Wider und Hartmann an, den Wohnungsbau für 1027 außer mit den im Haus­haltplan 1927 vorgesehenen Steuermitteln nach Möglichkeit durch Darlehen zu fördern und vor allem den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und die Aufhebung der Wohnungsämter ins Auge zu fassen. Ein Antrag Dirig­ier, bet'Zuweisung von Wohnungen verheiratete Kinder des Hausbesitzers, der das Grundstuck zwei Jahre im Besitz hat, in erster Linie zu berücksichtigen, wurde ebenfalls an­genommen. Annahme fand auch ei» Antrag Wider, Dirig­ier, Schermann, Hartmann, Schees, aus den Erträgnissen der Hauszinssteuer angemessene Summen als Ausbesserungs­darlehen abzuzweigen und zu erwägen, wie neben dem Sy­stem der Kapitaldarlehen vorteilhaft das der Zinsverlust- beihilsen eingesührt werden kann.

Auf eine Anfrage eines Zentrumsabgeordneten betr. die Gemeinschaft der Freunde in Wüstenrot er­widerte Minister Bolz, daß die von der Regierung gel­tend gemachte» Bedenken gehoben seien. Die Regierung habe in Berlin den Antrag auf Zulassung der Gemein­schaft der Freunde als Depositen kaffe gestellt. Der Geschäftsbetrieb sei umgestellt; eine dauernde Ueberwachung des Betriebs sei nicht beabsichtigt. Dagegen wurde auf eine sozialdemokratische Altfrage mitgeteilt, daß der neue Hilss - und S i e d l u n g s b u n d in Stuttgart un­günstige Bedingungen aufweise; er sei bei der Kriminal­polizei angezeigl worden.

Vorstandssitzung der Württ. Londnnrtschaslskammer. Der Vorstand der Württ. Landwirtschaftskammer hielt am 19. November eine Sitzung ab. Die nächste Hauptver­sammlung findet am 9. und 10. Dezember statt. Die Tagesordnung wurde beraten und festgesetzt. Es werden behandelt werden: Die Siedlung in Norddeutsch- land, der Entwurf eines Reichsheimstätten­gesetzes, das Versuchsringwesen, die Förderung des land­wirtschaftlichen Obstbaues in Mittel- und Kleinbetrieben, bäuerliche Forstwirtschaftsfragen, die Bewertung der land­wirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und gärtnerischen Be­triebe nach dem Reichsbewertungsgesetz, Landeskran­kenkassen, die M a st o i e h a u s st e l l u n g im Früh­jahr 1927, sodann soll noch über die geplanten Aenderungen des freiwilligen Tuberkulosetilgungsverfahrens Bericht er­stattet werden. Der Gesetzentwurf betr. Aenderung des Grund- und Gewerbesteuergesetzes wurde ein­gehend beraten. Der Vorstand ist der Ansicht, daß das Ver­hältnis zwischen Grund- und Gewerbesteuerkataster jetzt schon zuungunsten der Landwirtschaft festgesetzt ist und daß eine weitere Verschlechterung aufs schärfste bekämpft wer­den müsse. Auf Grund des vorgelegten reichen Zahlen­materials wurde festgestellt, daß die Land- und Forstwirt­schaft in den letzten Jahren unverantwortlich hoch zu den Kataster st euer» Hera »gezogen wurde und daß jetzt nach Eintritt geregelter Verhältnisse das schreiende Mißverhältnis zwischen Grund- und Gewerbekataster beseitigt werden müsse. Etwaige Abstriche an dem im Entwurf für das Gewerbe vorgesehenen Be­rechnungsmaßstab müßten selbstverständlich auch in entspre­chender Weise bei dem landwirtschaftlichen Kataster vor­genommen werden. Nur unter dieser Voraussetzung ist der Entwurf für die Landwirtschaft allenfalls annehmbar. Die von den württembergischen Gärtnern gewünschten Aende- rungsvorschläge werde vom Vorstand unterstützt. Die Land­wirtschaftskammer wird der Regierung und dem Landtag diese Forderungen unterbreiten. Die Beschlüsse des Aus­schusses für Schweinezucht wurden genehmigt. Der Ankauf weiterer Jungeber für die Stammzuchten und Züchtcr- vereinigungen aus Norddeutschland wurde gutgeheißen. Dem Antrag des H e r d b u ch v e r e i n s, für das weiße veredelte Landfchwein ab 1. Januar 1927 in den anerkann­ten Schweinstammzuchten Leistungsprüfungen durchzuführen, wurde zugestimmt. Ebenso wurde der Beschluß des Aus­schusses für Schafzucht, daß die Zweiteilung des Zuchtzieles beibehalten werden soll, gebilligt. Außerdem wurde noch eine Reihe laufender Angelegenheiten erledigt.

Mittlere Verwalkimgsdiensiprüfunq. Auf Grund der in den Monaten September. Oktober und November 1926 vor­genommenen mittleren Verwaltungsdienstprüfung sind 127 Kandidaten zu Verwaltungspraktikanten bestellt worden.

Steuerkundgebung. Am Sonntag, den 28. Nov.. findet in der Stadthalle eine S:euerkundaebuna des württ. ssnndmerks

Feuer am Nordpol.

Kulturroman von Karl-August von Lassert.

18 , - (Nachdruck verboten.)

Ich bitte Sic daher, sofort mit Sanders einen Er- kundungsflug dorthin zu unternehmen. Sanders muß möglichst genaue Messungen aller Art machen, deren Er­gebnis durch sichere, aus der Oberfläche anzubringende Er- bmnuugszeichen fcstzulcgcn ist. Erst dann vermögen wir weiter zu disponieren. Sagen Sie dem großen Wnnschel- rutenmanne meinen Glückwunsch und unaussprechliche Be­wunderung. Fürstin Linda, die ihm persönlich schreibt, ist womöglich noch begeisterter als ich.

Flugzeug 7>> ging über Franz Foseplis-Laud verloren. Alle Nachforschungen des Begleiters 7 :i blieben ergebnis­los. Wahrscheinlich mußte 7 >> Notlandung machen, wobei es zerschellte. Derartige Verluste sind unvermeidlich und werden sich noch öfter wiederholen. Zur Aufmunterung unseres Personals stiftete ich für die Hinterbliebenen 10 000 Dollar.

Glückauf und besten Gruß Stratow.

Beiliegendes Schreiben ist nur für Tie bestimmt.

Wie steht es mit der Gesundheit von Sanders? Hat er seine Kraft wiedergewonncn? Tie Fürstin machte mir besorgniserregende Andeutungen. Bringen Sie ihn nur noch dazu, die Messungen in Pctrolca anszusühren und markieren Sic genau die von ihm bczeichncten Stellen. Dann kann er unsertwegen nachher völlig zusammenbrechen und sich erst mal längere Zeit in Saratn in den Armen der Liebe erholen. Geben Sic mir sofort und geheim Nachricht. ^t.

Fun r telcgram IN R a g c l s a II G ü nthc r.

soeben vom Erkttiidungsslug nach Petrolea zurück. Das im vorigen Fahr angebrachte Erkennungszeichen wurde durch Stürme verwebt. Schließlich fanden wir es. Danach ließ sich Lage des Olgebietes nur ungefähr be­stimmen. Sanders versagte ' leider wegen Erkrankung.

Nagolder Tagvlatt »Der Gesellschafter-

statt. Redner ist Flachnermeister und Landtagsabgeordnetcr Henne- Tübingen.

Streik. Bei der Möbelfabrik Brauer u. Wirth beschloß in der letzen'Woche eine Belegschaftsversammlung mit vier Fünftel Mehrheit die sofortige Niederlegung der Arbeit, weil sich die Arbeiter mit einem Lohnabbau um 3 F stündlich nicht einverstanden erklärten.

Verurteilt. Vom Schwurgericht wurden die ledigen Dienstmädchen Maria Fischer von Rosenberg und Eugenie Schweikert von Gemmrigheim wegen Kindstötung zu der gesetzlichen Mindeststrafe von 2 Jahren Gefängnis verurteilt.

Stuttgart, 22. Nov. Freier Milchhandel. Zu der Einführung der Konzeffionspflicht für den Milchhandel be­dürfen nach der Reichsmilchckerordnung die Gemeinden mit weniger als 50 000 Einwohnern der Zustimmung der ober­sten Landesbehörde. Diese Zustimmung wurde seinerzeit einer Reihe von Gemeinden auf ihren Antrag erteilt. Nun­mehr hat das Wirtschaftsministerium die erteilte Zustim­mung in allen Fällen zurückgenommen, sodaß in Württem­berg die Konzessionspflicht für den Milchhandel in den Ge­meinden mit weniger als 50 000 Einwohnern in Wegfall gekommen ist.

Feslgenommener Betrüger. Nach Zeitungsmeldungen sind die deutschen Gemeinden in der oberen Vatschka in Südslawien durch die betrügerischen Umtriebe eines Aus- wanderungsagenten namens Momcilo Obradowitsch hart mitgenommen worden. Er hat hier Darlehensbetrügereien begangen und versucht, unter falschem Namen Unter­stützungen zu erschwindeln. Er wurde wegen dieser Straf­taten dem Gericht zur Aburteilung zugeführt.

Aus dem Lande

Zell, OA. Eßlingen, 22. Nov. Kircheneinweihung. In Anwesenheit von Prälat Dr. Schöll- Reutlingen fand am Sonntag die Einweihung der auf einem Ausläufer des Schurwalds oberhalb des Orks gelegenen und wieder neu instandgesetzten Kirche unter großer Beteiligung der Ein­wohnerschaft statt.

Plochingen, 22. Nov. Lotterieglück. Bei der dieser Tage stattgefundenen Ziehung der Süddeutschen Klassen­lotterie fiel ein Hauptgewinn mit 25 000 Zi einer hiesigen kinderreichen Arbeiterfamilie, Hermann Luzze, die seither im Armenhause wohnte, zu. Ueber Nacht sind die Eltern mit ihren 13 lebenden Kindern den größten Alltagssorgen ent­rückt.

Vaihingen a. E., 22. Nov. Fischreiher. Auf der Auricher Jagd wurde von einem der Jagdteilnehmer ein prächtiger Fischreiher geschossen.

Besigheim, 22. Nov. Nene Brücke, sin feierlicher Meise wurde am Samstag die ncucrstellke Neckarbrücke BesigheimHessigheim dem Berkehr übergeben.

Bückingen OA. Heilbronn, 21. Nov. Bon der Stra­ßenbahn überfahren. Am Donnerskag geriet bei der Straßenkreuzung Karl- und Frankenbacherstraße das 2X> siahre alte Töchterchen des Arbeiters Sünders unter einen vorüberfahrenden Straßenbahnwagen und mußte mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus überführt wer­den. Den Wagenführer soll kein Verschulden treffen.

Frankenbach OA. Heilbronn, 22. Nov. Einbrecher. Zwei Burschen im Alter von 15 und 18 Jahren haben nachts in drei Geschäftshäusern Einbrüche und außerdem andere Diebstähle verübt. Der eine der Täter wurde in Heilbroun, der andere in Eschenau gestellt.

Weinsberg, 22. Nov. Aufhebung des Zollamts Weinsberg. Das Zollamt Weinsberg wird auf 1. Januar aufgehoben. Von seinem bisherigen Bezirk werden die ein­zelnen Gemeinden teils dem Hauptzollamt Heilbronn, teils dem Hauptzollamt Hall und teils dem Zollamt Oehringen zugeteilt. *

Neckarsulm, 22. Nov. Aus dem Gemeinderat ausgetreten. Im Gemeinderat wurde dem Gesuch des Direktors Gehr von den Neckarsulmer Fahrzeugwerken um Entlassung aus dem Gemeinderat stattgegeben.

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Trotzdem bin ich eines Erfolges sicher. Beschleunigen Sie Vorbereitungen für Petrolea, da hier in wenigen Tagen alles fertig.

Brief Nagels an Linda.

Hochverehrte Frau Fürstin.'

' Heute wende ich mich an Sie mit einer für mich recht peinlichen Bitte. Ich würde es auch nie wagen, wenn ich nicht wüßte, daß Sie den innigsten Anteil am Ergehen unseres Freundes Sanders nehmen und daß Sie anderer­seits die eifrigste Förderin unseres großen Unternehmens sind.

Daß Herr Sanders krank ist, und zwar schwer gemüts­krank, wissen Sie ja lvvhl selber. Seine bisher ans Wun­derbare grenzende Fähigkeit, von der in erster Linie das Gedeihen unseres Werkes abhängt, hat ihn fast völlig ver­lassen. Darunter leidet er so schwer, daß ich die ernstesten Befürchtungen für ibn hege. Leider muß ich Ihnen Mit­teilen, daß seine Kraft auf unserer Expedition nach Petrolea derartig versagte, daß er in einem spontanen Schwermutsanfall einen Selbstmordversuch unternahm. Er stürzte sich in einen tiefen Wasserriß, aus dem wir ihn nur wie durch ein Wunder zu retten vermochten. Jetzt liegt er hier in guter Obhut in unserem behaglichen Wohn- schiff und wird von Dr. Enders und der Schwester aufs beste verpflegt.

Heute traf ich ihn wieder in tiefster Depression. Nach langem, inständigem Dringen erreichte ich es, daß er mir das Versprechen gab, sich dem Leben zu erhallen. Schließ­lich verriet er mir auch im tiefsten Vertrauen die Lösung seiner verschwundenen Fähigkeiten. Wenn ich dieses Ver­trauen Ihnen gegenüber breche, so tue ich es in dem festen Gefühl, daß Sie allein imstande sind, eine Heilung für ! ihn zu finden.

> Sanders wußte bereits aus einer alten Erfahrung,

! daß die Hingabe an eine große Leidenschaft seine Fähig­keiten als Wünschelrutengänger beeinträchtigte. Obgleich nun diese Tätigkeit den Inbegriff seines Lebens bildet, so muß dieses Mal eine alles überwältigende Liebe seine Bedenken besiegt haben. Wir wissen ja, wie er sich sträubte,

Schramberg, 22. Nov. Der Polizeidiener als Fechtbruder. Daß bei deiA gegenwärtigen wirtschaft­lichen Notlage die Zahl der fechtenden Handwerksburschen immer größer wird, ist begreiflich. Nun ist es aber dieser Tags in einem Ort des Bezirks vorgekommen, daß ein solch fechtender Mann als der Polizeidiener eines Nachbarorts erkannt wurde.

Gmünd, 22. Nov. Todesfall. Am 16. November ist in Berlin die Gattin des Generalleutnants und Staats- ministers a. D. Wilhelm Grüner, Frau Helene Grüner geb. Geyer, nach schwerem Leiden an den Folgen einer Operation gestorben. Sic war eine Tochter des früheren Direktors der Gmünder Gassabrik und am 22. Jul: 1864 m Gmünd geboren. Die Beerdigung fand in Berlin statt.

Eningen. OA. Reutlingen, 22. Nov. Meiferst eche- r e i Freitag nacht kam es zwischen Gästen in einer Gast­wirtschaft zu einer gefährlichen Messerstecherei. Man hatte sich bereits schlafen gelegt, als plötzlich das Schlafzimmer eines Gastes aufgerissen wurde und ein anderer Gast den bereits im Bett Liegenden übersiel und ihm mit einem Messer sieben Stiche in den Rücken versetzte- Die Ver­letzungen sind ernst.

Tübingen. 22. Nov. Todesfall. Freitag nacht ist der bekannte Landschaftsmaler Karl August Biese im Alter von 63 Jahren gestorben. Nicht nur von privater Hand, son­dern auch von staatlichen Galerien, wurden Dieses Schöp­fungen gekauft.

Aus Stadt und Land

Nagold» 23. November 1926.

Körperbegchren vertreibt das Feinste. Eine unreine Strahlung geht dann vom Menschen aus, dessen Wesen einer Raubspinne vergleichbar ist. Er fingert und zerrupft und glaubt nun zu besitzen' Lienhard.

Dieuftaacheichtea.

Die Reichsbahndirektion hat den Oberbahnhofsvorsteher Haider in Buchau zmn Güterinspektor in Wildbad, den außer­planmäßigen Eisenbahnsekretär Vögele in Calw zum plan-

> mäßigen Eüenbahnsekretär in Gerabronn, den außerplanmäßigen Eisenbahnsekretär Schneiderhan in Schwenningen (Neckar) zum planmäßigen Eisenbahnsekretär in Horb, den autzerplan mäßigen Eisenbahnsekretär Gauger in Bad Liebenzell zum planmäßigen Eisenbahnsekretär ernannt.

-X-

Holzzuteilung für Schwerkriegsbeschädigte.

Wie uns der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, ehem. Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebemn mitteilt, wird auch im nächsten Frühjahr wieder Brennholz zum Anschlag an die Schwerbeschädigten, Hinterbliebenen und Altoeteranen aus den staatlichen Forsten zugeteilt.

Die Anmeldungen müssen noch vor dem l. Dezember 1926 beim (Stadt-) Schultheißenamt eingereicht werden und zwar möglichst gesammelt durch die Ortsgruppenvorstände. Wo diese Anmeldungen nicht entgegengenommen werden sollten, sind sie an die zuständige Bezirksfürsorgestelle zu leiten. Anmeldungen nach dem 1. Dezember dürsten nicht mehr berücksichtigt werden.

Es hat Anspruch auf 4 Rm. ein Schwerbeschädigter ver­heiratet mit Kindern, 3 Rm ein Schwerbeschädigter verheiratet ohne Kinder, je 2 Rm. ein Kriegsbeschädigter ledig, eine Witwe, ein Altoeteran.

Württembergifche Fremdenverkehrsstatistik.

Der Verkehrsverband Württemberg-Hohenzollern in Stutt­gart hat die vom Württ. Statistischen Landesamt gefertigte Statistik des württembergischen Fremdenverkehrs für die Jahre 1924 und 1925 im Druck herausgegeben. l925 haben 177 und 1924 146 württembergifche Gemeinden also nicht ganz 10 Prozent aller Gemeinden eine Fremdenstatistik geführt. Es ist sicher, daß in dem an Fremdenverkehrs-, Kur- und Sommer­frischlerorten reichen, landschaftlich, kulturell und geichichtlich ansgezeichneten Land Württemberg noch eine weit größere Zahl von" Gemeinden der Führung einer Frcmdenstatistik würdig wäre. Bedauerlich ist, daß ausgerechnet in der Landeshaupt­stadt Stuttgart die Zahl der Uebernachtungen nicht festgestellt wurde. Die Gesamtzahl der Uebernachtungen im Jahr 1925 in den gemeldeten Gemeinden betrug ohne Stuttgart bei den Kurgästen t412646, beiden Passanten 690990, zusammen also 2103636. Bei Hinzurechnung von Stuttgart würde sich diese

> an der Expedition teilzunehmen, weil er bereits sein Schick- ! sal voraussah. Jetzt ist er ein völlig gebrochener Mann

Nach meiner Ansicht gibt es für ihn nur zwei Mög­lichkeiten. Entweder er wühlt den Weg der Leidenschaft sucht in den Armen ver Liebe Vergessen und Betänbiinc für das Verlorene und wird vielleicht auch so nach einiger Zeit wieder glücklich. Ob aber jene Frau, die ihn liebt, den Mut ausbringen wird, dieses säst übermenschliche Opfer von ihm zu verlangen, ob sie sich stark genug fühlt, ihm Ersatz zu bieten für alles, was er ausgab, das entzieh) sich meiner Beurteilung.

Die andere Lösung wäre für Sanders augenblicklich gewiß die schmerzlichere und bedeutet völligen Bruch mii seiner Leidenschaft. Selber ist er dazu nicht imstande; denn zu seiner Gesundung gehört auch die geistige Befreiung von jener geliebten Frau. Fände sie also die bewunderns­werte Kraft, ihn nicht nur freizugeben, sondern ihm sogar jede Aussicht auf eine weitere Erwiderung seiner Liebe z« nehmen, so glaube ich, unser Freund würde nach dieser ge- waltsamen Krise allmählich wieder zu neuen Kräften unL zu neuem Lebensmut gelangen.

Ich bin mir wohlbewußt, daß die Liebe häufig den einzigen Lebensinhalt eines Frauenschicksals bedeutet, gegen den alles, was das Dasein sonst bietet, nichtig er­scheint. Ich weiß aber auch, daß der wahren, echten Fra» das Lebensglück des Geliebten höher steht als ihr eigenes. Frau sein heißt, sich opfern opfern für das Schicksal des Mannes, dem ihr Herz gehört.

Natürlich werden Sie annehmen, daß ich in erste, Linie hierbei an unser Werk denke, dessen Existenz be- droht ist. Das erscheint mir aber im Augenblick nebensäch­lich. denn ich setze das Unternehmen fort und werde er vollenden trotz aller Schwierigkeiten. Ich sehe vielmehr einen prächtigen Menschen, den ich schätzen und lieben ge­lernt habe, an einem inneren Konflikt zugrunde gehen.

Und darum wende ich mich voller Vertrauen au- Helfen Sie unserem armen Freunde, der sonst verdirbt!

Ich bin in tiefster, aufrichtiger Verehrung

Ihr Georg Nagel.

(Fortsetzung folgt.)