MONTAG. 18. APRIL 1991
AUS ALLER WELT
NUMHEUi
Die Pt tanze gibt ihr Geheimnis frei
Aus Wasser und Kohlensäure wird Zucker und Stärke
Deutsch-amerikanische Forschungen lösen das Rätsel der Photosynthese / Erste Versuche durch Einstein
Dichtertrühling
Seit 40 Jahren versuchen die Wissenschaftler das Rätsel zu lösen, wie die Pflanzen aus Wasser und Kohlensäure Zucker und Stärke hersteilen. Dieser Umwandlungsprozeß ist die Grundlage alles Lebens, denn Mensch und Tier sind bei ihrer Ernährung auf die Kohlehydrate angewiesen. Gewöhnlich wird er als Assimilation, von der Wissenschaft aber als Photosynthese bezeichnet, weil es sich hier um eine der großartigsten Synthesen der Natur handelt: den Aufbau neuer Substanzen unter Mitwirkung des Sonnenlichts.
Bisher hat man dieses Wunder noch nicht Grünalge Chlorella in bestimmten Inter- naehahmen können. Man weiß, daß der grüne vallen beleuchtet, und zwar 20mal stärker Farbstoff Chlorophyll eine entscheidende als je zuvor. Die Speziallampen hatte Dr. Rolle spielt, daß er in winzigen Körndien Burk aus Amerika mitgebracht. Hierbei be- in den Blattzellen konzentriert ist und zahl- obachtete man, daß ein Lichtquantum eine reiche chemische Zwischenprodukte trans- noch unbekannte Substanz in der Pflanze portiert Aber lückenlos konnte die Verwand- veranlaßte, sich mit der Kohlensäure der Luft lung der anorganischen Rohstoffe Wasser zu verbinden. Einsteins Berechnungen stimm- und Kohlensäure in die lebenswichtigen or- ten also. Dann wurde das Licht abgeschaltet, ganiscben Verbindungen Zucker, Stärke und und im Dunkeln wurde nun die zweite Phase, Eiweiß noch nicht erforscht werden. Noch zu die eigentliche photochemische Reaktion, be- Beginn des Jahres hieß es in einer Erklärung obachfet, bei der die gespeicherte Lichtener- eines wissenschaftlichen Kongresses in Chi- gie chemische Arbeit leistet. Durch Zerset- cago, daß die Erklärung der Photosynthese Z ung von Wasserstoff und andere Prozesse, zu den wichtigsten Aufgaben der Forschung auf die hier nicht eingegangen werden kann, gehöre wurde jetzt die Kohlensäure, die mit der un-
Jetzt ist es einer deutsch-amerikanischen bekannten Substanz eine Verbindung einge- Arbeitsgemeinschaft gelungen, den söge- gangen war, reduziert, d h ihr Oxyda- nannten photochemischen Prozeß (Verwand- tionszustand wurde von einem höheren auf lung von Lichtenergie in chemische Arbeit) einen niedrigeren Wert herabgesetzt. Das
aber ist die chemische Reaktion, von der wir
Oie Bmtbote
Der Preis
Billroth, der große Chirurg, hielt bei zahlungskräftigen Patienten auf Preise.
Einst forderte er von einem Geheimen Kommerzienrat für die Durchführung einer Operation 500 Mark.
..Können Sie es nicht billiger machen?" fragt der „Sagen wir für 300? Das ist doch auch eine schöne Summe."
„Gewiß ist es das" meinte Billroth „Aber stellen Sie sich vor. mir fällt bei der Operation ein, daß ich nur 300 Mark von Ihnen bekomme Das könnte einen Schock verursachen, der meine Hand zittern macht "
Der Geheime Kommerzienrat zahlte die 500 Mark bar auf den Tisch.
ln allen Einzelheiten zu verfolgen. Die Arbeiten wurden von dem Nobelpreisträger Prof. Dr. Otto Warburg und dem-Amerikaner Dr. Dean Burk von den ..National Institutes of Health“ 'im Kaiser-Wilhelm
alle leben nämlich die uns von der Schule her bekannte Kohlensäureassimilation, bei der neue Substanzen aufgebaut werden.
Durch dreimalige Wiederholung dieses Kreislaufs wurden schließlich die drei Ener-
Jedem Dichter wird es so,
Wenn er Dichtung dichtet, ohl Seine Gluten stillt nicht, ach,
Wasserleitung. Fluß und Bach.
Wild das Dichterherze zuckt.
Fühlt es sich wo abgedruckt,
Teils an Busen, teils in Zeitung,
Denn zur Menschheitsschmerzensleidung Braucht der Edle Sympathie
Rosen, Tulpen, Druckerschwärze Duften gleich fürs Dichterherze.
Sich so hingedruckt zu sehn,
Ist doch wirklich wunderschön.
Mehr noch hilft als diese Sachen:
Für das beste Reimemachen,
Zahlt die Zeitung endlich gar.
Dem armen Manne Honorar.
K. K. Doberer
Goldsdimugßler verdienen M li'onen
PARIS. Der Goldpreis auf dem freien Markt bildet gewissermaßen einen Gradmesser für die Stabilität der politischen Lage. Augenblicklich ist er — vor allem in Paris — auf einen Stand geklettert. der sich dem bei Ausbruch des Koreakrieges nähert An der Seine werden glänzende den könnten. Eine weitere Möglichkeit wäre Geschäfte gemacht Seit Südafrika aus Washing- die Umwandlung von Sonnenlicht in elektri- ton die Einwilligung erhielt eine Quote seiner sehe Energie. lr Die Welt würde mit ihrem Goldproduktion frei zu verkaufen, gelangt dieses Energiebedarf nicht mehr auf Kohle, Gas. öl, auf vön *g rechtmäßigem Wege - zu Feuerzeugen Holz und andere Brennstoffe angewiesen Aschbechern, Puderdosen usw verarbeitet als
sein“ srhreiht die Zeitschrift Krienoe“ Nun Transitware auf den französischen Markt Von sem schreibt die /.eilschritt „Science Nun, hier muß es binnen eines halben j abres wieder
man weiß, daß die Amerikaner mit großartl- exportiert werden. So verarbeiten die Franzosen
gen Perspektiven schnell zur Hand sind — die Fertigartikel zu Goldfäden, die nach der
giequanten geliefert, die für die Bildung eines Moleküls Kohlehydrate nötig sind. Die Beobachtung der Vorgänge während der dunklen Phase wurde dadurch möglich, daß man das Licht nicht wie bisher für fünf Minuten, sondern nur für eine Minute abschaltete.
Da jetzt bekannt ist, wie die grüne Pflanze die Energie einfängt, wird sich die Forschung nunmehr intensiv mit der geheimnisvollen Substanz beschäftigen, die als erste die Lichtenergie aufnimmt. Ist sie erst genau identifiziert, dann dürfte der Weg frei sein, um den Prozeß der Photosynthese stärker auszunutzen. Die Amerikaner haben erkannt, daß sich hier große Möglichkeiten abzeichnen und wollen die Experimente mit Hilfe von Dr. Burk in einem neuen Strahlungs-Laboratorium des Smithsonian Instituts in Washington erweitern
Schon spricht man davon, daß auf diese Weise Kohlehydrate künstlich hergestellt und so die Ernährungssorgen behoben wer-
aber es wäre nicht das erstemal, daß sie damit Emst machen.
Da war das Pidver alle!
Etwas vom „Hornberger Schießen“ und vom Wein
Da3 „geflügelte Wort“ ist oft, auch wenn erst 1810 ward Hornberg badisch — am Süd- der alte Büchmann Pate steht, ein unbekann- hang gegen Reichenbach den Wald abholzen, tes Findelkind. Wie kommt es bloß, daß man um seinen lieben und getreuen Hornbergern
behauptet, es ginge' ,.wie das Hornberger einen Weinberg freizumachen. Der Name ---
Schießen aus“, wenn großes Getue in ein er- „Rebberg“ blieb denn auch dem Hang bis fach zurück. Umsonst, der Jubel war verfrüht!
Schweiz geliefert werden Aus Bern. Basel und Zürich kehrt das Gold dann nach Frankreich zurück, wo es erst jetzt endgültig zum Schwarzmarktpreis verkauft wird Da die Kapitalbesitzer zurzeit bestrebt sind, ihr Vermögen wertbeständig anzulegen steigen die Umsätze von Tag zu Tag.
Welche Gefahr diese Manipulationen für die Währungssysteme der westlichen Welt bedeuten, liegt auf der Hand Man vermutet, daß nicht unwesentliche Geldmengen auch durch den .Eisernen Vorhang" geschleust werden
bärmliches Nichts zusammenfällt?
An Erklärungsversuchen mangelt es dieser Redensart zwar nicht, und die Geschichte von den imitierten Böllerschüssen ist wohl am weitesten bekannt:
Kam da im Jahre 1449 das kleine Schwarzwaldstädtchen an das Herzogtum von Würt-
auf den heutigen Tag
Nun ging am Hornberger Rebberg ein frohes Roden und Hacken an. Man goß und düngte, schnitt und pflegte die edlen Steckhölzer, wie’s rechte Winzer tun. Und da war kein Bürger in dem kleinen Städtchen, der sich nicht auf die Lese und den ersten Schluck
Die guten Leute hatten die rauhen Schwarzwaldwinde und die bösen Spätfröste und auch den Sonnenhunger der Reben nicht bedacht. Nichts war’s mit der Lese, Trunk und Rausch, und auch das Pulver war umsonst vertan So also soll das Wort vom „Hornberger Schießen“ entstanden , sein. Historisch läßt
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Institut für Zeliphysiologie in Berlin-Dahlem temberg, und die alten Hornberger setzten des Hornberger „Neuen“ freute. Und so groß sich’s allerdings nicht beweisen und die Horn.
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war die Freude wird erzählt, daß man ein berger hören diese Erklärung erst recht mcht großes Freüdenschießen hielt, als sich die er- gern. Vielleicht daß sie ein anderes „geflü- sten Reben an den Stecken rankten Das war geltes Wort“ noch fürchten, das heißt: „Wer ein Kanonieren in dem stillen Tal, und von den Schaden hat, braucht für den Spott nicht den Halden schoß das Echo schier hundert- sorgen!“ . H. L, Z
Bunter Wett - Spiegel
durchgeführt und dürften weit über das Ge- ihren Stolz darein, den neuen Landesvater biet der Zellforschung hinaus Bedeutung er- m it Böllerschüssen würdig zu empfangen, langen. Amerikanische Kommentare verglei- Der Stüdemeister — ein altgedienter Hauchen die Tragweite dieser Entdeckung mit degen und sehr „kommlß“ — hielt es für der Spaltung des Urans, die zur Entwicklung .gut, das .Böllerschießen erst einmal zu üben, der Atomenergie führte. Man spricht schon. Und wie geahnt, die Salven klappten nicht, davon, eines Tages eine Art künstlicher : So ward geübt und wiederum geübt und grüner Pflanze für technischen Großbetrieb schließlich war das Pujyer alle. xu entwickeln, um das Sonnenlicht indu- < s ist immer .mißlich, will man Feste feiern ftridl zu vßi'WßndfiD, hat tpin Pnivpi* mphr So W 3 r *9 dereinst
Schon im Jahre 1911 beschäftigte Sidj^in- fa, Hombere auch Doch war zum Glück der LONDON. „Vorhang nieder!“ brüllte. Bauch- .die Luft, hatte Schluckauf und schien völlig ,tpin mH Am Prnhlpm rfpr Phritnsvntfce*e - *1'■ ' m ^ „r redner Peter Braugh, als die Darbietung des verrückt Polizei überwältigte das garstige Tier,
rtamata Katt» piaii.ir ant<Wlrt ' jfaß : «M» • Sdraftfceißein findiger Mann, und als der Rollschuhstars Johnny Ravic im Luton Theater Mr. Ken Adams vom Tierschutzverein eilte
t ^ ij,, ** «n '• Ae n■“'J' a-H erzog Ludwig die neuerworbene Stadt be- j n London ihrem Höhepunkt entgegeneilte, atemlos herbei, untersuchte den gefesselten Ai-
Liait^jergl e i ruemf^ Sfet^g^^sona^rn^^ocweise d a schrien ihm die „pulverlosen“ Bür- Mundharmonikavirtuose Ronald Chesney stürzte redale und stellte betroffen fest: „Er hat Whisky
. ~ ggj. von Fällen und von Türmen ein viel- mit seinem Bademantel auf die Bühne und warf gesoffen!“
stimmiges, machtvolles „Bum Bum Bum“ ent- ihn einem Menschen über, der ihm wie ein *
gegen ’ Frosch entgegenhüpfte Als der Rollschuhkünst- NEW YORK. New Yorks Jugendliche haben
s „„ ja , , 1er einen Zuschauer, der sich dafür zur Ver- einem neuen Verkaufsschlager zum Erfolg verrann man der Sage glauben dari. warner- ftjgung gestellt hatte, im Kreise herumwirbelte, holfen: dem Füller mit parfümierter Tinte Er
zog Ludwig über diese Kanonade ernstlich riß Fliehkraft dem Mann aus dem Publikum wird wie ein Dolch an einem Gürtel aus rotem,
böse, und da ein Mensch, der den Humor die grauen Flanellhosen weg.
nicht schätzt, nicht wert ist, weiterhin er- ,
wähnt zu werden, ist man versucht, ein ander HORSENS (Dänemark) Der Zensor des Ge- Stücklein williger zu glauben: fängnisses in Horsens lächelte gerührt, als er in
Die fruchtbare Ortenau war schon im Mit- dem Brief eines Gefangenen folgende Zeilen
und nur ln kleinen Teilchen (Quanten) abge geben und aufgenommen wird, und Einsteiri kam auf theoretischem Wege zu dem Ergebnis, daß bei der ersten Phase des photoche- mischen Prozesses genau ein Quantum Lichtenergie aufgenommen werden müsse Später entdeckte Warburg: daß für den gesamten Prozeß, also für die Herstellung eines Moleküls Kohlehydrate, drei Lichtquanten nötig sind. Der Laie ahnt wohl kaum, wie schwierig allein die theoretischen Vorarbeiten
grünen oder schwarzem Kunstleder getragen. Mathematik- und Aufsatzhefte duften jetzt wie die Gärten der Semiramis. Auch die Hefte der stinkfaulen Schüler.
»uiwieng allein nie uicum.su rcii vuid.v^vu “ * P T Weinland und weit fan<3: „Mein liebes Mädchen, ich schreibe Dir SYDNEY. Der 14jährige Neil Hunt warf sich
waren. Als Warburg Einstein fragte, wie man tela r e g g Rht ’„ Rph so langsam wie möglich, weil ich weiß, daß Du m it einem Kopfsprung in ein Hafenbecken Syd-
mit drei Quanten arbeiten könne, erwiderte ins Kmzigtal hinauf stand KeDstock an «eD nicht SQ gchnel] lesen kannst..neys und rettete den ertrinkenden 13jährigen
Einstein, es sei für ihn zu schwer, sich Stock und spendete im Herbst den goldenen , * Joseph Goßiner Als ein Journalist den triefend
theoretisch mit drei Quanten zu befassen. Traubensaft So durfte sich das Städtchen LONDON. Ein Geisterhund versetzte Londons nassen Lebensretter interviewen wollte, rief
Warburg solle wiederkommen, wenn er im- Wolfach im 18. Jahrhundert seines Wein- Southend-High-Street in Schrecken Er bewegte Neil: „Bringen Sie midi um Gotteswillen nicht
Stande sei, mit einem einzigen Lichtquantum baues rühmen, und auch die Hornberger ge- si cb auf ^jie seltsamste Weise zwischen den Ver- in die Zeitung, sonst muß ich einen Schulauf-
zu experimentieren * lüstete es nach dieser Ehr. Im Jahre 1596 kaufständen, stieß nie gehörte grunzende Laute satz darüber schreiben, wie ich Joe rettete. Und
Bei den Berliner Versuchen wurde die ließ daher der württembergische Herzog — aus, warf von Zeit zu Zeit die Hinterbeine in ich habe doch solche Angst vor Aufsätzen."
Todesart je nach Verbrechen
Der Straf vollzog ist humaner geworden / Auch die Rechtsansichten haben sich geändert
Zahlreiche Länder haben heute die Todesstrafe abgeschafft: an ihre Stelle tst lebenslänglicher Kerker getreten. In den Ländern aber, in denen man sie beibehielt, suchte man Methoden zu finden, die der humanitären Ansicht unserer Zeit entsprechen sollen. An neueren Hinrichtungsmethoden hat man allerdings nur den elektrischen Stuhl, also den Tod durch den elektrischen Strom, und den Tod durch Giftgas in den Strafvollzug aufgenommen. Alle anderen heute noch gebräuchlichen Methoden — wie Hängen, Enthaupten, Erschießen — lassen sich in der Justiz bereits durch viele Jahrhunderte zurückverfolgen.
Die Ansicht, daß nicht jede Todesart für jedes Verbrechen geeignet sei, bestand besonders in sehr frühen Zeiten der Menschheit. Ein gewisser Überrest dieser Ansicht ist auch in unseren Tagen noch zu finden: Hängen gilt allgemein als der schimpflichste Tod — obgleich er nach Ansichten von Fachleuten der humanste sein soll —, während Erschießen sozusagen eine Auszeichnung für den Delinquenten ist. Besonders im alten Rom traf man eine strenge Unterscheidung der für ein Verbrechen anzuwendenden Todesart Römische Bürger durften — soweit es sich nicht um politische Vergehen handelte — nicht gekreuzigt werden. Ihnen vergönnte man, von den Tarpejischen Felsen ln die Tiefe gestoßen zu werden Hatte ein Angeklagter allerdings seine Eltern ermordet, so erlitt er den schimpflichsten Tod: er wurde mit einem Affen, einem Hund, einem Hahn und einer Schlange in einen Sack genäht und ins Wasser geworfen. Wer die Götter verleugnete oder wer nicht römischer Staatsbürger war, dessen Kreuzigung diente der allgemeinen Volksbelustigung. Als auch dies nicht mehr
die allgemeine Sensationslust befriedigte, fand man in den Zirkusspielen eine anregende Form der Massenhinrichtung.
Weniger einfallsreich waren die Herrscher Babyloniens: hier wurden zum Tode Verurteilte grundsätzlich ertränkt Im Steinigen brachte man es im vorderen Orient zu einer wahren Meisterschaft Eine allgemeine Beteiligung bei der Bevölkerung war bei der Hinrichtung erwünscht Doch auch das Enthaupten, Verbrennen und besonders das Zerschmettern der Verurteilten, teilweise auch schon das Erhängen kam bei verschiedenen Völkern zur Anwendung.
Die zweifellos schrecklichsten Hinrichtungsmethoden hat man im Mittelalter ersonnen. Der Giftbecher, den die Griechen dem zum Tode Verurteilten reichten, war längst in Vergessenheit geraten. Vor der Hinrichtung mußte der Verbrecher die Folter erleiden. Keine menschliche Qual, die man ln dieser finsteren Zeit nicht erprobt hätte! Man denke nur an die Methode des „Ertränkens“ durch das Einflößen von Jauche. Oder das Rädern, Vierteilen und Pfählen. Tausende andere verhungerten in tiefen Verliesen oder wurden bei lebendigem Leibe von den Ratten gefressen.
Kaum weniger qualvoll war der Tod am Scheiterhaufen, der besonders den unschuldigen Opfern der Inquisition zuteil wurde In anderen Teilen der Erde warf man etwa zur selben Zeit die Verbrecher den wilden Hunden zum Fraß vor oder ließ sie durch scheu gemachte Pferde zu Tode schleifen
Die Rechtsbegriffe jener Zeiten unterschieden sich vielfach bedeutend von den heutigen. Die Todesstrafe kam vor allem viel öfter
zur Anwendung, wohl allein schon aus der Tatsache, daß man Gefängnisse im heutigen Sinn nicht kannte, gar nicht über die staatlichen Mittel verfügte, solche zu unterhalten, sondern sich der Verbrecher eben auf dem schnellsten und gründlichsten Wege — durch den Tod — entledigen wollte. Das Verbrechen des Mordes, wofür heute die meisten Todesurteile ausgesprochen werden, war viele Jahrhunderte hindurch keineswegs als solches angesehen. Wer einen Grund hatte, einen anderen zu töten und dies nicht gerade in räuberischer Absicht vollbrachte, ging zumeist straffrei aus Höchstens daß er „Blut-
Es ist bekannt, daß in unseren Träumen vorwiegend unsere optischen Sinneseindrücke das „Bild“ gestalten Hinzu kommt die Phantasie, welche die Vorgänge im Traum zu den unmöglichsten Kombinationen erweitert.
Was geht nun im Traum derjenigen Menschen vor die niemals sehen konnten, also nie optische Eindrücke im Traum zu „verarbeiten“ vermögen Erinnerungen an sichtbar erlebte Situationen liegen hier nicht vor Man sagt allgemein, daß wir in Bildern träumen. Anders können wir uns einen Traum gar nicht vorstellen. Trotzdem gibt es Menschen, die Träume haben und niemals Bilder oder Farben kannten
Hierzu berichtet eine Blindgeborene: Im Traum kommen die Stimmen zu mir, die ich auch am Tage höre. Manchmal ganz klar und deutlich, manchmal verschwommen mit fremden Lauten dazwischen. Wenn sie freundlich sind und mit mir sprechen, bin ich froh. Manchmal aber machen sie auch einen Angriff auf mich, drohen, sind so fremd, daß ich mich nicht erinnern kann, wo ich sie schon gehört
geld“ an die Verwandten des Ermordeten zu bezahlen hatte.
Hingegen wurden die meisten Eigentumsdelikte erbarmungslos mit dem Tode bestraft. Wer in England, noch um 1680, auf der Bleiche liegende Wäsche stahl, baumelte am Galgen
Die Strafvollziehung der heutigen Zeit ist also wirklich beträchtlich humaner geworden. Und betrachtet man die steigende Kurve der Gewaltverbrechen, die zunehmende Mißachtung des Lebens, dann scheint es fast, als wäre sie bereits von zu vielen Rücksichten beschwert.
habe. Ich fürchte mich vor ihnen, denn sie kommen oft ganz körperlich zu mir, stoßen mich an, und wenn der Traum ganz schlimm ist, beißen sie mich Am schönsten sind die Träume in denen ich wie am Tage spazieren gehe, aber weiter, freier, unbeschwerter. Ich gehe meine bekannten Wege, spüre auch die Hindernisse, an denen ich vorüber muß. aber ich stoße nicht an und manchmal wandere ich lange im Unbekannten ohne Hemmungen und Unruhe, als ob alle Blindheit von mir abgefallen wäre Dann sehe ich oft, wie alles um mich her hell wird und leuchtet.
Was man unter „Hellwerden“ und,„Leuchten“ versteht, fragt man sie Wie soll sie das erklären? Sie überträgt Worte, die sie oft gehört hat ohne ihre Bedeutung jemals gefühlt zu haben, auf eine Traumwahrnehmung. Aber, was weiß denn sie, die Lichtlose, vom Licht? So wenig, daß sie es nicht einmal vermißt. Nur unbewußt, von den sehenden Vorfahren her ist noch ein Lichthunger in Ihr der erwacht, wenn die Sinne schlafen.
Die Träume der Blindgeborenen
Vorstellungen ohne Bilder, Farbe and Licht