Sc NUMMER 52
AUS ALLER WELT
FREITAG, 6. APRIL 1951
Technische Meisterleistungen der Natur
Natur und Technik im Vergleich ' Interessantes über den Bambus / Das Vorbild der Turbinen in der Natur
Um die Überlegenheit der Natur über die Werke der Menschen zu zeigen, bedarf es nicht großer Mähe. Das darf doch nicht dazu führen, tedmische Großleistungen der Ingenieure und Konstrukteure geringer zu achten oder sie mit einer Handbewegung abzutun Den Großleistungen der Natur stehen viele Großtaten unserer Techniker gegenüber und sie würden noch oiel mehr in die Augen springen, wenn man in jedem Falle berücksichtigen würde, daß der Mensdt durchweg mit weniger geeignetem Material zu bauen und zu erschaffen gezwungen ist.
Getreidehalm und Fabrikschornstein
So ergibt z. B. der Vergleich des Getreidehalmes mit einem Fabrikschornstein eine gewaltige Überlegenheit des natürlichen Bauwerkes über das menschliche, denn ein Halm von 4 mm Dicke wird 1500 mm hoch. Die Höhe beträgt das Dreihundertfünfundsiebenzig- fache des Durchmessers. Ein Fabrikschom- *tein von 54 Meter Höhe ist 36mal so hoch wie der Getreidehalm. Könnte der Mensch die Leistungen der Natur erreichen, brauchte «r also auch nur 36mal so dick wie dieser zu •ein — also nur knapp 15 Zentimeter Durchmesser zu haben. Derartiges kann der Mensch mit seinen Mitteln nie erreichen. Die Überlegenheit der Natur scheint also außer Zweifel zu stehen. Daß eine solche Schlußfolgerung falsch ist, bewies vor einigen Jahren Dr. S. Kiehne in einer naturwissenschaftlichen technischen Arbeit. Sie läßt nämlich außer Betracht, daß das Gewicht eines Bauwerkes mit der dritten Potenz des linearen Größenzuwachses, der für die Tragfähigkeit maßgebende Querschnitt aber nur mit dem Quadrat zunimmt. Die Verdoppelung 1er Höhe läßt also den tragenden Querschnitt zwar auf das Vierfache, das Gewicht aber auf das Achtfache anwachsen, und eine Verdreifachung der Höhe ergibt den neunfachen Querschnitt, aber das siebenundzwanzigfache Gewicht.
Je höher ein Bauwerk also wird, um so ungünstiger wird das Verhältnis von Querschnitt zu Gewicht oder umgekehrt ausgedrückt, damit die nötige Tragfähigkeit erreicht wird, muß der Querschnitt und mit ihm der Durchmesser scheller wachsen als die Höhe. Tatsächlich findet sich diese Regel auch bei allen ..Bauwerken“ in der Natur selber. Beim Getreidehalm ist das Verhältnis von Dicke zur Höhe, der sogenannte „Schlankheitsgrad“ wie erwähnt 1:375. Bei einem 25 m hohen Bambusstab ist es nur noch 1:133, bei einer 40 m hohen Palme ist es 1:60, bei einer 70 m hohen Tanne auf 1:42, und bei den bis zu 110 m hohen Mammutbäumen sogar bis auf 1:12 gesunken! Die technischen Bauten der Menschen lassen sich also ihrer Größenanordnung nach durchaus mit denen der Natur vergleichen,
Bambus so tragfähig wie Stahl
Doch zurück zu den außergewöhnlichen Meisterleistungen der Natur. Bekanntlich findet der Bambus in den Tropen und in Japan als Bauholz und zu vielerlei anderen Zwecken weitgehende Verwendung. Seine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit ersetzt in vielen Fällen Eisenträger-Konstruktionen, in Japan hat man mit Hilfe des Bambus sogar Leuchttürme errichtet. Die zu diesem Zweck verwendeten Bambusstangen von großer Länge haben ein nur geringes Gewicht, aber •ine erheblichere Widerstandskraft als alle anderen Holzarten. Auf Java schaffen die Lasttäger die schweren Stücke mit Bambusrohren fort. Zwei solcher Stäbe von nur 4 cm Durchmesser vermögen eine 4 -Zentner-Last, die mit Stricken an ihnen aufgehängt ist, auszuhalten. Sie biegen sich dabei nicht im geringsten durch. Man kann sich danach die Tragfähigkeit eines Bambusstabes von 20—25 cm Durchmesser und 20 m Länge leicht ausrechnen. Es nimmt daher nicht wunder, daß die zahlreichen Bambusrücken in den Dschun- gelwäldem der Tropen auch heute noch als die besten Verkehrswege gelten. Bambus übertrifft in vielen Fällen Eisenträger an Stärke. Ein aus 10 cm starken Bambusrohren her
gestellter Hebebock trägt mit Leichtigkeit zwei zusammengebundene eiserne Träger im Gesamtgewicht von eineinhalb Tonnen. Der Bambus fault weder in der Erde noch im Wasser und je trockener und älter er wird, um so mehr gewinnt er an Festigkeit.
Woher stammt die Idee der Turbine?
, In Teichen, Seen, aber auch im Meer gibt es ganz kleine Pflanzen, die darauf angewiesen sind, sich durch die Tätigkeit ihres Blattgrüns zu ernähren. Deshalb dürfen sie nicht in die Tiefe sinken. Da nun auch die kleinste Pflanze ein Gewicht hat, bedarf es einer Erfindung. die das Sinken verhindert. Die einen sind so gebaut wie unsere Schiffe Durch Oberflächenvergrößerung verdrängen sie mehr Wasser, als ihrem Gewicht entspricht Es gibt aber auch eine Pflanzenart, die wahrhaft einen Ehrenplatz in einem Museum technischer Meisterwerke verdiente. Sie hat nämlich Turbinenform; wenn die Pflanzen sinken, lenken
sie den ihnen entgegenkommenden Wasserstrom entlang einer Spiralbahn an ihre Oberfläche, bis dadurch ein Rückstoß steht, der ihnen Auftrieb verleiht. Dann steigen sie wieder und pendeln so zwischen stetem Sinken und Aufsteigen in der belichteten, oberes Wasserzone. Nach diesen „Turbinen-Wasser- pflänzchen“ hat der Mensch die stählernen Riesenturbinen geschaffen, die nach dem gleichen System wie ihre lebendigen Vorbilder arbeiten.
Zersägen wir einen Röhrenknochen, so sehen wir nach Entfernung aller Markreste, daß die Röhre mit einer Menge von Balken und Stäbchen angefüllt ist, die nicht etwa ein regelloses Gewirr bilden, sondern in den Richtungen liegen, in denen Druck und Zug am stärksten auf den Knochen einwirken. Bei genauerer Betrachtung erblicken wir sogar ein kunst-olles Bogenfachwerk, wie es zum Beispiel die eisernen Gitterbrücken zeigen, die t unsere Ströme überspannen. Gleich einem Baumeister führt die Natur mit der geringsten Menge von Baustoffen ihre festen Werke auf. Noch viele Beispiele technischer Meisterleistungen der Natur ließen sich aufführen, doch dürften diese wenigen genügen, dem Menschen zu beweisen, daß er immer wieder aus ihnen zu lernen hat.
„Rangierbahnhof“ im Ozean
Künstliche Inselstation für Schiffe, Flugzeuge und U-Boote
Schon lange vor dem vergangenen Krieg machte der deutsche Techniker Ingenieur M e i 8 e r durch das Projekt einer künstlichen Insel von sich reden, die als Stützpunkt für die Flugzeuge im Verkehr über den Weltmeeren geplant war. Da die Flugzeuge seinerzeit nur einen verhältnismäßig geringen Radius hatten, schien es angebracht zu sein, den Luftverkehr durch solche „Ozean-Stationen“ zu sichern. Schon waren verschiedene ausländische Interessenten für das Projekt gewonnen, da verhinderte der Krieg die Verwirklichung. Während des Krieges griff Winston Churchill eine ähnliche Idee auf, nur daß es sich dieses Mal um künstliche Inseln aus einem neuartigen Eisgemisch handelte, die als eine Art Flugzeugmutterschiffe Verwendung finden sollten. Aber auch dazu kam es nicht. Dafür wurden nun nach dem Kriege auf den US-Marinewerften von Baltimore und Norfolk diese Pläne in aller Stille verwirklicht. Das „Richtfest“ der ersten künstlichen Super- Insel dürfte bereits im vergangenen Herbst stattgefunden haben. Inzwischen wurde der 2500 Meter lange Inselrumpf durch eine ganze Flotte von Schleppschiffen in den Atlantis verfrachtet und soll dort in der Nähe der Bermuda-Inseln noch in diesem Jahre zu einem regelrechten „Rangierbahnhof“ im Ozean ausgebaut werden.
Nach Informationen der amerikanischen Presse ist die Verwirklichung dieses alten Projekts dem amerikanischen Großindustriellen Mac Botton zu verdanken, der den Sehiffs- kohstrukteur Britton mit der Ausarbeitung der Pläne und dem Bau beauftragte Britton entschloß sich für die Konstruktion eines hufeisenförmigen Inselrumpfs, dessen beide, parallel verlaufenden Seiten je 1250 Meter Länge aufweisen. Auf der einen Hälfte dieses riesigen, schwimmenden Hufeisens ist eine Rollbahn zum Landen und Starten der Flugzeuge aufmontiert, die andere wurde zu einer Anlegestelle für Passagier- und Frachtschiffe ausgebaut. Werkstätten und Lagerräume baute Britton unter Deck ein, ebenso Verladerampen mit Kränen usw. Über dem geschlossenen Ende des Hufeisens errichtete er ein modernes, vielstöckiges Hotel mit allem Komfort, während das offene Ende eine breite, steg
artig darüber führende Autobahn verbindet, unter der die größten Ozeandampfer bequem durchfahren können. Selbstverständlich ist die schwimmende Insel auch mit Klimaanlagen ausgerüstet. Neuartige Kreiselwerke gewährleisten selbst bei schwerem Seegang eine ruhige Lage, wobei der sogen. „Wasseranker“, eine hydraulische Vakuumzylinderserie, das Abtreiben verhindert. Die Schiffe fahren durch das offene Ende des schwimmenden Hufeisens ein und legen dann in einer geschützten „Hafenbucht“ mitten im Ozean an, worauf ihre Güter gelöscht und die Passagiere mit den wartenden Wagen zum „Inselhotel“ gebracht werden können.
Über diesen ,Jtangierbahnhof' im Ozean sollen zukünftig See- und Luftfrachten von der Europa-Amerika-Route nach Afrika, Asien oder Südamerika abgezweigt werden, ohne zuvor wie bisher die USA anzulaufen. Ebenso können Passagiere ohne diesen Umweg hier umsteigen. Daneben dürften diese sdvwimmen- den Inseln im Kriegsfall auch als Flugzeug- und U-Boot-Mutterschifl Verwendung finden. Wie bekannt wurde, ist in den USA eine zweite ähnliche Insel im Bau, deren Rumpflänge mit 3000 m noch größer ist. H. H. M.
Erster Sonnenschein
Auf den Dächern lärmen Spatzen,
Opas sonnen ihre Glatzen,
Wind spielt mit Papier und Hüten,
Politik mit Krieg und Frieden,
Dichterling schreibt ruhmerpicht zwölftes Vorfrühlingsgedicht,
Hausfrau denkt an Frühjahrsput*, neues Kleid und Mottenschutz,
Staat prüft, was noch nicht versteuert, Mensdt — durch Stoffwechsel erneuert — sitz; mit frühjahrsmüder Miene (Grund: zu wenig Vitaminei ) und betreibt gedankentief Stilübung zwecks Liebesbrief.
Was im Winter man versäumt, wird jetzt sehnsüchtig erträumt — das Alleinsein ist verpönt Herz vor Kummer leise stöhnt,
Hoffnung sprießt in ihm wie Gras:
Bald macht Mensdisein wieder Spaß.
Ob — ist mit des Frühlings Starte* aber erst noch abzuwarten’
GÜNTHER SPANG
Absoluter Naturschutz tür Steinadler
MÜNCHEN. Auf der 2. internationalen Tagung der „Schutzgemeinschaft Deutsches Wild" in München, an der auch zahlreiche Ehrengäste aus Belgien Österreich und der Schweiz teilnahmen, teilte der bayerische Landwirtschaftsminister Dr. Schlögl mit, daß die bayerische Regierung ein Wildschutzgesetz ausarbeite, das auch die Schaffung von „Wildschutzgebieten“ in Bayern vorsehe. In diesen Wildschutzreservaten sollen die Tiere, von Beunruhigungen verschont, eine „Freistätte" finden Bei Katastrophen, wie Läwinen- verschüttungen, ungewöhnlichen Schneefällen, Überschwemmungen, können nach dem Gesetzentwurf bestimmte Landstriche zu „Wildnotstandsgebieten“ erklärt werden, in denen jeder Aufenthalt von Personen außerhalb der freigegebenen Verkehrswege verboten ist. Vollkommener Schutz soll dem Steinadler gewährt werden, von dem in den bayerischen Bergen hur noch wenige Exemplare horsten
Sttaßenbahnwä en rau Gummi
HAMBURG Die Hamburger Hochbahn AG. stellte jetzt den ersten Straßenbahnzug aus Großraumwagen des neuen Typs „V 7“ in Dienst. Dieser Zug wurde von der Hamburger Hochbahn AG. konstruiert und in den Werkstätten Falkehried gebaut Der Triebwagen ist' eine Stahlkonstruktion, der Beiwagen dagegen völlig aus Leichtmetall hergestellt. Besonders interessant an dieser neuen Konstruktion ist aber, daß der Triebwagen auf einem gummigefederten Radsatz läuft Es handelt sich hier um Räder mit „Metall- gummi“-Scheibenfedern, die von der Harburger Gummiwaren-Fabrik Phoenix AG., entwickelt wurden und nun serienmäßig gefertigt werden.
Bei diesen Rädern sind an den Radscheiben Gummizwischenschichten derart angeordnet, daß das Rad in sich federt. Dieser neue Radsatz bringt eine Reibe bedeutender Vorteile und gewährleistet geräusch- und stoßgedämpftes Fahren, einen geringeren Verschleiß der Reifenspurkränze, die Herabsetzung der Riffelbildung an den Schienen und schnelle Auswechselbarkeit der Radreifen.
Bunter Mett -Spiegel
Einheitspreis-Metermaß stimmte nicht!
Der Baumeister Michael O’Mally hat gegen die Einheitspreis-Geseilsichaft Woolworth eine Schadensersatzklage über 20 000 Dollar eingebracht Er hatte an Hand eines Metermaßes, das er bei Woolworth kaufte, mehrere Garagen errichtet die sich sämtlich entsprechend den Bauvorschriften als zu lang und zu hoch erwiesen Der Baumeister ist gezwungen, die Garagen wieder abzureißen bzw. die Front der Garagenbauten zu verschieben. Woolworth dürfte den Prozeß — verlieren. Es ergab sieh tatsächlich, daß das Metermaß mehr als 5 cm zu lang war!
Hundertjährige findet ihren Sohn wieder Die 100jährige Emily Mitchell, die in einem Hospital in Plymouth kürzlich ihren 100. Geburtstag feierte, hatte amtlich angegeben, daß sie keinen lebenden Verwandten mehr habe. Auch all Ihre Kinder seien gestorben. Jetzt meldete sich aus Auchland ln Neuseeland einer ihrer Söhne,
von dem sie anhahm, er wäre im ersten Weltkrieg gefallen, da sie nie mehr von ihm eine Nachricht erhielt. Er teilte ihr mit, daß er vier Kinder und sechs Enkelkinder habe. Seinen Brief Unterzeichnete er: „Dein kleiner Sidney!" Der kleine Sidney ist — 73 Jahre alt.
„Neo-Carcin“ gegen Krebs
Kürzlich wurde in Basel (Schweiz) mit einem Aktienkapital von 1,75 Millionen Franken die „Pharma-Biologica-AG.“ gegründet Das neue Werk soll vor allem das Krebs-Heilmittel „Neo- Carcin“ herstellen Bei dem Heilmittel bandelt es steh um eine von Dr. Pawlotzky verbesserte Form des zuerst 1905 in Rußland verwendeten, später auch in der Schweiz und in Deutschland bekannt gewordenen „Carein“ Ein Dragee dieses Extraktpräparates soll 40 000 wirksame Einheiten enthalten. Vorläufig ist eine Monatsproduktion von 100® Kurpackungen vorgesehen.
Die Inflation nagt am Nobelpreis
Von Jahr zu Jahr weniger wert / Suche nach besseren Zinsquellen
Der materielle Wert der Nobelpreise wird die geistige Cröme der Welt bald nicht mehr nach Stockholm locken, befürchten die Treuhänder der schwedischen Nobelstiftung. Daher wollen sie den nominellen Wert der Preise erhöhen und warten seit einiger Zeit Dur noch »uf die Genehmigung der Regierung zur Einleitung geeigneter Mafinahmen. Die 120000 bis 150000 Schwedenkronen, die die Preisträger in den 6 Jahren von 1901 bis zum ersten Weltkrieg in Stockholms Konzerthaus aus königlicher Hand empfingen, waren damals noch eine „dicke Stange Geld“. Nominell bewegten sich die verteilten Summen auch später zwischen 120 000 und 170000 Kronen. Am Geldwert von 1901 gemessen aber sind die Preise über 90 000 Kronen nie mehr hinausgekommen. Die 164 303,76 Kronen beispielsweise, die sich die letzten Preisträger Ende vorigen Jahres am Mälarsee abholten, waren nur noch rund 50 000 Jahrhundertwende-Kro-
Nobelstiftung 1900 übernahm, mußten — so war es bestimmt — ausschließlich in staatsgarantierten Obligationen angelegt werden. Deren sichere, aber verhältnismäßig geringe Zinserträge konnten den Preisfonds auf die Dauer jedoch nicht ausreichend speisen 1928 wurde er kraft einer Steuerrüdevergütung wieder ansehnlicher und warf 1931 mit 173 206 Kronen den bisher nominell höchsten Preis ab.
So müßte es mindestens bleiben, dachten die Nobel-Herren, und versuchten in den dreißiger Jahren, sich der Obligationsklausel zu entledigen. Man wollte das Geld lieber irgendwo arbeiten lassen, wo es höhere Zinsen eintrug. Die Regierung war damals ande
rer Meinung. Erst 1943 wurde der Nobelstiftung erlaubt, künftig rund die Hälfte des inzwischen auf 51 Millionen Kronen angewachsenen Grundkapitals ln Aktien und Grundbesitz zu investieren. Entsprechende Transaktionen gelangten inzwischen zum Abschluß. „Aber auch das genügt angesichts der neuesten Inflationswelle nicht, obwohl wir seit 1946 nicht mehr steuerpflichtig sind“, erklärte der Schatzmeister der Stiftung. Besser werde es erst, wenn man auch die restlichen noch in Obligationen verankerten 33 Millionen Kronen loseisen und woanders inflationssicherer und mit größeren Gewinnchancen anlegen könne. Wenn die Regierung mitmacht wird man vorsichtig zu Werke gehen „Selbstverständlich geht Sicherheit vor Spekulation“, skizzierte der Schatzmeister die Marschrichtung.
Abessinien contra „Abessinien“
Negus will gegen despektierliche Bezeichnung protestieren
nen wert.
Die fast 32 Millionen nachgelassenen Kronen des Erfinders des rauchlosen Schießpulvers und des Dynamits (der Junggeselle Alfred Nobel starb 1896 ln San Remo), die die
Der sechste ist der größte
NEW YORK. In Brookhaven / Long Island, wurde jetzt der sechste und bisher größte Atombrenner der Welt nach dreijähriger Bauzeit vollendet. In diesem Atombrenner oder „Atompile“. wie die amerikanische Bezeichnung lautet, sollen neben den Sprengstoffen für die Atombomben vor allem auch radioaktive Isotope mit kurzer Lebensdauer erzeugt werden.
Diese Radioisotope sind bereits unentbehrliche Hilfsmittel für Industrie, Wissenschaft und Forschung geworden. Ihre Weiterverarbeitung zu Verbindungen erfolgt in einem neuen, unmittelbar nebeir dem Atombreimer errichteten Werk.
Im vorigen Sommer weilte der hohe abessinische Würdenträger Fürst Olah Serami in Wyk und nahm sehr verärgert davon Kenntnis, daß man sich des Namens seines Landes bediente, um angezogen Badende darauf aufmerksam zu machen, wo der Strandabschnitt beginnt, auf dem man sich ohne jede noch so sparsame Kleidung bewegen kann. Serami reiste sofort nach Addis Abeba ab, Um dem Staatsoberhaupt Haile Selassi von dieser unentschuldbaren Beleidigung seines Landes zu berichten Der abessinische Kaiser gehört zu jenen schwarzen Diplomaten, die nichts unternehmen, bevor sie die Überzeugung gewonnen haben, daß sie sich selbst nicht durch ihr Vorgehen schaden können. Er zog also nochmals eingehende Erkundigungen über die Umstände ein. weshalb man diesen Nacktbadestrand „Abessinien“ bezeichne und ob dies ein Einzelfall sei. Das Ergebnis war „erschütternd“: Es gab 6 gleiche Strande in
Westdeutschland. Von allen Seiten lautete die Auskunft: „In Abessinien laufen die Schwarzen doch nackt umher “ Der Negus beauftragte nach dieser Feststellung einen seiner Privatsekretäre, zwei deutschen Mitgliedern der Freikörperkultur-Vereinigung auf ihre Mitteilungen zu erwidern, daß Abessinien sich zu den Kulturländern zähle und die sofortige Abänderung dieser Bezeichnung verlange. Daraufhin ließ Herr Dr. Beyer, an den sich Haile Selassi gewandt hatte, nichts mehr von sieh hören. Er nahm die Sache zu sehr auf die leichte Schulter und fühlte sich auch nicht zuständig für die Abänderung des Namens für einen Nacktbadestrand.
Dieses Totschweigen eines für Abessinien äußerst wichtigen Vorganges nahm man in Regierungskreisen Addis Abebas sehr übel. Jüngst befaßte sich der abessinische Kranrat mit der Angelegenheit, und Fürst Serami erboste sich: „In Abessinien gibt, es keinen
Strand, wo man unbekleidet umherläuft! Selbst auf den Plantagen ist unser Volk ausreichend bekleidet Es bleibt nur noch übrig, sich an die deutsche Bundesregierung zu wenden.“ Als diese Nachrichten die afrikanische Presse passiert batten wurde in Kairo bekannt, daß in den nächsten Wochen in Bonn mit dem Eingang einer Protestnote Abessiniens zu rechnen sei, indem die sofortige Abänderung „derartiger Bezeichnungen für einen Badestrand“ und die „förmliche Entschuldigung“ Westdeutschlands für diese ..Geschmacklosigkeit“ gefordert wird
Nun. in Bonn ist die Note Haile Selassis bis heute nicht eingegangen. In Addis Abeba betont man, daß der Negus vielleicht erst den Sommer abwarten wolle, um festzustellen, ob die Deutschen inzwischen etwa selbst erkannt hätten, wie unrecht sie den Abessiniern tun. Sollte sich jedoch bei der kommenden Badesaison herausstellen, daß man sich einfach über das Schamgefühl der Neger hinwegsetzt, dürfte es sich wohl kaum umgeben lassen, den in Entwicklung begriffenen diplomatischen Konflikt offiziell zu bereinigen. P. v. J.
200000 Zioaretten in der Minute
NEW YORK. EndeMärz. Die meistgerauchte Zigarettenmarke soll in den letzten Jahren die.Camel gewesen sein, von der alljährlich fast hundert Milliarden Stück in blauen Dunst auf gehen: über 270 Millionen täglich, nahezu 200 000 in der Minute. Multipliziert man diese Zahlen noch mit 4, dann erhält man ungefähr den Gesamtkonsum der Vereinigten Staaten, der im abgelaufenen Jahr mit 362,1 Milliarden Stück eine neue Rekordziffer erreichte
Bei der Betrachtung der einzelnen Sorten zeigt sich, daß nicht nur Reklame und Geldbeutel, sondern auch die Mode ein Wort mitzureden haben. So sind die „Überlangen", die „Königsgroßen (king-size), drüben deutlich im Kommen, wenngleich sie immer noch erst einen sehr geringen Prozentsatz des Gesamt Verbrauchs ausmachen. Immerhin haben es die „Pall Mall“ schon aut 23 Milliarden Stück und damit auf einen Platz unter den „großen Fünf“ gebracht.