DerGrand Canal dAlsace

Droht die Versteppung der Oberrhein-Ebene?

(Md.) Ara 1. April 1952, in vierzehn Monaten also, wird die erste Turbine des Kraftwerkes Ottmarsheim im Elsaß mit einer Leistung von 53 000 PS laufen, die zweite Staustufe des Grand Canal dAlsace wird damit wie die erste zwischen Kembs und Hüningen dem Schiffsverkehr übergeben werden können und den alten Vater Rhein ein Stück mehr zu einem unnützen trägen Rinnsal machen, das allenfalls gut ist, die Abwässer der schweize­rischen Rheinstadt an der Grenze, Basel auf­zunehmen oder einen etwaigen Überdruck im Rheinseitenkanal ausgleichen zu helfen.

Der Dornröschenschlaf in dem die vielen kleinen elsässischen Rheinstädtchen zwischen Basel und Straßburg heute noch liegen, ist für Hüningen. Kembs und Ottmarsbeim. die südlichsten, schon längst vorüber Für die nördfch davon liegenden ist er zeitbegrenzt: je weiter der Kanal von Staustufe zu Stau­stufe wächst, setzt er ihm ein Ende. In Ott­marsheim der großen Baustelle, hat die Elec- tricite de France (EDF), die große franzö­sische Elektrizitätsgesellschaft die den Kanal baut, zwischen der Stadt und dem Rhein eine Siedlung entstehen lassen, in der die allein beim Kraftwerk Ottmarsheim beschäftigten rund 5000 Arbeiter mit ihren Familien unter­gebracht sind Der Besucher darf diese aus schmucken Einfamilienhäusern bestehende Siedlung wie auch das Kraftwerk selbst nur von der Peripherie her bestaunen Große Schilder in französischer Sprache verwehren den Entritt und verbieten das Photographie­ren Der Pförtner, den man fragt, weist in elsäss ; scher Mundart darauf hin, daß selbst Verwandte das Werk nicht besichtigen dür­fen; wegen der Unglücke, die bisher passiert se'en, und wegen der Werkspionage Hier wurden im vergangenen Jahr fast 320 000 Kubikmeter Beton für die Schleusenanlagen und den Kraftwerksaushub verbraucht, ins­gesamt werden für die eine Schleusenanlage etwa 700 OOQ Kubikmeter Beton nötig sein. Modernste Mittel, wie zum Beispiel die Bucyrus-Baggermaschinen, die allein jeweils 700 Arbeitskräfte ersetzen sind eingesetzt. Eine Verschiebung von 18 Millionen Kubik­metern Erde ist nötig, um die 16 Kilometer lange Staustufe zwischen den Kilometerstei­nen 180 und 195 auszugraben Die beiden gro­ßen Schleusen von Ottmarsheim, die eine Schiffahrt ermöglichen werden, sind 180 Me­ter lang und 23 beziehungsweise 12 Meter breit. Der Wasserspiegel des großen Zulauf­und Schiffahrtkanals wird 131 Meter breit sein, also etwa 2 Meter breiter sein als der Suezkanal; an se'ner Sohle, die etwa sieben Meter tiefer liegt, wird die Breite noch 80 Meter betragen Das Rheinwasser schließlich und dabei geht es bei der ganzen Anlage, das durch den Zulaufkanal nach dem Kraft­werk Ottmarsheim geschieußt wird, wird mit einem Gefälle von 16,4 Metern durch vier Turbinen gejagt, von denen jede m ; t einer Gechwindigkeit von 93 Touren in der Minute 53 000 PS leisten soll. Die an die Turbinen angeschlossenen Wechselstrommaschinen lei­sten 12 000 Volt bei einer Erzeugung von 39 000 kWA Die jährliche Produktion des Ge­samtwerkes 9oIl rund 1 Milliarde Kilowatt­stunden Strom betragen.

Die andere Seite

Die westdeutsche Presse hat schon mehr­fach über den Bau dieses Kanals berichtet, jedoch immer nur unter dem Gesichtspunkt einerDemontage des Oberrheins, die die ganze oberrheinische Landwirtschaft ruinie­ren werde Dabei wurde häufig übersehen, daß die Versteppung des rechten badischen. Rheinufers auch das linke betrifft und daß sie auf die sogenannteTullasche Rheinkorrek­tion vor hundert Jahren zurückzuführen ist. Diese Korrektion machte aus dem früheren Rheindelta, das das Gebiet versumpfen ließ, einen einzigen Flußlauf und verkürzte den

Rhein um etwa hundert Kilometer. Die da­durch um 30 vom Hundert gesteigerte Strom­geschwindigkeit verursachte eine stärkere Erosion, die den Grundwasserspiegel ständig sinken und auf der linken Seite allein etwa 10 000 Hektar Land versteppen ließ. 78 vom Hundert des Ertrages gingen dadurch verlo­ren. Die sich 1890 bereits zusammenschließen­den Rheingemeinden forderten die ebenfalls von Tulla erwogenen Bewässerungsanlagen, die bisher nicht gebaut werden konnten Hier erst kommt derGrand Canal dAlsace in das Blickfeld der Erwägungen Sämtliche Pläne, die sich bis 1914 mit dem Bau von Be­wässerungsanlagen beschäftigten, erwiesen sich als zu kostspielig und erhielten erst mit der Gewinnung von Kraftstrom durch Was­serkraft ein anderes Gewicht Sie konnten je­doch nicht ausgeführt werden, weil der Ver­sailler Friedensvertrag eine von Frankreich geforderte Bestimmung enthielt, daß Deutsch­land auf der rechten Rheinseite weder einen Seitenkanal bauen, noch Ableitungen unter­nehmen oder zulassen dürfe Nach Artikel 358 des Vertrages hat Frankreich dagegen das Recht, zu jedem Zweck Wasser aus dem Rhein zu entnehmen und auf dem deutschen Ufer alle für die Ausübung dieses Rechts erforder­lichen Arbeiten durchzuführen Die Hälfte des Wertes der tatsächlich gewonnenen Kraft muß entweder in Geld oder in Kraft vergütet wer­den. Der errechnete Ertrag soll, falls eine Vereinbarung nicht zustande kommt, durch einen Schiedsspruch bestimmt werden, die Ausübung dieser Rechte soll weder die Schiff­barkeit beeinträchtigen, noch die Schiffahrt schädigen.

Das Gesamtwerk Von 1929 bis 1932 wurde auf Grund dieser Bestimmungen der erste Teil dieses Riesen­projektes die Staustufe von Hüningen bis Kembs fertiggesteilt 1945 hat Frankreich die Wahrnehmung der deutschen Interessen am Oberrhei n übernommen. Die Vereinigten Saaten stellten 30 Millionen Dollar und einen großen Maschinenpark zur Weiterführung der Arbeiten zur Verfügung. Bereits im Sommer 1848 wurde mit dem Ausbau der zweiten

Stufe von Kembs bis Ottmarsheim begonnen. Die Leistung des Werkes Ottmarsheim zusam­men mit der Leistung des Kembser Werkes könnte den Bedarf beispielsweise des ganzen Landes Baden decken Im Rahmen einer euro- sehen Verbandswirtschaft, wie sie zum Teil schon jetzt besteht, würde eine jährliche Pro­duktion der geplanten Staustufen bis Stiaß- burg von vier Millionen Kilowattstunden die Kapazität der europäischen Energieversor­gung wesentlich erhöhen. Die EDF würde gleichzeitig zum größten Stromproduzenten Europas

Die deutschen Bedenken gegen den Bau des Kanals befassen sich nur mit der bereits er­wähnten Versteppung der oberrheinischen Landschaft und mit Fragen der Schiffahrt Aber selbst im letzten Punkt sind die Mei­nungen geteilt. Die Hafenbautechnische Ge­sellschaft in Karlsruhe, die kürzlich eine Ta­gung abgehalten bat. stellte sich demgegen­über auf den Standpunkt, daß eine Groß­schiffahrt nach Fertigstellung des Kanals nicht mehr möglich sei. Ebensowenig könnten sich Umschlag- und Industrieanlagen auf dem rechten Rheinufer ansiedeln oder entwickeln In Straßburg ist man, besonders was den ersten Einwand betrifft, anderer Meinung. Der Generalsekretär des autonomen Straßburgers Hafens erklärte dem Schreiber dieser Zeilen, daß bei einem durchgehenden Kanal von Straßburg bis Basel Schlepper mit fünf bis acht geladenen Kähnen ohne Schwierigkeiten passieren könnten, während es heute, je nach dem Wasserstand schwierig sei, nr't zwei leicht geladenen Kähnen bis Basel durchzu­kommen

Die Versteppung ist auch auf der elsässi­schen Seite eingetreten. Auch hier sind Be­wässerungsanlagen nötig, und die auf der elsässischen Seite zusammengeschlossenen Ge­meinden, denen wie den Deutschen die Ent­nahme von Wasser für Bewässerungsanlagen verboten ist, haben gerade jetzt nach einem Prozeß mit der EDF einen Vergleich erwirkt. In Straßburg ist man im einen wie im ande­ren Falle optimistisch. Das großartige Projekt, so meint man, werde zwar auch in Zukunft noch Opfer fordern, aber man sehe nicht ein, weshalb nicht wie in so vielen Dingen ein Weg gefunden werden sollte, der den Bauern ihr Wasser für die Bewässerung und den Kraftwerken das ihre für die Stromproduk­tion geben würde.

Der umstrittene Fossm in

Eine Stellungnahme der Kinobesitzer

HERFORD. Vor Anlaufen des Forstfilms die Sünderin" erklärte das Vorstandsmitglied des Verbandes der Filmtheaterbesitzer, es scheine den meisten Besuchern nicht bekannt zu sein, daß eine Finanzierung der Filmproduktion nur möglich sei, wenn über die Streifen lange vor ihrer Fertigstellung Verträge abgeschlos­sen würden, die von einem Finanzierungsin­stitut genau so diskontiert würden wie ein Wechsel. Auf Grund der fehlenden Bargelder müsse die Produktion auf das sogenannte Btad- und Blockbuchen" zurückgreifen. Es bestehe für die Kinobesitzer daher keine Mög­lichkeit mehr, von einem derartigen Filmver­trag zurückzutreten, ohne sich schadenersatz­pflichtig zu machen. DieSünderin sei als ethisches Frauenschicksal angekündigt wor­den und habe eine Bundesausfallbürgschaft erhalten.Wir müssen es ablehnen, so sagte der Vorsitzende,daß sich die Kritik jetzt ge­gen uns richtet, statt sich an diejenige Adresse zu wenden, die es angeht; es sei verwerflich, einen genehmigten und zensierten Film durch denTerror der Straße abwürgen zu wollen. Dagegen habe jeder Staatsbürger das demo­kratische Recht, den Film durch einen Besuch anzuerbennen oder durch Nichtbesuch abzu­lehnen.

Wie in verschiedenen anderen Städten machten auch in Herford Stadtverwaltung und Stadtjugendrihg Bedenken gegen die Auffüh­rung derSünderin geltend. Der Besitzerder Herforder Wittekind-Lichtspiele entschloß sich zu folgender Kompromißlösung:" immer dann, wenn in dem Streifen Szenen kommen, die als anstößig und demoralisierend betrachtet werden könnten, läßt er eine Klappe vor den Vorführapparat fallen. Wenn die anstößigen Szenen vorbei sind, wird die Klappe wieder hochgezogen.

Fernmeldesäulen

BONN. Vom 1. März an werden auf der Autobahn Köln-Frankfurt am Main Fernmel­desäulen in Betrieb genommen, gab das Bun­desverkehrsministerium bekannt. Die Säulen, die in einem Abstand von etwa drei Kilometer aufgestellt werden und allen Verkehrste ; Jn-- h- mern zur Verfügung stehen, können nur für Notrufe zur nächstgelegenen Straßenmeisterei benutzt werden.

Keine Grußpflicht

BiauweißeRiickspiegelungen

Verstärkte Auflösungserscheinungen der Bayernpartei

Seit die neue bayerische Regierung steht, fallen selbst älteste Säulen der Bayernpartei um und zwar gleich reihenweise. Mit den Ab­splitterungen von der Bonner Bayernpartei- Fraktion fing vor Monaten der Auflösungspro­zeß im überspitzt partikularen Lager an und in den iieimatrehen Gefilden eilt er jetzt sei­nem dramatischen Höhepunkt entgegen. Etwa ein Drittel der in den neuen Landtag gewähl­ten 39 Abgeordneten der Bayernpartei wartet offenbar nur auf das richtige Startzeichen, um im hohen Hause an der Isar neue wärmende Nistplätze aufzusuchen Denn es weht eine gar eisige Luft im Reiche der ungezügelten, überhitzten Autochthonen, deren Anführer Dr. Baumgartner fahrlässig durch die engen Ventile des Wahlkampfes allzu schrille, alle Welt vergrämende partikularistische Pfiffe von sich gegeben hatte Aber bevor noch die Wür­fel über die sich deutsch ankündigenden inter­fraktionellen Umgruppierungen zum Haupt­vorteil der CSU hinter den dicken Mauern des Maximilianeums gefallen sind, haben bereits älteste Kämpfer der Bayernpartei, denen kein Parlamentssitz zuteil wurde, in hellen Scha­ren dasSammelbecken aller aufrechten Bayern verlassen, nicht ohne zuvor nach neuen Ufern Ausschau gehalten zu haben Diese Ufer sind freilich steinig und un­fruchtbar.Rückspiegelungen nennt man die­sen politischen Vorgang, der durch den miß­

glückten Sprung des Partei Vorsitzenden Dr. Baumgartner auf den seit langem freien Sitz eines Geschäftsführers des Bayerischen Bauern­verbandes nur forciert wurde. Leute mit Akro­batenhumor stellen dieseNummer so dar, als ob Hundhammer und Schaffer dem Josef Baumgartner diesen begehr­ten, auch finanziell attraktiven Stuhl hinge­halten hätten, während Horlacher und S c h ö g 1 im letzten Moment den Sessel wie­der wegzogen. Der Plan Hundhammers, so sagt man, mit Hilfe Baumgartners den Bauern­verband mit seinen 750 000 Mitgliedern zu einem Reservoir aller partikular-konservativ- christlichen Kräfte auszubauen und gleich­zeitig die Bayernpartei Männern wie L a 11 i n- ger und Fischbacher hoffnungslos aus­zuliefern, schlug fehl. Bei einem Schögl und Horlacher ist nun einmal die Freude über die Heimkehr und Bekehrung eine Sünders nicht größer als die über hundert Gerechte.

Inzwischen rüstet man sich in aller Stille bei der CSU und ihrer Landtagsfraktion, die verlorenen Söhne auf biblische Weise mit offenen Armen aufzunehmen. Wenn dieser in­terfraktionelle Erdrutsch gelungen ist, wird freilich der weißblau betonte oder auch über­betonte Hundhammer-Flügel eine merkliche Stärkung erfahren, eine Entwicklung, die viel­leicht die CSU zu einem gewissen Kurswech­sel ver leiten könnte. -t-

BONN. Es bestehe für Angestellte des Bun­deshauses keinerlei Grußpflicht Bundestags­abgeordneten gegenüber, erklärte der Bundes­tagspräsident Dr. Ehlers im Bundestag. Er dementierte damit Meldungen, denen zufolge eine Vorschrift für alle Bundeshausangestell­ten bestehe, Abgeordnete zu grüßen. Nur wo es sich um Bekannte und Freunde handele, er­fordere die Höflichkeit, daß man sich grüße, sarte Ehlers.

Papst Pius XII. feiert heute seinen 75. Ge­burtstag und 12. Jahrestag seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche Foto AP

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Der Sternen h'Himel im März

Für den Sternbeobachter sind die Nächte der ersten Märzhälfte am günstigsten, da Voll­mond erst am Freitag, dem 23 März, ist. Die­ser Tag muß also Karfreitag sein, denn nach alter Vereinbarung wird der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond als Oster­fest gefeiert. Am 21. März, um 11.26 Uhr. kommt die Sonne in den Frühiingspunkt, d. h also in das TierkreiszeichenWidder, wo sich Sonnenbahn und Himmetsäquator schneiden. Vom Fnühiingsbeginn bis zur Sommersonnen­wende. verlaufen nun die Sonnenbögen von Tag zu Tag immer nördlicher vom Himmels­äquator, bis sie am Wendekreis des Krebses Ihren größten Umfang haben.

Bei Einbruch der Dunkelheit strahlt am Abendhimmel einsam die silberne Venus, de­ren Schtbarkeitsdauer bis auf 3 Stunden an­wächst. Ihre beidenPartner, mit denen sie im Februar eininniges Zusammentreffen hatte, haben sie nun verlassen: Jupiter wird durch das Licht der Sonne (Konjunktion) über- srtahit und Mars bleibt in der hellen Abend­dämmerung unsichtbar. Nur Saturn, der am 20. März der Sonne gegenübersteht (Opposi­tion) und folglich die ganze Nacht über beo­bachtet werden kann, leistet dereinsamen Schönen Gesellschaft. Unser Hauptinteresse gilt diesmal unseremKleinen, für den sich vom 26. März bis etwa 10. April eine Auffin­dung am Himmel als besonders günstig er­weist, und zwar am Abendhimmel zwischen' Widder und Fische. Merkurs Untergangsdiffe­renz zur Sonne wächst bis auf l/t Stunde. Erst am 16. September und dann noch einmal am 17. Dezember ist derSchnelläufer, diesmal sm Morgenhimmel, relativ leicht zu entdecken.

Im Verlauf des März verändert sich gegen­über dem Jahresbeginn der Anblick des nächt­lichen Himmels grundlegend, denn dieWin- terstembilder neigen sich nun mehr und mehr nach Westen, um von den Frühlingsbil­

dern abgelöst zu werden. Im Tierkreis, wo Ende Februar die Zwillinge ihre höchste Stel­lung überschritten hatten, beherrscht als typi­sches Frühlingsbild der Löwe die Märznächte. In seiner markanten Form erkennt man deut­lich Kopf und Rumpf eines liegenden Wesens, obwohl die Sternbilder grundsätzlich nicht als Abbilder gedeutet werden dürfen, da sie für die Alten ausschließlich Symbolwert hatten. Regulus (Königstern), der genau auf dem Tier­kreis liegt und Deneboia (der kleine Schwanz­stern) sind die hellsten Sterne im Löwen Zwischen diesem und dem großen Bär findet sich eine Menge von regellos verteilten Ster­nen d : e das BildHaar der Berenike (astr. = Koma) bilden. Von den antiken Bildern ist es das zuletzt benannte, das der Astronom Konon von Samos ein Freund des Ardvmedes (gest. 235 v C.) zu Ehren der ägyptischen Königin Berenike aus einem Haarbüschel des Löwen zurLocke der Berenike umtaufte Den An­laß dazu gab ein Gelübde der Königin, die ihre Haare den Göttern opfern wollte, wenn ihr Gatte unversehrt aus dem Kriegszug in Syrien heimkehrte, was auch geschah. In diesem BüdeKoma erschlossen amerika­nische Riesenteleskope auf einer Fläche von rund 1,7° Durchmesser 800 Spiralnebel, also Weltensysteme nach Art unseres Milchstraßen­systems mit Myriaden von Sonnen.

Im Dienste Eichendorffs

Bestandsaufnahme und Aktivierung schlesischen Kulturgutes

Auf Einladung der Kulturstelle Schlesien tra­fen sich schlesische Künstler und Schriftsteller zu Rundgesprächen in Wangen (Allgäu), um die Möglichkeiten einer Aktivierung des reichen schle­sischen Kulturgutes für ganz Deutschland zu er­örtern. München erstellt einHaus des deut­schen Ostens als ostdeutsche Kulturzentrale. Der Wiederaufbau einer Gustav-Freytag-Gesell- schaft und die Einrichtung eines Gustav-Frey- tag-Museums, die Neugründung der Eichendorff- Stiftung und Herausgabe des Eichendorff-Jahr­buches, die Durchführung einer Bibliographie

des deutschen Ostens, die Sicherstellung des Her- mann-Stehr-Nachlasses, die Ermittlung des ost­deutschen Volksliederbestandes, die Sammlung aller musikgesehichtlichen Denkmäler jenseits der Oder-NeißeGrenze, die Wiederaufbau einer Eichendorff-Bücherei, die Bestandsaufnahmeder schlesischen Kunstdenkmäler, die Unterstützung der Grundlagen-Forschungsarbeiten des Mar- burger Herder-Instituts und der Veröffentlichun­gen des Göttinger Arbeitskreises, die Förde­rung der Werke lebender schlesischer Dichter, Komponisten, Schriftsteller und bildender Künst­ler standen im Mittelpunkt derWangener Ge­spräche", die durch die treffliche örtliche Orga­nisation und die überlegene Leitung des ober­schlesischen Dichtervaters Schulrat Schodrok und des Schriftstellers Rakette sowie die Teil­nahme von Autoren wie Willibald Köhler, Ar­nold Ulitz, Alfons Hayduk, Hans Niekrawietz und des Musikwissenschaftlers Professor Strecke schöne Erträge erbrachten. Durch die Anwesen­heit des früheren oberschlesischen Landeshaupt­manns Woschek, die tätige Unterstützung des Wangener Landrats Dr. Münch und des frühe­ren Oppelner, heute Wangener Buchhändlers Carl Ritter, der e'ne reich ausgestattete schle­sische Buchausstellung zeigte, und schließlich durch einen überraschend stark besuchten schle­sischen Dichterabend wurde das Treffen zu ei­nem weit über Schwaben hinausreichenden Be­kenntnis zur geistigen Welt Schlesiens, die seit Jahrhunderten lebendiger Bestandteil des ge­samtdeutschen Kulturgutes ist. H. Sch.

Welche Deutschen liest Frankreich?

Die lebhafte französische Diskussion um die Existentialphilosophie hat die Auflagen der Übersetzungen philosophischer Werke von Jas­pers und Heidegger ln Frankreich stark anstei- gen lassen. Daneben werden Autoren wie Rein­hold Schneider und Karl Barth stark beachtet. Elisabeth Langgäßer gilt als Interpretin des reli­giösen Gewinnes aus dem Zusammenbruch. Ne­ben Zeitromanen findet auch polemische Li'era- tur gegen Deutschland Anklang. Von den exilier­ten deutschen Dich'ern werden besonders Franz Werfel, Hermann Hesse und Stefan Zweig gele­sen, während von dem innerdeutschen Schrifttum Wiecherts ..Jerominkinde-' <*>« Goethelitera­tur gefragt sind.

Kulturelle Nachrichten

In seinen Stuttgarter Räumen, ScbetlingstraBe 9, veranstaltet der württembergische Kunstverein vom 4.25. März 1951 eine AusstellungEugen Stammbach zum 75. Geburts­tag, Ölgemälde. Öffnungszeiten werktags von 1017 Uhr. sonntags von 1113 Uhr.

Der frühere Leiter des Staatlichen Gesund­heitsamtes Tübingen Medizinalrat Dr. Hoff- mann, der eine längere Sonderausbildung in Tropenmedizin in England mitgemacht hat, ver­läßt am Montag zusammen mit seiner Familie seine Heimat, um in einem Missionskrankenhaus in Nigeria (Westafrika) als Missionsarzt tätig zu sein.

Für den Bücherfreund

Beiträge zur württembergischen Apotheken­geschichte. herausgegeben von Armin Wank- m ü I 1 e r Nürtingen. Band I. Dez. 1950. Heft 1. *1 S mit 3 Karten 3.30 DM. Abonnement 3 DM.

Die Apotheke bildet einen so bedeutsamen Be­standteil unseres Kulturlebens, aus ihrem Schoße sind so viele hervorragende Männer her­vorgegangen, welche Träger wurden von wissen­schaftlichen Erkenntnissen und wirtschaftlichen Fortschritten, daß eine möglichste Vertiefung unseres Wissens um die Geschichte dieser Insti­tution von hohem Werte ist. Gleich das erste Heft der von dem jungen, tatkräftigen Pharma­ziehistoriker Armin Wankmütler herausgegebe­nen neuen Reihe zeugt davon, wieviele ungeho­bene Schätze auf diesem Gebiete noch in den Archiven vergraben oder in ephemerer Literatur verstreut sind, daß sich eine sinngemäße Aus­wertung als überaus lohnend erweist. Das vor­liegende Heft bringt die folgenden Aufsätze: Aus der Geschichte der württembergischen Apo­theken im 16 und 17. Jahrhundert (Wankmüller) Die Geschichte der Calwer alten Apotheken bis 1700 (Rheinwald) Zur Geschichte der Klo­sterapotheke in Weingarten/Württ (Braun). Eine Bibliographie der württembergischen Apo- thekengeschichte für das Jahr 1949 und einige kleinere geschichtliche Notizen beschließen das velseitige Heft. Wir wünschen der neuen Reihe ein kräftiges Aufblühen im Rahmen eines reichen Interessentenkreises.