NUMMER 64
SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK
FREITAG, 2 7. APRIL 1951
4. Mai: Tag der Kriegsgefangenen
Tübingen. Da sich am 4. Mai die verlogene Tass-Meldung über die Entlassung des letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion jährt, gedenken wir an diesem Tag in besonderem Maße der Männer und Frauen, die heute, sechs Jahre nach Kriegsende, von den Siegermächten in Ost und West noch zurückgehalten werden. Der Heimkehrerverband hat sich dafür eingesetzt, daß am 4. Mai die deutsche und die Weltöffentlichkeit nachdrücklich auf die völkerrechtswidrige Zurückhaltung einer unbekannten Zahl den scher Menschen hingewiesen wird, von denen die allerwenigsten sich tatsächlich Kriegsverbrecher! haben zuschulden kommen lassen.
In Württemberg-Hohenzollern wird am 4. Mai von 14 bis 14.02 Uhr, eingeleitet von Sirenenheulen, Arbeitsruhe und Verkehrsstille herrschen. Um 22 Uhr werden auf vielen Bergen Höhenfeuer entzündet. In den Schulen wird der noch nicht heimgekehrten Deutschen gedacht. In der Zelt vom 30. April bis 11. Mai veranstaltet der Heimkehrerverband In Städten und Gemeinden Kundgebungen. Bei der Treuekundgebung in Tübingen am 4. Mai, 20 Uhr, wird Arbeitsminister W i r s c h i n g sprechen und das Schwäbische Symphonieorchester mitwirken.
Für den 30. April ist eine Rundfunkansprache des Bundespräsidenten und für einen der ersten Maitage eine Gedenksitzung des Bundestages vorgesehen.
Das Vertrauen der Bevölkerung mißbraucht
Staatsanwalt beantragt im Prozeß gegen Bezirksnotar Benz 2 Jahre Gefängnis
A. L. Tübingen. Nachdem am Mittwoch die Beweisaufnahme im Prozeß gegen den aus Pfullingen stammenden, zuletzt in Walddorf, Kreis Tübingen, tätigen 50jährigen Bezirksnotar Reinhold Benz abgeschlossen worden war, beantragte Staatsanwalt Halle eine Gesamtgefängnisstrafe von zwei Jahren, Als besonders schwerwiegend bezeichnete er die Vielzahl der Fälle, in welchen der Angeklagte in geradezu gewerbsmäßiger Weise unrechtmäßig Beträge von Arbeitern und Kleinlandwirten erhob, die mit jedem Pfennig rechnen müssen. Erschwerend wirke demgegenüber die Tatsache, daß bei B. keine Notlage herrschte, verfügte er doch zur fraglichen Zeit über ein Jahreseinkommen von nahezu 10 000 DM. Besonders übel genommen wurde ihm, daß er das Vertrauen der Bevölkerung, die es nie für möglich gehalten hätte, von einem Bezirksnotar übers Ohr gehauen zu werden, so schnöde mißbraucht hat.
Die dem Angeklagten im einzelnen zur Last gelegten strafbaren Handlungen betreffen Amtsunterschlagung, Betrug und Untreue — teils dem Staat, teils den Kostenschuldnern gegenüber —, ferner Gebührenüberhebung, Urkundenfälschung u. a. Auffallend war während der ganzen Beweisaufnahme die auch vom Staatsanwalt gerügte selbstgerechte Haltung des Angeklagten,
Hilfe für erholungsbedürftige Mütter
Zur Sairmiung des Deutschen Müttergenesungswerkes in der ersten Maiwoche o
Stuttgart. Im gesamten Bundesgebiet findet, wie zum Teil bereits gemeldet, ln der ersten Maiwoche die zweite Haus- und Straßensammlung des im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen Deutschen Mütterigenesungswerkes statt. In Nordwürttemberg und Württemberg-Hohenzollern wird die Sammlung von dem Landesausschuß des deutschen Mütter-Genesungswerkes veranstaltet, dessen Wirkungsbereich die beiden württembergischen Landesteile umfaßt.
Im Landesausschuß sind vertreten: die Arbeiterwohlfahrt Württemberg-Baden, die Arbeiterwohlfahrt Württemberg-Hohenzollern, die Evangelische Frauenhilfe für Württemberg, das Katholische Mütterdienstwerk der Diözese Rottenburg, der Landesverein Württemberg und der
Kurze Umschau
Mit Putzwolle, die er mit Waschbenzin tränkte, hatte ein Stuttgarter Feuer in seinem Ofen machen wollen. Dabei gab es eine Explosion, die die Kleider des Mannes in Brand setzte. An den schweren Verbrennungen ist er nun gestorben.
Durch herabstürzende Erdmassen verschüttet und getötet wurden am Dienstag bei Grabarbeiten zwei Männer in < Waiblingen. Ein ähnlicher tödlicher Unfall passierte am Montag in Reutlingen.
Bad Wimpfen wird am kommenden Sonntag darüber abstimmen, ob es auch künftig zu Hessen gehören oder lieber Württemberg-Baden angeschlossen werden möchte.
Belm Spielen mit einer Schleuder verletzte in Tübingen ein 13jähriger Junge seinen gleichaltrigen Kameraden so unglücklich, daß dieser die Sehkraft des linken Auges einbüßte.
Im Schlußlicht eines schweizerischen Pkw wurden an der Grenzstelie Lindäu-Zech 90 DM entdeckt. In einem Reservetank sollte Kaffee nach Deutschland geschmuggelt werden. Die beiden Schweizer Wageninsassen wurden verhaftet.
Gestern kein SdiladH viehmarkt
in Stuttgart. Auch nächste Woche fällt der Schlachtviehmarkt wegen der Feiertage aus. Nächster Schlachtviehmarkt am Dienstag, 8. Mai.
Landesverband Württemberg-Hohenzollern des Deutschen Roten Kreuzes sowie der paritätische Wohlfahrtsverband.
Die Sammlung im vergangenen Jahr hatte in Gesamtwürttemberg 148 185 DM erbracht. Mit diesen Mitteln konnten 1950 2284 Frauen aus Gesamtwürttemberg vierzehntägige bis sechswöchige Erholungskuren gewährt werden. Von diesen Frauen waren 35 Prozent Flüchtlinge und 25 Prozent Kriegerwitwen (im gesamten Bundesgebiet leben zurzeit 650 000 Kriegerwitwen und 330 000 Frauen von Vermißten).
Wer nicht nur den materiellen, sondern auch den ideellen Wert des Deutschen Müttergenesungswerkes kennenlemen will, muß einmal in eines der sechs Müttererholungsheime in Württemberg-Hohenzollern gehen: nach Huzen- b a c h bei Freudenstadt, das die Evangelische Frauenhilfe betreut, nach Baiersbronn {Arbeiterwohlfahrt), Haus Marienborn (Kr. Ravensburg), Sonnenhaus Beüron, St. Hildegard in Oberdischingen, Theresien- heim Moos bei Eriskirch, alle vom Katholischen Mütterdienstwerk der Diözese Rottenburg.
In einer Pressekonferenz des Landesausschusses von Nord Württemberg und Südwürttemberg in Stuttgart wurde besonders auf die seelische Not vieler Mütter hingewiesen. Diese Tatsache erklärt auch, daß der Gesundheitszustand vieler Mütter gerade heute schlechter ist denn je.
der sich keineswegs als Schuldiger zu fühlen scheint, vielmehr ein Großteil der Verantwortung für die überhöhten Kostenrechnungen auf seine Schreibgehilfln ablud. Es war viel von Auslagen und Reisespesen die Rede, für die meist keine bündige Erklärung abgegeben werden konnte. Gekennzeichnet wurde die Situation durch eine Frage, die der Vorsitzende, Landgerichtsrat D o r n e r , an die als Zeugin vernommene Schreibgehilfin richtete: „Haben Sie eine Erklärung, wie es zu dem Gewurstet kommen konnte?“ Kürzer als mit „Nee!“ konnte die Frage nicht beantwortet werden.
Zu beneiden war zweifellos das Gericht nicht, das jeden einzelnen Punkt der Anklage — es waren ursprünglich 356 Fälle — und damit jede einzelne Kostenrechnung Zahl für Zahl nicht nur einmal durchnehmen mußte. Mehr als zwei Wochen wurden hierfür in Anspruch genommen.
Der Verteidiger, Dr. L e u z e , plädierte am Donnerstagnachmittag. Das Urteil dürfte erst in einigen Tagen zu erwarten sein.- Zu dem beantragten Strafmaß ist zu bemerken, daß die Mindeststrafe bei erschwerter Amtsunterschlagung ohne jede Rücksicht auf die Höhe des unterschlagenen Betrags schon im Einzelfail selbst unter Zubilligung mildernder Umstände sechs Monate Gefängnis beträgt. __
Urteil wurde rechtskräftig
AL. Tübingen. Am 5. Januar 1951 wurde der früher in Reutlingen als Agent des französischen Sicherheitsdienstes tätige Te r b o ve n - G r a e- ber wegen Verleumdung und Betrugs zu 16Monaten Gefängnis verurteilt. Die Staatsanwaltschaft, die 2Vs Jahre Zuchthaus beantragt hatte, legte Revision ein, die nunmehr wieder .zurückgenommen wurde, womit das Urteil rechtskräftig geworden ist. Der Prozeß, durch den namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Mitleidenschaft gezogen wurden, hat seinerzeit viel Staub aufgewirbelt. In der Öffentlichkeit war das Urteil als sehr milde empfunden -wor- den. , ,
Schülersonderzüge im Juni
Tübingen. Das Eisenbahnverkehrsamt Tübingen führt vom 15. bis 30. Juni neun Schüler- Sonderzüge aus Richtung Reutlingen, Tübingen, Hechingen, Balingen, Wildbad, Calw, Horb, Rottweil und Tuttlingen mit 75 Prozent Fahrpreisermäßigung aus. Außerdem werden auf jeweils 100 Fahrkarten drei Freikarten gewährt. Anden Schülersonderzügen können auch zu halben Fahrpreisen Erwachsene (Eltern, Verwandte usw.) teilnehmen.
Der Wert dieser Schulausflüge in die nähere und weitere Heimat wird wesentlich erhöht durch fachkundige Hinweise heimatkundlicher, geschichtlicher, geographischer und wirtschaftlicher Art über die Lautsprecheränlage des Sonderzuges. Als Reiseziele sind vorgesehen: Beuron, der ß o d e n s e e (Kündfährten entlang dem deutschen und Schweizer Ufer), der T i 1 1 s e e das Höllental und Freibürg.
Quer durch den Sport
NSU-Weltrekorde anerkannt
Der Internationale Motorradsportverband (FIM) hat die NSU-Weltrekorde von Wilhelm Herz und Hermann Böhm, die am 12. April auf der Autobahn München—Ingolstadt gefahren wurden, anerkannt.
Zur WeltmeisterschaU zugelassen
Der Deutsche Athletenbund Ist am Mittwochabend mit 11:5 Stimmen in den Internationalen Amateurringerverband aufgenommen worden. Dadurch sind die bereits in Helsinki weilenden fünf westdeutschen Ringer zur Teilnahme an den Freistil-Weltmeisterschaften berechtigt, die gestern in Helsinki begonnen haben.
Harte Prüfung auf der Solitude
Nach der ADAC-Deutschlandfahrt ist die ADAC- Achtstundenfahrt auf der Solitude am 27. Mai die
zweite Veranstaltung in der Reihe der vom ADAC in diesem Sportjahr durchzuführenden Gebrauchs Wertprüfungen, deren Abschluß die Internationale Vlerundzwapzlgstundenfahrt am 1. und'2. September auf dem Nürburgring bildet. Die Veranstaltung Ist offen für serienmäßige Solomotorräder und wird nach den internationalen Sportgesetzen der FIM, den Spprtgesetzen der OMK sowie den Sonderbestimmungen der Ausschreibung durchgeführt. ^
Kurz berichtet . ,
Der Schwäbische Skiverband, vollzieht pgt seipem diesjährigen Verbandstag am Sjonptag itt.EsBUiiaep die Fusion mit dem südwürttenkbergiscnen Verbwid.
Wie wird das Wetter?
Aussichten bis Samstagabend-: Vielfach bewölkt, jedoch nur geringe Niederschlagsneigung. Am Samstag geringe leichte Gewitterbildungen möglich. Tagestemperaturen 18 bis 20 Grad. Kein Nachtfrost.
Aus Nordwürttemberg
Stuttgarter Landtag stimmt zu Stuttgart. Der württemberg-badische Landtag verabschiedete am Mittwoch den Entwurf eines Staatsvertrags zwischen Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern über die Errichtung eines gemeinsamen Landesversorgungsamtes in Stuttgart in allen drei Lesungen bei einer Stimmenthaltung.
Defizit im Etat der Landeskirche Stuttgart, Der zweite diesjährige evangelisch* Landeskirchentag, der am Dienstag von Landes- bischof D. Martin H a u g eröffnet wurde, beschäftigte sich vor allem mit dem Haushaltplan der Landeskirche für das Rechnungsjahr 1951 und mit der Einführung eines neuen Konflrmations- buches. Der finanzielle Bedarf der Landeskirche beläuft sich auf 17 934 100 DM, denen Deckungsmittel in Höhe von 17 560 100 DM gegenübersie- hen. Der ungedeckte Bedarf von 374 000 DM konnte trotz teil weiser Erhöhung der Landeskirchensteuer nicht weiter vermindert werden.
Sturz vom Trapez
Göppingen, Im Zirkus Krone stürzte am Dienstagabend in Göppingen während eines Trapezaktes der acht „Croneras“ der 18jährige Finne Kirjaveinen bei einem seiner waghalsigen Flüge unter der Zirkuskuppel ab. Durch die Wucht des Aufpralls riß das Sicherungsnetz, und der Künstler stürzte auf die Brüstung der Logen. Nur dem Umstand, daß das Sicherungsnetz seinen Sturz stark gebremst hatte, kann es der Verunglückte verdanken, daß er mit verhältnismäßig leichten Verletzungen davonkam.
Aus Polen heimgekehrt tg. Ulm, Am Mittwoch trafen lm Entlassungslager Ulm 23 Heimkehrer aus Polen ein. 8 davon sind in der französischen Zone und 15 in Württemberg-Baden beheimatet. Die Männer wurden 1945—1947 von den Alliierten wegen angeblicher Kriegsverbrechen den Polen ausgeliefert und befanden sich seitdem in Zuchthäusern, Gefängnissen und Straflagern. Die Heimkehrer bestätigen, daß die Stimmung der polnischen Bevölkerung zugunsten der Deutschen umgeschlagen habe und daß in absehbarer Zeit mit weiteren Entlassungen zu rechnen sei.
Aus Baden
Neun Jahre Zuchthaus für Migdallek
Mannheim. Der Fassadenkletterer Josef Migdallek wurde vom Schwurgericht Mannheim am Mittwoch zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt Landgerichtspräsident Dr. Silberstein schloß mit diesem Urteil den, wie er sagte, größten Prozeß dieser Art, den Mannheimer Gerichte je erlebt haben. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden Migdallek für fünf Jahre aberkannt. Außerdem wurde Sicherungsverwahrung angeordnet.
Der 39jährige Migdallek, von Beruf Maurer, hat, wie wir in der letzten Ausgabe berichteten, lange Zeit viele Städte der Bundesrepublik unsicher gemacht. In Mannheim, Düsseldorf, Unna, Osnabrück, Stuttgart, Gütersloh und Duisburg stieg er über Baikone in Wohnungen ein und stahl, was ihm unter die Finger kam. Seine Objekte suchte er in Villenvierteln aus. Rund _ 500 000 Mark erbeutete er in Wertsachen. Das ~ Urteil wurde wegen fortgesetzten schweren Diebstahls und vorsätzlicher schwerer Körperverletzung gesprochen.
Zwei Mitangeklagte Migdalleks, Ferdinand 'Wind gasseh und Jakob Brodesser, erhielten Zuchthausstrafen von fünf Jahren und sechs 1 Monaten bzw. drei Jahren. Ihnen wurde schwerer Diebstahl und Hehlerei nachgewiesen.
„Kunibert — der künstliche Mensch", ein Roboter, wird auf der Ausstellung in Leonberg (28. April bis 6. Mai) mit einem Jeep durch die Straßen fahren. Außerdem wird Kunibert nach dem Willen seines Meisters, der ihn fernsteuert, umhergehe n und Zigaretten rauchen.
Merken Sie sich:
Halle 4 Stand 101
Es hat sich bereits herumgesprochen:
Das durch Rundfunk und Presse bekannte
Ukteftlum Schaltete, Stidtqact
kommt mit seinen Volkspreisen auf die Ausstellung
Speise und Trank in Reutlingen
Armbanduhren
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F U r j e d e Uhrein Jahr schriftliche
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6.20
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Socken
2.70
3.10
3.40 >1
Trachtenhosen 9.20 1030 14.20
Badeanzüge
7.80
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Kinderbadeanzüge 3.40 9 20 10.50
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