NUMMER 81
Dezentralisierter Rundfunk
Kulturlandschaften und Länder decken sidi nicht
-th. Es waren die Amerikaner, die uns den Gedanken des Länderrundfunks beschert haben. Es ist kein Zufall, daß in ihrer Zone Jedes Land, sogar das kleine Bremen, eine eigene Hundfunkanstalt hat. Die amerikanische Militärregierung hat es öffentlich proklamiert: sie wollte den dezentralisierten Rundfunk in Deutschland haben. Wären auch die anderen Militärregierungen diesen Weg gegangen, so könnte Tübingen heute stolz darauf sein, Radio Württemberg - Hohen- xollern oder wie sein Name sonst gelautet hätte, in seinen Mauern beherbergen zu dürfen.
Gott sei Dank ist es anders gekommen. Die Briten und die Franzosen waren weiser, d. h. viel Weisheit wird wahrscheinlich gar nicht im Spiel gewesen sein. Es ist sicherlich hier eben gegangen, wie auf so vielen anderen Gebieten auch: Jede Besatzungsmacht war von der Güte der Einrichtungen in ihrem Heimatland überzeugt, und da die British Broadcasting Company und die Radiodiffusion Francaise nun einmal auf dem zentralistischen Prinzip aufgebaut sind, haben wir in der britischen und der französischen einen Zonenfunk, während die Amerikaner aus den USA den zersplitterten Rundfunk kennen und deshalb in ihrer Zone auf den Länderrundfunk verfielen.
Wenn wir Deutsche nunmehr vor der Erbschaft stehen, die uns die Besatzungsmächte hinterlassen haben, so sollten wir elastisch und gestaltungsfähig genug sein, um das auf so willkürliche Weise Entstandene nicht als unabänderlich hinzunehmen. Wir sollten uns vielmehr unsere eigenen Gedanken darüber machen, was dem Wesen des Rundfunks angemessen und uns zuträglich ist. Hier wie anderwärts sollten wir uns jedenfalls vor der Absolutierung von Prinzipien Und vor ihrer Anwendung ohne Rücksicht auf die Natur der Sache hüten. Ein solches Prinzip ist, daß die Kultur Ländersache sei. Weite Kreise sind leider schon dabei, aus diesem Axiom ihre Rundfunkpolitik abzuleiten, wobei das verhängnisvolle Beispiel der amerikanischen Zone die wirkungsvollste Beihilfe leistet.
Das genannte Axiom wäre aber nur dann ohne Einschränkung vertretbar, wenn die Kultur wirklich ländergebunden wäre. Tatsächlich gibt es aber in erster Linie eine gesamtdeutsche Kultur, im übrigen aber fallen die Grenzen der Kulturlandschaften innerhalb Deutschlands keineswegs mit den Ländergrenzen zusammen. Sonst gäbe es heute «ine württemberg-hohenzollerische, morgen
Krebs greift um sich
BONN. Während Tuberkulose als Todesursache zurückgeht, nehmen die Sterbefälle an Krebs weiterhin zu, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Die Sterbeziffer für Tuberkulose betrug 1950 nur noch 8,9 auf 10 000 Einwohner, verglichen mit 5,0 im Jahre 1949. Krebs dagegen kostete im vergangenen Jahre 16,5 von 10 000 Personen das Leben. 1949 betrug die Sterbeziffer 16,0. Die Sterbefälle an Herzkrankheiten lagen 1949 und 1950 in gleicher Höhe wie die an Krebs. Auch die Sterbeziffer für Gehirnblutungen ist im gleichen Zeitraum von 10,9 auf 12,1 bei 10 000 Einwohnern angestiegen, während Krankheiten der Kreislauforgane etwas abgenommen haben.
Churchill — Der Indianer TORONTO. Winston Churchill kann seinen Stammbaum bis auf die indianischen Ureinwohner Nordamerikas zurückführen, erklärte Sir fehane L e s 1 i e, der Vetter des früheren Premierministers, Vor sechs Generationen habe einer der Vorfahren der Familie, ein Kapitän Wilcox, eine Halbindianerin geheiratet. Dadurch sei Churchill Zwanzigstel- Irokese geworden.
aber vielleicht eine Südweststaatkultur — und wer wollte es wagen, von einer rheinland-pfälzischen Kultur zu reden?
Die Bindung des Rundfunks an Ländergrenzen wäre wirklich ein Schwabenstreich. Man mache doch einmal einem Schweizer den Vorschlag, die Eidgenossenschaft solle ihren Rundfunk auf Kantonbasis aufbauen. Nein, die Schweiz hat den richtigen Weg gewählt; sie hat jeder ihrer drei großen Kulturlandschaften ihre Stimme im Äther gegeben.
In der Schweiz war es der Bund, der aus einer einheitlichen Konzeption heraus den Rundfunk sinnvoll dezentralisierte. Genau so könnte und müßte auch in Deutschland der Bund 5 oder 6 Kulturlandschaften abgrenzen und jeder von ihnen eine Rundfunkan-
stalt zuweisen. Werden die Länder eine solche Lösung ermöglichen? Werden sie nicht unter dem Schlagwort, Kultur sei ihre Domäne und jede Bundesregelung sei als zentralistisch zu verwerfen, alles daran setzen, dem Bund die nötigen Kompetenzen zu bestreiten?
Wir wollen hoffen, daß es nicht geschieht. Sollten die Länder aber ihre Zuständigkeit durchsetzen, dann müssen sie sich der Verantwortung bewußt sein, die sie damit vor der Gesamtheit des deutschen Volkes auf sich nehmen. Es muß ihnen gelingen, im gegenseitigen Einvernehmen den Rundfunkanstalten durch Zuweisung sinnvoller Sendegebiete die Basis'zu geben, die ihre große Aufgabe verlangt, Stimmen nicht nur eines heimatlichen Bezirks, sondern einer großen Landschaft und letzlich des deutschen Volkes zu sein. Sendegebiete, die mit den Ländern zusammenfallen, sind nur in Ausnahmefällen geeignet, dieser unabdingbaren Forderung zu genügen.
Timoschenko an der persischen Nordgrenze
Zehn Panzerdivisionen unter seinem Kommando
dsi. Istanbul. Während diplomatische und privatwirtschaftliche Bemühungen im Gange Sind, die persische Ölkrise auf dem Verhandlungswege beizulegen, registrieren die politischen Kreise der Türkei mit größter Aufmerksamkeit die letzten hier vorliegenden Informationen, welche die kritische Situation in Persien deutlich hervortreten lassen.
Marschall Timoschenko ist im sowjetischpersischen Grenzgebiet eingetroffen. Seinem Kommando sind zehn Panzerdivisionen unterstellt. Diese sind so gut ausgerüstet und so verteilt, daß „im Falle von Unruhen in Nordpersien“ im Laufe von zwölf Stunden alle strategisch -wichtigen Punkte besetzt werden können.
Der Oberkommandierende der persischen Truppen in Nordpersien, General Moghbeli, beurteilt die sowjetischen Maßnahmen im Zusammenhang mit den Bemühungen der Sowjetunion, ihren empfindlichen olmangel zu beheben. Er weist darauf hin, daß sowjetrussische Geologen in der letzten Zeit fieberhaft damit beschäftigt gewesen sind, nicht nur in den Küstengebieten der sowjetischen Ölzone am Kaspischen Meer, sondern auch bis zu zehn Kilometern in das Meer hinaus Versuchsbohrungen vorzunehmen, um neue ergiebige Quellen zu erschließen. Die Bohrungen hätten aber, wie aus sowjetischen Berichten zu entnehmen sei, nur ein enttäuschend mageres Ergebnis gebracht. Man habe auf einige hundert neue Fundstellen gehofft und dabei mit einem hohen Prozentsatz ergiebiger neuer Quellen gerechnet und statt dessen nur 27 in ihrem Wert und Ergiebigkeit zudem recht zweifelhafte neue Quellen anbohren können.
Die Ölproduktion von Baku ist rückläufig geworden. Die Bohrungen im Ural sind nach sowjetischen Berichten nicht zufriedenstellend und die mit deutschen Patenten auf genommene Produktion von synthetischem Treibstoff kann
nur einen kleinen Bruchteil des Bedarfs der UdSSR decken. General Moghbeli vertritt deshalb den Standpunkt, daß die Konzentration von zehn Panzerdivisionen im sowjetisch-nordpersischen Grenzgebiet und ihre Unterstellung unter einen der befähigsten sowjetischen Heerführer als die Vorbereitung eines Versuches anzusehen sei, in der nordpersischen Ölzone, entweder auf dem Verhandlungswege oder auf dem Umwege über Unruhen und Zusammenstöße, welche die Möglichkeit eines Eingreifens in sich schließen, die Schaffung eines „zweiten Baku“ zu erzwingen.
Eine weitere diplomatische Information aus Teheran, die in politischen Kreisen der Tür-
Erweiterung der Sozial-Touristik
FRANKFURT. Die im November 1950 gegründete „Gemeinschaft für Sozial-T'ouristilc und Reisesparen“ wurde am vergangenen Wochenende in Frankfurt durch den Beitritt zahlreicher interessierter Organisationen erweitert. Der neue Vorsitzende der Gemeinschaft, Dr. Lingnau, erklärte, die Mitglieder de| Gemeinschaft wollten durch äußerst günst« kalkulierte Angebote preiswerte Urlaubs- urjä Reisemöglichkeiten schaffen. Außerdem soll das System der Reisesparkarten erweitert werden. Bisher sind rund 200 000 Reisesparkarten im Bundesgebiet aufgegeben worden.
Dr. Lingnau betonte, die Ziele der Gemeinschaft hätten nichts mit dem „KDF-Rummel" zu tun, sondern jedem „Sozialtouristen“ werde volle Freizügigkeit gegeben, die Erholung zu suchen, die seiner persönlichen Einstellung entspreche. Neu hinzugekommen sind zu der Gemeinschaft: Der Industrie -und Handelstag, die Deutsche Angestelltengewerkschaft, der Bund deutscher Verkehrsverbände und die Zentrale für Fremdenverkehr. Der Deutsche Genossenschaftsverband und die Arbeitsgemeinschaft deutscher Sparkassen, Giroverbände und Girozentralen haben ihre Mitarbeit angekündigt.
kei hinsichtlich der Beurteilung der Lage in Persien Beachtung findet, besagt, daß der ehemalige persische Ministerpräsident Sultane, der dieser Tage nach der Schweiz abgereist ist, vor seiner Abfahrt eine vierstündige Unterredung mit dem Schah gehabt hat, der ihn mit der Regelung gewisser „privater Angelegenheiten“ in der Schweiz betraut habe. Es verlautet, Sultane habe den Auftrag erhalten, ein größeres Besitztum in der Nähe von Lausanne, das für „Erholungszwecke geeignet ist“, unter einem Decknamen zu erwerben.
Prof. Heisenberg zieht auf die Zugspitze
. . . sobald Deutschlands höchstgelegenes Labor fertig ist
HR. Garmisch-Partenkirchen. Das Haus „Partenkirchen Nr. 1“, eines der bekanntesten Häuser Mitteleuropas, ist zum Untergang verurteilt. Es liegt in 2964 Meter Höhe auf der Zugspitze und ist das höchstgelegene Haus Deutschlands. Als es, genau zur Jahrhundertwende, errichtet wurde, mußte jeder Stein einzeln von bergerfahrenen Trägern von Garmisch hinaufgetragen werden. Voraussichtlich wird nun innerhalb weniger Wochen beschlossen werden, daß es einem fast 30 Meter hohen Beton-Neubau zu weichen hat, der als „Gralsburg der Wissenschaft“ mannigfaltige Aufgaben erfüllen soll.
Sobald die Finanz Verhandlungen zwischen den beteiligten Interessenten abgeschlossen sind — immerhin geht es um über vier Millionen DM —, wird der erste, wegen Quartiermangel nur kleine Arbeitertrupp auf dem höchsten Berg Deutschlands erscheinen und
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„Decken Sie sich rechtzeitig mit Schuhcreme ein — die Stiefel werden immer größer!"
das „Münchner Haus“, so heißt Haus Partenkirchen Nr. 1 offiziell, abreißen. Zu gleicher Zeit werden andere Arbeiter- und Bergsteigergruppen eine Materialseilbahn vom Zugspitzgipfel zum Riffelriß bauen — eine Materialseilbahn, die mit einer Höhendifferenz von fast 1400 Metern einen Weltrekord darstellen dürfte. Mit dieser Seilbahn muß alles Baumaterial — viele hundert Tonnen voraussichtlich — auf die Zugspitze geschafft werden.
Vier Jahre Bauzeit etwa wird dieses einmalige Projekt erfordern. Denn vom September bis in den Juni hinein wird dort oben Ar- beitsruhe herrschen. Nur im Sommer werden die Witterungsverhältnisse auf Deutschlands höchstem Berg Bautätigkeit zulassen.
Erbauer und „Hausherr“ ist die deutsche Bundespost. Wie schon im Jetzigen „Münchner Haus“ auf der Zugspitze, wird die Post dort- auch weiterhin ihre Ultrakurzwellen- und Dezimeterstation für Funk- und Fernsprechverkehr in alle Himmelsrichtungen betreiben. Die Telefongespräche München-Frankfurt ebenso wie München-Berlin und München-Rom werden hier oben drahtlos „gespiegelt“. Was dem projektierten neuen Bau schon jetzt den Namen „Gralsburg der Wissenschaft“ einbringt, ist das Max-Planck-Institut, das sich bereits einen großen Teil des Neubaus für seine hochwichtigen Forschungszwecke gesichert hat. Prof. Max Heisenberg legt gerade auf die Zugspitzlaboratorien besonderen Wert, in dem die Vorgänge der Atomumwandlung unter günstigen Voraussetzungen untersucht werden können, weil „hier die Elementarteilchen viel energischer als etwa in Göttingen sind“. Die „Forschungsstelle für Physik der Stratosphäre“ hat sich auch einige Räume gesichert. Deren Meßapparate sind so empfindlich, daß sie nicht nur jedes Meson aus der Stratosphäre deutlich anzeigen, sondern auch dann ausschlagen, wenn französische Fischer an der Küste der Bretagne jodhaltigen Tang verbrennen.
„Die roten Schuhe“
Tanz und Ballett in England
Der durch Anmut in Farbe und Bewegung be- ■eubemde englische Film über Andersens Märchen von den roten Schuhen hatte mich damals, «1s Ich ihn sah, tief beeindruckt. Das uralte, scheinbar längst abgedroschene Thema vom ausweglosen Konflikt zwischen künstlerischer Berufung und einer persönliches Glück bedeutenden Liebe hat hier durch das zum symbolhaften Händlerngskem gewordenen Märchen eine neue, überzeugende Form gefunden. Für die Augen Ist dieser Film ein berauschendem, farbensprühendes Fest.
All dies hatte Ich längst vergessen, als ich Wochen später bei Nebel und leichten Sprühregen in England ankam. Nichts in diesem von Jenuarstürmen zerzausten, grauverhangenen Land erinnerte mich an jene blühende, beschwingte Märchenwelt.
Aber gleich am ersten Abend sollte Ich die roten Schuhe dort wiederfinden: Sie standen gar eterUch unter dem Bett der 18jährigen Maud, deren geschmeidige Bewegungen mir schon nach dem Diner beim Abtragen des Geschirrs auf gefallen waren. Ich begegnete ihnen immer wieder, den weißen oder roten Ballettschuhen der kleinen englischen Mädchen.
Ob sie nun Mollie, Pat, Maud, Anne oder Edith beißen, alle haben sie Ballettstunden (so wie bei uns die heranwachsenden Töchter Klavierstunden) oder sie träumen mindestens davon, und über den Kinderbetten hängen die zarten, schwebenden Tänzerinnen von Degas. Manchmal ist es auch die Photographie einer Primaballerina. Fast in jeder Familie fand ich im Bücherschrank einige Bände mit herrlichen Farbaufnahmen über Ballett und Tanz.
Als ich eine 17jährige Bridget einmal fragte, ob ■ie gern tanze, schwärmte sie zuerst vom Bühnentanz, dann vom Volkstanz und erst zuletzt begriff sie, daß ich eigentlich an den Gesellschaftstanz gedacht hatte.
Was bei den Männern das Zedtungslesen, Kricketspielen und Wetten beim Pferderennen tat, nämlich Passion oder Spleen, das bedeutet für die moderne junge Engländerin, die im Umkreis von London lebt, das Zauberwort „Ballett".
Bei einer Laienaufführung von Shakespeares Sommemachtstraum durch die Secondary School (eine Art Volksschule), war ich überrascht von einigen sehr graziösen Tanzeinlagen der Kinder in selbstentworfenen, phantastischen Kostümen, dde, für unseren Geschmack farblich nicht ganz glücklich zusammengestellt, überaus prächtig, aber altmodisch wirkten.
Zu der Ballettbegeisterung in England mag Fernsehen beitragen. Oft werden Ballettübungs- stunden gezeigt; die kleinen Engländerinnen sitzen mit klopfenden Herzen davor, um gleich darauf in einem unbeobachteten Augenblick vor dem Spiegel das Röckchen zu schürzen und dde eben gesehenen Schritte und Figuren zaghaft nachzuahmen. J. St.
Neue Musik und Musikerziehung
Die „Neue Musik“ hat in ihrem Kern allen Sensationsgeruch verloren; man kann heute überblicken, daß es nur noch eine Frage der Zeit Ist, bis sie ganz in das musikalische Repertoire eingegangen sein wird. Die Beschleunigung und Vertiefung dieses Prozesses hängt zu einem großen Teil davon ab, wie es gelingen wird, die unverkennbare Kluft zu schließen, die zwischen artistischer Kunstleistung und privater Musikpflege aufgerissen ist. Im deutschen Musikleben ist die intensivste Bemühung um dieses jetzt mehr soziologische als künstlerische Problem der neuen Musik die alljährliche Arbeitstagung des Institutes für Neue Musik und Musikerziehung, die früher in Bayreuth und jetzt zum ersten Male in Darmstadt unter der Leitung von Prof. E. D o f 1 e i n und H. Weitemeyer stattfand. Hier kamen vornehmlich Musikerzieher, doch auch Künstler, Musikwissenschaftler und Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet zusammen und erhielten in praktischen Kursen, Vorträgen, Konzerten, Diskussionen und Notenaus- stellungen Anregungen und Hilfe für eine ihrer vordringlichsten Aufgaben: die Jugend und den Laien mit der Musik unserer Zeit vertraut zu machen. — Es ist eines der großen Verdienste der Darmstädter Tagung, daß man sich im praktischen Sektor fast stets bewußt auf das Einfache und Mögliche beschränkte und durch diese Begrenzung qualitativ Bestes zeigen konnte — daß aber zugleich durch das Vorführen von Meisterwerken in erstrangigen Besetzungen der Maß
stab gegeben wurde, der Warnung war vor der gefährlichen Simplifizierung der wirklichen geistigen Werte. Die praktische Arbeit wurde in Instrumentalfachkursen, Dirigier- und Tonsatzkursen sowie Arbeitsgemeinschaften der verschiedenen musikalischen Berufsgruppen geleistet. Für die Konzertveranstaltungen zeichneten die Chöre und Orchester vor allem der Musikhochschulen, die aus moderner Instrumental- und Vokalmusik von Werk und Interpretation her teilweise Erstrangiges boten. Auch dem Laien waren Veranstaltungen eingeräumt, doch hätte man gerade Ihm — als dem Verbindungsmann zwischen kindlichem Musizieren und den Konzertdarbietungen — einen breiteren Raum gewünscht. Dem Laien wieder ein eigenes und zeitgemäßes Ressort zu schaffen, bleibt der zukünftigen Arbeit als wesentliche Aufgabe.
S. Struth
Für den Bücherfreund
Das Gebet des Herrn
Leo V e u t h e y , Das Vaterunser, Aus dem Französischen, Patmos-Verlag, Düsseldorf 1951, 80 S.
Die Worte des Vaterunsers sind, wie Leo Veu- they in seinem Vorwort ausführt, die erhabensten Gebetsworte, die Menschen je gelehrt wurden. Das Gebet gehört zum Wesen jeglichen geistlichen Lebens — es spielt nicht nur innerhalb der christlichen Religion eine dominierende Rolle (Friedrich Heiler gab uns eine tiefsinnige Studie über „Das Gebet“), sondern Ist Charakteristikum allgemeinmenschlicher sakraler Betätigung. Veuthey, der durch seine franziskanische Geisteslehre „Einswerden mit Christus“ (im gleichen Verlag erschienen) sich als profunder Kenner des theologischen Stoffes erwies, zeigt, in seinem neuen Buche, wie Christus uns im Vaterunser das „innere Leben als den Quell übernatürlicher Erhebung“ lehrt. wn.
Die kleinen Eipper-Bücher
Paul Eipper, Elefanten, Saurier und schwarze Katzen, Erlebtes und Nachdenkliches auch von anderen Tieren, B. Piper-Verlag, München 1951. 77 S.
Nicht nur der Tierfreund wird seine helle Freude an den unterhaltenden, spannenden und belehrenden Erzählungen des bekannten Autors
haben. Lebendige und humorvolle Illustrationen (von Wilhelm Eigner) vervollständigen dies schmale Eipper-Bändchen.
Neu aufgelegt
Andrfe Gide, Die Verliese des Vatikan, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1951, 390 S.
Dieser „ironische Roman“ des berühmten, vor nicht langer Zeit verstorbenen französischen Autors und Nobelpreisträgers, dessen Dramatisierung das letzte Werk des Dichters war, ist soeben nach mehrjährigem Fehlen ln der mustergültigen Übersetzung von Ferdinand Hardekopf in neuer Auflage herausgekommen. Gide selbst bezeichnete seinen Roman als „Satire mit moralischen Kern“.
Julian H u x 1 e y , Der Mensch in der modernen Welt. Aus dem Engl., Nest-Verlag, Nürnberg 1950, 428 S.
Der englische Biologe und Eugeniker legt hier eine Anzahl Aufsätze vor, die in wichtige Lebensgebiete neuartige Einblicke gewähren. Auch der Fachmann wird hier manches von einer Seite beleuchtet finden, von derer kein Licht erwartete. Kapitel wie „Die Einzigartigkeit des Menschen" (biologisch gesehen) oder „Die Größe lebender Wesen“ setzen mit reichster Detailkenntnis die verschiedensten physikalischen und biologischen Tatsachen zueinander in Beziehung. Soweit seine materialistische Basis zureicht, vermittelt Huxley viele überraschende Perspektiven.
Kulturelle Nachrichten
Die bekannte Münchner Münzhandlung Karl Kreß versteigert am 11. Juni in München antike Münzen, ferner Münzen und Medaillen des Mittelalters und der Neuzeit, u. a eine Spezialsammlung Waldeck. Ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen, der praktisch eine gedrängte Übersicht über die Objekte numismatischer Forschung bietet, wurde in diesen Tagen veröffentlicht
Die zum 500. Geburtstag von Christoph Kolumbus zusammengestellte Sonderausstellung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg „Neue Welten“ ist wegen des großen Interesses bis zum 30. September verlängert worden.