NUMMER 82
MITTWOCH, 3 «. MAI 19 51
Unser Garten im Juni
Laufende Pflege der Kulturen steht im Vordergrund der Arbeit
Das Wetter im Juni entscheidet über die Ernte des Jahres, denn „was im Juni nicht wächst, gehört in den Ofen“. Warm und feucht soll dieser Monat sein, entsprechend der Regel: „Ist der Juni warm und naß, hat der Gärtner großen Spaß". Dagegen verdirbt der Juni das ganze Jahr, wenn er „kühl und regnerisch war“.
Im Gemüsegarten steht im Juni die laufende Pflege der Kulturen im Vordergrund aller Arbeiten. Der intenvise Anbau im Garten entzieht dem Boden besonders viel Nährstoffe, die durch Düngung wieder ersetzt werden müssen. Sie darf aber nicht einseitig sein, sondern muß stets harmonisch unter Berücksichtigung aller für die Pflanzen erforderlichen Nährstoffe vorgenommen werden. Tomaten werden jetzt erstmals und danach laufend ausgegeizt. Wenn das nicht rechtzeitig geschieht, entwickelt sich an jeder Pflanze ein Triebgewirr; die Nähr- und Baustoffe sind nutzlos verbraucht. Im Mai gesäte Gemüse wie Rote Rüben, Kohlrüben und Wintermöhren werden vereinzelt, damit die Pflanzen genügend Platz haben. Kartoffeln werden gehackt und angehäufelt. Abgeemtete Gemüsebeete sollen möglichst rasch wieder neu bestellt werden, damit der Boden nicht unnötig austrocknet. Da die Frühsorten leicht schossen, dürfen von Salat und Kohlrabi nur mehr Sommersorten gepflanzt werden. Gewürzkräuter werden vor der Blüte geschnitten und danach wettergeschützt an der Luft getrocknet.
Im Obstgarten wird bei Bedarf weiter gründlich gewässert, um Triebbildung und Fruchtbildung zu fördern. Wenn Obstbäume gedüngt werden sollen, dann genügt es nicht, die Nährstoffe einfach unter- und außerhalb der Kronentraufe zu verteilen, sie müssen vielmehr mit Hilfe von Gräben oder Löchern
mindestens in eine Tiefe von 30 bis 40 cm gebracht werden. Wenn das Kernobst wallnußgroß ist, empfiehlt sich bei starker Schorfgefahr eine nochmalige Spritzung gegen diese Krankheit, die den Wert und das Aussehen der Früchte erheblich mindert. Wer besonders große Früchte ernten will, muß die kleinen und zurückgebliebenen rechtzeitig herauspflücken, eine Arbeit, die an niedrigen Baumformen leicht durchzuführen ist. Tritt an Pfirsichen trotz Winterspritzung die Kräuselkrankheit auf, dann müssen die befallenen Triebe abgeschnitten und verbrannt werden. Das gilt auch für trockene Triebe an Sauerkirschen, die dann meist von Monilia befallen sind.
Im Ziergarten werden die Beete mit Stauden, Einjahrsblumen und Rosen laufend gepflegt: man hackt, düngt und wässert. Stauden des Vorfrühlings und Frühlings können jetzt nach der Blüte geteilt und neu aufgepflanzt werden. Rosen und Rittersporn, an denen Mehltau auftritt, bestäubt man mit feinem Schwefel. Blattläuse an Dahlien und Rosen werden vorbeugend durch Spritzen oder Stäuben mit einem der neuen Kontaktinsektizide bekämpft. Zusammengesponnene Blätter an Rosen lassen auf den Befall durch den Rosenwickler schließen; die Blätter werden gesammelt und verbrannt. Blütenstände an Stauden und Sommerblumen schneidet man nach der Blüte ab, um einen neuen Flor zu erreichen und die Ausbildung von Samen zu. verhindern. Ab Ende des Monats kann mit dem Schneiden der Laubholzhecken begonnen werden. Herbert Raabe
Eine einfache Heu-Ballenpresse
Ich habe mir eine gebaut, um kleine, handliche Ballen zu haben, die sich sehr gut bewähren. Sie lassen sich gut stapeln und beanspruchen weniger Platz als lose eingelagertes Heu. Die Bauweise ist aus den Skizzen deutlich zu ersehen. Haken und Oesen müssen mindestens aus 4 mm starkem Draht angefertigt sein, am besten fertig kaufen!
Zum Pressen stelle ich die vier Wände eingehakt auf den Boden und lege zwei Drähte
Schädlingsbekämpfung auch im Weinbau
Nach den allgemeinen Witterungsverhältnissen in der zweiten Maihälfte ist mit dem Auftreten der Peronospora in der ersten Juniwoche zu rechnen. Unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse muß daher bis zu diesem Zeitpunkt die erste Pero- nospora-Spritzung durchgeführt werden. Um Verbrennungen weitgehendst zu vermeiden, empfiehlt es sich an Stelle der einprozentigen Kupfervitriol-Kalkbrühe möglichst neutrale Mittel wie gewöhnliche Kupferkalke = 1,0 bis l,5prozentig, oder konzentrierte Kupferkalke = 0,5 bis 0.75prozentig zu verwenden.
Zur gleichzeitigen Bekämpfung von Peronospora und Oidium empfiehlt sich die Anwendung von Wacker 83 = 0,75 bis lprozentig. Zur Bekämpfung des Oidiums (Meltau, Traubenschimmel) sollte die erste Schwefe-
Fallen gegen Wühlmäuse
Bei jeder Bekämpfung der Wühlmäuse hat man sich davon zu überzeugen, welche Gänge, die man im Garten entdeckt oder mit einem Suchstab erfühlt, tatsächlich befahren sind. Man öffnet hierzu die Gänge auf etwa 30 cm. Und zwar tut man dies am besten morgens. Dann kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß der befahrene Gang innerhalb höch-
nicht abtritt, was vor allem auf, frisch gegrabenem Land vorkommt. Geschieht dies, kann die Wühlmaus weder an die Falle, noch an einen Giftköder gelangen. Die Fallen können an den frischen Verwühlstellen aufgestellt werden. Selbstverständlich müssen darauf die Gänge abgedeckt werden. Dies geschieht am besten mit einem Grassoden, der mit dem Gras nach unten aufgedrückt wird. Man kann dann bequem wieder an die Falle gelangen.
Die Fallen werden am besten morgens gestellt, sie können nach einer Stunde überprüft werden und etwa neu gestellt werden. Keinesfalls sollen die Fallen solange liegen, daß sie rosten, sie werden dann unbrauchbar. Ver- wühlte Fallen können sofort neu gestellt werden, nur muß man sie nun besser abdecken.
lung der Reben bereits beendet sein. Eine zweite Schwefelung vor der Blüte ist an trockenen und wärmen Tagen durchzuführen. Die Tagestemperaturen müssen hierbei um 18 Grad Celsius liegen. Bei gleichzeitiger Bekämpfung von Oidium und Peronospora empfiehlt es sich, der Kupferkalkbrühe 150 g Netzschwefel oder flüssigen Schwefel auf 100 Liter Brühe zuzusetzen.
Der Mottenflug war in verschiedenen Gebieten über Erwarten stark, und es ist mit starkem Auftreten des Heuwurmes zu rechnen. Es wird daher empfohlen, eines der unten angeführten Mittel der Spritzbrühe beizugeben, wie Nirosan = lprozentig, gewöhnliches Spritzgesarol = lprozentig, Spritzgesarol 50 = 0,2prozentig, Nikotin 0,1 bis 0,15prozentig, E 605 =“ 25 g auf 100 Liter.
Zur Bekämpfung von Blatt - Gailmilbe (Pockenkrankheit), Kräusel-Milbe, Rebstichler (Zigarren-Wickler), Schreiber (Runenkäfer), Rebenzikade sind mit Ausnahme des Mittels Nirosan die zur Bekämpfung des Heuwurms aufgeführten Mittel anzuwenden. Da bei Fortdauer der feuchtwarmen Witterung mit Stiel-Lahmheit der Gescheine, hervorgerufen durch den Botrytis-Pilz, zu rechnen ist, empfiehlt sich die Beimischung von 50 bis 80 g einer neutralen Ölschmierseife (Reb-, Winzerschmierseife) auf 100 g Brühe. Gründliche und sorgfältige Durchführung der Spritzarbeiten ist unerläßlich.
Die Schädlingsbekämpfung wird erleichtert und beschleunigt durch rechtzeitiges vorheriges „Ausbrechen“, wobei alle nichttragenden grünen Triebe des Rebstocks entfernt werden. Rechtzeitige Boden-Bearbeitung erhält und fördert den Grundwasserhaushalt und erleichtert die Schädlingsbekämpfung.
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Im Kleintierhof gibt es jetzt viel Arbeit
Jede Falle muß so fein eingestellt werden, daß eie bei der leichtesten Berührung zuschnappt. Sie sollte hinten auf einen kleinen Stein gelegt werden, damit der Anstoßring oder Köderstift frei hängt. Ein Hauptfehler beim Stellen der gewöhnlichen Ringfalle besteht im Einklemmen des Ringes. Er muß waagrecht, keinesfalls senkrecht eingeklemmt werden.
»tens eine» halben Stunde verwühlt ist. Das frische Gewühl ist leicht als solches zu erkennen. In der warmen Mittagszeit müßte man langer warten. Bei kolonieweise oder dorf- weise bestellten Aktionen müssen die einzelnen Gartenbesitzer diese Proben vorher durchführen und die frischen Verwühlstellen kennzeichnen, damit die Kolonne dann schnell vorankommt.
Auf dem Gelände muß man sich vorsichtig bewegen, damit man die gefundenen Gänge
Die Brutzeit ist vorbei. Jetzt müssen die Geflügelstallungen gereinigt, desinfiziert und gekalkt werden. Die Junghennen hält man von den Alttieren getrennt und sorgt dafür, daß sie reichlichen Auslauf haben. Tragbare Hühnerhäuschen erleichtern die Ausnützung entfernterer Weideflächen. Wenn die Ausläufe schon stark abgeweidet sind, muß Grünzeug zugefüttert werden. — Alle schlechten Leger und die überalterten Zuchthennen werden ausgemerzt. Die Fütterung darf nicht umgestellt werden, die Tiere kämen dann zu früh in die Mauser, und die Legetätigkeit ließe nach. Hennen, die trotz gleichbleibender Fütterung schon mit der Mauser beginnen, werden geschlachtet, ebenso die überzähligen Hähne.
Für die Putenaufzucht eignet sich der trockene Juni am besten. Die Küken brauchen reichliche Grünfuttergaben. Keinesfalls sollen sie zu früh ins tauige Gras gelassen
werden, da sie bis zur 10. Woche von unten nicht naß werden dürfen. Das weite Umherschweifen, das die Putenglucken so schätzen, kann man verhindern, wenn man in den ersten 2—3 Wochen die Glucke in einem Drahtkäflg unterbringt, zu dem die Kleinen ungehindert gelangen können.
Bei der Aufzucht der Junggänse kann man das Zufutter sparen, wenn ausgedehnter Weidegang geboten wird. Fehlt der Grasauslauf, so brauchen die Gössel reichlich Brennesselfutter, das zusammen mit den Möhren für das Weichfutter durch den Wolf gedreht werden kann. Auf eine Schwimmgelegenheit können die Jungtiere gut verzichten. Auch die jungen Enten kommen ohne Schwimmwasser aus. Sie sind nach 9 Wochen schlachtreif, wenn sie auf kleinem Auslauf gehalten werden. Hauptbestandteil ihres Weichfutters ist Mischschrot. Daneben empfiehlt sich Kartoffelwalzmehl. Die Tiere müssen immer gefüllte
oder Bindfäden ein. Dann bringe ich eine Lage Heu hinein und trete sie fest. So folgen weitere Lagen, bis der Raum ausgefüllt ist; zuletzt binde ich die Drähte oben zusammen. Nun hake ich die eine Wand ab und kann die anderen etwas auseinanderbiegen, so daß der fertige Ballen herausgenommen werden kann.
Ich habe die Presse sogar gleich mit auf die Wiese genommen und draußen die Ballen gepreßt, so daß .das Einfahren und zu Hause das Abladen und Verstauen mühelos und ohne viel Schmutz vonstatten ging, was besonders in einem städtischen Haushalt angenehm ist. Die zum Binden benutzten Drähte werden immer wieder benutzt.
Tröge vorfinden. So erreicht man, daß sie vor dem Wechsel des Federkleides, der viel Futter kosten würde, schlachtreif sind.
Die Kaninchenbuchten müssen schattig sein. Die Alttiere werden jetzt zum zweiten- und letztenmal gedeckt. Spätere Würfe würden unter dem Mangel an wertvollen Kräutern leiden. Die Jungtiere erhalten Auslauf. Sie brauchen aber auch weiterhin Heu in ihren Raufen, sonst gibt es leicht Aufblähungen.
Schafe und Ziegen werden nach der langen Stallhaft einer gründlichen Klauenpflege unterzogen. Sie können jetzt täglich auf die Weide, allerdings müssen sie gegen die mittägliche Hitze einen Schutz finden. Nicht abgeweidete Grünflächen müssen vor der Grasblüte geheut werden. Die Junglämmer bleiben geund, wenn zusätzlich noch Kraftfutter jmd vor allem Kalk gegeben wird.
Die Bienen haben ihre Schwarmzeit und verlangen vom Züchter viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Es dürfen keine zu schwachen Völker entstehen. Besser ist es, zwei oder sogar drei Schwärme zusammenzutun. Starke Völker halten sich im Winter wärmer und haben darum weniger Verluste. Besonders wichtig ist in diesem Monat der Sonnenschutz durch Gras- und Strohwände für die Bauten, denn zu heiße Stände werden von den Bienen bald verlassen. Bienenweiden können noch angelegt werden. Man wird dazu Phazelia, Lupinen, Senf und Spörgel wählen, die auch bei später Aussaat noch blühen. Die Honigernte läßt sich dadurch wesentlich verbessern. Hans von Balluseck
Aus schwäbischen Schloß- und Ratskellern
Alte Prunkfässer künden von trinkfreudigen Zeiten
Das schwäbische Land mit seinem Reichtum an Wein und Most hatte immer einen großen Bedarf an umfangreichen Fässern. Besonders die txbikfreudige Zeit des Barocks entwickelte einen rechten Wetteifer, nicht nur Männer mit ansehnlichem Konsum zu präsentieren, sondern auch die größten Fässer zu besitzen. Wenn auch keines der schwäbischen Gebinde an die Rekordleistung des berühmten Heidelberger Fasses mit seinen 220 000 Litern heranreicht, so kennen wir doch immerhin recht respektable Maße, die uns noch immer imponieren. Denn die Schwaben waren zu allen Zeiten praktische Leute, sie wußten, daß die größten Fässer nicht immer die besten waren. Das Heidelberger Faß hatte nur •Ine Lebensdauer von etwa 20 Jahren und ist seitdem ein leeres Prunkstück. Die Riesenfässer ln unserer Heimat sind zwar kleiner, sie sind aber fast alle 100 Jahre und länger benützt worden.
Das größte der württembergischen Fässer steht tm Schloßkeller von Ludwigsburg. Es faßt 90 000 Liter und wurde im Jahre 1719. gebaut. Seine Böden verzierte der Bildhauer Seefried aus Stuttgart mit ansprechenden Reliefs im Stil des Barocks. Das zweitgrößte Gebinde können wir in Tübingen besichtigen. Das stattliche Faß im Schloßkeller Hohentübingen, das 87 000 Liter faßt, wurde letztes Jahr wieder zugänglich gemacht. Im Jahre 1548 wurde es von Küfermeister Simon aus Bönnigheim angefertigt. Der trinkfreudige Herzog nannte es „das große Buch als Quelle und Fundort eigentümlicher Weisheit“.
Der Keller des Alten Schlosses in Stuttgart barg früher etwa 150 große Fässer, die auch, wie uns überliefert ist, immer wohlgefüllt waren. Das größte und zugleich älteste dieser Gebinde stammte aus dem Jahre 1593 und faßte 33 600 Liter. Bis zum Jahre 1870 war es im Gebrauch und versorgte den Hofhaushalt mit den Weinen der besten Lagen rund um Stuttgart. Eine schöne Auswahl trefflich geschnitzter Prunkfässer besitzt der Stuttgarter Rathauskeller. Sie waren während des Krieges wohl geborgen, sind aber jetzt wieder aufgestellt und ge
füllt worden. Gemessen an den Riesenfässern der alten Schloßkeller sind sie bescheiden, aber dennoch fassen sie 2500—4000 Liter. Einige davon sind besonders reich geschnitzt, die Motive zeigen Bilder aus dem Weinbau oder von altertümlichen Trinksitten. Besonders humorvoll sind die Schnitzwerke, die vom Leben und Treiben eines Weinpanschers berichten.
Die Kunst der geschnitzten Faßböden ist ein besonderes Kapitel der Kulturgeschichte. Das Stuttgarter Weinmuseum besaß früher ein paar treffliche Beispiele, die als Meisterwerke des Barocks und seiner Schnitzkunst anzusprechen waren. Auch in den Schloßkellern von Bönnigheim, Öhringen und Weikersheim finden wir treffliche Beispiele dieser Art. Die Liebe zur Schnitzkunst an schönen Fässern ist auch heute noch nicht ausgestorben. Auf der Mainau, in der neueröffneten Schwedenschenke, ist eines der alten Fässer aus dem Schloßkeller neu aufgestellt worden. Es stammt aus dem Jahre 1689 und faßt 25 000 Liter. Heute bildet es den Rahmen für eine altertümlichstilvolle Trinkstube, in der man die Weine vom Bodensee kosten kann. Für einen besonders wohlgeratenen Jahrgang des berühmten „Rieschen- Weines“ haben die Weingärtner in Meersburg ein großes Faß bauen und von einem Künstler sehr reizvoll schnitzen lassen, um dem köstlichen Trunk eine ansehnliche Herberge zu bieten. So reicht die alte Kunst, die am Ausgang des Mittelalters entstand, bis in unsere Zeit herüber. -nn
Neckarkanal rentiert sich
Stuttgart. Der Güterverkehr auf der kanalisierten Neckavstrecke hat im ersten Vierteljahr dieses Jahres den Vorjahrsverkehr im gleichen Zeitraum um 225 000 Tonnen übertroffen. Wie die Neckar-AG. in ihrem Bericht über das verlängerte Geschäftsjahr vom 21. Juni 1948 bis 31. Dezember 1949 mitteilt, lag der Güterverkehr im Jahre 1950 mit 3 034 624 Tonnen um 800 000 Tonnen über der bisherigen Höchstleistung im Jahre 1941, die rund 2,2 Millionen Tonnen be
tragen hatte. In dem Bericht heißt es, diese Zunahme des Verkehrs habe alle früheren Erwartungen weit übertroffen. Der vollständige Ausbau der Neckarstrecke Heilbronn—Plochingen für den Schiffverkehr werde immer dringender.
Gegen das „Bettelstudententum"
Stuttgart. Die Stuttgarter Studenten haben sich entschieden vom „Bettelstudententum“ distanziert. Die Allgemeinen Studentenausschüsse der Technischen Hochschule, der Musikhochschule und der Kunstakademie in Stuttgart sowie der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim sahen sich zu dieser Erklärung veranlaßt, weil sich die Klagen über „bettelnde Studenten“ häufen. Die Studentenausschüsse stellen fest, daß sich Bettler oft als Studenten ausgeben, um Mitleid zu erwecken. In keinem einzigen Fall sei jedoch bisher wirklich ein Student als Bettler festgestellt worden.
Verhindertes Schäferstündchen
Eßlingen. „Bitte Ihre Ausweise — Kriminalpolizei", bei diesen Worten ließen sich dieser Tage kurz nach 24.00 Uhr alle Personen im Wartesaal des Eßlinger Bahnhofs bereitwilligst von einem Mann in Zivil kontrollieren. Als eine junge Frau keine Personalpapiere vorweisen konnte, griff der Mann sie bei der Hand, erklärte sie für verhaftet und forderte sie auf, ihm zu folgen. Die Frau folgte und mußte dann in der Friedrichsstraße von dem „Kriminalbeamten“ hören, daß sie zumindest drei Tage lang eingesperrt würde. Den Schreck der Frau kann man sich vorstellen.
Schließlich verlegte sie sich aufs Bitten, und da machte auch der Kriminalbeamte einen Vorschlag: Ein kurzes Schäferstündchen, und sie werde wieder auf freien Fuß gesetzt. Aber in diesem Augenblick tauchte aus dem Dunkel noch ein Kriminalbeamter auf und fragte seinen „Kollegen“, ob er sich als Polizeibeamter aus- weisen könne. Auf das laute „Nein“ riß sich die junge Frau los und flüchtete zu dem richtigen Kriminalbeamten. Nun stellte sich heraus, daß sich sämtliche Personen im Bahnhofswartesaal durch einen Schwindler hatten,kontrollieren lassen, der als Dienstmarke lediglich einen „Ski- UUer“ (Ski-Plakette) vorgezeigt hatte. Das letzte
Wort in dieser Angelegenheit wird der Richter sprechen, vor dem sich der Gauner nun wegen Amtsanmaßung und Freiheitsberaubung zu verantworten hat.
Am 29. Juli Uracher Schäferlauf AL. Urach. Der Uracher Schäferlauf zählt zu den alten schwäbischen Volksfesten, die sich auch durch die Wirren der jüngsten Vergangenheit bis in unsere Zeit herein behauptet haben. Er wird heuer am 29. Juli stattflnden, eine Woche nach dem Uhlandgau-Sängerfest, das auf den 22. Juli angesetzt wurde. Verschiedentlich war auch von einer 800-Jahrfeier die Rede; eine solche ist vorgesehen, jedoch kommt sie für dieses Jahr nicht mehr in Frage. Im übrigen könnte, wie uns Bürgermeister Gerstenmaier erklärte, wohl mit dem gleichen Recht auch von einer 900-Jahr- Feier gesprochen werden, weil nämlich niemand wisse, ob nicht schon gleichzeitig mit der Festung Hohenurach auch eine Sperrsiedlung im Tal gebaut wurde. Die Burg aber geht bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück. Sicher ist, daß Urach rund 650 Jahre Kreisstadt war, was aus der Tatsache geschlossen werden bann, daß 1284 erstmals der Vogt von Urach — etwa dem heutigen Landrat entsprechend — urkundlich genannt wurde.
Die Stafette des Friedens E. B. Bregenz. Am Sonntag traf das Licht der Gnadenmutter von Mariazell in Bregenz nach einem von der katholischen Jugend durch alle österreichischen Bundesländer veranstalteten Stafettenlauf ein. Am 1. Mai war die Flamme in Mariazell, dem bedeutendsten österreichischen Wallfahrtsort, geweiht und den jungen Läufern übergeben worden, die es von Ort zu Ort als Symbol der Friedenssehnsucht trugen, die alle Völker verbindet. In den größeren Städten fanden jeweils größere Feierlichkeiten statt, so in Salzburg, wo die Stafette mit jener vom rheinischen Marienheiligtum Altenberg zusammentraf, die wieder mit einer von Holland und Belgien in Verbindung war. Zum Bekenntnistag in Salzburg waren auch 1000 deutsche Jungen und Mädchen nach Salzburg gekommen. Von dort ging die Lichtstafette durch Tirol zum vorarlbergischen Wallfahrtsort Rankweil, Von dort nach Bregenz und Liechtenstein.