NUMMER 81
A'JS ALLER WELT
MONTAG, 3 8. MAI 1951
Neon und Moscheen — Cadillacs und Kamele
Kairo — die lauteste und faszinierendste Stadt der Erde / Moderner Orient / Von Jan toackuy
Selbst Hamlet, der doch eine recht gute Vorstellung von allem hatte, was so zwischen Himmel und Erde vor sich geht, hätte wahrscheinlich ein bißchen fassungslos vor dem Phänomen Kairo gestanden. Es ist sicherlich die lauteste, verwirrendste und gleichzeitig auch faszinierendste Stadl der Erde.
Nirgendwo, nicht einmal in Rom oder Athen, vermischen sich Gestern, Heute und Morgen auf so erstaunliche Weise wie hier. Kamele und Cadillacs schwanken angriifslustig durch die Straßen, die Fabriksirene übertönt die Klänge der singenden Statue des Memnon und die Sphinx starrt nach ihrer langen Wacht Im Dunkel der Wüste jetzt hinüber zu dem Neonalptraum Kairo, dessen bunte Lichtflut ln den südlichen Himmel emporlodert.
Ich war noch keine Stunde in der Stadt, als ich auch schon einen Dieselexpreß eine Reihe Kamele auf einer Eisenbrüche überholen sah, unter der Regatta-Achter und Rennboote hin- und herschossen, zwischen Feluken und Dahabijas, die schon Tausende von Jahren vor der Geburt des Cheops auf dem Nil kreuzten.
Lieber etwas unordentlich sein
LONDON. Mr. Stanley Burgess verdankt sein Leben der Tatsache, daß er es sieben Wochen lang immer wieder vergessen hatte, seine Frau Zu bitten, die beiden Knöpfe am Mantelgürtel wieder anzunähen. Etwas ungeschickt hatte der Mann in der Charing Cross Station der Londoner Untergrundbahn aussteigen wollen, als er mit seinem Absatz in der unteren Türrille hängen blieb, während sich die Türen wieder elektrisch schlossen.
Burgess konnte sich nur an den eingeklemmten Fingern halten upd drückte sich dicht an die tf-Bahntür, als der Zug in den dunklen Schacht hineinraste. Die Fahrgäste schrien außer sich vor Angst und es dauerte eine Weile, bis jemand flaran dachte, die Notbremse zu ziehen. Der Rük- ken des unglücklichen Burgess streifte an den Kabeln des U-Bahnschachtes entlang. Schließlich wurde der Wagen zum Stillstand gebracht und der Mann gerettet.
„Hätte ich mir die Knöpfe annähen lassen.
wirr ist es eine zauberhaft schöne und interessante Stadt, und die. Gastfreundschaft der Ägypter ist so überwältigend, daß ich vom ersten Tage meiner Ankunft an Isis und Osiris gedankt habe, daß sie wenigstens Abstinenzler sind.
In den ersten beiden Tagen in Kairo erlebte ich mehr als in zwei Jahren zu Hause. Innerhalb sechs Stunden hatte ich König Faruk einen Höflichkeitsbesuch abgestattet und eine Schale herrlichen, aber unglaublich süßen und klebrigen Kaffees mit dem Wirtschaftsminister getrunken, der erfreulicherweise wenig von der ägyptischen Parteipolitik hält. — Bevor der Tag zur Neige ging, hatte ich am Fluß mit einer Gruppe pakistanischer Redakteure gespeist, meinen Namen in das Gästebuch der
dann wäre ich bestimmt an den Kabeln hängen geblieben“, meinte der Mann. Fünfzehn Minuten später war er zu Hause. Eine halbe Stunde danach trafen die Reporter ein. Sie fanden das Ehepaar gerade damit beschäftigt, von sämtlichen Jacketts und Mänteln die Knöpfe abzutrennen.
„Fliegerbombe“
BRÜSSEL. Als Major Vandercruyssen von der belgischen Luftwaffe sein Jagdflugzeug zur Landung ansetzte, bekam er einen Schreck: das Fahrgestell klemmte und er hatte keine Funkanlage, um die Rettungsmannschaft des Flugplatzes zu alarmieren. Was tun? —
Schnell kritzelte er eine SOS - Meldung auf einen Fetzen Papier, verpackte ihn in seinen Pelzstiefel und bombardierte damit den Flug- kontrollturm.
Wenige Minuten später machte er eine glatte Bauchlandung, die nur einen Propeller kostete. Zu seiner Begrüßung hatten sich der Krankenwagen, ein Feuerlöschzug und ein Priester eingefunden.
britischen Botschaft eingetragen, die strenge und liebliche englische Kathedrale besucht und mit J. Arthur Ranks afrikanischem Generalvertreter gesegelt, den Polarstern auf halbem Wege zwischen Zenith und Horizont betrachtet und auf den Stufen des Hotels „Se- miramis“ Rita Hayworths Ehemann gesehen
Zwischendurch wollte man mir unbedingt ein lebendiges Schaf verkaufen, ein Paar Nylon-Unterhosen, einen Satz Stecheisen, einen Korb mit Hühnern, ein Hundehalsband, Kämme, Fliegenklatschen, Zelluloidpuppen, Miniaturmumien, eine Kreissäge, persische Teppiche aus Kidderminster und uralte Käfergemmen aus Birmingham, einige tausend Päckchen Erdnüsse, Broschen, Spangen, Eintrittskarten für ein Cancan-Marathon und einen gebundenen Jahrgang der „Times“ von 1910.
Ich entschied mich für ein Röhrchen Kopfschmerztabletten .
einen Vergleich zustande zu bringen. Er versuchte vergeblich, die Garbo für seinen Vorschlag zu begeistern. Sie wollte die „Inhaftierung dieses unverschämten Menschen für mindestens drei Monate“. Als der inzwischen unter ihrem Beschuldigungsschwall weich gewordene Mason beinahe weinerlich erklärte: „Ich will ja die Sache beilegen und zugeben, daß die Garbo keine alte Schachtel ist!“, war die bekannte Schauspielerin einer Ohnmacht nahe. „Dieses Wort auch noch aus dem Munde dieses Menschen“, rief sie und lief nach „frischer Luft“ rufend ins Freie — um nicht zurückzukehren, so daß der Termin vertagt werden mußte.
Inzwischen läßt sich Mason graue Haare wachsen, wenn er an die kommenden Prozesse denkt. Immer wieder blickt er in sein mit nicht sonderlich hohen Beträgen ausgefülltes Bankkontobuch. „Wenn die ältere Dame
KommaUon
„Ich weiß es auch nicht", gab der Gast höflich der Hausfrau zur Antwort, als diese ihn frug, ob der neue Film ein gutes Ende habe: „Sie haben nämlich zum Schluß geheiratet.“
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„Nach dem Rot Ihrer Lippen“, schmeichelte der Gast der Dame des Hauses, „könnte man Sie für IS Jahre halten. Nach dem Schmelz Ihrer Wangen für 19 und nach dem Schwung Ihrer Augenbrauen höchstens für 20, Gnädigste." Die Dame des Hauses zerschmolz: „Wie kommen Sie nur darauf, mein Lieber? Ist das nicht etwas zu jung geschätzt?" „Keineswegs“, antwortete höflich der Gast, „wenn Sie es zusammenzählen, kommen Sie genau auf 57 Jahre. Und das dürfte doch stimmen?"
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„Nichts als meinen Verstand hatte ich", betonte ein Gast bei einer Tafelrunde, „als ich vor zehn Jahren meine Karriere begann.“ Ruft ein Fräulein ganz erschrocken: „Das war aber wirklich ein riskanter Anfang."
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„Ein neues Buch haben Sie geschrieben?“ fragte das Fräulein wißbegierig den berühmten Schriftsteller, „wie heißt es denn?“ „Der Kampf mit den Wellen“, antwortete der Autor. „Ach", meinte das Fräulein enttäuscht, „also etwas übers Radio ..."
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„Gestern war es zu Hause wieder einmal wunderbar", warf sich ein Ehemann am Stammtisch in die Brust, „ich spielte mit meiner Frau Liszt." Sein Tischnachbar trank langsam sein Glas aus und fragte: „Und wer hat gewonnen?“
sieh nicht beruhigt, sind meine Dollars in Gerichtskosten verwandelt, während sie nur einmal leicht an ihren Millionen kratzt!" Er verhandelt jetzt mit Kollegen wegen eines Feldzuges „gegen die Vertuschung des Staralters“ und über einen Aufruf zur Bildung einer Prüfungskommission, die ein Gutachten der „Göttlichen“ abgeben soll. P. v. J.
Das Kaleidoskop von Kairo Abends, wenn die Sonne wie eine flammende Kugel aus Gold hinter dem flachen Horizont versinkt und die endlose Wüste näher an die glitzernde Stadt herankriecht, ist der geheimnisvolle Strom, auf dessen Fluten einst Kleopatras prächtiges Boot brannte, mit hellroten, smaragdenen und purpurnen Lichtern besetzt, die Lichtreklamen glitzern grell zwischen Moscheen und Minaretten und der einsame Beduine weit draußen in dem silbernen Mysterium der Nacht hinter den Moqatta- Bergen hört noch den brausenden Lärm der Staat.
Keine Taxitrinkgelder Es wimmelt in Kairo von riesigen, blitzenden Autos und alle sind mit dröhnenden Hörnern ausgestattet, die ohne Unterlaß von früh bis spät in Betrieb sind. Selbst die Taxis sind stromlinienförmige Studebakers und Buicks, und so erstaunlich es ist, in diesem Lande des
S akschisch, die Taxifahrer vom Ufer des Nils nd die einzigen ihrer Zunft in der ganzen Welt, die keine Trinkgelder nehmen.
Dafür fahren sie um so wilder. Das Kreischen ihrer Bremsen, das Schmettern ihrer Klaxons und die Trillerpfeifen der Polizisten verbunden mit den Rufen der fliegenden Händler, den würzigen Gerüchen und den malerischen Menschenmassen und Tieren verleihen einem das unheimliche Gefühl, daß man sich mitten in eine ungeheure Massenszene für einen Hollywoodfilm von Cecil B. de Mille verirrt hat, mit Geräuschkulisse von Honneger und Farben von Walt Disney.
Alles dieses soll nun keineswegs heißen, daß Kairo eine Stadt ist, der man, wenn möglich, aus dem Wege gehen sollte. Im Gegenteil, es ist eine der lebendigsten und erregendsten Städte, die ich bisher in meinem Leben besucht habe. Bei allem Lärm und Lichterge-
„Die Göttliche“ auf Kriegsfuß mit einem Reporter
Gericht muß über Greta Garbos Alter entscheiden
Nun ist es soweit: Greta Garbo, „die Göttliche“, noch hellstrahlender Stern am amerikanischen Filmhimmel, hat Jack Mason, den New Yorker Erstaufführungsreporter, wegen Schädigung ihres Ansehens in der Öffentlichkeit und Beleidigung ihrer „Jugend“ verklagt. Mason, als scharfer und rücksichtsloser Kritiker bekannt, hatte sich unterstanden, über einen der letzten Garbofilme zu schreiben: „Es muß einmal gesagt werden, die göttliche Gestalt hat an Wirkung beträchtlich eingebüßt. Aus Grübchen wurden Fältchen und aus einem verführerischen Lächeln das Gesicht einer gutmütigen Oma. Da sind selbst die amerikanischen Kosmetiker machtlos. Vielleicht schiebt man nächstes Mal vorteilhafterweise eine rosarote Linse vor die Aufnahmekamera.“
Es mag den einzelnen Kinobesuchern überlassen bleiben, sich ein Urteil darüber zu bilden, ob Mason zu dick aufgetragen hat. Jedenfalls standen Mason und Greta auf Distanz vor dem Zivilrichter, der sich zunächst davon überzeugte, daß sie kürzlich lt. Urkunde amerikanische Staatsbürgerin geworden war, weil die Steuern für Ausländer erhöht wurden. Der Richter fragte, ob die Alterseintragung stimme, worauf „die Göttliche“ aus ihren Augen Blitze schoß. „Mir bestätigen hundert Männer am Tage, daß ich jung bin. Und außerdem darf ich Ihnen ein ärztliches Gutachten vorlegen, aus dem hervorgeht, daß ich seit 20 Jahren kaum gealtert bin. Ich lasse mich nicht von einem dahergelaufenen Schreiberling in umschriebener Form als alte Schachtel charakterisieren!“ Mister Bolfish, der Gerichtsbeamte, mühte sich drei Stunden lang.
Bunter -Spiegel
Kolonialwarenhändler Max Rosenthal in Washington lieferte einen schönen Beitrag für die Psychologie des Käufers. Er bezeichnete den Zucker, der sonst 59 Cents das Kilo kostet, mit der Bezeichnung „Spezial“ und verkaufte ihn für 98 Cents, nicht besser und nicht schlechter als dieselbe Ware, die ansonsten überall für 59 Cents zu haben war. Rosenthal verdreifachte mit diesem ebenso billigen wie einfachen Trick seinen Umsatz trotz der Erhöhung des Preises.
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„Nie wieder!“ war der einzige Kommentar, den Mr. George M. Friddle aus Johannesburg (Afrika) den Reportern gab, als er dieser Tage zum fünften Male von derselben Frau geschieden wurde. George hatte jedesmal die Schuld auf sich genommen.
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47 Jahre brauchte eine Postkarte, die im Jahre 1904 in Salzkotten in den Briefkasten gesteckt wurde, um ihren Empfänger in Anröchte (Kreis Lippstadt, Westfalen) zu erreichen. Die Karte hatte hinter einem Schalter des Postamts versteckt fast 5 Jahrzehnte überdauert, bis sie bei einem Umbau gefunden und — befördert wurde.
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In Lens (Frankreich) haben Ärzte auf Krankenkassenrezepte Schönheitskreme, Haarbürsten und Lippenrot verschrieben. Polizeiliche Nachforschungen ergaben, daß eine Apotheke alle möglichen Gebrauchsgegenstände vom Kochtopf bis zum Nylonstrumpf auf Rezepte auslieferte. Die Ärzte schrieben einfach irgendein Medikament auf, das ungefähr den Gegenwert'ausmachte. *
Zwei französische Polizisten, die den Auftrag hatten, die Insel L e v a n t in der Nähe von Toulon nach Vogelfallen abzusuchen, mußten
unverrichteter Dinge ümkehren, well die auf der Insel lebenden Nudisten ihnen nur Zutritt gewähren wollten, falls die Beamten ihren Auftrag nackt ausführten. „Das ist uns zu genierlich und auch zu kalt“, erklärten die Polizisten und kehrten um. Im Polizeipräsidium Toulon weiß man nicht recht, was tun. Die französische Justiz hat den Nudisten auf Levant Verwaltungshoheit eingeräumt.
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Die Kurverwaltung des Nordseebades St Bieter wird in der kommenden Badesaison ihre Strandkörbe in drei verschiedenen Farben vermieten. Für Junggesellen und Strohwitwer werden blaue Strandkörbe zur Verfügung stehen, rote für Brautpaare und grüne für alleipstehende Damen. Daneben sollen auch Doppelstrandkörbe aufgestellt werden, die blau und grün gestreift sind. Für Ehepaare sind weiße Strandkörbe vorgesehen.
Ereignisreiche drei Minuten
LEICESTER. Innerhalb von drei Minuten ereignete sich folgendes auf einer Landstraße bei Leicester: Motorradler Charles Waldock, auf dem Sozius seine Frau, fuhr krachend in einen Personenwagen; die beiden wurden auf die Straße geschleudert. Mrs. Hilda Leak sah das und stürzte herbei, um ihnen zu helfen; sie wurde von einem passierenden Auto gestreift und umgeworfen. Im Vorbeifahren sah Autofahrer Henry Redwood beide Unfälle; er bremste, sprang aus seinem Wagen und wurcje eine Sekunde darauf von einem Motorradler überfahren. _ Das nächste Fahrzeug, das die Unfallstelle erreichte, war ein Krankenwagen. Er brachte alle vier Verunglückten ins Krankenhaus nach Leicester. Keiner wurde schwer verletzt.
Die Bisamratte auf dem Vormarsch
Fünf Abwehrstationen gehen ihr an Kocher und Jagst zuleibe
Eigentlich lat die Bisamratte an den Seen und FlÜsSen von Kanada und Alaska zu Hause und richtet dort an Deichen und Uferböschungen mit ihrer Wühlarbeit Jahr für Jahr einen in die Millionen gehenden Schaden an. Seit die Bi- eamfelle ln der Pelzbranche verwendet werden und zu Pelzmänteln und -kragen verarbeitet in der Damenwelt äußerst beliebt sind, versuchen die Bisamrattenjäger Nordamerikas, einen Teil des Schadens, den die in Massen lebenden und nicht mehr auszurottenden Tiere anrichten, durch den Erlös für die kostbaren Bisamfelle wieder gutzumachen. 7 Millionen Felle sind die durchschnittliche nordamerikanische Jahresausbeute.
Als im Jahre 1906 Fürst Colledo - Mannsfeld das „einträgliche Geschäftsobjekt“ nach Europa importierte und drei Bisamrattenpärchen an einem See seines Gutes bei Prag ausgesetzt hatte, begann die Bisamratte ihren Vormarsch nach Westen, besetzte zunächst ganz Böhmen und drang bald bis zur Elbe vor, die sie trotz ernster Gegenangriffe staatlicher Behörden auch bald überschritt. Schon das erste Auftreten einzelner Exemplare an der Elbe in Sachsen mußte alarmierend wirken, weil sich die Bisamratte mit ungeheure Tmpo vermehrt. Etwa viermal fin Jahr wirft das Weibchen durchschnittlich sechs J'unge, und der erste Wurf vermehrt sich gchon im gleichen Jahre ebenfalls. Ein weiterer Grund für die gefürchtete rasche Ausbreitung ist 4«r natürliche Wandertrieb dieser rattenähnlich aussehenden Tiere. Da sie während der Kriegsjahre unbehelligt ihren Vormarsch fortsetzen konnten, ist es ihnen gelungen, bis in das östliche Württemberg vorzudringen, wo sie sich an der Rems und im Tal von Kocher und Jagst niedergelassen haben.
Seit aber fünf in Nordwürttemberg neu eingerichtete Abwehrstationen ihnen das Leben zur Hölle machen, ist es aus mit den fetten Pfründen im Schwabenland. Die Bisamrattenjäger von Kirchberg Neuenstadt. Gaildorf, M ö c k m ü h 1 und Schwäbisch Hall kontrollieren ständig die Ufer von Kocher und Jagst und wo sie einen Bisamrattenbau ent
decken, wird im Frühjahr Jagd gemacht. Man hofft, im Jahre 1951 die letzten Tiere ausgerottet zu haben.
Wir haben uns von einem Bisamrattenjäger über die Lebensweise dieser Tiere orientieren und erzählen lassen, daß der Schaden, den sie anrichten, in gar keinem Verhältnis zu dem Wert ihres Fells steht
Mit Vorliebe lassen sich die Bisamratten in Rudeln an schilfbewachsenen Ufern von Sümpfen, Seen und Flüssen nieder und bauen sich dort Mulden oder Kessel vom Durchmesser eines halben Meters mit mehreren Ausgängen die unter der Oberfläche in das Gewässer münden. Schilf, Wasserpflanzen und Wurzeln bilden ihre Nahrung. Der Bisamrattenjäger erkennt ihren Standort an dem auf weiten Strecken kahl
gefressenen Überrand. Die umliegenden Felder werden von den Tieren überfallen auf weite Strecken durchwühlt, und das Wurzelwerk der Pflanzen abgenagt. Auch Uferböschungen, Deiche und Wege sind durch die Wühlarbeit schwer gefährdet.
Im Spätsommer beginnt die große Wanderschaft. zu der sich gewöhnlich mehrere Rattenfamilien zusammentun, bis vor dem Winter wieder ein günstiger Uferplatz gefunden ist, wo sich die Bisamratte erneut eingräbt, um ähnlich den Fischen im Wasser unter der Eisdecke den Winter zu verbringen. Die günstigste Jagdzeit ist das Frühjahr. Die Jagdutensilien sind ein Boot, Fallen und Gewehr. Vom Boot aus werden die unter Wasser lebenden Ausgänge des Rattenbaus mit Fallen abgesperrt oder die auf dem Wasser treibenden oder schwimmenden Tiere abgeschossen. 200 Bisamratten fielen den Männern der Abwehrstationen an Kocher und Jagst im vergangenen Jahr zum Opfer. mn.
Wochenendfahrten in die Schweiz
Konjunktur für Kurzreisen 1 Kollektiv Visum besorgen die Reiseagenturen
Lörrach. Während sich der große Reiseverkehr aus dem Bundesgebiet nach der Schweiz infolge der deutschen Devisen- Restriktionen nach wie vor in bescheidenem Rahmen hält, haben die von südwestdeutschen Reisebüros eingeführten Wochenendfahrten in das Land der Eidgenossen einen unerwarteten Umfang angenommen. Seit Beginn der warmen Jahreszeit passieren an den Sonntagen immer mehr deutsche Reiseomnibusse die Schweizer Grenzstationen. Sie bringen ihre Insassen in eintägigen Rundfahrten in die bekanntesten Schweizer Fremdenverkehrszentren des Tessins, des Berner Oberlandes, an den Vierwaldstätter See und in die Westschweiz, ohne daß für die Fahrtteilnehmer besondere Devisenausgaben entstehen.
Begünstigt werden diese Kurzreisen durch die Erleichterungen, die neuerdings bei der Visumerteilung für Kollektivpässe gewährt werden. Es genügt die Teilnahmemeldung bei der Reiseagentur, die von sich aus das Kollektiv- visum beantragt. Die Fahrtkosten halten sich — an dem Preisstandard der eidgenössischen
Verkehrsbetriebe gemessen — in erträglichen Grenzen. So kostet beispielsweise eine Omnibusreise ab Lörrach Landesgrenze nach Luzern — Vierwaldstätter See — Axenstraße — Zürich und zurück einschließlich Visumgebühren 16 DM.
Dieser „devisenfreie“ Reiseverkehr hat auch dem Hotelgewerbe in den badischen Grenzstädten einen bemerkenswerten Auftrieb gebracht. Zahlreiche Reiseagenturen, vor allem aus dem württembergischen, mittel- und nordbadischen Raum, bringen ihre Gäste bereits an den Samstagen an die Schweizer Grenze von wo aus dann in den frühen Morgenstunden des Sonntags die Fahrt nach dem Schweizer Ziel angetreten wird
Diese Konjunktur für Kurzreisen in die Schweiz haben sich auch die Schweizer Bundesbahnen zunutze gemacht, die von Basel aus für deutsche Reisende Eintagsfahrten mit Schnelltriebwagen nach Lugano, Bern und verschiedenen bekannten Reisezielen der Mittel- und Ostschweiz starten. Die deutschen Teilnehmer können als „Taschengeld“ einen Devisenbetrag von 15 Schweizer Franken für sich beantragen
Jagsttal bedarf der Erschließung
Heilbronn. Die Stuttgarter Hochschularbeitsgemeinschaft für Raumforschung hat in einem Gutachten festgestellt, daß das Jagsttal gegenüber dem benachbarten Kochertal wirtschaftlich stark benachteiligt sei und dringend einer industriellen Erschließung bedürfe. Im Jagsttal sei beispielsweise bei einer öffentlichen Arbeitsausschreibundg für einen Stundenlohn von 54 Pfennig ein Überangebot von Arbeitswilligen vorhanden gewesen, während es zur gleichen Zeii im Kochertal nicht möglich war, bei einem gebotenen Stundenlohn von 84 Pfennig Arbeitskräfte zu erhalten.
Das international besuchte Meersburg
Meersburg. Das mittelalterliche Meersburg hat sich im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in kurzer Zeit als romantisches Weinstädtchen beim deutschen Reisepublikum einen guten Namen erworben. Seither nimmt seine Besucherzahl von Jahr zu Jahr zu. In neuester Zeit wird es auch als Hochzeitsstädtchen besonders geschätzt und Studiengesellschaften des Auslandes machen, wenn sie Deutschland besuchen, mit Vorliebe eine Exkursion hierher, da Meersburgs mittelalterliches Städtebild ebensogut erhalten ist wie einst in Rothenburg. Die historischen Vereine der Schweiz. Studenten aus Paris oder London, amerikanische und dänische Reisegesellschaften unterziehen sich mit Eifer dem Studium der legendären alten Burg. Zuletzt weilte eine interessante Gruppe von Studenten und Studentinnen der Sigtuna-Stiftung, einer in Deutschland unbekannten Art von Volkshochschulen, im Städtchen Diese Volkshochschüler pflegen sich mindestens ein halbes Jahr aus ihrer Berufsarbeit zu lösen, um sich ganz ihrer geistigen Weiterbildung auf dieser Hochschule in Schwedens ältester Stadt, in Sigtuna, zu widmen. Meersburg und der Bodensee waren für sie ein schönes Erlebnis,
Glück im Unglück hatte ein Fußgänger in Freiburg, der in einen Straßenbahnzug hineinlief. Der Unvorsichtige wurde vom Triebwagen wie ein Faß gerollt, bis der Fahrer den Zug zum Stehen brachte. Der Fußgänger erlitt nur Hautabschürfungen.