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1. Jahrgang

MONTAG, 18. APRIL 1951

Nummer 58

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Deutscher Qubitäumssieg um Haaresbreite

Zwei gleichwertige Gegner von großer Klasse / Dreimal wurde der Riegel geknackt / Schweiz Deutschland 2:3 (1:1)

Draht bericht unseres Züricher Korrespondenten

Im ersten Naehkriegsländerspiel im Ausland kam die deutsche Nationalelf zu einem glück­lichen 3:2-Erfolg über die Schweizer Vertretung. Entscheidend für den Sieg war eine grofiartige Viertelstunde des deutschen Angriffs nach Seitenwechsel, in deren Verlauf Fritz Walter den Schweizer Sperr-Riegel aufbrach und die Grundlage für zwei Treffer schuf, die das Spiel ent­schieden. Zwar versuchten die Schweizer ln den letzten 20 Minuten mit aller Kraft das Schick­sal zn ihren Gunsten zu wenden, doch hielt die deutsche Abwehr eisern stand. Es war ein fai­res und schünes Spiel, voll Klasse und Rasse. Auf beiden Seiten wurde mit letztem Einsatz um den Sieg gerungen, der Glücklichere behielt die Oberhand.

und

Tor. Deutschland hat

Zürich in Länderkampf Stimmung! Seit Tagen ist die 28. Begegnung mit Deutschland das Ge­sprächsthema der Stadt. Wie immer finden deutsch-schweizerische Länderspiele den größten Widerhall in der großen Fußballgemeinde der Eidgenossen. Die Massennachfrage nach Karten ikann bei weitem nicht gedeckt werden, denn das schöne Stadion derGrashopper faßt nur 35 000 Zuschauer. Bis auf den letzten Platz ist es ge­füllt, unter den Erwartungsfrohen befinden sich etwa 8000 deutsche Schlachtenbummler, die ihrer. Elf den nötigen Rückhalt geben wollen (daß un­sere Länderelf diese Rückenstärkung dringend brauchte, sollte das- Spiel deutlich offenbaren).,

Pünktlich um 15 Uhr laufen die beiden Länder- vertretungeri unter dem Beifall der Tausenden ins Stadion ein und stellen sich dem englischen Schiedsrichter Ellis, der schön das Stuttgarter Spiel pfiff, in folgender Aufstellung:

Schweiz: Stüber (Lausahne): Quinche '(Bern), Bocquet (Lausanne); Lanz (Lausanne), Eggimann' (Servette). Bardel) (Lausanne); Antennen (Chaux);, Bickel (Grashoppers), Friedländer (Lausanne). .Ba­der Basel), Fatton (Servette).

Deutschland: Turek (Fortuna Düsseldorf); Burdenski (Werder Bremen), Streitle (Bayern Mün­chen); Barufka (VfB Stuttgart). Baumann (1. FC Nürnberg), Mebus (Benrath); Gerritzen (Pr. Mün­ster), F. Walter, O. Walter (beide FC Kaiserslau­tern), Röhrig (1. FC Köln). Klodt (Schalke 04). .

Fritz Walter und Alfred Bickel, die beiden in­ternational erfahrenen Mannschaftskapitäne, lo­sen um die Platzwahl: die Eidgenossen spielen mit Wind und Sonne im Rücken:

Und schon die ersten Minuten scheinen zu be­stätigen, was die Schweizer. Presse nnd öffeiit-

bei ist die anfängliche deutsche Überlegenheit, die Elf ist durch dieses Mißgeschick gleich zu Be­ginn offensichtlich nervös geworden und aus dem Konzept geraten. Sand ist in dem Mannschafts­getriebe der Deutschen. Lediglich Baumann steht wie die Ruhe selbst, er versucht seine Abwehr zu organisieren, um die jetzt rollenden gegneri­schen Kombinationen abzufangen.

Alfred Bickel, der sein 68. Länderspiel bestrei­tet, ist der großartige Organisator der schweize­rischen Angriffe. Immer wieder löst er sich von seinem Bewacher Barufka und öffnet seinen Ne­benleuten, von denen Rechtsaußen Fatton beson­ders gefährlich ist, eine Gasse. Aber das Glück ist mit den Deutschen. In der 11. Minute ver­fängt sich eine 18-m-Freistoßbombe Bickels in der deutschen Abwehrmauer. Die folgende Ecke bringt nichts ein. 6 Minuten später ist der wie­selflinke Fatton durch, nimmt eine Maßvorlage Bickels auf, doch in letzter Sekunde nimmt ihm Turek den Ball vom Fuß. So stehen diese Mi­nuten deutlich im Zeichen schweizerischer Spiel­kunst. Wo bleibt der deutsche Angriff?, so fragen sich enttäuscht die Fußballfreunde beider Par­teien. Röhrig und Klodt, die linke Sturmseite, sind viel zu langsam, um sich erfolgreich durch­setzen zu können. Mebus, der linke Läufer, findet sich ii) seiner Rolle.als Sturmaufbauspieler nicht zurecht Allzu nervös, bleibt sein Zuspiel daher ungenau-.- Überhaupt, ist die Ungenauigkeit bei der Ballabgabe das hervorstechende negative Merkmal der deutschen Spieler. Lediglich der Nürnberger Baumann behält nach wie vor die fi,ühe und wehrt sich verbissen gegen den Druck des Gegners, der zielstrebiger und geschlossener

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kleine Wendling gleichgezogen!

Lach Seitenwechsel hat die deutsche Vertre­tung Wind und Sonne im Rücken. Sofort neh­men sie das Heft in die Hand nnd schon nach drei Minuten köpft Otmar knapp über das Lat­tenkreuz.

Kurz danach erhält Gerritzen einen Kurzpaß von Röhrig in halbllnker Position. Sein scharfer Flachschuß geht unhaltbar in das rechte untere Dreieck. Damit hat Deutschland die 1:2-Führung erzwungen. Und nun läuft der Angriff auf Hoch­touren. Eine bildschöne Kombination schließt Kiodt mit einer Flachbombe ab, die von Stube* gerade noch gemeistert werden kann. Tolle Si­tuation in der 54. Minnte: Gerritzen schießt, Bocquet wehrt kurz ab, Fritz Walter nimmt den Ball mit einem akrobatischen Sprung ans der Luft und schießt anhaltbar znr 1:3-Führnng ein.

Wieder alles drin!

Die Schweiz wirft alles nach vorne. Schon eine Minute später folgt die entscheidende psycholo­gische Wendung: Baumaim legt im Strafraum Friedländer. Ellis deutet auf den Elfmeterpunkt. Eine ungeheure Spannung liegt über dem Platz, als Bocquet nach vorne eilt, sich den Ball zarecht legt, anläuft und mit glashartem Schuß Turek überwindet.

Nun liegt wieder alles drin! Jetzt ringen zwei Mannschaften großer Klasse miteinander. Es ist ein Länderspiel so recht nach dem Herzen der 35 000. Der Anschlußtreffer hat den Schweizern ungeheuren Auftrieb gegeben, aber noch sind die Deutschen mit dabei. Blitzschnell wechseln die Szenen, ein Angriff der einen Seite löst den Angriff der anderen ab. Jeder weiß, der nächste Treffer wird endgültig über Sieg und Niederlage entscheiden. Kurz hintereinander folgen zwei deutsche Eckbälle, beide von Fritz Walter aus­geführt, beide mit letzter Nöt unschädlich ge­macht. Einmal durch Bardell, das andere Mal durch Quinche. Dann ist Fatton an der Reihe,

In seinem 25. Länderspiel trug in tz Walter wesentlich zum Erfolg der deutschen Mannschaft bei. Das von ihm erzielte und entscheidende Tor war eine Prachtleistung.

aber sein gutgemeinter Schuß knallt an die Latte. Turek meistert einen Femschuß Friedländers.

Die größte Chance des Spieles für die Schweiz: Bader steht 5 m frei vor dem Tor und schießt Turek an, der zur Ecke abwehren kann. Die Schweiz drängt. Sie will unter allen Umständen noch mindestens den verdienten Ausgleich er­zielen. In der 71. Minute wird der verletzte Klodt durch Schade ersetzt. Einige Zeit später verläßt Friedländer den Platz, für ihn wird Bal­lermann eingesetzt.

Ein Hexenkessel

Die letzten 10 Spielminuten werden für die deutsche Elf ein wahrer Hexenkessel. Angefeuert, von den Schweizer Anhängern, startet Angriff auf Angriff. Ein ungeheurer Druck lastet auf der deutschen Abwehr, die durch Fritz Walter und Mebus verstärkt wird. Die Nerven von Zu­schauern und Spielern sind zum Zerreißen ge­spannt, halten die Deutschen diesen Druck aus? Ein Glück, daß Baumann so sicher steht, er ist es vor allen anderen, der die zeitweiligen Dauer­kanonaden des gesamten Schweizer Sturmes zu­nichte macht, wie ein Magnet die Bälle an sich zieht und wieder ins Feld befördert. Aber es soll nicht sein: Fortuna lächelt den deutschen Gästen, die mit letzter Kraft ihren 3:2-Vorsprung bis zum Schlußpfiff halten können.

Glücklich wie die Kinder umarmen sich die Spieler, in vorbildlicher Fairneß werden sie von Ihren unglücklich unterlegenen Gegnern als erste beglückwünscht.

lichkeit etwas voreilig vorausgesagt hatten: kombiniert. .Die größere Erfahrung der Eidge-

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der deutsche Sturm kombiniert elegant und trägt! die ersten gefährlichen Angriffe vor das Ge­häuse von Stüber. Quinche und Bocquet müssen höllisch auf der Hut sein, um immer wieder den Bail ans der Gefahrenzone zu. befördern. Der Kampf zwischen dem Schweizer Riegel nnd den» deutschen WM-System ist entbrannt, wer wird, die Oberhand behalten? Da plötzlich,, die Uhr reigt dio 9. Minute, kommt die .erste!, über­raschende Wendung: ein blitzschneller Angriff! des Schweizer Sturmes, Alarm im deutschen Strafraum, ein, zwei, drei Schüsse werden abge­wehrt, ein prächtiger Scherenschlag Fattoqs, der Bali zappelt im Netz. 1:0 führt die Schweiz! Die Tausende jubeln, denn dieser Erfolg war nicht zu erwarten gewesen.

Schweiz ist da

Jetzt haben die Eidgenossen Auftrieb gekom­men. Jetzt laufen ihre Kombinationen flüssig, gekonnt und überlegt von Mann zu Mann. Vor- 1

nossen in internationalen Begegnungen macht sich bemerkbar,

!, Deutschland gleicht aus

Nach und nach legt sich aber die Nervosität der .deutschen Mannschaft. Fritz Walter bemüht sich jetzt, aus der Tiefe heraus Linie in seinen- Angriff zu,bringen. Zusammen mit seinem prü­der Otmar inszeniert er einige zügige Kombina­tionen. Wir; schauen auf die Uhr: 26 Minuten sind gespielt, als die erste deutsche Ecke fällig ist. Hoöh gibt Klodt den Ball in den Strafraum, Stü­ber reckt sich vergeblich, ein Schuß von Otmar wird .abgewehrt, Röhrig kommt in Bailbesitz und knallt über die Latte. Jetzt ist die deutsche Mannschaft, wieder gleichwertig. Von Minute zu Minute klappt das Zusammenspiel besser, einige gefährliche Schüsse landen knapp neben oder über dem Gehäuse von Stüber.

Wieder eine deutsche Ecke (40. Minute): Fritz zirkelt den Ball genau auf Otmars Kopf, eine

üalionatnachmchs: Unbeholfen wie Johlen

fm B-Länderspiel zerbrach die deutsche Elf im Schweizer Riegel und verlor 0:2 <0:1) Vog unserem nach 'Karlruhe entsandten hb.-Redaktionsmitglied

Baumann und Jrife Waller reHekn den Sieg

Die 22 Spieler unter die Lupe genommen

Zweifellos ist der deutsche Sieg glücklich ge­wesen. Die 29. Begegnung mit der Schweiz hätte genau so gut knapp für die Eidgenossen enden können. Es war ein Treffen zweier gleichwerti­ger, großartiger Gegner, wenn man von den schwachen 20 Minuten der deutschen Elf wäh­rend der ersten Halbzeit absieht. Damit hat die Bilanz Deutschland Schweiz folgendes Aus­sehen: 18 gewonnen, 7 verloren und 4 ünent-: schieden. Das Torverhältnis lautet 73:43 für Deutschland.

Bei einer Gesamtwürdigung beider Mann­schaften muß gesagt werden, daß der Schweizer Riegel im großen und ganzen zwar gut funk­tionierte. aber nicht ganz sodicht war, wie es die Eidgenossen erwartet hatten. Stüber im Tor war ein hervorragender Hüter, dem kein ein­ziger Fehler unterlief. Die Verteidiger Quinche und Bocquet hart und wuchtig, ein starkes Boll­werk. In der Läuferreihe bewährte sich der fleißige und unauffällige Lanz. Eggimann erle­digte als unermüdlicher Schaffer ein riesiges Arbeitspensum und unterstützte den Abwehr­riegel, ohne dabei die Aufbauarbeit als offensi­ver Mittelläufer zu vernachlässigen. Der schwarze Bardell hatte einen schwachen Start, war dann aber seinen Kameraden gleichwertig. Im Sturm überragte Alfred Bickel, der oft genug Barufka das Nachsehen gab und die hervorstechendste Spielerpersönlichkeit der Schweizer war. Wie die Wirbelwinde operierten die Flügelstürmer Fatton und Antennen.

Die deutsche Mannschaft hatte zwei verschie­den starke Halbzeiten. Vor der Pause konnte sich die Elf nicht wie erwartet durchsetzen. Nach dem Wechsel kam zunächst der Sturm ganz groß zur Geltung und gegen Spielende wuchs die Abwehr über sich selbst hinaus. Turek tm Tor unterlief nur ein kleiner Fehler, der aller­dings zum Schweizer Führungstor ausgenutzt Werden konnte. Aber sein sicheres Fangen und sein instinktsicheres Stellungsspiel im weiteren

Verlauf der Begegnung machte diesen Schnitzer mehr als weit. Beide Verteidiger Streitle und Burdenski, fanden erst nach und nach ihre gute Form, wären dann aber zuverlässig und schlag- sicher. Auch Mebus entwickelte sich als Außen­läufer- erst nach Seitenwechsel und war dann ein nützlicher Aüfbauläufer. Die beste Note ver­diente sich Günther Baumann als Mittelläufer, Er klärte immer wieder brenzliche Situationen und fand auch noch Zeit für den Aufbau. Ba­rufka übertraf Mebus bei weitem, bewachte Bickel recht gut und fiel durch sein gepflegtes Zuspiel angenehm auf.

Die Erwartungen, die man an die beiden Brüder Walter gestellt hatte, waren vielleicht zu hoch geschraubt. Vor Seitenwechsel wirkten sie oft etwas umständlich und zauderten mit dem Schuß. Dennoch blieben beide die besten deutschen Stürmer. Fritz, der elegante Tech­niker und Dirigent seiner Fünferreihe und Ot­mar, der schußkräftige Mittelstürmer. Gerritzen und Klodt auf den Flügeln hatten eine lange Anlaufzeit, kamen dann aber recht gut zur Geltung. Gerritzen entscheidendes Tor war eine prächtige Leistung. Röhrig blieb etwas zu lang­sam.

Mannschaftsaufstellungen

Schweiz: Eich (Bern}; Neukom (Grashoppers Zürich); Frosio (FC Zürich); Lusenti (AC Bellin­zona) ; Zürcher (FC Winterthur); Mauroh (Y. F. Zü­rich); Morand ((Chaux de Fonds), Hagen (FG Wii), Vonlanthen (Grashoppers Zürich), Hügi n (FC; Ba­sel). Riva (FC Chiasso).

Deutschland; Rado (FSV Frankfurt); Retter (VfB Stuttgart), Knoll (SpVgg,Fürth); Haferkampf (VfL Osnabrück), Matzkowski (Schalke 04), Trenkel (VfB Mühlburg); kaufhöld, Schreiner (beide Kickers Offenbach), Lipponer (SV Waldhof). Buhtz (VfB Mühlburg), Blesslng (VfB Stuttgart).

Kopfschüttelnd und durchgefroren verlassen 25 000 enttäuschte Fußbailfreunde und solche, die es durch das Gesehene vergeblich zu wer­den hofften, die stattliche Anlage des VfB Mühl­burg: Das soll ein B-Länderspiel gewesen sein? Das der vielgerühmte rein süddeutsche! Sturm der zweiten National-Auswahl, den viele Kritiker stärker eingeschätzt haben als die Züricher Angriffsreihe? Und was sah man? Ein Torso, ein Sturmfragment. Vier nervöse Spieler, die in einem unproduktiven Klein-Klein-Spiel auf engem Raum vergeblich dem gut funktio­nierenden Schweizer Riegel aufzuknacken ver­suchten. Lediglich der drahtige Techniker Buhtz mühte sich redlich ab und tat sein Bestes, um ln sein Quintett etwas Linie zu bringen. Doch nicht nur der Angriff, die ganze deutsche Aus­wahl enttäuschte auf der gtnzen Linie, wirkte wie unbeholfene Fohlen und erreichte kaum das Niveau eines guten Oberligatreffens.

Keine Einheit

Woran lag es? Jeder der elf eingesetzten Spieler hat in ganz Westdeutschland einen klangvollen Namen. Alle waren in schweren repräsentativen Kämpfen vielfach erprobt und hatten sich bewährt. Es ging eben wie so oft im Fußball: Elf an sich gute Kräfte fanden sich nicht zu einer Einheit, fanden kein Rezept, um eine taktisch klug operierende homogene geg­nerische Mannschaft auszuspielen und dadurch zu Erfolgen zu kommen. Das blitzschnelle Um­schalten der Schweizer vom Angriff zur mas­sierten Abwehr innerhalb des eigenen Straf­raums verwirrte sichtlich den deutschen Partner. Sobald ein deutscher Stürmer im gegnerischen

Herberger:Schwerer als in Stuttgart

Bundestrainer Herberger war mit seinen Schützlingen recht zufrieden. Seiner Meinung nach steife das Spiel größere Anforderungen an die deutsche Vertretung als ln Stuttgart. Der Schweizer Verbandspräsident Thommen meinte lächelnd:Turek hat uns den Sieg nicht ge­gönnt. Damit glaube ich alles gesagt zu haben. Sein deutscher Kollege Dr. Bauwens äußerte, r sei sehr froh über den ersten Auslandssieg nach dem Kriege. Dr. Xandry. der General- «ekretär des DFB meinte, die deutsche Mann­haft brauche noch Internationale Kampferfah- utng. Alles in allem war sich die Prominenz darüber einig, daß der deutsche Sieg recht glück­lich war und ein Unentschieden dem Spielver­lauf mehr gerecht geworden wäre.

Eine typische Szene im B-Länderspiel vor dem Schweizer Tor: Ein deutscher Stürmer, inmitten von drei Schweizer Abwehrspielern, versucht die massierte Deckung aufzureißen, kommt auch zum Schuß, aber der vorzügliche Torhüter Eich hält den zu schwach getretenen Ball. B»to: AP.

Strafraum auftauchte sah er sich liebevoll von den beiden Stoppem-Verteidlgern Neukom und Frosio in die Zange genommen und resignierte. Der athletische Lusenti, der hervorstechendste Mann der Schweizer Eil, .stellte bald den flinken Blessing so kalt, daß der Stuttgarter überhaupt nicht zur Entfaltung kam. Und Kaufhold blieb mitsamt seinem Verbinder Schreiner ganz ohne Wirkung. Durch den Ausfall der beiden Flügel, rannte sich der deutsche Angriff daher immer wieder in der Mttte fest. Lipponer, zweifellos vor dem Tor in dessen Nähe er aber sehen kam sehr gefährlich, bekam nie richtig Kon­takt mit seinen Nebenleuten (suchte ihn aber auch herzlich .wenig), sondern wollte sich immer allein durch die Abwehr mogeln. Mit Ausnahme von Buhtz hatte nicht einer der verwendeten Stürmer soviel Spielwitz und Intelligenz, durch breit angelegtes Mittelfeldspiel den Riegel der Schweizer auseinanderzuziehen, dann blitzschnell einem Nebenmann eine Gasse zu öffnen, um ihn mit einer Vorlage in den freien Raum auf die Reise zu schicken. Nein, da wurde umständlich auf den Mann gespielt, oder gar dem Gegner vor die Füße, da wurde auf engstem Raum unnützes Dreieckspiel bevorzugt und erleichterte damit die Abwehrarbeit des Kontrahenten noch.

Das sind harte Worte, die aber einmal gesagt werden müssen. Denn dieses Länderspiel gegen eine nicht einmal allzu starke B-Vertre- tnng der Schweiz hat klar gezeigt, wie sehr eine Mannschaft in einer internationalen Begegnung dnrchgefeilt sein muß, wie viel wirklich über­durchschnittliches Können eines jeden Spielers dazu gehört, um bei solchen Gelegenheiten er­folgreich bestehen zn können. In der deusfehen Answahl haben die Köpfe gefehlt, die In­stinktsicheren SpielerpersönUchkeitcn. Buhtz allein hatte dies, aber das reichte nicht ans.

Noch überraschender ist, daß auch die Abwehr nicht sattelfest war. Der lebendige und sehr offensive Mittelläufer Zürcher hatte im Mittel­feld völlig freie Hand und baute umsichtig und sachlich das Stürmerspiel auf. Gewiß waren die Angriffsaktionen der Schweizer nicht sehr ver­wirrend. Ihr Angriff verzichtete auf jeden Effekt. Ein, zwei Querpässe, schnelles Umschalten auf Steilpaß. Das war Ihr Rezent: Zweckmäßig spie­len und den einfachsten Weg zum Tor suchen. Und es klappte tadellos, erleichtert durch die unreine Abwehr, vor allem durch Retter und Matzkowski. Retters schlechte Vorstellung mag entschuldbar sein, der junge Stuttgarter hatte offensichtlich derart Lampenfleber, daß er sich unnötig viel Fehlschläge leistete und erst gegen Spielende zu einer annehmbaren Form auflief.

Klare Feldvortelle

Fast die gesamte erste Halbzeit über hatte die deutsche Mannschaft klare Feldvorteile, begün­stigt durch das Schweizer System, das dem Geg­ner weitgehend das Mittelfeld überläßt, während die eigenen Angriffe schnell aus der Abwehr heraus auf kürzestem Wege vorgetragen wurden. Lusenti und Zürcher waren meist die Initiatoren, Hügi II und Hagen die Zwischenglieder der Kom­binationskette, während Riva durch gefälliges Flügelspiel immer wieder Gefahren heraufbe­schwor.

Schon in der 16. Minute führte einer dieser schnellen Angriffe zum ersten Erfolg: Hügi er­hält freistehend den Ball. Rado eilt zu spät aus dem Tor. so daß der Schweizer überlegt über ihn hinweg den Ball ins Netz heben kann. Al­les, was für die Deutschen herausspringt, sind vier Eckbälle, deren Zahl im zweiten Durchgang auf 10 erhöht werden kann, wähernd Hügi ln der 66. Minute eine Vorlage Rivas geschickt zum zweiten Treffer einsendet. Vergebens bäumt sich die deutsche Mannschaft in den Schluß­minuten gegen die besiegelte Niederlage auf, nicht einmal der verdiente Ehrentreffer ist ihr vergönnt.