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MONTAG, 21. MAI 1951
AUS STADT UND KREIS CALW
Ein weiteres Jahr segensreichen Dienstes am Nächsten ,m s P ie s el von Calw
KreiS'Delegierten-Versammlung des Roten Kreuzes in Anwesenheit von Präsident Dr. Horst-Tübingen
Die Delegierten des Rot-Kreuz-Kreisver- eins Calw trafen sich gestern vormittag im „Saalbau Weiß“ in Calw, um hier ihre Kreis- Versammlung abzuhalten. Der Kreisvorsit- sende, Landrat a. D. Wagner (Calw) konnte dabei neben den Abordnungen aus den verschiedenen Gemeinden auch den Präsidenten des Roten Kreuzes Württemberg-Hohenzol- Jern, Dr. Horst (Tübingen), und im Verlauf der Versammlung Bürgermeister See- ber begrüßen. In seiner Ansprache gab der Kreisvorsitzende vor allem seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Organisation sich im vergangenen Jahr erheblich vergrößern und ihre Tätigkeit weiter ausdehnen konnte.
2826 mal erste Hilfe geleistet Aus dem Jahresbericht von Kreisbereitschaftsleiter Ehnis (Nagold) war u. a. zu entnehmen, daß die Ausrüstung der männlichen Bereitschaften weiter vervollständigt werden konnte. Für die kommende Zeit bestehe nun die weitere Aufgabe darin, die Bereitschaften noch mehr für die praktische Arbeit auszubilden und für Katastrophenfälle vorzubereiten. Der Kreisbereitschaftsleiter ließ sich bei dieser Gelegenheit die Aufforderung angelegen sein, daß die Mitglieder mehr Stolz und mehr Selbstbewußtsein zeigen sollten, um damit in der Oeffentlichkeit auch zu dem Ansehen zu gelangen, daß Ihnen vermöge ihres Wirkens auch zukomme. Es sollten innerhalb der Bereitschaften jährlich mindestens zwei größere Uebungen abgehalten und die Einsatzbereitschaft durch Alarmierungen ausprobiert werden. Die männlichen Bereitschaften unseres Kreises verfügen augenblicklich über 164 aktive Mitglieder und 7 Aerzte. Es wurden 78 Unterrichtsabende abgehalten und 3 Grundkurse für Anfänger durchgeführt. Erste Hilfe wurde in 2826 Fällen (darunter 258 schweren Fällen) geleistet.
Verlagerung der Betreuungsarbeit
Ein gleichermaßen erfreuliches Bild gab der Bericht über die Tätigkeit der weiblichen Bereitschaften, den Kreisbereitschaftsleiterin W i m m e 1 (Nagold) verlas. Ende März 1950 wurden 125 Rot-Kreuz-Helferinnen gezählt, doch hat sich diese Zahl innerhalb Jahresfrist auf 160 erhöht. Es war im abgelaufenen Geschäftsjahr möglich, das bisher lockere Verhältnis der einzelnen Züge und Bereitschaften untereinander zu festigen, wozu besonders die Prüfungen, Besprechungen und Verpflichtungen in den verschiedenen Orten beitrugen. Galt die bisherige Betreuungsarbeit vornehmlich den Flüchtlingen und Umsiedlern, so wendet sie sich nun mehr und mehr den F amilien der Gefallenen, Vermißten und Kriegsgefangenen sowie den alten und alleinstehenden Rentnern zu. Um diesen eine Weihnachtsfreude bereiten zu können, wurden im letzten Vierteljahr 1950 im Kreis — jedoch ohne Calw — für annähernd 4300 DM Spenden gesammelt und hernach an die Bedürftigen ausgegeben.
Sorge um den Nachwuchs Besondere Sorge bereitet dem Roten Kreuz die Nachwuchsbeschaffung. Dies ging einerseits aus dem Bericht der Kreisbereitschaftsleiterin hervor, wurde jedoch ganz allgemein von den Delegierten bestätigt. Es wurde dazu
f esagt, daß sich bis in einigen Jahren für die Krankenhäuser eine katastrophale Lage ergebe, wenn es nicht gelinge, rechtzeitig jüngeres Pflegepersonal zu verpflichten. Man erörterte verschiedene Möglichkeiten, um auch die Jugend zum Dienst im Roten Kreuz zu ermuntern, wobei man sich vor allem von der Werbung über die Schulen, Frauenarbeitsschulen und konfessionellen Jugendverbänden einen Erfolg verspricht.
May (Calw), der noch einmal die Ziffern wiederholte, die seinerzeit anläßlich der Rot- Kreuz-Sammlung der Oeffentlichkeit unterbreitet wurden. Der Arbeitsanfall hat sich auch im Berichtsjahr nicht vermindert; so waren über 7200 Posteingänge zu bearbeiten, die wiederum mehr als 7900 Postausgünge notwendig machten. Davon galten allein 3100 Schreiben den Angelegenheiten des Amtlichen Suchdienstes.
Die Aussprache
In der anschließenden Aussprache kamen neben der oben erwähnten Nachwuchsfrage auch die Fahrtpreise für den Krankentransport (45 Pfennig je Kilometer) zur Sprache. Dazu erklärte Dr. Horst, daß der von Sachverständigen errechnete Selbstkostenpreis 62 Pfennig betrage und sich auch bei Verwendung von Dieselfahrzeugen nur auf 58 Pfennig ermäßige. Man müsse daher erwägen, den Kilometerpreis in absehbarer Zeit auf 55 Pfennig zu erhöhen. Weitere Ausfüh-
Das Merkblatt über die freiwillige Weiterversicherung in der Angestelltenversicherung weist darauf hin, daß die freiwillig Versicherten zur Erhaltung ihrer Anwartschaft für jedes Kalenderjahr mindestens 6 Beitragsmarken in den ihrem jeweiligen gesamten Einkommen entsprechenden Beitragsklassen kleben müssen. Dieser — nicht vollständige — Hinweis löst bei jedem sozialversicherungsrechtlich nicht genügend geschulten Leser den Gegenschluß aus, daß freiwillig Weiterversicherte, die nicht für jedes Kalenderjahr mindestens 6 Beitragsmarken weiter kleben, ihrer Anwartschaft verlustig gehen. Die Folge hiervor ist, daß in vielen Fällen nicht unerhebliche Beiträge zur Erhaltung der Anwartschaft aufgewendet werden, ohne daß hierfür — eine Notwendigkeit besteht.
Nach § 32 AVG. gilt für die Aufrechterhaltung der Anwartschaft § 1265 RVO. entsprechend, der folgenden Wortlaut hat:
Die Anwartschaft gilt als erhalten, wenn beim Versicherungsfall der Invalidität oder des Todes oder bei Vollendung des 65. Lebensjahres oder danach bei Antrag auf Altersinvalidenrente die Zeit seit dem ersten Eintritt in die Versicherung mit Beiträgen zur Hälfte belegt ist. Hierbei werden das erste und letzte Kalenderjahr der Versicherung und die Zeiten, in denen der Versicherte während des Weltkrieges dem Deutschen Reich oder einem verbündeten oder befreundeten Staate Kriegs-, Sanitäts- oder ähnliche Dienste geleistet hat, nicht mitgezählt, wohl aber die hierfür entrichteten Beiträge. Das Kalenderjahr wird zu 52 Wochen gerechnet.
Ein praktisches Beispiel mag diese Berechnung der sog. Halbdeckung erläutern.
Ein angestelltenversicherungspflichtiger Angestellter hat vom Jahre 1924 bis zum Jahre 1938 einschließlich jährlich 12 Monatsbeiträge, insgesamt also 15X12 = 180 Monatsbeiträge geleistet. Diese Beitragsleistung hat eine Halbdeckung von 180 :6 = 30 Jahre zur Folge, die mit dem Jahre 1925 (das erste Jahr zählt nicht mit) beginnend und mit dem Jahre 1955 endet (das letzte Jahr zählt ebenfalls nicht mit). Bis zu diesem Jahr ist also gemäß § 1265 RVO. voller Versicherungsschutz gewährleistet, auch dann, wenn vom Jahre 1939 an kein einziger Beitrag mehr geleistet wird. Tritt also in dieser Zeit der Versicherungsfall ein, dann gilt
rungen des Präsidenten galten der Mitgliederwerbung, der vermehrten Einrichtung von Unfallhilfsstellen und anderen organisatorischen Problemen.
Vorstandschaft wiedergewählt
Die weiteren Punkte der Tagesordnung wurden rasch erledigt. Der Kreisvorstand wurde einstimmig wieder gewählt; als Delegierte zur Landesversammlung in Tübingen wurden die weiblichen Mitglieder Wimmel, Schliz und Wagner (als Stellvertreterin: Stür- ner) und bei den Männern die Kameraden Ehnis, Schlumberger, Krämer und Bauer (Stellv. Vollmer, Birkenfeld) nominiert.
Mit dem Dank an alle Helfer und Mitglieder des Roten Kreuzes sowie an die Aerzte und alle Organe der Vorstandschaft durfte Landrat a. D. Wagner die Delegierten-Ver- sammlung schließen. Ihr folgte am Nachmittag eine Rot-Kreuz-Konferenz für die Mitglieder des Nagoldtales, worüber wir in unserer nächsten Ausgabe berichte*.
die Anwartschaft als erhalten, d. h. der Versicherte erhält auf Antrag Ruhegeld, wenn er zur Ausübung seines Berufes dauernd unfähig wird oder wenn er vorübergehend berufsunfähig ist und die Berufsunfähigkeit ununterbrochen 26 Wochen gedauert hat, oder wenn er während dieser Zeit das 65. Lebensjahr vollendet hat. In allen Fällen ist sowohl die gesetzlich vorgeschriebene Wartezeit (60 bzw. 120 oder 180 Monatsbeiträge gemäß S 31 AV.) als auch die Anwartschaft erfüllt. Ebenso besteht gegebenenfalls Anspruch auf Hinterbliebenenrente (Witwenrente, Witwerrente und Waisenrente).
Wenn nun bei unserem Beispiel bis zum Jahre 1955 der Versicherungsfall nicht eingetreten ist, so kann die weitere Halbdeckung dadurch gesichert werden, daß von diesem Zeitpunkt an entweder in jedem Jahr 6 weitere Monatsbeiträge gezahlt werden oder daß z. B. während einer gewissen Zahl von Jahren regelmäßig, also monatlich, Beiträge entrichtet werden und dann wieder eine entsprechende Mehrleistung von Beiträgen ausgesetzt wird.
Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daß bei der halbgedeckten Zeit das Ruhegeld, das sich aus dem Grundbetrag und dem Steigerungsbetrag zusammensetzt, geringer ist als bei einer voll gedeckten Zeit, da die Höhe des Steigerungsbetrages abhängig ist von der Zahl und Größe der geleisteten Beiträge. Andererseits muß aber darauf hingewiesen werden, daß der Grundbetrag unabhängig von der Zahl und Höhe der Beiträge stets gleich hoch ist.
Ob es für jemanden, der sich freiwillig weiterversichern will, zweckmäßig ist, seine Versicherung auf Halbdeckung auszurichten, kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Zweifellos wird es aber nicht allzu selten Vorkommen, daß jemand, der lange Zeit pflichtversichert war, seinen Versicherungsschutz grundsätzlich nicht aufgeben, jedoch die Aufrechterhaltung der Versicherung mit möglichst geringen Mitteln durchführen will. Für diesen Personenkreis sollen diese Ausführungen ein Hinweis sein. In allen Fällen ist jedoch eine genaue Berechnung der Halbdeckungszeit sowie eine sorgfältige Ueberprü- fung der vorgeschriebenen Wartezeiten stets ratsam. Dr. St.
Vorverkauf zur „Schönen Müllerin“
Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß die Buchhandlung Häussler für den morgigen „Müllerin“-Zyklus mit Albert Barth den Vorverkauf übernommen hat. Das Konzert findet um 20.15 Uhr im Saal des George- näums statt.
„Die ehrbare Sünderin“
Die Calwer Einwohner hatten anscheinend wenig Neigung, sich durch die „Mausefalle“ einfangen zu lassen. Tropfenweise stellten sich die Besucher am Freitagabend in de? Stadthalle ein; als der Vorhang sich öffnete^ war der weite Raum vielleicht zu einem Viertel besetzt. Es sei zur Ehre der „Kabarettiche“ gesagt, daß sie sich trotzdem mit guter Laune daran machten, ihre „13 Demonstrationen für und wider den Zeitgeschmack“ in Marsch zu setzen. Unter der attraktiven Sammelrubrik „Die ehrbare Sünderin“ stehend, bildeten sie ein amüsantes Knallfeuerwerk gegen den tierischen Ernst der Zeit — und gegen die Heuchelei. Was es auch immer in unseren Tagen zu bemängeln und zu bekritteln gibt, das lieferte den Kabarettichen Stoff für ihre Chansons, Sketschs und Parodien: Besatzungs- und Parteipolitik, sauertöpfische Pseudomoral, Ho- roskoperei und — last not least — der langsam wieder drängende Kommis in seiner pan- europäischen Gestalt (wie sie die Kabarettiche durch den Zerrspiegel der Satire sehen). Das Publikum erwärmte sich sichtlich an diesem Feuerlein der allgemeinen Widersetzlichkeit und dankte dem Ensemble (Maria Reiter, Paul Detlev Emunds, C. A. Müller, Wolfgang Schwalm, Ernst Voigt und Rudi Winkler) mit lachender Zustimmung.
Hoher Sieg der Calwer Tennisspieler
Gestern fand in Calw das Verbandsspiel des T.C. Neuenbürg gegen den Tennisclub Calw statt, das Calw mit 17:0 Punkten gewinnen konnte. Ein besonders interessantes Spiel war im Herreneinzel das des 15jährigen Eberhard Ploch (Neuenbürg) gegen Kurt Schmolz (Calw). Er gewann von den insgesamt 35 gespielten Sätzen den einzigen (3:6, 9:7, 2:6). Im Dameneinzel konnte Frl. Dr. Köhler (Calw) im zweiten Satz 5:2 (für Neuenbürg) auf 5:7 (für Calw) aufholen, was mit lang anhaltendem Beifall belohnt wurde. Weitere interessant* Spiele waren die Begegnungen Poworoslo — Dr. Kasten (1:6, 2:6), Schwarz — Phieier (3:11, 3:6); Webb/Moldenhauer — Dr. Rieckert/Dr. Kasten (3:6, 0:6) und Poworoslo/Moldenhauer — Hering/Dr. Kasten (1:6, 1:6). Das nächst* Turnier findet am 3. Juni in Reutlingen statt.
An dem vom 6. bis 10. Juni veranstaltet«» 36. Internationalen Tennis-Turnier des Tennisclubs Weißenhof, Stuttgart, nehmen vom Tennisclub Calw wahrscheinlich Frl. Irmgard Köhler und Herr Filius teil.
Vorsicht vor Schweinepest!
Wie die Veterinärabteilung des Innenministeriums bekanntgab, wurde durch di* Einfuhr von Ferkeln aus Norddeutschland di* Schweinepest in zwölf Gemeinden des Lande* eingeschleppt. Da in Norddeutschland di* Schweinepest zur Zeit stark verbreitet is^ wird von einer Einfuhr von Schweinen dringend abgeraten. Bel dieser Gelegenheit wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Einfuhr von Klauentieren, die nicht mindestens vierzehn Tage vor der Verladung gegen Maulund Klauenseuche schutzgeimpft wurden verboten ist.
„Briefmarken sind Boten zwischen den Völkern“
Der Briefmarkensammlerverein Calw feierte sein 30'jähriges Bestehen mit einer vorbildlichen Jubiläumsausstellung
Müssen sechs Beitragsmarken geklebt werden?
Die Erhaltung der Anwartschaft in der Angestelltenversicherung
Unfallhilfsstellen in kleineren Gemeinden
Einen Einblick in die finanzielle Seite' der Rot-Kreuz-Arbeit vermittelte der Kassenbericht von Kreiskassier Schäfer (Wildbad). Bei insgesamt rund 38 000 DM Einnahmen und Ausgaben stellt die Jahressammlung mit einem Reinertrag von rund 17 700 DM den größten Posten unter den Einnahmen dar, während die Aufwendungen für Bekleidung und Ausrüstung mit fast 18 460 DM auf der Passivseite am stärksten hervortreten. Für Betreuung und Fürsorge wurden annähernd 4500 DM ausgegeben. Wie aus den Erläuterungen des Kreiskassiers weiter hervorging, wurde im abgelaufenen Jahr der Einkleidung und Ausrüstung das Hauptaugenmerk geschenkt, wobei besonders die Ausstattung der Unfallhilfsstellen im Vordergrund stand. Im nun laufenden Jahr müsse der Ausbau der Unfallhilfsstellen in den kleineren Gemeinden erfolgen, doch fehle es hier noch an etwa 100 ausgebildeten Kräften, für die einwöchige Lehrgänge stattfinden sollen. Notwendig sei ferner die Beschaffung von Mänteln für die männlichen und weiblichen Bereitschaften, was in diesem und den kommenden Jahren erfolgen soll.
Zum Ende des Rechnungsjahres 1950 ergibt sich ein Gesamtvermögen (Wert der Einrichtungsgegenstände, Bekleidung, Ausrüstung, Forderungen usw.) von etwa 114 000 DM. Das finanzielle Gesamtbild ist zufriedenstellend. Der Haushaltplan für 1951 sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 23 000 DM vor.
Arbeitsanfall nicht vermindert
Ueber den Krankentransport und die Geschäftsstelle berichtete Geschäftsführer B.
CALWER ZEITUNG Verlag Paul Adolil. Calw, in der Schwäbisdien Verlagsgesellschaft m. b H. Chefredakteure:
Will Hanns Hebsadcer und Dr Emst Müller Für den Lokalteil verantwortlich: F. H. Scheele Redaktion und Geschäftsstelle Cahv: Lederstraße Telefon 735
Zum Auftakt der 30-Jahr-Feier des Briefmarkensammlervereins Calw (BSVC.) fanden sich dessen Mitglieder und Gäste am Samstagnachmittag im „Saalbau Weiß“ zu einer Festsitzung ein, die von dem Vorsitzenden, Direktor Küchle, mit der Begrüßung der Erschienenen, insbesondere des Landesverbandsvorsitzenden Dr. Mayer (Stuttgart) eröffnet wurde.
Einen Bericht über die Vereinsgeschichte gab der Mitbegründer, Ehrenmitglied Paul 01 p p, der daran erinnerte, wie sich im Februar 1921 fünf Calwer Freunde der Philatelie zusammenfanden, um ihre Bestrebungen durch eine Vereinigung zu unterbauen. Es waren vor allem praktische Gründe, die für diesen Zusammenschluß sprachen, so die besseren Tauschmöglichkeiten und die organisatorische Verbindung zu anderen Sammlern im Reichsgebiet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Julius Küchle gewählt, der auch heute wieder an der Spitze des Vereins steht. Im weiteren Ablauf der Vereinshistorie gab es noch manche bemerkenswerte Daten und heitere Episoden, von denen der Redner in launiger Weise zu berichten wußte. Heute gehören dem BSVC. rund 160 Briefmarkensammler an.
Der nächste Punkt der Tagesordnung sah die Ehrung von acht langjährigen Mitgliedern vor. Für 15jährige und längere Vereinszugehörigkeit wurden mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet: Paul Stäbler, Anton Wild, Karl Theurer und Otto Zapp; die goldene Ehrennadel für 25jährige Mitgliedschaft erhielten: Fritz Schlaich, Friedrich Braun, Paul Olpp und Julius Küchle (die drei Letztgenannten gehören dem Verein seit 30 Jahren an). Zum Ehrenmitglied wurde auf Antrag des Vorsitzenden Medizinalrat Dr. Fechter ernannt. Die Ehrenurkunden wurden vom Landesverbandsvorsitzenden mit Worten des Dankes an die also Ausgezeichneten überreicht.
Eine Ueberraschung bildete die Ankündigung des Vorsitzenden, daß er um nachträg
liche Billigung seines Entschlusses bitte, eine Medaille zu schaffen, wozu Philatelievereine und Einzelpersonen finanzielle Beiträge geleistet haben. Diese soll an alle Personen, die sich um den Verein oder die Philatelie besonders verdient gemacht haben, ausgegeben werden und ihren Wert dadurch erhalten, daß sie wirklich nur ln Einzelfällen zur Ueber- reiehung gelangt. Die Festversammlung billigte sowohl die Form und Gestaltung 'der Medaille (der Entwurf dazu stammt von Oberreallehrer i. R. Hermann Heller, Calw) als auch die gedachte Art und Weise ihrer Verleihung.
Dem gegenseitigen Kennenlernen galt der anschließende Empfangs- und Begrüßungsabend im Hotel „Waldhorn“, wo sich Gäste und Gastgeber einige Stunden lang in angeregter Geselligkeit zusammenfanden und fernab aller philatelistischen Probleme in unbeschwertem Gespräch die alten Bande der freundschaftlichen Sammler-Verbundenheit neu knüpften.
Eröffnung der Ausstellung
Im Saal der Spöhrerschule hatte sich am Sonntagvormittag eine große Zahl geladener Gäste von nah und fern zur Eröffnung der Briefmarkenausstellung eingefunden. Zu Beginn der von einem Streichquartett Calwer Musikfreunde mit festlicher Mozart-Musik umrahmten Stunde konnte der 1. Vorsitzende des BSVC., Dir. Küchle, als Ehrengäste den Schirmherrn der Ausstellung, Landrat Geiss- ler, den Vertreter der Stadt Calw, G.R.Verw.- Dir. Proß, den Präsidenten des Bundes deutscher Philatelisten, die Vorsitzenden der Phi- latelisten-Landesverbände Württemberg und Baden-Pfalz, die Vorstände des Postamts und des Bezirksschulamts Calw sowie den Leiter der Spöhrerschule und mit ihnen Vertreter aus fast allen Brudervereinen Württembergs (darunter Stuttgart, Esslingen, Göppingen, Ulm, Tübingen, Freudenstadt), des Nachbar- vereins* Pforzheim und Philatelisten aus Aa
chen, Hessen und der Schweiz herzlich willkommen heißen. Der BSVC. habe, so fuhr der Vorsitzende fort, geglaubt, die Wiederkehr seines 30. Gründungstages nicht besser begehen zu können als ln Verbindung mit einer Briefmarkenausstellung, in welcher dargetan werde, wie und was gesammelt werden soll. In Worten, welche vornehmlich den Nicht- sammlem galten, zeigte er dann die ideellen Werte des Briefmarkensammelns aut Es als den interessantesten und volkstümlichsten Liebhabersport ansprechend, hob er hervor, daß richtiges Sammeln eine ernste Beschäftigung mit den gedanklichen Inhalten der Objekte voraussetze und somit einen Beitrag zur Erweiterung des menschlichen Wissen» darstelle. Hinzu trete die Erholung und Ablenkung schenkende Sammlerfreude. Daß über 25 Prozent der Briefmarkensammler der Welt Aerzte, Lehrer und Geistliche seien, komm* nicht von ungefähr. Alle Völker hätten an der Philatelie Anteil; die kleinen bunten Marken seien Dokumente ihrer Kunst, Kultur und Geschichte und Boten der Verständigung zwischen den Völkern. Eine umfassende Fachliteratur, internationale Kongresse und Ausstellungen verbänden die Sammler auf der ganzen Erde. Das Goethe-Wort über das Glück einer schlichten Liebhaberei, die in schlechten Zeiten tröstet und stärkt, beschloß den vortrefflichen Vortrag.
In der Reihe der Gratulanten überbracht* Verw.-Direktor Proß dem BSVC. die Grüß* und Glückwünsche der Stadt Calw. Der Vorsitzende des Bundes deutscher Philatelisten, Deninger (Frankfurt), verband seine Glückwünsche mit Worten herzlicher Anerkennung für die im Verein geleistete Arbeit und die hervorragende Qualität des in der Jubilä- ums-Ausstellung gezeigten Materials. Namen» der württ. Philatelistenverbände gratulierte der 1. Landesverbandsvorsitzende Dr. Mayer (Stuttgart), die Glückwünsche des Landesverbandes Baden-Pfalz übermittelte dessen Vorsitzender Prof. Jörger (Karlsruhe), zugleich (Fortsetzung siehe nächste Seite)