MONTAG, 11. JUNI 1951

NUMMER 8»

Gegen Absinken des Lebensstandards

Bezirkstag der mirttembergisch-hohenzollerischen Postgewerkschaft in Tübingen

Tübingen (Eig. Bericht), 42 ordentliche Dele­gierte versammelten sich in Tübingen über das vergangene Wochenende zum diesjährigen Be­zirkstag des Bezirks Tübingen (Württemberg- Hohenzollern) der Deutschen Postgewerkschaft. Sie berieten 1iber die Sorgen und Wünsche der etwa 3200 Mitglieder der Postgewerkschaft in Württemberg-Hohenzollern und wählten sich inen neuen Vorstand.

Stellvertretender Bezirksleiter Veit, Tübin­gen, konnte eingangs eine große Zahl von Gast­delegierten und Ehrengästen begrüßen, darunter die Bezirksleiter von Stuttgart (Ganter), Karlsruhe (S p e c k), Freiburg (V o g e J) und den Kollegen Ziegler vom Hauptvorstand der Postgewerkschaften in Frankfurt, die ihrerseits die Grüße ihrer Bezirke überbrachten. Sein be­sonderer Gruß galt dem ehemaligen Präsidenten der Oberpostdirektion Tübingen, W i r t h 1 e, dessen Verdienste um den Aufbau der Oberpost­direktion nach dem Krieg besonders gewürdigt wurden. Die Versammlung gedachte eingangs auch des verstorbenen Tübinger Bezirksleiters Lutz.

Die Grüße der Oberpostdirektion Tübingen überbrachte Oberpostrat J e 11 e r, die des DGB, Unterbezirk Südwürttemberg, Landtagsabgeord­neter Fleck, Tuttlingen. Er wies darauf hin, daß die Lohn-Preis-Frage ebenso wichtig sei wie die Mitbestimmung. Die Grüße des Bezirks­betriebsrats überbrachte dessen Vorsitzender Burkhardt, die des Kreisausschusses Tü­bingen der Gewerkschaften Kollege Geist, die Grüße der Europa-Union Studiendirektor Dr. Brunnenmüller. Präsident Wirthle gab einen Rückblick auf die Aufbauarbeit der letzten Jahre und würdigte die Zusammenarbeit der Oberpostdirektion mit der Postgewerkschaft. Er gehe mit deren Forderungen einig, daß der Le­bensstandard auch der Postbediensteten nicht weiter absinken dürfe.

Die wirtschaftlichen Nöte der beim Staat, speziell bei der Post tätigen Beamten, Ange­stellten und Arbeiter bildeten, wie nicht anders möglich, das Zentralproblem der Referate. Es wurde daran erinnert, daß die 15prozentige Ge­haltsaufbesserung keinesfalls dem entspreche, was die Staatsbediensteten bei der heutigen Preissteigerung und dem Steigen der Löhne und Gehälter in der freien Wirtschaft billigerweise «ordern könnten. In vielen Fällen hätten die 15 Prozent Gehaltsaufbesserung infolge Wegfalls der bisherigen Teuerungszulagen eine Aufbes­serung von nur fünf bis zehn Mark oder aber sogar ein Absinken des bisherigen Einkommens zur Folge gehabt. In mehr als einem Referat wurde die Forderung gestellt, die Gehaltsver­besserungen unterschiedlich zu gestalten, und zwar so, daß in erster Linie die untere und mittlere Beamtenschaft, die in den Anfangs­stellungen besonders gering bezahlt wird, eine

Häufigere Atomwaffenversudie

NEW YORK. Amerika arbeitet an der Ent­wicklung der Wasserstoffbombe und der Wei­terentwicklung der bereits erprobten Atom­en. j- t j _ , , , , . . bomben und Atomladungen für ferngelenkte

Uber die Lage der Ruhestandsbeamten (von j __

«twa 800 sind in Württemberg-Hohenzollern 360 gab Vorsitzende der amerika-

stnndc Cm Tov,f,.o gewerkschaftlich organisiert) sprach Koll. Wal- nischen Atomenergiekommission, GordonDean,

ler, Tübingen, über die Bezirksfachschule in am Donnerstag bekannt. Atom Waffenversuche

HohenzoU erru Das® V«Äls iZutnS- ^nberichf 01 erhattel 11 kJa ^rtef Ba" ÄW in kürzeren Abständen als stand und zu den Betriebsräten, ferner Einrich- Kassenbericht erstattete Kollege Fr ick Ba- bisher stattflnden. Die Versuche auf dem Eini-

tungen wie die Postbeamtenkrankenkasse und vetok-Atoll hatten bisher sehr viel zur Ent-

die Sterbekasse, Planstellenfragen und auch der m it miien P heiS Wlcklun § der Wasserstoffbombe beigetragen,

ganze Fragenkomplex, der mit der Überführung * 4 Mitglieder zählt ml bis°ttet?18 Wohnungen ° ie ® rgebniss f . rden der kommenden

erstellt hat Woche bekanntgegeben werden. Auch die Ar­

beiten an einem mit Atomenergie angetrie-

Streikrecht der Beamten meinte Ziegler:Streik der Beamten nicht um jeden Preis, aber Treue um Treue! Eingehend wurde auch die Notwen­digkeit des Aufstiegs der unteren und mittleren Beamten und Angestellten und die Planstellen­fühlbare Aufbesserung der Gehälter erfährt. Politik des Bundespostministeriums beleuchtet.

In einem ausführlichen Referat gab Bezirks­sekretär Fehrenbach, Tübingen, einen Querschnitt durch die Arbeit des Bezirksvor­

der Oberpostdirektion Tübingen in die Bundes­postverwaltung im Juni 1950 entstanden ist, wurden in den Darlegungen des Bezirkssekretärs ausführlich gewürdigt.

Stellvertretender Bezirksleiter Veit, Tübin­gen, stellte fest, daß Staat und Verwaltung die Treuepflicht gegen ihre Beamten, Angestellten und Arbeiter nicht erfüllt hätten. Von diesem Tenor war auch das große Referat des Kollegen Ziegler vom Hauptvorstand in Frankfurt ge*

Die Neuwahlen ergaben folgendes Bild: b Unterseeboot seien schon weit voree- 1. Vorsitzender Oberpostinspektor Ballier, Spai- ^f seien senon weit vorge-

chingen, 2. Vorsitzender V e i t, Tübingen, Schrift- schritten. G. Dean vertrat die Ansicru, daß, führer Fuchs, Tübingen, und Breitmeyer, wenn es zu einem Kriege mit der Sowjetunion Freudenstadt, Kassiere R i 11 i n g, Altensteig, kommen sollte, Amerika diesen Krieg ge- und F r i c k, Balingen. Beisitzer wurden E i - winnen würde, obwohl zweifellos die UdSSR s e 1 e, Ravensburg, Mink, Tübingen, Weih- ein nicht zu unterschätzender Gegner seien, g o 1 d , Reutlingen, Deininger. Friedrichs­

tragen. Das Ziel der Gewerkschaften sei ur- hafen, G ö h r i n g, Tübingen, S t ö h r, Linden- _ . . .....

sprünglich nicht eine Lohnerhöhung, sondern berg (für Lindau). Als ordentliche Delegierte ÜfZienung zur Demokratie notig eine Preisherabsetzung gewesen. Wenn es heute zum Gewerkschaftstag in Hamburg wurden E i -

in Deutschland aber wieder über 200 Millionäre gebe, so sei das ein Zeichen, daß das Sozialpro­dukt ungerecht verteilt werde, und wenn die Ge­werkschaften nun Lohnforderungen stellten, so

s e 1 e, Ravensburg, Veit, Tübingen, und MACKINAC ISLAND (Michigan). Der Ham- Göhring, Tübingen, gewählt. Als Ort für den burger Albrecht Lorentz-Meyer erklärte nächsten Bezirkstag wurde Ravensburg fest- auf der auf der Insel Mackinac stattfinden­gelegt. Der Samstagabend hatte die Versammel- den Konferenz der Bewegung für moralische

seien nicht sie selbst schuld, sondern andere ten im Tagungslokal zu einem Unterhaltungs- Wiederaufrüstung der Westen verfüge «her Mächte, unter anderem die Regierung. Zum abend vereint. lüfTIr. , UbGr

keinen einheitlichen Plan und befinde sich aus

diesem Grunde in einer sehrgefährlichen Lage. Der Norweger Hans Bjerkholt, einer der Begründer der norwegischen kom­munistischen Partei und dreimaliger Delegier­ter bei der Komintern in Moskau nannte je- Vorbildung als durch eine systematische Weiter- den einen Reaktionär, der an überholten bildung im Amt sei es dazu gekommen, daß marxistischen oder kapitalistischen Ideen der Notar hochqualifizierte juristische Aufgaben festhalte Wahre Demokratie könne man nur

S S(a Z at 1 S präsident n Dr^Müller sagte in einer kur- Sdiaffen, wenn man die Menschen dazu er- zen Ansprache, es sei wichtig, die Institution ziehe, in einer DemoKratie zu leben. Er habe der Bezirksnotare auch nach der Neuordnung erkannt,daß Klassenkampf uns nicht retten der südwestdeustchen Länder beizubehalten. kann.

Die Apotheke Im Dienste der Volksgesundheit

Uber 130 Arzneimittelfirmen stellen aus / Die Stuttgarter Tagung hat begonnen

Stuttgart. (Eig. Bericht.) Bei dem Festakt zur neueste Forschungsergebnisse und gewähren Ejn- Eröffnung des Deutschen Apothekertags imGro- blick in ihr chemisches Laboratorium; vollständig ßen Haus der Württ. Staatstheater am Sonntag eingerichtete Apotheken, Originaidrogen mit konnte der Präsident der württembergischen ihren typische*! Verpackungen, pharmazeutische

Das Bezirksnotariat hat sich bewahrt

Staatspräsident Dr. Müller: Auch nach der Neuordnung Süd Westdeutschlands beibehalten!

th. Stuttgart. Das 125jährige Jubiläum des Württembergischen Bezirksnotariats wurde am Sonntag in Stuttgart mit einer Festveranstal­tung gefeiert, bei der auch Staatspräsident Dr.

Müller und Ministerpräsident Dr. Maier sprachen. Die Einrichtung des Bezirksnotariats, die es nur in Württemberg gibt, erspart der Bevölkerung den Gang zum Amtsgericht inso­fern, als der Bezirksnotar und Grundbuchrich­ter Nachlaß- und Vormundschaftsrichter in ei­ner Person ist, und die Gemeinden seines Be­zirks in regelmäßigen Abständen besucht.

Die Vorzüge dieser Einrichtung (siehe auch unsere Samstagausgabe) wurden von Minister­präsident Dr. Maier besonders gewürdigt. Er sagte, Württemberg verdanke dem Bezirksnotar den Ruf einer mustergültigen Ordnung der Ge­richtsfürsorge. Die Widerstände, die dieser lan­desrechtlichen Eigentümlichkeit entgegengesetzt würden, zwängen den Bezirksnotar dazu, sich stets von neuem mit einer sittlichen Qualität und geistigen Leistung durchzusetzen. Im Hin­blick auf die zukünftige Beamtengeneration sei die Ausbildung der württembergischen Notare das anzustrebende Vorbild. Weniger durch die

Apotheker, Pharmazierat Oesterle, neben vie­len anderen Gästen auch Ministerpräsident Dr. Reinhold Maier begrüßen. In seinen Ausfüh-

Apparaturen und Instrumente, Unterrichtstafeln und die notwendigen hygienischen Einrichtungen, im ganzen eine ungeheure Vielfalt von Präpa-

rungen sprach der Ministerpräsident von der hohen raten und für den Apotheker unentbehrliches

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Der italienische Bierprinz

In Rom da fehlt ein Hofbräuhaus . .

Von unserem römischen F.L.-Korrespondenten

Die weintrinkenden Italiener haben eine große Entdeckung gemacht: das Bier. Ohne Zweifel hat der Krieg auf diese Änderung des Geschmackes einen großen Einfluß gehabt. Die Deutschen, die Amerikaner und die Engländer sind im wesentlichen was das Trinken anbe­trifftBiervölker. Ihre Anwesenheit in Ita­lien hinterließ deutliche Spuren. Wenn schon die einheimischen italienischen Biere deutsche Namen tragen wie etwaDreher (Triest) und Wührer (Florenz), so gehören heute zu den gefragten Qualitäten die klassischen Namen aus München: Löwenbräu und Hofbräu. Das Hofbräu-Bier fand in Rom sogar als Vertreter seiner weltberühmten Marke einen unterneh­mungslustigen Sproß aus altem Adelsgeschlecht, der die unterirdischen Geschosse seines Pa­lastes auf dem Corso Vittorio Emanuele in eine Bierkellerei umwandelte.

DerBierprinz von Rom, dem auch der Titel eines Herzogs von Anticoli Corrado, dem von deutschen Romantikern entdeckten Maler­dorf im Aniotal, zustünde, nahm den ersten Kontakt mit München in Afrika auf. Während des Krieges war er der Fahrer eines Obersten aus alter Münchner Familie, dem damaligen Verbindungsoffizier zwischen Rommel und dem italienischen Afrika-Oberkommando. Der sei­

nerzeitige Adjutant des Obersten betätigt sich heute alsGeschäftsführer der Hofbräuver­tretung in Rom. Zusammen mit demBier­prinzen schuf er den Namenmonachino für eine kleine Flasche Export-Hofbräu. Mona­chino heißt ebensokleiner Mönch wieklei­nes München.

In der Via della Croce, einer zentralen Straße, die von der Piazza di Spagna nach der Via del Corso führt, besteht seit Jahren ein im Münchner Stil eingerichtetesLöwenbräu. Außer Bier werden dort Weißwürste, Eisbein und Knödel serviert. Echtes Löwenbräu kann man außerdem in der Via Santa Maria in Via hinter der Galerie der Piazza Colonna trin­ken. DerBierprinz" hat jedoch noch weiter

Verantwortung, die der Apotheker der Volksge­sundheit gegenüber habe. Oberbürgermeister Dr. K1 e 11 hieß die Apotheker im Namen der Stadt Stuttgart willkommen. 'Für das Bundesinnen­ministerium sprach Professor Dr. Redek- k e r und für das Innenministerium Württem­berg-Baden Regierungsdirektor Dr. Schmie­del. Die besondere Verbundenheit der deut­schen Ärzte mit der Apothekerschaft bekundete Dr. N e u f f e r, der Präsident des Deutschen Ärztetages. Dr. H. Meyer, Hauptgeschäftsfiih- rer des Apothekerverbandes, snradi über das ThemaProbleme der Azneimittelversorgung.

Handwerkszeug ist hier ausgestellt

700 Jahre deutsche Apotheke

Einen Genuß besonderer Art für den Kenner sowohl wie für den interessierten Laien bietet die Sonderschau7 00 Jahre Deutsche A p o t h e k e. Es gibt kaum einen Stand, der in solch hohem Maße Anteil hat an der kulturel­len Gestaltung und Überlieferung unseres Vol­kes. Das Apothekermuseum in Waldenbuch ist eine wahre Fundgrube von kulturgeschicht­lich bedeutenden Denkmälern, und so liegt auch über der Schau in Stuttgart die Patina altehr­würdiger Geschichtlichkeit.

Die Fayencen, die vielen Salb- und Ölgefäße, Die aus Anlaß des Deutschen Apothekertages die Zinnschüsseln und Reibgeräte künden von ei-

Die Ausstellung aufdem K illesberg

in Stuttgart in den Ausstellungshallen der frühe­ren Gartenschau veranstaltete Apotheken- und Arzneimittelausstellung vermittelt gerade dem Laien einen Einblick in die verschiedensten Au£» gaben und Verantwortungsbereiche des Apothe­kers und zeigt, mit welcher Vielfalt von Arznei-

gespannte Pläne.Im Rom da fehlt ein Hof- mittein er vertraut sein muß. Uber 130 pharma- bräuhaus, sagte er.Das römische Hofbräu- zeutische Firmen sind vertreten und zeigen eine haus werde ich entweder auf der Via Veneto * as *- unübersehbare Menge von alten und neuen

Arzneimitteln. Uber 20 000 verschiedene Präpa­rate muß der Apotheker kennen, auch muß er Noch Sind diese Pläne nicht injias Stadium mit ihnen fachmännisch umzugehen wissen.

Da sind in der Halle 1 die Bayer-Werke mit ihren verschiedenen, für die ganze Welt zu

oder an der Piazza di Spagna eröffnen.

der Verwirklichung getreten. Es wird je­doch ernsthaft an ihnen gearbeitet. Die Atmo­

sphäre ist günstig. Der wachsende Bierdurst der einem Begriff gewordenen Standarderzeugnissen

Römer und der ständige Strom biertrinkender Touristen lassen einen Erfolg Voraussagen. Was ein echtes Hofbräuhaus ist, weiß ich aus eigener Erfahrung, erklärt der römischeBier­prinz.Ich habe eifrige Studien im Mutter­haus in München getrieben. Die römische Toch­ter soll ein waschechter Sproß des alten Stam­mes werden.

vertreten, da zeigen die Farbwerke Höchst ihre so wichtig gewordenen Penizillinerzeugnisse, da hat M a d a u s einen Stand mit seinen pflanz­lichen Extrakten und zeigt zugleich in einem farbenfrohen Garten die Originaldrogenpflanzen, aus denen die heilbringenden Säfte hergestellt werden. Andere Ausstellungsfirmen, so etwa die Satinawerke in Illertissen oder die Ni-

nem vollendeten Sinn für schöne Formen, die aus vielen Jahrhunderten stammenden Mörser, das Leibgeding des Apothekers, sprechen eine ganz eigene Sprache und Arzneischränkchen in ihren graziösgeschwungenen Rokokoformen las­sen erkennen, wie aufgeschlossen die Apotheker für eine künstlerische Gestaltung ihrer Ge­brauchsgeräte waren

Auf der Pressekonferenz, die der Eröffnung der Arzneimittelschau voranging, sprach der Hauptgeschäftsführer des Apothekerverbandes Dr. H. Meyer über die Hauptaufgaben der Ta­gung, an deren erster Stelle der Entwurf eines Bundesapothekengesetzes steht. Ebenso werden die Anpassung der Ausbildung der Jungapothe­ker an die neuzeitlichen Erfordernisse neben der weiteren Besprechung des vom Innenministerium vorbereiteten Bundesarzneimitteigesetzes wich­tige Punkte der Beratungen sein. Pharmazierat H. österle gab Auskunft auf die Fragen der Pressevertreter. Er wies besonders auf die Schwierigkeiten hin, die durch die in der ameri­kanischen Zone eingeführte Gewerbefreiheit für

veawerke Hamburg, geben Aufschluß über die Apotheken entstanden seien.

Deutsdie Chmaforsdmng

Als zum ersten Male Proben chinesischer Poe- iie, Philosophie und Wissenschaft bei uns be­kannt wurden, ahnten nur wenige (wieLeibniz, derChina zu erschließen, die Kulturen Chinas und Europas auszutauschen suchte), welche Aus­weitung und Vertiefung das abendländische Wissen erfahren könnte und sollte. War Chri­stian Menzel wohl der erste, der in Deutschland »biologische Studien trieb, entdeckten und er­forschten die Jesuiten-Missionare des siebzehn­ten und achtzehnten Jahrhunderts die geistige und materielle Kultur des Fernen Ostens, so sollte es doch erst dem neunzehnten Jahrhundert Vorbehalten bleiben, mit der planmäßigen und kritischen wissenschaftlichen Erforschung der auf Jahrtausende zurückblickenden Geisteswelt Chinas zu beginnen. Der Franzose Stanislaus Ju­lien, der Engländer James Legge gehören zu Öen berühmtesten Vertretern der frühen Sino­logie. Eine Zeitlang ging Frankreich führend vor­an; bald begann jedoch die deutsche Forschung mächtig emporzustreben und besonders in den letzten Jahrzehnten das Ihrige dem gemein­samen Bemühen beizusteuern.

Die Gründung des Frankfurter China-Instituts durch Richard Wilhelm (1925), die ostasiatischen Kunstsammlungen der Staatlichen Berliner Mu­seen. die entsprechende Abteilung des Museums für Völkerkunde in Berlin, die Zeitschrift .,Sini- ca, die ostasiatische ZeitschriftAsia Maior. die Gesellschaft für Ostasiatische Kunst sind Zeugen für das mehr und mehr wachsende In­teresse an der so ganz andersartigen Welt und für die Pflege und Erforschung dieses Wissen­schaftszweiges in Deutschland. Eine Reihe von bedeutenden deutschen Gelehrten durchforscht seit der Jahrhundertwende alle Gebiete der ostasiatischen Kulturwelt. An der Universität Berlin vertraten Grube, der Holländer de Groot, Otto Franke und Erich Hänisch (jetzt München) die Sinologie. In Hamburg wirkte Boerschmann und seit dessen Tod Professor Franke, in Frank­furt lehrten als Nachfolger Richard Wilhelms der unlängst verstorbene E. Rousselle und bis Kriegsende C. Hentze. in Leipzig Conrady und Erke* und in Bonn Schmitt. An der Tübinger Universität vertritt K. Bünger die Sinologie.

An die Geographen v. Richthofen und Georg

Wegener sei erinnert und an Franz Kuhns mei­sterhafte Übersetzungen chinesischer Romane. Der r i dem Kriege verstorbene Nestor der deutschen Sinologie, Otto Franke, erwarb sich durch seine vierbändigeGeschichte des chine- sisen Reiches und andere zahlreiche Veröffent­lichungen Weltruf. Alfred Forke, der im Jahre 1944 verstarb und in Hamburg lehrte, schrieb eineGeschichte der chinesischen Philosophie und vor nicht allzulanger Zeit ließ Erich Hä­nisch seineGeheime Gesichte der Mongolen erscheinen. Dieses Werk, vor 700 Jahren in mon­golischer Sprache und in der für die phonetische Wiedergabe gänzlich ungenügenden chinesischen Schrift aufgezeichnet, ist die älteste und wertvoll­ste mongolische Geschichtsquelle. Sie gibt uns echte Kunde vom Mongolentum, von der Ge­schichte ihres Reiches, des seltsamsten und größ­ten aller Weltreiche. Die Geheime Geschichte handelt von Tschinggis Chan, seiner Herkunft und Jugend, den siegreichen Kämpfen mit den Nachbarn der Steppe, die er zu bestehen hatte, bis er 1206 auf dem großen Reichstag an der Onanquelle zum Chan, zumGerechten Herr­scher" aller Steppenvölker erwählt wurde. Eine Schilderung seiner Kriegszüge nach China und den Ländern des Westens und schließlich eine Würdigung seines Sohnes und Nachfolgers Ügedei Chan schließt sich an. Durch Erich Hä­nisch ist für aas das Geheimnis der Geheimen Geschichte kein Geheimnis mehr.

Die mongolistischen Studien werden in Deutschland n. a. von dem früheren Bibliothe­kar am Frankfurter China-Institut. W. A. Un- krig. fortgeführt. Unkrig vertritt die Mongoli­stik an der Universität Frankfurt.

Obwohl auch für die deutsche Ostasienfor­schung der Krieg ein trauriges Erbe hinterließ, die Bibliotheken in Frankfurt, Göttingen und Leipzig vernichtet, Lehrstühle noch unbesetzt sind, das Frankfurter China-Institut nicht mehr besteht, so darf und wird die wissenschaftliche Erschließung des Ostens nicht Stillstehen.

Dr. W. Nölle

Filmfestspiele in Berlin

Mit einer fast 4ViStündigen Festvorstellung im Titania-Palast vor ausschließlich geladenen Gä­sten begannen die Internationalen Filmfestspiele. Die erwarteten internationalen Filmbörühmt-

heiten suchte man vergeblich, in den Ehrenlogen sah man u. a. Margot Hielscher, Lil Dagover, Olga Tschechowa, Theo Lingen, Helmut Weiß ind Kurt Meisel.

Es sprachen Berlins Regierender Bürgermei­ster Prof. Ernst Reuter, Kultursenator Prof. Tiburtius und Staatssekretär Dr. Wende, der in Vertretung des verhinderten Innenmini­sters im Kreuzfeuer zahlreicher Pressephoto­graphen die Bundesfilmpreise überreichte, be­sonders gefeiert wurden die Schöpfer des preis­gekröntenDoppelten Lottehen.

Der amerikanische Kommandant von Berlin, Generalmajor Mathewson, eröffnete dann unter allgemeiner Spannung den geschlossenen Briefumschlag, in dem der mit dem von dem amerikanischen Filmproduzenten David O. Selz- nik gestiftetenSilberlorbeer" ausgezeichnete deutschsprachige Spielfilm, der am besten dem Gedanken der Völkerversöhnung dient, genannt war. Die amerikanische Jury hatte sich für Herrliche Zeiten entschieden und dessen Schöp­fer, Günther Neumann, wurde stürmisch ge­feiert.

In dem überladenen Filmprogramm wurden Ausschnitte aus den als Bewerber um denSilber­lorbeer gemeldeten Filmen gezeigt und zwar aus Dämonische Liebe,Das doppelte Lottehen", Das ewige Spiel.Das sündige Haus, (früher Die Treppe),Dr. Holl,Es kommt ein Tag. Herrliche Zeiten,König für eine Nacht, fer­ner aus dem österreichischen FilmKraft der Liebe und dem Schweizer FilmDie Vier im Jeep. Schließlich lief außer Konkurrenz der mit dem amerikanischen Akademiepreis ausgezeich­nete Selznik-FilmRebekka mir Lanrence Olivier und Joan Fontaine. F. E. O.

Für den Bücherfreund

Zur Entspannung

Hedwig Lohß, Der Vogel Jakob. J. F. Stein­kopf-Verlag. Stuttgart 185», 272 S DM 8.80.

So wie der Rabe schon bei den Germanen als Weisheits- und Schicksalsvogel galt, so greift auch Jakob, der gefiederte Held dieses Romans aus dem Nest geholt in das Treiben des Menschen ein. Zwar stets auf Schelmereien be­dacht und wegen seiner Streiche mehr oder we­niger beliebt, ist Jakob auch hier der Schicksals­

vogel, dem es sogar gelingt, Menschen zu trennen und Ehen zu stiften. Es ist ein frohes Buch, mit seinem Humor das Buch für die ersehnte Ent­spannung. Alfred Hugedubel illustrierte die Ge­schichte mit witzigen Federzeichnungen.

Kleine Geschichte Bad Bolls

Gerhard H e y d e, Das württ. Wunderbad zu Boll. J. F. Steinkopf-Verlag. Stuttgart 1950. 14S S., DM 3 50.

Pfarrer Hey de, der fast 20 Jahre lang in Bad Boll tätig war, erzählt in vorliegendem Büchlein anschaulich vom Anfang des Bades im 16. Jahr­hundert und seiner Entwicklung bis in die Ge­genwart. Bad Boll ist durch das Wirken von Va­ter und Sohn Blumhardt und neuerdings auch durch die Evang. Akademie bekannt geworden.

Schicksal eines Mädchens

Sofie Schleker-Ebe, Johanne Fabrivius. J. F, Steinkopf-Verlag. Stuttgart 1950. 352 S DM 9.50

Die bekannte schwäbische Schriftstellerin Schle­ker-Ebe erzählt mit einfachen Worten das Schick­sal eines jungen Mädchens, dessen Weg aus liebe­armer Jugend zu sinnvollem Dasein führt. Die oberschwäbische Landschaft und die Eigenart ih­rer Bewohner geben den Hintergrund dieses ge­konnt geschriebenen Romans.

Kulturelle Nachrichten

Professor Ferdinand Sauerbruch, der be­kannte Berliner Chirurg, hat in diesen Wochen seine Erinnerungen fertiggestellt, die unter dem TitelDas war mein Leben (Untertitel In Gottes und des Arztes Hand) im Kindler und Sehiermeyer Verlag Bad Wörishofen er­scheinen werden.

Professor Dr. Albert Schweitzer ist in Bordeaux eingetroffen. Der große Arzt, Missio­nar und Kulturphilosoph will den in Anbetracht seines hohen Alters und seiner umfangreichen ärztlichen und schriftstellerischen Tätigkeit dringend benötigten Erholungsurlaub in Frank­reich verbringen und etwa im September zu sei­ner missionsärztlichen Tätigkeit in Lambarene zurückkehren. Albert Schweitzer steht im 77. Lebensjahr.

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