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Haus-, Sarten- und Landwirtschaft"

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Nr. 274

Gegründet 1826

Tagesfpiege?

Dienstag, den 23. November 1926

Fernsprecher Nr. 29

160. Jahrgang

Prinz Heinrich von Preußen ist in Mexiko-Stadt rra- getroffen und von einer großen Baiksmasfe und den Staats­behörden lebhaft begrößs wördcy. Die ganze dsnksche Lokonie war beim Empfang anwesend. Der Prinz nahm bei dem deutschen Konftü Rau Wohnung.

Der amtliche Bericht der britischen Reichsronserenz stellt als Ergebnis der diesjährigen Vcrhnndlv.nZLN fest, daß. ohne daß eine besondere Verfassung nötig wäre, Erosibtilanrüen und alle Dominions von nun an meichbercchiigle und selb­ständige Gemeinwesen innerhalb des 'Britischen Reichs seien, vereint durch eine gemeinsame Untcc'lc-menpstichl gegenüber der Krone.

Der Versuch der britischen Regierung aus der Reichs- konserenz, die Dominions allgemein dazu zu bestimmen, daß sie Geldbeträge für den Kriegshafen von Singapur und für die britische Flotte bewilligen, ist gescheitert. Die Reichs­konferenz wird voraussichtlich am 22. November geschlossen werden.

Die konservative Partei in England beabsichtigt gegen die kommunistische Aufreizung einen großen Aufklärungs- seldzng ins Werk zu scheu.

Der italienische Senat har das Gesetz, durch das die Todes­strafe zum Schutz des Stach.:. Ljw. in Zscstien wieder ein­geführt wird, mit !§5 gegen -iS Summe» angenommen.

Nach einer Belgrader Meldung sollen sich vier nord- albanische Stämme gegen die (UÄienfreun-lichs) Regierung in Tirana erhoben haben.

nn Rumänien soll eineVerschwörung" entdeckt wor­den sein, die bezweckt habe, den früheren Kronprinzen Kacol ^nach Rumänien und ans den Thron zu bringen. Minister­präsident General Averescu habe viele Offiziere aus der Hauptstadt verseht.

Mehrere Hundert der gefangenen Aufständischen auf Java sollen nach Holländisch-Neuguinea verbracht werden.

Kampf gegen Schund und Schmutz

Am 15. April 1920 beschloß die deutsche Nationalver­sammlung einmütig, von der Reichsregierung einen Gesetz­entwurf zur Bekämpfung von Schund- und Schmutzliteratur zu verlangen. Damals waren ungel>euerlich viel gedruckte Schändlichkeiten auf den Markt gekommen, so daß den Par­teien das Gewissen schlug und entschlossene Abwehr des Verderbens notwendig schien. Daß sich die Unzuchtindu­striellen seitdem besser vorgesehen haben oder gar in sich gegangen sind, wird niemand behaupten können, der ihre Erzeugnisse von damals mit den heutigen Leistungen ver­gleicht. Nur haben wir in der Zwischenzeit ein dickes Fell bekommen. Auch üble Gewohnheit stumpft ab. Und so ist es denn möglich geworden, daß sich heute gegen den end­lich vorgelegten Gesetzentwurf der Reichsregierung gereizte Widerstände geltend machen. Sie gehen dem Anschein nach von künstlerisch interessierten Kreisen aus, die damit leider die Geschäfte kluger Geschäftsmacher besorgen.

Dabei führen sie einen Kamps gegen Windmühlen. Nie­mand denkt daran, künstlerische Bestrebungen einzucngen. Der Gesetzentwurf will überhaupt den Erwachsenen in kei­ner Weise einen geläuterten oder gereinigten Kunstgeschmack verschreibe»; er läßt jeden Reisen ungehindert gewähren. Nur die Jugend soll vor den schlimmsten Attacken der Profit­jäger bewahrt bleiben. Es handelt sich einfach uin die Auf­stellung einer Liste von Schriften, die weder im Umherziehen feilgeboten, noch im stellenden Gewerbe von Haus zu Haus oder öffentlich angekündigt und zur Schau gestellt werden dürfen. Jugendliche Personen stich .om Erwerb solcher Schriften ausgeschlossen. Mit diesem Verbot, das keinen Volljährigen irgendwie hindert, seinen müdesten literari­schen Neigungen nachzugehen, erfüllt der Entwurf nur, was Artikel 118 und IM der Versnssuna fordern und für durch­aus zulässig erklären.

Mit dem sittlichen Empfinde» verhält es sich wie mit der Sparsamkeit; man hat die Gabe, oder man hat sie nicht. Von außen her läßt sie sich niemanden zutragen. Aber wesentlich anders steht es vm die sittliche Reinheit der I n - »endlichen. Die Halbflüggsn künstlich auszupeitfchen. sie vor der Zeit in wilde Erotik hineinzujagen, heißt die natür­lichen Triebe schänden. Auch bei Jugendlichen fordert das "Gift im Blut" Opfer, wenn es nicht gelingt, den Nachwuchs aus schwüler Atmosphäre, zumal ans der besonderen Groß­stadtluft, herauszubringen. Dafür haben wir ja aber das wundertätige Gegenmittel im Turnen und Sport. Je breitere Massen sie erfassen, je freudiger sich ihnen unsere Irgend hingibt, je seltener di« bleiche Schar der Ofenhocker, Kneipenbesucher und Tanzbodenkavaliere unter 18 Jahren ^ststo sicherer halten wir auch das große Verderben aus. Beide Geschlechter treten sich durch Turnen und Sport kameradschaftlich näher. Bis die neuen Gedanken «>er völlig durchgedrungen sind, bis der gesamte deutsche Nachwuchs seine Feierstunden mit Turnen, Spiel und Sport verbringt, bis dahin müssen wir ihn vor de» Schund- und Schmutzhändlern schützen. Und zwar gesetzlich. Denn oer Ejnzelkamps, der hier und dort mit guten Ergebnissen ge­führt wird, reicht bei weitem nicht aus, um die Gefährdung zu beseitigen Im übrigen ist es gerade die Jugend, die durch ibre Führer immer wieder gesetzliche Abwehr der Schmutz-

Bayerns Anklage gegen Berlin

Berlin, 22. Nov. Bor dem Skaatsgerichtshof ln Leipzig wurde unter dem Vorsitz des Reichsgerichtspräsidenten Dr. S i m ons über eine Klage Bayerns gegen das Reich verhandelt. Es handelte sich um die Auslegung des Art. 33 des Staaksvertrags über den Uebergang der Bahnen und der Post an das Reich. Der Artikel gib? einzelnen oder mehreren Beamten daS Recht, über BrwrderungS- schädigungen usw. für bestimmte Beamtensiusen infolge die­ses Uebergangs das Schiedsgericht anzurufen. Das Reich, das durch den Geheimrat Dr. Sölch vertreten war, bestritt, daß die Beamten das Recht der Schiedsacrichtsanrufung haben, wenn das Reich und das betreffende Land darüber einig seien, daß ein Beförderungsanspruch für die betrcf sende Beamtenstufe nicht besteht. Das bayerische Finanz­ministerium, vertreten durch Ministerialrat Legal, vertrat den entgegengesetzten Standpunkt. Der Staatsge- richtshof trat dem Standpunkt bei und billigte den Beamten das Beschwerderecht .zu. Der Antrag des Reichs wurde .zurückgeWiesen.

Nach dem Dem. H.D. wird der bayerische Minister­

präsident Dr. Held Segen die Reichsregierung vor dem Staatsgerichtshof Anklage wegen Verletzung des Artikels 8 der Weimarer Verfassung erheben. (Der Artikel bestimmt, daß das Reich aus die Erhaltung der Lebensfähigkeit der Länder Rücksicht zu nehmen hat, wenn es Abgaben und sonstige Einnahmen, die bisher den Län­dern zustande», für sich in Anspruch nimmt.)

Von der Reichsbahn

Berlin, 22. Nov. Nach dem amtlichen Bericht der^Reichs- bahngesellschafl betrugen die Einnahmen im Septem­ber 1926 rund 419,54 Millionen Mark. Davon entfallen aus den Personenverkehr 117,86, den Güterverkehr 264,83 Mil­lionen. Die Ausgaben beliefen sich auf 392,7 Millionen, davon Gehälter, Löhne und Pensionen 210,32 Millionen, Sachausgaben 125,73 Millionen, Verzinsung der Dawes- Schuldverschreibungen 44,86 Millionen. Die Gejanueinnah- znen übersteigen die des August um 6,4 Millionen. Der Personalbestand betrug im September 724 616 Köpse tAugust 720 664).

Reptilienpreffe" ?

Berlin, 22. Nov. Die preußische Regierung hatte vor einiger Heil aus dem Stinnes-Nachlaß dieDeutsche Allgemeine Zeitung" käuflich übernommen oder gegen Geldabsindung verpflichtet, sich der Angriffe gegen die preuHische Regierung zu enthalten. Nun behauptet das Bcrl. Tageblatt", üi^ Reichsregierung habe das Blatt übernommen in der Weise, daß im Geheimen die sehr bedeutenden jährlichen Fehlbeträge zu einem Drittel von der Reichskanzlei des Reichskanzlers und zu zwei- Dritteln vom Auswärtigen Amt (Dr. Stresemann) gedeckt wurden. Die Zuleitung der Gelder sei durch Ver­mittlung eines Herrn Jakob Goldschmidt geschehen. Reichskanzler Dr. Marx habe gegen die Zahlungen Ein­spruch erhoben. Für die Beiträge habe dann Dr. Strese­mann Ersatz aus den Kreisen der Großindustrie gefunden. Auch die Unterstützung der Dr. Stresemann besonders nahe­stehendenTäglichen Rundschau" in Höhe von einer Million Mark, ebenfalls durch Vermittlung des Herrn Jakob Gold- schinidt, siehe mit der Bildung des besonderen Unterstützungs- grundfiocks der beiden Reichsstellen im Zusammenhang.

W.T.B. meldet, die Darstellung des B-T. gebe den Sach­verhalt nicht richtig wieder. Die Reichsregierung werde den hiefür zuständigen Stellen Auskunft erteilen.

Nur nicht zu bescheiden?

Fulda, 28. Nov. Der Vorstand des Reichsstädtebunds stellte zur Beseitigung der Wohnungsnot folgende Forde­rungen auf: Aufstellung eines Reichswohnungsbaupro- aramins auf mindestens 5 Jahre und Sicherung seiner Finanzierung für etwa 250 000 Wohnungen im Jahr im Wert von 2 bis 2,5 Milliarden, dabei Beteiligung des Eigen­kapitals in Höhe von 5 bis 10 Prozent des Bauwerts. Gegen eine mäßige Erhöhung der gesetzlichen Miete und der Haus- zinssteucr vom 1. April 1927 werden Bedenken nicht er­hoben, falls den Gemeinden aus der erhöhten Hauszins­steuer ausreichende Mittel zur Deckung von Gehalts- und Lohnerhöhungen gewährleistet werden.

Aufsehenerregender Strefemannprozeß

Plauen i. V., 22. Nov. Bor dem gemeinsamen Schöffen­gericht in Plauen begann heute unter dem Vorsitz des Amtsgerichtsrates Dr. Goldberg ein Prozeß gegen den Rechtsanwalt Dr. Müller in Plauen wegen Beleidigung des Reichsministers Dr. Stresemann. Dr. Müller wird beschuldigt, in einem Schreiben, das er am 10. September 1925 an verschiedene rechtsgerichtete Parteien, Verbände, sowie Einzelpersonen gesandt hatte, die Behauptung auf­gestellt zu haben, Stresemann habe sich, während er Ab­geordneter war, als Mitglied des Aufsichtsrats der Evaporator-Aktien-Gesellschast dazu hergegeben, eine verbrecherische Handlung dieser Gesellschaft Verschiebung von Kriegsmaterial aus deutschen Bestän­den an Polen zurzeit der oberschlesischen Kämpfe zu decken und habe dadurch, daß er in das gegen den Vorstand der Gesellschaft eingeleitete Strafverfahren eingegriffen habe, der Kor­ruption Vorschub geleistet. Die Staatsanwaltschaft Plaurn hat gegen Dr. Müller Klage erhoben. Stresemann hat sich der Klage als Nebenkläger angeschlossen.

Vertagung des Skresemann-Prozcsics Plauen, 22. 'Nov. Der Strcjemann-Prozeß wurde nach der Vernehmung des Angeklagten Dr. Müller aus unbe­stimmte Zeit vertagt. Von der Verteidigung waren eine Reihe von Beweiscmträgen gestellt, wonach Dr. Stresemann der Charakter der Evaporator A.-G- als Schiebergesellschaft bekannt gewesen sei. Das Gericht beschloß, eine Anzahl von Zeugen zu laden und auch Dr. Stresemann nochmals zu vernehmen. Die erneute Verhandlung dürfte voraussichtlich in Berlin -im Januar oder Februar stattfinden.

und Schundliteratur verlangt- So. Hai der Reichsver­band der deutschen Jugendverbände, die Ge­samtvertretung der bündischen Jugend, der 81 Reichsjugend­verbände mit rund 3)t Millionen Jugendlicher angeschlossen sind, in einer Eingabe an den Reichstag die baldige Ver­abschiedung des in einigen Punkten abzuändernden Gesetzes gefordert. Auch die gesamten 3300 evang. Jugend- verbände Deutschlands mit über 170 000 männlichen Mit­gliedern, denen sich der Verband für die weibliche Jugend mit etwa 185 OOO Mitgliedern angeschlossen hat, haben unter Führung der Reichsschundkampf stelle eine ent­sprechende Forderung an den Reichstag überreicht. Die Jugend weiß selbst am besten, welchen Schaden die Schund- und Schmutzliteratur auch heute noch in ihren Reihen an­richtet, und daß der Kanipf, den sie seit Jahren unter groben Opfern gegen das Schundkapital führt, nicht das gewünschte Ziel erreicht, wenn nicht auch der Staat gesetzliche Maß­nahmen ergreift.

Neuestes vom Lage

Diplomatische Unstimmigkeiten London, 22. Nov. Zu Ehren des bisherigen britischen Botschafters in Berlin, Lord DÄbernon, fand kürzlich ein Festessen statt. Einige Mütter weisen daraus hin, daß der Lord .zwar vom König mit einem hohen Orden aus­gezeichnet worden sei, daß an dem Festessen sich aber weder der französische Botschafter noch ein Mitglied des britischen Auswärtigen Amts beteiligt habe. Dies sei um so ausfallen­der, als der von England im Sinn der Einkreisung Rußlands so heiß ersehnte Beitritt Deutsch­

lands zum Völkerbund in der Hauptsache der Ber­liner Wirksamkeit D'Abernons und nicht der zweideutigen Haltung des Außenministers Chamberlain zu danken sei. Daß DÄbernon in Frankreich verhaßt sei, sei zu bekannt, als daß man darüber ein Work zu verlieren brauchte.

Religiöse Streitigkeiten in Warschau Warschau, 22. Nov. Bei einer Bortragsveranstaltung von Anhängern der polnischen nationalen Kirche in War­schau kam es zu Gegenkundgebungen einiger katholischer Lenke, bei denen verschiedene Geistliche, sowie eine Anzahl von Ahörern schwer verletzt wurden. Die Polizei verhaftete eine Anzahl Teilnehmer, darunter einige Studenten.

Revolutionäre Bewegung in Mexiko Washington, zz. Nov. Privatmeldungen zufolge soll von den Anhängern des früheren Präsidentschaftsbewerbers General DalaHuerta und der katholischen Partei in den Staaten Ooxaca, Chihuahua, Sonora, Durango, Guana- juato und Jalisco in Mexiko eine Aufstandsbewegung gegen lste Regierung Calles im Gang sein. Angeblich soll beab­sichtigt ^sein, mit den aufständischen Yaqui-Jndianern im Staat Sonora, gegen die zurzeit noch der General Obregon kämpft, gemeinsame Sache zu machen. Schade um Land und Volk in Mexiko. Es könnte ein Paradies sein, wenn die amerikanischen, englischen und französischen Erdöl- und Stlbergesellschaften das Land nicht durch andauernde Revo­lutionen in Unruhe erhielten, bis den Vereinigten Staa­ten eines Tcmes der Rest von Mexiko als reife Frucht in den Schoß Mt, nachdem sie 1845 Texas und 1848 die Staaten Kalifornien, Tamaulipas, Cohahuila, Nord- Ehihucchua und Neumexiko (nunmehr mit Texas vereinigt) «ui sich gerissen hatten.