NUMMER 88

SAMSTAG, 9. JUNI 1951

Vor 100 Jahren wurde die Post staatlich

Württemberg übernahm das Privileg der Thurn und Taxis / Der Telegraph feiert Jubiläum

Rechnungsjahr 1851/52 betrug 22 000 Mk. Erst wenn man diese Zahlen mit den heutigen ver­gleicht, kann man sich eine Vorstellung von der enormen Entwicklung der Post machen.

Auch das Telegraphenwesen hat vor 100 Jahren in Württemberg seinen eigentlichen Anfang ge­nommen. Zunächst war es eine Sicherheitsvor­richtung der Eisenbahnen. Im Winter 1850/51

gestattet. Im Lauf der Zeit trat der ursprüng­liche Charakter für den Eisenbahnbetrieb zu­rück und der Telegraph gewann immer mehr die Bedeutung eines selbständigen Verkehrsmittels,

Unsere schwäbische Post darf dieses Jahr ver- bahn durch die Post einen völlig umgestalten- schiedene 100jährige Jubiläen begehen. Bis zum den Einfluß auf den ganzen Postbetrieb aus- Jahre 1851 — also bis vor 100 Jahren — lag das üben, schwäbische Postwesen in den Händen der Erb- Ebenfalls im Jahr 1851, und zwar am 22. August, wurde längs der Eisenbahnlinie Heilbronn—Stutt- postmeister von Thurn und Taxis, die heute noch trat die Transportordnung für den Postverkehr gart—Friedrichshafen eine elektrische Telegra- im schwäbischen Oberland begütert sind. Es im Inland in Kraft, durch die der Brief- und phenlinie mit Morsebetrieb für dienstliche Zwecke fehlte in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahr- Paket-Tarif wesentlich vereinfacht und ermäßigt angelegt. Erst vom 16. April 1851 an wurde, so- hunderts nicht an Versuchen, das Postwesen in und das Paket- und Briefbestellgeld aufgehoben weit es der amtliche Dienstverkehr zuließ, der die Hände des Landes Württemberg zu bekom- wurde. Am 16. Juli 1851 trat die Württ. Post Öffentlichkeit die Mitbenützung der Einrichtung men. Der im Dezember 1849 gemachte Versuch, dem am 6. April 1850 gegründeten Deutsch-öster- durch Landesgesetz das Postlehensverhältnis auf- reichischen Postverein bei.

zulösen, war infolge des Einschreitens der Bun- Interessant sind die Zahlen über den Stand desgewalt gescheitert. Erst durch die von der des Postwesens in Württemberg im Jahre 1851. „

württembergischen Regierung konsequent durch- Man zählte im ganzen Land 124 Postanstalten, dessen sich hauptsächlich die Presse und die geführte Maßregel, der Taxischen Post die Be- Die Posten legten 1850/51 2,5 Millionen km auf Wirtschaft bediente. Wie die Postverwaltung, so nützung der inzwischen auf den Hauptstrecken Land- und Wasserwegen zurück. Im unmittel- trat auch die württembergische Telegraphenver- in Betrieb genommenen Staatseisenbahnen zu baren Dienst der Postverwaltung standen 315 wältung im Jahre 1851 dem Deutsch-österreichi- verweigern, sah sich die Taxische Verwaltung Personen. 7,5 Millionen Sendungen wurden von sehen Telegraphenverein bei. Das Telefon kam in gezwungen, auf Verhandlungen einzugehen. Diese der Post 1851 abgefertigt. Der Reinertrag im Württemberg erst in den 80er Jahren auf. führten dann zu dem Vertrag vom 22. März 1851

über die „Auflösung des zwischen Seiner Maje- »y« . . T .

«tat dem König von Württemberg und dem Wenn Kinder mit 13 V 2 Jahren die Schule verlassen

fürstlichen Hause Thurn und Taxis bestehenden • "

Lehensverbandes hinsichtlich der königlichen Po­sten“. Darin verzichtete das fürstliche Haus ge­gen eine Entschädigung von 1 300 000 fl. auf die Tuttlingen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, ihm im Königreich Württemberg hinsichtlich des Bezirksstelle Württemberg - Hohenzollern, bittet halbes Jahr planlos umherirren? Wissen wir nicht Postwesens zustehenden Rechte. uns, die Öffentlichkeit im Zusammenhang mit aus Erfahrung, welche Gefahren damit verbun-

Die Übergabe der Post an den Staat erfolgte der Umstellung des Schuljahrbeginns von Herbst den sind? Wieviele junge Menschen, die zu einem

am 1. Juli 1851. Die Verwaltung der Post wurde auf Frühjahr darauf aufmerksam zu machen, daß solchen, wenn auch kurzfristigen Dasein verur-

mit der der Eisenbahnen und des kaum in sei- ein wesentlicher Teil der Geburtsjahrgänge 1944 teilt waren, sind der Kriminalität anheimgefallen

nen Anfängen entstandenen Telegrafenwesens bis 1951 die Schule in den nächsten acht Jahren oder haben mindestens den Sinn für die Berufs­

unter dem Finanzministerium vereinigt. Rasch schon mit 13 1 /* Jahren verläßt. Alle diese Schüler arbeit verloren!“ folgten sowohl beträchtliche Ermäßigungen der stünden dann vor den Toren unserer Wirtschaft,

Posttaxen, als auch durchgreifende Verbesserun- dürften aber nicht aufgenommen werden, weil gen der Posteinrichtungen, z. B. die Einführung das Jugendschutzgesetz Kinderarbeit (unter vier- der Briefmarken und im Zusammenhang damit zehn Jahren) mit Recht verbiete

Ein Vorschlag der Gewerkschaften zur Neuregelung des Schuljahrbeginns

hen? Kann es verantwortet werden, daß sie ein

Die Gewerkschaften machen nun den Vor­schlag, man möge alle diese jungen Menschen da­für gewinnen, daß sie von zuständiger Stelle (Ar­beitsministerium, Berufsberatung) in Gemein-

der Postbriefkästen. Ganz besonders aber mußte „Was soll nun“, heißt es in der Zuschrift wei- Schaft mit den Gewerkschaften für berufsvorbe- die nunmehr ermöglichte Benützung der Eisen- ter, „mit diesen vielen jungen Menschen gesche- reitende theoretische und praktische Arbeit ge-

Uni die Reqiusit/onsschädei)

Baden-Baden. Am 5. Juni 1951 ist eine Anord­nung des französischen Hohen Kommissars in Kraft getreten, wonach Entschädigungsanträge wegen Verlusten oder Beschädigungen in requi­rierten Räumen oder an requirierten Gegen­ständen in Zukunft nicht mehr bei dem Landes­entschädigungsgericht in der Landeshauptstadt, sondern beim Bürgermeisteramt des Re­quisitionsortes innerhalb der bekannten Drei­monatsfrist einzureichen sind. Auf Grund der Schadensanmeldung wird sich der französische Kontrollbeamte für Requisitionen gemeinsam mit dem zuständigen Requisitionsamt um eine gütliche Regelung des Entschädigungsfalles be­mühen. Ein etwaiger Vergleich ist für die Be­teiligten bindend, er wird sofort rechtskräftig. Entschädigungsanträge über 1500 DM können jedoch nicht in der Weise erledigt werden, da die Requisitionsämter zum Abschluß derartiger Vergleiche nicht ermächtigt sind.

Kommt es nicht zu einem Vergleich, so werden die Akten dem Landesentschädigungsgericht zur weiteren Bearbeitung des Entschädigungsfalles alsbald übersandt. Es wird besonders daraufhin­gewiesen, daß die neuen Vorschriften nur für Requisitionsschäden gelten. Alle anderen Ent­schädigungsanträge sind nach wie vor unmittel­bar bei dem Landesentschädigungsgericht einzu­reichen. In Zweifelsfragen erteilen das Gericht und die Requisitionsämter Auskunft.

schult werden. Die Gewerkschaften wünschen mit den sonst noch an der Berufserziehung beteilig­ten Stellen in eine Diskussion über das Problem einzutreten.

Nürtingen erwartet Kirschenrekordernte

Nürtingen. In den Kirschengebieten des Krei­ses Nürtingen ist dieses Jahr mit einer Kirschen- rekordemte zu rechnen. Die Hauptemte wird bereits in etwa 10 Tagen einsetzen.

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