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Nagolber Lagblatl »Der Gesellschafter

Mittwoch 17. November 1926

Württemberg

Stuttgart. 16. Noo. DieBottwarralbahn. Land­tagsabgeordneter Obenland (B.B.) bat folgende Kleine Ab­frage gestellt: Die Schmalspurbahn MarbachHeilbronn, die nun bereits 30 Jahre im Betrieb ist, hat sich für diese Gegend als unzureichend erwiesen. Die Gemeinden dieser Gegend hatten seinerzeit Grund und Boden für den Vau der Eisen­bahn dieser Strecke unentgeltlich gesteht und sehr erhebliche Opfer gebracht. Dieses verpflichten sich die in Betracht kom­menden Gemeinden auch für die Erweiterung zur Normal­spur zu tun. Bemerkt darf auch werden, daß eine beträcht­liche Strecke (HeilbronnSontheimTalheim) schon normal- spurig gebaut ist. Eine weitere Strecke (MarbachMurr Steinheim) soll bereits beschlossen sein. Nun hat aber gerade die im Mittel dieser Bahnlinie gelegene Gegend sehr starken Weinbau. Es dürfte deshalb angebracht sein, diesen Um­bau als Notstandsarbeit in das Arbeitsbeschaffungsprogramm aufzunehmen und mit diesem Umbau baldigst zu beginnen, damit auch dem in dortiger Gegend in großer Not befind­lichen Weingärtnerstand Verdienstmöglichkeit geschaffen wird.

Stuttgart, 16. Nov. Gefallenen ged üchtnis- feier. Der Wllrtt. Frontkümpferbund veranstaltet am Vorabend des Totensonntags, der auf 21. November füllt, eine Gedächtnisfeier für die Gefallenen des, Schwabenlands und der Stadt Stuttgart auf dem Hof des Neuen Schlosses unter Mitwirkung des LehrergcsaNgoereins. Die Teil­nehmer ziehen in einem Fackelzug zum Neuen Schloß, wo die Feier abends 8 Uhr beginnen wird. Prälat O. T r a u b und Prälat O. Mangold werden Ansprachen halten. Das Betreten des Schloßhofs ist nur gegen Karten gestattet, die bei Weise s Hofbuchhandlung, Fürstenstraße 4, Stutt­gart erhältlich sind.

Die Oessnungszeiten des Museums der bildenden Künste lGemäldegalerie und Kupferstichkabinett) sind wegen des frühen Einbruchs der Dämmerung von heute bis 31. Jan. Werlmgs van 1012 und 1.303.30 Uhr, Sonntags von 113 Uhr.

Freispruch. Im Juli dieses Jahrs fand hier einSimpli- zisfimus"-Prozeß statt, wobei Prof. Zille-Berlin, sowie der Schriftleiter, der Verleger und der Drucker desSim- plizissimus" wegen unzüchtiger Darstellungen zu Geldstrafen verurteilt waren. In der Berufungsinstanz vor dem Gro­ßen Schöffengericht erfolgte nunmehr ein Freispruch.

Die Einführung der Karkosseln in Württemberg. Am letzten Sonntag feierte man in Stuttgart das Erntedankfest. Bei dieser Gelegenheit ist besonderer Anlaß, der Kartoffeln zu gedenken. Sind es doch jetzt 225 Jahre her, daß dieses Brot der Armen" in unserem Land zum allgemeinen An­bau kam und zwar durch die seit 1699 in Württemberg ein­gewanderten Waldenser.

Vom Tage. Auf der Alten Weinsteige bei der Friedens­linde wurde ein 60jähriger Mann von rohen jungen Burschen, die vom Spielplatz in Degerloch kamen, ohne jede Veranlassung gewürgt und blutig geschlagen.

Aus Sem Lande

Echterdingen a. F.. 16. Nov. Vom Zug überfahren. Gestern früh wurde auf dem hiesigen Bahnhof ein Schaffner vom Zug überfahren. Dem Unglücklichen, Vater von fünf Kindern, wurden beide Beine abgebrochen.

Besigheim, 16. Nov. Straßenverbesserung. An der Staatsstraße StuttgartHeilbronn zwischen Kirch- heim und Lauffen werden gegenwärtig Vorbereitungen getroffen, um die gefährliche Straßenstrecke an der scharfen Kurve zu erbreitern, da an dieser Stelle schon wiederholt Unfälle vorkamen.

Nürtingen, 16. Nov. Autolinie. Den vereinigten Bestrebungen des Nürtinger Bezirksrats und der Neckartal­gemeinden ist es gelungen, die durch die Ungunst der Zeit- verhältnisfe unterbrochene Personen-Postkraftwagenlinie von hier über Neckarhausen, Neckartailfingen und Neckartenz­lingen nach Bempflingen wiederherzustellen.

Rottweil, 16. Nov. Versuchter Raub. Als das Lastauto der Firma Bürk-Maier, Schwenningen, in der Gegend von Harthausen Waren ausführte, bat ein Mann den Chauffeur, eine Strecke aufsitzen zu dürfen, was ihm dieser erlaubte. Während nun der Chauffeur in einer der nächsten Ortschaften ablud, raubte ihm der Mann aus seiner Geldtasche ca. 400 Mark. Der Chauffeur bemerkte dies stffort, sodaß es ihm gelang, dem Mann das Geld wieder z« entreißen. Der Dieb konnte entwischen.

Tuttlingen, 16. Nov. Brand. Sonntag abend brannte die Wirtschaft z.Hirschkopf" (Besitzer Wolpert) auf dem Gehrihof bis auf den Grund nieder.

Schussenried. 16. Nov. Ein Schwindler. Hier wurde ein Schwindler festgenommen, der sich unter dem Vorbringen von Krankheit ein Nachtquartier im Kranken­haus verschafft hatte. In anderen Städten wie Sulz, Bil­lingen, Stockach, Ueberlingen, Meersburg. Friedrichshafen und Aulendorf hatte er denselben Trick angewandt. Außer­dem wußte er sich auf den Rathäusern Unterstützung für die Bahnfahrten zu verschaffen. Beim Vorzeigen einer un­gültigen Fahrkarte markierte er den wilden Mann. Er

beschimpfte die Eisenbahnbeamten in gröblichster Weise, so daß er schließlich in den Ortsarrest verbracht wurde. Es handelt sich um einen Bauarbeiter Hans Hofmann aus der Gegend von Leipzig.

Ravensburg, 16. Nov. Todesfall. Nach schwerem Leiden verschied hier im Alter von 50 Jahren Fabrikant Eduard Kutter. Er war Vorsitzender des Kaufmännischen Vereins und stellv. Vorsitzender der Handelskammer und des Industrisvcrbands Oberschwaben.

Am Samstag trafen Mitglieder des Finanzausschusses, an der Spitze der Finanzminister und der Präsident der Forstdirektion, mit weiteren vier Beamten hier ein, um die Waldungen der Bezirke Baindt und Mochenwangen zu besichtigen. Die Führung im Wald selbst übernahmen Forst­meister Fischer in Baindt und Forstmeister Stier in Mochenwangen. Die Abfahrt erfolgte abends von Aulen­dorf aus.

Bavendorf OA. Ravensburg, 16. Nov. Tot auf­gefunden. Nachts wurde der 27 I. a. Gipser Alfred Schlotter von Ravensburg auf hiesiger Gemarkung tot auf­gefunden. Er war mit dem Motorrad vom Weg abgekom­men und gegen den Bürgersteig gefahren. Sein Mitfahrer lag mit Gesichtsverletzungen bewußtlos neben ihm.

Wangen i. A.. 16. Nov. Ein Löffelschlucker. Einen eigenartigen Sport betreibt der Gärtner August Riechel, gen. Steinbach. Während seiner Inhaftierungen verschluckte er zweimal einen Löffelstiel und brachte 'ich sanft wiederbolr Verletzungen am Körper bei, um sich der

Haft zu entziehen. Jetzt hat er sich neuerdings im Ztanoes- gefängnis Hall ebenfalls als Löffelschlucker betätigt.

Anttzell OA. Wangen, 16. Nov. DerAlkohol. Zwi­schen zwei Gruppen von insgesamt 40 Mann, die stark be­trunken waren, kam es am Sonntag im Gasthof zur Reichs- Een Schlägerei. Durch Zerstörung von Wirtschaftsgerat und Fenster ist der Wirtin aroßer Schaden entstanden. Verwundungen ernstlicher Art sind nicht vor­gekommen.

Gmünd, 16. Nov. Edle Spende. Herr August Wal- denmeier verläßt am Freitag Gmünd, um wieder nach Ame­rika zu fahren. Er hat wiederum 500 Dollar als Weihnachts­gabe für die Armen der Stadt zur Verfügung gestellt.

Bichishausen OA. Münsinaen. 16. Nov. Einbruch. In den letzten Tagen wurde in der Sommerwohnung des Studienrats Freitag von Eßlingen, auf dem Schloßberg bei Gundelfingen, zum drittenmal eingebrochen. Den Ein­brechern fielen Anzüge und Bettwäsche in die Hände; ein Kasten soll ganz geleert worden sein. Von den Tätern hat man noch keine sichere Spur.

Aus Stadt «ud Land

Nagold, 17. November 1926. Daß die Natur ein Schleier ist, der Gott zugleich verbirgt und zeigt, ist ihre Größe. Geyer.

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3. Vortrag des Evang. Volksbundes.

Wenn uns das Ernte- und Herbstdankfest an das Gute erinnerte, das uns Gottes gütige Hand alljährlich beschert, so war es ein eindringlicher Kontrast, am Abend desselben Tages vom Bösen zu hören, von jener unheimlichen Macht, die alle Menschen bindet. Stadtpfarrer Presse! befaßte sich in seinem Vortrag mit den 3 Fragen:Was ist, woher kommt das Böse und wie werden wir fertig damit? Voll Sehnsucht blicken wir aus dieser Welt der Unvollkommenheit, in der die Harmonie so oft durch schrille Mißtöne gestört wird, hin nach jener Welt der ursprünglichen Schöpfung, in der noch kein Leid urd Ge­schrei war, nach dem Paradies der Bibel, nach derHütte Gottes bei den Menschen". Von Geburt an steht alles Ir­dische unter dem Bann der Sünde. Leider kann das Böse nicht blos als Kinderkrankheit, Schönheitsfehler,Pressten" oder Symptom der Entwicklung zu Vollkommenerem angesehen werden. Aerzte, Gefängnisse, Sanatorien, Irrenhäuser etc. reden eine deutliche Sprache: Das Böse ist immer da, gehört sozusagen zum eisernen Bestand des Menschenwesens. Die Sünde zehrt wie ein krebsartiges Geschwür an unserer besten Kraft. Im Grunde ist alle Sünde Jch-Liebe, Selbstsucht. Wir können von Natur nicht anders, als uns selbst suchen. Ihren stärksten Ausdruck fand inenschliche Sünde am Kreuz Jesu Christi. Wie war es nnr möglich, daß Gottes vollkommene Schöpfung, sein heiliger Liebesplan so gestört wurden? Die Frage, wie das Böse in die Welt gekommen sei, hat geringe praktische Be­deutung. Sie ist nichtheilsnotwendig", wie man sich aus­drückt. Die Bibel sagt uns darüber nicht mehr, als wir fassen und ertragen können. Jedenfalls geschah dieser Einbruch ins Paradies mit Gottes Willen. Außer Gott kann es ja nichts geben in der Welt. Durch Ihn und zu Ihm ist alles ge­schaffen. Drei Tatsachen aber stehen fest: 1. Wir leben in einem Reich, unter dem Gesetz der Sünde.Der Teufel gebt ! umher wie ein brüllender Löwe und sucht welchen er verschlinge."

2. Nicht blos die Verhältnisse oder Andere, auch nicht Ver­führung allein ist schuldig, sondern der Hang zur Sünde liegt als ein Erbstück in unserem Wesen mit beschlossen. Keins kann sich ihm ganz entziehen. Oberflächlich und falsch ist es zu sagen, das Böse sei eben der notwendige Kontrast des Guten und als solcher immer schon da, oder: Gut und Bös seien im Grunde ein und dasselbe, Vor- und Rückseite einer und derselben Medaille. Diese Auffassungen werden dem Ernst der Sünde und der göttlichen Allmacht nicht gerecht. Der Teufel" ist vielmehr der Mörder von Anfang der Beherrscher der Welt. Ohne Hilfe von Außen her, d. h. durch göttlichen Zufluß an Kraft werden wir mit dem Bösewicht in der eigenen Brust nicht fertig. EZ ist nichts mit der Goetheschen Selbst­erlösung. Nach Luthers Wort können wir zwar nicht hindern, daß die losen Vögel um uns herumflattern, wohl aber, daß sie Nester auf unseren Kopf bauen. Wir müssen Herr werden über das Tier in uns. Wir tun ja das Böse mit unserem Willen. Das Genüssen ist der beste Zeuge, die Gedanken, die sich gegen­einander anklagen und entschuldigen." Stellen wir uns statt der Schuldverschreibung in den Gnadenzusammenhang! Statt Welt- und Sündengebundenheit, Gottgebundenheit das ist das Ziel, um das wir ringen wollen. Den weiteren Vor­trägen wird mit Interesse entgegengesehen.

daß derGesellschafter" ein treuer Berater auf allen Gebieten ist.

Darum füllen Sie so­fort den am Montag erschienenen Bestellschein aus.

Werbefilm des Ortausschuffes für Leibesübungen

Wir wollen nicht versäumen, auch an dieser Stelle noch­mals auf die Filmvorführung des Ortsausschusses für Leibes­übungen hinzuweisen, deren Besuch keineswegs nur Sportlern, sondern allen und jeden nur dringend angeraten werden kann. Von heute abend ab bis einschließlich Freitag je abends 8 Uhr laufen in den Löwenlichtspielen die 3 FilmeTurnen" Deutsche Kampfspiele" und derSkifilm", die einen Teil des Winierprogramms, das sich der Ortsausschuß neben Vorträgen etc. aufgestellt hat, bilden sollen. Der Turnfilm ist ein Unter­richtsfilm des Tnrnklubs Hannover, der uns mustergültige Uebungen an verschiedenen Geräten ziegen wird. Der Film über die deutschen Kampfspiele ist besonders mannigfaltig, fuhrt er uns doch zunr Wintersport, zum Segeln, Rudern, Hockey, Fußball, Tennis, Schwimmen, Radfahren, Schwerathletik, Leichtathletik usw. ufw. Inwieweit auch für Frauen dieser Film von größter Bedeutung ist, ergibt die Tatsache, daß die Ausnahmen im Rahmen der Wettkämpfe im Berliner Stadion gemacht wurden und nicht nur Meisterschaften unter Männern

sondern auch unter Frauen zum Austrag kamen. Die besten Leistungen der Besten werden wir hier zu sehen bekommen.Als drittes und als das uns heute besonders Interessierende ist wohl der Skifilm anzusehen, der uns manche praktische Winke für hoffentlich? Winterfreuden geben wird. Neben den Abendvorstellungen werden am Donnerstag um 2 Uhr für die Latein- und Realschule u. das Seminar und am Freitag um 4 Uhr für die Volks- und Mittelschule die Filme laufen.

Unsere Heimat".

Die heutige Nummer vonUnsere Heimat" beschäftigt sich mit einem geschichtlichen Thema von allergrößter Bedeutung. Im vorigen Jahr wurden wichtige Kapitel aus der Bauern­geschichte dargelegt, die Lehensverhällnisse und was mit ihnen zufammenhängt. Heute folgen nun Abhandlungen über den Zehnten und über die Leibeigenschaft, ganz besonderem Interesse aber wird begegnen die Bauernbefreiung und Bodenentlastung in unserem Württemberg, wie sie bis zum Jahre 1848 sich vollzogen hat und wie sie den freien Bauern auf freier Scholle schufen.

Unsere Kriegsbeschädigten. Nach einer neueren Erfassung 0es Statist. Reichsamts zählt Deutschland zurzeit 679 410 Kriegsbeschädigte, die in ihrer Erwerbsfähigkeit um minde­stens 25 v. H. beschränkt sind: darunter befinden sich 1151 weibliche Kriegsbeschädigte. Davon leiden 2734 an Blind­heit, 39 580 an Lungentuberkulose, 4991 an Geisteskrankheit. 44109 durch Verlust eines Beins, 20 640 durch Verlust eines Arms, 1250 durch Verlust beider Beine, 131 durch Verlust beider Arme, 566 076 an sonstigen Leiden. Aus den Krie­gen von 1864, 1866 und 1870/71 leben noch 7132 Kriegs­beschädigte.

Einschränkung der amerikanischen Einwanderung. Nach dem neuen Gesetz wird die Einwanderung in den Vereinig­ten Staaten weiter bedeutend eingeschränkt. Was z. B. Deutschland betrifft, so betrug der deutsche Anteil im Jahr 1926/27 noch 51120. Vom 30. Juni 1927 an soll er aber auf 20 028 im Jahr beschränkt werden, obgleich die amerika­nischen Farmer großen Arbeitermangel haben und große Ernteerträge, besonders in Iowa und in den Dakotas, ver­faulen, weil keine Hände da sind, das Getreide in die Scheu­nen zu sammeln. Millionen und aber Millionen Acker Lan­des liegen heute noch brach in den Vereinigten Staaten und harren der Bebauung. Im vorigen Jahr wurden nach dem amtlichen Ausweis von 294 214 Eingewanderten 23,36 Mil­lionen Dollar Bargeld nach den Vereinigten Staaten ge­bracht.

Frauen und Männer. Man ist allgemein der Ansicht, daß es mehr Frauen als Männer gibt. Das gilt jedoch nur für Europa, wo auf 1000 Männer 1024 Frauen kommen. In den andern Weltteilen ist es umgekehrt: in Asien kom­men auf 1000 Männer nur 958 Frauen, in Amerika 973, in Afrika 968 und in Australien gar,nur 822. Dafür leben die Frauen auch noch länger als die Männer. 1910 kamen in Deutschland auf 793 000 Männer, die älter als 70 Jahre waren, 1040 000 Frauen und auf rund 5000 Männer mit mehr als 90 Jahren rund 9000 Frauen.

ep. Wohltätigkeit mit Vergnügen. Eine Versammlung der Kaufmannschaft und Industriellen in Berlin hat be­schlossen, angesichts der gesteigerten sozialen Not im kom­menden Winter, die Unterstützungsgefuche für Tombolen, Bazare und Tanzveranstaltungen, besonders auch die Bitt­gesuche von Vergnügungsorganisationen auf das entschie­denste abzulehnen:Derartige Zuwendungen, die nicht un­mittelbar den Notständen begegnen und den Vergnügungen einzelner Personengruppen dienen, erscheinen in der heu­tigen Zeit unangemessen und dem sittlichen Empfinden widersprechend." Der Vorsitzende der Wahltütigkeits- zentrale der Kaufmannschaft wies ergänzend darauf hin, daß viele Vergnügungsoeranstaltungen nur deshalb unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit veranstaltet werden, um die Unternehmer zur Herausgabe von wertvollen Stiftungen für die Lotterie usw. zu veranlassen. Die wirklich an Unter­stützungskassen abgeführten Beträge seien überaus gering­fügig. Die Kaufmannschaft lenkt damit den Blick der öffent­lichen Kreise auf einen Uebelstand, der freilich eng zusammen­hängt mit der Frage nach dem inneren Recht von rauschen­den Vergnügungen im Dienste der Wohltätigkeit überhaupt.

Die Mode der Weinfarben. Die Farbensymphon-e, die uns in der neuen Saison im Ballsaal auf den Kleidern der Damen entgegenleuchtet, hat eine ganz besondere Note. Die zarten Pastellfarben, die bisher das Bjld einer stärkeren Koloristik abdämpfen, sind verschwunden, und neue Farb­töne treten an ihre Stelle, bei denen sich die Mode von der Farbe der Weine hat anregen lassen. Die beliebteste Modefarbe ist weinrot, und zwar in allen Schattierungen vom tiefsten Burgunder bis zum lichtesten Rotwein. Aber auch bei den Weißweinen macht man Anleihen. Da gibt es Toiletten im Uesen Goldgelb des Rheinweins und im Hellen, glitzernden Licht des Champagners. Eine der modernsten Farben heißtMosells" und ahmt den Ton des Maielmeins aach: es ist ein Helles, silbriges, fast durchsichtiges Gelb.

An Sternschnuppen ist der November der reichste Monat von allen. Vom 12. bis 17. durchläuft die Erde den perio­dischen Meteorschwarm der Leoniden, dessen Körperchen aus dem Sternbild des Löwen (in den Sternkarten lateinisch Leo) ausstrahlen und daher ihren Namen tragen. Am zahl­reichsten treten diese Meteoren in den Nächten vom 13. bis 15. November und in den Stunden nach Mitternacht auf, namentlich am Osthimmel, wo der Löwe spät nachts auf­geht. Die Leoniden sind Reste des Kometen 1866 l. Einen zweiten schwächeren Schwarm trifft die Erde am 27. Nov., den der Andromediden oder Bieliden, so genannt nach dem Sternbild der Andromeda oder nach dem Kometen Biela, von dem seine Meteore herstammen..

Die Bautätigkeit im Deutschen Reich im Jahr 1925 war erheblich reger als im Vorjahr. Es wurden insgesamt 163 503 Gebäude neu errichtet, d. h. 53,7 Proz. mehr als im Jahr 1924. Von diesen entfielen 53,9 Proz. auf Wohngebäude gegen 50,5 Proz. im Vorjahr. In den Neubauten waren 146 437 Wohnungen. Die Gesamtzunahme an Wohnungen gegen das Vorjahr betrug 73,4 Proz. Durch Umbauten sind außerdem noch 24 331 Wohnungen mehr entstanden. Ein Teil dieses Zugangs dürfte auf Umwandlungen von Büros in Wohnräume zurückzuführen sein. Dem Zugang standen Abgänge in Höhe von 11418 Gebäuden und von 89 338 Wohnungen gegenüber. Der Reinzugang im Jahr 1925 stellte sich insgesamt auf. 154 055 Gebäude und auf 178 93G Wohnungen. Der Reinzugang an Wohnungen im Jahr 1925 erreichte noch nicht ganz des geschätzten jährlichen Reinzugangs der Vorkriegszeit. Die verhältnismäßig größte Zunahme an Wohnungen hatten die Mittelstädte von 5* bis 100 000 Einwohnern, die zweitgrößte die Großstädte, an dritter Stelle standen die Gemeinden von 1020 000 Ein­wohnern.