MONTAG, 21. MAI 1951
AUS ALLER WELT
NUMMER 77
Mit Schnüffel-Robotern auf Sdia&suche
Neue Erfindungen sollen Milliardenwerte ans Licht bringen
Das verwöhnte Badepublikum von Florida Ist vom Schatzgräberfieber gepackt. In mehreren einsamen Buchten der Halbinsel herrscht plötzlich reger Betrieb. Touristen gehen auf verlassenen Inseln und Sandbänken an Land und suchen einzeln oder in Gruppen den Strand ab, Taucherschiffe werden gechartert und der Handel mit neuesten Schatzsuchergeräten blüht.
Den Anstoß zu diesem romantischen Sport gab ein junger Rechtsanwalt. Dr. Ralßh Odum hatte aus Liebhaberei jahrelang alte Chroniken und Bibliotheken nach Piratengeschichten und Angaben über Schiffskatastrophen vor Florida durchstöbert und schließlich Lageplätze, Schilfsnamen und den Wert der versunkenen oder vergrabenen Schätze auf einer großen Landkarte eingetragen. Eine Zeitung veröffentlichte sein Material und nun setzte eine Flut von Leserbriefen ein. Zehntausende baten um eine Kopie der Karte, Universitäten, Abenteurer, Historiker und Sammler aus ganz Amerika, England und Spanien meldeten sich. Die in altertümlichem Stil gezeichnete Karte, auf der es von Seeräubern, Spaniern, Rothäuten, bleichenden Gebeinen, Wracks und sechsstelligen Summen wimmelt, wurde ein „best seller“.
Der moderne Schatzsucher arbeitet nicht mehr mit der Wünschelrute, sondern hat sich die Verschiedenei Robotergeräte zu Bundesgenossen gemacht. So wird auf Florida ein „Elektronen-Schnüffler“ angeboten, der unfehlbar auf Edelmetalle ansprechen soll. Einwandfrei arbeitet ein Hochfrequenzgerät, das in der Nähe eines Schatzes aufjault, da seine Stromstöße von Gold und Silber besonders gut geleitet werden. Die Technik hat ein ganzes Arsenal neuer Erfindungen geliefert, von denen sich die Schatzsucher früherer Zeiten nichts träumen ließen. Während die Arbeitsgrenze für Taucher im üblichen Gummianzug bisher bei 60 m lag, gibt es jetzt Stahlkugeln mit elektrisch betriebenen Armen und Greifzangen. Mit Hilfe eines solchen Roboters kann man noch in mehreren hundert Meter Tiefe einzelne Münzen aufgreifen. Ferner wurden neue Bergungsgeräte, Radiosonden, Säugpumpen und Unterwasser-Schneidbrenner gebaut.
Die Küsten aller Erdteile sind von versunkenen Beute- und Goldschiffen gesäumt. Ist die Technik jetzt endlich so weit, um wenigstens einige der vielen historischen Schätze ans Licht zu bringen? Schon über 400 Expeditionen haben vergeblich nach dem berühmten Schatz von Lima gesucht, der auf der wildzerklüfteten Kokosrlnsel vor der Küste Kostarikas von dem Piraten Benito Bonito nach einem Überfall auf die spanische Silberflotte verstecht wurde. Die chilenische Regierung hat eine Expedition nach Juan Femandez, der
Insel Robinson Crusoes, entsandt, wo der sagenumwobene Schatz des englischen Admirals Sir Francis Drake liegen soll. Vor der Ostküste, in der Mündung des La Plata, arbeiten Taucher am Wrack des «panischen Schilfes „El Preciado“, das hier 1792 mit 15 Tonnen Gold an Bord unterging.
Der Londoner Arzt Dr. Bartmann traf soeben in Pondoland an der afrikanischen Südostküste ein, um mit einem neuen, im Kriege entwickelten Verfahren den Ostindienfahrer „Grosvenor“ zu heben, der den goldenen Pfauenthron von Delhi an Bord haben soll. Bartmann will zwischen den Klippen einen Schutzhafen anlegen, wie er erstmalig bei der Landung in der Normandie verwendet wurde. Darin könnten die Taucher dann „sicher wie in einem Mühlenteich“ arbeiten. Auf der Ma- höinsel der Seychellengruppe nordöstlich Madagaskars sucht eine Expedition unter Oberst Hennessey nach dem Geheimeingang einer Höhle, in der der französische Pirat Olivier le Vasseur seinen Schatz versteckte. Bisher wurden bei den Sprengungen, bei denen es zu gefährlichen Gasausbrüchen kam, lediglich die Skelette von Sklaven aufgefunden.
In Rye bei Dpver wird von Werftdirektor James Brownlie ein Unternehmen ausgerüstet, das in diesem Sommer auf einer unbewohnten
Die Zeitungsverleger fast aller Länder mit Ausnahme der Vereinigten Staaten und Skandinavien zerbrechen sich den Kopf darüber, woher sie das Papier nehmen sollen, um allen Ansprüchen der Leser und Inserenten zu genügen. So ist zum Beispiel Großbritanniens Versorgung mit Zeitungspapier von 1 369 000 Tonnen vor dem Krieg auf bloße 681 000 Tonnen im Jahre 1950 gefallen. Die Papiermühlen Englands liefern pro Jahr 329 000 Tonnen weniger als noch vor 11 Jahren, und das angesichts eines ständig wachsenden Bedarfs.
Seit 1940 steuerten Kanadas Papierhersteller jährlich zwei Millionen Tonnen der Weltversorgung bei. Drei von fünf Zeitungen der Welt werden jetzt auf Papier gedruckt, das seinen Ursprung in den kanadischen Wäldern hat.
Hinter der Weltknappheit an Zeitungspapier «teht die Weltknappheit des Rohstoffes — Holzpulpe. Kanada verfügt über den einzigen großen Vorrat papierholzerzeugender Wälder im britischen Commonwealth. Es hat etwa 1,25 Millionen qkm zugängliche und produktive Wälder. Nur ein Fünftel der Bäume, die in jedem Jahr gefällt werden, wandert in die Papiermühlen, aber das bedeutet doch, daß
Insel im südchinesischen Meer den Schatz des englischen Kapitäns Kidd suchen wird, nachdem die Karten des Seeräubers kürzlich im Geheimfach einer Seekiste gefunden und vom Britischen Museum für echt befunden wurden. In der Nähe von Alexandria wurde Napoleons Flaggschiff „Orient“ entdeckt, das 1789 in der Seeschlacht von Abukir versenkt wurde. Es hat den großen Schatz des Johanniterordens, die silbernen Tore der Kathedrale von Malta und Kunstwerke aus den Pharaonengräbern an Bord. Wird die „Orient“ gehoben, so drohen neue Schwierigkeiten, da England, Frankreich, Ägypten und Malta Ansprüche auf den Schatz angemeldet haben. Wenigstens juristisch geklärt ist der Fall der spanischen' Galeone „Florencia“, deren genaue Lage kürzlich in einer westschottischen Bucht ausgemacht werden konnte. Der Schiffsrumpf — und damit vermutlich auch die Kriegskasse der spanischen Armada mit 30 Millionen Golddukaten — gehören dem Herzog von Argyll, der jetzt die Bergung vorbereitet.
Die größte Schatzhebung des: Geschichte aber wird in den USA in Angriff genommen. Eine mehrere hundert Meter dicke Fließsandschicht, die gewaltige Nickel- und Platinvorräte birgt und alle bisherigen Versuche vereitelte, soll jetzt von modernsten Schachtanlagen durchstoßen werden. Hier handelt es sich jedoch nicht um Piratengut, sondern um einen Schatz himmlischer Herkunft — um den Riesenmeteor von Arizona, dessen Metallwert auf rund eine Milliarde Dollar geschätzt wird.
jährlich 80 Millionen Bäume nur für die Papierlieferungen gefällt werden müssen. Allein die Sonntagsausgabe der „New York Times“ verschlingt ein Wäldchen von 800 Klaftern pro Auflage. Das bedeutet die Abholzung von 35 Hektar wöchentlich für Pulpe, Um diesen Aderlaß auszugleichen, muß eine Schonung von rund 200 000 Hektar vorhanden sein, deren einzelne Abschnitte in einem Kreislauf von 80 Jahren abgeholzt werden.
Glücklicherweise hat Kanada eine streng organisierte Forstwirtschaft eingeführt, um zu verhindern, daß diese wertvolle und wichtige Rohstoffquelle eines Tages durch Raubbau versiegt. Allein eine Gesellschaft hat einhundert geprüfte Forstwirtschaftler angestellt, die darauf achten, daß die Wälder nicht runiert werden. Es besteht daher keine Gefahr, daß Kanadas Leistungsfähigkeit in der Verwandlung von Holz in Papier eines Tages nachläßt.
„Tauerngold“
Die Tatsache, daß eS in alter- Zeit in den Tauern (zu denen auch der höchste Berg des deutschen Sprachgebiets, der Großglockner, zählt) Gold zu schürfen gab und auch die Tauernflüsse in winzigen Spuren Gold führen, läßt immer wieder Leute hoffen, noch zu einem Schatz von Tauemgold zu kommen. Und gewissenlose Schwindler nützen diese Hoffnung auf ihre Art aus.
So fuhr vor einiger Zeit der 23jährige Hermann Wasabio aus Schladming mit der Bahn nach Radstadt. Neben ihm saß ein Bauer, dem er erzählte, er habe eine Goldmine entdeckt, er wolle aber nicht viel Aufhebens davon machen, suche jedoch einen Geldgeber, um entsprechendes Gerät anzuschaffen. Der junge Mann griff ganz geheimnisvoll in die Tasche und holte einen Steinbrocken heraus, der tatsächlich gelbe Funken aufwies: „Gold!“ raunte er dem Bäuerlein zu, und dieses wurde ganz aufgeregt ob der Möglichkeit, heimlich und rasch reich zu werden. Der Bauer „beteiligte“ sich an dem Unternehmen und gab dem jungen Mann erst einmal ein paar tausend Schilling. Diese verjubelte Hermann Wasabio mit Freunden. Als das Geld alle war, telegrafierte er dem Bauern nach Knittelfeld, daß er weitere „Mittel zum Ausbau der Goldmine“ brauche. Und der Bauer opferte insgesamt 12 000 S. Bis es ihm zu dumm wurde und er zur Gendarmerie ging. Wasabio sitzt nun hinter schwedischen Gardinen.
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„Wieso kamen Sie eigentlich dazu“, will der Richter von dem Angeklagten wissen, „drei Nächte nacheinander in demselben Geschäft einzubrechen? Das ist doch die Höhe!“ — Der Angeklagte schüttelt ergeben sein Haupt und seufzt: „Ganz meine Meinung, Herr Richter. Aber leider nicht die Meinung meiner Frau. Ich brachte ihr nämlich nie das gewünschte Kleid mit."
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„So ein undankbarer Mensch!" empört sich der Richter über einen aufgegriffenen Vagabunden, „zum Dank dafür, daß er von der liebenswürdigen Dame ein Stück Kuchen geschenkt bekommt, wirft ihr dieses gemeingefährliche Subjekt einen Stein durchs Fenster und verletzt die Spenderin, so daß sie ins Krankenhaus gebracht werden muß. Ich bin.. ." Der Angeklagte winkt verzweifelt ab: „Irrtum, Herr Richter", unterbricht er den Redestrom, „es war ja der geschenkte Kuchen!“
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„Aber Herr Angeklagter!" toeist der Richter vorwurfsvoll auf den überaus ramponiert aussehenden Kläger. „Sie wollen• mir doch nicht weis machen, daß dieser arme Invalide zuerst die Hand gegen Sie hob!" — „Sie sahen den Herren vor unserer Keilerei nicht“, rechtfertigt sich der Angeklagte, „sonst hätten Sie sich selber überzeugen können, Herr Richter, daß der Kläger damals noch kein Invalide war!"
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„Ich habe sechs Zeugen!" wirft sich der Richter in die Brust, „die sahen, daß Sie das Auto stahlen!“ — „Und ich bringe Ihnen 6000 Zeugen herbei!" verteidigt sich der Angeklagte. „die nichts gesehen haben.“
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„Nun gestehen Sie doch endlich!“ Der Richter ist außer sich, „daß Sie den Einbruch so verübten, wie ich es eben darstellte." — „Leider nein, Herr Richter", sagte der Angeklagte traurig, „das nächstemal werde ich’s aber nath Ihrer Methode probieren."
Die schönste Urgroßmutter
LONDON Um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, veranstaltet das Seebad Rhyl in Wales in diesem Sommer eine Schönheitskonkurrenz der Urgroßmütter. Teilnehmen können alle Urgroßmütter, Großmütter, Großtanten und greisen Mütter im Alter zwischen 65 und 100 Jahren. Wer „Königin der Urgroßmütter“ werden will, muß allerdings eine Voraussetzung erfüllen: eine Woche Ferien in dem Badeort verbringen. Die Vorwahl findet im Sommer statt; zur endgültigen Auslese müssen die zwölf Schönsten im Oktober antreten. Gewertet werden äußere Erscheinung, Kleidung, Haltung und Würde. Wenn das Beispiel Schule macht, wird man gottlob bald wissen, wer die schönste Urgroßmutter der Welt ist.
23 Mädchen in sechs Monaten verkauft
Der internationalen Polizei in Tanger gelang es, einen berüchtigten Mädchenhändler festzunehmen. Schon längere Zeit stand Alphonso Mi- guela unter dem Verdacht des Mädchenhandel». Er war deshalb bereits mehrere Male dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden, ohne daß ihm eine Straftat nachgewiesen werden konnte.
Bei einer kürzlichen Haussuchung fiel nun der Polizei ein Kontobuch in die Hände, in dem Mi- guela jeden getätigten Posten — es handelte sich dabei durchweg um Frauen zwischen 16 und 25 Jahren — eingetragen hatte. Demnach hat Mi- guela in der Zeit vom 16. Juni 1950 bis 4. 2. 1951 23 Mädchen oder junge Frauen an Bordelle oder Privatpersonen im Nahen Osten und — zu einem geringeren Teil — auch nach Südamerika verkauft. Für eine gutgewachsene Abessinierin vom amharischen Stamme, der sich durch besonders schöne Frauen auszeichnet, erhielt er 350 Pfund Sterling. An drei DPs, alle unter 18 Jahren, die er nach Saudi-Arabien verschacherte, verdiente er 1500 Dollar.
Kochfleisch in Zellophan
Um zu verhindern, daß beim Kochen von Fleisch dessen wertvollste Säfte verloren gehen, ist man neuerdings auf den Trick verfallen, es fest einzuwickeln. In USA benutzt man dazu Streifen aus Zellophan, das mit einer dünnen Fettschicht versehen ist.
Aus Wissenschaft , Forschung und Technik
Radargerät für Angler
Die Chancen der Angler, mit reichem Fang nach Hause zurüekkehren zu können, sind durch ein neues Gerät bedeutend gestiegen. Es ist ein etwa Zigarrenkisten großer Radarsender, den eine amerikanische Sportgerätefirma auf den Markt gebracht hat. Mit seiner Hilfe ist es möglich, sofort festzustellen, wo Fische in einem Gewässer stehen. Es genügt dazu ein Blick auf den Radarschirm.
„Verfeinerter“ Luftkrieg
William A. Tolson aus Princetown konstruierte einen neuen Bombenzünder, in dem ein Sender und ein Empfänger eingebaut sind. Die vom Sender ausgesirahlten Wellen werden vom Boden zurückgeworfen und lösen daraufhin über den Empfänger den Zünder in jeder gewünschten Höhe aus.
Von der „Blutbank“ zur „Knochenbank“
Im spanischen Bürgerkrieg 1936/39 wurde erstmals in größerem Umfange Blut konserviert und
in besonderen Gefäßen aufbewahrt, das zur Rettung von Verwundeten diente. Heute ist dieses Verfahren so weit verbessert, daß man konserviertes Blut verhältnismäßig lange aufbewahren kann. Erst kürzlich hat das Schweizer Rote Kreuz zu einer Blutspendeaktion aufgefordert, um in den Militärhospitälern für alle Fälle gerüstet zu sein.
Diese sogenannten „Blutbanken" sind jetzt um eine „Knochenbank" bereichert worden, und vor einiger Zeit erschienen in Pariser Zeitungen recht ausführliche Berichte, die dieses Novum beschrieben.
Im Kühlschrank werden Knochen aufbewahrt, die von amputierten Gliedern stammen oder von gesunden Personen, die eines natürlichen Todes starben. Die Knochen liegen in Alkohol, der auf — 35 Grad Celsius gebracht wurde, wodurch eine Konservierung von mehreren Wochen möglich ist. Daraus ergeben sich folgende Vorteile: Verkürzung der Heilungsdauer, schnellere Operationszeit und die Möglichkeit, einen zu ersetzenden Knochen genau zu modellieren.
Kanada füttert die Rotationspressen der Welt
80 Millionen Bäume jährlich
Kunstwerke aus Marzipan und Zucker
Traditionsreiches Konditorenhandwerk / Die Lebzelter
Bei der Messe „Speise und Trank“ in Reutlingen sind die schönen Erzeugnisse der Konditoren als Überraschung viel angestaunt und bewundert worden. Es ist wenigen mehr bekannt, daß alte Tradition darin steckt. Sie geht zurück auf die Schauessen und Schaustücke, die im 17. Jahrhundert beliebt waren, und auf die akademisch gebildeten Konditoren des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts.
Der Konditor mußte damals ein rechter Künstler sein, um allerhand Figurenwerk von Menschen und Tieren, Blumen usw. modellieren zu können, die festlichen Tafelaufsätze hersteilen, um selbst den Ansprüchen an das kleinere Konfekt genügen zu können. Der Konditor hatte als Zuckerbäcker eine Art akademische Ausbildung durchzumachen. Als die großen Schauessen allmählich abgekommen waren, spielten in der Biedermeierzeit namentlich noch in den Weihnachtstagen die alten Künste des Figurenwerks in Gruppe;» und vor architektonischem Hintergrund aus Tragant und Marzipan eine große Rolle. In den Ausstellungen, die damals die größeren Konditoreien zu Weihnachten veranstalteten, erscheinen Tempel mit allegorischen Figurengruppen. Weihnachtskrippen, aber auch tanzende Bauern. Jagd- und Schäferszenen.
Verwandt mit dem Figuren werk der Konditoren ist das der Lebzelter, die Wachsreliefs und -figuren in Modelle gossen und bemalten Es gibt noch eine uralte Lebzelterfirma, die ..Gebrüder Brameshuber, Werkstätten für künstlerische Wachswaren“ in Fürstenfeldbruck bei München, gegründet 1678. Sie machen Wachsabgüsse von den alten Holzmodeln aus dem 17 und 18. Jahrhundert, die von den Lebzelt rgesellen als Meisterstück selbst ge- - fertigt wurden. Ein Zweig des Lebzelterge
werbes, die Herstellung und der Ausschank des aus Honig hergestellten Mets, ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts allmählich ausgestorben.
Die kleinen Konditoreien benutzten für Ihre Weihnachtsausstellungen statt der selbstgeformten Figuren und Figurengruppen aus Tragant und Marzipan gern die firnisglatten bunten Terrakotten und drolligen Figuranten aus Zizenhausen am Bodensee. die da über
Francois-Poncet, Hoher Kommissar auf dem Petersberg, war zu Zeiten Hitlers französischer Botschafter in Berlin, und er fand sich mit dem, was er alles um sich herum sehen und hören mußte, ein wenig anders ab als seine Kollegen vom diplomatischen Korps. Zum Beispiel:
Als er das soeben eröffnete Haus der deutschen Kunst in München unter Führung Professor Zieglers besichtigte, blieb Ziegler vor einem seiner zahlreichen Bilder stehen, das vier nackte Frauengestalten und somit wohl „Die vier Elemente“ zeigte. Frau Fran- Cois-Poncet fragte trotzdem nach der Bedeutung des Bildes, und ihr Gatte, um eine Nuance leiser, antwortete: „Das sind die fünf Sinne des Professors Ziegler.“ „Fünf?“ lächelte die Gattin und zählte mit dem Finger die vier Frauen.
Francois-Poncet flüsterte: „Den Geschmack hat er vergessen.“
Wenig später machte Ziegler schon wieder vor einem seiner Bilder halt. Es zeigte einen Frauenakt. Die gewaltig proportionierte Dame
150 Jahre lang von der Familie Sohn hergestellt wurden. Es scheint, daß die Fayence- und Porzellanfiguren und Figurengruppen in gewissem Sinne aus den ehemaligen eßbaren Tafeldekorationen der alten Zeit herausgewachsen sind, wie einst die dauerhaften Wirtshausschilder aus Holz und Eisen aus den herausgehängten Büschen und Kränzen, die sich bei dem Heurigenausschank am längsten erhalten haben, hervorgingen.
Wenn auch die Zeiten der kostbarsten Figurenkunst und der Prunkschüsseln mehr oder weniger vorbei sind, hübsch muß Konditorware immer noch sein. F. R.
beugte sich mit dem Oberkörper aus dem Fenster, und von dem ganzen Akt war eigentlich nur die hintere Fassade zu sehen. Francois-Poncet wandte sich an Ziegler: „Die Gräfin von B e r 1 i c h i n g e n?“
*
Einmal saß Francois mit Dr. Hans Friedrich Blunck, dem damaligen Präsidenten der Reichsschrifttumskammer zusammen. Bluncks Roman „Der Geiserich“ war vor kurzem erschienen, und der Botschafter fand ihn, wie sichs für einen Diplomaten gehört, „ganz ausgezeichnet“. „Jedoch“, fügte er hinzu, „einem allzu großen Leserkreis wollen Sie, glaube ich, das Buch gar nicht zumuten, und vor allem wird die Jugend kaum —“
„Oh bitte“, unterbrach Blunck, „was die Jugend angeht, so habe ich gerade gestern ein hübsches Erlebnis gehabt. Ich saß im Zug nach Frankfurt, mir gegenüber eine sehr junge Dame mit einem Buch, und was war es? Der Geiserich! Die junge Dame ließ das Buch nicht aus den Händen, und als wir in Frankfurt waren, stellte sich heraus, daß sie schon
Kaiserin-Diadem auf Schwarzem Markt
KIEL. Vergeblich bemühte sich dieser Tage eine Kieler Strafkammer, einem seit Jahren unaufgeklärten Diebstahl wertvoller Schmuckstücke aus der Schatulle der ehemaligen deutschen Kaiserin Auguste Viktoria auf die Spur zu kommen. Der angeklagte schwachsinnige Walter Sorge mußte mangels Beweises freigesprochen werden.
Der Schmuck — es handelt sich um ein sehr wertvolles, mit Diamanten und Edelsteinen geschmücktes Kopf-Diadem und um ein mit Brillanten besetztes Perlenhalsband — war bereit* im April 1946 auf rätselhafte Weise aus dem Besitz einer Baronin verschwunden. Man vermutete einen Diebstahl, konnte ihn aber nicht aufklären. Später tauchten die Schmuckstücke, zum Teil zerlegt auf dem Schwarzen Markt wieder auf. Sie waren für 60 000 RM verkauft worden. Schon damals richtete sich der Verdacht gegen Walter Sorge. Er mußte jedoch wegen Schwachsinns in eine Heilanstalt gebracht werden. Von dort floh er.
Jetzt wurde er erneut unter Anklage gestellt, weil er zugegeben hatte, den Schmuck von einem polnischen Insassen des Lagers Bergen-Belsen zum Verkauf erhalten zu haben. Der Pole ist längst ausgewandert Trotzdem sich das Gericht lange um eine Klärung bemühte, war S. der Diebstahl nicht nachzuweisen.
Blumige Füße
HOLLYWOOD. Geblümte Schuhe sind Hollywoods letzter Schrei. Sie lassen den Fuß zarter erscheinen, heißt es, besonders, wenn die Absätze schmal und hoch sind. Weiße Leinenschuhe sind besetzt mit grellfarbigen roten, gelben und grünen Blumen; sie passen besonders gut zu einem schlichtweißen Leinenkleid. Abendschuhe sind mit winzigen Rosenknospen auf dunkelrotem Hintergrund besetzt.
in Nauheim hätte aussteigen müssen. Was sagen Sie dazu?“ Daraufhin lächelte Fran- eois-Poncet sein gefürchtetes Lächeln und dann sagte er dazu: „Warum haben Sie die junge Dame nicht in Nauheim geweckt?"
Hans Riebau
Frangois-Poncet lächelt
Als er noch Botschafter in Berlin war