NUMMER 62

MONTAG, 23. APRIL 1951

Bemerkungen zum Taste

Gefährliches Spiel

Marshall: Weltlage äußerst gefährlich

Konferenz über Sanktionen gegen Rotchina / Streit um MacArthur geht weiter

cz. Die fortschreitend sich verschärfenden Angriffe des Oppositionsführers Dr. Schuma­cher gegen Bundeskanzler Dr. Adenauer in der Frage des SJchuman-Plans gehören zum politisch Unerfreulichen dieser Tage. Man kann es Adenauer nicht mehr verübeln, wenn er vonOpposition um jeden Preis spricht und Schumacher vorwirft, er unterstütze indirekt die rechts- und linksradikalen Kreise. Der überhitzte Tonfall des SPD-Führers läßt be­rechtigte Zweifel daran aufkommen, daß es ihm tatsächlich um die Saar und die Gleich­berechtigung in Europa geht. Weit eher ist an­zunehmen, daß er in den derzeitigen Wahl- kämnfen auf Länderebene mit zündenden na­tionalen Parolen zu agitieren für gut erachtet. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Ob der Schuman-Plan alle deutschen Erwartungen er­füllt, steht dahin. Er ist ein Schritt in Rich­tung Europa und deshalb in jedem Falle ein Positivum, weit mehr als alle überstürzten Remilitarisierungsangebote. Der Schuman- Plan birgt die Chance, die erste Etappe auf dem Wege zur Beseitigung der sinnlos gewor­denen nationalen Grenzpfähle zu werden. Schumachers Opposition gegen die Unterzeich­nung der Montanunion hingegen fördert das Mißtrauen der Welt gegen uns die entspre­chenden Bemerkungen des französischen Ho­hen Kommissars in Stuttgart sind dafür symptomatisch. Wenn der SPD-Vorsitzende für die Zustimmung seiner Partei u. a. als Bedin­gung die Einbeziehung Skandinaviens und Großbritanniens fordert, macht er selbst deut­lich, wie wenig ihm an einer konstruktiven Kritik liegt, da es ja Großbritannien jederzeit freigestanden hätte, sich dieser Planung an­zuschließen. Schumacher müßte eigentlich wis­sen, daß man um innerpolitischer Geländege­winne willen nicht nationalistische Instinkte mobilisieren sollte. Was dabei herauskommt, haben wir ja erst vor kurzem erleiden müssen.

1. Mai wird nicht ver'egt

BONN. Die Verlegung des diesjährigen Mai­feiertages auf den 2. Mai wurde vom Bundes­innenministeraus allgemeinen politischen Erwägungen abgelehnt. Die Verlegung war vom deutschen Industrie- und Handelstag aus betriebswitschaftlichen Gründen angeregt worden. Die deutsche Angestelltengewerk­schaft hatte sich jedoch gegen eine Verlegung ausgesprochen.

WASHINGTON. Der amerikanische Vertei­digungsminister Marshall bezeichnete am Samstag in einer Rede in Frederick (Mary­land) die gegenwärtige Weltlage alsäußerst gefährlich:Wir gehen zurzeit durch eine der kritischsten Perioden in der Weltgeschichte. Ich möchte es sogar noch stärker formulieren, wenn ich sage, in der Geschichte der Zivilisa­tion.

Die USA haben erneut Schritte unternom­men, um die Verhängung wirtschaftlicher und diplomatischer Sanktionen gegen die Volksre­publik China zu erreichen. Diese Frage soll Hauptthema einer Konferenz gewesen sein, an der im amerikanischen Außenministerium die Botschafter Großbritanniens, Frankreichs und Italiens teilnahmen.

Das amerikanische Verteidigungsministe­rium gab bekannt, daß eine amerikanische Mi­litärmission nach dem Hauptquartier des na­tionalchinesischen Staatschefs, Marschall Tschiangkaischek, auf Formosa entsandt werde. Die Mission habe die üblichen militärischen Aufgaben zu erfüllen, wie sie mit der militäri­schen Unterstützung einer ausländischen Re­gierung verbunden seien.

TAILFINGEN. (Eig. Ber.). Der Landespartei­tag der Freien Demokratischen Partei wurde am Samstagabend durch eine öffentliche Ver­sammlung eingeleitet, auf der Bundesminister Wildermuth sprach. Er bekannte sich be­dingungslos zur Bonner Regierung, die sich für ein geeintes Deutschland als gleichbe­rechtigter europäischer Partner einsetze. Als besondere Leistungen führte der Minister die Freigabe des Schiffsbaues und die Unterzeich­nung des Schuman-Flanes an, der als beson­deren Vorteil die Verschmelzung der europäi­schen Stahl- und Kohlenerzeugung mit sich bringe. Darüber hinaus würde man die Ruhr­behörde los und außerdem falle die Beschrän­kung der Stahlproduktion. Mit Zwangswirt­schaft könne die seit letzten Sommer von den weltpolitischen Vorgängen markierte Situation des Bundesgebietes nicht gemeistert werden, sondern allein nur durch Geldverknappung. Nach vorsichtiger Schätzung würden auch

Das amerikanische Verteidigungsministe­rium gab am Sonntag bekannt, es werde dem Kongreß einen umfassenden Bericht über die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Chefs des gemeinsamen Stabes und General Mac- Arthur vorlegen. Nach Ansicht zuständiger Kreise wird der Bericht beweisen, daß die Stabschefsvom militärischen Standpunkt aus einen Teil der strategischen Ansichten und Vorschläge MacArthurs teilten, ihre Ent­scheidungen aber gleichzeitig im Einklang mit der Haltung Trumans standen.

Großes Aufsehen erregte die Veröffentli­chung von Auszügen angeblicherRegierungs­dokumente über die Truman-MacArthur- Konferenz auf der Pazifikinsel Wake im ver­gangenen Herbst durch dieNew York Ti­mes. Aus dem Bericht geht hervor, MacAr­thur sei so fest von einem Sieg in Korea über­zeugt gewesen, daß er die Verlegung einer Di­vision nach Europa angeboten habe, da er ein Eingreifen Rotchinas in Korea für fast un­möglich gehalten habe. Auch die Möglichkeit eines sowjetischen Eingreifens habe MacAr­thur zurückgewiesen.

dieses Jahr wieder, wie im Vorjahr, 350 000 Wohnungen gebaut werden können, wofür 3 Milliarden DM anzulegen seien; er verfechte das Prinzip der einfachsten Wohnung mit 68000 DM Einheitswert. Falls die Grund­stoffindustrien dieses Pensum nicht zu bewäl­tigen vermöchten, müßten Prioritäten geschaf­fen werden; doch glaube er mit leichten Len­kungsmaßnahmen durchkommen zu können.

Am Sonntagvormittag sprach Oberbürger­meister Dr. Köhler, Schwenningen, über kommunalpolitische Probleme. Er bezeichnete das Gemeindeleben als den eigentlichen frucht­baren Boden für die Weckung de9 politischen Interesses. Die Landespolitik der FDP behan­delte der stellvertretende Landesvorsitzende Dr. L e u z e, Reutlingen.

Die Neuwahlen leitete der erste Landesvor­sitzende W i r t h 1 e mit der Erklärung ein, daß er sein Amt, das er vier Jahre innehatte, einer jüngeren Kraft zur Verfügung stelle.

Dr. Lenze Landesvorsitzender der FDP

Landesparteitag in Tailfingen unter Teilnahme von Bundesminister Wildermuth

Kleine Weltchronik

STUTTGART. Die Versuche des württemberg­badischen Arbeitsministers David Stetter (SPD), den drohenden Streik der Metallarbeiter durch Vermittlungsverhandlungen abzuwenden, sind am Samstag endgültig gescheitert.

DÜSSELDORF. Das englische Obergericht in Düsseldorf verurteilte den 28jährigen Schlosser Friedrich Jantzen zum Tode durch den Strang, weil er in der Nacht zum 10. März in Duisburg einen englischen Korporal in einer Auseinander­setzung erstach. Der britische Richter erklärte, die Angehörigen der Allreüen Streitkräfte in Deutschland hätten Anspruch auf den äußersten Schutz, den das Gesetz vorsehe.

DORTMUND. Die deutsche Angestelltengewerk­schaft verzeichnete in der letzten Zeit monatlich einen Zuwachs von 45000 Mitgliedern. Zurzeit gehören ihr etwa 304 000 Angestellte an.

BERLIN. Von insgesamt acht Professoren der veterinär-medizinischen Fakultät der ostsektora­len Humboldtuniversität haben sieben sich in die Westsektoren begeben. Sie wollen ihre Arbeit an der Freien Universität in Westberlin aufnehmen.

DEN HAAG. Im Rahmen der niederländischen Verteidigungsmaßnahmen haben in Ostholland Bauarbeiten an großen Dämmen begonnen, die Im Notfall eine Überflutung weiter Strecken des Landes ermöglichen.

PARIS. Die französische Nationalversammlung nahm am Samstag einen Antrag an, in dem die Wiedereinführung des Deutschunterrichts in den elsaß-lothringi3chen Volksschulen gefordert wird.

LISSABON. Der Mitte voriger Woche gestor­

bene portugiesische Staatspräsident MarschaU Carmona ist am Samstag beigesetzt worden.

LONDON. Die britische Admiralität hat alle U-Boote der A-Klasse angewiesen, ihre Häfen nicht eher zu verlassen, bis das geheimnisvolle' Unglück aufgeklärt ist, dem das U-BootAffray mit 75 Offizieren und Mannschaften zum Opfer gefallen ist. Großbritannien besitzt noch weitere 15 U-Boote der A-Klasse.

ROM. Die britische Thronfolgerin, Prinzessin Elisabeth, die sich zurzeit in Italien aufhält, be­ging am Samstag ihren 25. Geburtstag.

BUDAPEST. Das ungarische Außenministerium gab am Samstag bekannt, daß der seinerzeit we­gen Spionage von einem ungarischen Gerichts­hof zu 15 Jahren Gefängnis verurteilte ameri­kanische Geschäftsmann Robert Vogeler freige­lassen werde.

MOSKAU. Aus einem Artikel der Moskauer Prawda" geht hervor, daß die Ukrainische So­wjetrepublik mit Matskewitch einen neuen Mi­nisterpräsidenten erhalten hat. Über das Schick­sal seines Vorgängers Korotschenko ist nichts be­kannt.

NEW ORLEANS. Bei einem schweren Sturm im Golf von Mexiko stießen zwei amerikanische Tanker zusammen und gerieten in Brand. Nur fünf der 42 Besatzungsmitglieder konnten geret­tet werden. Vor Colombo stieß ein Fährschiff mit einem norwegischen Frachter zusammen Etwa 50 Personen werden vermißt. Bei einem schweren Autobusunglück auf den Philippinen kamen 18 Personen ums Leben.

In geheimer Wahl wurde Dr. L e u z e mit 53 von 63 abgegebenen Stimmen zum Landes­vorsitzenden gewählt, während 9ein nunmehr 77jähriger Vorgänger Wirthle einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde; erster stell­vertretender Landesvorsitzender wurde Dr. Köhler, Schwenningen, zweiter stellvertre­tender Landesvorsitzender Lenz, Trossin­gen,' Landesschatzmeister Wolf S c h r a d i n , Reutlingen, und Geschäftsführer Dr. Bril- 1 i n g e r.

Zu weitreidier.de Forderungen

Bundesratsausschuß zu Steuerfragen

BONN. Der Finanzausschuß des Bundesrats lehnte am vergangenen Wochenende die von der Bundesregierung vorgeschlagene 31,3%ige Inanspruchnahme des Einkommen- und Kör­perschaftssteueraufkommens für den Bund als zu weitreichend ab. Vorgeschlagen wurde ein Bundesanteil von 20 Prozent der Einkünfte aus diesen Steuern nach den bisherigen Steuer­gesetzen. Darüber hinaus solle der Bund von den zusätzlichen Einkünften, die sich durch die vorgeschlagene Erhöhung der Körper­schaftssteuer und den Wegfall von Vergünsti­gungen bei der Einkommensteuer ergeben, 40 Prozent für seine Zwecke verwenden können. Die neuen Vorschläge würden für den Bund voraussichtlich Einnahmen in Höhe von 1,8 Milliarden DM bedeuten, während die Regie­rungsvorlage etwa 2,1 Milliarden DM aus die­sen Steuern verlangt.

Pensin 2 Pienn g -n et 's'

HAMBURG. Die Benzinpreise sollen Anfang dieser Woche um zwei Pfennige je Liter gesenkt werden, wurde von den großen Benzingesell- schaften am Samstag mitgeteilt. Die neue Preis­regelung soll für alle Verkaufszonen gelten. Zur­zeit liegen die Preise zwischen 63 und 68 Pfg. pro Liter.

Höherer Konsumbrotanteil

DÜSSELDORF. Wie ein Sprecher des Ernäh­rungsministeriums von Nordrhein-Westfalen an­kündigte, ist damit zu rechnen, daß der Anteil des Konsumbrots am gesamten Brotverbrauch in Westdeutschland in nächster Zeit von gegenwär­tig 30 Prozent auf 5000 Prozent ansteigen wird. Dieser erhöhte Verbrauch würde staatliche Sub­ventionen von monatlich rund 30 Millionen DM erforderlich machen.

Nur 2 Ztr. Kohle pro Haushalt

ESSEN. Vor einer voreiligen Überschätzung der positiven Entwicklung der Steinkohlenförde­rung warnt der Zentralverband des Deutschen Kohleneinzelhandels. In absehbarer Zeit sei noch nicht mit einer Entspannung auf dem Kohlen­markt zu rechnen. Im 2. Quartal 1951 könnten voraussichtlich lediglich zwei Zentner pro Haus­halt zur Verfügung gestellt werden.

Löhne um 80 Prozent gestiegen

TÜBINGEN. Von 1936 bis Anfang 1951 sind nach den Feststellungen der Industriestatistik von Württemberg-Hohenzollern die Bruttolöhne nominell um rund' 80 Prozent und die Angestell­tengehälter um 37 Prozent gestiegen. Im Jahre 1950 stiegen Löhne um durchschnittlich 16 Pro­zent und die Gehälter um 12 Prozent. Der Index des Reallohnes der Industriearbeiter ist wie die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Han­delskammer in Württemberg-Hohenzollern fest­stellt im Laufe des Jahres 1950 von 84,5 auf 99,1 (1938 100) gestiegen. Die Renten- und Un­terstützungsempfänger haben hingegen erst 60 Prozent der Kaufkraft von 1938 erreicht.

Baumwolle aus Ägypten

KAIRO. Zwischen der Bundesrepublik und Ägypten ist am Samstag ein Handelsabkommen unterzeichnet worden, das ein Jahr gültig ist und Ägypten zum Export von Baumwolle, Zwebeln, Reis und Mangan im Gesamtwert von 57 Millio­nen Dollar verpflichtet. Im gleichen Wert liefert Deutschland Maschinen- und elektrische Ausrü­stungen sowie andere Fertigfabrikate.

21 Zolleinzelabkommen

TORQUAY. Nach slebenmonatiger Dauer Ist am Samstag die dritte internationale Zollkonfe­renz nach dem Kriege in Torquay beendet wor­den. Im offiziellen Abschlußkommuniauö wird als Hauptergebniseine bedeutende Liste von Konzessionen hervorgehoben, die vorläufig je­doch nicht bekanntgegeben wird. Die 39 Teilneh­mer werden die von ihnen gemachten Konzessio­nen unter Umständen am 9. Mai veröffentlichen. Westdeutschland und Österreich, die erstmals an der Konferenz teilnahmen, erzielten Einzelab­kommen mit 21 Nationen über niedrigere Zölle.

E n Hhein-Tunne" bei Bonn?

BONN. Die Frage nach einer zweiten Brücke im Raum der Bundeshauptstadt wird immer häufiger gestellt. Dipl.-Ing. Wüstemann, der Erbauer der jetzigen Rheinbrücke, beschäftigt sich mit dem Plan, einen Tunnel unter dem Rhein als zweite Verkehrsverbindung zwischen Bonn-Süd und Oberkassel zu bauen. Von sich aus hat er zunächst das Problem aufgegriffen und Überlegungen angestellt, ob ein solcher Rheintunnelbau in Bonn durchführbar wäre.

Folgende allgemeine Überlegungen hat Baurat Wüstemann angestellt: Die bestehenden Anfahr­ten des alten Trajektes von 1905 südlich des heu­tigen Bundeshauses wären als Ausgangspunkt für einen Tunnelbau nach Oberkassel geeignet. Genauer gesagt, gäbe es einen 370 m langen Doppeltunnel. Zwei halbrunde Rohre etwa von je 10 m Breite und 4,50 m Höhe wären erforder­lich. Wie tief müßte diese unterirdische Verbin­dung sein?Nach den allgemeinen Vorschriften ungefähr 2 m unter der Sohle. Prüfungen er­gaben, daß unter der Flußsohle mit 16 m Kies­schicht und noch tiefer mit Tonmassen zu rechnen ist. Als Baumaterial käme Stahl oder Stahlbeton in Frage. Der Bau der Anfahrten (sonst Brücken­rampen) würde an den vorgesehenen Stellen keine besonderen Schwierigkeiten machen.

Biq 7 oddy . 136

Der Kaufherr aus CHINA

Alle Hechte Prometheus -Vertaq (Jröbenzelt bei München

Gut, sagte Big Toddy,und würden Sie ein großes oder ein kleines Schiff nehmen, wenn Sie verschwinden wollten?

Einen Tramp womöglich, den die Polizei aus dem Auge verliert. Keinen Ozean­dampfer!

Sehr gut, Tommy, lobte Big Toddy,wir werden sofort einen Fernspruch an alle Agenturen abgeben, der das Augenmerk auf Passagiere richtet, die drei Plätze für Ost­asien belegen. Erleichtert wird die Nachfor­schung dadurch, daß ein Chinese mit von der Partie ist, dazu noch ein Krüppel und ein Mädchen.

Griffins hatte bisher aufmerksam gelauscht. Jetzt nahm er sich eine Z ; garette aus Toms offenem Etui:Du hast gut gearbeitet Tom, sagte er anerkennend,gut, soweit die dichte­rische Intution in Frage kam. laß den logi­schen Teil lieber mir. Du irrst nämlich an einem entscheidenden Punkte.

Und der wäre?

Daß John Alvis viel zu klug ist, um nicht zu wissen, daß wir ein so auffallendes Signa­lement, wie Du es eben gegeben hast, aus­nützen würden. Ein Chinese, ein Krüppel und ein Mädchen können niemals zusammen auf ein Schiff gehen, ohne erkannt zu werden.

Du meinst, sie'würden sich trennen?

Sie können sich nicht trennen, Du vergißt, daß M : ß van Moog nicht freiwillig mitfährt. Der Krüppel allein wird sie nicht halten kön­nen. Mit einem widerstrebenden Mädchen

oder mit einer Betäubten wird kein Tramp- kaoitän, der Passagiere aufnimmt, sein Patent riskieren, um bei einer offenbaren Verschlep­pung mitzuwirken. Also folgert daraus etwas für uns viel ErfreuFcheres: John Alvis wird ein eigenes Schiff chartern müssen, um fort­zukommen."

Wahrhaftig, James, Du hast recht! Jetzt werden wir sie fassen!

*

Noch von Putney aus rief Griffins beim Hafenamt in Woolwich an. Er meldete sich als Captain von Scotland Yard und verlangte Auskunft, welche Schiffe ihr Auslaufen für die nächsten 24 Stunden mit Bestimmung Ostasien angekündigt hätten.

Der ziemlich verschlafene Beamte las etwa ein Dutzend Schiffsnamen vor. Davon schieden zehn von vornherein aus, weil sie zu groß waren oder unter bekannten Reedereiflaggen fuhren. Ein Tramp war Südamerikaner und ein anderer unbekannter Herkunft fuhr für einen Schotten.

Seit w ann haben die beiden letzten Schiffe ihre Ausfahrt angekündigt?

Beide vor drei Tagen, Sir.

Bleiben Sie bitte am Apparat.

Der Captain wandte sich an die Männer, die gespannt gelauscht hatten. ,.Es ist klar, sagte er,wir werden die Burschen heute noch haben. Sie sind noch unterwegs mit Miß Lissy. Das nächste Schiff, das beim Hafenamt überstürzt sein Auslaufen mit Ziel Ostasien meldet, das ist der Räuberkahn.

Dann gab der Captain Anweisung, ihn auf Nummer seines Dienstzimmers oder unter der bekannten Nummer in Putney zu verstän­digen, sobald eine Ausfahrtsmeldung käme. Dem Kahn möge man die Genehmigung ohne Zögern erteilen und sofort-die Hafenbarkasse mit Polizei an Bord schicken.

Wir fahren sofort nach Scotland Yard zu­rück. ordnete der Captain an,nur Sergeant Loviser hütet das Telefon in Putney, solange wir unterwegs sind.

Tommy war der erste, der zum Auto rannte.

Es war wenige Minuten vor sieben Uhr, als die Enterprise, ein schmutziger, niedrigge­bauter Trampdampfer, laut den Dampf aus­stieß und das Ankerspill zu drehen begann. Die rostigen Ketten rasselten um die Haspel und fielen klirrend in den Raum. Kapitän Blacksnot stieg in Wollweste mit Rollkragen vor der Kajüte auf und ab und fluchte gotts­erbärmlich auf jedermann, den er von der Mannschaft zu Gesicht bekam. Nachdem er Regenwetter, Themse und East India Kai im besonderen verwünscht hatte, ging er dazu über, sich über die Vorfahren der Londoner zu äußern, die auf den Gedanken gekommen waren, an dieser verfluchten und nach Kapi­tän Blacksnoots Meinung besonders ungeeig­neten Stelle einen Hafen zu bauen.

Endlich kam der Anker hoch und legte sich dröhnend in 6eine Schalen. Der Kapitän trollte sich auf die Brücke, und weil er ein gottesfürchtiger Mann war und er keine Reise ohne Gebet begann, nahm er die Schiffer­mütze ab, zog eine Buddel aus der hinteren Hosentasche und nahm einen kräftigen Schluck.

In Gottes Namen denn, sprach er andäch­tig. Dann betrat er die Treppe zur Komman­dobrücke, auf welcher der Schiffsjunge Pinter- spil erbärmlich zitternd das Nahen seines Meisters erwartete.

In diesem Augenblick bewahrte ein gütiges Geschick den Moses vor einer Maulschelle, da mit leisem Geplocker die Hafenbarkasse aus dem Nebel hervorschoß und die Enter­prise längsseits anlief.

Hallo, brüllte der Kapitän,seht zu, daß Ihr fortkommt, wir machen Dampf auf.

Macht ihn wieder zu, Captain, antwortete

eine ruhige Stimme,Ihr habt ja die Hälfte Eurer Papiere auf dem Amt liegen lassen.

Bei dieser Ankündigung griff Blacksnoot et­was weiter in die Ahnenreihe seines Ersten Steuermannes Krischan Nordinskönd zurück und sagte allerhand Unziemliches über dessen Vorfahren. Bis er soweit war, den vergeßlichen Steuermann selbst einer eingehenden Würdi­gung zu unterziehen, hatten die drei Männer das Deck der Enterprise betreten.

Griffins unterbrach, obgleich er tiefe Be­wunderung für den Farbenreichtum der Blacks- nootschen Flüche hatte, den Redestrom. Er zeigte ihm die Polizeimarke.

Sehen Sie sich, das an und dann führen Sie uns wohl ohne viel Aufsehen zur Kajüte Ihrer Passagiere.

Der brave Seebär fuhr zurück, als habe ihm jemand Brunnenwasser zum Trinken ange­boten, ein großer Kemfluch passierte seine Lippen.

Sparen Sie sich das Gelispel, brummte Griffins,wir sind in Elle.

Daß man seine Art zu fluchen als Lispeln bezeichnen könnte, erschütterte den Kapitän so sehr, daß er wortlos voranging.

Hier Sir, sagte er höflich und wies auf zwei düstere Türen des Mitteldecks,he* dienen Sie sich und sprechen Sie selbst mit den Gentlemen. Ich habe damit nichts zu tun.

Lassen Sie den Dampf ab, meinte Big Toddy,,ich glaube, Sie werden heute nicht mehr auslaufen!

Jawohl, Sir, antwortete der Seemann kleinlaut und machte sogar die Andeutung eines Grußes.

Tommy drängte sich nach vorn, wurde aber von dem Captain beiseite geschoben.Das ist nicht Ihre Sache! Er drückte die Klinke der Kajütentüre nieder und trat ein.

(Schluß folgt)