MONTAG, 28. MAI 1951
AUS STADT UND KREIS CALW
NUMMER 81
„Was wir tun, tun wir im Dienst der Allgemeinheit“
Sitzung des Calw er Gemeinderats —
Im Mittelpunkt der Gemeinderatssitzung vom vergangenen Freitag stand die Beratung des außerordentlichen Haushaltsplans 1951, den Stadtpfleger Feucht vortrug. Der Plan schließt mit 408 000 DM in Einnahmen und Ausgaben ab. Auf der Ausgabenseite verlangen die Verbreiterung der Bischofstraße (Kostenanteil der Stadt ein Drittel) und die Ueberkragung des Gehwegs 120 000 DM, die Fortführung der Erschließungsarbeiten auf dem Wimberg 44 500 DM, die Abdeckung eines Kredits für das E-Werk 30 000 DM, die Erstellung der Trafostation auf dem Wimberg 30 000 DM, der Kammerofen des Gaswerkes (diesjährige Planung) 94 000 DM, Wasserwerk (Planung 1951) 60 000 DM, und der Ankauf des Hauses Herzog auf dem Entenschnabel 29 100 DM, so daß sich eine Gesamtausgabensumme von 408 000 DM ergibt. Davon werden 18 300 DM durch innere Darlehen aufgebracht, aus ordentlichen Haushaltsmitteln kommen 38 600 DM, aus ftück- lagen (für das Haus Herzog) 29 100 DM und aus Darlehen 322 000 DM, zusammen also wiederum 408 000 DM. Von dem vorgenannten Darlehensbetrag sind 200 000 DM von der Landessparkasse bereits fest zugesagt, während weitere 30 000 DM von der Zusatzversorgungskasse der Gemeinden zur Ablösung einer für das E-Werk auf genommenen Schuld begeben werden. Die Stadtverwaltung hofft, daß sie auch von staatlicher Seite Zuschüsse erlangen kann und daß vielleicht auch aus ERP-Mitteln gewisse Beträge zur Verfügung stehen. Der Gemeinderat billigte' die Haushaltssatzung in der vorgelegten Form und beschloß weiterhin, die Gemeindesteuern erst nach Feststellung des ordentlichen Haushaltplans festzulegen.
Es geht um die Erhaltung der Stadt
In der anschließenden Aussprache wies Bürgermeister Seeber auf die Zwangslage der Stadt hin, in einer Zeit allgemeiner Geldknappheit und zunehmender Teuerung an die Bewältigung umfangreicher Vorhaben gehen zu müssen. So sei es beispielsweise unumgänglich notwendig, sich mit dem geforderten Drittel an den Kosten für den 4. Bauabschnitt der Nagoldkorrektion zu beteiligen, wolle man nicht riskieren, die Verbreiterung der Bischofstraße später einmal ganz auf eigene Rechnung durchführen zu müssen. Ebenso komme man nicht darum herum, das Röhrennetz zu erneuern, den Gaskammerofen zu erstellen, die Wasserversorgung zu sichern und für die Bauwilligen weiteres Baugelände zu erschließen. Was in Jahrzehnten versäumt worden sei, müsse heute unter Anspannung aller Kräfte nachgeholt werden. -Man könne es nur als Böswilligkeit bezeichnen, wenn man nun der Stadtverwaltung den Vorwurf mache, daß sie sich in Schulden stürze, denn schließlich sei es nicht die Schuld der jetzt Verantwortlichen, daß so lange nichts für Erneuerung und Modernisierung der stadteigenen Betriebe getan worden sei. Mit den Worten „Was wir tun, tun wir im Dienst der Allgemeinheit“ kennzeichnete der Vorsitzende die Bestrebungen der Stadtverwaltung. In ähnlichem Sinne äußerten sich die Stadträte Frick, Proß und Dr. Bayer, wobei sie gleichzeitig an die Neunmalgescheiten die Aufforderung richteten, doch ihr angeblich besseres Wissen an der richtigen Stelle anzubringen.
Fast 46 ha wurden aufgeforstet
Bürgermeister Seeber gab im Verlauf der Sitzung bekannt, daß die Aufforstungsarbeiten des Forstwirtschaftsjahres 1951 im Stadtwald nunmehr beendet seien. Es wurden in diesem Jahr auf 16,5 ha 212 000 Pflanzen gesetzt, die zum größten Teil aus der eigenen Saatschule stammen. An Löhnen mußten 9800 DM, für Samen weitere 200 DM aufgewendet werden, doch ergab der Saatschulbetrieb einen Ueberschuß von 1420 DM. Es sind nunmehr insgesamt 365 000 Pflanzen gesetzt und damit 45,6 ha stadteigenen Waldes wieder aufgeforstet worden.
Abschnitt IV der Nagoldkorrektion
In einer Besprechung beim Straßen- und Wasserbauamt Calw hat Baudirektor Böhrin- ger die alsbaldige Inangriffnahme des Abschnitts IV der Nagoldkorrektion zugesagt, deren
Außerordentlicher Haushaltsplan 1951 mit 408000 DM in Einnahmen und Ausgaben
bekannt, daß der Stadtverwaltung lediglich 850 Raummeter Brennholz zur Verfügung stehen, womit sich also eine Fehlmenge von mindestens 750—800 rm ergibt. Nach lebhaf-
bei sich die Auslagen zwei Meter hinter der eigentlichen Außenfront befinden würden. Dieses Vorhaben macht gleichzeitig die Versetzung des Hermann-Hesse-Brunnens notwendig, der nach Rücksprache mit Rechtsanwalt Rheinwald nunmehr auf dem Großen Brühl Aufstellung finden soll. Der Gemeinderat erklärte sich mit der vorgelegten Ausführung des Baugesuchs einverstanden.
Gipsermeister Klein hat gegen das Baugesuch von Alfred Ruof Einspruch erhoben. Bekanntlich soll das von dem Bekleidungsgeschäft Ruof erworbene Haus Badstraße 24 abgerissen und anschließend ein um 3 Meter nach dem „Rebstöckle“ weiter vorspringendes Gebäude erstellt werden. Gipsermeister Klein hat nun eine Abschrägung der hinteren Hausecke verlangt, da ihm sonst Schwierigkeiten beim Transport seiner Baustangen entstünden. Der Gemeinderat hat aus städtebaulichen Gründen diesen Einspruch abgelehnt und den Antragsteller auf den Weg der Privatklage verwiesen.
Um Brennholz und Fahrplan
Gegen Ende der öffentlichen Sitzung richtete Stadtrat Wilhelm Müller an den Vorsitzenden die Anfrage, wie es nun mit der Brennholzversorgung der Einwohnerschaft stehe. Man könne es besonders der minderbemittelten Bevölkerung nicht zumuten, daß sie für den Raummeter Holz 35—50 DM aufwenden solle. Stadtpfleger Feucht gab dazu
ter Aussprache stellte Stadtrat W. Müller den förmlichen Antrag, von Seiten der Stadt Holz zu beschaffen und dann zu verteilen, damit jede Haushaltung wenigstens einen Raummeter Brennholz zu erschwinglichen Preisen erhalte. Da der Gemeinderat diesen Vorschlag guthieß, wurde eine Kommission mit den Stadträten Blaich, Barth, Ballmann, Wilhelm Müller und Schechinger bestimmt, die unter Vorsitz von Stadtpfleger Feucht um die Brennholzbeschaffung und -Verteilung bemüht sein soll.
Schließlich befaßte sich noch Stadtrat Dr. Bayer mit dem neuen Sommerfahrplan der Bundesbahn, speziell mit den Verbindungen nach Stuttgart. Er führte dabei an, daß bis auf einen Zug alle anderen sieben längere Fahrzeiten als bisher hätten und daß dies vor allem in dem zwischen 19 und 21 Minuten dauernden Aufenthalt in Weilderstadt begründet liege. Wenn es früher, also noch vor der Elektrifizierung der Strecke Weilderstadt —Stuttgart, möglich gewesen sei, innerhalb von 1 Stunde 20 Minuten nach Stuttgart zu gelangen, dann sollte dies heute erst recht keine Schwierigkeiten bereiten. Man kam nach weiterer Aussprache überein, sich nochmals an die Bundesbahndirektion Stuttgart zu wenden.
In einem Sag berichtet
Bei Beginn der letzten Gemeinderatssitzung wurde Mechanikermeister Louis Blaich von Bürgermeister Seeber durch Handschlag auf sein Amt als Stadtrat verpflichtet. — Die Stadt wird zukünftig ihren Altersjubilaren zum 75., 80. und allen dann folgenden Geburtstagen durch besonderes Schreiben gratulieren. — Aus dem Nachlaß von Musikdirektor Frank werden Noten im Wert von 500 DM für den Gebrauch der Stadtkapelle angekauft. — Die ESV. will zur besseren Stromversorgung des Wimberggebietes eine 15 kv-Hochspannungsleitung von Alzenberg nach Wimberg legen. — Da der Boden in der Turnhalle am Brühl den Erfordernissen des Turnbetriebs nicht mehr genügt, werden dort buchene Langriemen verlegt, die einen Auf
wand von rund 5600 DM erfordern. — Zur Behebung der dringlichsten Schäden an den Straßen müssen 120 qm neu- oder umgepflastert werden. — Der Obst- und Gartenbauverein Calw erhält zur Schädlingsbekämpfung einen Beitrag von 150 DM unter der Bedingung, daß sich der Kreisverband mit der gleichen Summe beteiligt. — Für die Volksschule wird ein Registraturschrank angeschafft. — Das diesjährige Kinderfest wird am 9. Juli abgehalten. — Der bisherige Far- renhaltungsvertrag wird zum 1. Juni gelöst und die Farrenhaltung dann an Alfred Oet- tinger (Stuttgarter Straße) übertragen. — Der Bau des Schwimmbads muß wegen anderer vordringlicherer Aufgaben bis zum Herbst zurückgestellt werden.
Gott schütze das ehrbare Handwerk!
In Calw wurden gestern 104 Junggesellen und >gesellinnen feierlich losgesprodien
Einem Jahrhunderte alten Handwerksbrauch folgend, veranstaltete am Sonntagvormittag der Kreisinnungsverband Calw in der neuinstandgesetzten städtischen Turnhalle am Brühl eine Lossprechungsfeier für 104 Junggesellen (-innen) der Frühjahrsgesellenprüfung 1951. Kreisinnungsmeister Ballmann konnte in der festlich geschmückten Halle neben den jungen Gesellen und Gesellinnen mit ihren Angehörigen und Lehrmeistern die Vertreter des Landratsamts, der Kreisstadt, der Industrie- und Handelskammer, der Landwirtschaftsschule und der Gewerbeschule sowie die Innungsobermeister des Kreises begrüßen.
Nach Ausführungen über Bedeutung und Stellung des Handwerks in unserem Wirtschaftsleben (Umsatz 1950 im Bundesgebiet 20 Milliarden D-Mark), seinen Existenzkampf, die Notwendigkeit einer Handwerksordnung und kollegialer Zusammenarbeit zum Wohle der Allgemeinheit und der beschließenden Hoffnung auf eine Zeit friedlichen Aufbaus („Friede ernährt, Unfriede verzehrt“) wandte sich der Kreisinnungsmeister an die Junggesellen, um ihnen an ihrem Ehrentage mit den besten Wünschen beherzigenswerte Worte und Erkenntnisse mit auf den ferneren Lebensweg zu geben. Er forderte sie als die Träger der Zukunft auf, die erworbenen Kenntnisse stetig zu erweitern, ihren Lehrmeistern den Dank bewahrend, wirkliche Könner und Meister handwerklicher Qualitätsarbeit zu werden, um die große Tradition des dank seiner Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit in der ganzen Welt bekannten schwäbischen Handwerks fortzusetzen. Neben das Können, so fuhr er fort, müsse aber auch mit dem Stolz auf den und die Freude am Beruf wie einst vor Jahrhunderten in den Zünften eine echte Handwerkskame- Ausschreibung ietzt vorsenommen radschaft treten. Kreisinnungsmeister Ball-
lang der Bischofstraße neue Ufermauem er
stellt und die Straße selbst erbreitert; an den Kosten hat sich die Stadt zu einem Drittel (70 000 DM) zu beteiligen. Die Ueberkragung des Gehwegs muß von der Stadt auf eigene Rechnung durchgeführt werden, wofür weitere 50 000 DM erforderlich sind. Bei Gelegenheit dieser Straßenarbeiten will man gleichzeitig die Wasser- und Gasleitungen in der Bischofstraße erneuern und auch die Kanalisationsröhren einlegen. Die verbreiterte Straße wird nach Entfernung der Pflastersteine einen Makadambelag erhalten. Wie Weiter gesagt wurde, soll auch der Abschnitt V der Korrektion (Strecke von der Unteren Brücke bis zum Gutleuthaus) sobald wie möglich folgen.
Arkaden In der Badstraße
Der Gartenbaubetrieb Hägele hat das Frohnmeyersche Haus (Ecke Hermann-Hesse- Platz—Badstraße) erworben und will dort verschiedene bauliche Veränderungen vornehmen. Die Frontseite nach dem Hermann- Hesse-Platz erhält ein vergrößertes Schaufenster der Fa. Hägele, während entlang der Badstraße bis zum Haus Schneider Arkaden eingebaut werden sollen. Dort wollen die Drogerie Bernsdorff und das Elektrogeschäft Ziegler jeweils zwei Schaufenster mit an- •chließenden Geschäftsräumen einbauen, wo
an die Behörden, den Belangen des Handwerks Verständnis entgegenzubringen und der Bitte an die Allgemeinheit, den Wert handwerklicher Qualitätsarbeit zu schätzen.
Anschließend wurden die 104 jungen Gesellen und Gesellinnen aufgerufen, um aus der Hand ihrer Innungsobermeister mit deren Glückwunsch den Gesellenbrief zu empfangen und mit Uebergabe dieser Urkunde feierlich losgesprochen zu werden.
Die Grüße und Glückwünsche des Landrats an die Junggesellen überbrachte sodann Regierungsrat von Thümen. Die mahnenden Worte, welche er dem Handwerkernachwuchs mit auf den Lebensweg gab, gipfelten in der Erkenntnis: das ganze Leben ist eine einzige Lehrzeit. Zum Können, zur meisterlichen Leistung wie zur Arbeit an sich selbst gehört die Werkfreude, die als Frucht dem Schaffenden die innere Befriedigung schenkt. Fleiß und Wertarbeit werden das Handwerk erhalten. Mit dem schlichten, treffenden Wort unseres Bundespräsidenten: „Qualität ist anständige Arbeit“ und der Aufforderung, nach ihm zu handeln, schloß der Redner.
Die Glückwünsche der Kreisstadt übermittelte Bgm. Seeber. Er sprach von der Herbe, aber auch vom Segen der Lehrzeit und vom Nutzen der Wanderjahre in der Fremde. Ueber der Verpflichtung, hier sein Wissen zu erweitern und später' in der Heimat wieder zu verwertende, praktische Er
fahrungen zu sammeln, dürfe der junge MenSch nie den Dank vergessen, den er seinem Lehrmeister schulde. Zu der Freude am Handwerksberuf wünschte Bgm. Seeber den Junggesellen den Ehrgeiz und den Stolz auf das Leisten guter, schwäbischer Meisterarbeit.
Der Leiter der Gewerbeschule, Gewerbeschulrat Wöhr, erinnerte an die große Handwerkstradition unserer Kreisstadt. Vor 350 Jahren bestand die Handwerkerschaft Calws zu zwei Dritteln aus Webern, welche in einem Jahr die gesamte Wollerzeugung Württembergs verarbeiteten. Schon in ihren Zunftordnungen gab es die dreijährige Lehrzeit und nach deren Abschluß den Freispruch nach Ermahnung durch den Zunftmeister zu redlichem und ehrlichem Verhalten. Diese Ermahnung gilt heute wie damals. Nicht die Stellung im Beruf, sondern allein die Gesinnung, in der man eine Arbeit tut, ist entscheidend. Niemand kann ohne das Ganze leben! Das Handwerk ist der idealste Beruf. Zu handwerklicher Arbeit gehören Kopf, Herz und Hand. Aus solchem Werken wächst der schöpferische Mensch. Deshalb wird das Handwerk stets der Jungborn der wirtschaftlichen Entwicklung bleiben. Seine Zukunft liegt bei ihm selbst. Solange es ehrliche, anständige und saubere Arbeit leistet, wird es wachsen und blühen bis in die fernsten Zeiten. Der Redner schloß deshalb mit der alten Mahnung an die jungen Gesellen: Verhaltet euch ehrlich und redlich, dann wird das Handwerk ehrbar bleiben wie seit Jahrhunderten.
Namens der Junggesellen und der Junggesellinnen dankte der Schreinergeselle Bauer, Altburg, den Veranstaltern der Feier, den Lehrmeistern und der Gewerbeschule aufs herzlichste. Dann schloß der
Aus dem Calwer Gerichtssaal
. Im Spiegel von Calw
Versammlung der D. Q. — B. H. E.
Die Kreisgemeinschaft Calw der Deutschen Gemeinschaft — Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten hält am heutigen Montag um 20 Uhr im Gasthof zum „Hirsch“ in Calw, Marktplatz, eine Versammlung ab. Heimatvertriebene, Flieger- und Kriegsgeschädigte sind herzlich eingeladen.
Am Mittwoch Kreistagssitzung ^
Der Kreistag des Kreises Calw tritt am kommenden Mittwoch um 9 Uhr im „Saalbau Weiß“ in Calw zusammen. Auf der Tagesordnung stehen folgende fünf Punkte:
1. Erweiterung und Umgestaltung des Kreiskrankenhauses Calw; 2. Satzung über die Einrichtung und den Geschäftskreis von Krankenhausverwaltungsausschüssen; 3. Mitteilung von Entscheidungen, die der Kreisrat an Stelle des Kreistags getroffen hat; 4. Bekanntgaben; 5. Sonstiges.
„Politische Grundbegriffe“
Der nächste Abend der Arbeitsgemeinschaft „Politische Grundbegriffe“ findet am Donnerstag, 31. Mai, 20.15 Uhr im Lesesaal des Georgenäums statt. Das Thema heißt „Pazifismus“ und behandelt u. a. Begriffe wie Völkerrecht, Völkerbund, UNO, der ewige Friede, der gerechte Krieg.
Die Preisträger des BSVC.-Preisausschreibens
Unter den aus allen Gegenden des Schwarzwalds eingegangenen Lösungen für das Preisausschreiben des Briefmarkensammlervereins Calw konnten sieben richtige herausgefunden werden. Die sieben gestifteten Preise wurden unter folgende Gewinner verteilt: 1. Preis, ein Photoapparat, Josef ine Jung (Calw);
2. Preis, ein Briefmarkenalbum Frankreich, Ulrich Messerschmid (Calw); 3. Preis, desgL Schweiz, Ingrid Grönwaldt (Calw); 4. Preis, ein Michelkatalog 1950 Europa, Volker Bre- denberg (Calw); 5. Preis, desgl.. Hans Römer (Hirsau); 6. Preis, 1 Buch, Paul Geyer (Calw); 7. Preis, desgl., Klaus Dengler (Calw). Die richtigen Lösungen mußten lauten: Blatt 1: Welche der 10 Marken ist falsch? Nr. 4 (6 Pfg. Zürich); Blatt 2: Welche der 10 Marken ist echt? Nr. 7 (Mexiko); Blatt 3: Zu welchen Ländern gehören die 10 Marken? 1. Kirchenstaat, 2. Braunschweig, 3. Romagna, 4. Italien, 5. Belgien, 6. Großbritannien, 7. Peru, 8. Griechenland, 9. Kolumbien, 10. Japan. Die Preise können ab morgen in der Drogerie Bernsdorff abgeholt werden. Die Namen der Gewinner und die Lösungen sind dort ebenfalls angeschlagen.
Konsumbrot jetzt 50 Pfg.
Der Preis für das Konsumbrot wurde vom Wirtschaftsministerium den höheren Preisen in den übrigen Ländern Westdeutschlands angepaßt; es kostet nun 50 Pfg. (bisher 48). Es handelt sich um ein Weizenmischbrot aus 50 Prozent Weizenmehl Type 1600 und 50 Prozent Roggenmehl Type 1370. Die Hersteller von Brot sind angewiesen, dieses verbilligte Hausbrot in ausreichender Menge zum Kauf anzubieten.
Prüfungen fürs Sportabzeichen abgenommen
Am gestrigen Sonntag wurden trotz ungünstiger Wetterlage für Aktive und Jugendliche die Prüfungen für das Landessportabzeichen abgenommen. Einer der Aktiven kam dabei im Weitsprung über die 6-Metergrenze, was bei der nassen und weichen Sprungbahn als sehr gute Leistung gewertet werden muß.
Mündliches Abitur am 12. Juni
Der mündliche Teil der Reifeprüfung wird dieses Jahr .am 12. Juni abgehalten. Die .Neuenbürger Schüler sollen voraussichtlich auch in Calw geprüft werden.
Kreisinnungsmeister rpit Dankesworten die von der Stadtkapelle unter Leitung von Musikdirektor Haney verschönte Feier. Die Gäste hatten noch Gelegenheit, die in der Halle ausgestellten Gesellenstücke zu besichtigen; die jungen Gesellen fanden sich später auf Einladung ihrer Innungen zu einem Vesper zusammen. Ein nach der Feier von der Stadtkapelle auf dem Brühl abgehaltenes Platzkonzert begegnete großem Interesse und fand starken Anklang.
Sie wollte ihm „ein bißdien Angst machen“
Der Fall, mit dem sich am vergangenen Freitag das Schöffengericht zu befassen hatte, lag etwas außerhalb des sonst Ueblichen. Die Angeklagte hatte das Leben und vor allem aber die Männer in allen Schattierungen ken- nengelemt. Sie hatte nämlich früher in verschiedenen Großstädten in Nachtlokalen „gearbeitet“. Als Andenken an eine Kriegstätigkeit zittern ihr heute sämtliche Glieder. Wenn sie nun inzwischen auch gealtert war und nicht mehr so leicht „Arbeit“ bekommen konnte, auch wegen ihrer zitternden Hände, so verstand sie es doch nach wie vor meisterhaft, Männer unter Alkohol und sich selbst auf deren Geldbeutel zu setzen.
Diese Fähigkeiten nützte sie denn auch wirklich weidlich aus. Als sie einmal gerade arbeits- und mittellos war, kam sie in den Schwarzwald, um sich hier nach einer Arbeitsstelle umzusehen. Nach einem kurzen Abenteuer zog sie doch wieder ein Stuttgarter Nachtlokal vor. Doch auch hier wurde sie bald wieder entlassen. Sie kam darauf im Januar wieder in den Schwarzwald, in unsere Gegend. Hier ging ihr das Geld aus. Sie entsann sich ihres herbstlichen Abenteuers und schickte ihrem damaligen Liebhaber durch eine Mittelsperson einen Brief, in dem
sie ihn zu einem Besuch aufforderte. Der inzwischen Ernüchterte jedoch wollte nichts mehr von ihr wissen und verleugnete sie. Die Angeklagte geriet in Wut, schrieb'einen zweiten Brief, in welchem sie 40 DM forderte, andernfalls sie eben zu seiner Frau gehen wollte. Doch auch dieser Schreckschuß — sie meinte, sie hätte ihm „nur ein bißchen Angst machen wollen“ — verpaffte wirkungslos. Doch nicht ganz! Der Schuß war nach hinten losgegangen. Sie stand nun vor Gericht und wurde verurteilt.
Neben dieser versuchten Erpressung machte sie sich aber auch noch verschiedener Betrügereien schuldig, die vor allem zum Nachteil von kleinen Leuten gingen. In 3 Betrugsfällen konnte der Angeklagten die Betrugsabsicht nicht einwandfrei nachgewiesen werden. Das Gericht mußte sie in diesen Fällen freisprechen, war aber davon überzeugt, daß die Angeklagte noch weit mehr auf dem Kerbholz hatte. Wegen eines versuchten Verbrechens der Erpressung, zweier Vergehen des vollendeten und eines Vergehens des versuchten Betrugs, sowie wegen eines Vergehens der Unterschlagung wurde sie zu der Gesamt gef ängnisstrafe von 5 Monaten verurteilt.