NUMMER 72

AUS DEM HEIMATGEBIET

SAMSTAG, 12. MAI 1951

Ans dem Calwei Gerichtssaal

Brunos weiße Weste hatte Flecken

Das Standesamt meldet

Geburten

Herbert Gerhard, S. d. Werkzeugmachers Gerhard Maier, Calw, Altburger Straße; Ge­org, S. d. Landwirts Johann Georg Burkhardt, Oberkollbach; Margot, T. d. Landwirts Jo­hann Großmann, Rötenbach.

Eheschließungen: Keine.

SterbefäUe:

Pauline Rosine Rathleider, geb. Widmaier, Hausfrau, Althengstett, 64 J.; Anna Gann, Rentnerin, Calw, Altburger Str n 76 J.; Fried­rich Wilhelm Haisch, Müller, Bad Liebenzell, 62 J.; Karl Steiner, Metzgermeister und Gast­wirt, Kümbach b. Bretten, 61 J.; Richard Großhans, Goldschmied und Hilfsflaschner, Unterreichenbach, 50 J.; Johannes Proß, Rent­ner, Calw, Nonnengasse, 70 J.; Karl Ehnis, ehern. Gefreiter, Calw Zwinger, 21 J.

Freundschaftsspiel in Althengstett

Althengstett — Mühlhausen/Stuttgart Am Pfingstsonntag treffen in Althengstett zwei würdige A-Klassen-Mannschaften auf­einander, da beide in ihrem Kreis den zwei­ten Tabellenplatz einnehmen. Die Pflngst- gäste werden wohl spielerisch höher einzu­schätzen sein, den Einheimischen gegenüber aber trotzdem einen schweren Stand haben. Es' dürfte sich ein spannendes Spiel entwik- keln, das in seinem Ausgang völlig offen ist.

Althengstett. Die älteste Einwohnerin unserer Gemeinde, Frau Elisabeth Arnold, Witwe, vollendet heute ihr 90. Lebensjahr. Wir wünschen der noch rüstigen Jubilarin einen sorglosen Lebensabend.

Eine ganz reine Weste wollte Bruno haben. Von Vorstrafen wisse er nichts. Bei näherer Besichtigung konnte das Gericht an Brunos Weste aber doch einige nicht gerade kleine Flecken entdecken. Bruno war 13mal ver­knackst worden. Und das Gericht konnte auch jetzt nicht umhin, auf Brunos Weste einen weiteren Klecks zu setzen.

Bruno hatte hausiert und bei dieser Tätig­keit in einem Haus in Hirsau ein Paar Schlittschuhe auf der Treppe liegen sehen. Als Bruno das Haus verließ, waren auch die Schlittschuhe weg. Bruno leugnete. Damit hatte er jedoch Pech. Das Gericht schenkte ihm keinen Glauben. Einfacher war die Sache mit den gestohlenen Bohlenstücken. Diesen Diebstahl konnte Bruno nicht wegleugnen, da man die Holzstücke in seinem Keller gefun- dep hatte.

Das Gericht sprach Bruno des Diebstahls im Rückfall schuldig und malte auf seine Weste eine große Fünf. Zu ergänzen wäre durch „Monate“ und „Gefängnis“. Doch das versteht sich von selbst, da das Gesetz für einen Diebstahl im Rückfall als Mindeststrafe sowieso 3 Monate vorsieht

Opa nahm blutige Rache

74 Jahre war Opa schon und der Schul­kinder Spott Es war höchste Zeit, daß sich Ope Respekt verschaffte. Er verschaffte sich diesen, landete aber auf der Anklagebank. Opa war zu weit gegangen. Dafür erhielt er einen Strafzettel über 70 DM. Nun fand Opa, daß das Gericht zu weit gegangen sei und erhob Einspruch.

In der Ortschaft hatte es eine Horde Laus­

buben auf Opa abgesehen. Eines Tages, als Opa gerade auf seiner Wiese war, kamen die Rangen johlend herbei, schrien ihm Spott­namen nach und trieben anderen Unfug. Wer sollte es Opa übelnehmen, daß er in Wut ge­riet Mit seinen 74 Jahren konnte er aber die Bengel leider nicht erwischen. Da kam Opa der Zufall zu Hilfe. Ein Bekannter kam mit seinem Karren des Wegs. Dieser schnappte sich auf Opas Zurufen einen der Buben und hielt ihn fest. Opa kam heran und nahm blu­tige Rache. Er trommelte mit den Fäusten auf den Jungen ein und stieß ihn, als er am Bo­den lag, auch noch mit den Füßen. Damit hatte Opa sich Genugtuung, Respekt — und den Strafbefehl verschafft Die Frage, inwie­weit fremden Leuten ein Züchtigungsrecht an eigenen Kindern zusteht, ist zwar sehr umstritten. Hier konnte man aber Opa ein Züchtigungsrecht nicht absprechen. Etwa zwei Stunden lang hatten die Rangen ihn auf jede erdenkliche Art geärgert. Hier half nur eine Bestrafung an Ort und Stelle. Doch in der Art und Weise seiner Züchtigung war Opa entschieden zu weit gegangen. Auch ein alter Mann muß sich noch so weit beherrschen können, daß er nicht wahllos auf ein Kind eintrommelt, daß es schließlich aus der Nase blutet Erst recht nicht durfte Opa mit den Füßen an die Schläfen des Jungen stauchen. Opa war zu weit gegangen und mußte daher bestraft werden. Aber Opas Einspruch hatte sich gelohnt. Der Richter ließ es bei einer Geldstrafe von 30 DM bewenden. Viel wich­tiger als diese Geldstrafe dürfte für Opa aber wohl sein, daß er sich unter der Jugend des Ortes Respekt verschafft hat

Gottesdienst-Ordnung Evang. Gottesdienste in Calw Pfingstfest, 13. Mai (Opfer für bedürftige Kirchengemeinden und Liebeswerke im In- und Ausland): 8.00 Uhr Frühgottesdienst (Leube); 9.30 Uhr Hauptgottesdienst (Geprägs) anschließend Heiliges Abendmahl; 9.30 Uhr Gottesdienst im Krankenhaus, kein Kinder­gottesdienst. — Pfingstmontag, 14. Mai: 9.30 Uhr Gottesdienst (Höltzel). — Mittwoch, 16. Mai: 7.15 Uhr Schülergottesdienst; 8.15 Uhr Betstunde; 20.00 Uhr Frauen- und Mütter­abend (Frau Oberstud. Dir. Matthias); 20.00 Uhr Männerabend. — Donnerstag, 17. Mai:! 20.00 Uhr Bibelstunde. j

Katholische Gottesdienste (Stadtpf. Calw) Hochhl. Pfingstfest, 13. Mai: 7.30 Frühgot-j tesdienst, 9.30 Hauptgottesdienst, 11.15 Got-i tesdienst ln Bad Liebenzell, 19.00 Feierliche Vesper. — Pfingstmontag, 14. Mai: 7,30 Früh­gottesdienst, 9.30 Hauptgottesdienst (Deutsch), 11.15 Gottesdienst in Bad Liebenzell, 19.00 Maiandacht (Opfer an den Pfingstfeiertageri für den Theologenfonds). — Dienstag: Kein Gottesdienst. — Mittwoch: 7.00 Schülergot­tesdienst. — Donnerstag: 6.00 Jugendgottes­dienst. — Freitag: 6.15 Pfarrmesse, 19.30, Maiandacht i

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Pfingstsonntag: Calw: 9.30 Uhr Gottes-j dienst (Heck), 11 Uhr Sonntagsschule; Mitt-i woch, 20 Uhr Bibelstunde (Arheidt). —-i Stammheim: 9.30 Uhr Gottesdienst, llj Uhr Sonntagsschule; Donnerstag, 20.30 Uhrj Bibelstunde (Arheidt). — Oberkollbach? 9.30 Uhr Gottesdienst (Arheidt), 20 Uhr Ge­sanggottesdienst (Harsch/Neef). — W ü r ?- bach: 20 Uhr Gottesdienst (Heck). — Z a - velstein: 20 Uhr Gottesdienst (Arheidt).,,.

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der Verbraucher die fiusmrkung der geplanten Sonder-Umsafesteuerl

Ursprünglich sprach man von der Sonder-Besteuerung von Luxus-Gütern. Heute liest man, daß die Sonder-Besteuerung des „gehobenen Bedarfs“ zu­sätzlich 800 Millionen DM einbringen und bis zu 33%% des Herstellungs­preises betragen soll. Aus naheliegenden Gründen werden die Liste der steuerpflichtigen Waren und die Höhe des Steuersatzes erst am X-Tage be­kanntgegeben. Wer zahlt nun diese Steuer? Sind es wenige hohe Einkommen, oder Millionen von Verbrauchern? Folgende Überlegung gibt schon heute Aufschluß: Bei einem durchschnittlichen Steuersatz von nur 20% müßten Konsumgüter im Wert von ca. 6 Milliarden zur Besteuerung herangezogen werden. Daraus ergibt sich eindeutig, daß die Grenze des „gehobenen Be­darfs“ bereits dort beginnt, wo sie vom Verbraucher nicht vermutet wird, nämlich bei der Mittel-Preislage. Es ist bedauerlich, daß gerade der süd­deutsche und insbesondere der schwäbische Verbraucher von dieser Besteue­rung am stärksten betroffen wird, denn er vertritt von jeher die Auffassung: Qualität ist billiger!

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