NUMMER 81

A'JS ALLER WELT

MONTAG, 3 8. MAI 1951

Neon und Moscheen Cadillacs und Kamele

Kairo die lauteste und faszinierendste Stadt der Erde / Moderner Orient / Von Jan toackuy

Selbst Hamlet, der doch eine recht gute Vorstellung von allem hatte, was so zwischen Him­mel und Erde vor sich geht, hätte wahrscheinlich ein bißchen fassungslos vor dem Phänomen Kairo gestanden. Es ist sicherlich die lauteste, verwirrendste und gleichzeitig auch faszinierend­ste Stadl der Erde.

Nirgendwo, nicht einmal in Rom oder Athen, vermischen sich Gestern, Heute und Morgen auf so erstaunliche Weise wie hier. Kamele und Cadillacs schwanken angriifslustig durch die Straßen, die Fabriksirene übertönt die Klänge der singenden Statue des Memnon und die Sphinx starrt nach ihrer langen Wacht Im Dunkel der Wüste jetzt hinüber zu dem Neonalptraum Kairo, dessen bunte Lichtflut ln den südlichen Himmel emporlodert.

Ich war noch keine Stunde in der Stadt, als ich auch schon einen Dieselexpreß eine Reihe Kamele auf einer Eisenbrüche überho­len sah, unter der Regatta-Achter und Renn­boote hin- und herschossen, zwischen Feluken und Dahabijas, die schon Tausende von Jah­ren vor der Geburt des Cheops auf dem Nil kreuzten.

Lieber etwas unordentlich sein

LONDON. Mr. Stanley Burgess verdankt sein Leben der Tatsache, daß er es sieben Wochen lang immer wieder vergessen hatte, seine Frau Zu bitten, die beiden Knöpfe am Mantelgürtel wieder anzunähen. Etwas ungeschickt hatte der Mann in der Charing Cross Station der Londo­ner Untergrundbahn aussteigen wollen, als er mit seinem Absatz in der unteren Türrille hän­gen blieb, während sich die Türen wieder elek­trisch schlossen.

Burgess konnte sich nur an den eingeklemm­ten Fingern halten upd drückte sich dicht an die tf-Bahntür, als der Zug in den dunklen Schacht hineinraste. Die Fahrgäste schrien außer sich vor Angst und es dauerte eine Weile, bis jemand flaran dachte, die Notbremse zu ziehen. Der Rük- ken des unglücklichen Burgess streifte an den Kabeln des U-Bahnschachtes entlang. Schließlich wurde der Wagen zum Stillstand gebracht und der Mann gerettet.

Hätte ich mir die Knöpfe annähen lassen.

wirr ist es eine zauberhaft schöne und inter­essante Stadt, und die. Gastfreundschaft der Ägypter ist so überwältigend, daß ich vom ersten Tage meiner Ankunft an Isis und Osi­ris gedankt habe, daß sie wenigstens Absti­nenzler sind.

In den ersten beiden Tagen in Kairo erlebte ich mehr als in zwei Jahren zu Hause. Inner­halb sechs Stunden hatte ich König Faruk einen Höflichkeitsbesuch abgestattet und eine Schale herrlichen, aber unglaublich süßen und klebrigen Kaffees mit dem Wirtschaftsmini­ster getrunken, der erfreulicherweise wenig von der ägyptischen Parteipolitik hält. Be­vor der Tag zur Neige ging, hatte ich am Fluß mit einer Gruppe pakistanischer Redakteure gespeist, meinen Namen in das Gästebuch der

dann wäre ich bestimmt an den Kabeln hängen geblieben, meinte der Mann. Fünfzehn Minuten später war er zu Hause. Eine halbe Stunde da­nach trafen die Reporter ein. Sie fanden das Ehe­paar gerade damit beschäftigt, von sämtlichen Jacketts und Mänteln die Knöpfe abzutrennen.

Fliegerbombe

BRÜSSEL. Als Major Vandercruyssen von der belgischen Luftwaffe sein Jagdflugzeug zur Lan­dung ansetzte, bekam er einen Schreck: das Fahr­gestell klemmte und er hatte keine Funkanlage, um die Rettungsmannschaft des Flugplatzes zu alarmieren. Was tun?

Schnell kritzelte er eine SOS - Meldung auf einen Fetzen Papier, verpackte ihn in seinen Pelzstiefel und bombardierte damit den Flug- kontrollturm.

Wenige Minuten später machte er eine glatte Bauchlandung, die nur einen Propeller kostete. Zu seiner Begrüßung hatten sich der Kranken­wagen, ein Feuerlöschzug und ein Priester ein­gefunden.

britischen Botschaft eingetragen, die strenge und liebliche englische Kathedrale besucht und mit J. Arthur Ranks afrikanischem Ge­neralvertreter gesegelt, den Polarstern auf halbem Wege zwischen Zenith und Horizont betrachtet und auf den Stufen des HotelsSe- miramis Rita Hayworths Ehemann gesehen

Zwischendurch wollte man mir unbedingt ein lebendiges Schaf verkaufen, ein Paar Nylon-Unterhosen, einen Satz Stecheisen, einen Korb mit Hühnern, ein Hundehalsband, Kämme, Fliegenklatschen, Zelluloidpuppen, Miniaturmumien, eine Kreissäge, persische Teppiche aus Kidderminster und uralte Kä­fergemmen aus Birmingham, einige tausend Päckchen Erdnüsse, Broschen, Spangen, Ein­trittskarten für ein Cancan-Marathon und einen gebundenen Jahrgang derTimes von 1910.

Ich entschied mich für ein Röhrchen Kopf­schmerztabletten .

einen Vergleich zustande zu bringen. Er ver­suchte vergeblich, die Garbo für seinen Vor­schlag zu begeistern. Sie wollte dieInhaf­tierung dieses unverschämten Menschen für mindestens drei Monate. Als der inzwischen unter ihrem Beschuldigungsschwall weich ge­wordene Mason beinahe weinerlich erklärte: Ich will ja die Sache beilegen und zugeben, daß die Garbo keine alte Schachtel ist!, war die bekannte Schauspielerin einer Ohnmacht nahe.Dieses Wort auch noch aus dem Munde dieses Menschen, rief sie und lief nachfri­scher Luft rufend ins Freie um nicht zu­rückzukehren, so daß der Termin vertagt wer­den mußte.

Inzwischen läßt sich Mason graue Haare wachsen, wenn er an die kommenden Pro­zesse denkt. Immer wieder blickt er in sein mit nicht sonderlich hohen Beträgen ausge­fülltes Bankkontobuch.Wenn die ältere Dame

KommaUon

Ich weiß es auch nicht", gab der Gast höflich der Hausfrau zur Antwort, als diese ihn frug, ob der neue Film ein gutes Ende habe:Sie haben nämlich zum Schluß ge­heiratet.

Nach dem Rot Ihrer Lippen, schmei­chelte der Gast der Dame des Hauses, könnte man Sie für IS Jahre halten. Nach dem Schmelz Ihrer Wangen für 19 und nach dem Schwung Ihrer Augenbrauen höchstens für 20, Gnädigste." Die Dame des Hauses zerschmolz:Wie kommen Sie nur darauf, mein Lieber? Ist das nicht etwas zu jung geschätzt?"Keineswegs, antwortete höf­lich der Gast,wenn Sie es zusammenzäh­len, kommen Sie genau auf 57 Jahre. Und das dürfte doch stimmen?"

*

Nichts als meinen Verstand hatte ich", betonte ein Gast bei einer Tafelrunde,als ich vor zehn Jahren meine Karriere be­gann. Ruft ein Fräulein ganz erschrocken: Das war aber wirklich ein riskanter An­fang."

Ein neues Buch haben Sie geschrieben? fragte das Fräulein wißbegierig den be­rühmten Schriftsteller,wie heißt es denn? Der Kampf mit den Wellen, antwortete der Autor.Ach", meinte das Fräulein ent­täuscht,also etwas übers Radio ..."

*

Gestern war es zu Hause wieder einmal wunderbar", warf sich ein Ehemann am Stammtisch in die Brust,ich spielte mit meiner Frau Liszt." Sein Tischnachbar trank langsam sein Glas aus und fragte:Und wer hat gewonnen?

sieh nicht beruhigt, sind meine Dollars in Ge­richtskosten verwandelt, während sie nur einmal leicht an ihren Millionen kratzt!" Er verhandelt jetzt mit Kollegen wegen eines Feldzugesgegen die Vertuschung des Star­alters und über einen Aufruf zur Bildung einer Prüfungskommission, die ein Gutach­ten derGöttlichen abgeben soll. P. v. J.

Das Kaleidoskop von Kairo Abends, wenn die Sonne wie eine flam­mende Kugel aus Gold hinter dem flachen Ho­rizont versinkt und die endlose Wüste näher an die glitzernde Stadt herankriecht, ist der geheimnisvolle Strom, auf dessen Fluten einst Kleopatras prächtiges Boot brannte, mit hell­roten, smaragdenen und purpurnen Lichtern besetzt, die Lichtreklamen glitzern grell zwi­schen Moscheen und Minaretten und der ein­same Beduine weit draußen in dem silbernen Mysterium der Nacht hinter den Moqatta- Bergen hört noch den brausenden Lärm der Staat.

Keine Taxitrinkgelder Es wimmelt in Kairo von riesigen, blitzen­den Autos und alle sind mit dröhnenden Hör­nern ausgestattet, die ohne Unterlaß von früh bis spät in Betrieb sind. Selbst die Taxis sind stromlinienförmige Studebakers und Buicks, und so erstaunlich es ist, in diesem Lande des

S akschisch, die Taxifahrer vom Ufer des Nils nd die einzigen ihrer Zunft in der ganzen Welt, die keine Trinkgelder nehmen.

Dafür fahren sie um so wilder. Das Krei­schen ihrer Bremsen, das Schmettern ihrer Klaxons und die Trillerpfeifen der Polizisten verbunden mit den Rufen der fliegenden Händler, den würzigen Gerüchen und den malerischen Menschenmassen und Tieren ver­leihen einem das unheimliche Gefühl, daß man sich mitten in eine ungeheure Massenszene für einen Hollywoodfilm von Cecil B. de Mille verirrt hat, mit Geräuschkulisse von Honneger und Farben von Walt Disney.

Alles dieses soll nun keineswegs heißen, daß Kairo eine Stadt ist, der man, wenn möglich, aus dem Wege gehen sollte. Im Gegenteil, es ist eine der lebendigsten und erregendsten Städte, die ich bisher in meinem Leben be­sucht habe. Bei allem Lärm und Lichterge-

Die Göttliche auf Kriegsfuß mit einem Reporter

Gericht muß über Greta Garbos Alter entscheiden

Nun ist es soweit: Greta Garbo,die Gött­liche, noch hellstrahlender Stern am ameri­kanischen Filmhimmel, hat Jack Mason, den New Yorker Erstaufführungsreporter, wegen Schädigung ihres Ansehens in der Öffentlich­keit und Beleidigung ihrerJugend verklagt. Mason, als scharfer und rücksichtsloser Kriti­ker bekannt, hatte sich unterstanden, über einen der letzten Garbofilme zu schreiben: Es muß einmal gesagt werden, die göttliche Gestalt hat an Wirkung beträchtlich einge­büßt. Aus Grübchen wurden Fältchen und aus einem verführerischen Lächeln das Ge­sicht einer gutmütigen Oma. Da sind selbst die amerikanischen Kosmetiker machtlos. Viel­leicht schiebt man nächstes Mal vorteilhafter­weise eine rosarote Linse vor die Aufnahme­kamera.

Es mag den einzelnen Kinobesuchern über­lassen bleiben, sich ein Urteil darüber zu bil­den, ob Mason zu dick aufgetragen hat. Je­denfalls standen Mason und Greta auf Di­stanz vor dem Zivilrichter, der sich zunächst davon überzeugte, daß sie kürzlich lt. Urkunde amerikanische Staatsbürgerin geworden war, weil die Steuern für Ausländer erhöht wur­den. Der Richter fragte, ob die Alterseintra­gung stimme, woraufdie Göttliche aus ihren Augen Blitze schoß.Mir bestätigen hundert Männer am Tage, daß ich jung bin. Und au­ßerdem darf ich Ihnen ein ärztliches Gutach­ten vorlegen, aus dem hervorgeht, daß ich seit 20 Jahren kaum gealtert bin. Ich lasse mich nicht von einem dahergelaufenen Schreiber­ling in umschriebener Form als alte Schach­tel charakterisieren! Mister Bolfish, der Ge­richtsbeamte, mühte sich drei Stunden lang.

Bunter -Spiegel

Kolonialwarenhändler Max Rosenthal in Wa­shington lieferte einen schönen Beitrag für die Psychologie des Käufers. Er bezeichnete den Zucker, der sonst 59 Cents das Kilo kostet, mit der BezeichnungSpezial und verkaufte ihn für 98 Cents, nicht besser und nicht schlechter als dieselbe Ware, die ansonsten überall für 59 Cents zu haben war. Rosenthal verdreifachte mit diesem ebenso billigen wie einfachen Trick sei­nen Umsatz trotz der Erhöhung des Preises.

*

Nie wieder! war der einzige Kommentar, den Mr. George M. Friddle aus Johannes­burg (Afrika) den Reportern gab, als er dieser Tage zum fünften Male von derselben Frau ge­schieden wurde. George hatte jedesmal die Schuld auf sich genommen.

47 Jahre brauchte eine Postkarte, die im Jahre 1904 in Salzkotten in den Briefkasten ge­steckt wurde, um ihren Empfänger in Anröchte (Kreis Lippstadt, Westfalen) zu erreichen. Die Karte hatte hinter einem Schalter des Postamts versteckt fast 5 Jahrzehnte überdauert, bis sie bei einem Umbau gefunden und befördert wurde.

In Lens (Frankreich) haben Ärzte auf Kran­kenkassenrezepte Schönheitskreme, Haarbürsten und Lippenrot verschrieben. Polizeiliche Nach­forschungen ergaben, daß eine Apotheke alle möglichen Gebrauchsgegenstände vom Kochtopf bis zum Nylonstrumpf auf Rezepte auslieferte. Die Ärzte schrieben einfach irgendein Medika­ment auf, das ungefähr den Gegenwert'ausmachte. *

Zwei französische Polizisten, die den Auftrag hatten, die Insel L e v a n t in der Nähe von Toulon nach Vogelfallen abzusuchen, mußten

unverrichteter Dinge ümkehren, well die auf der Insel lebenden Nudisten ihnen nur Zutritt ge­währen wollten, falls die Beamten ihren Auf­trag nackt ausführten.Das ist uns zu genier­lich und auch zu kalt, erklärten die Polizisten und kehrten um. Im Polizeipräsidium Toulon weiß man nicht recht, was tun. Die französische Justiz hat den Nudisten auf Levant Verwaltungs­hoheit eingeräumt.

Die Kurverwaltung des Nordseebades St Bie­ter wird in der kommenden Badesaison ihre Strandkörbe in drei verschiedenen Farben ver­mieten. Für Junggesellen und Strohwitwer wer­den blaue Strandkörbe zur Verfügung stehen, rote für Brautpaare und grüne für alleipstehende Damen. Daneben sollen auch Doppelstrandkörbe aufgestellt werden, die blau und grün gestreift sind. Für Ehepaare sind weiße Strandkörbe vor­gesehen.

Ereignisreiche drei Minuten

LEICESTER. Innerhalb von drei Minuten er­eignete sich folgendes auf einer Landstraße bei Leicester: Motorradler Charles Waldock, auf dem Sozius seine Frau, fuhr krachend in einen Per­sonenwagen; die beiden wurden auf die Straße geschleudert. Mrs. Hilda Leak sah das und stürzte herbei, um ihnen zu helfen; sie wurde von einem passierenden Auto gestreift und um­geworfen. Im Vorbeifahren sah Autofahrer Henry Redwood beide Unfälle; er bremste, sprang aus seinem Wagen und wurcje eine Se­kunde darauf von einem Motorradler überfah­ren. _ Das nächste Fahrzeug, das die Unfallstelle erreichte, war ein Krankenwagen. Er brachte alle vier Verunglückten ins Krankenhaus nach Leicester. Keiner wurde schwer verletzt.

Die Bisamratte auf dem Vormarsch

Fünf Abwehrstationen gehen ihr an Kocher und Jagst zuleibe

Eigentlich lat die Bisamratte an den Seen und FlÜsSen von Kanada und Alaska zu Hause und richtet dort an Deichen und Uferböschungen mit ihrer Wühlarbeit Jahr für Jahr einen in die Millionen gehenden Schaden an. Seit die Bi- eamfelle ln der Pelzbranche verwendet wer­den und zu Pelzmänteln und -kragen verarbei­tet in der Damenwelt äußerst beliebt sind, ver­suchen die Bisamrattenjäger Nordamerikas, ei­nen Teil des Schadens, den die in Massen le­benden und nicht mehr auszurottenden Tiere anrichten, durch den Erlös für die kostbaren Bisamfelle wieder gutzumachen. 7 Millionen Felle sind die durchschnittliche nordamerikani­sche Jahresausbeute.

Als im Jahre 1906 Fürst Colledo - Mannsfeld daseinträgliche Geschäftsobjekt nach Europa importierte und drei Bisamrattenpärchen an ei­nem See seines Gutes bei Prag ausgesetzt hatte, begann die Bisamratte ihren Vormarsch nach Westen, besetzte zunächst ganz Böhmen und drang bald bis zur Elbe vor, die sie trotz ernster Gegenangriffe staatlicher Behörden auch bald überschritt. Schon das erste Auftreten ein­zelner Exemplare an der Elbe in Sachsen muß­te alarmierend wirken, weil sich die Bisamratte mit ungeheure Tmpo vermehrt. Etwa viermal fin Jahr wirft das Weibchen durchschnittlich sechs J'unge, und der erste Wurf vermehrt sich gchon im gleichen Jahre ebenfalls. Ein weiterer Grund für die gefürchtete rasche Ausbreitung ist 4«r natürliche Wandertrieb dieser rattenähn­lich aussehenden Tiere. Da sie während der Kriegsjahre unbehelligt ihren Vormarsch fort­setzen konnten, ist es ihnen gelungen, bis in das östliche Württemberg vorzudrin­gen, wo sie sich an der Rems und im Tal von Kocher und Jagst niedergelassen haben.

Seit aber fünf in Nordwürttemberg neu ein­gerichtete Abwehrstationen ihnen das Leben zur Hölle machen, ist es aus mit den fetten Pfrün­den im Schwabenland. Die Bisamrattenjäger von Kirchberg Neuenstadt. Gaildorf, M ö c k m ü h 1 und Schwäbisch Hall kontrollieren ständig die Ufer von Kocher und Jagst und wo sie einen Bisamrattenbau ent­

decken, wird im Frühjahr Jagd gemacht. Man hofft, im Jahre 1951 die letzten Tiere ausge­rottet zu haben.

Wir haben uns von einem Bisamrattenjäger über die Lebensweise dieser Tiere orientieren und erzählen lassen, daß der Schaden, den sie anrichten, in gar keinem Verhältnis zu dem Wert ihres Fells steht

Mit Vorliebe lassen sich die Bisamratten in Rudeln an schilfbewachsenen Ufern von Sümp­fen, Seen und Flüssen nieder und bauen sich dort Mulden oder Kessel vom Durchmesser ei­nes halben Meters mit mehreren Ausgängen die unter der Oberfläche in das Gewässer mün­den. Schilf, Wasserpflanzen und Wurzeln bilden ihre Nahrung. Der Bisamrattenjäger erkennt ih­ren Standort an dem auf weiten Strecken kahl­

gefressenen Überrand. Die umliegenden Felder werden von den Tieren überfallen auf weite Strecken durchwühlt, und das Wurzelwerk der Pflanzen abgenagt. Auch Uferböschungen, Dei­che und Wege sind durch die Wühlarbeit schwer gefährdet.

Im Spätsommer beginnt die große Wander­schaft. zu der sich gewöhnlich mehrere Ratten­familien zusammentun, bis vor dem Winter wie­der ein günstiger Uferplatz gefunden ist, wo sich die Bisamratte erneut eingräbt, um ähnlich den Fischen im Wasser unter der Eisdecke den Winter zu verbringen. Die günstigste Jagdzeit ist das Frühjahr. Die Jagdutensilien sind ein Boot, Fallen und Gewehr. Vom Boot aus wer­den die unter Wasser lebenden Ausgänge des Rattenbaus mit Fallen abgesperrt oder die auf dem Wasser treibenden oder schwimmenden Tiere abgeschossen. 200 Bisamratten fielen den Män­nern der Abwehrstationen an Kocher und Jagst im vergangenen Jahr zum Opfer. mn.

Wochenendfahrten in die Schweiz

Konjunktur für Kurzreisen 1 Kollektiv Visum besorgen die Reiseagenturen

Lörrach. Während sich der große Reise­verkehr aus dem Bundesgebiet nach der Schweiz infolge der deutschen Devisen- Restriktionen nach wie vor in bescheidenem Rahmen hält, haben die von südwestdeutschen Reisebüros eingeführten Wochenendfahr­ten in das Land der Eidgenossen einen uner­warteten Umfang angenommen. Seit Beginn der warmen Jahreszeit passieren an den Sonn­tagen immer mehr deutsche Reiseomnibusse die Schweizer Grenzstationen. Sie bringen ihre In­sassen in eintägigen Rundfahrten in die be­kanntesten Schweizer Fremdenverkehrszentren des Tessins, des Berner Oberlandes, an den Vierwaldstätter See und in die Westschweiz, ohne daß für die Fahrtteilnehmer besondere Devisenausgaben entstehen.

Begünstigt werden diese Kurzreisen durch die Erleichterungen, die neuerdings bei der Visum­erteilung für Kollektivpässe gewährt werden. Es genügt die Teilnahmemeldung bei der Reise­agentur, die von sich aus das Kollektiv- visum beantragt. Die Fahrtkosten halten sich an dem Preisstandard der eidgenössischen

Verkehrsbetriebe gemessen in erträglichen Grenzen. So kostet beispielsweise eine Omnibus­reise ab Lörrach Landesgrenze nach Luzern Vierwaldstätter See Axenstraße Zürich und zurück einschließlich Visumgebühren 16 DM.

Dieserdevisenfreie Reiseverkehr hat auch dem Hotelgewerbe in den badischen Grenzstäd­ten einen bemerkenswerten Auftrieb gebracht. Zahlreiche Reiseagenturen, vor allem aus dem württembergischen, mittel- und nordbadischen Raum, bringen ihre Gäste bereits an den Sams­tagen an die Schweizer Grenze von wo aus dann in den frühen Morgenstunden des Sonntags die Fahrt nach dem Schweizer Ziel angetreten wird

Diese Konjunktur für Kurzreisen in die Schweiz haben sich auch die Schweizer Bundes­bahnen zunutze gemacht, die von Basel aus für deutsche Reisende Eintagsfahrten mit Schnell­triebwagen nach Lugano, Bern und verschiede­nen bekannten Reisezielen der Mittel- und Ostschweiz starten. Die deutschen Teilnehmer können alsTaschengeld einen Devisenbetrag von 15 Schweizer Franken für sich beantragen

Jagsttal bedarf der Erschließung

Heilbronn. Die Stuttgarter Hochschularbeitsge­meinschaft für Raumforschung hat in einem Gutachten festgestellt, daß das Jagsttal gegenüber dem benachbarten Kochertal wirt­schaftlich stark benachteiligt sei und dringend einer industriellen Erschließung bedürfe. Im Jagsttal sei beispielsweise bei einer öffentlichen Arbeitsausschreibundg für einen Stundenlohn von 54 Pfennig ein Überangebot von Arbeitswilligen vorhanden gewesen, während es zur gleichen Zeii im Kochertal nicht möglich war, bei einem gebotenen Stundenlohn von 84 Pfennig Arbeits­kräfte zu erhalten.

Das international besuchte Meersburg

Meersburg. Das mittelalterliche Meersburg hat sich im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in kurzer Zeit als romantisches Weinstädtchen beim deutschen Reisepublikum einen guten Namen erworben. Seither nimmt seine Besucherzahl von Jahr zu Jahr zu. In neuester Zeit wird es auch als Hochzeitsstädtchen besonders geschätzt und Studiengesellschaften des Auslandes machen, wenn sie Deutschland besuchen, mit Vorliebe eine Exkursion hierher, da Meersburgs mittel­alterliches Städtebild ebensogut erhalten ist wie einst in Rothenburg. Die historischen Vereine der Schweiz. Studenten aus Paris oder London, amerikanische und dänische Reisegesellschaften unterziehen sich mit Eifer dem Studium der legendären alten Burg. Zuletzt weilte eine inter­essante Gruppe von Studenten und Studentinnen der Sigtuna-Stiftung, einer in Deutschland unbe­kannten Art von Volkshochschulen, im Städt­chen Diese Volkshochschüler pflegen sich minde­stens ein halbes Jahr aus ihrer Berufsarbeit zu lösen, um sich ganz ihrer geistigen Weiterbil­dung auf dieser Hochschule in Schwedens älte­ster Stadt, in Sigtuna, zu widmen. Meersburg und der Bodensee waren für sie ein schönes Er­lebnis,

Glück im Unglück hatte ein Fußgänger in Frei­burg, der in einen Straßenbahnzug hineinlief. Der Unvorsichtige wurde vom Triebwagen wie ein Faß gerollt, bis der Fahrer den Zug zum Stehen brachte. Der Fußgänger erlitt nur Haut­abschürfungen.