Verstärkte Kontrolle

der Warenlieferungen in die Ostzone

F. E. O. BERLIN. Demnächst wird auch der Postpaketversand aus Westdeutschland nach Westberlin nur noch mit Begleitschein mög­lich sein und einer strengeren Kontrolle un­terliegen, erklärte der zuständige Berliner Se­nator auf einer Pressekonferenz. Bereits jetzt werden 25 Prozent aller größeren Pakete aus Westdeutschland geöffnet und kontrolliert. 5 Prozent davon enthalten im Durchschnitt illegale Waren und müssen zurückgehalten werden. Seit im November 1950 für alle Wa­rentransporte aus dem Westen nach Westber­lin die Warenbegleitscheine eingeführt wur­den, ist die Überwachung des Interzonenver­kehrs immer mehr verschärft worden, so daß heute ein nennenswerter illegaler Handels­verkehr zwischen den Zonen nicht mehr mög­lich ist.

Ein schwieriges Problem ist die Überwa­chung des Handelsverkehrs zwischen West- CCnd Ostberlin, da hier zwischen den Sektoren insgesamt 98 Straßenübergänge bestehen; aber auch hier ist durch ständig verstärkte Über­wachung dem illegalen Handelsverkehr im­mer mehr das Handwerk gelegt.

Truman und sein Balkon

WASHINGTON. Präsident Truman kann es immer noch nicht verstehen, daß seinBalkon- plan seinerzeit so viel Staub aufgewirbelt hat. Andere Präsidenten haben das Weiße Haus umbauen lassen, ohne daß ein Hahn danach gekräht hat, meint Präsident Truman.Den­ken Sie nur an all die baulichen Änderungen, die meine Vorgänger für das Weiße Haus an­ordneten, ohne daß jemand aufheulte. Jeffer- son ließ beide Säulenhallen entwerfen, und beide hatten keine Proportionen. Monroe baute dann den südlichen Portikus, Jackson den auf der Nordseite. Roosevelt baute den Westflügel, Hoover den Ostflügel. Coolidge ließ das Dach­geschoß umbauen und ein anderes Dach auf- legen

Der Präsident ist ungehalten, daß nun die Kritiker wie Jagdhunde über sein Balkonpro­jekt hergefallen sind. Die Idee dazu entstand 1947, als Truman es nicht mehr mit ansehen konnte, wie die Sonne des Nachmittags dauernd in dasBlaue Zimmer des Weißen Hauses hineinstrahlte. Das wurde ihm dann zuviel, und er entwarf seinen Balkonplan, wodurch die Fenster seines Arbeitszimmers im Schatten liegen würden.Eine Zeitlang spannte man mir eine lange und breite Markise vors Fen­ster. Es war furchtbar, wie das Ding im Herbst leicht angefranst von Regen und Wind hin und her flappte. Darüber, ob er sich auf dem Bal­kon auch sonnen wollte, äußerte Truman sich nicht.

Die halbe Höhe zum Mond

GARMISCH-PARTENKIRCHEN. Die älteste Bergbahn Bayerns, die Kreuzeckbahn bei Garmisch-Partenkirchen, feierte ihren 25. Ge­burtstag. Sie hat bisher rund 2 l h Millionen Fahrgäste befördert und ist 225 OOOmal berg­auf und bergab gefahren. Dabei legte sie eine Strecke zurück, die viermal um die Erde reicht. Der von der Bahn während der 25 Jahre überwundene Höhenunterschied ent­spricht ungefähr der halben Entfernung von der Erde zum Mond. Seit Bestehen der Berg­bahn in Garmisch-Partenkirchen gab es kei­nen ernsthaften Unfall.

Sechs Zwillingspaare

LUSAKA (Nordrhodesien). Ein Neger aus dem Dorf Tangwa in Nordrhodesien bat das Finanzamt um Steuerbefreiung, da er mehrere Zwillingspaare zu ernähren habe. Der ungläu­bige Finanzbeamte forderte den Eingeborenen auf, zunächst einmal seine Sprößlinge vorzu- ' zeigen. Der Neger eilte in sein Dorf, und kam bald darauf mit den lebenden Beweisstücken zurück: Sechs Zwillingspaare vom Säuglings­alter bis zu 15 Jahren, die er dem überraschten Finanzbeamten mit verständlichem Vaterstolz vorführte.

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Unmilitärisdies Kriegsstück

John PatricksDas heiße Herz" in Stuttgart

Das Junge Theater in Stuttgart wird mehr und mehr der unentbehrliche Vermittler amerika­nisch-englisch-französischer Erfolgsstücke für unseren Kulturbereich. Das ist gut so. Denn ein­mal fehlen die deutschen Stückeschreiber, ob­wohl die Stoffe gratis auf der Straße liegen, zum andern dient es uns zur Belehrung, wenn wir in frischen Aufführungen die ausländische Massendramatik zu sehen bekommen, die viel­leicht die Ästheten und Poeten unter uns über die linke Schulter ansehen, weil in ihnen so gar nichts an die hohe europäische Überlieferung erinnert, die aber mehr von der Durchschnitts­gesinnung des immer noch fremden Volkes zei­gen als sämtliche Verständigungsreden in der hohen Politik zusammen.

Wenn der Deutsche ein Kriegsstück schreibt, eetzt er sich mit Problemen auseinander, er schreibt entweder dagegen oder dafür oder schmuggelt eine Ideologie in sein Milieu. Bloße Wiedergabe eines tatsächlichen menschliches Be­fundes wäre ihm zu langweilig. Hinnehmen, wie «twas nun einmal ist, sich abzuschirmen gegen jede Art von Vertiefung und Problematisierung, ohne auch nur einen Augenblick langweilig zu ein, das brachte der Amerikaner John Patrick ausgezeichnet fertig. Er zeichnet fünf Verwun­dete in einem Lazarett irgendwo in Südost­asien, einen Engländer, einen Australier, einen Neuseeländer, einen Neger aus Afrika und einen Amerikaner, jeden in seiner alltäglichen Art zu Plaudern, zu reagieren und sich den lieben, lan­gen Tag um die Ohren zuschlagen. Er gibt den funfen auch gleich ein Thema. Der Chefarzt, Oberst, bittet die Kameraden*einen sechsten Verwundeten darum mit besondrer Freundlich­keit aufzunehmen, weil dieser im besten Falle Pur noch ein paar Wochen leben wird. Eine Niere wurde ihm herausoperiert, die andere äugt nichts mehr. Der sechste ist ein Schotte. Er weiß nichts von dem, was die andern wissen. Aber er ist ein Schotte, der gegen Freundlichkei- äußerst mißtrauisch ist, ein Einzelgänger, der «ch nicht helfen lassen will, ein sparsamer Cal­wnist, dem das Gebaren des Amerikaners wie Verschwendung erscheint und das unsoldatische »nehmen des dicken Engländers wie ein Verrat

an seiner Soldatenehre. Er umpanzert sich mit einem schottischen Sprichwort:Ein heißes Herz bringt nur Kummer und stellt sich taub gegen die ganz natürliche Kameradschaft der andern. Und hinter der Freundlichkeit von Schwester Margret wittert er Heiratsabsichten. An seinem Geburtstag schenkt ihm die Belegschaft des Zel­tes sämtliche Stücke, die zu einer schottischen Nationaltracht gehören. Ein Wunder geschieht: der Schotte reicht nicht nur jedem eine Ziga­rette, sondern fordert jeden auch auf, ihn in seinem Häuschen zu besuchen, das er mit seinem ersparten Sergeantensold in seiner Heimat kau­fen will. Schwester Margret darf die Gruppe ihrer Betreuten fotografieren. Seinem gesprä­chigsten, dem Amerikaner, vertraut er an, er werde <3er Schwester einen Heiratsantrag ma­chen, der auch angenommen wird. Nun aber sen­ken sich doch noch einmal die tragischen Schat­ten auf das Lazarettidyll. Der Chefarzt muß auf höheren Befehl dem Schotten sagen, was mit ihm los ist.

Da vereist der Aufgetaute wieder. Also nur aus Mitleid haben ihm die andern das Theater der Kameradschaft vorgemacht. Sein alter Schot­tenstolz macht ihn undankbar und borstig wie ein Igel. Aber da fährt ihm der Amerikaner an die Gurgel, bedeckt ihn mit den unflätigsten Frontausdrücken, die in allen Heeren die glei­chen sind und droht mit Hinauswurf. Das hilft. Seine letzten Lebenstage verbringt der Wieder­gewonnene bei den Kameraden.

In einer zügigen, alle naturalistischen Beson­derheiten des Dialogs sauber betonenden Auf­führung (Spielleiter Franz Essel) gewann das humorvolle und erfreulich menschliche Stück den stärksten Beifall. So etwas machen die Schauspieler des Kollektivs ganz hervorragend.

em.

Der Maler Conrad Westpfahl

In einer großen Kollektivausstellung gibt der Heidelberger Kunstverein einen Überblick über das Schaffen des Malers und Graphikers Conrad Westpfahl, der heuer noch sechzig wird. Die ent­scheidenden Erlebnisse waren für Westpfahl Paris und Griechenland. Reizvoll verbinden sie sich in seinen nach 1934 in Griechenland selbst entstandenen Arbeiten. Heiter preist Wesfcpfahl sogar im abstrahierenden Vereinfachen noch die

Sinnenhaftigkeit des Daseins. Immer wieder malt und zeichnet er in den verschiedensten, oft kom­binierten Techniken seinen weich eleganten, mit leiser Melancholie das Leben und sich selbst genießenden Frauentyp. Mit zärtlichem Charme illustriert er diePhilosophie der Eleganz von Maggy Ruoff. Westpfahl ist ein in der deutschen Kunst seltener Glücksfall; er gebraucht die Form- mittel der Moderne voll Ernst, doch mit Grazie.

H. D.

Für den Bücherfreund

Wirtschaftliches in Auswahl

P. J. B o u m a n . Allgemeine Gesellschalts- lehre. VerlagSoziale Welt Dortmund. 1950. 95 S. 4.50 DM.

Gemessen an der bisherigen soziologischen Literatur eine sehr klare und allgemeinver­ständliche Einführung in die Soziologie. Der bekannte niederländische Soziologe verstand es, auf knappstem Raum kein wichtiges Problem der modernen Gesellschaftslehre unberücksich­tigt zu lassen. Ein kleines, geeignetes Hand­buch für erstsemestrige Studenten der Sozial­wissenschaften.

Für eine neue Weltwirtschaft, herausgege­ben von Dr. Max Roscher. Verlag für Rechts­wissenschaft, Berlin und Frankfurt, 1950. 179 S., 6 DM.

Deutschlands Stellung zur Weltwirtschaft wird In diesem Buch von Dr. Roscher im Aufträge der deutschen weltwirtschaftlichen Gesellschaft herausgegeben in einer Zusammenfassung von Reden und Diskussionen auf dem deutschen Welt­wirtschaftstag 1950 von deutschen und ausländi­schen Experten vielseitig beleuchtet. Die thema­tisch aktuellen, knappen und sachkundigen Bei­träge machen den Leser mit der deutschen Ein­ordnung in die weltwirtschaftliche Problematik vertraut. Ein lehrreiches Buch für politisch und wirtschaftlich Interessierte.

Grundriß der Gewerbesteuer bearbeitet von Dr. Eberhard Littmann. Fachverlag für Wirtschafts- und Steuerrecht Schäffer & Co., Stuttgart. 176 S. 6 DM.

Dr. Littmanns Grundriß bietet eine Darstel­lung des gesamten Gewerbesteuerrechts, die auch die Rechtsprechung des Reichsgerichts und des Obersten Finanzgerichtshofes soweit in diesem

Rahmen tunlich berücksichtigt. Der Band kann in der Praxis den großen Kommentar weithin ersetzen.

Schmitt-Degenhardt/Gruss, Grund­riß des Bewertungsgesetzes. Fachy erlag für Wirtschafts- und Steuerrecht. Schäffer & Co., Stuttgart. I960. 231 S.

Zwei erfahrene Praktiker geben in dem vor­liegenden Band einen systematischen Grundriß des Reichsbewertungsgesetzes, der jeden Anfän­ger in die schwierige Materie einführt, jedem Praktiker ein umfassendes Hilfsrhittel in die Hand gibt. Der Grundriß gibt Auskunft über Be­wertungsmaßstäbe, Einheitsbewertung, Grund-, Betriebs-, Gesamt-, Inlands- sowie land- und forstwirtschaftliches Vermögen

Kurt Glaser, Verwaltungstechnik. Metzger- Verlag, Frankfurt, 1950. 251 S. 6. DM.

Ein aktuelles Buch. Das Ergebnis langjähriger Studien eines Fachmannes. Glaser hat mit ürf- terstützung des Instituts zur Förderung öffent­licher Angelegenheiten in Frankfurt versucht, das Wesenhafte der Organisation des modernen spezialisierten Lebens schlechthin darzustellen. Der Akzent liegt auf der Technik und der Rationalisierung der Verwaltung, ohne dabei die deutsche begriffliche Trennung zwischen kameralistischer undbetriebswirtschaftlicher" Verwaltung zu berücksichtigen. Der deutsche Leser muß sich daher erst einiesen und sich vor allem mit der aus dem Angelsächsischen übernommenen ungewohnten Terminologie ver- trsfüt. machen.

Kulturelle Nachrivhicn

Mehr als 80 Ärzte aus ganz Deuts ch- land nahmen am 3. Tuberkulose-Fortbil­dungskurs für Ärzte in dem heilklimatäschen Kurort Schömberg im Kreis Freudenstadt im Schwarzwald teil. Den Kursteilnehmern wurde dabei ein Überblick über den heutigen Stand der Pathologie und Therapie der Tuberkulose gegeben.

Der amerikanische Polarforscher Lin­coln Ellsworth, der mit Amundsen 1925 zum erstenmal auf dem Luftwege in die Arktis vordrang und an der Nordpolexpedition Nobiles teilnahm, ist kurz nach Vollendung des 71. Le­bensjahres gestorben.