Malediuien
hjs. Wissen Sie, was Maledivien ist? Es ist weder eine Salatsorte, noch eine Orchideenart. Es ist ein Staat auf einer Korallengruppe im Indischen Ozean im Südwesten von Ceylon. Seine Handelsflagge ist rot mit einem grünen Rechteck in der Mitte, am Flaggenstiel schwarzweiß schraffiert. Für die Nationalflagge kommt in der Mitte noch ein weißer Halbmond dazu. Man sieht, die Welt der Politik ist bunt. Neue
bunte Fahnen wurden an den Fahnenmasten der internationalen Konferenzgebäude gehißt, andere verschwanden von der internationalen Bühne. Die Bonner Fahnenfabrik trug dieser Tatsache Rechnung und brachte jetzt eine neue Flaggenkarte heraus, auf der auch die neuen Staaten, wie Indien, Indonesien, die Volksrepublik China, Pakistan und Israel schon verzeichnet Sind. Die Bundesrepublik ist zum äußeren Zeichen ihrer zunehmenden Gleichberechtigung gleich viermal vertreten, nämlich mit der Nationalflagge, der Bundesdienst- und Bundespostflagge sowie der Standarte des Bundespräsidenten. Eine Standarte von Herrn Grote- Wohl fehlt noch. Dieser Mangel wird aber reichlich ausgeglichen durch eine Reihe anderer narbenfroher Fahnen aus Staaten wie Maledivien, von deren Existenz der politische Normalverbraucher bislang keine Ahnung gehabt haben dürfte. Oder kannten Sie bisher die Malaiischen Staaten Negri Sembilan, Pahang, Perak, Perlis, Trengganu und Selangor? Oder die arabischen Sultanate und Imamate Kuweit Cll Koweit) oder Oman? Ein Trost kann uns immerhin sein, daß über Katar, Kathiri, Kaaiti und Kedah weder der Weltatlas 1951 noch der Knauer oder Herders Volkslexikon Auskunft wissen.
Schwierige Verhandlungen
Der Stand des Interzonenhandels
F.E.O. Im Gegensatz zu voreiligen Presseveröffentlichungen stehen die Verhandlungen über ein neues Iriterzonenabkommen, wie von zuständiger Seite auf der Berliner Pressekonferenz im Bundeshaus erklärt wurde, noch nicht vor einem Abschluß. Besonders die Verkehrsfragen machen große Schwierigkeiten, ■die Ostseite zeigt sich dabei sehr spröde und man rechnet mit einer langen Dauer der Verhandlungen. Täglich drei neue Güterzüge über Helmstedt nach Westberlin sind zugestanden, deren Rückfracht aus Berlin augenblicklich Schwierigkeiten macht; für einzelne Güterwagen ist die Öffnung weiterer Grenzorte im Verhandlungswege erreicht. Demnächst werden auch Schlaf- und Speisewagen in den Interzonenzügen verkehren.
Die laufenden Verhandlungen drehen sich augenblicklich um ein Handelsvolumen von 550 Millionen DM, doch kann darin im weiteren Verlauf noch eine Änderung eintreten. Die Bilanz sieht zurzeit so aus, daß der Westen mit 5,3 Millionen DM verschuldet ist. Braunkohlenbriketts lieferte der Osten vom 1. September 1950 bis 31. März 1951 insgesamt 525744 Tonnen und dann bis Mitte Mai weitere 30 000 Tonnen. Westdeutschland hat insgesamt davon 448 235 Tonnen Briketts erhalten. Es wird befürchtet, daß die jetzt verhängte Ausfuhrsperre nach Rot-China die weiteren Verhandlungen schwieriger gestalten wird, da manche vom Osten angebotenen Einfuhrwaren aus China stammten.
„Geschichte der Menschlichkeit“
Prof. Heuß Schirmherr des DRK
BONN. Bundespräsident Prof. Heuß hat am Samstag im Rahmen einer Kundgebung des Deutschen Roten Kreuzes im Bundeshaus offiziell die Schirmherrschaft über das DRK übernommen. In einer Ansprache bezeichnete der Bundespräsident die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes als eine „Geschichte der Menschlichkeit“. Der Präsident des DRK, Reichsminister a. D. Geßler, nannte in seiner Begrüßungsansprache das Rote Kreuz einen „Treuhänder völkerrechtlicher Verpflichtung“.
Geßler "wurde erneut zum Präsidenten gewählt. Dem Präsidium gehört u. a. auch Prof. Karl Schmid an.
Agrarpolitik nicht ohne den Bauern
Niklas eröffnet 41. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft
HAMBURG. Bundesernährungsminister Prof. Niklas nannte die 41. Wanderausstellung der DLG einen Beweis für die gewaltige Leistungssteigerung der deutschen Landwirtschaft in der Nachkriegszeit. Bei Brotgetreide sei der Hektarertrag von 19,5 dz in der Vorkriegszeit auf 23,7 dz gestiegen, bei Kartoffeln liege das Ergebnis mit 245 und bei Zuckerrüben mit 361 dz ebenfalls über dem Vorkriegsertrag.
Der Minister, der die Grüße des Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers überbrachte, bezeichnete das neue Wirtschaftsprogramm der Bundesregierung als ein „neunzigprozentiges Agrarprogramm“. Der Staat könne nur Hilfeleistung geben. Entscheidend bleibe die Arbeit des deutschen Bauern.
Bürgermeister Brauer (Hamburg) sagte im Hinblick auf die Preissituation der Landwirtschaft: „Es ist ein schwieriges Problem für den Haushalt des kleinen Mannes in der Stadt, wenn. Brot, Fleisch, Butter und
Milch teurer werden; man kann aber Agrarpolitik nicht ohne und nicht gegen den Bauern machen, ebensowenig, wie man Agrarpolitik gegen den großstädtischen Arbeiter treiben kann, der nicht minder hart arbeiten muß als der Landwirt. Der Gegensatz zwischen Stadt und Land müsse in gerechtem Ausgleich überwunden werden.
Das Ausstellungsgelände, das in der Nähe des Hamburger Hafens und des Vergnügungsviertels St. Pauli liegt, umfaßt 30 ha, 700 Firmen, darunter allein 31 Schlepperfabriken, und zeigt ein umfassendes Bild des heutigen Standes der Landwirtschaft und der Landmaschinenindustrie. Die Erfahrungen von Wissenschaft und Praxis sollen auf ihr der Öffentlichkeit vermittelt werden. Ein besonderer Ausstellungspavillon ist den deutschen Gebieten ostwärts der Oder und Neiße gewidmet. Die Ausstellungsleitung rechnet mit mehr als einer halben Million Besucher.
Adenauer reist nach Rem
Empfang beim Papst
BONN. Bundeskanzler Dr. Adenauer wird zwischen dem 11. und 14. Juni zu einem offiziellen Besuch nach Rom reisen, teilte das Bundespresseamt am Samstag mit. Man erwartet, daß der Bundeskanzler außer vom italienischen Ministerpräsidenten Alcide de G a s p e r i, mit dem er Besprechungen führen wird, auch vom Papst empfangen wird. Nach seiner Rückkehr aus Rom wird er etwa Anfang Juli der Einladung des britischen Außenministers Herbert Morrison Folge leisten.
Die Nachricht von dem Rombesuch Adenauers wurde in der italienischen Hauptstadt mit Befriedigung aufgenommen. Man erwartet von der Aussprache Adenauers mit de Gasperi und Außenminister Sforza positive Ergebnisse für die deutsch-italienischen Beziehungen. Wahrscheinlich wird Adenauer mit dem Papst über die Errichtung einer deutschen Botschaft beim Vatikan verhandeln.
Wahlkoalitionen der Parteien
Allein Kommunisten sind isoliert
PARIS. Für die Wahlen zur französischen Nationalversammlung am 17. Juni sind inzwischen in 53 der 98 Wahlbezirke Wahlbündnisse der drei größten Parteien der Mitte (der Sozialisten, der Republikanischen Volkspartei und der Radikalsozialisten) eingegangen worden. In vielen Wahlkreisen haben sich diesen Koalitionen auch noch die demokratische und sozialistische Union der Widerstandsbewegung (UdSR) und die vom Kriegspremier Paul R e y n a u d geführten Unabhängigen angeschlossen. General de Gaulles Sammlungsbewegung, die ursprünglich keine Wahlkoalitionen eingehen wollte, hat sich in elf Bezirken mit anderen Parteien, darunter den Radikalsozialisten, der UdSR, den Unabhängigen und der MRP, zusammengetan. In keinem Fall stellen jedoch die Gaullisten und die Sozialisten gemeinsame Listen auf. Vollständig isoliert sind die Kommunisten, die bei den Wahlen erhebliche Stimmeneinbußen erleiden dürften.
Kleine Weltchronik
DARMSTADT. Wegen schweren Landfriedensbruchs verurteilte das Landgericht Darmstadt den 50jährigen Prinzen von Erbach-Schoenberg zu 10 Monaten Gefängnis. Der Prinz, ein Vetter der Königinmutter Wilhelmine von Holland, hatte sich im November 1938 an Ausschreitungen gegen Juden in Südhessen beteiligt. Seine Strafe gilt als verbüßt, da er sich zwei Jahre in Internierungshaft befand.
FRANKFURT. Uber Westdeutschland zog am Samstag und in der Nacht zum Sonntag von Südwesten kommend eine ausgedehnte Gewitterfront, die mit Regenstürzen, ungewöhnlich häufigen Blitzserien und zum Teil mit Wirbelstürmen in vielen Gegenden schwere Schäden verursacht hat.
BONN. Die deutsche Ärzteschaft warnte am Samstag in ihrem Pressedienst vor betrügerischem Heilmittelvertrieb durch Hausierer, die Arzneimittel anböten, die den Anforderungen des Gesundheitswesens nicht entsprächen.
BERLIN. Mit Hilfe westdeutscher Städte ist der durch den Krieg stark mitgenommene Berliner Tiergarten nahezu völlig wieder instand gesetzt worden. 33 Städte haben insgesamt 346 882 junge Bäume und Sträucher für die Wiederaufforstung gespendet.
WIEN. Nach Berichten von der Tagung der internationalen Donaukommission in Galatz sind die Versuche Jugoslawiens, sich- in der Verwaltung des Stroms einen größeren Einfluß zu verschaffen, bisher an dem geschlossenen Widerstand der Kominform-Staaten gescheitert. Seit 1948 wird die Donau-Kommission fast vollständig von der Sowjetunion beherrscht.
LONDON. Die englische Königinmutter Mary vollendete am Samstag das 84. Lebensjahr. Bis zum Mittag waren bereits 20 Wagenladungen mit Geschenken und Blumen am MarlborougH House eingetroffen.
PARIS. Der amerikanische Botschafter in Moskau, Admiral Alan Kirk, traf am Samstagabend in Begleitung seiner Gattin mit einem amerikanischen Militärflugzeug in Paris ein. Nach einem vier- bis fünftägigen Aufenthalt in Paris will Kirk sich nach Den Haag begeben und anschließend in Frankfurt mit dem amerikanischen Hohen Kommissar Jon McCloy Zusammentreffen.
WARSCHAU. Das polnische Parlament ratifizierte am Samstag den sowjetisch-polnischen Vertrag über einen gegenseitigen Gebietsaustausch zwischen Polen und der Sowjetunion. Durch den Austausch erhält Polen einen Grenzstreifen im Bezirk Drohobycz, der Ölquellen aufweisen soll. Der Sowjetunion fällt ein Teil der polnischen Provinz Lublin zu.
TOKIO. Einen nicht alltäglichen Abschuß buchten amerikanische Düsenjäger über dem Japanischen Meer. Ein amerikanisches Transportflugzeug, dessen Mannschaft auf dem Flug nach Korea wegen eines Motorenschadens „ausgestiegen“ war, hatte seine Reise 300 km weit fortgesetzt und dabei sogar ein 3600 m hohes Gebirge überflogen, bis es von den Düsenjägern abgeschossen wurde.
NEW YORK. Die sowjetische UN-Delegation hat sich geweigert, der sowjetischen Regierung in Moskau die Entschließung der UN-Vollver- sammlung zu übermitteln, in der alle UN-Mit- gliedstaaten aufgefordert werden, die Ausfuhr kriegswichtiger Güter in die Volksrepublik China zu unterbinden. Die Entschließung sei unrechtmäßig und stehe im Gegensatz zu der UN-Charta.
WASHINGTON. Die USA gaben am vergangenen Wochenende bekannt, daß eine weitere Reihe von Versuchen mit Atomwaffen im mittleren Pazifik „erfolgreich abgeschlossen“ wurde. Bei den Versuchen wurden u. a. Experimente zur Entwicklung der Wasserstoffbombe unternommen.
Der verschlossene MUND
Roman von Doris Eicke
' ^ Alle Rechte V erlagt haut Reutlingen
„Sie wollte Dein geringes Interesse für Deinen Sohn nicht unnötig strapazieren.“
„Sehr rücksichtsvoll. Wenn Du hungrig bist, kann ich etwas Toast rösten. Eine Kuchen- feserve gibt es nicht.“
„Danke, ich habe im Speisewagen ausgezeichnet gegessen. Bist Du noch immer Strohwitwe, Andrea?“
.Nicht mehr lange.“
,Dann rate ich Dir, die Galgenfrist noch zu genießen, oder liebt Ihr Euch noch immer?“ „Ulriche, sei nicht so zynisch.“
„Ich war Deine gelehrige Schülerin, mein Lieber —
„Und übertriflst Deinen Lehrmeister hei weitem. Zum Zynismus gehört eine natürliche Begabung, und Du hast sie zweifellos.“ Ulriche lachte.
„Was treibst Du so den ganzen Tag, Andrea?“
„Ich arbeite.“
„Gott, die paar Zimmer! Du wirst doch nicht den ganzen Tag putzen!“
„Im Gegenteil, ich bin im Esplanade als Hotelsekretärin engagiert.“
„Tüchtig! Da hat Dich wohl Will placiert?“ „Ganz recht.“
„Wer hatte da nun eigentlich Sehnsucht nach wem? Du brauchst mir nicht zu antworten, wenn es Dir unbequem ist.“
„Sehnsucht war hier nicht im Spiel“, wehrte sich Andrea steif.
„Nicht einmal? Kinder, Ihr seid fad. Du könntest uns einmal Cocktail mixen. Will.“ Syamken kam der Aufforderung zwar ohne ‘weiteres nach, aber seine Miene war gereizt.
„Wie lange bleibst Du?“ fragte er brutal, als er seiner Frau das Glas hinüberreichte.
„Ein, zwei Tage, ich hoffe, Du wirst es ohne Folgen überleben.“
„Mich müßt Ihr jetzt entschuldigen, es ist höchste Zeit“, unterbrach Andrea aufstehend das gepfefferte Geplänkel. Es war ihr weiß Gott lieb, einen Grund zum Aufbruch zu haben.
„Bleib doch noch ein bißchen! Wenn Du gehst, haben Will und ich doch sofort Streit.“
„Überschrift: Die harmonische Ehe.“
„Ich kann wirklich nicht bleiben, der Dienst ruft.“
„Dann allerdings. Adieu, meine Liebe! So long!“
Syamken brachte Andrea bis ans Gartentor.
„Entschuldige, Kind“, sagte er melancholisch.
Sie drückte ihm wortlos die Hand. Er tat ihr leid. Als sie noch einmal den Kopf wandte, stand er noch immer an der Pforte und schaute ihr nach.
„Der arme Kerl! Jetzt ist ihm für ein paar Tage auch noch sein Heim verleidet!“ dachte sie mitleidig. „Diese eiskalte Person! Sie wirkt wie ein Kühlschrank, jedes Gefühl sinkt in ihrer Gegenwart sofort unter den Nullpunkt. Wie hatte Will, der Erfahrene, nur auf diese Frau hereinfallen können! Eine solche Instinktlosigkeit hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut. Hier wäre eine Scheidung wirklich eine Wohltat.“
Andrea war ein guter Temperaturenleiter. Sie hätte jetzt noch stundenlang unter der Depression dieser Begegnung gestanden, wenn das kleine magische Papier in ihrer Tasche nicht gewesen wäre. So aber war es, als ginge von ihm ein sanftes Glühen aus, das über den Bügel der Tasche in ihren Körper drang und das unangenehme Frösteln der .letzten halben Stunde vertrieb. „Mein süßes, kleines
Mädchen!“ hatte Niels geschrieben. Mehr brauchte sie eigentlich nicht zu wissen, in diesen Worten lag alles, denn bei ihm hatte jedes sein volles Gewicht. Niels war kein Phrasendrescher. Dies war sein erster Kosename für sie gewesen, sparsam gebraucht und nur in den glühenden Stunden der Liebe. Daß er jetzt diese Zärtlichkeit auf den Brief übertrug, sagte ihr mehr, als tausend Liebes- schwüre es vermocht hätten. Es hieß in die gewöhnliche Sprache übersetzt: Du bist für mich die gleiche, die Du immer warst, die Eine, die Einzige. Keine Dunkelheit könnte mich hindern, Dich zu finden, kein Mißverständnis könnte vor meiner Liebe bestehen bleiben. Du bist ein Teil meines Lebens, ein unverlierbarer, kostbarer Teil. Du bist mein kleines Mädchen.
Während Andrea die Anrede ihres Briefes auf diese beglückende Weise übersetzte, sang sie ganz leise vor sich hin. Sie befand sich in einem Zustand innerer Schwerelosigkeit, als sei sie berauscht, Himmel und Erde verschmolzen in einem ganz zarten, ganz innigen Gefühl der Seligkeit. Sie sah nicht mehr den neblig nassen Tag, das Gedränge, der Menschen in der überfüllten Bahn, der unangenehme Geruch nasser Überkleider störte sie nicht. Das Heute zählte nicht; nachdem das Gestern mit seinen tatsächlichen und eingebildeten Bitterkeiten versunken war, gab es nur das Morgen.
Sie hatte ihren improvisierten Urlaub reichlich ausgenutzt, und auf dem Grunde ihres inneren Jubels fühlte sie die nagende Mahnung des Gewissens. Sie erschrak doppelt, als sie sah, daß Stumpf persönlich sie vertreten hatte, aber nach einem prüfenden Blick in das durch keinen äußeren Anlaß zu dämpfende Strahlen ihrer Augen empfing er sie freundlich.
„Einen schönen Nachmittag gehabt?“
„Ja, ich danke Ihnen, Herr Stu#ipf, daß Sie mich vertreten haben.“
Europäisdie Wiederauf Wertung?
GENF. Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (ECE) hat eine sofortige und drastische Wiederaufwertung der europäischen Währungen im Verhältnis zum Dollar gefordert. Das sei das einzige, aber auch sicher wirksame Mittel gegen die fortschreitende Inflation. Die 30prozenti.ge Abwertung der meisten europäischen Währungen im Jahre 1949 habe sich inzwischen als „übertrieben“ erwiesen. Außerdem habe die voreilige endgültige Festlegung des Austauschkurses den spekulativen Kräften in die Hand gespielt. Die fließende Weltwirtschaftslage erfordere, daß die Währungen anpassungsfähig blieben. Auch die vorgeschlagene Wiederaufwertung müsse jederzeit wieder rüdc- führbar sein.
Die vorgeschlagene Wiederaufwertung des Pfundes und der mitgegangenen europäischen Währungen gegenüber dem Dollar als gemeinsame Maßnahme werde die europäischen Importaufwendungen radikal senken, ohne ihren Export gefährden zu müssen. Da mit einem Absinken der Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt in absehbarer Zeit nicht zu rechnen sei, würde sich die inflationäre Preis-Lohn-Spirale weiter fortsetzen, wenn nicht jetzt eine Währungsneuordnung erfolge.
Ein Nachteil des Vorschlags sei die Verteuerung der europäischen Exporte nach Übersee. Diese werde jedoch nicht zu einem Verlust überseeischer Märkte an die Dollarländer führen, da die Vereinigten Staaten unter den gegenwärtigen Umständen ihr Exportvolumen nicht entsprechend vergrößern könnten. Hand in Hand mit einer Wiederaufwertung müßten allerdings verschärfte binnenwirtschaftliche Kontrollen gehen. Dies bedeute wesentlich höhere Steuern, schärfere Steuerstrafen, Preis- und Lohnkontrollen, Bewirtschaftung lebenswichtiger Bedarfsgüter und eine straff gelenkte Investitionspolitik.
Bankkredite weiter zurückgegangen
FRANKFURT. Der Abbau der kurzfristigen Bankkredite hat im April weitere Fortschritte gemacht. Er wird im Bericht der Bank Deutscher Länder auf etwa 400 Millionen DM geschätzt. Ende April dürfte das Volumen kurzfristiger Kredite der Banken noch etwa 12,5 Milliarden D-Mark betragen haben, was gegenüber Ende Januar eine Verminderung um etwa 0,6 Milliarden bedeutet.
Aufhebung der Kreditbeschränkungen
SIGMARINGEN. Die Fachvereinigung Textil- Großhandel in Württemberg-Hohenzoliern forderte auf ihrer Jahres-Hauptversammlung in Sigmaringen die Aufhebung der Kreditrestriktionen, die angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage keine Berechtigung mehr hätten.
Wieder lebhaftere Preisbewegungen
WIESBADEN. Nach der Schnellstatistik des Statistischen Amtes sind die Preise in der Woche vom 4.—11. Mai im Vergleich zur Vorwoche wieder in etwas lebhaftere Bewegung geraten. Bei den insgesamt 341 Preisangaben standen 42 Preiserhöhungen 26 Preisrückgängen gegenüber. U. a. wurden für Getreideerzeugnisse noch immer Preiserhöhungen gemeldet — stärkste Erhöhung 1,7 Prozent bei Nudeln.
Zwei Millionen für „schwarze“ Kohle
BADEN-BADEN. Der Vorsitzende des Gesamtverbandes der deutschen Textilveredelungsindustrie e. V., Frankfurt, erklärte auf der Jahreshauptversammlung des Verbandes in Baden- Baden, die westdeutsche Textilindustrie bezahle monatlich insgesamt 2 Millionen DM an Überpreisen für schwarze Kohle. Dadurch sei der Anteil der Kohlen an den Betriebskosten von normalerweise 8 Prozent auf 14 Prozent gestiegen. Bei weiterem Andauern der geringen nur noch 40 Prozent des Bedarfs deckenden Kohlenzuteilungen sei mit Kurzarbeit, Verlängerung der Lieferfristen und anderen unangenehme» Folgen zu rechnen.
Wenig Aussicht auf Papiersonderquote
FRANKFURT. Generaldirektor Schmid von der Zellstoffabrik Waldhof berichtete nach seiner Rückkehr aus den USA, daß Italien, Frankreich, England und die Bundesrepublik dringend zusätzliche Mengen Zeitungspapier angefordert hätten. Er selbst habe auf die besondere Bedeutung des Zeitungswesens im Bundesgebiet im Hinblick auf die Nachbarschaft zum totalitären Osten hingewiesen. Die Papiererzeugung der Welt sei jedoch für 1951 und für einen Teil des Jahres 1952 größtenteils schon verkauft, eine Sonderzuteilung werde vorläufig nicht beschlossen werden.
„Schon gut. Es war nicht viel los. Die beiden Damen von Nr. 21 reisen morgen früh um sechs Uhr, die Rechnung muß heute abend fertiggemacht werden. Herr Merlin erwartet telegraphisch Geld, zweitausend Mark, Absender Wilm & Mewes, Düsseldorf, Schadow- straße 22. Hier ist eine von ihm Unterzeichnete Bescheinigung, daß das Geld auf seine Verantwortung hin dem Sekretariat ausgehändigt werden soll. Unterschreiben Sie für ihn und überlassen Sie dem Postbeamten die Bescheinigung. Klappt das nicht, so können Sie Herrn Merlin morgen früh den Betrag gegen Quittung aus der Hotelkasse auszahlen, er braucht sie. Bedenken bestehen nicht, wir kennen ihn seit vielen Jahren. Das wäre alles.“ „Gut, Herr Stumpf.“
„Was macht Syamken?“
„Seine Frau ist soeben angekommen.“
„O weh!“ Der Direktor machte ein Gesicht, wie wenn er auf eine bittere Mandel gebissen hätte. „Das wird ein fröhliches Wochenende.“ „Herr Stumpf, Sie kennen Syamken doch schon lange?“
„Annähernd zehn Jahre, warum?“
„Ich begreife nicht, daß sich die beiden nicht scheiden lassen.“
„Ja, das ist auch schwer verständlich, aber irgendwie treiben sie doch immer wieder zusammen.“
„Glauben Sie das? Will schien durchaus mißgestimmt über ihr Auftauchen.“
„Warten wir ab — bis — die Nacht vorüber ist.“
„Ich verstehe nicht“, stotterte Andrea betreten, „die beiden stehen wie Katze und Hund, jedes Wort hat eine verborgene Spitze.“ „Trotzdem, in einem gewissen Punkt finden sie sich immer wieder zusammen.“
Andrea schüttelte sich vor Abscheu.
„Aber das ist geradezu unmoralisch.“ „Vergessen Sie nicht, daß die beiden rechtmäßig verheiratet sind.“
(Fortsetzung folgt)