Otto von Habsburgs Hochzeit
NANCY. Nicht weniger als 21 Erzherzoge, 17 zumeist exilierte Fürsten und 1100 Mitglieder des „niederen Adels“ hatten sich in der lothringischen Hauptstadt eingefunden, um an der Hochzeit des österreichisch-ungarischen' Thronprätendenten Otto von Habsburg mit der 25jährigen Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen gestern teilzunehmen. Unter ihnen befindet sich auch die greise Exkaiserin Zita, die noch immer unerschütterlich daran glaubt, daß der 38jährige Bräutigam eines Tages wieder den Thron der Doppel- monarchie besteigen wird, auf den sein Vater verzichtete. Otto hat sich als Schauplatz der großen Hochzeitsfeier die Residenz seines Ahnherrn, Kaiser Franz I. von Österreich, des Gemahls der Maria Theresia, ausgesucht, weil ihm die Gesetze Österreichs den Zutritt zu seiner Vaterstadt Wien versagen.
Von der Nordsee zum Schwarzen Meer
KÖLN. Die westdeutschen Städte, die Länder und der Bund seien entschlossen, den Bau des Main—Donau-Kanals trotz der allgemeinen finanziellen Schwierigkeiten durch möglichst weitgehende Hilfe zu beschleunigen, erklärte der Frankfurter Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb auf einer Kundgebung zur Eröffnung des „Rhein—Main—Donau-Tages 1951“. Die im Bau befindliche Groß-Schiffahrtsstraße, die eines Tages die Nordsee mit dem Schwarzen Meer über Rhein, Main und Donau verbinden soll, werde das „grandioseste Kanalwerk Europas“ werden und entscheidend zur Wohlfahrt und zum Frieden der Welt beitragen. An der Kundgebung nahmen größere Delegationen aus Holland und Österreich teil.
Deutsche Luftfahrt
KÖLN. Wenn die Besatzungsmächte auf die Ausübung der deutschen Lufthoheit verzichten wollten, dann sei zur Regelung des ausländischen Luftverkehrs in Deutschland der Abschluß von Staatsverträgen zwischen dem Bund und allen beteiligten Auslandsstaaten unerläßlich, wurde vom Berater für Luftrechtsfragen beim Bundesverkehrsministerium am Mittwoch auf der Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen in Köln erklärt. Der Verwaltungsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Dr, Arnulf K 1 e 11 (Stuttgart), forderte die völlige Übergabe der Flughafenverwaltungen und der Bodenorganisalion in deutsche Hände. Weiter wurde auf der Tagung erklärt, die Bundesrepublik brauche außer Berlin „mindestens zwei große Weltflughäfen“, wofür im Süden Frankfurt und im Norden der Raum von Köln am besten geeignet seien. Es wurde verlangt, daß Deutschland endlich wieder der Bau von Verkehrsflugzeugen erlaubt werde. Die Freigabe des Segelfluges sei ein hoffnungsvoller Beginn.
Frederik erhielt Hosenbandorden
LONDON Am zweiten Tage seines Staatsbesuches in London wurde König Frederik von Dänemark in feierlichem Zeremoniell als Ritter des Hosenbandordens eingesetzt, dem nur 25 britische Edelleute und eine kleine Anzahl ausländischer Herrscher angehören. Trotz des schlechten Wetters hatten sich 12 000 Engländer in den ausgedehnten Parkanlagen von Schloß Windsor eingefunden, um den feierlichen Zug der traditionell ‘uniformierten Ritter zu beobachten, der sich auf der leicht ansteigenden Schloßstraße durch das Doppelspalier der Königlichen Leibwachen in goldenen Kürassen zur St.-Georgs-Kapelle bewegte. Die ehrwürdige Pracht des vor 600 Jahren gegründeten höchsten Ritterordens Großbritanniens kam voll zur Entfaltung, An der Spitze des Zuges schritten die königlichen Herolde in den brokatbestickten Wappentala- ren der normannischen Könige von Claren- ceux und Norroy. Dann folgten paarweise die Ritter, darunter Feldmarschall Montgomery und Earl Moutbatten in blausamtenen Roben und purpurroten Beinkleidern. Auf ihren linken Brustseiten schimmerte der Ordensstern der Orden selbst war an einem breiten gölde- nenen Band unterhalb des Knies befestigt.
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T. S. Eliot: „Die Cocktail Party“
„Es ist für jede enge persönliche Vertrautheit charakteristisch, daß sie frohes Umeinanderwissen bei der Arbeit, Herausspüren des hintergründigen Ernstes in einem oberflächlichen Spaß ermöglicht ...“
Ohne das Christentum als Hintergrund hätte unser ganzes Geistesleben keinen Sinn.
Aus Essays T. S. Eliots. Die Komödie, die einen Unterhaltungstitel trägt, hatte in einer hervorragend guten Darstellung mit Paul Hoffmann, Theodor Loos, Edith Herdeegen, Alice Verden und Lola Müthel im Stuttgarter Staatstheater einen schönen Erfolg. Die Komödie aber gilt uns mehr als ihre Darstellung, sie öffnet den Blick in das schriftstellerische Geheimnis des jüngsten Nobelpreisträgers, des T. S. Eliot, des Amerikaners, der nach dem Mutterland zurückmigrierte, von wo die große angelsächsische Kultur ihren Ausgang nahm.
In bedächtig gleitenden und wenig brillierenden Untersuchungen (Neueste Veröffentlichung in deutscher Sprache „Beiträge zum Begriff der Kultur“ be*i Suhrkamp) mühte sich mit stark soziologischen Einschlägen der Dichter und Kritiker Eliot um die Wiedergewinnung einer europäischen Verbindlichkeit im kulturellen Bereich, um das Destillat einer Elite, um das Rätsel der angelsächsischen Kirchlichkeit, um die Möglichkeiten mit der wortereichsten englischen Sprache die zerteiltesten Empfindungen darzustellen in der Gefolgschaft der Yeats, Shelley. Baudelaire und anderer mehr.
In Eliots „Cocktail Party“ schlug sich etwas von diesen schriftstellerischen Bemühungen nieder. Zunächst einmal: sie ist in Versen geschrieben. Besser gesagt in gehobenen Rhythmen. Freilich ohne jemals ins Verzückte und Hymnische auszuschweifen. Außer bei einigen lyrischen Songs greift diese Poetisierung nicht in poetische Gehalte über Gesprochen wirkt der Dialog höchst prosaistisch, geschliffen und beinahe nüchtern. Wozu also, fragt man sich, der gehobene Rhythmus?
Die Handlung scheint sich in bewährten Bahnen zu bewegen. Es wird der Anschein erweckt, als ob munteres, bedeutungsloses Allotria, wie es bei englischen Parties im Kunterbunt gesprochen
wird, allein wichtig wäre. Dann schält sich plötzlich das Thema einer Ehekrise heraus. Die Hausfrau, eine vitale, praktische Dame bleibt scheinbar ohne Grund von der Party weg. Mr. Cham- berlayne, der Gatte begründet die Abwesenheit der Gattin mit einer Verlegenheitslüge. Das Geplauder verebbt ein wenig merkwürdig. Man bricht auf und ein unbekannter, nicht geladener Gast entblößt durch geschickte Fragen die innere Situation des Hausherrn. Eliots verzwickte Detaillierkunst psychischer Zustände vermag den Hörer zu spannen. Es ist wie ein Zeugenverhör zwischen den beiden Männern, in dessen Verlauf Mr. Chamberlayne des geheimen Wunsches überführt wird, daß er froh wäre, wenn seine Gattin wieder zurückkäme. Nicht weil er sie liebt, sondern, weil ihn das Rätselvolle am Vorgang beunruhigt. Die Konvention gebietet, daß sie zurückkehrt, die Konvention macht ihn lächerlich ohne Frau. In der Unsicherheit des Andern sieht der Fremde ein Tieferes: Es wird Mr. Chamberlayne deutlich, daß er kein „Selbst" hat, ein Objekt ist mit abgenützten Reaktionen, ein Mann, der so veräußerlichte in der Gewohnheit der Ehe, daß ihn Demütigungen zu einem Narren machen vor sich selbst, reif für die Behandlung durch einen Arzt, krank vor eingebildeten Leiden. Unfähig vor allem zur Urkraft der Liebe, die alles bindet und überwindet. Dies muß er hören bei der Unterredung mit Celia, die während seiner fünfjährigen Ehe seine Geliebte war und die nun einholen will, was sie liebend glaubte beanspruchen zu dürfen. Mr. Chamberlayne versagt vor ihr und Celia fällt aus dem Traum in eine leere Realität. Auch diese Realität ist die Krankheit, die nach einem Arzt verlangt.
Der Hinweis ist im ersten Akt gegeben. Der Wächter des Gewissens, von dem schon mysteriös die Rede war, enthüllt sich im zweiten Akt als der berühmte Sir Henry Harcourt-Reilly, in dessen Sprechzimmer nun die Ehepartner, ohne voneinander zu wissen, sich treffen und als Patienten einander gegenübergestellt werden. Dies ist der Trick des unbekannten Fremden bei der Party. Reilly Ist kein Komplex-Psychologe, sondern in der Mischung zwischen Teufel und Witzbold, wie seine Patienten meinen, ein christlicher Seelenarzt. Er fängt bei der Gegenwart zu analysieren an und nimmt den Schrei des Mannes nach der verlorenen Persönlichkeit ebensowenig
ernst wie die vitale Unkompliziertheit der Frau. Beide belügen ihn und sich selbst, sie verbergen beide die Wahrheit, sie sind beide unaufrichtig und damit krank. Die Frau darum, weil sie den wahren Grund ihres Kummers, den Treubruch ihres Liebhabers, der Mann, weil er plötzlich beim Verlassen seiner Gattin entdeckte, daß er Celia nicht wirklich liebte, voreinander verschwiegen. Beide leiden an denselben Symptomen, darum, so folgert der Arzt, passen sie beide gut zueinander, Die Ehe ist ganz in Ordnung. „Das gleiche Ausgeschlossensein. Ein Mann, der sieht, daß er nicht imstande ist zu lieben, und eine Frau, die sieht, daß kein Mann sie lieben kann." Was ist also zu tun? Aus der schlimmen Lage das Beste machen. Nichts zu tun, ist das Beste. Das Sanatorium ist das Heim, das Zuhause, die Party.
Nicht in Ordnung ist nur der dritte Patient, Celia. Sie allein ist nicht mittelmäßig und nicht normal. Für Celia gibt es nur die verbindungslose Einsamkeit. Sie entdeckt in sich ein „Gefühl der Sünde", was freilich nichts mit Unmoral zu tun hat, sondern eben das „Unkonventionelle“ ist, eine „Art Zwangsvorstellung“, die „wirklicher" ist als das, an was sie glaubte. Darum verlangt sie nach „Sühne", nach einer Befreiung von der „Sehnsucht nach dem, was ich nicht finden kann, und der Scham darüber, es niemals zu finden“. Reilly erklärt sie für heilbar. Aber die Art der Behandlung muß Celias eigene Wahl sein. Nur andeuten kann er den Weg „in den Glauben, der aus der Verzweiflung entspringt". Dann sprechen eben dieselben Personen, die bei der Party so Belangloses plauderten, über Celia als „Wächter des Gewissens“ geheimnisvolle Segenssprüche. Wir erfahren im dritten Akt, der wieder in demselben Partyzimmer bei den Chamberlaynes spielt, daß Celia in einen Pfiegerinnenorden eingetreten und bei der Pflege von pestkranken Bewohnern eines Dschungels ermordet und jedenfalls auch gekreuzigt wurde. Ihr Tod waT der Triumph des Opfers über den Wahn des konventionellen Lebens, erklärt Sir Henry Mrs. Chamberlayne, der sich plötzlich für Celias Tod verantwortlich fühlt.
Die Party kann von neuem beginnen. Jeden Donnerstag wird sie die gleiche sein. Werden die Partner aus ihrem geistigen Tod herausflnden?
em.
Max Pechstein
Zu einer Ausstellung in Freiburg i. Br.
Der Kunstverein Freiburg i. Br. zeigt gegenwärtig eine Max-Pechstein-Ausstellung, die in 68 Arbeiten den Werdegang des Künstlers mit aller Klarheit spiegelt. Es handelt sich dabei um Aquarelle, Zeichnungen und Lithographien, die in den entscheidenden Jahren 1906 bis 1926 entstanden sind, also in einer Zeit, da die Stilentwicklung wie niemals zuvor es eilig gehabt hat, von einer Etappe zur anderen fortzuschreiten: Vom Impressionismus über den Jugendstil zur expressionistischen Aussage. Der heute in Berlin tätige und an der Schwelle des siebten Lebensjahrzehnts stehende Maler müßte nicht Max Pechstein heißen, hätte er diesen Weg nicht mit dem ganzen Gewicht seiner jederzeit ernst zu nehmenden Persönlichkeit zurückgelegt und wäre nicht jeder Durchgang durch eine Entwicklungsphase der Ausdruck seines Suchens nach dem neuen künstlerischen Gestaltungsprinzip. So hat denn auch der Betrachter seiner Werke in keinem Augenblick das Gefühl, eine bunte Reihe geglückter Experimente vor sich zu haben, die der Zeitgeist nachträglich sanktionierte, vielmehr ist der Eindruck überwältigend, einem Künstler originärer Prägung und von unausweichlicher geistiger Zielsetzung begegnet zu sein. Das machen vielleicht seine Porträts am deutlichsten mit ihrem warmen Anhauch aus eigenem Reichtum seelischen Fluidums und mit ihrem von der jeweiligen Stilrichtung geprägten Stempel großen künstlerischen Formats. Dr B-
Professor Dr. Hans Erich Feine ist ermächtigt worden, im Sommer-Semester 1961 an der Rechts- und Wirtschaftwissenschaftlichen Fakultät ein kanonistisches Seminar abzuhalten. Professor Feine hat ferner für das Sommer-Semester 1951 einen Lehrauftrag für Kirchenrecht, Privat- rechtsgeschichte der Neuzeit und Erbrecht an der philosophisch-theologischen Hochschule Bamberg erhalten und angenommen.
An einem internationalen Kongreß für byzantinische Studien in Palermo und Reggio Calabria nahmen 350 Wissenschaftler aus 26 Nationen teil. Die zweihundert Referate sollen zu einem Buch vereinigt werden.