NUMMER rr

MONTAG, 21. MAI 1951

AUS STADT UND KREIS CALW

Ein weiteres Jahr segensreichen Dienstes am Nächsten ,m s P ie s el von Calw

KreiS'Delegierten-Versammlung des Roten Kreuzes in Anwesenheit von Präsident Dr. Horst-Tübingen

Die Delegierten des Rot-Kreuz-Kreisver- eins Calw trafen sich gestern vormittag im Saalbau Weiß in Calw, um hier ihre Kreis- Versammlung abzuhalten. Der Kreisvorsit- sende, Landrat a. D. Wagner (Calw) konnte dabei neben den Abordnungen aus den ver­schiedenen Gemeinden auch den Präsidenten des Roten Kreuzes Württemberg-Hohenzol- Jern, Dr. Horst (Tübingen), und im Ver­lauf der Versammlung Bürgermeister See- ber begrüßen. In seiner Ansprache gab der Kreisvorsitzende vor allem seiner Freude dar­über Ausdruck, daß die Organisation sich im vergangenen Jahr erheblich vergrößern und ihre Tätigkeit weiter ausdehnen konnte.

2826 mal erste Hilfe geleistet Aus dem Jahresbericht von Kreisbereit­schaftsleiter Ehnis (Nagold) war u. a. zu entnehmen, daß die Ausrüstung der männli­chen Bereitschaften weiter vervollständigt werden konnte. Für die kommende Zeit be­stehe nun die weitere Aufgabe darin, die Be­reitschaften noch mehr für die praktische Arbeit auszubilden und für Katastrophenfälle vorzubereiten. Der Kreisbereitschaftsleiter ließ sich bei dieser Gelegenheit die Auffor­derung angelegen sein, daß die Mitglieder mehr Stolz und mehr Selbstbewußtsein zei­gen sollten, um damit in der Oeffentlichkeit auch zu dem Ansehen zu gelangen, daß Ihnen vermöge ihres Wirkens auch zukomme. Es sollten innerhalb der Bereitschaften jährlich mindestens zwei größere Uebungen abgehal­ten und die Einsatzbereitschaft durch Alar­mierungen ausprobiert werden. Die männli­chen Bereitschaften unseres Kreises verfü­gen augenblicklich über 164 aktive Mitglie­der und 7 Aerzte. Es wurden 78 Unterrichts­abende abgehalten und 3 Grundkurse für An­fänger durchgeführt. Erste Hilfe wurde in 2826 Fällen (darunter 258 schweren Fällen) geleistet.

Verlagerung der Betreuungsarbeit

Ein gleichermaßen erfreuliches Bild gab der Bericht über die Tätigkeit der weiblichen Bereitschaften, den Kreisbereitschaftsleiterin W i m m e 1 (Nagold) verlas. Ende März 1950 wurden 125 Rot-Kreuz-Helferinnen gezählt, doch hat sich diese Zahl innerhalb Jahresfrist auf 160 erhöht. Es war im abgelaufenen Ge­schäftsjahr möglich, das bisher lockere Ver­hältnis der einzelnen Züge und Bereitschaf­ten untereinander zu festigen, wozu beson­ders die Prüfungen, Besprechungen und Ver­pflichtungen in den verschiedenen Orten bei­trugen. Galt die bisherige Betreuungsarbeit vornehmlich den Flüchtlingen und Umsied­lern, so wendet sie sich nun mehr und mehr den F amilien der Gefallenen, Vermißten und Kriegsgefangenen sowie den alten und allein­stehenden Rentnern zu. Um diesen eine Weih­nachtsfreude bereiten zu können, wurden im letzten Vierteljahr 1950 im Kreis jedoch ohne Calw für annähernd 4300 DM Spen­den gesammelt und hernach an die Bedürf­tigen ausgegeben.

Sorge um den Nachwuchs Besondere Sorge bereitet dem Roten Kreuz die Nachwuchsbeschaffung. Dies ging einer­seits aus dem Bericht der Kreisbereitschafts­leiterin hervor, wurde jedoch ganz allgemein von den Delegierten bestätigt. Es wurde dazu

f esagt, daß sich bis in einigen Jahren für die Krankenhäuser eine katastrophale Lage er­gebe, wenn es nicht gelinge, rechtzeitig jün­geres Pflegepersonal zu verpflichten. Man er­örterte verschiedene Möglichkeiten, um auch die Jugend zum Dienst im Roten Kreuz zu ermuntern, wobei man sich vor allem von der Werbung über die Schulen, Frauenarbeits­schulen und konfessionellen Jugendverbän­den einen Erfolg verspricht.

May (Calw), der noch einmal die Ziffern wiederholte, die seinerzeit anläßlich der Rot- Kreuz-Sammlung der Oeffentlichkeit unter­breitet wurden. Der Arbeitsanfall hat sich auch im Berichtsjahr nicht vermindert; so waren über 7200 Posteingänge zu bearbeiten, die wiederum mehr als 7900 Postausgünge notwendig machten. Davon galten allein 3100 Schreiben den Angelegenheiten des Amtlichen Suchdienstes.

Die Aussprache

In der anschließenden Aussprache kamen neben der oben erwähnten Nachwuchs­frage auch die Fahrtpreise für den Kranken­transport (45 Pfennig je Kilometer) zur Spra­che. Dazu erklärte Dr. Horst, daß der von Sachverständigen errechnete Selbstkosten­preis 62 Pfennig betrage und sich auch bei Verwendung von Dieselfahrzeugen nur auf 58 Pfennig ermäßige. Man müsse daher erwä­gen, den Kilometerpreis in absehbarer Zeit auf 55 Pfennig zu erhöhen. Weitere Ausfüh-

Das Merkblatt über die freiwillige Weiter­versicherung in der Angestelltenversicherung weist darauf hin, daß die freiwillig Versicher­ten zur Erhaltung ihrer Anwartschaft für jedes Kalenderjahr mindestens 6 Beitrags­marken in den ihrem jeweiligen gesamten Einkommen entsprechenden Beitragsklassen kleben müssen. Dieser nicht vollständige Hinweis löst bei jedem sozialversicherungs­rechtlich nicht genügend geschulten Leser den Gegenschluß aus, daß freiwillig Weiter­versicherte, die nicht für jedes Kalenderjahr mindestens 6 Beitragsmarken weiter kleben, ihrer Anwartschaft verlustig gehen. Die Folge hiervor ist, daß in vielen Fällen nicht uner­hebliche Beiträge zur Erhaltung der Anwart­schaft aufgewendet werden, ohne daß hierfür eine Notwendigkeit besteht.

Nach § 32 AVG. gilt für die Aufrechterhal­tung der Anwartschaft § 1265 RVO. entspre­chend, der folgenden Wortlaut hat:

Die Anwartschaft gilt als erhalten, wenn beim Versicherungsfall der Invalidität oder des Todes oder bei Vollendung des 65. Le­bensjahres oder danach bei Antrag auf Alters­invalidenrente die Zeit seit dem ersten Ein­tritt in die Versicherung mit Beiträgen zur Hälfte belegt ist. Hierbei werden das erste und letzte Kalenderjahr der Versicherung und die Zeiten, in denen der Versicherte während des Weltkrieges dem Deutschen Reich oder einem verbündeten oder befreundeten Staate Kriegs-, Sanitäts- oder ähnliche Dienste ge­leistet hat, nicht mitgezählt, wohl aber die hierfür entrichteten Beiträge. Das Kalender­jahr wird zu 52 Wochen gerechnet.

Ein praktisches Beispiel mag diese Berech­nung der sog. Halbdeckung erläutern.

Ein angestelltenversicherungspflichtiger An­gestellter hat vom Jahre 1924 bis zum Jahre 1938 einschließlich jährlich 12 Monatsbeiträge, insgesamt also 15X12 = 180 Monatsbeiträge geleistet. Diese Beitragsleistung hat eine Halb­deckung von 180 :6 = 30 Jahre zur Folge, die mit dem Jahre 1925 (das erste Jahr zählt nicht mit) beginnend und mit dem Jahre 1955 endet (das letzte Jahr zählt ebenfalls nicht mit). Bis zu diesem Jahr ist also gemäß § 1265 RVO. voller Versicherungsschutz gewährleistet, auch dann, wenn vom Jahre 1939 an kein einziger Beitrag mehr geleistet wird. Tritt also in die­ser Zeit der Versicherungsfall ein, dann gilt

rungen des Präsidenten galten der Mitglie­derwerbung, der vermehrten Einrichtung von Unfallhilfsstellen und anderen organisato­rischen Problemen.

Vorstandschaft wiedergewählt

Die weiteren Punkte der Tagesordnung wurden rasch erledigt. Der Kreisvorstand wurde einstimmig wieder gewählt; als Dele­gierte zur Landesversammlung in Tübingen wurden die weiblichen Mitglieder Wimmel, Schliz und Wagner (als Stellvertreterin: Stür- ner) und bei den Männern die Kameraden Ehnis, Schlumberger, Krämer und Bauer (Stellv. Vollmer, Birkenfeld) nominiert.

Mit dem Dank an alle Helfer und Mitglie­der des Roten Kreuzes sowie an die Aerzte und alle Organe der Vorstandschaft durfte Landrat a. D. Wagner die Delegierten-Ver- sammlung schließen. Ihr folgte am Nachmit­tag eine Rot-Kreuz-Konferenz für die Mit­glieder des Nagoldtales, worüber wir in un­serer nächsten Ausgabe berichte*.

die Anwartschaft als erhalten, d. h. der Ver­sicherte erhält auf Antrag Ruhegeld, wenn er zur Ausübung seines Berufes dauernd unfähig wird oder wenn er vorübergehend berufs­unfähig ist und die Berufsunfähigkeit un­unterbrochen 26 Wochen gedauert hat, oder wenn er während dieser Zeit das 65. Lebens­jahr vollendet hat. In allen Fällen ist sowohl die gesetzlich vorgeschriebene Wartezeit (60 bzw. 120 oder 180 Monatsbeiträge gemäß S 31 AV.) als auch die Anwartschaft erfüllt. Eben­so besteht gegebenenfalls Anspruch auf Hin­terbliebenenrente (Witwenrente, Witwerrente und Waisenrente).

Wenn nun bei unserem Beispiel bis zum Jahre 1955 der Versicherungsfall nicht einge­treten ist, so kann die weitere Halbdeckung dadurch gesichert werden, daß von diesem Zeitpunkt an entweder in jedem Jahr 6 wei­tere Monatsbeiträge gezahlt werden oder daß z. B. während einer gewissen Zahl von Jah­ren regelmäßig, also monatlich, Beiträge ent­richtet werden und dann wieder eine ent­sprechende Mehrleistung von Beiträgen aus­gesetzt wird.

Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daß bei der halbgedeckten Zeit das Ruhegeld, das sich aus dem Grundbetrag und dem Steigerungsbetrag zusammensetzt, gerin­ger ist als bei einer voll gedeckten Zeit, da die Höhe des Steigerungsbetrages abhängig ist von der Zahl und Größe der geleisteten Beiträge. Andererseits muß aber darauf hin­gewiesen werden, daß der Grundbetrag un­abhängig von der Zahl und Höhe der Bei­träge stets gleich hoch ist.

Ob es für jemanden, der sich freiwillig wei­terversichern will, zweckmäßig ist, seine Ver­sicherung auf Halbdeckung auszurichten, kann nur von Fall zu Fall entschieden wer­den. Zweifellos wird es aber nicht allzu selten Vorkommen, daß jemand, der lange Zeit pflichtversichert war, seinen Versicherungs­schutz grundsätzlich nicht aufgeben, jedoch die Aufrechterhaltung der Versicherung mit möglichst geringen Mitteln durchführen will. Für diesen Personenkreis sollen diese Aus­führungen ein Hinweis sein. In allen Fällen ist jedoch eine genaue Berechnung der Halb­deckungszeit sowie eine sorgfältige Ueberprü- fung der vorgeschriebenen Wartezeiten stets ratsam. Dr. St.

Vorverkauf zurSchönen Müllerin

Wir machen unsere Leser darauf aufmerk­sam, daß die Buchhandlung Häussler für den morgigenMüllerin-Zyklus mit Albert Barth den Vorverkauf übernommen hat. Das Kon­zert findet um 20.15 Uhr im Saal des George- näums statt.

Die ehrbare Sünderin

Die Calwer Einwohner hatten anscheinend wenig Neigung, sich durch dieMausefalle einfangen zu lassen. Tropfenweise stellten sich die Besucher am Freitagabend in de? Stadthalle ein; als der Vorhang sich öffnete^ war der weite Raum vielleicht zu einem Vier­tel besetzt. Es sei zur Ehre derKabarettiche gesagt, daß sie sich trotzdem mit guter Laune daran machten, ihre13 Demonstrationen für und wider den Zeitgeschmack in Marsch zu setzen. Unter der attraktiven Sammelrubrik Die ehrbare Sünderin stehend, bildeten sie ein amüsantes Knallfeuerwerk gegen den tie­rischen Ernst der Zeit und gegen die Heu­chelei. Was es auch immer in unseren Tagen zu bemängeln und zu bekritteln gibt, das lie­ferte den Kabarettichen Stoff für ihre Chan­sons, Sketschs und Parodien: Besatzungs- und Parteipolitik, sauertöpfische Pseudomoral, Ho- roskoperei und last not least der lang­sam wieder drängende Kommis in seiner pan- europäischen Gestalt (wie sie die Kabarettiche durch den Zerrspiegel der Satire sehen). Das Publikum erwärmte sich sichtlich an diesem Feuerlein der allgemeinen Widersetzlichkeit und dankte dem Ensemble (Maria Reiter, Paul Detlev Emunds, C. A. Müller, Wolfgang Schwalm, Ernst Voigt und Rudi Winkler) mit lachender Zustimmung.

Hoher Sieg der Calwer Tennisspieler

Gestern fand in Calw das Verbandsspiel des T.C. Neuenbürg gegen den Tennisclub Calw statt, das Calw mit 17:0 Punkten gewinnen konnte. Ein besonders interessantes Spiel war im Herreneinzel das des 15jährigen Eberhard Ploch (Neuenbürg) gegen Kurt Schmolz (Calw). Er gewann von den insgesamt 35 ge­spielten Sätzen den einzigen (3:6, 9:7, 2:6). Im Dameneinzel konnte Frl. Dr. Köhler (Calw) im zweiten Satz 5:2 (für Neuenbürg) auf 5:7 (für Calw) aufholen, was mit lang anhaltendem Beifall belohnt wurde. Weitere interessant* Spiele waren die Begegnungen Poworoslo Dr. Kasten (1:6, 2:6), Schwarz Phieier (3:11, 3:6); Webb/Moldenhauer Dr. Rieckert/Dr. Kasten (3:6, 0:6) und Poworoslo/Moldenhauer Hering/Dr. Kasten (1:6, 1:6). Das nächst* Turnier findet am 3. Juni in Reutlingen statt.

An dem vom 6. bis 10. Juni veranstaltet«» 36. Internationalen Tennis-Turnier des Ten­nisclubs Weißenhof, Stuttgart, nehmen vom Tennisclub Calw wahrscheinlich Frl. Irm­gard Köhler und Herr Filius teil.

Vorsicht vor Schweinepest!

Wie die Veterinärabteilung des Innenmini­steriums bekanntgab, wurde durch di* Ein­fuhr von Ferkeln aus Norddeutschland di* Schweinepest in zwölf Gemeinden des Lande* eingeschleppt. Da in Norddeutschland di* Schweinepest zur Zeit stark verbreitet is^ wird von einer Einfuhr von Schweinen drin­gend abgeraten. Bel dieser Gelegenheit wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Einfuhr von Klauentieren, die nicht mindestens vier­zehn Tage vor der Verladung gegen Maul­und Klauenseuche schutzgeimpft wurden verboten ist.

Briefmarken sind Boten zwischen den Völkern

Der Briefmarkensammlerverein Calw feierte sein 30'jähriges Bestehen mit einer vorbildlichen Jubiläumsausstellung

Müssen sechs Beitragsmarken geklebt werden?

Die Erhaltung der Anwartschaft in der Angestelltenversicherung

Unfallhilfsstellen in kleineren Gemeinden

Einen Einblick in die finanzielle Seite' der Rot-Kreuz-Arbeit vermittelte der Kassenbe­richt von Kreiskassier Schäfer (Wildbad). Bei insgesamt rund 38 000 DM Einnahmen und Ausgaben stellt die Jahressammlung mit einem Reinertrag von rund 17 700 DM den größten Posten unter den Einnahmen dar, während die Aufwendungen für Bekleidung und Ausrüstung mit fast 18 460 DM auf der Passivseite am stärksten hervortreten. Für Betreuung und Fürsorge wurden annähernd 4500 DM ausgegeben. Wie aus den Erläute­rungen des Kreiskassiers weiter hervorging, wurde im abgelaufenen Jahr der Einkleidung und Ausrüstung das Hauptaugenmerk ge­schenkt, wobei besonders die Ausstattung der Unfallhilfsstellen im Vordergrund stand. Im nun laufenden Jahr müsse der Ausbau der Unfallhilfsstellen in den kleineren Ge­meinden erfolgen, doch fehle es hier noch an etwa 100 ausgebildeten Kräften, für die ein­wöchige Lehrgänge stattfinden sollen. Notwen­dig sei ferner die Beschaffung von Mänteln für die männlichen und weiblichen Bereit­schaften, was in diesem und den kommenden Jahren erfolgen soll.

Zum Ende des Rechnungsjahres 1950 ergibt sich ein Gesamtvermögen (Wert der Einrich­tungsgegenstände, Bekleidung, Ausrüstung, Forderungen usw.) von etwa 114 000 DM. Das finanzielle Gesamtbild ist zufriedenstellend. Der Haushaltplan für 1951 sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 23 000 DM vor.

Arbeitsanfall nicht vermindert

Ueber den Krankentransport und die Ge­schäftsstelle berichtete Geschäftsführer B.

CALWER ZEITUNG Verlag Paul Adolil. Calw, in der Schwäbisdien Verlagsgesellschaft m. b H. Chefredakteure:

Will Hanns Hebsadcer und Dr Emst Müller Für den Lokalteil verantwortlich: F. H. Scheele Redaktion und Geschäftsstelle Cahv: Lederstraße Telefon 735

Zum Auftakt der 30-Jahr-Feier des Brief­markensammlervereins Calw (BSVC.) fanden sich dessen Mitglieder und Gäste am Sams­tagnachmittag imSaalbau Weiß zu einer Festsitzung ein, die von dem Vorsitzenden, Direktor Küchle, mit der Begrüßung der Erschienenen, insbesondere des Landesver­bandsvorsitzenden Dr. Mayer (Stuttgart) er­öffnet wurde.

Einen Bericht über die Vereinsgeschichte gab der Mitbegründer, Ehrenmitglied Paul 01 p p, der daran erinnerte, wie sich im Februar 1921 fünf Calwer Freunde der Philatelie zusam­menfanden, um ihre Bestrebungen durch eine Vereinigung zu unterbauen. Es waren vor al­lem praktische Gründe, die für diesen Zu­sammenschluß sprachen, so die besseren Tauschmöglichkeiten und die organisatori­sche Verbindung zu anderen Sammlern im Reichsgebiet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Julius Küchle gewählt, der auch heute wie­der an der Spitze des Vereins steht. Im wei­teren Ablauf der Vereinshistorie gab es noch manche bemerkenswerte Daten und heitere Episoden, von denen der Redner in launiger Weise zu berichten wußte. Heute gehören dem BSVC. rund 160 Briefmarkensammler an.

Der nächste Punkt der Tagesordnung sah die Ehrung von acht langjährigen Mitgliedern vor. Für 15jährige und längere Vereinszuge­hörigkeit wurden mit der silbernen Ehren­nadel ausgezeichnet: Paul Stäbler, Anton Wild, Karl Theurer und Otto Zapp; die gol­dene Ehrennadel für 25jährige Mitgliedschaft erhielten: Fritz Schlaich, Friedrich Braun, Paul Olpp und Julius Küchle (die drei Letzt­genannten gehören dem Verein seit 30 Jahren an). Zum Ehrenmitglied wurde auf Antrag des Vorsitzenden Medizinalrat Dr. Fechter er­nannt. Die Ehrenurkunden wurden vom Lan­desverbandsvorsitzenden mit Worten des Dan­kes an die also Ausgezeichneten überreicht.

Eine Ueberraschung bildete die Ankündi­gung des Vorsitzenden, daß er um nachträg­

liche Billigung seines Entschlusses bitte, eine Medaille zu schaffen, wozu Philatelievereine und Einzelpersonen finanzielle Beiträge ge­leistet haben. Diese soll an alle Personen, die sich um den Verein oder die Philatelie be­sonders verdient gemacht haben, ausgegeben werden und ihren Wert dadurch erhalten, daß sie wirklich nur ln Einzelfällen zur Ueber- reiehung gelangt. Die Festversammlung bil­ligte sowohl die Form und Gestaltung 'der Medaille (der Entwurf dazu stammt von Ober­reallehrer i. R. Hermann Heller, Calw) als auch die gedachte Art und Weise ihrer Ver­leihung.

Dem gegenseitigen Kennenlernen galt der anschließende Empfangs- und Begrüßungs­abend im HotelWaldhorn, wo sich Gäste und Gastgeber einige Stunden lang in ange­regter Geselligkeit zusammenfanden und fernab aller philatelistischen Probleme in un­beschwertem Gespräch die alten Bande der freundschaftlichen Sammler-Verbundenheit neu knüpften.

Eröffnung der Ausstellung

Im Saal der Spöhrerschule hatte sich am Sonntagvormittag eine große Zahl geladener Gäste von nah und fern zur Eröffnung der Briefmarkenausstellung eingefunden. Zu Be­ginn der von einem Streichquartett Calwer Musikfreunde mit festlicher Mozart-Musik umrahmten Stunde konnte der 1. Vorsitzende des BSVC., Dir. Küchle, als Ehrengäste den Schirmherrn der Ausstellung, Landrat Geiss- ler, den Vertreter der Stadt Calw, G.R.Verw.- Dir. Proß, den Präsidenten des Bundes deut­scher Philatelisten, die Vorsitzenden der Phi- latelisten-Landesverbände Württemberg und Baden-Pfalz, die Vorstände des Postamts und des Bezirksschulamts Calw sowie den Leiter der Spöhrerschule und mit ihnen Vertreter aus fast allen Brudervereinen Württembergs (darunter Stuttgart, Esslingen, Göppingen, Ulm, Tübingen, Freudenstadt), des Nachbar- vereins* Pforzheim und Philatelisten aus Aa­

chen, Hessen und der Schweiz herzlich will­kommen heißen. Der BSVC. habe, so fuhr der Vorsitzende fort, geglaubt, die Wiederkehr seines 30. Gründungstages nicht besser bege­hen zu können als ln Verbindung mit einer Briefmarkenausstellung, in welcher dargetan werde, wie und was gesammelt werden soll. In Worten, welche vornehmlich den Nicht- sammlem galten, zeigte er dann die ideellen Werte des Briefmarkensammelns aut Es als den interessantesten und volkstümlichsten Liebhabersport ansprechend, hob er hervor, daß richtiges Sammeln eine ernste Beschäfti­gung mit den gedanklichen Inhalten der Ob­jekte voraussetze und somit einen Beitrag zur Erweiterung des menschlichen Wissen» darstelle. Hinzu trete die Erholung und Ab­lenkung schenkende Sammlerfreude. Daß über 25 Prozent der Briefmarkensammler der Welt Aerzte, Lehrer und Geistliche seien, komm* nicht von ungefähr. Alle Völker hätten an der Philatelie Anteil; die kleinen bunten Marken seien Dokumente ihrer Kunst, Kultur und Ge­schichte und Boten der Verständigung zwi­schen den Völkern. Eine umfassende Fach­literatur, internationale Kongresse und Aus­stellungen verbänden die Sammler auf der ganzen Erde. Das Goethe-Wort über das Glück einer schlichten Liebhaberei, die in schlechten Zeiten tröstet und stärkt, beschloß den vortrefflichen Vortrag.

In der Reihe der Gratulanten überbracht* Verw.-Direktor Proß dem BSVC. die Grüß* und Glückwünsche der Stadt Calw. Der Vor­sitzende des Bundes deutscher Philatelisten, Deninger (Frankfurt), verband seine Glück­wünsche mit Worten herzlicher Anerkennung für die im Verein geleistete Arbeit und die hervorragende Qualität des in der Jubilä- ums-Ausstellung gezeigten Materials. Namen» der württ. Philatelistenverbände gratulierte der 1. Landesverbandsvorsitzende Dr. Mayer (Stuttgart), die Glückwünsche des Landesver­bandes Baden-Pfalz übermittelte dessen Vor­sitzender Prof. Jörger (Karlsruhe), zugleich (Fortsetzung siehe nächste Seite)