MONTAG, 2. APRIL 1951

NUMMER 5*

Sowjetische Neutralitäts-Offensive

15jährige Nichtangriffspakte ' Türkei als Partner willkommen

dsi. ISTANBUL. Die Nachricht über die in­ternen Besprechungen der öl produzierenden arabischen Staaten im Rahmen der Arabischen Liga, durch eine Neutralisierung des Erdöls auf die Politik der Großmächte einzuwirken, hat eine Welle diplomatischer Aktivität im Nahen Osten ausgelöst.

Während auf der einen Seite England und die USA versuchen, durch eine den arabischen Staaten entgegenkommende Ölpolitik die Wo­gen der gegenwärtigen Ölkrise zu glätten, hat auf der anderen Seite die Sowjetunion ihre diplomatische Aktivität in Richtung einer Neu­tralisierung der Staaten des Nahen Ostens er­neut verstärkt.

Wie aus den verschiedenen nahöstlichen 'Hauptstädten übereinstimmend verlautet, ist die sowjetische Diplomatie dabei, die ara­bischen Staaten für Vorschläge schwerwiegen­den Inhalts zu gewinnen. Es geht dabei um das Angebot zum Abschluß von Nichtangriffsver­trägen mit der Sowjetunion für die Dauer von 15 Jahren, wobei auf die finnisch-sowjetischen Verträge als Beispiel verwiesen wird.

Die Sowjetunion hat ihre besten Nahost- Experten eingesetzt, und lanciert ihre Vor­schläge über Nichtangriffspakte bewußt ohne jegliche Bezugnahme oder Anspielungen auf das Ölproblem im Nahen Osten.

Die internen Angebote sind, wie in unter­richteten arabischen Kreisen erklärt wird, so formuliert, daß sie in weitestem Maß den Un­abhängigkeitsbestrebungen der arabischen Länder Rechnung tragen.

Die sowjetische Diplomatie bemüht sich, in diesen Staaten die Überzeugung hervorzuru­

fen, daß es ihnen möglich ist, sich im Falle eines internationalen Konfliktes aus eigenem Entschluß neutral zu verhalten und diese Neu­tralität schon im voraus durch einen entspre­chenden Rüdeversicherungsvertrag bzw. durch ein Nichtangriffsabkommen mit der Sowjet­union zu gewährleisten.

In politischen Kreisen Ankaras wird betont, die Sowjetunion habe bemerkenswerterweise auch die türkische Regierung wissen lassen, daß eine Beteiligung der Türkei an dieser Neutralitätspolitik im Nahen Osten erwünscht wäre. Sowjetischerseits sei bei einem entspre­chenden Vorfühlen in der türkischen Haupt­stadt darauf hingewiesen worden, eine starke und überzeugende Neutralität der Türkei werde von seiten der UdSSR sorgsam respek­tiert werden, so daß es für Ankara überflüs­

sig werde, die bisher erfolglosen Bemühungen um eine Aufnahme in den Atlantikpakt wei­ter fortzusetzen. Damit dürfte Sowjetrußland offensichtlich die türkische Verstimmung über die bisherige ablehnende oder aufschiebende Behandlung des türkischen Ersuchens um Auf­nahme in den Atlantikpakt auszuwerten be­müht sein.

Es liegen bereits Anzeichen dafür vor, daß sowohl von englischer als auch von amerika­nischer Seite auf Grund gewisser Meinungs­verschiedenheiten vorerst getrennt diplo­matische Schritte eingeleitet werden, um den äußerst geschickten diplomatischen Schachzü­gen der Sowjetunion zu begegnen, die eine Neutralisierung des östlichen Mittelmeerrau­mes anstreben, was eine weitgehende Aus­schaltung der westlichen Kontrolle in diesem Gebiet bedeuten würde, besonders wenn im Zusammenhang damit auch noch die zwischen den arabischen Staaten diskutierteNeutra­lisierung des Erdöls Fortschritte machen würde.

Amerikas pazifische Pläne

Der japanische Friedensvertrag / Nächster Schritt: Ein Paktsystem

LOS ANGELES. Der amerikanische Sonder­botschafter John Foster D u 11 e s erläuterte am Samstag in einer Ansprache in Los Ange­les den Entwurf für einen japanischen Frie­densvertrag, der vor einigen Tagen allen in­teressierten Mächten einschließlich der Sowjet­union von der amerikanischen Regierung zu­geleitet worden war.

Dulles erklärte. Amerika plane drei Ver­träge für den Pazifik, die die Sicherheit die­ses Gebietes vor Agressionen gewährleisten und einer Garantie für die Erhaltung des Frie­dens in dieser Erdhälfte dienen sollten. Es

Australien vor Neuwahlen

Menzies ungefährdet ) Regierungskoalition und Kommunisten appellieren an Nationaigefühl Von unserem Londoner Dr. Sch.-Korrespondentan

Schon nach anderthalb Jahren Amtszeit mußte sich die australische Regierung ent­schließen, Parlament und Senat auf lösen zu lassen und um Neuwahlen zu ersuchen. Der Kampf gegen den Kommunismus hat sich in Australien derartig zugespitzt, daß die Regie­rung durchgreifen wollte. Sie möchte die Par­tei illegal erklären und Kommunisten verhin­dern, Gewerkschaftsposten zu übernehmen, zumindest in den Schlüssel- und Rüstungs­industrien. Aber der oberste Gerichtshof, den die Gewerkschaften anriefen, entschied, daß ein solches Vorgehen der Regierung ungesetz­lich sei. Die Regierung hatte sich auf den Standpunkt gestellt, daß sie unter denVer­teidigungsmaßnahmen dieses Gesetz durch­bringen könnte, da ja derKalte Krieg einen solchen Notstand bedeute. Der oberste Richter stimmte zwar der Ansicht der Regierung zu, atSSf die sechs anderen Richter waren anderer Meinung, und so wurde den Gewerkschaften recht gegeben. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß das kommunistische Element in­nerhalb der Gewerkschaften hier treibend war.

Ganz allgemein war aber die Arbeit der Re­gierung dadurch unerhört erschwert worden, daß sie mit einem Senat Zusammenarbeiten mußte, der noch über eine Labourmehrheit verfügte. Der Senat ist nach dem Proporz­system gewählt und wird normalerweise zu anderen Zeiten als das Unterhaus gewählt. Wenn das Unterhaus, in welchem die Regie­rung eine Mehrheit besaß, auch Gesetze be­schloß. so konnte der Senat noch immer die Einführung der neuen Maßnahmen verhindern oder wenigstens verschieben. So war letzten Endes der Beschluß des Obersten Gerichtshofs nur noch das Tüpfelchen auf dem i, das Men­zies dazu bewog, auf dieser Basis nicht mehr weiterzuarbeiten und die Auflösung des Un­terhauses und des Senats zu verlangen. Er ist seiner Sache recht sicher. Erhebungen haben ergeben, daß die öffentliche Meinung im all­gemeinen hinter ihm steht (nur ein Prozent

seiner Mehrheit habe er verloren), während er überzeugt ist, daß ein Zustand, bei welchem er nicht wirkungsvoll regieren kann und ihm dauernd in die Arme gegriffen wird, ihn seine Popularität auch auf die Dauer kosten würde. Schwieriger allerdings ist seine Stel­lung im Senat. Hier besitzt die Labourpartei, also die. Opposition eine Mehrheit von acht (es gibt 26 Senatoren der Regierungskoalition, also der Liberalen und der Landpartei, und 34 der Labourpartei), während im Unterhaus umge­kehrt 74 Regierungsabgeordneten nur 47 La- bourabgeordnete gegenüberstehen.

Die Wahlen werden am 28. April stattfinden und der Wahlkampf beginnt sofort. Das Pro­gramm der Regierungspartei lautet: Ein Refe­rendum, um der Regierung die Ermächtigung zu geben, die Kommunistische Partei zu ver­bieten, Schiedsgerichtsurteile rechtskräftig zu machen, geheime Wahlen bei den Gewerk­schaften zu erzwingen und das Land im gan­zen auf eine ,halbkriegsmäßige Basis zu stel­len.

Der Schlachtruf der Labourpartei hingegen, in erster Linie vertreten von dem tatkräftigen früheren Außenminister Evatt, ist:Hart sein gegen die Japaner. Die Australier haben sich ja schon lange dafür eingesetzt, daß mit Japan nicht so glimpflich umgegangen werden sollte. Aber es ist den Amerikanern gelungen, den australischen Premierminister Menzies davon zu überzeugen, daß die politische Weltsituation, besonders im Femen Osten, zu ernst sei, als daß man sich den Luxus von Ressentiments leisten könnte, sondern gerade die Japaner zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gebrauche. Die jetzige australische Regierung hat des­halb, im Gegensatz zur Opposition, keine eigene Politik gegenüber Japan angemeldet. Während also die Liberalen und Konservativen mit einer heftigen Agitation gegen die Kom­munisten an das nationalistische Gefühl appel­lieren wollen, versuchen es die Sozialisten mit dem Kampfgeschrei gegen die Japaner.

handle sich dabei um den japanischen Frie­densvertrag, einen amerikanisch-japanischen Sicherheitspakt und um einen pazifischen Si­cherheitspakt. der mit Australien und Neu­seeland abgeschlossen werden und die Gewähr dafür bieten solle, daß der alte Militarismus in Japan nicht wieder auflebt.

Der Friede mit Japan müsse einFriede der Versöhnung werden Er werde dasRecht der Selbstverteidigung im Sinne der UN- Charta festlegen. Man hoffe, daß die Sowjet­union mit unterzeichnen werde. Wenn sie fern­bleibe, könne dies den Abschluß des Friedens­vertrages jedoch nicht verhindern.

Der Friedensvertrag mit Japan enthält fol­gende Hauptpunkte: Das japanische Staatsge­biet Wird auf die japanischen Hauptinseln und die kleineren dazugehörigen Inseln be­schränkt. Japan muß auf alle Ansprüche auf Korea, Formosa, die Fischerinseln und das antarktische Gebiet verzichten Japan erhält das Recht, eigene Verteidigungsvorkehrungen zu treffen und sich an kollektiven Verteidi­gungsvorkehrungen zu beteiligen. Handelsab­machungen sollten späteren Verhandlungen zwischen einem freien Japan und anderen be­freundeten Nationen Vorbehalten bleiben. Falls Janan es wünscht, wird die USA die weitere Stationierung von Truppenin und um Japan wohlwollend erwägen. Vorschläge zu einer Begrenzung der amerikanischen Schiffsbaukapazitäten sind in das Vertrags­werk nicht aufgenommen worden.

Der Fiskus pafft mit

BONN. Der Bund der Steuerzahler veröf­fentlichte am Samstag in Bonn das Ergebnis einer Untersuchung über die steuerliche Be­lastung einer Reihe von Gegenständen des täglichen Bedarfs. Es wurde festgestellt, daß der Steueranteil des Verkaufspreises bei Bier 19,5, bei Branntwein 42. bei Kaffee 44.4 und bei Tee 45,5 Prozent betrage. Und wenn der Tee gesüßt werde, so seien beim Zucker auch noch einmal 35,5 Prozent an den Fiskus abzu­liefern. Weiter wird gesagt:Steckt sich der Steuerzahler einer wohlverdiente Zigarre an, der Fiskus pafft mit! 38 bis 42 Prozent sind Ihm sicher. Wenn es aber um Zigaretten geht, dann ist der Fiskus gleich mit 71 Prozent be­teiligt. Selbst 55.5 Prozent des Ladenver­kaufspreises der Streichhölzer entfallen auf die Steuer. Am Schlüsse einer langen Liste heißt es dann, dabei seien die sogenannten di­rekten Steuern, wie zum Beispiel die Ge­werbesteuer, in dieser Aufstellung noch nicht einmal berücksichtigt,

Monstreprozeß um ein Zugunglück

NEAPEL. Um eine Schadenersatzforderung von einer Milliarde Lire (6,3 Millionen DM) gegen den italienischen Staat geht ein Prozeß um denTodeszug 8017", der am Samstag vor einem Berufungsgericht in Neapel begann. Kläger sind die Hinterbliebenen von 435 ita­lienischen Flüchtlingen, die im März 1944 auf diesem Zug in den Tod fuhren Erst nach Kriegsende ist das Geheimnis um die Kata­strophe ganz gelüftet worden. Die alliierten Militärbehörden hatten 47 offene Güterwagen requiriert und zu dem Sonderzug Nr 8017 zu­sammenstellen lassen, der von Ssl°rno aus nach Tarent abgeschickt wurde Hunderte von Flüchtlingen fuhren mit. Über 600 Menschen lagen, größtenteils schlafend, auf den offenen Waggons, als der überlastete Zug bei Nacht in einem Tunnel in der Nähe von Balvano stecken blieb Durch die im Tunnel angesam­melten Kohlenoydgase der beiden Lokomoti­ven erstickt, schliefen 435 von ihnen in den Tod.

Fernsehen im Gefechtsstand

NEW YORK. Eine leichte, tragbare Fernseh­kamera mit angeschlossenem Sender, die den Truppenführem die Kontrolle über die Vor­gänge auf dem Schlachtfeld von ihrem Ge­fechtsstand aus erlaubt, ist von derRadio- corporation of America erfunden worden. Das von einem Mann zu bedienende Batterieserät kann Bild und Tonsendungen an einen bis zu 1,6 km entfernten Aufnahmepunkt senden Die Kamera wiegt 4 kg und kann für Dauerauf­nahmen auf ein Stativ gesetzt werden. Der 53 Pfund schwere Sender wird auf dem Rük- ken getragen.

Höhere Aufwendungen für Berlin

Landtagspräsident Gengier Aber Berliner Probleme

BERLIN. (Eig. Bericht.)Wir sind hierher ge­kommen, um zu sehen, zu hören und uns zu informieren, erklärte Landtagspräsident Karl G e n g 1 e r, der als Mitglied des Berlin-Aus­schusses des Bundestags mit diesem zurzeit in Berlin weilt, unserem EFO-Mitarbeiter.Eis hat eine sehr aufgeschlossene Aussprache statt­gefunden. Wir haben uns davon überzeugt, daß der Sozialaufwand in Westberlin außer­ordentlich hoch ist, obwohl die Unterstützun­gen noch hinter den Sätzen des Bundes zu­rückstehen. Der Bund muß jedenfalls mit wesentlich höheren Aufwendungen für Ber­lin im Etatjahr 1951 rechnen und zwar mit einer Steigerung um mehrere hundert Mil­lionen DM.

Gegen die von dem regierenden Berliner Bürgermeister, Prof. Reuter, erneut gefor­derte Verlegung von Bundesbehörden nach Berlin, ist nach Genglers Überzeugung keine grundsätzliche Opposition vorhanden. Nur sind dabei zwei Bedenken von Bedeutung: 1. Es muß die Gewähr für gewisse Bundesbehörden gegeben sein, daß sie nicht u. U. Zugriffen aus dem Osten ausgesetzt sind. 2. Es können nicht

Behörden mit großem Publikumsverkehr, z. B. Wirtschaftsbehörden, nach Berlin verlegt wer­den, solange nicht die Verkehrsmöglichkeiten andere sind.

Die Berliner "Besprechungen des Bonner Ber­lin-Ausschusses verliefen in einem Geist, den der Vorsitzende dieses Ausschusses. Dr. B u - cerius, in seiner Entgegnung auf die Be­grüßungsansprache des regierenden Bürger­meisters, Prof. Reuter, in die Worte faßte:Sie dürfen die Überzeugung haben, daß Ihre Sache die unsere ist

Bundesminister Jakob Kaiser versicherte am Donnerstag nach einer Besichtigung der Reichstagsruine in der Nähe des Brandenbur­ger Tores, daß er sich in Bonn für den Wie­deraufbau des Gebäudes einsetzen wolle. Sach­verständige schätzen die Kosten auf 20 Mil­lionen DM. Kaiser meinte, ein derartiger Auf­bau würde ein Sinnbild der Bemühungen für die Wiedervereinigung Deutschlands sein. Wenn der Bundesflnanzminister die Gelder für die Instandsetzung nicht frei machen könne, so sei zu überlegen, ob man nicht zu einer großen nationalen Sammlung aufrufen solle

Der Himmel Im Anrii

Der Löwe, der zum Jahresbeginn gerade eben aufging, ist bis Mitte April das beherr­schende Frühlingsstembild. Zwischen ihm und dem Horizont windet sich die Wasser- Schlange, die außer ihrem Hauptstem Al- phard, mit einer der Helligkeit der großen Bärsteme gleichkommenden Lichtstärke, nur schwache Sterne besitzt. Ihr Kopf beginnt nahe unterhalb des Krebs in Höhe von Prokyon im Kleinen Hund, der etwas westlich liegt. Zum Auffinden dieser unauffälligen Bilder gehört zwar mehr Übung und Geduld, ist aber um so reizvoller.

Ende April bis Anfang Mai löst die Jung­frau als zweites typisches Bild des Frühjahrs den Löwen ab, indem sie in dieser Zeit um 22 Uhr ihre höchste Stellung am Himmel ein­nimmt. Man kann sie sich, was jedoch für die antike Vorstellung nicht galt, als liegende Frauengestalt mit ausgebreiteten Armen vor- stellen Sie ist durch ihren Hauntstem Spika (zu deutsch Ähre), ein Stern erster Größe, cha­rakterisiert und wurde schon in Babylon und später in Ägypten mit der Bedeutung Segen, Erleuchtung und Fruchtbarkeit verknüpft. Bei den Griechen wird das Bild mit Dike, der Göttin der Gerechtigkeit, und Demeter, der großen Erdenmutter, die den Ackerbau gelehrt und den Menschen das Korn geschenkt hat, in Verbindung gebracht. In der Jungfrau ver­einen sich mythologisch das Geheimnis der Schöpferkräfte im Schoß der Erde mit der Ge­rechtigkeit und Ordnung, dem Grundprinzip des Kosmos. Es ist daher verständlich, daß die Ägypter } n dem Bild die Göttermutter Isis sahen, während man in christlicher Umdeutung häufig die Madonna im Ährenkleide abgebil­det findet.

Wie inComa können wir im nördlichen Teil der Jungfrau auf engem Raum mit einem lichtstarken Instrument über 800 Spiralnebel finden, den sogenannten Coma-Virgohaufen

Von den Wandelsternen steht der eilig um die Sonne kreisende Merkur noch im Mittel­

punkt unserer Betrachtung. Wir werden wohl die günstige Gelegenheit dieses sichselten machenden Planeten nicht versäumen. Seit seiner oberen Konjunktion mit der Sonne (diese steht also zwischen Erde und Planet) eilte er ihr voraus und vergrößerte somit sei­nen Abstand nach Osten. Bis zum 10. April ist er im Widder relativ gut auffindbar, da er am Abend bis zu zwei Stunden (am 5. April) spä­ter als die Sonne untergeht Am 14. April wird er stationär und läuft dann wieder zurück in Mutter Sonnes Arme", bis am 24. April die untere Konjunktion erreicht ist (Planet steht zwischen Sonne und Erde), so daß er in den kommenden Wochen, vom Sonnenlicht über­strahlt, unsichtbar bleibt. So schnell Merkur im März ins Blickfeldherausschoß, so schnell ist er jetzt wieder verschwunden.

Die eigentliche Regentin des Abendhimmels ist noch immer unumstritten Venus, die im Stier erst 3 Stunden nach der Sonne untergeht. Wie im März ist Saturn ihrGegenspieler, der nach ihrem Untergang am Nachthimmel allein herrscht, denn Mars und Jupiter blei­ben noch unsichtbar. S. K.

Deutsche Musikbühne

Als vor geraumer Zeit das Operettenthea­ter Villingen und das Hohenzollerische Lan­destheater Sigmaringen schließen mußten, entstand mit Unterstützung des badischen Staates in Freiburg eine neue Bühne Man übernahm einige Kräfte der früheren Thea­ter, ein kleines Orchester, Sänger, Chor und Ballett kamen dazu und Intendant S c h m i d begann im Herbst von vom Das Spielgebiet war nun doppelt so groß geworden, es wurde aber nicht mehr das Schauspiel ge­pflegt, man kam vielmehr darauf, dem Pub­likum in den vielen größeren und kleineren Städten zwischen Baden-Baden, Freiburg, Konstanz und Reutlingen Spielopern und Operetten zu bieten. Es war bezeichnend für den Ernst, mit dem die Deutsche Musikbühne

Freiburg ihre Aufgabe anpackte, daß man dieEntführung aus dem Serail von Mozart an den Beginn des Programms setzte Wenn auch naturgemäß keine geschlosssene Auf­führung zustande kam Solisten wie über­haupt das ganze Ensemble waren ja bunt zu­sammengewürfelt. so fand sich doch be­reits ein begeistertes Publikum ein.

Wer dieEntführung gesehen hatte, emp­fahl die Bühne weiter und beim nächsten Stück, 'derFledermaus, die jetzt noch auf dem Spielplan steht, waren von der ersten Aufführung im Januar bis heute fast alle Vorstellungen so gut wie ausverkauft. Seit Ende Februar wird jetzt Lehars Operette Das Land des Lächelns gespielt und wieder sind die Vorstellungen ausverkauft.

Trotz der anstrengenden Arbeit, in der das Ensemble steht einem richtigen Reper­toirebetrieb stellen sich große technische und finanzielle Schwierigkeiten entgegen. ist die Musikbühne zu einer Einheit zusammen­gewachsen, die Immer mehr Früchte trägt. Wenn man auch heute in Lahr, morgen in Hechingen und übermorgen in einem Schwarzwaldort spielt und vor Mitternacht nicht zum Schlafen kommt überall strahlt die Dankbarkeit der Besucher auf das En­semble zurück Den ganzen Winter über ist keine nennenswerte Erkrankung oder Umbe­setzung notwendig gewesen, und wenn sich die Bühne vollends ihren Platz gesichert hat, werden auch in technischer Hinsicht Pro­ben. Ruhetage usw, Erleichterungen mög­lich sein

In Aussicht genommen sind im Laufe des Jahres bereits Opernaufführungen zusammen mit dem Reutlinger Symphonieorchester, das mit seinen 45 Musikern auch die Tore zur großen Oper öffnen würde. Für derartige Aufführungen, die auch eine Vergrößerung des übrigen Apparats notwendig machen wür­den. kämen aber nur größere Orte in Frage.

Man darf die Aufgabe dieser Bühne nicht

gering achten. Das Niveau der ersten drei Inszenierungen läßt noch manches erhoffen. Die Schnelligkeit, mit der die Deutsche Mu­sikbühne ein zahlreiches Publikum für sich gewonnen hat, zeigt die Berechtigung dieses Theaters zur Genüge. gw.

Kulturelle Nachrichten

Die Gesellschaft für angewandte Mathematik beendete am Samstag in Freiburg ihre diesjäh­rige Jahrestagung. Auf dem Kongreß wurden Fragen des Instrumentellen und maschinellen Rechnens behandelt. *

EineNorddeutsche Stiftung" die der Pflege der nordostdeutschen Kultur und Tradition die­nen soll, wurde in Lüneburg gegründet.

Die diesjährigen deutschen Akkordeonmeister­schaften werden vom 23 bis 24 Juni wiederum in Stuttgart-Bad Cannstatt ausgetragen. Dabei werden der deutsche Akkordeonmeister 1951 und der diatonische Meisterspieler 1951 ermittelt

Der Schriftsteller Dr. Egon Caesar C o n t e Corti, Wien einer der meistgelesenen Bio­graphen der Gegenwart, vollendet heute sein 65. Lebensjahr.

Neue Reclambändchen

Werner Bergengruen Die Feuerprobe. Novelle. 7214.

Friedrich Hebbel. Die Nibelungen. Ein Trauerspiel. (Der gehörnte Siegfried Siegfrieds Tod - Kriemhllds Rache) 3171/72.

Gottfried Keller, Dietegen. Erzählung. 6177.

Heinrich von Kielst. Penthesilea. Trauer­spiel. 1305.

Conrad Ferdinand Meyer. Angela Bor­gia. Novelle. 6946(47

S a 1 1 u s t. Die Verschwörung des Catlllna. Aua dem Lateinischen übersetzt und eingeleitet von Lud­wig Rumpel. 889.

William Shakespeare, Was ihr wollt. Lustspiel in fünf Aufzügen. In der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel. 53.

Theodor Storni Die Regentnide und andere Märchen. 7668.