NUMMER 83

SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK

FREITAG, 1. JUNI 1951

Unsere Gefallenen bleiben unvergessen

Zur Haussammlung desVolksbundes Deuts die Kriegsgräberfürsorge vom 1. bis 3. Juni

Tübingen. Von 2 825 000 deutschen Soldaten weiß man genau, daß de im letzten Krieg gefallen sind. Ihr Tod ist amtlich beurkundet. Aber auch von diesen Toten, die lange nicht die Gesamtzahl der Gefallenen des letzten Krieges ausmachen, weiß man längst nicht in Jedem Fall, wo sie be­graben liegen. Es war eine der ersten Aufgaben desVolksbundes Deutsche Kriegs­gräberfürsorge e. V. nach dem Krieg, das Material für eine Gesamtkartei aller Gefal­lenen zu sammeln und nach Möglichkeit den Be­gräbnisort jedes einzelnen Soldaten festzustellen. Bis jetzt ist die ursprüngliche Grablage von etwa zwei Dritteln der mehr als zweieinhalb Millionen amtlich als tot gemeldeten Gefallenen festgestellt.

Es ist nach diesem Krieg bedeutend schwieri­ger, die Gesamtzahl der Gefallenen zu ermitteln, alle Toten zu Identifizieren und besonders, den genauen Ort zu bestimmen, wo der einzelne be­graben liegt. Aus der Sowjetunion, wo zweifel­los die meisten Gefallenen liegen, ist auf keine Anfrage, von wem sie auch gestellt sein mochte, je auch nur eine andeutende Auskunft gegeben worden. Es ist anzunehmen, daß es in der So­wjetunion heute gar keine deutschen Soldaten­friedhöfe mehr gibt. Mit Polen, der Tschechoslo­wakei und Jugoslawien konnte der Volksbund private Beziehungen aufnehmen und wenigstens etwas in Erfahrung bringen. Aus der Ostzone und dem russisch besetzten Teil Österreichs, wo die letzten Schlachten dieses Krieges geschlagen wurden und zweifellos eine große Zahl Soldaten begraben liegt, ist nur schwer etwas zu erfahren.

Anders liegen die Verhältnisse im Westen. Von 150 000 Deutschen weiß man, daß sie in Frankreich gefallen und begraben sind. Aber längst nicht jeder ist identifiziert. Ähnlich ist es bei den 47 000 Toten In Belgien, den 34 000 in Holland und den 10 000 in Luxemburg. Als vor­bildlich muß die Mitarbeit Italiens an der Identifizierung der deutschen Gefallenen und der Pflege ihrer Gräber bezeichnet werden. Von den rund 100 000 Gefallenen in Italien konnten mit Hilfe der dortigen amtlichen Stellen 90 000 Gräber namentlich erfaßt werden. Von den 30 000 Gräbern in Nordafrika sind bis heute 16 000 identifiziert.

In der Deutschen Bundesrepublik sind 263 000 deutsche Soldaten bestattet, davon 4660 auf 461 Gemeindefriedhöfen in Württemberg-Hohenzol- lern. Auch diese Toten sind noch lange nicht alle identifiziert. In Südwürttemberg gibt es allein noch 170 unbekannte Soldaten. Im Kreis Ravensburg liegen 527 Soldatengräber, im Kreis Tübingen 514 und im Kreis Calw 432. Auch in den anderen Kreisen geht die Zahl kaum einmal unter 100 herab.

Man müßte eigentlich denken, daß wenigstens die Gräber auf deutschem Boden, auch wenn unbekannte Soldaten darin liegen,-betreut und gepflegt werden. Das ist leider noch nicht über­all der Fall. Bevor wir jedoch von fremden Län­dern wünschen, daß sie die Gräber unserer Ge­fallenen in Obhut nehmen beziehungsweise den Volksbund dort arbeiten lassen, müssen wir dafür sorgen, daß wenigstens die Gräber im eigenen Land ln Ordnung sind und davon Zeug­nis ablegen, daß unsere Kriegstoten nicht ver­gessen sind.

Gegen Sperrung der Schwarzwaldhochstraße

Freiburg. Die badische Regierung hat bei fran­zösischen Stellen Schritte unternommen, um die von der Besatzungsmacht beabsichtigte mehr­wöchige Sperrung der Schwarzwaldhochstraße im nördlichen Teil des Schwarzwalds, die wegen Schießübungen vorgenommen werden soll, zu verhindern. Die Gebiete an der Schwarzwald­hochstraße gehören zu den landschaftlich schön­sten Gegenden des Schwarzwalds und sind mit Ihren bekannten Kurhäusern und Sanatorien Bühlerhöhe, Plättig, Sand, Hunds­eck und anderen ein Fremdenverkehrszentrum erster Ordnung. Da die Sperrung mitten in die Hochsaison fällt und längere Zeit dauern soll, würde der Fremdenverkehr dort praktisch lahm­gelegt.

Über 200 Soldatenfriedhöfe, auf die die Ge­fallenen aus ihren während der Kriegshandlun­gen verstreut angelegten Gräbern umgebettet wurden, sind in Westdeutschland bisher ausge­baut worden. In Südwürttemberg sind gegen­wärtig in folgenden Orten Kriegerfriedhöfe im Ausbau bzw. geplant: Beuron, Baiersbronn, Creg- lingen, Erzingen, Eschach, Feldrennach, Guten­

hört es zu seinen Aufgaben, Mittler zwischen den Gräbern draußen und den Angehörigen zu sein und so dazu beizutragen, daß die Erinne­rung an jene Menschen wachbleibt, die das un­glückliche Opfer eines unerbittlichen Schicksals geworden sind.

Wie schon mehrfach angekündigt, führt der Voiksbund mit Unterstützung des VdK vom 1. bis 3. Juni erstmals nach dem Krieg in Süd­württemberg eine Haussammlung durch. Außerdem ist er für Spenden dankbar, die Kriegerwitwen und anderen Angehörigen Ge-

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So darf es nicht mehr lange aussehen

zell, Loffenau, Monakam, Ochsenhausen, Ried- linger. R"cnfeld, Untermarchtal, Weilersteuß- lingen.

Es ist bekannt, daß die Bundesbahn einmal im Jahr jedem Angehörigen eine Reise zu einem Soldatengrab im Gebiet der Bundesrepublik zu halbem Preis ermöglicht. Nach Italien, Belgien und Luxemburg führt der Volksbund seit eini­ger Zeit selbst regelmäßig Fahrten durch. Neben der würdigen Ausgestaltung der Friedhöfe ge­

fallener speziell einen Grabbesuch im Ausland ermöglichen. Unsere Zeitung hat sich bereits durch einen namhaften Betrag an dieser Aktion beteiligt und gibt so einer Kriegerwitwe Gele­genheit. das Grab ihres gefallenen Mannes lm Ausland zu besuchen.

Anläßlich der Haussammlung sendet der Süd­westfunk, Studio Tübingen, am heutigen Frei­tag um 18 Uhr eine Ansprache von Staatspräsi­dent Dr. Müller.

Aus Süd Württemberg

Die ersten Umsiedlertransporte Tübingen. Im April trafen in Württemberg- Hohenzollem die ersten diesjährigen Umsiedler­transporte aus Schleswig-Holstein und Nieder­sachsen ein. Insgesamt wurden 397 Personen, darunter 153 Frauen und 97 Kinder, aufgenom­men.

Steigende Kriminalität Tübingen. Die seit Jahresbeginn zu beobach­tende Zunahme der Kriminalität in Württem- berg-Hohenzollern hielt auch im April an. Die Zahl der Straftaten lag in diesem Monat mit 3142 um rund 700 höher als im Dezember 1950 und um rund 150 höher als lm März. Trotz die­ser zahlenmäßigen Zunahme war festzustellen, daß die schweren Delikte wie Mord, Abtreibung und gefährliche Körperverletzung zum Teil er­heblich zurückgingen. 82 Prozent der Straftaten konnten von der Polizei bereits aufgeklärt wer­den. Der Anteil der Jugendlichen ging von 7,3 Prozent im März auf 4,9 Prozent im April zu­rück.

Mediziner nicht mehr an der Spitze RE. Tübingen. Lange Zeit hindurch wies die medizinische Fakultät an der Universität Tübin­gen die höchsten Studentenzahlen auf. Infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage der Jungärzte und verschärfter Zulassungsbestimmungen bei

Kurze Umschau im Lande

In einem Ententeich ertrunken ist in der Nähe von Stuttgart ein zweieinhalbjähriges Kind, das am Rand des Wassers spielte.

Vom Fenstersims gestürzt und tödlich verletzt wurde ein 12jähriger Junge in Bönnigheim, Kreis Ludwigsburg, als er Nägel aus einem Fenster­rahmen ziehen wollte.

Eine Schafherde flüchtete in Bad Wimpfen während des Gewitters auf einen Bahndamm, als eben ein Zug nahte. 34 Schafe wurden getötet oder so schwer verletzt, daß sie geschlachtet wer­den mußten.

Von einem Laufkran erfaßt und an die Wand gedrückt wurde ein Hilfsarbeiter in einer Reut- linger Maschinenfabrik. Während des Transports ins Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen.

Auf einen Kieshaufen anfgefahren Ist mit sei­nem Motorrad ein Telegraphenaufseher auf der Nordstetter Steige (Kreis Horb). Er stürzte gegen einen Steilhang und wurde tödlich verletzt.

Die große Kakteengruppe im Uberlinger Stadt­garten wurde von einem Geistesgestörten nachts völlig verstümmelt. Die bis zu 6 m hohen Säulen­kakteen wurden mit einem Beil angeschlagen, die Seitentriebe geköpft und die Blattriebe der Feigenkakteen abgehackt.

Das neue Verwaltungsgebäude der Oberpost­direktion Freiburg wurde ln Anwesenheit von Bundespostminister Schuberth am Mittwoch sei­ner Bestimmung übergeben.

Sein Fnßabdrnck anf dem Gehweg wurde einem Einbrecher in Freiburg zum Verhängnis. Er hatte

Schiffsfunk auf dem Bodensee

Friedrichshafen. Die beiden Bodenseeschiffe Lindau undBaden" sind jetzt nach mehr als einjährigen Versuchen mit einer ständigen Ultrakurzwellen - Schiffsfunkanlage ausgestattet worden. Das Funknetz, in das später auch die andern Bodenseeschiffe einbezogen werden sol­len, dient vorerst nur dem innerbetrieblichen Sprechverkehr der Bundesbahn, kann aber ohne weiteres an das Fernsprechnetz der Bundespost angeschlossen werden. Die deutschen Bodensee­schiffe waren bereits vor dem Krieg mit Funk­geräten ausgestattet, mußten sie aber 1945 an die Besatzungsmacht abliefern.

Schlachtviehmarkt Stuttgart

Donnerstag, 31. März

Auftrieb: 55 Bullen, 6 Kälber und 13

E chweine. Keine Notierung; Preise gegenüber 'lenstag unverändert. Marktverlauf; Lang­sam, geräumt.

sich besonders deutlich abgezeichnet, da der Mann vorher in eine Pfütze getreten war. Das ungewöhnliche Muster der Gummisohlen erkannte ein Polizeibeamter von 23 Einbrüchen in Frei­burger Geschäften her wieder.

Einen Goldschatz fanden Kinder in Stein- e g g, Kreis Pforzheim, als sie in der Erde gru­ben. Unter einem großen Stein lag eine Flasche mit Gold- und Silbermünzen, die von 1818 bis ins Jahr 1920 reichen. Der Eigentümer konnte noch nicht ermittelt werden.

Vom Fahrrad gerissen wurde in Karlsruhe nachts eine Kellnerin, als sie heimfahren wollte. Ein bis jetzt unbekannter Mann verletzte sie durch Messerstiche lebensgefährlich.

Mit 16 Messerstichen verletzte ein Pole in Frankenthal seine Geliebte nach einer Streiterei. Das Mädchen schwebt in Lebensgefahr.

Die ersten Kirschen werden jetzt an der Berg­straße geerntet. Auf dem Mannheimer Wochen­markt kostet das Pfund 1.- DM.

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Bei einem Ballonwettfliegen des Jugend-Rot­kreuzes, das am 19. Mai im ganzen Bundesgebiet stattfand, legte der Ballon der siebenjährigen Birgit RÖhm aus Sindelfingen rund 890 Kilometer Luftlinie zurück und landete in der Provinz Kali sch (Polen). Der Finder des Ballons hat die angehängte Karte zurückgeschickt.

*

Aus einem Göppinger Zeitungskiosk sind in einer der letzten Näbhte bei einem Einbruch 7080 Magazine und Abenteuerromane gestohlen worden. Das Geld in der Kasse tastete der Ein­brecher nicht an. Wenige Tage später wurde aus dem gleichen Kiosk dann allerdings auch die Kasse entwendet. Diesmal blieben die Magazine liegen. Trotzdem vermutet die Polizei, daß es sich in beiden Fällen um den gleichen Täter han­delt. Ein Beamter meinte, der Einbrecher sei von dem Inhalt der Magazine offenbar enttäuscht gewesen.

Ein nicht alltäglichesAttentat" wurde am Dienstag auf einen Staatsanwalt in V lm verübt. Ein ehemaliger Pfleger des Kreiskrankenhauses, der den Staatsanwalt aufgesucht hatte, fühlte sich durch eine Bemerkung brüskiert, stürzte auf den Korridor, riß das Minimax-Feuerlöschgerät von der Wand, setzte es in Betrieb und rückte damit seinem vermeintlichen Widersacher zu Leibe. Erst nach einer lebhaften Wasserschlacht konnte derMinimax-Attentäter" von herbeige­rufenen Beamten überwältigt und in Haft ge­nommen inerden.

Medizinern steht nunmehr die philosophische Fa­kultät mit 991 Studenten an der Spitze, gefolgt von der ev.-theologischen Fakultät mit 600 Stu­denten.

Täglich 780 Buchbestellungen

RE. Tübingen. Wie Bibliotheksrat Dr. von H a r n a c k bei einer vom Rektor der Univer­sität Tübingen, Prof. Dr. Thielicke, veran­stalteten Pressekonferenz mitteilte, wurden von der Tübinger Universitätsbibliothek im Jahre 1950/51 rund 230 000 Bücher ausgeliehen. Das ent­spricht einem Tagesdurchschnitt von 780 Büchern. Ein Vergleich mit den Jahren 1928/29 und 1938/39, als täglich nur 288 bzw. 244 Bücher ausgeliehen wurden, läßt erkennen, wie sich der Ausfall an­derer großer Bibliotheken und der Verlust der Büchereien von Studenten und Dozenten in der Arbeit der Tübinger Bibliothek widerspiegelt. Auch die Zahl der Benutzer der Ausleihe läßt das erkennen. Im Jahr 1929/30 waren es 2905, im Jahr 1938/39 nur 2000 und lm Jahr 1950 über 5500 Benutzer. Diesem erhöhten Arbeitsanfall steht der unverändert gebliebene Personalbestand gegenüber.

Laßt die Sprengkörper liegen!

Hechingen. Das leichtsinnige Umgehen mit Sprengkörpern forderte bei Ringingen auf der Hohenzollernalb wieder einen Toten und einen Schwerverletzten. Als zwei Landwirte aus Ringingen bei Grabarbeiten an einer alten Straße zwei Leuchtspurgranaten gefunden hatten, ließ sich der eine von ihnen trotz Warnung seines Mitarbeiters nicht davon abbringen, die Spreng­körper mit dem Pickel zu bearbeiten. Hierbei krepierte eines der Geschosse und verletzte beide Männer schwer. Der 29 Jahre alte Vitus Ditz .ist kurz nach der Einlieferung in die Tü­binger Klinik seinen Verletzungen erlegen.

Zuchthaus für einen Marokkaner

Leutkirch. Im Mal 1946 hatte ein fahnenflüch­tiger Marokkaner bei einem Einbruch in ein ab­gelegenes Anwesen der Gemeinde Altmanns­hofen bei Leutkirch den Bauern mit einer Eisenstange totgeschlagen und seine Ehefrau schwer verletzt. Aus Straßburg wird nun be­kannt, daß der Marokkaner dort wegen Totschlags und fortgesetzten Diebstahls zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.

Aus Nordwürttemberg

Süddeutsche Klassenlotterie

Stuttgart. In der Ziehung der zweiten Klasse der neunten Süddeutschen Klassenlotterie, fielen 100 000 DM auf Nummer 76 336, 30 000 DM auf Nummer 165 045. 10 000 DM auf Nummer 71424 und 157 807.

Ein unglückseliger Zufall?

Stuttgart. Am Dienstagabend wurde eine 56- jährige Frau in Stuttgart-Zuffenhausen von ihrem heimkehrenden Mann tot im Bett aufge­funden. Wie die Ermittlungen der Polizei und der Sachverständigen der Technischen Werke er­gaben, ist in das Schlafzimmer der Frau Leucht­gas gedrungen aus einer Leitung, die im Keller des Hauses durch einen Haupthahn abgeschlossen war. Dieser Hahn, von dem ein totes Rohrende beim Neubau des Hauses 1949 mit einbetoniert worden war, fand sich etwas aufgedreht. Man vermutet, daß ein Kind beim Spielen in den Keller geklettert ist und sich an dem Haupthahn festgehalten hat, wobei dieser sich öffnete. Of­fenbar war das Leitungsende doch nicht fest ver­mauert, so daß das Gas unter dem Fußboden der Küche durch bis zum Schlafzimmer der Frau dringen konnte.

Angetrunkene Chauffeure machten Wettfahrt

Eßlingen. Die angetrunkenen Fahrer von drei mit Sand beladenen Lastwagen machten auf der Bundesstraße 27 bei Eßlingen eine Wettfahrt. Der vorderste streifte ein Pferdefuhrwerk, so daß das scheuende Pferd auf einen Pkw sprang. Die beiden anderen Lastwagen fuhren zusammen auf ein Tankfahrzeug, wobei sich einer überschlug und die Böschung hinabgeschleudert wurde. Der Kutscher des Pferdefuhrwerks wurde schwer verletzt. Einer der Fahrer wollte flüchten, wurde , jedoch festgenommen.

Aus Baden

Kouril bekommt 15 Jahre Zuchthaus

Karlsruhe. Der Tscheche Kouril, ehemaliger stellvertretender Leiter des Interniertenlagers Kleidovka, wurde vom Schwurgericht am Mitt­woch wegen Totschlags und wegen Körperver­letzung in 28 Fällen zu 15 Jahren Zuchthaus ver­urteilt. Der Angeklagte nahm das Urteil zynisch lächelnd entgegen.

Der Vorsitzende betonte in der Urteilsbegrün­dung, die Zugehörigkeit Kourils zu einem andern Land habe bei der Strafbemessung keine Roll« gespielt. Konzentrationslager seien ein Ausdruck der Brutalität und des Sadismus. Das Gericht habe Kouril, mit Ausnahme von acht Fällen, ln denen er wegen Mangels an Beweisen freige­sprochen worden sei, für schuldig befunden, deutsche Internierte in den Lagern Klei­dovka, Kaunitz-Kolleg und Julien- f e 1 d schwer mißhandelt zu haben. Mit seinem Vorgehen gegen die Deutschen, in deren Dienst er bis 1945 gestanden hatte, habe er steh In den Augen der Tschechen rehabilitieren wollen. Der Verurteilte mußte angesichts der erregten Men­schenmenge, die vor dem Gerichtsgebäude war­tete, unbemerkt ins Untersuchungsgefängnis zu­rückgebracht werden.

Viermal lebenslänglich Zuchthaus

Freiburg. Die drei Polen und der Tscheche, dl« lm Februar 1949 in Waldkirch bei Freiburg das Juweliersehepaar K u r y ermordet hatten, wurden am Mittwoch zu lebenslänglichem Zucht­haus verurteilt. Der Staatsanwalt erklärte, daß es sich bei den Angeklagten um den Abschaum jener DPs handle, die nach dem Krieg in Deutsch­land ein Schmarotzerdasein führten.

Zollbeamte festgenommen

Lörrach. Unter dem Verdacht, sich am Schmug­gel über die Schweizer Grenze beteiligt zu haben, wurden zwei deutsche Zollbeamte verhaftet, nach­dem im Monat Mai bereits ein Angehöriger der Zollgrenzverwaltung festgenommen worden war.

Wie wird das Witter?

Aussichten bis Samstagabend: Meist bewölkt mit vereinzelten Aufheiterungen, örtliche Gewit­terbildungen, allmähliche Erwärmung. Tagestemr peraturen 2023 Grad, vorwiegend östliche Wind«.

Straßensperrungen

Tübingen. Wegen Straßen- oder Brückenbauarbei­ten sind zurzeit in Württemberg-Hohenzollern fol­gende Bündesstraßen für längere Zelt gesperrt:

Nr. 30 Ravensburg Friedrichshafe« zwischen Meckenbeuren und Friedrichshafen (8,5 km)l Umleitung über Meckenbeuren Tettnang Fried­richshafen.

Nr. 32 Sigmaringen Weingarten zwt Sehen Mengen und Herbertingen (6,7 km); Umleitung über Langenenslingen und Altshausen Ostrach.

Auf Nr. 27 Stuttgart Tübingen ist vor­aussichtlich bis 30. Juli im Abschnitt Bebenhausen- Lustnau (4 km) Höchstgeschwindigkeit 30 km, Über­holverbot, abschnittsweiser Einbahnverkehr.

Auf Nr. 27 Tübingen Balingen ist vor­aussichtlich bis 31. August im Abschnitt Hechingen- Wessingen (3 km) halbseitiger Verkehr.

Quer durch den Spott

Der neue Tübinger Ruii.,s.ec':enkurs

Am 24. Juni veranstaltet wie schon kurz berich­tet der Automobil- und Motorradsportclub e. V. Tübingen, Ortsciub des ADAC, das 3. Tübinger Rund- streckenrennen. Die neue Rennstrecke, etwa 4 km lang, befindet sich außerhalb Tübingens in Richtung Hechingen bei der Ortschaft Dußlingen und liegt in einem landschaftlich besonders reizvollen Gelände vor den Bergketten der schwäbischen Alb. Im Ge­gensatz zu dem sportlich weniger reizvollen Drei­eckkurs der vergangenen Jahre bietet diese neue Rennstrecke große Möglichkeiten zur Entfaltung fah­rerischen Könnens. Die Streckenführung über beste Bundesstraßen und neu ausgebaute Verbindungs­straßen weist Steigungen, Gefällstrecken. Spitzkeh­ren, Vollgaswindungen und eckige Kurven auf. Be­reits jetzt sind die Vorarbeiten für eine reibungs­lose Abwicklung der Rennen, für eine erstklassige Besetzung in vollem Gange. Nach dem Urteil von Fachleuten ist mit Tübingens neuer Berg- und Tal- Rundstrecke dem Motorsport eine reue schwere Prüfstrecke erstanden, die diesem Rennen im schwäbischen Raum seine alte Publikumswirksam- keit und sportliche Popularität für weitere Zeiten sichert.

Leichtathletik-Bezirksmeisterschaften

Nachdem die Lauf-, Sprung- und Wurfanlagen der Städt. Kampfbahn in Balingen fertiggestellt sind und durch die Tribüne rasch ihrer Vollendung ent­gegengeht, sind die Bedingungen für die Durchfüh­rung der Bezirksmeisterschaften des Bezirkes Zol- lern-Schwarzwald (Balingen. Hechingen, Freuden­stadt, Horb, Rottweil, Tuttlingen), die am 10. Juni 1951 stattfinden, restlos erfüllt.

Die neue Sportplatzanlage der Stadt Balingen ist wohl eine der zweckmäßigsten und schönsten des Landes. Man ist deshalb ganz besonders auf die Er­gebnisse der Bezirksmeisterschaften gespannt. Sie sind die Generalprobe für die fünf Wochen später auf der gleichen Anlage stattfindenden Süddeutschen

Leichtathletik-Meisterschaften. Auch die technisch« Organisation und das Kampfgericht sind bis ln» kleinste für die Bezirks wie auch für die Süd­deutschen Leichtathletik-Meisterschaften vorbereitet und werden in jeder Hinsicht vorbildlich sein.

Zu der an dieser Stelle erfolgten Ausschreibung sei noch ergänzend mitgeteilt, daß für die Alters­klassen ebenfalls Dreikämpfe, bestehend aus den gleichen Übungen wie für die Aktiven, stattfinden

Kurz berichtet

Der amerikanische Boxweltmeister in» Schwergewicht, Ezzard Charles, verteidigte seinen /Titel am Mittwochabend im Chikagoer Stadion er­folgreich gegen den Weltmeister im Halbschwerge­wicht Joey Maxim. Charles siegte vor nur 8000 Zu­schauern über fünfzehn Runden eindeutig nach Punkten.

Die deutsche Bundesrepublik und Japan sind am Mittwoch in den Internationalen Turn­verband aufgenommen worden, der ln Floren* einen dreitägigen Kongreß abgehalten hat.

In norwegischen Sportkreisen ist hin­sichtlich einer Teilnahme Deutschlands an den Olym­pischen Winterspielen 1952 in Oslo ein Stimmungs­umschwung eingetreten. Besonders die Jugend una die aktiven Sportler sprechen sich für eine Einla­dung Deutschlands aus.

Die ADAC-Ortsgruppe Stockach bringt am 3. Juni das 2. Stockacher Rundstreckenren­nen für Solo- und Seitenwagen-Motorräder zur Durchführung. Das Rennen, von der Obersten Mo­torsportkommission offiziell als Nachwuchsrennen genehmigt, wird auf einer 1,5 km langen Rund­strecke innerhalb der Stadt Stockach ausgetragen. Zahlreiche Fahrer aus Württemberg-Baden und dar­über hinaus aus ganz Süddeutschland haben sich angcmeldet.

Neuer Weltmeister lm Degenfechten wurde am Dienstagabend der Italiener Edoardo Mangiarotti, der sieben der neun Treffen der Schluß­runde gewann.