Der „Grand Canal d’Alsace“
Droht die Versteppung der Oberrhein-Ebene?
(Md.) Ara 1. April 1952, in vierzehn Monaten also, wird die erste Turbine des Kraftwerkes Ottmarsheim im Elsaß mit einer Leistung von 53 000 PS laufen, die zweite Staustufe des „Grand Canal d’Alsace“ wird damit wie die erste zwischen Kembs und Hüningen dem Schiffsverkehr übergeben werden können und den alten Vater Rhein ein Stück mehr zu einem unnützen trägen Rinnsal machen, das allenfalls gut ist, die Abwässer der schweizerischen Rheinstadt an der Grenze, Basel aufzunehmen oder einen etwaigen Überdruck im Rheinseitenkanal ausgleichen zu helfen.
Der Dornröschenschlaf in dem die vielen kleinen elsässischen Rheinstädtchen zwischen Basel und Straßburg heute noch liegen, ist für Hüningen. Kembs und Ottmarsbeim. die südlichsten, schon längst vorüber Für die nördfch davon liegenden ist er zeitbegrenzt: je weiter der Kanal von Staustufe zu Staustufe wächst, setzt er ihm ein Ende. In Ottmarsheim der großen Baustelle, hat die Elec- tricite de France (EDF), die große französische Elektrizitätsgesellschaft die den Kanal baut, zwischen der Stadt und dem Rhein eine Siedlung entstehen lassen, in der die allein beim Kraftwerk Ottmarsheim beschäftigten rund 5000 Arbeiter mit ihren Familien untergebracht sind Der Besucher darf diese aus schmucken Einfamilienhäusern bestehende Siedlung — wie auch das Kraftwerk selbst — nur von der Peripherie her bestaunen Große Schilder in französischer Sprache verwehren den E’ntritt und verbieten das Photographieren Der Pförtner, den man fragt, weist in elsäss ; scher Mundart darauf hin, daß selbst Verwandte das Werk nicht besichtigen dürfen; wegen der Unglücke, die bisher passiert se'en, und wegen der Werkspionage Hier wurden im vergangenen Jahr fast 320 000 Kubikmeter Beton für die Schleusenanlagen und den Kraftwerksaushub verbraucht, insgesamt werden für die eine Schleusenanlage etwa 700 OOQ Kubikmeter Beton nötig sein. Modernste Mittel, wie zum Beispiel die Bucyrus-Baggermaschinen, die allein jeweils 700 Arbeitskräfte ersetzen sind eingesetzt. Eine Verschiebung von 18 Millionen Kubikmetern Erde ist nötig, um die 16 Kilometer lange Staustufe zwischen den Kilometersteinen 180 und 195 auszugraben Die beiden großen Schleusen von Ottmarsheim, die eine Schiffahrt ermöglichen werden, sind 180 Meter lang und 23 beziehungsweise 12 Meter breit. Der Wasserspiegel des großen Zulaufund Schiffahrtkanals wird 131 Meter breit sein, also etwa 2 Meter breiter sein als der Suezkanal; an se'ner Sohle, die etwa sieben Meter tiefer liegt, wird die Breite noch 80 Meter betragen Das Rheinwasser schließlich — und dabei geht es bei der ganzen Anlage —, das durch den Zulaufkanal nach dem Kraftwerk Ottmarsheim geschieußt wird, wird mit einem Gefälle von 16,4 Metern durch vier Turbinen gejagt, von denen jede m ; t einer Gechwindigkeit von 93 Touren in der Minute 53 000 PS leisten soll. Die an die Turbinen angeschlossenen Wechselstrommaschinen leisten 12 000 Volt bei einer Erzeugung von 39 000 kWA Die jährliche Produktion des Gesamtwerkes 9oIl rund 1 Milliarde Kilowattstunden Strom betragen.
Die andere Seite
Die westdeutsche Presse hat schon mehrfach über den Bau dieses Kanals berichtet, jedoch immer nur unter dem Gesichtspunkt einer „Demontage des Oberrheins“, die die ganze oberrheinische Landwirtschaft ruinieren werde Dabei wurde häufig übersehen, daß die Versteppung des rechten badischen. Rheinufers auch das linke betrifft und daß sie auf die sogenannte „Tullasche Rheinkorrektion“ vor hundert Jahren zurückzuführen ist. Diese Korrektion machte aus dem früheren Rheindelta, das das Gebiet versumpfen ließ, einen einzigen Flußlauf und verkürzte den
Rhein um etwa hundert Kilometer. Die dadurch um 30 vom Hundert gesteigerte Stromgeschwindigkeit verursachte eine stärkere Erosion, die den Grundwasserspiegel ständig sinken und auf der linken Seite allein etwa 10 000 Hektar Land versteppen ließ. 78 vom Hundert des Ertrages gingen dadurch verloren. Die sich 1890 bereits zusammenschließenden Rheingemeinden forderten die ebenfalls von Tulla erwogenen Bewässerungsanlagen, die bisher nicht gebaut werden konnten Hier erst kommt der „Grand Canal d’Alsace“ in das Blickfeld der Erwägungen Sämtliche Pläne, die sich bis 1914 mit dem Bau von Bewässerungsanlagen beschäftigten, erwiesen sich als zu kostspielig und erhielten erst mit der Gewinnung von Kraftstrom durch Wasserkraft ein anderes Gewicht Sie konnten jedoch nicht ausgeführt werden, weil der Versailler Friedensvertrag eine von Frankreich geforderte Bestimmung enthielt, daß Deutschland auf der rechten Rheinseite weder einen Seitenkanal bauen, noch Ableitungen unternehmen oder zulassen dürfe Nach Artikel 358 des Vertrages hat Frankreich dagegen das Recht, zu jedem Zweck Wasser aus dem Rhein zu entnehmen und auf dem deutschen Ufer alle für die Ausübung dieses Rechts erforderlichen Arbeiten durchzuführen Die Hälfte des Wertes der tatsächlich gewonnenen Kraft muß entweder in Geld oder in Kraft vergütet werden. Der errechnete Ertrag soll, falls eine Vereinbarung nicht zustande kommt, durch einen Schiedsspruch bestimmt werden, die Ausübung dieser Rechte soll weder die Schiffbarkeit beeinträchtigen, noch die Schiffahrt schädigen.
Das Gesamtwerk Von 1929 bis 1932 wurde auf Grund dieser Bestimmungen der erste Teil dieses Riesenprojektes die Staustufe von Hüningen bis Kembs fertiggesteilt 1945 hat Frankreich die Wahrnehmung der deutschen Interessen am Oberrhei n übernommen. Die Vereinigten S’aaten stellten 30 Millionen Dollar und einen großen Maschinenpark zur Weiterführung der Arbeiten zur Verfügung. Bereits im Sommer 1848 wurde mit dem Ausbau der zweiten
Stufe von Kembs bis Ottmarsheim begonnen. Die Leistung des Werkes Ottmarsheim zusammen mit der Leistung des Kembser Werkes könnte den Bedarf beispielsweise des ganzen Landes Baden decken Im Rahmen einer euro- pä sehen Verbandswirtschaft, wie sie zum Teil schon jetzt besteht, würde eine jährliche Produktion der geplanten Staustufen bis Stiaß- burg von vier Millionen Kilowattstunden die Kapazität der europäischen Energieversorgung wesentlich erhöhen. Die EDF würde gleichzeitig zum größten Stromproduzenten Europas
Die deutschen Bedenken gegen den Bau des Kanals befassen sich nur mit der bereits erwähnten Versteppung der oberrheinischen Landschaft und mit Fragen der Schiffahrt Aber selbst im letzten Punkt sind die Meinungen geteilt. Die Hafenbautechnische Gesellschaft in Karlsruhe, die kürzlich eine Tagung abgehalten bat. stellte sich demgegenüber auf den Standpunkt, daß eine Großschiffahrt nach Fertigstellung des Kanals nicht mehr möglich sei. Ebensowenig könnten sich Umschlag- und Industrieanlagen auf dem rechten Rheinufer ansiedeln oder entwickeln In Straßburg ist man, besonders was den ersten Einwand betrifft, anderer Meinung. Der Generalsekretär des autonomen Straßburgers Hafens erklärte dem Schreiber dieser Zeilen, daß bei einem durchgehenden Kanal von Straßburg bis Basel Schlepper mit fünf bis acht geladenen Kähnen ohne Schwierigkeiten passieren könnten, während es heute, je nach dem Wasserstand schwierig sei, nr't zwei leicht geladenen Kähnen bis Basel durchzukommen
Die Versteppung ist auch auf der elsässischen Seite eingetreten. Auch hier sind Bewässerungsanlagen nötig, und die auf der elsässischen Seite zusammengeschlossenen Gemeinden, denen wie den Deutschen die Entnahme von Wasser für Bewässerungsanlagen verboten ist, haben gerade jetzt nach einem Prozeß mit der EDF einen Vergleich erwirkt. In Straßburg ist man im einen wie im anderen Falle optimistisch. Das großartige Projekt, so meint man, werde zwar auch in Zukunft noch Opfer fordern, aber man sehe nicht ein, weshalb nicht wie in so vielen Dingen ein Weg gefunden werden sollte, der den Bauern ihr Wasser für die Bewässerung und den Kraftwerken das ihre für die Stromproduktion geben würde.
Der umstrittene Fossm in
Eine Stellungnahme der Kinobesitzer
HERFORD. Vor Anlaufen des Forstfilms die „Sünderin" erklärte das Vorstandsmitglied des Verbandes der Filmtheaterbesitzer, es scheine den meisten Besuchern nicht bekannt zu sein, daß eine Finanzierung der Filmproduktion nur möglich sei, wenn über die Streifen lange vor ihrer Fertigstellung Verträge abgeschlossen würden, die von einem Finanzierungsinstitut genau so diskontiert würden wie ein Wechsel. Auf Grund der fehlenden Bargelder müsse die Produktion auf das sogenannte „Btad- und Blockbuchen" zurückgreifen. Es bestehe für die Kinobesitzer daher keine Möglichkeit mehr, von einem derartigen Filmvertrag zurückzutreten, ohne sich schadenersatzpflichtig zu machen. Die „Sünderin“ sei als „ethisches Frauenschicksal“ angekündigt worden und habe eine Bundesausfallbürgschaft erhalten. „Wir müssen es ablehnen“, so sagte der Vorsitzende, „daß sich die Kritik jetzt gegen uns richtet, statt sich an diejenige Adresse zu wenden, die es angeht“; es sei verwerflich, einen genehmigten und zensierten Film durch den „Terror der Straße“ abwürgen zu wollen. Dagegen habe jeder Staatsbürger das demokratische Recht, den Film durch einen Besuch anzuerbennen oder durch Nichtbesuch abzulehnen.
Wie in verschiedenen anderen Städten machten auch in Herford Stadtverwaltung und Stadtjugendrihg Bedenken gegen die Aufführung der „Sünderin“ geltend. Der Besitzerder Herforder Wittekind-Lichtspiele entschloß sich zu folgender Kompromißlösung:" immer dann, wenn in dem Streifen Szenen kommen, die als „anstößig und demoralisierend“ betrachtet werden könnten, läßt er eine Klappe vor den Vorführapparat fallen. Wenn die anstößigen Szenen vorbei sind, wird die Klappe wieder hochgezogen.
Fernmeldesäulen
BONN. Vom 1. März an werden auf der Autobahn Köln-Frankfurt am Main Fernmeldesäulen in Betrieb genommen, gab das Bundesverkehrsministerium bekannt. Die Säulen, die in einem Abstand von etwa drei Kilometer aufgestellt werden und allen Verkehrste ; Jn-- h- mern zur Verfügung stehen, können nur für Notrufe zur nächstgelegenen Straßenmeisterei benutzt werden.
Keine Grußpflicht
Biauweiße „Riickspiegelungen“
Verstärkte Auflösungserscheinungen der Bayernpartei
Seit die neue bayerische Regierung steht, fallen selbst älteste Säulen der Bayernpartei um und zwar gleich reihenweise. Mit den Absplitterungen von der Bonner Bayernpartei- Fraktion fing vor Monaten der Auflösungsprozeß im überspitzt partikularen Lager an und in den iieimatrehen Gefilden eilt er jetzt seinem dramatischen Höhepunkt entgegen. Etwa ein Drittel der in den neuen Landtag gewählten 39 Abgeordneten der Bayernpartei wartet offenbar nur auf das richtige Startzeichen, um im hohen Hause an der Isar neue wärmende Nistplätze aufzusuchen Denn es weht eine gar eisige Luft im Reiche der ungezügelten, überhitzten Autochthonen, deren Anführer Dr. Baumgartner fahrlässig durch die engen Ventile des Wahlkampfes allzu schrille, alle Welt vergrämende partikularistische Pfiffe von sich gegeben hatte Aber bevor noch die Würfel über die sich deutsch ankündigenden interfraktionellen Umgruppierungen zum Hauptvorteil der CSU hinter den dicken Mauern des Maximilianeums gefallen sind, haben bereits älteste Kämpfer der Bayernpartei, denen kein Parlamentssitz zuteil wurde, in hellen Scharen das „Sammelbecken aller aufrechten Bayern“ verlassen, nicht ohne zuvor nach neuen Ufern Ausschau gehalten zu haben Diese Ufer sind freilich steinig und unfruchtbar. „Rückspiegelungen“ nennt man diesen politischen Vorgang, der durch den miß
glückten Sprung des Partei Vorsitzenden Dr. Baumgartner auf den seit langem freien Sitz eines Geschäftsführers des Bayerischen Bauernverbandes nur forciert wurde. Leute mit Akrobatenhumor stellen diese „Nummer“ so dar, als ob Hundhammer und Schaffer dem Josef Baumgartner diesen begehrten, auch finanziell attraktiven Stuhl hingehalten hätten, während Horlacher und S c h ö g 1 im letzten Moment den Sessel wieder wegzogen. Der Plan Hundhammers, so sagt man, mit Hilfe Baumgartners den Bauernverband mit seinen 750 000 Mitgliedern zu einem Reservoir aller partikular-konservativ- christlichen Kräfte auszubauen und gleichzeitig die Bayernpartei Männern wie L a 11 i n- ger und Fischbacher hoffnungslos auszuliefern, schlug fehl. Bei einem Schögl und Horlacher ist nun einmal die Freude über die Heimkehr und Bekehrung eine Sünders nicht größer als die über hundert Gerechte.
Inzwischen rüstet man sich in aller Stille bei der CSU und ihrer Landtagsfraktion, die „verlorenen Söhne“ auf biblische Weise mit offenen Armen aufzunehmen. Wenn dieser interfraktionelle Erdrutsch gelungen ist, wird freilich der weißblau betonte oder auch überbetonte Hundhammer-Flügel eine merkliche Stärkung erfahren, eine Entwicklung, die vielleicht die CSU zu einem gewissen Kurswechsel ver leiten könnte. -t-
BONN. Es bestehe für Angestellte des Bundeshauses keinerlei Grußpflicht Bundestagsabgeordneten gegenüber, erklärte der Bundestagspräsident Dr. Ehlers im Bundestag. Er dementierte damit Meldungen, denen zufolge eine Vorschrift für alle Bundeshausangestellten bestehe, Abgeordnete zu grüßen. Nur wo es sich um Bekannte und Freunde handele, erfordere die Höflichkeit, daß man sich grüße, sarte Ehlers.
Papst Pius XII. feiert heute seinen 75. Geburtstag und 12. Jahrestag seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche Foto AP
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Der Sternen h'Himel im März
Für den Sternbeobachter sind die Nächte der ersten Märzhälfte am günstigsten, da Vollmond erst am Freitag, dem 23 März, ist. Dieser Tag muß also Karfreitag sein, denn nach alter Vereinbarung wird der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond als Osterfest gefeiert. Am 21. März, um 11.26 Uhr. kommt die Sonne in den Frühiingspunkt, d. h also in das Tierkreiszeichen „Widder“, wo sich Sonnenbahn und Himmetsäquator schneiden. Vom Fnühiingsbeginn bis zur Sommersonnenwende. verlaufen nun die Sonnenbögen von Tag zu Tag immer nördlicher vom Himmelsäquator, bis sie am Wendekreis des Krebses Ihren größten Umfang haben.
Bei Einbruch der Dunkelheit strahlt am Abendhimmel einsam die silberne Venus, deren S’chtbarkeitsdauer bis auf 3 Stunden anwächst. Ihre beiden „Partner“, mit denen sie im Februar ein „inniges Zusammentreffen“ hatte, haben sie nun verlassen: Jupiter wird durch das Licht der Sonne (Konjunktion) über- srtahit und Mars bleibt in der hellen Abenddämmerung unsichtbar. Nur Saturn, der am 20. März der Sonne gegenübersteht (Opposition) und folglich die ganze Nacht über beobachtet werden kann, leistet der „einsamen Schönen“ Gesellschaft. Unser Hauptinteresse gilt diesmal unserem „Kleinen“, für den sich vom 26. März bis etwa 10. April eine Auffindung am Himmel als besonders günstig erweist, und zwar am Abendhimmel zwischen' Widder und Fische. Merkurs Untergangsdifferenz zur Sonne wächst bis auf l’/t Stunde. Erst am 16. September und dann noch einmal am 17. Dezember ist der „Schnelläufer“, diesmal sm Morgenhimmel, relativ leicht zu entdecken.
Im Verlauf des März verändert sich gegenüber dem Jahresbeginn der Anblick des nächtlichen Himmels grundlegend, denn die „Win- terstembilder“ neigen sich nun mehr und mehr nach Westen, um von den Frühlingsbil
dern abgelöst zu werden. Im Tierkreis, wo Ende Februar die Zwillinge ihre höchste Stellung überschritten hatten, beherrscht als typisches Frühlingsbild der Löwe die Märznächte. In seiner markanten Form erkennt man deutlich Kopf und Rumpf eines liegenden Wesens, obwohl die Sternbilder grundsätzlich nicht als Abbilder gedeutet werden dürfen, da sie für die Alten ausschließlich Symbolwert hatten. Regulus (Königstern), der genau auf dem Tierkreis liegt und Deneboia (der kleine Schwanzstern) sind die hellsten Sterne im Löwen Zwischen diesem und dem großen Bär findet sich eine Menge von regellos verteilten Sternen d : e das Bild „Haar der Berenike“ (astr. = Koma) bilden. Von den antiken Bildern ist es das zuletzt benannte, das der Astronom Konon von Samos ein Freund des Ardvmedes (gest. 235 v C.) zu Ehren der ägyptischen Königin Berenike aus einem Haarbüschel des Löwen zur „Locke der Berenike“ umtaufte Den Anlaß dazu gab ein Gelübde der Königin, die ihre Haare den Göttern opfern wollte, wenn ihr Gatte unversehrt aus dem Kriegszug in Syrien heimkehrte, was auch geschah. — In diesem Büde „Koma“ erschlossen amerikanische Riesenteleskope auf einer Fläche von rund 1,7° Durchmesser 800 Spiralnebel, also Weltensysteme nach Art unseres Milchstraßensystems mit Myriaden von Sonnen.
Im Dienste Eichendorffs
Bestandsaufnahme und Aktivierung schlesischen Kulturgutes
Auf Einladung der Kulturstelle Schlesien trafen sich schlesische Künstler und Schriftsteller zu Rundgesprächen in Wangen (Allgäu), um die Möglichkeiten einer Aktivierung des reichen schlesischen Kulturgutes für ganz Deutschland zu erörtern. München erstellt ein „Haus des deutschen Ostens“ als ostdeutsche Kulturzentrale. Der Wiederaufbau einer Gustav-Freytag-Gesell- schaft und die Einrichtung eines Gustav-Frey- tag-Museums, die Neugründung der Eichendorff- Stiftung und Herausgabe des Eichendorff-Jahrbuches, die Durchführung einer Bibliographie
des deutschen Ostens, die Sicherstellung des Her- mann-Stehr-Nachlasses, die Ermittlung des ostdeutschen Volksliederbestandes, die Sammlung aller musikgesehichtlichen Denkmäler jenseits der Oder-NeißeGrenze, die Wiederaufbau einer Eichendorff-Bücherei, die Bestandsaufnahmeder schlesischen Kunstdenkmäler, die Unterstützung der Grundlagen-Forschungsarbeiten des Mar- burger Herder-Instituts und der Veröffentlichungen des Göttinger Arbeitskreises, die Förderung der Werke lebender schlesischer Dichter, Komponisten, Schriftsteller und bildender Künstler standen im Mittelpunkt der „Wangener Gespräche", die durch die treffliche örtliche Organisation und die überlegene Leitung des oberschlesischen Dichtervaters Schulrat Schodrok und des Schriftstellers Rakette sowie die Teilnahme von Autoren wie Willibald Köhler, Arnold Ulitz, Alfons Hayduk, Hans Niekrawietz und des Musikwissenschaftlers Professor Strecke schöne Erträge erbrachten. Durch die Anwesenheit des früheren oberschlesischen Landeshauptmanns Woschek, die tätige Unterstützung des Wangener Landrats Dr. Münch und des früheren Oppelner, heute Wangener Buchhändlers Carl Ritter, der e'ne reich ausgestattete schlesische Buchausstellung zeigte, und schließlich durch einen überraschend stark besuchten schlesischen Dichterabend wurde das Treffen zu einem weit über Schwaben hinausreichenden Bekenntnis zur geistigen Welt Schlesiens, die seit Jahrhunderten lebendiger Bestandteil des gesamtdeutschen Kulturgutes ist. H. Sch.
Welche Deutschen liest Frankreich?
Die lebhafte französische Diskussion um die Existentialphilosophie hat die Auflagen der Übersetzungen philosophischer Werke von Jaspers und Heidegger ln Frankreich stark anstei- gen lassen. Daneben werden Autoren wie Reinhold Schneider und Karl Barth stark beachtet. Elisabeth Langgäßer gilt als Interpretin des religiösen Gewinnes aus dem Zusammenbruch. Neben Zeitromanen findet auch polemische Li'era- tur gegen Deutschland Anklang. Von den exilierten deutschen Dich'ern werden besonders Franz Werfel, Hermann Hesse und Stefan Zweig gelesen, während von dem innerdeutschen Schrifttum Wiecherts ..Jerominkinde-' <*>« Goetheliteratur gefragt sind.
Kulturelle Nachrichten
In seinen Stuttgarter Räumen, ScbetlingstraBe 9, veranstaltet der württembergische Kunstverein vom 4.—25. März 1951 eine Ausstellung „Eugen Stammbach zum 75. Geburtstag, Ölgemälde“. Öffnungszeiten werktags von 10—17 Uhr. sonntags von 11—13 Uhr.
Der frühere Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Tübingen Medizinalrat Dr. Hoff- mann, der eine längere Sonderausbildung in Tropenmedizin in England mitgemacht hat, verläßt am Montag zusammen mit seiner Familie seine Heimat, um in einem Missionskrankenhaus in Nigeria (Westafrika) als Missionsarzt tätig zu sein.
Für den Bücherfreund
Beiträge zur württembergischen Apothekengeschichte. herausgegeben von Armin Wank- m ü I 1 e r Nürtingen. Band I. Dez. 1950. Heft 1. *1 S mit 3 Karten 3.30 DM. Abonnement 3 DM.
Die Apotheke bildet einen so bedeutsamen Bestandteil unseres Kulturlebens, aus ihrem Schoße sind so viele hervorragende Männer hervorgegangen, welche Träger wurden von wissenschaftlichen Erkenntnissen und wirtschaftlichen Fortschritten, daß eine möglichste Vertiefung unseres Wissens um die Geschichte dieser Institution von hohem Werte ist. Gleich das erste Heft der von dem jungen, tatkräftigen Pharmaziehistoriker Armin Wankmütler herausgegebenen neuen Reihe zeugt davon, wieviele ungehobene Schätze auf diesem Gebiete noch in den Archiven vergraben oder in ephemerer Literatur verstreut sind, daß sich eine sinngemäße Auswertung als überaus lohnend erweist. Das vorliegende Heft bringt die folgenden Aufsätze: Aus der Geschichte der württembergischen Apotheken im 16 und 17. Jahrhundert (Wankmüller) — Die Geschichte der Calwer alten Apotheken bis 1700 (Rheinwald) — Zur Geschichte der Klosterapotheke in Weingarten/Württ (Braun). — Eine Bibliographie der württembergischen Apo- thekengeschichte für das Jahr 1949 und einige kleinere geschichtliche Notizen beschließen das v’elseitige Heft. — Wir wünschen der neuen Reihe ein kräftiges Aufblühen im Rahmen eines reichen Interessentenkreises.